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Wilsdruffer Tageblatt : 09.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192501097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250109
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-09
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 09.01.1925
- Autor
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Beryungern geschützt werden. (Rufe bei den Kommunisten: Aber von den politischen Gefangenen sagt er nichts.) Es könnte auch über die politischen Gefangenen nnd ibr Schicksal mit größerer Zuversicht gesprochen wer den. wenn Ihr Auftreten (zu den Kommunisten) das nicht verhinderte. Der Präsident widmet dann den vor dem Zusammentritt des Reichstags verstorbenen Abgg. Dü ringer und Malkewitz Worte des Gedenkens. Er dankte schließlich unter dem Beifall des Hauses dem Alterspräsidenten Bock und dem früheren Präsidenten W a l l r a f für ihre Tätigkeit. Bei der dann folgenden Wahl des ersten Vizepräsi denten wird von den Deutschnitionalen der Abg. Graes- Thüringen vorgeschlagen. Gegen die Wahl durch Zuruf wird seitens der Kommunisten Widerspruch erhoben, so daß auch diese durch Namensaufruf stattfinden muß. Das Ergebnis war die Wahl des deutschnationalen Abg. Graef-Thüringen, der 247 von 396 abgegebenen gül tigen Stimmen erhielt. Die Gesamtzahl der abstimmenden Abgeordnete betrug diesmal 444. Der Zentrumsabg Abgeordneten betrug diesmal 444. Der Zentrumsabg Dr. Bell hatte 116 Stimmen erhalten. Der Abg. Graes nahm die Wahl an. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde daraus durch Zuruf der Zentrumsabg. Dr. Bell und zum dritten Vizepräsidenten ebenfalls durch Zuruf der Abg. Dr. Riesser von der Deutschen Volkspartet gewählt. Beide nahmen die Wahl an. Hieraus erfolgte die Wahl der zwölf Schriftführer, die ebenfalls durch Namensaufruf und Zettelabgabe geschah. Alle zwölf Schriftführer wurden in einem einheitlichen Wahlgange gewählt. Es folgte darauf die Beratung des kommunistischen Antrages auf Haftentlassung und Einstellung des gericht lichen Verfahrens gegendieAbgg Heckert, Höllein, Urbahus, Pfeiffer und Rosenbaum. Der Zentrumsabg. Fehren bach beantragte, den Antrag ohne Debatte dem Ge schäftsordnungsausschuß zu überweisen, oder, falls doch eine Debatte beabsichtigt ist, den Punkt von der Tages ordnung abzusetzen. Dem widersprach der Kommunist Koehnen und beantragte, wenigstens die Begründung des Antrags zuzulassen. Darüber entspann sich dann eine längere Geschäftsordnungsdebatte, wobei der soz. Abg. Dittmann den Kommunisten zured^te, doch auf die Be gründung zu verzichten, da es in erster Linie darauf an- - komme, dafür zu sorgen, daß den verhafteten Abgeordneten -ihr Recht wird. Der Antrag wurde schließlich der Geschäftsordnungs- skommission ohne Debatte überwiesen. Der Präsident schlug vor, die nächste Sitzung morgen abzuhalten, über loie Tagesordnung zu dieser Sitzung entspann sich noch eine längere Geschüftsordnungsdebatte. GerüchSe und VermuimMn. n. Berlin, 7. Januar. --Die immer noch nicht beendete Regierungskrise im Reiche, neben die eine gleiche in Preußen getreten, ließ heute zahlreiche Gerüchte aufsteigen, schnell verschwin den und in geänderter Gestalt wiederkehren. So wollte man wissen, der Reichstag werde heute oder morgen wieder vertagt. Reichskanzler Marx werde den Auftrag zur Ka binettsbildung in die Hände des