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Wasserprüfung. Trotzdem mehrfache Verfahren zur Reinigung von Fabri kations- und Abwasser theilsauf chemischem, theilsauf mechanischem Wege eingeführt wurden, so scheint sich von diesen Verfahren noch keines zur Zufriedenheit der Papierfachleute bewährt zu haben. Wie ein zu gewerblichen Zwecken verwendetes Wasser be schaffen sein muss, lässt sich im allgemeinen schwer feststellen, da die Art der Verwendung selbst zu verschiedenartig ist. Als das brauchbarste Wasser gilt gewöhnlich dasjenige, welches beim Eindampfen im Platintiegel nur wenig Rückstände hinterlässt. Als Beispiel diene die Verwendung des Wassers zur Speisung von Dampfkesseln, wobei die Bestimmungen der festen Rückstände, der bleibenden und vorübergehenden Härte, sowie der Schwefel säure von grösster Wichtigkeit sind. Bei Wasser, welches grosse Mengen von Sulfaten, wie Gips usw. enthält und für die Zwecke der Speisung von Dampfkesseln verwendet werden soll, dürfte wohl stets eine chemische Reinigung zur Verhütung der Kessel steinbildung erforderlich sein. Zur Neutralisirung gipshaltigen Wassers eignet sich Soda, welche sich mit dem Gips umsetzt, indem sich das gebildet habende Calciumcarbonat pulverförmig abscheidet und Glaubersalz (Natriumsulfat) in Lösung bleibt, ohne einen Einfluss auf die Kesselwandungen auszuüben. Die dem Wasser zuzusetzende erforderliche Menge Soda lässt sich am ein fachsten durch Bestimmung der bleibenden Härte ermitteln. Diese rührt namentlich bei sehr hartem Wasser von Calciumsulfat her. Es ist durch die Analyse festgestellt, dass man für jeden deutschen Grad der bleibenden Härte auf 100 000 Theile Wasser 1,9 Theile reine calcinirte 100 prozentige Soda Na^ CO 3 zu nehmen hat, woraus man die erforderliche Menge einer Soda von ge ringerem, aber bestimmtem Gehalte leicht berechnen kann. Von 80 Soda kommen auf 100 000 Theile Wasser für einen deutschen bleibenden Härtegrad 2,4 Theile. Als ein zweites vortreffliches Reinigungsmittel hat sich das Bariumchlorid bewährt. Das Calciumsulfat zersetzt sich mit dem Bariumchlorid, indem sich lösliches Calciumchlorid und Barium sulfat bilden, welch’ letzteres sich als schweres Pulver abscheidet und vermöge seines hohen spezifischen Gewichtes durch Ablass- Rohre entfernt werden kann. Die ganze Menge der im Wasser enthaltenen Schwefelsäure, auch die an Alkalimetalle gebundene, wird durch das Bariumchlorid gefällt. Zur Feststellung der anzu wendenden Menge von Barium chlorid muss eine Schwefelsäurebestimmung im Wasser ausgeführt werden. Auf ein Theil Schwefelsäure in 100 000 Theilen Wasser sind 2,6 Theile Bariumchlorid zu nehmen. Der Umstand, dass Ba Cli giftig ist, verbietet die weitere Verwendung des ge reinigten Kesselwassers zum Reinigen von Essgeschirren usw. der Arbeiter. Die nöthigen Mengen beider Antikesselsteinmittel können für grössere Mengen Wasser leicht berechnet werden, indem man einen Liter gleich 1000 Gramm gleich 1000 Kubik- centimeter annimmt. Hartes Wasser, welches seine Härte den gelösten Bicarbonaten der Erdalkalimetalle verdankt, weicher machen zu müssen, kommt man sehr häufig in die Lage. Wie ich als bekannt voraussetze, werden die gelösten Bicarbonate der Erdalkalimetalle durch Kochen bis auf einen kleinen Theil abgeschieden, indem CO^ ent weicht und einfache Carbonate niederfallen. Im Grossen ist das Kochen wohl nicht auszuführen, doch erreicht man nach Clark denselben Zweck, indem man das betreffende Wasser mit Kalk milch versetzt, wodurch die Bicarbonate zu einfachen unlöslichen Carbonaten zersetzt, und die freie oder halbgebundene CO2 als neutrales Calciumcarbonat gefällt wird. Von Zeit zu Zeit hat man durch einen Vorversuch zu be stimmen, wieviel Kalk zur Bindung der überschüssigen CO^ auf ein bestimmtes Volumen Wasser erforderlich ist, und diesen Versuch des Oefteren zu wiederholen. Will man sehen, ob die Kalkmilch im Ueberschusse hinzugesetzt ist, so versetzt man eine kleine Menge des geklärten Wassers mit wenigen Tropfen Silberlösung, die in diesem Falle bräunlich gefällt wird. Bei diesem Verfahren werden äusser den Carbonaten der Erdalkalimetalle auch zum grossen Theile die organischen Bestandtheile des Wassers beseitigt. Es empfiehlt sich, die Kalkmilch zu 2/3—3/4 des Wassers zuzusetzen, und nachdem sich der Niederschlag gebildet' hat, erst den Rest des Wassers hinzuzufügen, um den Üeberschuss des Kalkes zu beseitigen. Ueber Mittel zur Reinigung des Wassers durch Filtration ist in der Papier-Zeitung schon ausführlicher berichtet worden, ausserdem sind auch in mehreren Lehrbüchern über chemische