Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Ta,«k!«it' «rschkint tügNch »achm. s Uhr für Ix« folgende» To«. vei«,,prel,! Bel Abholung I« W» »efchäkistelle und de« «ulgodeftellcn 2 Mk. im Monat, bei gukellun, »nrch die Bott, r,« Mk., bei Postbeftrllun« LvV'ÄWL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend u«r Geschäftsstellen -- ' — nehmen zu jeder Zeit Be» ^»NiMileL art-eG*». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung «e Aeituug oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Ports beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespaltene Naumzeile 2V Goldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold. Pfennig. die3gespa!teneAekla«ereNe im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachweifungsgebühr 20 Goldpfennige. Bor- wrrdni nach MSglichd^l Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b^üE»,ti r °"An^i^ -nnahmkdiL-orm.lv Uhr - Für Vie Richt.gdcil dcr durch F-rnruf übcrmittrUe» Anzrigen «bcrnkhmcn wir keine Garantie. Zeder «adatlanfvruch erlischt, wenn dcr Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. D« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche» Bekanntmachuuge» der Amtshauptmannschast Meißen, de» Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nofleu Nr. 23. — 84. Jahrgang. Telcgr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch den 28 Januar 1S25 Oie Kölner Lwilehennote überreicht. Sefrrmdeo des Reichskanzlers. Berlin, 26. Januar. Die Botschafter Englands, Frankreichs und Japans sowie der belgische Gesandte und der italienische Geschäfts träger haben heute im Auftrage ihrer Regierungen dein Reichskanzler die neue Kollektivnote über die Frage der Räumung der nördlichen Rheinlandzone übergeben. Der nglische Botschafter erklärte bei der Übergabe der Note, das? sie eine Antwort der alliierten Regierungen auf die deutsche Note vom 6. Januar d. I. darstelle. Er fügte hinzu, daß die alliierten Negierungen beabsichtigten, eine weitere dritte Notcaussührlichcrcn In Halts so bald als möglich der deutschen Regierung zukommen zu lassen. — Der Reichskanzler nahm die Note ent gegen und erklärte, das? er von ihrem Inhalt Kenntnis nehmen und sofort eine Beschlußfassung des Kabinetts darüber hcrbsiführen werde. Er fügte hinzu, die NeichS- rcgicrung habe allerdings erwartet, daß sie in dieser äußerst wichtigen Angelegenheit nicht noch einmal eine vorläufige Mitteilung der alliierten Re gierungen, sondern das angekündigte Material erhalten würde, mit dem die Nichträumung der nördlichen Rheinlandzone begründet werden solle. Er nehme Kennt nis von der Erklärung des englischen Botschafters, wonach die alliierten Regierungen der Reichsregicrung dieses Ma terial so bald als möglich zugthen lassen wollten, könne aber nur noch einmal dem dringenden Verlangen Aus- druü geben, daß dem gegenwärtigen Schwebezustand nun mehr alsbald ein Ende gemacht werde. -i- Zwischenaktsmusik. Dcr erste Akt, der das Schicksal der Kölner Zone behandelte, ist vorbei und hat in einer grellen Dissonanz geendet. Wenn man Worten der Entente trauen könnte, so hätte man glauben sollen, daß Ende Januar der zweite Akt anheben werde, daß nämlich zu diesem Termin endlich der Bericht der Kontrollkommission fertig- gestellt werden wird, auf Grund dessen die Nichträumung der Kölner Zone angeblich erfolgte. Doch begnügt man sich statt dessen mit einer Zwischenaktsmusik und verschiebt scn Termin, an dem jener Bericht herauskommen soll, wo Deutschland überhaupt erst einmal erfahren wird, welche Gründe die Entente aufführt für ihre Nichtausführung des Versailler Vertrags. Zunächst wird vertagt bis Ende Februar, da die Arbeiten der Kontrollkommission noch nicht beendet seien. Offenbar sind noch nicht alle Dörfer -Deutschlands darauf untersucht, ob nicht etwa