Reichspräsidenten als aussichtslos zurücklegen, hieß es von der einen Seite. An dere wollten wissen, eine ganz unvermutete Regierungs- zusammenstelluug werde noch heute bekannt werden. Marx habe sich beim Reichspräsidenten angesagt Gewisses konnte kein Mensch sagen. Ziemlich wahrscheinlich scheint es zu sein, daß das Zentrum die bisherige Regierung in Preußen stützen will, wenn über sie im Parlament ent schieden wird. Bet allem übrigen handelte es sich, wie ge sagt. um Vermutungen, denen die Tatsachen erst solgen müßten. Deuischlauös Luftverkehr. Gegenseitigkeit, aber — Überwachung. Wie aus Paris gemeldet wird, schickt die Botschafter- konferenz in den nächsten Tagen eine N o t e a n D e u t s ch - land mit bestimmten Vorschlägen über die Regelung des internationalen Luftverkehrs ab. Bekanntlich hatte die Botschasterkonsercnz am 14. April 1922 Deutschland aus dem Gebiete der Luftschiffahrt neue Beschränkungen auf- erlcgt. Deutschland hat den alliierten Flugzeugen das überfliegen deutschen Gebietes untersagt, solange nicht Deutschland die Gegenseitigkeit zugestanden werde. Mit England wurde ein dreimonatlich kündbares Sonderab kommen getroffen. Am 10. Januar 1925 fallen nun auch alle Beschränkungen für Deutschland fort. Die Botschafter- konfcrenz hat beschlossen, Deutschland die gewünschte Gegenseitigkeit zu gewähren. Dagegen wird die Kontroll kommission in Berlin dahingehend instruiert werden, den deutschen Flugzeugbau aufs schärfste zu überwachen. kleine Nachrichten Stcgcrwald über die Krise. Berlin, 7. Januar. Ministerpräsident a. D. Steger- Wald äußerte sich zur Krise im Reich und i» Preußen wie folgt: In welcher Richtung die Verhandlungen zur Bildung des Reichslabinetts liegen werden, läßt sich im Augenblick in keiner Weise übersehen. Die Siiuation ist jo verworren, wie dies bisher kaum jemals der Fall gewesen ist. Der Schwer punkt der Entscheidung liegt zurzeit wohl bei oer Zenlrums- jraliion des Preußischen Landtages. Denkbar erscheint zur zeit. daß in Preußen eine übergangsregierung gebildet wird, die dann auch zu einer ähnlichen Konstellation für oas Reich führen dürste. Kommunistenprozeß vor dem StaatSgerichtShof. Leipzig, 7. Januar. Vor dem ersten Senat des Staats- gertchlsyoses zum Schutze der Republik, begann heute unter dem Vorsitz des Reichsgerichisrais Heilner der Prozeß gegen 16 Angehörige der kommunistischen Partei aus Kolberg und Berlin-Weißensee wegen Hochverrats, Die Verhandlungen dürsten drei Tage in Anspruch nehmen. Rücktritt der Dcntschen and dem Beirat der Stadt Bozen. Bozen. 7. Januar. Die deutschen Mitglieder des Betrat- der Stadt Bozen sind zurückgetrelen. da die Beschlüsse dieses beratenden Organs ständig von den italienischen Behörden mißachtet wurden. Bekanntlich wurde Bozen bei Beginn der Jaschistenherrschali seiner Selbstverwaltung beraubt und von einem staatlichen Kommissar verwaltet, dem em Beirat aus der Bürgerschasl zur Seile gestellt wurde. Mitleich Von Dorothee Goebeler. Der Bettler steht am Straßenrand und streckt bittend die Hand aus, armselig, im dünnen Nock, steht er in Regen und Kälte. „Gib ihm bloß etwas!" sagt Frau Änne zu ihrem Mann, „gib ihm schon ein Fünfzigpfennigstück." Und zu der Freundin gewandt, die nebenher wandert, sagt sie: „Ich kann keinen Menschen Not leiden sehen, es ist mir schrecklich, ich muß ihm helfen." Gutherzige Frau Änne! Sie ist wirklich gutherzig, sie kocht