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No. 30. PAPIER-ZEITUNG. 857 Argentine. Von August H arpf. Tin November und Dezember vorigen Jahres erschien in der Papier-Zeitung, Nrn. 95, 96 und 97, eine längere Abhandlung von mir unter obigem Titel, welche ausführlich die Darstellung dieses Materials, das aus feinem Zinnstaub besteht und in der Bunt papierfabrikation zur Erzeugung von Silberpapier verwendet wird, sowie die Art seiner Anwendung beschrieb. Es wird die Leser der Papier-Zeitung gewiss interessiren, über die Preise der einzelnen bei dieser Fabrikation in Ver wendung kommenden Materialien und diejenigen ihrer Endprodukte einiges Nähere zu erfahren. Die im Folgenden niedergelegten Preis-Angaben verstehen sich, soweit sie ohne besondere Bemerkung sind, für den Sommer des Jahres 1890. Blockzinn, wie es zuerst granulirt nnd dann in Salzsäure zum Zwecke der Darstellung der Argentine aufgelöst wurde, kam in prismatischen 221/2 kg schweren Blöcken in den Handel. 100 kg hiervon kosteten 180 M. Zinnasche und Zinnperlen. Theils Zinnoxyd, theils kleine ge schmolzene Zinnkügelchen, durch Sand und dergleichen verunreinigt. Die Preise hierfür waren verschieden; 100 kg kamen auf 40 bis 971/2 M. Die Bezahlung richtete sich nach dem Zinngehalt, welcher durch Analyse vorher ermittelt werden musste, und da dieser, wie aus meiner eingangs erwähnten Abhandlung ersichtlich ist, ein sehr schwankender war, waren natürlich auch die Preise sehr verschieden. So z. B. kosteten 100 kg Zinnperlen mit 54,3 pCt. Zinn 60 M., 100 kg Zinnasche mit 27,6 pCt. Zinn 42 M., solche mit 29,5 pCt. Zinn 53 M. 10 Pf. Gemischte Späne. Dieselben waren zum Theil Weissgussspäne (Zinn-, Zink-, Antimon-, Blei-Legirung), zum Theil Rothguss (Kupfer-Zink mit geringen Mengen von Blei und Zinn). Hiervon kosteten 100 kg 87 bis 106 M. Der Preis richtete sich ebenfalls nach dem Gehalt an Zinn, obwohl der bei der Behandlung der gemischten Späne mit Salzsäure übrig bleibende Rückstand auch noch seinen nicht unbedeutenden Werth besass. 100 kg gemischte Späne mit 40,7 pCt. Zinn kosteten ge legentlich 87 M., solche mit 77 pCt. kosteten 106 M. usw. Die Verschiedenheit in diesen Preisen stammt zum Theil von der grösseren oder geringeren Reinheit der gekauften Stoffe, zum Theil aber auch wohl von dem augenblicklichen grösseren oder geringeren Marktwerth, welchen die reinen Metalle, die ja bekanntermaassen in fast allen Ländern börsenmässig gehandelt werden, gerade zur Zeit hatten. Chlorblei fällt als weisser krystallinischer Niederschlag aus» wenn man die heisse salzsaure Lauge von den blei- und zinn haltigen Spänen ablaufen und sodann abkühlen lässt. Dasselbe wird auf dem Chemikalien-Markt mit 55 M. für 100 kg berechnet. Wir verwertheten es aber leider nicht, da die von uns erzeugten Mengen im Vergleich zur Arbeit, welche es uns verursacht hätte, das Chlorblei durch Umkrystallisiren zu reinigen, zu gering waren. Rothguss-Späne. Diese bleiben beim Lösen der gemischten Späne in Salzsäure sammt feinvertheiltem Antimon in den Kupfer kesseln zurück. Für 100 kg derselben wurden in früheren Jahren 80 bis 90 M. gelöst, im Jahre 1890 aber erhielten wir nur 66 M., da sie von den Gelbgiessereien später nicht mehr gern genommen wurden, indem die beim Einschmelzen sich entwickelnden chlor haltigen Dämpfe die Nachbarschaft zu sehr belästigten. Im Folgenden werde ich mir erlauben, ein Beispiel einer Be rechnung, wie dieselbe in unserer Fabrikation angestellt werden musste, anzuführen. Die gemischten Späne wurden in Fässern versandt. Aus einer solchen, 764 kg netto betragenden Sendung wurde etwa 1 kg grösserer Metallstücke herausgelesen. Die bleibenden 763 kg wurden in einem der kupfernen Kessel (siehe Papier-Zeitung 1891, Nr. 95) viermal mit Salzsäure ausgekocht. Als Rückstand hierbei blieben 419,5 kg gesiebte Rothgussspäne und 99,5 kg Metallstaub, im ganzen also 519 kg. Folglich gingen 244 kg Metall, vorwiegend Zinn, in Lösung. Diese Späne hatten nun laut Analyse 40,7 oder näherungs weise 41 pCt. Zinn, d. h. von 763 kg berechnet: 313 kg Zinn. In Lösung gingen 244 kg, also blieben in dem Rückstand 69 kg Zinn. Auf 100 kg in den Spänen vorhandenes Zinn gerechnet, ergiebt | dies 77,9 oder rund 78 pCt., welche in Lösung gingen, während 22 pCt. im metallischen Rückstand verblieben. Diese letzteren durch erneutes Kochen mit Salzsäure heraus zuziehen ist unmöglich, da die Lauge dabei zu stark durch Antimon, Blei und Kupfer verunreinigt würde, was beim nach ¬ herigen Herausfällen mit Zink eine schlechte, dunkelgefärbte Argentine ergäbe. 