statt des einen Nachtwächters aus der Vorkriegszeit irgendwo deren zwei fungieren, was ja eine schwere Bedrohung nicht nur dcr Entente, sondern auch des Weltfriedens überhaupt wäre. Man gibt sich nicht einmal Mühe mehr, den Schein zu wahren. Die deutsche Note vom 7. Januar, die Protest gegen jene Nichträumung der Kölner Zone und gegen Lie diesen Vertragsbruch begründenden Mitteilungen der alli ierten Mächte enthielt, ist zunächst einmal fast drei Wochen unbeantwortet geblieben. Jetzt rafft man sich in London und Paris zu einer Zwischenantwort auf, und was über Liese Zwischenaktsmusik nach den bisherigen Mel dungen gesagt werden kann, das ist, daß die Geräusche, die eine moderne Jazzband hervorbringt, noch wohllautendste Harmonien sind gegen das, was in jener Zwischennote «»gedeutet wird. Zunächst einmal soll sich die Antwort der Botfchafterkonferenz auf Lie deutsche Note einfach auf die Erklärung beschränken, daß die Meinung der Alliierten von der des Reiches — abweiche. Das uns mitzuteilcn, bedarf es wirklich nicht erst einer Note; das wissen wir von ganz allein. Und um uns ferner mitzuteilen, daß die Alliierten eine endgültige Entscheidung nicht eher treffen wollen, als die Militärlontrollkommission ihren Schlußbe richt überreicht habe, ist es auch nicht unbedingt notwendig, »ns mit einer Note zu belästigen. Viel interessanter ist aber das, was der politisch immer lehr gut unterrichtete diplomatische Korrespondent des Londoner „Daily Telegraph" über den Standpunkt dcr britischen Regierung sagt. Danach habe sich die Regierung Baldwin vollständig der französischen Anschauung gefügt, wonach die Besetzung der Kölner und selbstverständlich inch der übrigen Zonen sich automatisch solange auS- behne, als Deutschland nicht bewiesen habe, daß es die Eut- waffmmgsbedingungen erfüllt hat. Doch noch mehr als dies: die Beweislast für die Erfüllung der Entwaff- «ungsbcdingungen ruhe auf — Deutschland. Ist der Versailler Vertrag schon eine Ungeheuerlichkeit, so wird das, wie man ihn auslegt und was man ihm unterlegt, immer toller. In jedem Prozeß ist es selbst- berständlich, daß nicht der Angeklagte seine Unschuld be weist, sondern der Kläger die Schuld des Angellaglcn. Vom Standpunkt der Entente-aus gesehen und genau so wie cs der Versailler Vertrag darstellt, ist Deutschland in *cn Augen von Paris, London und Brüssel ein Angeklag- ^r Wir baden alles aetan. der Entente die Untersuchung leicht zu machen varuver, ov wir tm Sinne der Nich! crfüllung schuldig sind oder nicht. Wenn man den Ange klagten verurteilt, hat man ihm zu sagen, warum; jeder Richter, der das nicht tun würde, und zwar bei der Urteils fällung, würde in jedem zivilisierten Lande zum Teufel gejagt werden — wobei ja die unglaubliche Unmöglichkeit hier nur gestreift werden soll, daß in unserem Falle dcr Kläger gleichzeitig auch der Richte r ist. Die Entente tm es nicht. Sie hat ein paar Andeutungen gemacht, aber si tzt muß sie das Märchen von den 40 000 Gewehrläufcn, die man für Deutschland auf das Schuldkonto schrieb, schon nieder selbst ansgeben, obwohl man zur geeigneten Zeit es sogar in offiziellen Ministererklärungen gebraucht hat. Ter 8 312 des Versailler Vertrages schreibt vor, das: nach Durchführung der deutschen Entwaffnung die Kon trolle darüber, daß Deutschland nicht von neuem waffnei, einer Kommission des Völkerbundes übertragen werden soll. Bereits hat eine besondere .Kommission Les Völkerbundes die Art festgelegt, wie diese Kontrollkom Missionen — denn auch Lie andern früheren Verbündeten Deutschlands, abgesehen von der Türkei, sollen kontrollier werden — zusammengesetzt werden sollen und ist über den Einspruch Ungarns, gleichberechtigt mit den andern Mää, tcn zu sein, einfach zur Tagesordnung übergegangen. Mau sicht das Zusammenspiel