warme Suppen für arme Kranke, sie gibt dem alten Mütterchen im Hinterhaus monatlich zehn Mark, sie schenkt an arme Kinder Strümpfe und auch mal ein warmes Mäntelchen. Es macht ihr nicht viel aus, sie „kann" es. Wie viele, die es könnten, tun es nicht. Also noch einmal, gutherzige Frau Änne. Und dennoch! Frau Ännes beste Freundin liegt im Krankenhause. Sie hat eine schwere Operation über standen, es geht schon wieder bergauf, sie sehnt sich nach Besuch, nach Plauderstunden. Frau Änne kommt und bringt ihr Früchte, Wein, Schokolade, allerhand gute Sachen. „Aber ich habe gar keine Zeit," sagt Frau Änne, „in zehn Minuten muß ich wieder fort. Ich will gleich mit zur Schneiderin, die wohnt hier drüben." Frau Änne hat eine andere Freundin, der fehlt an irdischen Gütern gar nichts, bloß sie steht allein in der Welt, all ihre Lieben sind gestorben. Sie würde herzlich froh sein, wenn einmal jemand käme und sagte: „Was machst du am Sonntag? Wo bist du zu Weihnachten? Sind deine Abende nicht sehr einsam?" Ihre Seele hungert nach solcher Liebestat. Würde sie Hunger haben auf Brot, würde es ihr an Kohlen, an Kleidern fehlen. Frau Änne wäre sofort mit Hilfe zur Stelle, die Not der einsamen Seele erkennt sie nicht. Sie hat weder Auge noch Ohr dafür. Es gibt viele Frau Ännen, auch im männlichen Ge schlecht ist der Typ vertreten. Menschen, die mit vollen Händen geben, wenn es materielle Not zu lindern gibt, die unglücklich sind, wenn sie es nicht können, die für Seelenhunger, Seelennot aber absolut kein Verständnis haben. Im Gegensatz zu denen, die auch an den mate riellen Nöten der andern ungerührt und teilnahmslos vor überschreiten, sind sie immer noch die Besseren, trotzdem, wieviel Herzenskälte wohnt bei aller Güte doch in ihnen. Seelische Not gibt es heute soviel, sie ist saft noch drückender als die materielle. Die materielle ist leicht ge stillt, selbst der Minderbemittelte kann ein Teilchen davon erträglich machen helfen. Ein Groschen ist dem Bettler bald in die Hand gedrückt, ein Teller Suppe für den Armen ist schnell aufgefüllt, aber Hineintauchen in die Seelen, um zu sehen, was da ohne alles Geld mit seelischen Gaben zu Helsen, zu retten, zu lindern ist, das ist schwerer. Es fordert nicht bloß einen flinken Griff in die Geldbörse, es will ein Stückchen Drangabe des eigenen Jchs, Witt Geduld und Selbstüberwindung. Es ist nicht nur mit den Strümpfen getan, mit dem warmen Mäntelchen für das Kind, die man der armen Cousine großmütigst in die Hände drückt; kümmere dich mal nm die Frage: Wie lernt, wie gedeiht das Kind? Wie kommt es in der Schule mit? Wo steckt es, wenn die Mutter auf Arbeit geht? Kann man ihr Helsen, es zu erzieben? Ihm die Wege in die Schule, zur Lehre zu ebnen? Das alles erfordert meist gar kein Geld, aber es fordert mehr als- Geld. Liegt es vielleicht daran, daß so wenige helfend einspringen mögen? Wir haben heute soviel Einsame, jeder hat sie im Ver wandten- und Freundeskreis. Männer und Frauen ohne Heim und Familie, würden sie Suppe brauchen oder Brot, man würde ohne weiteres einspringen, nach Kräften ihrer Not zu Helsen. Ist ihre Einsamkeit keine Not ? Manch einer und manch eine ist zu stolz zu kommen und zu fragen: „Was tut ihr Sonntags? Kann ich mich an- schließen? Wollt ihr mich nicht mitnehmen aus die Wanderfahrt, die Sommerreise, damit ich nicht so allein meines Weges ziehen muß?" Wäre es schlimm, wenn