100 kg von diesen gemischten 41prozentigen Spänen kosteten nun 87 M. Diese 100 kg ergaben bei der Verarbeitung 55 kg Rothgussspäne im Werthe von 36 M. 30 Pf., 32 kg Zinn in Lösung und 13 kg Metallstaub. Die 32 kg Zinn kosteten 50 M. 70 Pf., wenn wir die 13 kg Metallstaub, wie derselbe durch das Sieben der rückständigen Späne gewonnen wurde, nicht mit berück sichtigen, da ihr Preis meist niedrig und sehr schwankend war. 100 kg Zinn in dieser Form gekauft, kosteten folglich 158 M. 43 Pf. Auf diesen Preis sind selbstverständlich in Bezug auf die ganze Fabrikation noch die Kosten für Verarbeitung, für Chemikalien, Amortisation, Verzinsung usw. draufzuschlagen. Altzink. Dasselbe bestand zum grössten Theil aus dem Abfall blech der Klempner. 100 kg hiervon kosteten 31 — 36 M. und kamen durch das Sortiren und Umschmelzen um etwa 4 — 5 M. für 100 kg höher zu stehen, als der Einkaufspreis ausmachte. Hierbei will ich gleich einen Fehler berichtigen, welchen ich nachträglich in meiner oben citirten Abhandlung bemerkt habe. In der Papier-Zeitung 1891, Nr. 95 steht auf S. 2585, Spalte 2, Zeile 4 von oben zu lesen, dass 100 kg Zinkabfälle 34 Zinkplatten ergeben hätten. Hiernach wäre eine Platte bloss 2 kg schwer gewesen, was unrichtig ist. Die Berechnung stellt sich vielmehr folgendermaassen: 520 kg Zinkblechabfälle ergaben 13,5 kg ausgesuchten unbrauchbaren Rückstand, (Weissblech, Blei usw.), ferner 34 Stück Zinkplatten (32 gute und 2 minderwerthige) im Gesammtgewichte von 385 kg und 128 kg Zinkasche. Auf Prozente umgerechnet, ergiebt dies 2,6 pCt. Rückstand, 74 pCt., brauchbare Zinkplatten und 24,6 pCt. Zinkasche; d. h. im ganzen 101,2 pCt.; die Vermehrung um 1,2 pCt. kommt von einer theilweisen Oxydation des Zinks beim Ein schmelzen zu Zinkoxyd. Eine einzelne Platte wog sonach nicht 2, sondern 11,3 kg. Von Zinkstaub, wie derselbe versuchsweise auch zur Ausfällung der Argentine benutzt wurde, kosteten bei der Firma P. Strahl & Co. in Schoppinitz in Schlesien 100 kg 43 M. Derselbe wird durch Destilliren von metallischem Zink in Muffeln erhalten. Zinkasche. Hiervon kosteten 100 kg 9—20 M. Die Preise waren sehr verschieden, je nach dem Gehalt an Zink und auch je nach der Einkaufsquelle. Eine Sendung mit 68,6 pCt. Zink kam beispielsweise auf 20 M. zu stehen. Salzsäure. Dieselbe wird in roher konzentrirter Form, und zwar in Glasballons, welche durch einen Korb geschützt sind, in den Handel gebracht. Ein solcher Ballon wiegt etwa 85 kg brutto, 15 kg Tara, folglich 70 kg netto. Die Säure hatte 20—22° Be und dementsprechend 32—36 pCt. Chlorwasserstoff. 100 kg hiervon kosteten brutto 6 M. 45 Pf. Rechnet man hier von 90 Pf. für den Ballon ab und etwa 45 Pf. an Fracht dazu, so bleiben 6 M. als Preis für 100 kg Salzsäure netto sammt Fracht. Nusskohle. Hiervon kamen 100 kg im August 1890 in Breslau auf 1 M. 40 Pf. zu stehen. Ich führe hier den 100 kg-Preis an, da der Bedarf bei unserem Betriebe nicht gross war. Argentine. Der Preis hierfür schwankte mit den Zinnpreisen selbst. 100 kg wurden damals im Sommer 1890 für 280, 290 und 300 M. angeboten und theilweise auch verkauft. Bei grösseren und länger dauernden Abschlüssen wurde sie auch billiger, und zwar um 265 M. für 100 kg abgegeben. Von anderer Seite, wo sie jedoch nur im Kleinen erzeugt worden war. wurden 320 M. dafür verlangt. Unsere Fabrikation in Herdain bei Breslau war nur gering; sie betrug im Juli 1890 500 kg, im August desselben Jahres 558 kg. Der Betrieb war klein, das Absatzgebiet nicht be deutend, und die Fabrik konnte sich infolgedessen nicht rentiren. Ich hatte zwar die Absicht, den Betrieb zu vergrössern und führte diese Absicht auch theilweise aus; es war jedoch zu wenig Kapital vorhanden und die kaufmännische Leitung zu mangelhaft. — Kurz nach meinem Austritte im September 1890 verfiel denn auch die ganze Anlage der Liquidation. In den vorliegenden Zeilen gebe ich aus dem Gründe keine ausführliche Kalkulation über den Gewinn, weil bei jedem Betriebe die Unkosten für Gehälter, Löhne, Zinsen usw. ver schieden sind und auch die Preise der Rohprodukte und der End produkte gerade in metallurgischen Fabriken zu bedeutend wechseln. Ich gebe diese Preisangaben über die letztgenannten Produkte hier nur, damit sich Diejenigen, welche etwa geneigt wären, diese Fabrikation aufzugreifen, ein Bild über den etwaigen Nutzen selbst entwerfen können. Chlorzinklauge. Dieselbe wurde als Nebenprodukt bei der Zer setzung der Zinnchlorürlösung mittels der Zinkplatten erhalten,