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wobei bemerkt sein mag, daß die von einem Berliner Blatt mit großer Bestimmtheit und unter Anführung sensatio neller Einzelheiten aufgestellte Behauptung, daß dis Staatsanwaltschaft ihre Ermittlung auf denMinister, auf feinen Fraktionsgenossen Lange-Hegermann, aus den Ministerialdirektor Abegg, auf den Berliner Polizeipräsidenten Richter und auf des letzte ren Privatsekretär Stöcker ausgedehnt habe, amtlich als nicht zutreffend bezeichnet wird. Andererseits wird „Zen trums amtlich" durch die Germania verbreitet, daß Hoesle und Lange-Hegermann ihre Mandate zwar nicht niedcrgelegt hätten, aber sie bis zur völligen Klärung der gegen sie erhobenen Beschuldigungen ruhen lassen würden. Man sieht, das „freie Spiel der Kräfte" zwischen Behauptung und Dementi dauert fort, und Gerüchte be herrschen die Situation. Gerüchte, Gerüchte, Gerüchte — nicht alle in un parteiischer Weise verbreitet. Aber „sompor niiguiä ImerM" — frei übersetzt: etwas Wahres wird schon dran sein, Es ist vor allem nicht abzustreiten, daß auf die nicht einwand freie Geschäftstätigkeit der Barmats, die als geradezu gefährlich bezeichnet wurde, schon vor Jahren in deutschen Generalkonsulatsberichten und in Sachverständi gengutachten, die an die Industrie- und Handelskammer zu Berlin gingen, klipp und klar aufmerksam gemacht worden ist, als die „verholläuderten" Russen ihr Betäti gungsfeld von Amsterdam nach Berlin verlegen wollten. Trotz aller Warnungen wurden ihnen aber durch ministe rielle Verfügungen bei der Übersiedelung alle erdenklichen Erleichterungen gewährt. In einigen Blättern werden angeblich amtliche Urkunden abgedruckt, welche dafür sprechen und den Barmats Bevorzugung durch partei politische Kräfte nachweisen sollen. Zieht man auch alles ab, was an diesen und ähnlichen Meldungen Übertreibung sein mag, so bleibt doch noch genug übrig, um die Barmat- Sache als einen der größten Skandale, die je über Deutsch land dahingefegt sind, erscheinen zu lassen. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß die Barmats vom Untersuchungsgefängnis aus mit ihren Großgläubigern verhandeln. In Gegenwart des Ober staatsanwalts, der Verteidiger, des Untersuchungsrichters fand im Kriminalgerichtsgebäude eine improvisierte Gläu bigerversammlung statt, zu der Julius Barmat aus dem Gefängnis vorgeführt wurde. Es handelte sich um die Frage, ob für die Kredite, die die Preußische Staatsbank und die Reichspost den Varmats ge währt haben, jetzt noch neue und größere Sicherheiten be schafft werden können. Julius Barmat glaubt, das ver sprechen zu können, aber er will zu diesem Zweck „freie Hand" haben, um bestimmte Geschäfte „tätigen" zu können. Im übrigen steht er noch immer auf dem Standpunkt, daß er die ihm für die Rückzahlung der Kredite bewilligten Fristen bisher noch nicht überschritten habe. Der Fälligkeitstermin für die Staatsbankkredite soll nach seiner Behauptung sogar erst in den März fallen. Die Entwertung des deutschen Geldes rm Jahre 1923. ^Die untenstehende Zusammenstellung soll an einigen Beispielen eine ungefähre Borsteilung von der ungeheuren Entwertung unseres Paviergeldes vor der Stabilisierung unserer Währung gegen Ende des Jahres 1923 geben. Nehmen wir an, es sei möglich gewesen, eine einzige Nentenmark in Papiermarkscheine umzuwechseln, und zwar in Scheinen zu 1 Papiermark, so hätte man Ende Oktober 1923 für eine Rentenmark genau eine Billion Markscheins erhalten. Einen Begriff von der Menge der erhaltenen Scheins kann man sich machen, wenn man deren KewiLt berechnet. Fünf Papiermarkscheine wiegen ca. ein Gramm; dem nach wiegen 9000 Scheine ein Kilogramm. 