Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG. No. 35. 1001 Fig. 4. Hierbei muss natürlich Sorge getragen werden, dass die Schnüre nicht auf die Schrift kommen. Da bei Anwendung des Selbstauslegers beide Hände frei sind, kann man oft zwei Drucksachen neben einander drucken und dadurch z. B. bei Briefumschlägen, Düten usw. hohe Druck leistungen erzielen. An allen Liberty pressen kann der Selbstausleger ohne Ver- I änderung am Gestell, durch blosses Anschrauben angebracht werden. Vergleichung des menschlichen Lebens mit der Edlen Buchdruckerey, bey einem in Wittenberg, am 2. Pfingst-Tag 1702 gehaltenen Postulat zu betrachten übergeben. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 1 stellt die Maschine in dem Augenblicke dar, in welchem der Ausleger eben einen Bogen auf dem hoch angebrachten Aus legetisch abgelegt hat. Fig. 2 zeigt, wie der Bogen, welcher stets einen oder einige cm über den vorderen Rand des Tiegels heraus ragen muss, von den verstellbaren Greifern erfasst wird, und Fig. 3 zeigt, wie die seitlich angebrachten Stäbe des Auslegers, zwischen welchen Schnüre quergespannt sind, den Bogen empor schwingen. Auf die eigenartigen Ansprüche des Selbstauslegers muss schon beim Schliessen der Form Rücksicht genommen werden. Da ein vorn vorragender Papierrand unerlässlich ist, muss der Satz möglichst hoch geschlossen werden, d. h. möglichst weit nach der beim Zusammengellen der Maschine oben befindlichen Rahmengrenze hin. Um dies auch bei ziemlich knappem Rande zu ermöglichen, wird ein besonderer Rahmen mit schmalen Rand leisten beigegeben. An die obere Leiste desselben wird der Satz gerückt und geschlossen. Je breiter der vor ragende Papierrand ist, desto weiter kann man den Satz nach der Mitte Das Leben dieser Welt gleicht einer Druckerey, wo sich die Sterblichen zu Press- und Kästen dringen; Hier trägt ein jeglicher gesammte Kräffte bey, und will mit seiner Schrifft den besten Preiss erzwingen. Ach aber blindes Volk der schlechten Officin! Ach Pressen, die ihr nichts als Sünden-Farben drücket! 0 Schrifften, die sich nur um Weh und Angst bemühn, ja blosse Nichtigkeit auf alle Messen schicket! Diess Wesen fieng sich schon in Edens-Garten an, Gott hatte sein Gesetz als Exemplar gegeben; Es gienge Press und Schrifft, wie man verlangen kan, und trug auf jedes Blatt die Sprüche von dem Leben. Doch da der Menschen-Feind die böse Lust dictirt, Liess sich der Even Hand das Setzer-Werk belieben, Ja Adam hat hierauf das Drucken so vollführt, Dass die verfälschte Schrifft bis diese Stunde blieben. Zwar hat des Höchsten Gunst die Gorrectur versehn, Doch sieht man, wie die Schrifft voll Schmutz und Fehler bleibet. Drum muss auch Fluch und Zorn um alle Zeilen gehn, bis endlich gar der Tod sein Deleatur schreibet. Es rühmt sich mancher zwar mit reiner Jungfer-Schrifft, und will sein Post-Papier mit güldnen 1 jittern schmücken, Doch wo ihn Gottes Recht mit seiner Schärfe trifft, so lässt die Heiligkeit nur grobe Canon blicken. Was ist indess vor Schrifft zu unserm Wolergehn? Die Hoffnung pflegt mit nichts als der Missal zu prahlen, Doch wenn wir nur den Druck mit offnen Augen sehn, kan öffters kaum Petit die Glücks-Columnen mahlen. Es mengt sich stets Fraktur in unsre Freude ein und bricht die ganze Lust, das Weinen folgt dem Lachen, Die Wohlfahrt will Cursiv und auf dem Sprunge seyn, im Fall wir sie im Geist nicht zu Antiqua machen. Der Schöndruck pranget offt mit lauter Herrlichkeit, Doch soll der Wiederdruck das schöne Werk vollführen, So wird das ganze Blatt mit Putzen überstreut, ja manchmal ist wohl ein gar kahler Münch zu spüren, Wer merkt die Hefftigkeit der vielen Pressen an? Bald lässt sich Gift und Neid den Bengel anvertrauen, Aus- Schnur. Form. Selbstausleger an Tiegeldruckmaschinen. Das Bedürfniss, an Tiegeldruckmaschinen selbstthätige leger anzubringen, ohne welche man sich beispielsweise Schnell pressen garnicht mehr vorstellen kann, wird vielfach bestritten. Man behauptet, dass der an einer Tiegeldruckmaschine Arbeitende diese Thätigkeit stets selbst ausüben kann, da er zum Anlegen nur eine Hand nöthig und die andre zum Abnehmen frei hat. Man bestreitet auch, dass sich durch Einrichtung eines Selbst auslegers eine wesentliche Beschleunigung des Druckens er zielen liesse, denn die Zahl der Zusammengänge von Fundament und Drucktiegel hat ihre Grenzen in dem zum sichern Anlegen des Bogens an die Marken und zum raschen Zurückziehen der Hand erforderlichen Zeitraum. Trotzdem sind bereits seit einigen Jahren Tiegeldruckmaschinen mit Selbstauslegern auf dem Markte (Jahrgang 1890, Seiten 2018 und 2509), und der Umstand, dass jetzt auch F. M. Weilers Liberty Machine Works, Berlin W., Kronenstrasse 8, einen solchen an ihren Maschinen anbringen, lässt vermuthen, dass er doch geeignet ist, in manchen Fällen gute Dienste zu leisten. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme: Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. hin schliessen. Ist der Rand genügend breit, so können auch die gewöhnlichen Rahmen benutzt werden. Bei Anwendung des Selbstauslegers müssen die gewöhnlich benutzten Linealgreifer entfernt werden. Die beiden um eine Welle schwingenden Stangen des Selbst auslegers (Fig. 4) sind mit Lochreihen versehen, welche das Aus spannender bereits erwähnten Schnüre erleichtern. Diese sind nöthig, damit der Bogen an der von den Greifern nicht erfassten Seite eine Stütze hat. Es empfiehlt sich, zwischen der ausserhalb der Satzgrenze quergespannten Schnur und der parallel der Greifer welle laufenden, ebenfalls durchlochten Schiene in einiger Ent fernung' vom Satz noch zwei andre, den Greiferstangen parallel laufende Schnüre zu spannen, welche so gewissermaassen ein Rähmchen im Sinne des Handpressen-Rähmchens bilden.