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Meine Prozente bedeuten lufttrockne Stoffausbeute, auf rein- geschältes und geputztes, lufttrocknes Holz bezogen. Man kommt, wenn man beide Tabellen als richtig und ge wissenhaft ausgeführt annimmt, zu dem Schluss, dass der Zellstoff gehalt einer und derselben Baumart sehr verschieden ist. Derselbe wechselt nach Alter und Wachsthum des Baumes, auch nach der Stelle, wo das Holz vom Baumkörper entnommen ist. Splint, Kern, Stamm, Gipfel, Zweig und Wurzel geben im allgemeinen sehr verschiedene Ausbeute. Zu berücksichtigen ist, dass dünne Rollen und krumme Aeste viel bedeutenderen Schälabfall ergeben, als stärkeres Rundholz, wodurch bei ersteren viel ungünstigere Ausbeute erzielt wird. Danach ist klar, wie wichtig für die Rentabilität einer Zellstofffabrik die Qualität des verarbeiteten Holzes ist. Zur Vergleichung der Ausbeuten geeigneter Fichten- und Tannenhölzer beim Natronverfahren und Sulfitverfahren bin ich in der Lage, aus grösseren Zeiträumen und selbst geleiteten Be trieben anzugeben, dass: 1 Rm Roh-Rundholz, bestehend aus Hölzern von 10—20 cm Durchmesser, mit Natronlauge gekocht 110 kg la bleichbaren Stoff 15 „ Illa und Aeste, 125 kg Stoff, mit doppeltschwefligsaurem Kalk gekocht ( 111 kg la ) (vergl. Nr. 27, S. 762) < 28,34 ” IaA ( Stoff ergiebt. ( 15,81 „ Illa ) 163,00 kg. Im ersten Fall wird das Holz mit allen Aesten gehackt und gekocht. Der verbleibende geringe Abfall an ungekochten Aesten und verschmutztem Illa Stoff wird verbrannt. Es stehen sich demnach aus grösseren Betrieben als Raummeter ausbeuten 125 kg Natron- und 163 kg Sulfitstoff gegenüber. Ob das Sulfat verfahren eine Besserung der Ausbeute zu ver zeichnen hat, wäre sehr interessant, durch einen Herrn Kollegen, der Jahre lang damit gearbeitet und beobachtet hat, zu erfahren. Aus vorstehenden Betriebsergebnissen und aus mikroskopischem Studium der Zellenstruktur nach dem Kochen, welches ergiebt, dass der Natronzellstoff selten und undeutlich die charakteristischen Zellenelemente (Tüpfel usw.), der Sulfitstoff aber dieselben oft und sehr deutlich zeigt, glaube ich zu folgendem Schluss berechtigt zu sein: Durch Kochen des Holzes mit Natronlauge wird ein nicht unbedeutender Theil des reinen Zellstoffs auf gelöst. Bei dem Sulfitverfahren bleiben im Stoff auch andere Holzbestandtheile als nur reiner Zellstoff. In beiden Fällen ist richtige Leitung des Kochens vorausgesetzt. Falsch geleitetes oder durch unabweisbare Umstände un richtig verlaufendes Kochen bringt öfter in der Praxis die Be stätigung des oben Gesagten. Es kommt z. B. vor, dass die Stärke der Natronlauge falsch bestimmt wird oder durch Festsitzen des Ablasshahns Kochdauer und Temperatur zu hoch werden. In solchem Fall erhält man, je nach der Grösse des Fehlers, etwas weniger sehr leicht bleich baren Stoff, oder gar auffallend weniger un bleich baren, grauen, morschen Stoff. Das Natronverfahren wird übrigens ausgezeichnet mit der Kiefer fertig, und Herr Max Dresel steht durchaus nicht vereinzelt als Verarbeiter von Kiefernholz da; die meisten norddeutschen Natron-Zellstofffabriken verarbeiten Kiefer; ebenso die meisten Sulfat- und einige Sulfit-Zellstoffifabriken, letztere nach Ueber- windung mancher Schwierigkeit, welche die Verschiedenheit im Verhalten des Kern- und Splintholzes gegen Sulfitlaugen mit sich bringen. Kiefernholz-Zellstoff zeichnet sich durch günstiges Verhältniss zwischen Länge, Breite und Wanddicke der einzelnen Zellen, sowie deren Zähigkeit aus. E. M. Schiesswoll-Zellstoff. Die Zellstoff- Fabrik Waldhof hat mich The Paper Trade Review ein britisches Patent auf Herstellung eines Rohstoffs zur Fabrikation von Schiessbaumwolle erhalten. Bisherige Versuche zur Verwendung von Holz-Zellstoff zu diesem Zweck waren er- folglos, weil letzterer nicht rein, d. h. nicht ganz frei von Inkrusten oder nicht gleichmässig genug zerkleinert war. Nach dem paten- tirten Verfahren wird zunächst reiner, farbloser, trockener Holz- zellstof hergestellt, den man in eine pulverige Masse verwandelt. lu dieser! Verrichtung wird eine Maschine, Desintegrator, em pfohlen, deren zwei in einer Achse liegende Wellen an den Enden, wo sie zusammenkommen, mit entgegengesetzt umlaufenden Scheiben versehen sind. Jede dieser Scheiben macht etwa 1500 Drehungen in der Minute und ist derart mit Stiften besetzt, dass