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914 PAPIER-ZEITUNG. Papiermarkt und Arbeitslöhne. Unter dem Titel »Papiermarkt« erschien in Nr. 16 ein Aufsatz, in welchem Rathschläge ertheilt wurden, die unter den Fachleuten viel Kopfschütteln verursacht haben. Ich hatte mir vorgenommen, auf diese Rathschläge zu erwidern, da brachte Nr. 29 einen offenen Brief eines Fachmannes aus weiter Ferne gegen die erwähnten Aeusserungen. Dieser Brief enthält so viele Wahrheiten, dass ich mir nicht ver sagen kann, dem wackern Landsmann drüben ein herzliches »Bravo « zuzurufen! Wer von meinen Standesgenossen wird nicht mit ganzem Herzen in dieses Bravo einstimmen? Wohl ist die Lage unseres Faches sehr, sehr ernst, und mancher Fabrikbesitzer mag vor der Wahl stehen: Den Betrieb ganz einzustellen oder mit Verlust weiter zu arbeiten. Keine Aussicht auf baldige Besse rung! Preisdrückerei und kein Ende; die Ansprüche aber an die Fabrikate in stetem Wachsen! Was wird heute nicht alles verlangt! Bei einem Schreibstoff z. B. Festigkeit, Dehnung, wenig Asche, Reinheit im Stoffe, guter Griff, Härte und Klang, höchste Glätte, strenger Farben anschluss an das Muster, wenn möglich noch etwas grössere Weisse, sogar »Nadelfestigkeit«, eine Eigenschaft, die man vor Kurzem noch garnicht kannte. Sieht man dann das Muster an, nach dem man fabriziren soll und lässt sich den Preis dazu sagen, — dann ade Humor, - das Herz möchte Einem oftmals vor die Füsse fallen. Es ist, wie gesagt, heutzutage kein Spass, Papierfabrikant zu sein, aber mit Rathschlägen, wie sie jetzt so häufig in den Fachblättern erscheinen, ist selten Jemandem gedient. Ist die Fabrik vortheilhaft gelegen und die maschinelle Einrichtung zeitgemäss, so wird eine fachgewandte, kluge Leitung schon sehen, wo noch Vortheile herauszuschlagen sind. Es giebt aber noch viele Fabiiken, wo entweder das Erste oder das Zweite, oder Beides fehlt, und diese machen eben das Geschäft so abschüssig und verursachen den Preisrückgang. Kopflos wird darauf losgearbeitet; sind keine Aufträge vorhanden, so werden Gelegenheitsposten angefertigt und diese dann für jeden Preis losgeschlagen. Unzweifelhaft ist, dass wir vor einem Reinigungsprozess stehen, und ebenso unzweifelhaft ist, welche Fabriken dann noch die Oberhand behalten werden. Wenn aber nun zu den heutigen traurigen Verhältnissen noch solche Vorschläge gemacht werden, wie vom Verfasser des Aufsatzes in Nr. 16, wo er sagt: »Die besseren Posten, z. B. Werkführer, Mechaniker, Saal meister und Maschinenführer, sind im Vergleich zu ihren gering gewordeneü Leistungen viel zu hoch bezahlt«, so wirken solche Rathschläge gerade entgegengesetzt. Vernünftige Fabrikanten werden ja darüber lachen, aber unter den benannten Beamten selbst wirkt so etwas verbitternd, im höchsten Grade aufregend und hasserzeugend. Wer anders ist denn in erster Linie berufen, dem Besitzer die schweren Sorgen um die Fabrikation möglichst abzunehmen oder sie doch mit zu tragen, als die Meister? und welcher Meister wird nicht den Ernst der heutigen Verhältnisse sich zu Herzen nehmen? Es ist ja auch seine Pflicht, und wir besitzen gottlob noch einen tüchtigen pflichtbewussten Meisterstand. Bilden nicht gerade die oben benannten Beamten das Skelett einer guten und tüchtigen Arbeiterschaft? Und wenn das Erste nicht gut ist, so taugt das