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1000 PAPIER-ZEITUNG. No. 35. löst sich derselbe, wenn er dies überhaupt für nöthig hält, heute in diesem Staate auf und beginnt morgen in einem andern ein neues fröhliches Dasein. Auch muss man wohl zugeben, dass manchem »Trust« in den Vereinigten Staaten hie und da unbedingt etwas Unrecht an haftet; daran ist aber nicht der Trust« an sich schuld, sondern die echt amerikanischen Sitten und Gebräuche bringen es mit sich, dass unbedingt reelles Vorgehen fast zu den Unmöglich keiten gehört. Ein reeller »Trust« aber ist eine Vereinigung von Fabrikanten um 1) Ueberproduktion zu verhindern, 2) Geschäftskosten zu ver ringern, 3) Erzeugnisse auf die billigste Weise herzustellen, also in möglichst grossen Mengen und an den passendsten Orten, 4) Verschleuderung der Erzeugnisse zu verhüten und einen der Waare und der Zeitlage angemessenen Preis zu erzielen. In diesen Vereinbarungen wird kein Fabrikant und auch kein Käufer etwas Anstössiges finden, dagegen aber ist — beiläufig gesagt —■ ein Corner« unbedingt verwerflich. Das ist auch eine Vereinigung, aber meist von Kapitalisten, welche irgendwelche Boden- oder Bergwerkserzeugnisse, oder auch fertige Waaren irgendwelcher Art so billig wie möglich und unter allerlei Druck und Schwindel aufkaufen, aufspeichern und erst dann verkaufen, wenn der Verbraucher genöthigt ist, für die von ihm gebrauchte Waare den geforderten hohen Preis zu zahlen. Wie bei allen hierzulande auftauchenden Zeitfragen gehen die Meinungen der beiden Hauptparteien, der Republikaner und der Demokraten, über diesen Punkt weit auseinander. Während der jetzige Staatssekretär James G. Blaine schon 1888 offen erklärte, dass er die Trusts« für vollkommen private Angelegenheiten halte, in welche sich weder Präsident Cleveland (also die damalige Regierung), noch sonst ein Staatsbürger einzumischen ein be sonderes Recht habe, stand in der demokratischen Plattform (Wahlprogramm) vom 7. Juni 1888, dass nach demokratischen Grundsätzen die Interessen des Volkes verrathen würden, wenn »Trusts« und Vereinigungen erlaubt würden, welche, Wenige ungehörig bereichernd, die Staatsbürger der Wohlthaten des natürlichen Wettbewerbs berauben. Trotzdem sind auch unter der jetzigen republikanischen Herrschaft seitens der Richter beider Parteien Entscheidungen für und wider die »Trusts« ergangen. Die meisten Entscheidungen der Gerichte gegen die »Trusts« werden auch lediglich durch Ausserachtlassen gewisser gesetz licher Formen bei der Schaffung derselben begründet, und die Umbildung in solche Vereinigungen, denen kein geschriebenes Gesetz etwas anhaben kann, erfolgt sehr leicht. So z. B. hat sich der nach New Yorker Gesetz nicht erlaubte Zuckertrust über den Hudson nach dem Staate New Jersey geflüchtet und unter dessen giftigen Gesetzen neu inkorporiren lassen; der Standard Oil Trust, welcher in diesen Tagen von dem Staatsgericht in Ohio für un gesetzlich erklärt wurde, und. welcher mit einem Kapital von rund 95 Millionen Dollararbeitete, löst sich einfach in kleinere Ver einigungen auf, und diese domiziliren sich in Staaten, unter deren Gesetzen es sich friedlich und trustlich leben lässt, wenn man nur das Bundesgesetz nicht verletzt. Der Zwck aller aber bleibt dennoch derselbe. Auch kommt es vor, dass sich »Trusts« nicht rentiren und somit aus gutem Grunde ohne einen Zwang sich selbst auflösen, was z. B. dem Salztrust und dem Erntemaschinen trust passirte. Wieder andere Industrieen eignen sich trotz der beabsichtigten Verschmelzung aus inneren Gründen nicht zum Trust, wegen der Eigenthümlichkeiten der betreffenden Waare. Dies haben z. B. die Herren Pianofortefabrikanten nach langen Berathungen ein sehen müssen. Seit dem Beginn dieses Jahres sind, soweit bisher bekannt wurde, neben der Erweiterung des Zuckertrusts durch den Erwerb der letzten drei sehr bedeutenden, aber bis dahin unab- hängig gebliebenen Raffinerieen und neben der Schaffung eines Konkurrenztrustes seitens 28 Bierbrauereien mit einem Betriebs kapital von 20 Millionen Dollar gegen das schon bestehende Englische Syndikat, Trusts« inkorporirt von Seidenband-, Hefe-, Schuhzweckenfabrikanten, Reismühlenbesitzern, Cigarren-Etiketten- Lithographen u. a. Wenn man nun noch in Betracht zieht, was viele Staats männer und ein grosser Theil der Presse über die »Trusts« sagen, so muss man zu dem Schlüsse kommen, dass diese nicht mehr zu umgehen sind, weil sie eben das für unser Zeitalter unbedingt Beste beabsichtigen, und zwar für beide Theile, wenn sie auch noch manchmal in der Form fehlen. George Gunton sagt wörtlich: »Ich hafte die »Trusts für das Praktischste für die Verhältnisse, in denen wir uns befinden. Wie es nach 500 Jahren bei uns aussehen wird, kann ich nicht sagen, doch für die Gegenwart ist es am vortheilhaftesten für das Gesammtthum, je mehr das Kapital konzentrirt wird.