mau dem zuvorkäme,- wenn man fragte: „Willst du mit- kommen? Willst du in unserem Kreise fröhlich sein?" Nein, es muß nicht immer bloß Geld sein, das man gibt. Das wahrhaft mitleidige und gütige Herz schaut sich auch nach den Seelen um, die Not leiden, und sucht ihnen heimlich und sacht zu Helsen und Sonne in ihre Dunkelheit zu tragen. Ein Freundeswort, ein guter Rat, eine Einladung, eine Plauderstunde auch unsympathischen Menschen ge währt, sind mitunter kostbarere Geschenke als ein harter Taler oder ein warmes Kleid. Es hungern und dursten nach ihnen nicht nur die, die man offiziell zu der Armut zählt, es brauchen sie manchmal die Bestgestellten, bei denen Geld gar keine Nolle spielt. Dein Mann kann sie brauchen, dein Weib, dein Kind, Bruder und Schwester» der nächste Freund. Geh nicht vorüber an ihrer Not, tu deine Augen auf und laß sie Umschau halten. Der nur ist der wahrbast Gütige und Mitleidige, der auch seelische Not zu lindern weiß. Wilsdruff, am 8. Januar 1925. Merkblatt für den v. Januar. Sonnenaufgang 8" Is Mondaufgang 3" N. Sonnenuntergang 4' sf Monduntergang 7'^ V. 1873 Napoleon III. in Chislehurst gest — 1908 Der Zeichner und Dichter Wilhelm Busch in Mechtshausen gest. * Temperaturrückgang. Nach der Wärmewelle der letzten Tage be sinnt sich der Winter anscheinend so langsam auf seine Pflicht. Wenn zwar das Thermometer immer noch einige Grade über Null an zeigt, so ist doch die Temperatur -gegenüber dem Sonntag wesentlich zurückgegangen. Gestern trat vorübergehend ein leichtes Schneege stöber ein, in hoffnungsvoller Freude begrüßt von allen Wintersport lern. Bezirksvbstbauverein Wilsdruff. Am 4. Ian. fand im „Goldenen Löwen" eine gut besuchte Mitgliederversammlung statt. Auf der Ta gesordnung stand die Beschlußfassung über die geplante Obstschau. Nach eingehender Erläuterung der Angelegenheit durch den Vorsitzenden und reger Aussprache über verschiedene Einzelheiten, wurde einstim mig heschloffen, eine Obstschau mit Obstmarkt vom 24. bis 26. Ja nuar im Saale des „Goldenen Löwen" abzuhalten. Als Aussteller sind zugelaffen: die Mitglieder des Obstbauvereines und des landw. Vereines zu Wilsdruff, sowie auch Züchter, welche keinem der Hei den Vereine angehören. An den Ausstellungstagen werden gleichzei tig öffentliche Vorträge über geeignete Zeitfragen durch Herrn Land- wirlschaftsrat Pfeiffer, Hoflößnitz, im weißen Saale des Löwen statt- finden. Eine Prämiierung der ausgestellten Sachen findet nicht statt. Die ganze Veranstaltung soll dem Obstzüchter einmal zeigen, welche Obstsorten in hiesiger 'Gegend als vorteilhaft zum Anbau und Verkauf geeignet sind und dem Publikum zur Kenntnis bringen, daß es gute und im Verhältnis zu dem eingeführten ausländischen Obst schmackhaftere Ware vorteilhafter im eigenen Lande erhallen kann. Die Odstschau soll die Verbindung zwischen Erzeuger und Käufer anbahnen und der damit verbundene Obstmarkt soll möglichst alljährlich stattsinden. Eingehende nähere Berichte werden rechtzeitig folgen. Landwirtschaftlicher Verein. Die erste Sitzung im neuen Jahre, die gestern nachmittag 4 Ahr im „Adler" stattfand, eröffnete der Vorsitzende, Herr Rittergutspächter Böhme, Klipphausen, mit be sten Wünschen für die Mitglieder im besonderen und die Landwirt schaft im allgemeinen. Aus den Kreisen der Landfrauen des Bezirks ist der Wunsch nach Gründung eines landwirtschaftlichen Hausfrauen- .oereuw