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No. 37. PAPIER-ZEITUNG. 1055 Siebcylinder-Maschinen. Schweinfurt a. M., 2. Mai 1892. Bezüglich der Bemerkung in Nr. 35, Seite 998, möchte ich darauf hinweisen, dass durch die Vereinigung von 2 — 4 Cylin- dern sehr grosse Geschwindigkeit bei gleichförmiger Durchsicht des Papiers erzielt wird, wie dies schon früher in verschiedenen Artikeln der Papier-Zeitung (z. B. Seite 1344, Jahrg. 1885, Seite 38, Jahrg. 1887, Seite 784, Jahrg. 1887) mehrmals angeführt wurde. Was die Grösse der Cylinder anbelangt, so findet man äusser dem am meisten üblichen Durchmesser von 730 mm auch solche mit 860 und mit 1000 mm Durchmesser. Wenn auch grosse Cylinder etwas schwerer werden, so steht doch deren Ausführung nichts entgegen, da man zum Ausheben der Cylinder Laufkrahne und Flaschenzüge hat, und diese Manipulation wenig vorkommt. Meh rere erfahrene Praktiker, die mit mehrcylindrigen Maschinen arbei teten (auch der verstorbene Wolzenburg), haben aber eine Ver grösserung des Cylinderdurchmessers nicht für nöthig erachtet, die später gelieferten Maschinen wieder mit den gewöhnlichen kleinen Cylindern bestellt und die Ausführungsweise genau wieder wie bei den bereits erprobten Maschinen gewünscht. Ludwig Seidler, i. F. C. Joachim & Sohn. Quantitative Bestimmung der gasförmigen schwefligen Säure. Eine in den Sulfitstoff-Fabriken selten ausgeführte, aber für den regelmässigen Betrieb der Laugen-Abthei I ung sehr werthvolle chemische Untersuchung ist die Bestimmung der durch die Gas leitungen gehenden schwefligen Säure. Die Ausführung der Unter suchung giebt, besonders wenn sie regelmässig erfolgt, ein Mittel an die Hand, sich jederzeit von der erzeugten Menge schwefliger Säure zu vergewissern und dadurch sowohl die Ausgiebigkeit und die Ausnutzung der Schwefelrollstoffe (Pyrite oder Rohschwefel) und die Absorptionsfähigkeit oder Leistungsfähigkeit der Laugen apparate, sowie die richtige Führung der Oefen und den guten Zustand derselben und der Gasleitungen zu überwachen; sie kann nach dem Gewichte und nach dem Volumen geschehen. Die Bestimmung nach dem Gewichte ist die einfachere und geschieht wie die der schwefligen Säure in den Kochlaugen mit Jodlösung. Es handelt sich hier nur darum, die aus der Leitung entnommene Gasmenge zu messen, wozu man den in Fig. 1 abge bildeten Apparat benutzt, der leicht zu man selbst zusammenstellen kann. Fig. 1. handhaben ist, und den Zwei Kochflaschen oder sonst zwei ge eignete Glasflaschen A und B mit doppelt durch bohrtem Kork werden durch ein Glasrohr m so miteinane I er verbunden, dass m weder in A noch in B in die Flüssigkeit taucht. In A befindet sich eine zweite Glas röhre n mit nahe zum Boden herabgehender Spitze. Mit Hilfe eines Gummistopfens ist diese Röhre bei c luftdicht in die Gasleitung G eingesetzt. In B befindet sich noch der Heber o, der vor der Operation angesaugt und dann durch einen Quetsch hahn p abgeschlossen wird. B selbst ist mit Wasser gefüllt, A etwa zur Hälfte mit Wasser und mit einer abgemessenen Menge Normal-Jodlösung unter Beifügung von Stärkekleister. Ist der Apparat soweit in Ordnung, so öffnet man den Quetschhahn p; es läuft Wasser aus B aus, das aufgefangen und gemessen wird, und gerade so viel Gas ist durch C in A eingesogen worden. Man lässt nun unter beständigem Umschütteln von A so lange fliessen, bis die blaue Flüssigkeit darin farblos geworden ist. Hat man x ccm Jodlösung zugegeben und sind y ccm Wasser aus geflossen (also ebensoviel Gas in A eingesogen), so enthielten diese y ccm Gas x . 