Technologie^brauchbare Angaben zu finden. Besondere Er ¬ wähnung verdient ein in England mit Vortheil angewendetes Verfahren. Dasselbe beruht auf dem Mitniederfallen der organi schen und anderen Verunreinigungen bei einer im Wasser durch hinzugesetztes saures Calciumphosphat und Kalkmilch erzeugten Fällung von neutralem Calciumphosphat. Das Wasser enthält nach dieser Behandlung noch geringe Mengen organischer Sub stanzen und Ammoniak beigemengt und wird durch Versetzen mit einer kleinen Quantität einer gesättigten Lösung von Braun stein in HCl und nachheriges Filtriren durch Sand gereinigt. Dieses Reinigungs-Verfahren wäre für Wasser zu gewerblichen Zwecken zu kostspielig, ist aber für Trinkwasser vorzüglich ge eignet. Untersuchung des Wassers. Die häufig geforderte Untersuchung von Wasser zur Papier fabrikation macht es wünschenswerth, an dieser Stelle eine Zu sammenstellung derjenigen Methoden zu bringen, welche geeignet sind, die wichtigeren Bestandtheile desselben qualitativ einfach und rasch zu bestimmen. Die in der Papierfabrikation ausschliesslich verwendeten Wasserarten sind: Brunnen-, Quell- oder Flusswasser. Die Quell oder Brunnenwasser sind gewöhnlich reich an mineralischen Substanzen, häufig in Begleitung von organischen Bestandtheilen. Dieser Umstand lässt sich folgendermaassen erklären: Das Wasser ist ein allgemeines Lösungsmittel, und es giebt nur wenig Stoffe, welche darin vollständig unlöslich sind. Es finden sich in diesem Wasser gelöst: Chloride, Nitrate und Sulfate des Ammoniaks, der Alkali- und Erdalkalimetalle, sowie organische Substanzen; zugleich absorbirt es reichlich Kohlensäure und ist dadurch im stande, lösend auf die Gesteine einzu wirken, welche es durchfliesst. Auf solche Weise werden wenigstens theilweise die Alkalisilicate und andere Körper, wie die Carbonate der Erdalkalimetalle, des Eisens und Mangans gelöst, welche als Bicarbonate in Lösung gehen. Im Flusswasser finden sich meist weniger mineralische Stoffe als im Brunnenwasser gelöst. Die Verminderung der gelösten Mineralbestandtheile im Flusswasser rührt daher, dass sich durch das Fliessen auf der Oberfläche der Erde die darin in Lösung befindlichen Bicarbonate des Magnesiums, Calciums, Eisens usw. in einfache Carbonate, die sich ausscheiden, und freie CO 2 zersetzen, die entweicht. Gelangen Abflüsse aus Städten oder Fabriken in solches Wasser, so können die organischen Bestandtheile so ver mehrt werden, dass eine Verwendung des Wassers für gewisse Zwecke gänzlich ausgeschlossen ist. Durch die so sein - verschiedenen Umstände und Bedingungen, unter denen die Bestandtheile des Wassers sowie die Mannig faltigkeit der Formationen, ihrer Zusammensetzung und Zersetzbar keit auf einander einwirken, ist es erklärlich, dass das Wasser zu gewissen Zeiten weitgehende Verschiedenheiten zeigt. Äusser den im Wasser gelösten Substanzen finden sich auch besonders im Flusswasser mechanisch beigemengte, sogenannte suspendirte Substanzen, wie Sand, Thon usw., welche sich durch Absetzen lassen oder Filtriren aus dem Wasser leicht beseitigen lassen. Ein Wasser, welches bedeutende Mengen von Salzen der Erdalkalimetalle (Calcium, Magnesium) enthält, nennt man hartes Wasser. Ein an Calcium- und Magnesiumsalzen armes Wasser nennt man weiches Wasser. Hieraus lässt sich folgern, dass das Brunnenwasser gewöhnlich hartes, das Fluss wasser zumeist weiches Wasser ist, und letzteres wird beim Gebrauch zu gewerblichen Zwecken dem ersteren vorgezogen. Zur Einsammlung des zu prüfenden Wassers empfiehlt es sich, gut gereinigte Glasflaschen mit Glasstopfen als Sammelgefässe in Anwendung zu bringen. Bevor man das Wasser einsammelt, spült man am sichersten die Flaschen in dem zu prüfenden Wasser einigemal aus und füllt sie dann erst. Qualitative Prüfung des Wassers. Ein gutes Wasser muss klar, farblos und geruchlos sein, wodurch erwiesen ist, dass keine suspendirten Stoffe und keine grösseren Mengen organischer Stoffe darin enthalten sind. Die Reaktion eines Wassers ergiebt sich bei der Prüfung mittels Lackmus- oder Curcuma-Papiers. Kolilensäure wird nachgewiesen, indem man zu dem in einem gut verschliessbaren Glase sich befindenden, frisch geschöpften Wasser klares Kalkwasser im Üeberschuss zusetzt. Entsteht so gleich oder durch Schütteln nach einiger Zeit deutliche Trübung, welche sich nach 1—2 Stunden als kristallinischer, in Salzsäure unter Aufbrausen löslicher Niederschlag absetzt, so ist Kohlen säure vorhanden, und die Trübung beziehungsweise der Nieder schlag besteht aus Calciumcarbonat. Schwefelsäure. Es werden 20 ccm Wasser mit einigen Tropfen