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No. 36. PAPIER-ZEITUNG. 1027 die Schuld, dass seine Menschenkenntniss nicht hingereicht, die Unfähig keit des Mannes zeitig zu erkennen. Der Artikel von Herrn —m— in Nr. 16 enthält auch die Klage über zu hohe Gehälter der Werkführer. Hier verräth er seine volle Unkenntniss über den Werth eines tüchtigen Werkführers. Ich möchte Herrn —m— über die Hauptpunkte etwas aufklären, da Herr —m— dem Anschein nach in dieser Beziehung nicht die besten Erfahrungen gemacht hat. Ein Werkführer muss, abgesehen von den technischen Fachkenntnissen, die verlangt werden, nach oben vermittelnd und nach unten beruhigend wirken. Die Stellung ist ja hauptsächlich eine ver mittelnde, und deswegen sehr schwer auszufüllen. Dabei muss der Werkführer stets mit der grössten Gewissenhaftigkeit für das Gedeihen des Geschäfts besorgt sein. Ein solcher Mann wird sich nie an die Spitze eines Arbeiter-Komplotts stellen. Der Schluss des Artikes in Nr. 29 läuft auf eine Reklame für Compound- oder Verbund-Maschinen hinaus. Angenommen, die Maschinen entsprechen der Aussage des Herrn —m - : war dann eine solche Vor rede nöthig? Herr —m— ist dieser Meinung gewesen, hat sich nur im Text geirrt. Der Herr weiss wohl nicht, oder ahnt nicht mal, wie ver breitet die Papier-Zeitung nicht allein in Deutschland, sondern auch im Ausland ist. Wie beschämend solche traurige Selbstbekenntnisse für einen Deutschen im Ausland sind, lässt sich kaum ausdrücken. C. Hennefeld. Sulfitlauge. Watertown, N. Y., 20. April 1892. In Nr. 28 finden wir unter »Sulfitlauge« einige Berichtigungen von Herrn Dr. Adolf Frank, worin auch behauptet wird, dass unsere patentirte Säurenanlage »bis auf geringe nebensächliche Aenderungen eine Nachbildung des Frank’schen Laugenapparates« sei. Wir haben die grösste Hochachtung vor Herrn Dr. Adolf Frank sowohl in theoretischer, als auch in praktischer Hinsicht in unserem Industriezweige und studiren mit grossem Interesse die verschiedenen Aufsätze, die er in der Pap.-Ztg. erscheinen lässt. Jedoch erachten wir die Ansicht, dass unsere Säureanlage eine Nachbildung wäre, als un richtig. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass wir mit der Frank’schen Anlage in Europa gearbeitet haben, und dass uns die dabei gesammelten Erfahrungen beim Bau unserer Anlage zu Gute kamen. Die beiden Laugenapparate haben nichts anderes gemeinsam, als dass beide unter Druck arbeiten (nach unseren Patenten kann derselbe auch unter Vacuum arbeiten), und dass sowold Luft- als Wasserkühlung vorhanden ist. Jedoch unterscheiden sich unsere Detailkonstruktionen ganz gewaltig von den Frank’schen. Was Arbeitsweise und Anordnung des Bottichsystems anbelangt, so ist gar keine Aehnlichkeit vorhanden. Unser Bottichsystem besteht aus einem oberen Kalkmilchbottich, einem Absorptionskasten mit Riesel flächen und zwei darunter aufgestellten Säurebottichen, in welche ab wechslungsweise ilie gekühlten Gase eintreten. In einem Bottich wird die Säure fertiggestellt, während sich der andere Bottich mit halbfer tiger Säure füllt. Es findet konstanter Abfluss von Kalkmilch vom oberen Bottich durch die Absorptionskammer nach einem der unteren Säurebottiche statt, und die über die Rieselflächen fliessende Kalk milch absorbirt alle in den fertigzustellenden Säuren nicht absor- birten Gase (SO a ). Sobald die fertigzustellende Säure die gewünschte Stärke bat, ist