der Botschafter konferenz und des Völkerbundes. Nicht nur Pic Gleichberechtigung wird abgelehnt — in Genf; auch die einfachste Erfüllung der in Versailles gegebenen Zu sagen wird verweigert — in der Botschafterkonferenz. Nur ist Gens ehrlicher Ungarn gegenüber. Der Völkerbund rat sucht erst gar nicht nach Gründen. Die Botschafter konferenz sucht feit sechs Monaten danach. Oft genug ist in Deutschland von einer „Reinigung Ler Kriegsatmosphärc - gesprochen worden. Wie wenig Recht mail dazu hatte, beweist die Gegenwart. Und wenn es auf reiu politischem Gebiet gar nicht vorwärts geht, wenn der Wille, seine Macht gegenüber dem wehrlosen ueutschtand zur Geliuug zu bringen, alles andere als schwächer geworden ist — wir werden das in der Ent wicklung der Rheinlandfrage vielleicht schon in baldiger Zeit schmerzvoll erleben — so wird vielleicht auch derjenige stutzig Werden, der von einer Reinigung wenigstens der wirtschaftlichen Atmosphäre durch den Londoner Pakt allzu oft und allzu optimistisch spricht. Vielleicht däm mert die Erkenntnis allmählich aus, daß der Londoner Pakt nichts anderes ist für die Entente als die Erringung ihrer letzten wirtschaftlichen Ziele, mit denen man sich in Versailles selbst noch nicht so recht hervorgewagt hatte. Preußens Regierungskrise. n. Berlin. 26. Januar. Für die bevorstehende Neubildung der Regierung in Preußen schein! die Stellung, welche das Zentrum ein nehmen wird, die ausschlaggebende Bedeutung zu gewinnen. Vorläufig ist zur Lösung noch nicht ein Schritt weiter geschehen. Nachrichten über Beschlüsse des Zentrums in dieser Richtung, die am Sonnabend in einer Sitzung des Reichsvorfiandes der Partei zustande gekommen fein sollten, haben sich als unrichtig erwiesen. In der Sitzung beschäftigten sich e,e Versammelten lediglich mit der Reichspolitik und dem Verhalten der Partei gegenüber dem Kabinett Luther. Der Neichsvor- stand stellte sich dabei auf den Standpunkt, den die Neichslags- iraktion in ihrer durch den Abgeordneten Fehrenbach abge gebenen -Erklärung eingenommen hat. Die Lage in Preußen wurde nur in privaten Gesprächen gestreift. Da bei soll betont worden sein, man werde an dcr Koalition InPreußen festhalten. Sollte sich das am Freitag, dem Tage der Wahl des Ministerpräsidenten, bestätigen, so wäre die Mög lichkeit nahe, daß der zurückgetretene sozialdemokratische Abge ordnete B raun wiederum gewählt würde. Aber eine solche Wiederwahl gäbe ihm zwar das Amt, schwerlich aber :7iaum, es auch auszuüben. Denn einem von ihm gebildeten Kabinett stände die Opposition mindestens der Hälfte der Abgeordneten entgegen, wenn nicht mehr. Es entfiele für die Regierung also die Aussicht, irgendeine Gesetzesvorlage zur Durch führung zu bringen. Die Krise würde an dem gleichen Fleck wieder beginnen, wo sie scheinbar beendigt worden wäre. Zeit weise wurde gesprochen von einer Kandidatur des Zentrums für den Ministerpräsidenten. Man nannte den Vizepräsidenten des Landtages Dr. Porj ch. Tas Kandidatur- gerücht, so betonte man in Zenlrumskreisen, litte aus ver schiedenen Gründen an innerer Unwahrhastigkeit und sei nur als reine Kombinalion zu betrachten. Also vorläufig stand, wenigstens bis heute, nichts Bestimmtes fest. * Zentrum und preußische Regierungsbildung. Duisburg, 26. Januar. In einer Versammlung der Duis burger Zentrumspartei machte der Landtagsabgeordnete Verg- mann-Köln über die voraussichtliche Haltung des Zentrums folgende Mitteilung: Die Zentrumsfraktion des Landtages ist in ihrer wett überwiegenden Mehrzahl der Ansicht, daß ein Büraerblock in Preußen nicht ralbar sei § Z e» Der Kaub cker Lssrgebiels. Die längst nicht mehr sporadisch, sondern in letzter Zeit ganz systematisch in der Pariser Presse auftrctcnden senden,Meldungen aus dem Saargebiet zeigen ebenso wie sie daran .geknüpften lüaenbaftrn Kvmmeuwre deutlich, > VM-^/ZZz/T^z/r kV — .