laut geworden. In der Sitzung am 21. Januar soll deshalb außer dim Vortrag des Herrn Landwirtschaftsrat Dietrich ein Referat über die Zwecke und Ziele der landw. Hausfrauenvereine erstattet und zur Gründung eines Vereins geschritten werden. Die Landfrauen sind zu dieser Sitzung herzlichst eingeladen. Dann nahm Herr Dr. Kirsche-Trautzschcn das Wort zu seinem Vortrage. „Ein Gang durch eine moderne Saatzuchtwirtschaft". Er bezeichnete es als ver fehlt, sich auf die Schutzzölle und fremde Hilfe zu verlaffen. Einzig und allein durch Selbsthilfe, Umstellung und Einrichtung auf die kommenden Zeiten, die keinesfalls bester, vielleicht aber noch viel schlech ter werden können, könne sich die deutsche Landwirtschaft vor dem Ruin retten. Der ganze Wirlschaftsbetrieb sei so umzustellen, daß möglichst schneller Umsatz erzielt und mit diesem auch sicher ge rechnet werden könne. Eine langsame Mechanisierung des Betriebes sei vor allem nötig, weniger Hand- aber desto mehr Kopfarbeit des Besitzers. In interessanter Weise führte der Vortragende dann seinen als Saatzucht-Musterbesitz anerkannten Besitz vor, überall praktische Ratschläge einflechtend. Seine Ausführungen, die durch einen Film tatkräftig unterstützt wurden, fanden den größten Beifall. M.-G.-V. „Sängerkranz". Gestern abend fand im „Adler" die sehr gut besuchte Jahreshauptversammlung statt. Nach herzlicher Be grüßung der Erschienenen durch den Vorsitzenden, Herrn Dachdecker meister Zienert, erstattete Herr Obersustizsekretär Arbeiter den Jahresbericht, der die erfolgreiche Arbeit des Vereins im Dienste des deutschen Liedes wickderfpiegelt. An 41 Singstunden waren weit über 2000 Sänger anwesend, an einer also durchschnittlich mehr als 50 Während 7 Mitglieder durch Wegzug, Tod usw. ausschieden, wurden 15 Aktive neu ausgenommen. Auch der Kassenbericht des Herrn W. Hegenbart wurde beifällig begrüßt, zeigte er doch nach ver heerender Leere im Vorjahre eine kräftig aufsteigende Linie. Nach Prüfung der Iahresrechnung und Richtigbefund wurde dem Kassierer Entlastung erteilt und ihm, wie dem Schriftführer, für seine Mühe waltung gedankt Aus dem Gesamtvorstand hatten ordnungsgemäß auszuscheiden die Herren Otto Trepte, Hermann Häntzsch, Otto Lang e und W. Hcgenbart. Alle vier wurden nahezu einstim mig wiedergewählt. Nach längerem Für und Wider wurde gegen wenige Stimmen beschlosten, am 18. Februar im „Löwen" einen Mas kenball abzuhalten. An sonstigen Veranstaltungen sind noch geplant: ein öffentliches Konzert am 1. Osterfciertage, Sommerpartie am 7. Juni und Stiftungsfeier am 4. November. Nach Behandlung in terner Vereinsangelegenheiten wurde die Versammlung mit dem Ge sang eines Liedes harmonisch geschloffen. Lied hoch! Eine wackere Tat vollbrachte der bei Herrn Max Beck hier in Arbeit stehende Schornsteinfegermeister Friedrich Scherzer aus Zwickau. Als er gestern im benachbarten Röhrsdorf die Dorf straße hinaufging, hörte er in dem Teiche beim Grundstück des Guts besitzers Rau ein Röcheln und sprang, als er den 3jährigen Knaben des letzteren i-n dem nassen Element mit dem Tode ringen sah, rasch entschlossen in vollem Dreß in den Teich. Das Leben des Kleinen hing nur noch an einem Fädchen. Durch die rasche Entschlossenheit Scherzers wurde er gerettet. — Wie uns mitgeteilt wird, rettete Scherzer be reits ein junges Mädchen aus den Fluten der Mulde. Die Lindenschlößchen-Lichtspiele bringen Freitag und Sonnabend abends 8 Ahr im neuesten Programm den außergewöhnlich spannen den Film „Durch Kerker und Paläste von San Mareo". Drei Spiele sind es, die in das Venedig der Glanzzeit führen: 1. Intrigen und Dolche. 