der andere Bottich bis zu einem gewissen Grade mit halbfertiger Säure gefüllt, das Gas wird jetzt in diesen Bottich geleitet und die in dem anderen Bottich fertige Lauge nach dem gewünschten Platz fortgepresst. In dieser Weise wiederholt sich das Spiel, und die Anlage wird nicht zugestellt, um die fertige Lauge fortzuschaffen. Die Anlage läuft kon- tinuirlich, was wegen der grösseren Leistungsfähigkeit als grosser Vor theil anzusehen ist, und wir garantiren bei jeder von uns gebauten Anlage 20 000 Gallonen = 90 cbm Säure täglicher Erzeugung. Ferner bedürfen wir keiner Säurepumpe noch Rührer (Agitator), da her auch keiner Transmissionen. Der einzige rotirende Theil des Lau genapparates ist der Luftkompressor,, welcher bis zu gewissen Grenzen in beliebiger Entfernung aufgestellt werden kann; so ist z. B. bei der von uns zuerst gebauten Anlage die Entfernung zwischen Laugenapparat und Kompressor über 30 m. (Undeutlich geschrieben. D. Red.) Dass diese Anlagen zur vollkommenen Zufriedenheit arbeiten, erhellt aus beigeschlossenen Zeugnissen. Wir sind gegenwärtig damit be schäftigt, Pläne für 5 weitere Anlagen auszuarbeiten. Nach dieser Er klärung hoffen wir den Irrthum, dass unsere Anlage eine blosse Nach bildung mit geringen nebensächlichen Aenderungen der Frank’schen Anlage wäre, aufgeklärt zu haben. Wendler & Spiro. Strohpackpapier - Ver einigung. Die Mehrzahl der Strohpapier-Fabriken im Westen der Ver einigten Staaten von Amerika hatte sicli vor einigen Jahren zu einem Trust verbunden, musste denselben aber aufgeben, als solche Trusts durch ein Staatsgesetz als ungesetzlich erklärt wurden. Um denselben Erfolg ohne 'frust zu erreichen, ernannten 26 Fabriken dieser Art Herrn J. B. Halladay in Chicago zu ihrem alleinigen Verkaufs-Agenten, und neuerdings haben sich denselben noch 3 Fabriken angeschlossen. Auf diese Art hoffen die Be theiligten nach und nach die grosse Mehrheit der 58 westlichen Fabriken unter einen Hut zu bringen und die Preise zu halten. Braunholzpapier. Es sind kaum 15 Jahre verflossen, seitdem braunes Holzpapier mit Stroh- Schrenz- und ähnlichen billigen Packpapieren in einen siegreichen Wettbewerb trat, und trotzdem eine grössere Anzahl Braunholzpapier fabriken in schneller Aufeinanderfolge errichtet wurde, fehlte es nicht an lohnendem Absatz. Seit wenigen Jahren ist indessen eine Rückwärts-Bewegung einge treten, welche in den letzten Monaten so rasch fortschritt, dass im Augenblick, — einige Fabriken vielleicht ausgenommen — Auftrags mangel herrscht und ausserdem mit grossen Verlusten verkauft wird. Dieser Zustand hat sich noch dadurch verschärft, dass der niemals be deutende Export so gut wie ganz aufgehört hat. Die Schweden und Norweger haben unsere Auslandsmärkte vollständig erobert, und wer den sie für immer behalten, weil die ihnen zu Gebote stehenden natür lichen Hilfsmittel — billiges Holz, grosse und billige Wasserkräfte, See transport von der Fabrik an — in Deutschland nicht vorhanden sind. Die deutschen Braunholzpapierfabrikanten erzeugen z. Zt. mehr als Deutschland aufnehmen kann: sie leiden an Ueberproduktion. Sollte zum Ueberfluss noch hinzukommen, dass den Skandinaviern derselbe niedrige Zoll zugestanden wird wie den Oesterreichern, so vollzieht sich der vollständige Untergang der Braunholzpapierfabriken unfehlbar in sehr kurzer Zeit. Derselbe tritt aber auch ohne ein solches Zollzugeständniss ein, wenn die Fabrikanten