Andere erst recht nichts, was wir in einem zweiten Aufsatz desselben Herrn — m — in Nr. 29 lesen, wo beim Nachtbetrieb Aufseher und Arbeiter friedlich auf den Holzstoffsäcken liegen und den Schlaf der Gerechten schlafen, die Holländer überlaufen, der Leim überkocht, die Heizer fast kein Wasser im Kessel haben, Siebe anlaufen und Filze zerquetscht werden. Ja, bei solcher Arbeiterschaft ist der schlechteste Lohn immer noch zu hoch! Aber an wem fehlt es denn bei solchen Zuständen? Doch nur am Chef, der es nicht versteht, sich gute Meister und Arbeiter durch gute Bezahlung und vertrauenerweckende Behandlung zu erhalten. Ich arbeite auch mit Tag- und Nachtbetrieb, aber kann zu jeder Stunde des Nachts in die Fabrik kommen und den Betrieb untersuchen, — nie finde ich einen Arbeiter schlafend oder lässig seine Arbeit ver richtend; und wenn ich früh die geleistete Arbeit prüfe, habe ich selten etwas auszustellen. Davon, dass bei der Papiermaschine nachts mehr Ausschuss ent steht als am Tage, ist schon garkeine Rede, obgleich die Nachtanferti gungen von den Tagarbeiten beim Sortiren streng gesondert werden. Ich weiss aber bestimmt, dass dieselbe Arbeiterschaft, die so vereint ihre Pflicht thut (auch sie ist nicht ganz ohne sozialdemokratische Beimischung), bei harter, rücksichtsloser Behandlung, Bestrafung jedes Versehens durch Lohnkürzungen ebenso vereint einen heimlichen Schabernack gegen die Fabrikleitung ausführen würde, und dass 10 Nachtaufseher es nicht verhindern könnten, wenn zeitweise Ausschuss über Ausschuss auf der Papiermaschine gemacht würde. Leider giebt es noch viel Fabrikbesitzer, die ihr Genie und ihre Thätigkeit überschätzen, dagegen aber die Leistungen ihrer Angestellten unterschätzen. Solche Ueberhebung bestraft sich jedoch selbst, und es ist dringend zu wünschen, dass auch hierin eine Reinigung eintritt. F. R dt, Werkmeister. Wir freuen uns, dass die in Nrn. 16 und 29 ausgesprochenen Ansichten vorstehend von betheiligter Seite so zutreffend wider legt wurden. Wir wollen nur noch Einiges in der ersten deutschen Ausgabe von Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation, Seiten 620 und Folge, über Arbeitslöhne, und Leitung Gesagte anfügen: Nach Erhebungen des Verfassers in verschiedenen Ländern machen die Arbeitslöhne nur 7 bis 20 pCt. vom Verkaufspreise des Papiers aus. Es ist somit gewiss, dass durch Herabdrücken der Löhne keine rettende Verminderung der Selbstkosten erzielt wird; wohl aber könnte dieselbe durch Verbitterung Derjenigen, von welchen der Erfolg wesentlich abhängt, die Fabrik ins Verderben bringen. Viel besser ist es, wemi die Fabrikanten folgenden Satz von Seite 620 des Handbuchs beherzigen: »Gerechtigkeit, Güte und Freigebigkeit finden stets Aner kennung, wenn man auch von Einzelnen manchmal Undank erntet. — Viel besser ist es aber, weder Dank noch Anhänglichkeit von den Arbeitern zu verlangen, sondern sie durch Gemeinsamkeit der Interessen zu bester Anwendung ihrer geistigen und körper lichen Kräfte zu veranlassen.