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PAPIER-ZEITUNG. No. 36. Eispapier. Berlin, 23. April 1892. Der Berliner Lokal-Anzeiger brachte in seiner Morgen-Ausgabe vom 22. April folgende Warnung: Zur Warnung sei auf die folgende Gefahr hingewiesen: Man sieht seit einiger Zeit Visitenkarten, Hochzeitsgedichte usw. auf so genanntem »Eispapier« gedruckt, einem Papier, das mit weissen, glänzenden Kristallen getränkt und überzogen, von hübschem, ge fälligem Aeussern ist und seinen Namen der Phantasie des Erfinders verdankt, welcher die Kristalle denjenigen des Wassers ähnlich fand. Dass dieser neue Industrie-Artikel mehr berechnet ist, dem Erfinder Kapital einzubringen, als der Menschheit nützlich zu sein, ergab eine chemische Untersuchung desselben, die den schönen Kristall-Ueberzug des Papiers als ein Bleisalz, und zwar »zweidrittel essigsaures Blei oxyd « konstatirte. Dieses Salz ist stark giftig und darf in den Apotheken ohne weiteres nicht verabfolgt werden. Das Schädliche und Gefährliche dieser neuen Spielerei liegt auf der Hand. Der Kristallüberzug haftet nicht fest an der Unterlage, blättert sich sehr leicht los und kann sich auf diese Weise dem Essen und Trinken mittheilen. Bekommt ein Kind ein mit diesem Bleisalz getränktes Papier in die Hand, so führt es dasselbe in den Mund — es schmeckt süss, — und da dieses Bleisalz schon in kleinen Dosen giftig wirkt, so sind die Folgen bedenklichster Art. Eine solche Mittheilung muss so lange als werthlose Auffrischung alter Vorkommnisse gelten, als nicht gesagt ist, wo das giftige Eispapier gekauft, und von wem es untersucht wurde. Als das Eispapier (jetzt Atlaspapier) aufkam, wurde der schimmernde Ueberzug allerdings zum Theil aus giftigen Salzen bereitet. Seitdem hat man aber gelernt, dieselbe Wirkung auch mit ungiftigen Stoffen zu erzielen, und seit Erlass des Gesetzes über Verwendung giftiger Farben vom 5. Juli 1887 wird es angesichts der angedrohten hohen Strafen keinem Fabrikanten mehr einfallen, giftige Stoffe da zu verwenden, wo ihm gleich gut wirkende giftlose zur Verfügung stehen. Die Tagespresse sollte vermeiden, solch allgemein gehaltene und beweislose Verdächtigungen gegen einen Industriezweig auszusprechen, denn das Publikum lässt sich dadurch sofort beeinflussen. Dass vor stehende Mittheilung des Lokal-Anzeigers nicht von sachkundiger Seite herrührt, geht daraus hervor, dass das seit etwa 20 Jahren im Handel befindliche Eispapier darin als »neue Spielerei« bezeichnet wird. Es wäre bedauerlich, wenn der Verbrauch dieses hübschen Er zeugnisses unter dem Einfluss der vorstehenden, wahrscheinlich auch von andern Zeitungen übernommenen Warnung Schaden litte. N. * $ * . i Inzwischen hat die Firma Friedheim & Sohn in Berlin 0. dem Lokal-Anzeiger eine Aufklärung zugehen lassen, welche in der Ausgabe vom 29. April zum Abdruck kam: »Die Herstellung von Eispapieren und Eiskartons erfordert nicht die Verwendung von Bleisalzen oder giftigen Substanzen, sondern lässt sich auch durch vollständig unschädliche Substanzen erreichen. Die Verwendung giftiger Mittel zur Herstellung der Eiskristalle wird jeder gewissenhafte Fabrikant vermeiden: dieselbe ist auch genau so strafbar wie die Verwendung von Giftfarben für glacirte Papiere und Karton- papiere. Die Gefahr, dass von einzelnen Personen aus Eigennutz in gewissenloser und strafbarer Weise schädliche Substanzen verwendet werden, liegt bei einer Unzahl von Erzeugnissen der Industrie und des Handwerks vor. Diese Gefahr ist aber bei der Herstellung von Eis papier und Eiskarton nicht grösser als bei anderen Sachen.« Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches. welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Ordner für Bausachen. In der Art der doennecken’schen Briefordner hat die Firma F. Soennecken’s Verlag in Bonn eine neue Sammelmappe hergestellt, deren steife Registerblätter folgende Bezeichnungen tragen: 1 Abbruchs-Arbeiten 2 Erd-Arbeiten 3 Maurer-Arbeiten, Arbeitslohn 4 Maurer-Arbeiten, Materialien 5 Asphalt-Arbeiten 6 Steinmetz-Arbeiten 7 Zimmer-Arbeiten 8 Staaker-Arbeiten 9 Schmiede- und Eisen-Arbeiten 10 Dachdecker-Arbeiten 11 Klempner-Arbeiten 12 Tischler-Arbeiten 13 Schlosser-Arbeiten 14 Glaser-Arbeiten 15 Stuck-Arbeiten 16 Anstreicher- und Tapezierer- Arbeiten 17 Ofen- und Heizanlagen 18 Beleuchtungs- u.Wasseranlagen 19 Bauführungskosten 20 Insgemein 21 ist frei für beliebige Aufschrift. Briefe, Voranschläge und Rechnungen werden sofort an den ihnen zugewiesenen Platz gelegt und bei Bedarf daher auch rasch gefunden. Der Ordner gewährt den grossen Vortheil, dass die Unternehmer und Leiter von Bauten alle auf einen bestimmten Bau bezüglichen Schriftstücke zusammenhalten und rasch über sehen können. Die Grösse der mit Marmorpapier überzogenen Mappe ist 27 : 36,5 cm. Schreibebücher mit unverschiebbaren Löschblättern sind ein zweckmässiges Schulbedarfs - Erzeugniss der Firma Ferd. Asheim in Berlin C.,’Neue Grünstrasse 32. Am oberen inneren Rande des Vorder- und des Rück deckels ist je ein Löschblatt mittels eines Streifens von dünnem, zähem Hanfpapier befestigt. Während des Schreibens werden die Löschblätter am besten nach oben herausgeschlagen (Fig. 1). Ist eine Seite, beispielsweise die rechte, vollgeschrieben, so wird das Löschblatt des linken Um schlagdeckels herunterge klappt (Fig. 2) und das abzutrocknende Blatt um gewendet, so dass die frisch beschriebene Seite auf das Löschblatt trifft. Zur Hand unterlage muss sich der Schüler eines besonderen Löschblatts oder eines Stückes Papier bedienen. Um die Einrichtung auch älteren Schreibheften an zupassen, welche mit der beschriebenen Löschvor richtung noch nicht ver sehen sind, werden ■ unver schiebbar zu befestigende Löschblätter (Fig. 3), welche mittels eines gum- mirten Papierstreifens an den Deckeln befestigt werden können, geliefert. Dass die Neuheit gegen über den lose im Buche liegenden Löschblättern Vortheile bietet, leuchtet ein. Die Firma Asheim hebt folgende Vorzüge hervor: 1. Die Löschblätter kön nen nicht verloren gehen. 2. Das hässliche Hervor stehen der Löschblattränder ist ausgeschlossen, wodurch F,p. die Gebrauchsdauer der Löschblätter ver längert wird. 3. Das Verwischen der Schrift durch das Löschblatt ist wegen der Scharnier führung desselben unmöglich. 4. Bei Durchsicht der Arbeiten findet der Lehrer rasch die zuletzt beschriebenen Seiten. Die Schreibebücher mit der vorbe schriebenen Vorrichtung sowohl, als auch die anzuklebenden Löschblätter sind als Gebrauchsmuster geschützt. Der übliche Einzelverkaufspreis von 10 Pf. für 1 Heft wird durch die Neuerung nicht erhöht. Normal-Papiere. Von der Firma A. J. Berens Nachf. in Brachelen, Rheinland, gingen uns Normalpapiere zu, welche bereits, den Bestimmungen der neuen Normalien entsprechend, mit Firma und Angabe der Normalklasse in Gestalt von Wasser zeichen versehen sind. Die Papiere sind rein weiss und haben empfehlendes Aussehen. Weitere Sondererzeugnisse der genannten Firma sind schwarze geglättete Nadelpapiere und schwarze stumpfe Papiere zum Ein hüllen photographischer Trockenplatten, die ebenfalls in guter Ausführung vorliegen. Die Niederlande bezogen von Deutschland im Jahre 1891 für 1 608 090 Gulden Papier, Tapeten, Pappen usw. und führten nacn dorthin aus für 128 000 Gulden.