die Stifte der einen Scheibe zwischen denen der andern durch gehen. Der in der Mitte einer Scheibe eintretende Zellstoff wird durch die Schleuderkraft nach aussen getrieben und dabei von den Stiften zerkleinert. Man lässt den Zellstoff 4 bis 5 mal oder so oft zwischen den Scheiben durchgehen, bis eine nitrirte, dann gewaschene und getrocknete Probe von gewünschter Art ist. Der so zerkleinerte Zellstoff bildet unter schwachem Druck Flocken, die sich mit Wasser in einen losen gleichmässigen Teig verwandeln. Er wird nitrirt, gewaschen und getrocknet und ist dann in einen Stoff verwandelt, welcher sich bei längerem Erwärmen auf 71° C. nicht zersetzt und blaues Lackmuspapier nicht röthet. Jahresberichte der Königlich Württembergischen Fabrikinspektoren für das Jahr 1891. Allgemeines. Der Fabrikinspektor für den Neckar- und Jagst- kreis bemerkt in seinem Bericht, dass in auffallender Weise in neuerer Zeit die Heranziehung der Frauen zu Büreauarbeiten zugenommen hat. Es werden den Frauen in vielen Geschäften die Ausführung leichter schriftlicher Arbeiten, sowie die Besorgung von Kopialien (theilweise mit Hilfe der Schreibmaschine) über tragen, und zwar zur vollen Befriedigung der Prinzipale. Unfälle. In einer Papierfabrik, wo mit peinlicher Sorgfalt der Betrieb überwacht wird, wurde ein Arbeiter, der mit einem leeren Zeugwagen auf dem dazu bestimmten Fahrstuhl von dem oberen nach dem unteren Stockwerk fahren wollte, von dem Wagen, welcher von ihm unvorsichtigerweise nicht wie vorge schrieben befestigt worden war, und deshalb hängen blieb, gegen die Bauchgegend gedrückt und innerlich derart verletzt, dass durch Zerreissen der Gedärme der Brand mit darauffolgendem Tod ein trat. Wie fehlerhafte Konstruktion und durch den Betrieb bewirkte Abnützung zu schweren Unfällen Anlass geben können, zeigt eine an dem Trockencylinder einer Papiermaschine vorgekommene Explosion. Bei dem schon über 20 Jahre im Betrieb gewesenen gusseisernen Trockencylinder von etwa 1150 mm Durchmesser wurde einer der ebenen Böden mit angegossenem Schildzapfen während des Ganges und bei dem üblichen Arbeitsdruck von etwa 1,5 Atm. Ueberdruck plötzlich herausgeschleudert, wobei er in viele Stücke zerbrach, und der Schildzapfen auf einen Durchmesser von etwa 350 mm sich ringförmig herausgebrochen zeigte. Da der Boden nicht durch Rippen verstärkt war, so muss angenommen werden, dass die während einer langen Reihe von Jahren ununterbrochen auftretende, bei jeder Umdrehung wechselnde Inanspruchnahme des Bodens auf Biegungsfestigkeit ein allmäliges Lostrennen des Schildzapfens längs des Kreises von etwa 350 mm Durchmesser zur Folge hatte, was auch durch die Beschaffenheit dieser ringförmigen Bruchfläche bestätigt wird. Man kann wohl sagen, dass der Boden nicht gebrochen wäre, wenn er mit genügenden Verstärkungsrippen versehen gewesen wäre. Noch betriebssicherer werden solche Cylinderböden durch die neuerdings vielfach ausgeführte Wölbung derselben nach innen und gleichzeitig noch im Innern angegossene Verstärkungs rippen, welche Konstruktion dringend anzuempfehlen ist. Da noch zahlreiche ältere Papiermaschinen mit Trockencylindern gleicher Konstruktion wie diejenige des explodirten in Betrieb sind, so möge der geschilderte Fall zu besonderer Vorsicht bei denselben hinsichtlich der zulässigen Betriebsspannung mahnen. Insbesondere sollten in der Dampfzuleitung vor den Trocken cylindern zuverlässige Sicherheitsventile, bei direkter Dampfzu leitung aus den Dampfkesseln auch Dampfdruckreduzirventile, sowie Manometer mit grosser Zeigerbewegung für kleine Aende- rungen in der Dampfspannung nicht fehlen. Es sei hier auch noch darauf hingewiesen, dass die Trockencylinder der Schlicht maschinen in manchen Fällen den an sie zu stellenden Anforde rungen bezüglich der Festigkeit nur unvollständig genügen. Die Bedingung eines möglichst geringen Gewichts der Cylinder ist häufig (insbesondere bei den englischen Maschinen) auf Kosten der Sicherheit erfüllt, und Ausbiegungen der schmiedeeisernen Cylinderböden bis zu 8 und 10 mm bei einer Betriebsspannung von 3/4 bis 11/ Atm. Ueberdruck sind keine Seltenheit. In jüngster Zeit kam es öfter vor, dass auf Veranlassung der Besteller der artige Trockencylinder vor der Inbetriebnahme einer amtlichen Untersuchung hinsichtlich ihrer Festigkeit unterworfen wurden. Auch dies ist empfehlenswerth.