2. Das Fest der Venus. 3. Stürzende Mächte. Alle -drei fesseln bis zum Ende und dürften den uneingeschränkten Beifall der Besucher finden. (Vergl. Ins.) Gegen die hohen Preise. Der Hauptausschuß der Chemnitzer Ge werbekammer nahm in seiner letzten Sitzung Stellung zu einem Beschluß der Chemnitzer Gewerkschaftsorganisation über die gegen wärtige Preisbildung. Die angestellten eingehenden Erörterungen führten den Hauptausschuß zu -der Ueberzeugung, daß Handwerk und Kleinhandel an den jetzigen hohen Preisen für Waren und gewerbliche Leistungen keine Schuld tragen, daß diese vielmehr eine Folgeerschei nung -des verlorenen -Weltkrieges ist und daß die -Erhöhungen der Preise bereits bei den Borlieferanten des Handwerks und Kleinhan dels entstehen. Die maßgebenden Stellen des Handwerkes versicher ten auch bei -dieser Gelegenheit, daß sie nach wie -vor bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die von ihnen vertretenen Kreise dahin einwirken würden, daß die Preisbildung nicht durch einen unberechtig ten Verdienstanteil ungünstig beeinflußt werde. Sachsen fordert künstlerisches Hartgeld! Die neuen, ziemlich ge schmacklosen, zum Teil auch bald abgenutzten und schnell unansehnlich werdenden Reichsmünzen haben bekanntlich nicht viel Anerkennung ge funden. Im Auslande -beurteilt man den Geschmackssinn und di« Leistungsfähigkeit eines Volkes auch nach der Schönheit und nach der — Häßlichkeit seiner Münzen und Briefmarken. Es ist daher verkehrt, wenn Deutschland so wenig Wert auf eine schöne Ausfüh rung seiner -Geldstücke legt, trotzdem es an begabten Künstlern, an leistungsfähigen Präganstalten und Münzstätten wahrlich nicht fehlt. Es dürfen freilich nur solche Künstler mit einem so wichtigen Auftrag betraut werden, die den nötigen Geschmack haben und vor allem mit der Technik des Münzwesens vertraut sind. In erster Linie scheint danach der Medailleur dazu berufen, geeignete Entwürfe zu schaffen. Nach sachverständigem Urteil ist es auch wünschenswert, daß sämt liche Münzen vom Pfennig- bis zum Fünfmarkstück eine im Stil — nicht auch im Bildwerk — zusammenhängende Reihe bilden und -daß sie daher am besten von einer Stelle geschaffen werden. Eine Zu sammenstellung wie die !der -bisherigen Kupferpfennige, Meffingren- tenpfennige und Silbermünzen ist, abgesehen von ihren Mängeln im einzelnen, unmöglich. Darum haben die sächsischen Handelskammern ans Wirtschaftsministerium die Bitte gerichtet, sich bei -der Ncichs- regierung dafür einzusetzen, daß -das jetzige, -dem deutschen Kunstge schmack und der deutschen Leistungsfähigkeit nicht entsprechende Hart geld durch ein besseres ersetzt werde. -Wie die „Sächsisch-Böhmische Korrespondenz" von unterrichteter Seite erfährt, hat -die sächsisch« Regierung diesem Wunsche entsprochen und die Anregung nach Ber lin weitergegeben. — Hoffentlich h-ilfts! Handwerksgesellenpriisung. Der besondere Wert, !der in den Kreisen des Handwerks und der Industrie dem Gesellenprüfungs- zeugniffe -beigemeffen wird, und die Wirkungen, die von Gesetzes wegen an dieses Zeugnis geknüpft sind, nicht zuletzt aber auch das
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