<V «7 V LS LS 2^ 0 n n l-)o vx« n 2 O/Zz/Z^zZ/ s o r j :, ZczczrX o ! - wie Frankreich zur Zeit wieder mehr denn je sich bemüht, unter Anwendung aller Mittel die wirtschaftliche Bei» cinigung des deutschen Saargcbietes mit seinem eigenen, derzeit nicht gerade glänzend dastehenden, Wirtschafts- körper zu erzwingen. Hat bekanntlich der französische Finanzminister Clemente! sogar dis Nachricht bestätigt, daß das Saargebiet in allernächster Zeit eine eigene Franc note erhalten soll. Mit vollem Recht stellte hiergegen die „Saarbrücker Landeszeitung" fest, wie es sich wieder ein mal erweise, daß das Saargebiet dazu bestimmt sei, die wirt schaftlichen und finanziellen Wechselfälle Frankreichs auf- zufangcn. Im Hinblick auf den völlig unsicheren Wert des geplanten Zahlungsmittels wird von allen wirtschaftlichen wie privaten Kreisen des vergewaltigten Saargcbietes tat kräftig die Wiedereinführung der goldwcrtigcn Reichsmark gefordert. Im strikten Gegensatz zu den französischen Presse nachrichten, die natürlich auch geschickt ins Ausland geleitet werden, steht eine Denkschrift, die soeben dem Völkerbunds rat zugegangsn ist und in der eine zusammenfasscnde Dar stellung der Mißbräuche und Mißstände in der französischen Verwaltung des Saargebietes mir erwünschter Deutlichkeit aufgezeigt wird. Dieses vernichtende Ergebnis, das die Bilanz über die unter dem maßgebenden Einfluß des fran zösischen Präsidenten verlaufene fast fünfjährige franzö sische Regierungszeit im Saargcbiet darstellt, spricht ge radezu der schriftlichen Feststellung Hohn, die seinerzeit Clemenceau bei Abfassung des Saarstatutes machte, daß „keine andere Aufgabe und keine anderen Interessen als die Sorge für das Wohlbefinden der Bevölkerung" dis mit der Verwaltung des Saargebietes betraute Ncgierungs- kvmmission in ihren Entschlüssen und Maßnahmen leiten sollte. Die Art der Zusammensetzung dieser Kommission ließ zunächst eine Vormachtstellung Frankreichs nicht zu. Dennoch gelang es dem dominierenden Einfluß des fran zösischen Mitgliedes, das zugleich Präsident der Negierungs kommission ist, vollkommen, eine französische Machtstellung im Saargcbiet durchzusstzen. Hierzu verhalf ihm nicht zu letzt die berüchtigte, am 7 März 1023 erlaßene Notverord nung, durch die die Saarbcvölkerung so gut wie mundtot gemacht und geknechtet wurde. Aus der erwähnten Denkschrift ist besonders hcrvorzuheben, daß beismslsweisediefranzösischsn Beamten der Saarregicrung dem Völkerbunde keinen Treu eid geschworen haben, sondern dieser auf dem Verordnungs wege durch den famosen Präsidenten Rault ausdrücklich auf die deutschen Beamten beschränkt worden ist Hiugs- wiesen soll auch werden auf die Steuerbeaünstiaungen des französischen Bergfiskus zum Schaden der Bevölkerung, auf die vertragswidrige Unterbindung der zollfreien deutschen Einfuhr nach dem Saargsbiet im Vorjahre, nicht weniger auch auf die von der obersten Volizeiverwaltung geduldete Entführung minderjähriger Saarbewobner in die fran zösische Fremdenlegion, sowie auf die Zusammenarbeit der Prcsseabteilnng der Negierung-Commission mit dem fran zösischen Propagandadienst. — Wir können dab-r den For derungen der Denkschrift nur voll und aanz beistimmen, in denen Einschränkung dcr Machtbefugnisse des franwüs-ben Mitglieds dcr Regierungskommission auf die üNMen Beaierungsmitakieder. ferner Uebertragung der V-äsident- schaft und der Abteilungen des Innern und Nennern auf ein anderes als das französische Mitglied, endlich osnw'lle Anhörung der gewählten Vertreter der Saarbevclkerung nor dem Völkerbundsrate als unbedinake Notmcndia^Ucn für eine fernere reibunaslose wirtichaftlickie wie politisch« Entwicklung des Saargebietes gefordert werden.