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No. 34. PAPIER-ZEITUNG. 975 der Krone machte Schwierigkeiten und wäre wohl fortgelassen worden, wenn nicht eine französische Putzmacherin, der sich der buchbinderische Heraldiker angefreundet hatte, die Herstellung übernommen und sehr geschickt ausgeführt hätte. Dieses erste Deutsche Wappen, welches »der Kronprinz« vor dem Untergänge bewahrte, ist somit das W erk eines deutschen Buchbinders und einer französischen Putzmacherin. Deutsche und englische Setzer. In einer Betrachtung über die oft sehr günstigen Lebensläufe amerikanischer Setzer schreibt der Louisville-Anzeiger Folgendes: »Es ist erstaunlich, wie viele von den tüchtigsten und grössten Männern, die Amerika das Glück gehabt hat zu besitzen, einst am Setzerkasten gestanden und mit dem Winkelhaken in der Hand ihr erstes Brot verdient haben. Auch Plumb, der ver storbene Bundes-Senator von Kansas, war in seiner Jugend Schriftsetzer. Setzer, Berichterstatter, Redakteur, Legislaturmitglied, Parla mentsmitglied, das sind die einzelnen Sprossen der Leiter, die schon mancher berühmte Mann emporgeklommen ist. Es erklärt sich ja auch aus dem Berufe des Setzers, dass er mehr Gelegen heit zur Selbstbildung hat, als irgend eine andere Klasse aus der grossen Armee Derer, welche mit ihrer Hände Arbeit das tägliche Brot verdienen. Es ist indessen zu bemerken, dass der englische Setzer den oben beschriebenen Weg viel leichter zurücklegt als sein deutscher Berufsgenosse, obwohl Letzterer ihm an Wissen und Bildung meist überlegen ist. Dies erklärt sich einfach daraus, dass die englische Sprache einfacher und leichter zu erlernen ist als unsere liebe, schöne, aber entsetzlich komplizirte Muttersprache. Der Unterschied zwischen der Schriftsprache und der Ausdrucks- weise des Volkes ist in der deutschen Sprache viel grösser als in der englischen. Den besten Beweis dafür findet man in den so genannten »Eingesandt«. Während die englische Zeitung selbst das vom gewöhnlichen Arbeiter stammende »Eingesandt meist veröffentlichen kann, ohne nennenswerthe Umänderungen daran vornehmen zu müssen, muss die deutsche Zeitung selbst solche Eingesandt«, die von Leuten mit wirklich gediegener Bildung stammen, oft ganz umschreiben. So erklärt es sich, dass für den deutschen Setzer der Schritt vom Setzerkasten zum Redaktionspult ein viel grösserer ist als für den englischen Setzer, der sich, wenn er nur genug gesunden Menschenverstand hat, meist ohne weiteres als Berichterstatter verwenden lässt. liegen, d. h. um einige Centimeter hervorragen oder zurückstehen, eine Lage, die dem später nothwendig werdenden »Umschlagen« zu Gute kommt. Vor Kurzem hörte ich die Aeusserung, das vollständige Wegfällen des Feuchtens sei eine Frage der Zeit, eine Annahme, der ich ent schieden widersprechen muss. Der immer wieder vorgebrachte Ein wand, dass dem Aussehen des Papiers durch das Feuchten Eintrag ge schähe, ist hinfällig, wenn man in Betracht zieht, dass die Nachtheile, welche der Trockendruck der Schrift zufügt, sehr erheblicher Art sind. Abgeschafft ist das Papierfeuchten deshalb auch nur in den kleinen Druckereien der Provinz (? d. Red.), während es in den bedeutenderen Werkdruckereien nach wie vor gehandhabt wird. Sind doch z. B. sämmtliche Rotationsmaschinen mit Schnellfeuchtapparaten versehen und dürfte ein solcher auch an der neuesten König und Bauer’schen Zwillings- Rotationsmaschine nicht fehlen. Unter keinen Umständen ist zu be streiten, dass der Druck eines Werkes auf gefeuchtetem Papier eleganter und kräftiger ist, als derjenige auf ungefeuchtetem. Nachdem das gefeuchtete Büttenpapier unbeschwert etwa 12 bis 16 Stunden gestanden hat, kommt das unvermeidliche »Umschlagen« an die Reihe, welches darin besteht, dass die einzelnen Stösse halbirt, umkehrt, feuchte Stellen auf trockene gelegt, die obere Fläche nach unten gebracht und überhaupt alles damit vorgenommen wird, was zu einem gleichmässigen Durchziehen der Feuchtigkeit dienlich sein kann. Die einzelnen Stösse werden aus ihrer verschränkten Stellung heraus- gebracht und alles ebenmässig auf einander gelegt. In Büttenpapier bilden sich fast immer in der Mitte des Bogens Falten oder Beulen, was der Verpackung in Ballen durch Pressen und der nicht rasch genug entweichenden zwischen den Bogen befindlichen Luft zugeschrieben werden muss. Die Entfernung dieser Falten und Beulen gehört mit zu der Aufgabe des