sich nicht selbst heilsame Schranken auf erlegen. Welcher Art dieselben sein müssen, lässt sich mit zwei Wor ten ausdrücken: Weniger fabriziren! Sollten die Herren Braunholzpapierfabrikanten nicht geneigt sein, zu diesem bequemen Mittel zu greifen, ehe ihr schönes Geld auf Nimmer- wiedersehn dahin ist? Z. Wir sind gern bereit, Zuschriften gleichgesinnter Fabrikan ten, die uns unter »Braunholzpapier« zugehen, an den Einsender obiger Mittheilung zu senden. Expedition der Papier-Zeitung. Grosse Siebleistung. Es ist vollkommen richtig, dass die Qualität des Siebes den ersten Platz einnimmt, aber in zweiter Linie haben doch wohl die Personen, welche das Sieb behandeln, den grössten Einfluss auf dessen Leistung. In meinen früheren Stellungen hatte ich schon immer lange Siebdauer zu verzeichnen, aber in meiner letzten Stellung, welche ich beinahe 7 Jahre inne hatte, brachte ich dieselbe auf 6 Monate und darüber, während die Siebe vorher nur bis 21/2 Monate gelaufen waren. Wie ich jetzt in Erfahrung gebracht habe, laufen sie seit meinem Abgang wieder nicht länger als 2 bis 21/2 Monate. Die Umstände, welche dies bewirken, ergeben sich aus folgenden Verhältnissen. Wir bekamen einen neuen Direktor, welcher die Fabrik förmlich umzuwälzen versuchte: alles wurde geändert, einerlei, ob gut oder schlecht, und auch die Gratifikation von 15 M., welche ich erhielt, wenn das Sieb 4 Monate lief, kam in Wegfall. Ich kündigte meine Stellung und ging ab, denn das friedliche Einvernehmen wurde dadurch gebrochen, dass der Direktor ilie vorhandenen Leute unterschätzte und mit Strafen usw. belegte. Auch hier könnte man sagen: Wenn Ihr Euere Arbeiter schätzt und für sie sorgt, so sind nicht nur die Siebe, sondern alle Geräthe und Einrichtungen noch mal so viel werth. Diejenigen Papierfabrikanten, welche Zeugnisse an die Siebfabrikanten gesandt haben, beweisen damit, dass sie einen guten Arbeiterstand besitzen. Die erwähnten Siebe wurden von mehreren Fabriken bezogen, deren Namen ich nicht nennen will, die aber, wie ich aus zuverlässiger Quelle weiss, die Gratifikationen der Maschinenführer freiwillig getragen haben. Maschinenführer r. In Hofmann’s Handbuch, sowie in der Papier-Zeitung' ist oft und eindringlich wiederholt, dass die besten Einrichtungen und Anordnungen nichts nützen, wenn sie nicht von willigen und tüchtigen Leuten bedient werden. Nichts trägt aber mehr zur Erzielung grosser Leistung und Erhaltung der Einrichtungen bei, als wenn den Arbeitern ein Antheil an dem durch ihre Aufmerk samkeit erzielten Nutzen gewährt wird. Ebenso wie der Fabrikant möglichst viel Nutzen erzielen will, strebt der ebenso menschlich fühlende Arbeiter nach Verbesserung seiner Lage und vor allem nach Mehr-Verdienst. Wird ihm hierzu keine Gelegenheit geboten, so wird er unlustig und missmuthig. Es liegt deshalb im eigensten Interesse der Fabrikanten, die als tüchtig erkannten Leute durch besondere Zuwendungen, Ersparniss- und Leistungsprämien anzu spornen. Die Maschinenführer sind mit die wichtigsten Personen in den Papierfabriken; ihnen sind nicht nur die kostbarsten Einrichtungen anvertraut, sondern Güte und .Menge des erzeugten Papiers hängen wesentlich von ihrer Aufmerksamkeit und Tüchtigkeit ab. Aus ihren Reihen gehen die meisten Werkführer hervor. Ersparniss durch Abzüge von deren Einkommen kann schwere A erluste zur Folge haben, während Aufmunterungen in der Regel Nutzen bringen.