0,0032 g schweflige Säure (SO); das sind x 0 0032 100 • —’ pCt., bei Anwendung von 1o Normal-Jodlösung (bei 1o Normal-Jodlösung = 100 . X •°00032 pCt.). Es ist rathsam, die Verbindungsröhrenm und n möglichst kurz zu Iten, damitihr Kubikinhalt der ausgeflossenen Wassermenge gegen ¬ über sehr klein ist und die Genauigkeit des Ergebnisses nur wenig beeinflussen kann. Beobachtet man bei der Untersuchung auch die Zeit, die erforderlich war, um die Flüssigkeit in A zu ent färben, so erfährt man aus dem Mittel von mehreren Versuchen innerhalb eines gewissen Zeitraumes, z. B. 24 Stunden, einerseits, wieviel schweflige Säure das verwendete Material (Pyrit oder Schwefel) geliefert hat, anderseits, wieviel Lauge daraus herge stellt sein müsste, wieviel also nutzbringend verarbeitet wurde und wieviel verloren ging. Die Bestimmung des Volumens geschieht mittels einer soge nannten Gasbürette, zweckmässig von der in Fig. 2 gezeigten Form. Die eigentliche Bürette ist A. Sie ist graduirt von 0—100 ccm und einige Grade von 0 abwärts und wird mit Gas gefüllt, indem man sie aus dem Gefäss F zu nächst voll Wasser fliessen lässt, den Hahn b schliesst, den ge öffneten Hahn a mit den Leitungs röhren in Verbindung setzt und nun b wieder solange öffnet, bis etwas über 100 ccm Wasser ausgeflossen, also über 100 ccm Gas eingeströmt sind. Man schiebt dann den Kautschuk schlauch q, der sich an F be findet, nachdem er ganz mit Wasser gefüllt ist, über den Hahn b und lässt soviel Wasser eintreten, bis der Theilstrich 0 erreicht ist, wonach genau 100 ccm Gas eingeschlossen sind. Aus diesem Gas absorbirt man nun die schweflige Säure durch Kalilauge, indem mau den Kautschukschlauch s der Flasche S mit b verbindet, b öffnet und an dem Mundstück r saugt, bis das in der Bürette befindliche Wasser auf eine kleine Menge reduzirt ist. Nun nimmt man S ab und taucht die Spitze von b in die Porzellan- schale P, in der sich die Kali lauge befindet, die durch den Luftdruck in die Bürette ein gepresst wird. Man schüttelt dieselbe gut um und setzt sie darauf durch den Hahn a mit dem Trichteraufsatz in Ver bindung, aus welchem ein dem absorbirten Gas entsprechendes Wasserquantum eintritt, das ab gelesen wird und so direkt die Volumprozente an schwefliger Säure angiebt. Ist die Hand habung der Gasbürette für den Anfänger auch etwas schwierig, und lässt sie sich auch zur Er mittelung der schwefligen Säure durch den erst beschriebenen Apparat unter Umrechnung der Gewichte an schwefliger Säure auf die entsprechenden Volumina ersetzen, so ist sie unersetzlich zum Nachweis und zur Bestimmung des so sehr schädlichen Sauer stoffs in den Ofengasen, den soviel als möglich zu vermeiden eine der Hauptbedingungen zur Herstellung guter Kochlauge und gyps- freier Cellulose ist, zur Vermeidung von Schwefelverlusten und von Verstopfungen der Laugen-Apparate und Leitungen. Das Verfahren ist das gleiche wie vorhin, und die Bestimmung wird mit einer und derselben Menge Gas vorgenommen, nachdem die der schwefligen Säure beendigt ist. Man notirt in diesem Falle den Theilstrich, der die Prozente, an schwefliger Säure angiebt, saugt von neuem mit der Flasche S die in der Bürette befindliche Flüssigkeit bis auf einen kleinen Rest aus und lässt nun, statt wie vorhin Kalilauge, eine Lösung von Pyrogallussäure in Kalilauge, die Sauerstoff absorbirt, eindringen. Nachdem gut umgeschüttelt und die absorbirte Gasmenge durch Wasser aus dem Trichter aufsatz ersetzt ist, kann man wieder direkt die Volumprozente Sauerstoff ablesen. Fig. 2.