Umschlagens. Die Finger der linken Hand ruhen hierbei auf der linken Seite des Papierhaufens und verhindern dadurch ein Verrutschen der einzelnen Bogen des letzteren, während vier Finger der rechten Hand mit den Nägeln von links nach rechts die Unebenheiten in Gestalt von Falten herausstreichen. Die solcher Art behandelten Bogen, 8 bis 12, werden dann dem bereits geordneten Theile des Haufens zugeführt, der sich auf dem einen der beiden Feuchtbretter befindet. Ist dann unter solchen Vorgehen der ganze Haufen berichtigt, so wird er mit dem leer gewordenen Feuchtbrette bedeckt und beschwert, indem man schwere Steine oder Gewichte darauf bringt, oder das Ganze dem Druck einer Glätt- oder Packpresse aussetzt, wodurch das gleichmässige Durch ziehen der Feuchtigkeit und die Entfernung der Falten erzielt wird. Das gefeuchtete geschöpfte Papier darf in diesem Zustande nicht lange stehen, indem es, zumal im Sommer bei sehr warmer Temperatur, dem Anlaufen, d. h. dem Verderben ausgesetzt ist. Dieser Zustand tritt ein, wenn sich gelbe und grüne Flecke zu bilden beginnen, und das Papier lässt sich dann vor dem gänzlichen Unbrauchbarwerden nur durch rasches Aufhängen zum Trocknen retten. Alter Buchdrucker. Behandlung des geschöpften Papiers vor dem Druck. Die Hochschätzung der ersten Buchdrucker wegen ihrer prächtigen Leistungen führte zu «lern Verlangen, die hervorragenden alten Werke, genau dem Original nachgebildet, wieder herzustellen. Die 'freue der Nachbildung erforderte auch die Verwendung des beinahe verschwundenen geschöpften Druckpapiers. Zuerst und zu allermeist machte sich die österreichische Typographie mit der Neubelebung prächtiger älter Drucke zu schaffen, und es ist nicht zu verkennen, dass sie Grosses auf diesem Gebiete geleistet hat. Vor etwa zwölf Jahren erliess der Wiener Buchdruckerei-Faktorenverein, in seinem anerkennenswerthen Trachten, Neuerungen nach Kräften zu unterstützen, ein Preisausschreiben • Ueber die Behandlung des Bütten oder geschöpften Papiers.« Herr Aug. Marahrens erhielt bei Be antwortung dieser Frage den ersten Preis. Da neuerdings auch die Deutsche Reichsdruckerei das Gebiet der Wiederbelebung der Druck weise unserer Altmeister zu pflegen beginnt, so dürfte es an der Zeit sein, die heute theilweise in Vergessenheit ge- rathenen Hantirungen, welche das geschöpfte Papier vor dem Druck durchzumachen hatte, einmal wieder in Erinnerung zu bringen. Ich bemerke hierzu, dass ich zu Anfang meiner Buchdruckerlaufbahn nur mit Büttenpapier zu schaffen hatte und dasselbe nach allen Seiten hin kennen lernte. Vor allen Dingen ist es unerlässliche Bedingung, dass das für den Druck eines Werkes zu verwendende geschöpfte Papier denselben Prozess des Feuchtens durchmacht, wie derselbe zu den Zeiten der Herrschaft dieses Papiers üblich war, weil es wegen seiner Härte und Festigkeit in trockenem Zustande die Farbe nur mangelhaft annimmt und eine vollständige Deckung durchaus nicht erzielen lässt. Die Unebenheit der Ränder und deren rauhe Ausdehnung macht den Gebrauch von Feuchtspänen nothwendig, welche die Länge des Papiers, 2 nun Dicke und 15 mm Breite haben müssen. Zwei solcher Spähne müssen je über und unter den jedesmal durch das Wasser der Feucht- [ mulde zu ziehenden Stoss Papier gelegt und von den Fingern der rechten Hand fest an das Papier gedrückt werden, wodurch verhütet wird, dass zwischen die einzelnen Bogen des Stosses Wasser dringt. Zu einem Stosse werden 25 Bogen (das vormalige Buch) genommen: nach dem Durchziehen wird dieser Stoss auf das Feuchtbrett gebracht, nun ein Stoss trocken auf den gefeuchteten gelegt und darauf wieder ein durch das Wasser gezogener Stoss dem trockenen zugeführt. Jeder Stoss muss übrigens seinem Vorgänger und Nachfolger gegenüber verschränkt - 74 Medaillen. — • — 1000 Arbeiter. GEBR. KORTING, Körtingsdorf, bei Hannover. Universal-Injectoren für Kesselspeisung. 70000 Stück geliefert. — Leistungsfähigster Kesselspeiseapparat. Pulsometer und Dampfstrahlpumpen bester Ausführung. [56714 Dampfstrahlluftsauger zur Verstärkung der Saugkraft der Saugkasten an Papiermaschinen. Centralheizungs- und Trockenanlagen aller Art. Entnebelungsanlagen eigener Ausführung. Rippenrohre und Rippenheizkörper. == Gasmotoren == Hauptvorzug: unerreichbar billiger Gasverbrauch. K. & Th. Möller, Brackwede i. Westfalen, Maschinenfabrik, Kesselschmiede und Giesserei. 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