5 Millionen Scheine ergeben ein Gewicht von 1000 Kilogramm, eine Milliarde demnach 200 000 Kilogramm, und eine Billion Scheine geben das neorme Gewicht von 200 Millionen Kilogramm. Zum Wegiransportieren der Scheine wären 400 Güter züge zu je 50 Waggons nötig gewesen, wenn jeder Waggon mit 1 Tonne, d. r. 10 000 Kilogramm beladen wäre. (2 Abb. 1) Zur Aufbewahrung des Geldes hätte man ein Sveicher- gebäude von 100 Meter Höhe, 90 Meter .Länge und 60 Meter Breite haben müssen. (S. Abb. 2.) Hätte man nun die gebündelten, also buchförmig auf- einandsrgelegten Scheine fortlaufend aneinandergereiht, so hätte man eine Kolonne erhalten, welche zweiundein- halbmal so lang wäre, als der Umfang unserer Erde iS. Abb. 3.) Nämlich: 10 aufeinandergelegte Scheine ergeben eine Höhe von einem Millimeter. 10 000 aufeinandergelegte Scheine ergeben eine Höhe von einem Meter. Eine Million aufeinandergelegte Scheine ergeben eine Höhe von 100 Metern. Eine Milliarde aufeinandergelegte Scheine ergeben eine Höhe von 100 Kilometern. Eine Billion ergibt demnach eine Länge von 100 000 Kilo metern; oa der Umfang der Erde 40 000 Kilometer beträgt, so würde die Kolonne der Scheine genau zweieinhalbmal um die Erde herumreichen. Würde man aber die Scheine mit der kurzen Seite aneinanderlegen, so erhielte man bei der Länge der größeren Seite (9 Zentimeter) mit 11 Scheinen ungefähr einen Meter, mit 11 000 Scheinen einen Kilometer und mit 11 Milliarden Scheinen eine Länge von einer Million Kilometer. Man würde daher mit 605 Milliarden Papiermark scheinen eine Länge erreichen, welche der Entfernung der Erde vom Mars bei dessen nächster Erdnähe gleichkommt. Die Entfernung des Mars von der Erde betrug im April 1924 55 Millionen Kilometer. (S. Abb. 4.) Die gleiche Länge erhält man durch Aneinanderreihen von 650 Mil liarden Papiermarkscheinen, das sind 60>- Rentsnpfennigs. Wenn unsere Leser Zeit und Lust dazu haben, sich an anderen Beispielen die Entwertung klar zu machen, so empfehlen wir die Berechnung des Heizwertes der zu grunde gelegten Papiermenge, wobei für Papier etwa 4000 Kalorien (ungefähr die Hälfte der Steinkohle) an genommen werden kann. Des weiteren ist es vielleicht nicht uninteressant, fest zustellen, welchen effektiven Papier-, also Materialwert die umgewechselte Rentenmark darstellen würde. Klein- Nachrichten s Untersuchung gegen Hoefle gefordert. Berlin, 9. Januar. Die deutschnationale Reichstags- fraktion hat einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungs ausschusses gegen den Reichspostministcr Hoefle eingcbracht. Wohlsahrtslotterie zugunsten der Ausgewiesenen. Bertin. 9. Januar. Die Reichsgeschästssielle der Deutschen Nothilsc teilt mit: Die Ziehung der Wohlsahrtslotterie, die der Deutschen Rothilfe zugunsten der Ausgewiesenen von Rhein und Ruhr genehmigt worden ist, findet vom 15. bis 17. J-- uuar statt. Verurteilter Redakteur. Stolp, 9. Januar. Wegen Vergehens gegen das Gesetz zum Schutze der Republik wurde der Schriftleiter der deutsch- nationalen Schlawer Zeitung, Rosenau, von dem hiesigen großen Schöffengericht zu 400 Mark Geldstrafe verurteilt. Verurteilung wegen Landfriedensbruch. Landau, 9. Januar. In dem Answeiler Landf-^edcus- Crüchprozeß wurde folgendes Urteil gefällt: Wegen Land- friedcnsbruch in Tateinheit mit erschwertem Hausfriedensbruch wurden 15 Angeklagte zu Gefängnisstrafen zwischen einem Jahr nenn Monaten und zwei Monaten verurteilt und jünf von der Anklage sreigesprochen. 