« An anderer Stelle: »Die Tendenz der Zeit scheint Konsolidation zu sein, wodurch grosse Korporationen in den Stand gesetzt werden, die Waaren billiger zu erzeugen und theurer zu verkaufen, d. h. in Bezug auf die Schleuderpreise von heute.« Die New Yorker Staatszeitung schrieb im vergangenen Jahre: »Seit zwei Jahren haben 19 Staaten Gesetze gegen Trusts erlassen. Und seit zwei Jahren hat sich die Zahl der Trusts in einer beispiellosen Weise vermehrt. Daraus folgt mehr als das alte Diktum, »dass Gesetze gemacht werden, um nicht gehalten zu werden.« Es erhellt daraus, dass es gewisse gewaltige wirth- schaftliche Strömungen giebt, die sich so wenig wie elementare Naturereignisse durch Gesetze zurückdämmen lassen.« Mit Bezug auf den Standard Oil Trust schrieb diese Zeitung am 14. März d. J.: »Der Kernpunkt des ganzen Trustwesens ist eben rein Vertrauenssache und absolute Interessen-Gemeinschaft. An dieser wird der Staat mit all seiner Macht und Autorität wohl vergebens rütteln.« Ein Vertheidiger sagte vor Gericht im vorigen Jahre: Mit den Zeiten ändern sich nicht nur die Menschen, sondern auch die Rechtsbegriffe, sowie die Ansichten über das, was nothwendig und erlaubt ist, und unter den jetzigen Formen und Normen der bürgerlichen Gesellschaft entstehen dem Volke aus den in Rede stehenden Kapital-Verbindungen keine Gefahren und Nachtheile.« Gerade als ich diesen Bericht zu schliessen im Begriff stand, brachten die Tagesblätter die amtliche Kunde von dem Ent stehen des neuesten Riesen-»Trusts«, der United States Rubber Co., womit ein weiterer Beweis geliefert ist, dass diese »Trusts« nicht mehr zu hindern sind. Ich lege der Schriftleitung einen Aus schnitt aus der New Yorker Staatszeitung zur Kenntnissnahme und etwaigen Verwerthung bei. (Die Gesellschaft soll danach alle bedeutenderen Gummifabriken der Vereinigten Staaten umfassen und bis 50 Millionen Dollar Aktien ausgeben. D. Red.) Den Vertheidigern dieser »Trusts« stehen übrigens eine Menge von Schlagwörtern und Phrasen zu Gebote, die auf anderen Gebieten der menschlichen Gesellschaft sich eines gewissen und berechtigten guten Rufes erfreuen, ganz abgesehen von den natürlichen Folgen eines Staatssozialismus oder einer Verstaat lichung. Denken wir doch an »Viribus unitis«, an Einer für Alle, Alle für Einen« und nicht zum wenigsten an unseres Moltke’s berühmtes: »Getrennt marschiren, vereint schlagen«.; letzteres freilich müsste sich eine kleine Aenderung gefallen lassen: Getrennt arbeiten, aber vereint verkaufen.« Stapelton, 2. April 1892. J. E. S. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren- Faches. welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Mügelner Blumennäpfe nennt die Firma Schurig & Prüfer in Mügeln, Bez. Leipzig, dütenförmige Behälter aus getränkter, gestrichener und mit Verzierungen verschiedener Art versehener Braunholzpappe. Es werden so wohl runde (Fig. 1) als auch halbrunde und anders geformte Näpfe (Fig. 2) geliefert. Die Pflanzen werden sammt Erde in die wasserfesten Düten einge setzt, an deren unterem Ende eine kleine Blechkapsel zum Auf fängen des Wassers angebracht werden kann. Die flache Rück wand der uns vorliegenden halb kegeligen Düten ist durch einen mit Klammern befestigten Eisen bügel versteift. Unter demselben Fi8- 1 Fi8- 2. ist ein Loch ausgestanzt, sodass sie an die Wand gehängt werden können. Zierliche eiserne, thönerne oder gläserne Ständer ermög lichen aber auch, dass man sie in Form einer Vase aufstellt. Die Verzierungen an der gebauchten Aussenseite sind theils durch buchbinderischen Farbendruck, theils durch Gold-Prägedruck her- gestellt. Die Fähigkeit zu verschiedenartigster Anbringung macht die Mügelner Blumennäpfe zu einem schätzbaren Dekorationsstück für das Zimmer. Bei entsprechender Wahl der Pflanzen und ge schickter Anordnung der Düten lassen sich zweifellos recht an sprechende Wirkungen erzielen. Die Näpfe werden in je vier verschiedenen Grössen geliefert.