« Feuchtigkeit in Pappen. Berlin, 14. April 1892. Im Briefkasten von Nr. 30 lese ich unter Frage 100, dass Pappen, die bei 1000 C. und mehr getrocknet wurden, aus der Luft 10- 12°, 0 Feuch tigkeit aufnehmen. Von meinem Lederpappenfabrikanten wurden mir Lederpappen geliefert, die mir mein Abnehmer wegen Feuchtigkeit zurückgab. Ich liess dieselben dann auf dem Trockencylinder bei ge ringem Dampfdruck von 1—2 Pfund nachtrocknen. Dabei trockneten 121/2 auf 100 Pfund ein, und das Gewicht veränderte sich dann nicht mehr. Ich hatte den Verlust zu tragen, da mein Lieferant sich auf den Standpunkt stellte, dass Lederpappen einen Feuchtigkeitsgehalt von 10—12 pCt. naben müssten, um zähe zu sein. Dies ist aber nicht richtig, denn es genügen einige Prozent. Wenn der Rohstoff kurz oder spröde ist, wird die Pappe trotz der Nässe keine Zähigkeit bekommen, aber gut bereiteter Stoff wird Pappen liefern, welche auch im ausgetrockneten Zustande zähe bleiben. Die Pappen nehmen die 121/2 pCt. auch nicht aus der Luft auf, sondern die trocknen Pappen werden mit feuchten Pappen zusammengelegt; diese Feuchtigkeit wird mit verkauft und ergiebt einen guten Nutzen. (Diese Annahme des Einsenders dürfte wohl nur auf Vermuthung be ruhen. Als »allgemeiner Brauch « kann jedenfalls die künstliche Be feuchtung nicht gelten. D. Red.) Mit Papier wurde es früher auch so gemacht, und man nannte dieses Verfahren Matrisiren. Dieses geschah jedoch nur, wenn das Papier im Leim nicht recht fest war. Mit Holz-Pappen habe ich dieselben Erfahrungen gemacht, und infolge meiner Ausstellungen wurden mir dann die Pappen trockner geliefert. Seit 1854 bin ich im Papierfach, 1862 bin ich zur Pappenfabrikation übergegangen — da sammelt man manche Erfahrung. Nach meinem Dafürhalten ist es nicht richtig, fertige Pappen und fertiges Papier mit 10—12 pCt. Feuchtigkeit abzuliefern und sich voll bezahlen zu lassen. G. Stärke-Prüfung. Salzuflen, 14. April 1892. Obgleich wir uns mit der Fabrikation von Kartoffelstärke nicht befassen, so glauben wir doch, zu den in Nr. 28, Seite 791 gestellten Fragen Folgendes mittheilen zu können: Die Qualität der Stärke wird in der Hauptsache nach dem Grade der Reinheit, Weisse und Kleisterfähigkeit bestimmt. Unter la-Stärke versteht man in der Regel das nach dem ersten Schlämmen gewonnene Produkt; da dasselbe die bestentwickelten Stärkekörnchen enthält, so ist die Weisse und Ergiebigkeit dieser Stärke besser, als die der späteren Abzüge ; letztere enthalten etwas mehr Kleber und Faserstoff, welche die Farbe und die Kleisterfähigkeit beeinträchtigen, und werden als Ha- oder IIIa-Stärke in den Handel gebracht. Das am Schlüsse des Aufsatzes angegebene Verfahren zur Fest stellung der Verdickungsfähigkeit erscheint uns sehr zweckmässig. Hoffmann’s Stärkefabriken. Zellstofffabrikation. Nachdruck und Uebersetzung verboten. Herr Max Schubert giebt auf Seite 7 seines Werkes über Cellulosefabrikation eine interessante Tabelle, der ich nachstehend meine mit dem Natronverfahren ermittelten Resultate gegenüber stelle: Pinus sylvestris l junges und Zweigholz . . (Kiefer, Föhre) I altes Stammholz bis . . .,. , junges u. Zweigholz Abies excelsa (Fichte) , altes Stammholz . Abies pectinata (Edeltanne) Stammholz . . Larix europaea (Lärche) Stammholz . . . Betula alba (Birke) Stammholz Fagus sylvatica (Buche) Stammholz . . . Salix viminalis (Weide) Stammholz . . . Populus tremula (Pappel, Aspe) Stammholz Tilia parvifolia (Linde) Stammholz . . . . Ainus glutinosa (Erle) Stammholz . . . . Quercus sessiflora (Eiche) Stammholz . . . 28 pCt. Ausbeute; 40 „ 34,5 „ 43,5 „ » 38 35 » » 41,5 » 34,5 » » 34 » » 33» » 31 » 30,5 » » 28,7 »