'Die Verteilung der deutschen Jahresleistungen. Paris, 9. Januar. Die Finanzminifterkonferenz hat die Beratung über die Verteilung der deutschen Jahresleistungen unter Beteiligung Amerikas auf Montag vertagt. Frankreichs Befürchtungen. Paris, 9. Januar. Während die Mehrzahl der Berliner Korrespondenten der Pariser Presse die Weiterentwicklung der deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen heute nicht un günstig beurteilen und glauben, Trendelenburg werde in Paris die M^lichleit darlegen, über ein provisorisches Zoll statut zwischen Deutschland und Frankreich auf sechs Wochen zu verhandeln, erklärt der Berliner Vertreter des „Petit Pa- risicn", daß Deutschland lediglich zögere, die Verantwortung sür den vollkommenen Abbruch der Verhandlungen zu über nehmen. In Deutschland betone man selbst in den gemäßigten Kreisen, daß Frankreich bei einem Tarifkriea mehr zu verliere» habe als Deutschland. s Neuer sur aller Welt Betriebsunfall auf dem Bahnhof Schwerte. Auf dem Bahnhof Schwerte sind fünf Lokomotiven beim Umsetzen auf ein anderes Gleis aus den Prellbock aufgefahren, wobei sich die Maschinen ineinander schoben. Zwei Lokomotivbedienstete wurden leicht verletzt, der Lokomotivheizer Metzger aus Düsseldoif wurde ae- tötet. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Bon der Weltreise des Kreuzers „Berlin". Der kleine Kreuzer „Berlin" hat am 1. Januar den Hafen Car tagena (Columbien) verlassen, ist am 3. in Colon (Panama) eingetroffen und am 6. nach Veracruz (Mexiko) in See gegangen. Schwerer Autoomnibusunfall in Berlin. Ein Privatauto, das einen Omnibus überholen wollte, fuhr diesem gegen das linke Vorderrad, wodurch der Chauffeur des Autoomnibus die Herrschaft über die Steuerung des Wagens verlor. Ter Omnibus fuhr gegen einen Baum und fiel auf die Seite. Achtundzwanzig Personen wurden teils leicht, teils schwer verletzt. Von einer Maschine totgequetscht. In Meyers Hüttenwerk in Tempelhof wurde der Arbeiter Leo Dzi- linsky beim Nachsehen einer in Gang befindlichen Ma schine von einer Brechstange in das Rädergetriebe ge schleudert Ulid zerquetscht. Sein Tod trat au der Stelle ein. Dr. Eckener in Breslau. Dr. Eckener leistete einer Einladung der Stadt Breslau Folge. Nach lebhaften Ova tionen auf den Straßen und Plätzen der Stadt wurde er im Fürstenfaal des Rathauses vom Magistrat empfanget». Oberbürgermeister Dr. Wagner begrüßte ihn in längerer Rede und feierte seine Tat. Er bedauerte nur, daß Schlesien und Breslau das Wunderschiff nicht sehen konn- ten. Dr. Eckener nahm den Dank als Ehrung und An erkennung des gesamten Zevvelin-Luftschiffbaues ent- gegsn. Fliegerabsturz. Bei einer Notlandung stieß in der Nähe von Freiburg in Baden ein Flugzeug gegen einen Baum und stürzte ab. Der Pilot Schaete von der Frankfurter Fliegerschule wurde lebensgefährlich verletzt. SchülersAbstmord. In einem Prager Gymnasium verließ ein Schüler der 5. Klasse während des Unterrichts bas Klassenzimmer und erschoß sich auf dem Gauge. Ju einem Abschiedsbriefe an seine Eltern teilte er mit, daß er ie Tat aus unglücklicher Liebe begangen habe. Ein abgestürztes Flugzeug mit zwei Skeletten ge- -mdrn. Beim Absuchen eines Waldes bei Amiens nach Blindgängern aus der Kriegszeit fand man ein Flugzeug üi zwei Skeletten. Es handelt sich um ein französisches Flugzeug, das zwischen 1916 und 1918 abgeschosfen wor- . cu ist. Lohnender Fischfang. Wie aus London berichtet wird, Haden wegen des Mangels an Seefischen, der sich m den englischen Häsen insotge des Sturmes geltend wachte, zwei deutsche Fischdampfer für ihren Fang in tüerdeen einen Gewinn von 3400 Pfund erzielen können. Ungewöhnlich strenger Winter im Kaukasus. In L atum liegt der Schnee 11t Meter hoch in den Straßen. Ter Verkehr ist unterbunden. Häuser sind unter Tu Schneemassen zusammengebrochen. Seit dem 30. De- mber geht der Verkehr Tiflis—Datum durch die Lust, u die Eisenbahn vollständig mit Schnee . srweht ist. In einzelnen Teilen des Kaukasus herrscht och nicht dagewesener Frost. Das Tbermometer fiel bis uf 99 Grad Röaumur Der Schwarzhörer mit dem ungebrauchten Deteltorapparal. -n Warn- und Mahnruf sür alle Radiobesitzer, ihre Apparate bei der Post anzumelden, ist ein Prozeß vor dem Schöffeir- Micht Berlin-Mitte. Der Kaufmann Rudolf Post hatte in seiner Wohnung einen Detektorapparat. Aus die anonym« Anzeige eines „lieben" Nachbarn ließ die Postverwaltung den Apparat beschlagnahmen. Post behauptete, daß sein 14jähriger Sohn den Kasten von einem Freunde, der Klempner von Beruf fei, als Spielzeug geschenkt bekommen habe. Er, der Ange- ilagte, habe sich darum nicht gekümmert, da sein Geschäft ih» sehr in Anspruch nähme. Er übernehme aber jede Verant wortung. Der vernommene Sachverständige bezeichnete das Hörinstrument als Detektorzellenapparat, der betriebsfertig, voch nicht im Betrieb gewesen sei. Der Staatsanwalt bean tragte an Stelle einer an sich verwirkten Gefängnisstrafe von drei Tagen eine Geldstrafe von 30 Mark und Einziehung des Apparats. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 30 Mark Geldstrafe, im Nichteintreibungsfalle sür je 10 Mark einen Tag Gefängnis. Bunte Tageschronik. DeMu. Prlnzejjtn Joachim von Preutzeu, die Witwe des jüngsten Sohnes Wilhelms II., der durch Selbstmord wldete, hat sich in Dessau mit dem früheren Major Biener» cnuählt. Frankfurt a. M. Im Alsongtal in der Pfalz wurde kürzlich Ti eiuem Schneegcwitter, das plötzlich hereinbrach, das seltene Schauspiel eines Mondregenbogens beobachtet. Loudon. Siebenhundert ostpreußische Auswanderer, ie in dem Auswandererlager bei Southampton umergcbrächt wurden, sind wegen ungenügender Ernährung in den Streik -.treten. MchlMg W Seit 1. SmlG sWMWiNW Von Pfarrer Zacharias-Kesselsdors. So du eigentlich wißen willst, was Christus in seiner Ju gend getan habe, so höre dem Evangelisten hier zu, da er sagt: „Er war ihnen untertan." Das ist, er tat, was Vater und Mutter ihm hießen, und ließ sich nichts verdrießen. Da sollte ein jegliches Kind und Gesinde sich in sein Herz hinein schämen, die solche Historien von dem Kindlein Jesu hören und dennoch dergleichen Gehorsam weder den Eltern noch ihrer Herrschaft leisten, ja in einem schändlichen Ungehorsam leben. Was heißt es aber: Er war ihnen untertan? Nichts ande res, als daß er ist gegangen in den Werken des vierten Gebots. Das sind aber solche Werke, deren Vater und Mutter im Hause bedürfen, daß es Master, Trinken, Brot, Fleisch geholt, des Hauses gewartet und dergleichen mehr getan hat, was man ihm geheißen hat, wie ein anderes Kind; das hat das liebe Jesulein getuv. Dä sollten billig alle Kinder, die gottselig und fromm sind, sprechen: Hat er Späne aufgelesen und anderes, was ihm seine Eltern befohlen haben, getan, was als gemeine, geringe Merke anzusehen gewesen sind, wie sie im Hause Vorfällen; ei, wie feine Kinder wären wir, wenn wir seinem Exempel folgten und auch dasjenige täten, was uns unsere Eltern heißen, wäre es auch so schlecht und gering, als es sein könnte! Also braucht man nicht große Bücher davon zu schreiben, was das Kindlein Jesu getan habe. Man habe nur daraus Achtung, was Vater und Mutter im Hause bedürfen, und was sie die Kinder pflegen zu heißen. (Aus Dr. Martin Luthers Haus-Postille.) I Nur unserer keimst Wilsdruff, am 10. Januar 1925. Merkblatt für den 11. und 12 Januar. Sonnenau-aana 8'° it? lj Monüaiuqan^ 6" N. 6" N.I Sonnenunteraana 4? 4^ ii MonSuaierraui 8" I 11. Januar. 1829 Friedrich v. Schlegel in Dresden gest. 1923 Einbruch der Franzosen in das Ruhrgebiet. 12. Januar. 1746 Joh. Heinrich Pestalozzi in Zürich ed. — 1867 Besitzergreifung von Schleswig-Holstein. * Das lehte Vierteljahr. Nun hat auch für unsere Schulju gend der Alltag wieder sein gewohntes Gesicht bekommen. Don den Gaben des Weihnachtstisches weg, aus der weihnachtlichen Stimmung des Spielens und gegenseitigen Besuchens sind unsre Buben und Mädchen herausgeristen und müssen ihre Aufmerk samkeit wieder anderen Dingen als Märchenbüchern, Dampf maschinen, Puppenstuben und wie die Weihnachtsgeschenke heißen mögen, zuwenden. Für die Größeren ist Lie Zeit vom