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dann auf falber Mals nur I Modnuno oibt man der Araukarie einen Ini-I «avrika-Kukn. Klein aeickmittene Kwiebrb. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, M>» »VUsdrvffer Tageblatt* erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgende« Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in HmBeschLstssteLe und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Bote» 2,30 ML., bei Postbestellung »v, «ÄP-ftanftalA Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend A^er un> Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be- H«Mtge» arrgege». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung V« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpaltene Raumzeile 2V Goldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die 3 gespalteneAeklamezette im textlichen Teile l 0V Gold Pfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Vor- geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschriste« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmebisvorm.-IOUHr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanfpruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. B« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Weihen, de» Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Stoffen Nr. 10. 84 Jahrgana Telcgr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 13 Januar 1925 Fünf Lahre Versailles. Man hatte in Deutschland geglaubt, daß der Januar Erleichterung bringe, daß wir nach den furchtbaren Pflichten, die uns der 10. Januar 1920, der Tag der Rati fikation des Versailler Vertrages, auf die ach so müden Schultern legte, nun die Last soweit gemildert erhalten würden, als jener Vertrag uns das als unser Recht für den 10. Januar 1925 versprach. N i ch t s i st g e s ch e h e n. Nicht nur im Kölner Brückenkopf bleiben die Truppen der Entente stehen, weit darüber hinaus sind auch große Teile des Ruhrgebiets besetzt und wann die frem den Soldaten hinausgehen werden, das wissen wir nicht. War nicht auch die Erleichterung unserer Handels- und zollpolitischen Beziehungen, die der 10. Januar 1925 bringen sollte, nur eine Hoffnung—ist die Wirklichkeit nicht auch eine ganz andere? Gerade weil die Ententemächte ihre Truppen auf für uns unabsehbare Zeit am Rhein und an der Ruhr stehen lassen, üben sie ja einen unwidersteh lichen Druck aus auf die Verhandlungen, die über die Neugestaltung unserer handelspolitischen Beziehungen zurzeit stattfinden. Leicht ist das Wort vom deutschen Zollkrieg mit Frankreich ausgesprochen, aber wir dürfen dabei die Waffen nicht überschätzen, über die wir verfügen. Weit stärkere haben die Gegner und wir sind im Laufe dieser fünf Jahre trotz festen Willens immer wieder zusammengebrochen. Fünf Jahre Versailles, — eine Bergeshöhe von Schicksalsschlägen, eine Unsumme von Leiden, Mühen und Tod sind diese fünf Jahre. Was damals im Mai 1919, als jenes furchtbare Diktat bekannt wurde, wie ein Schrei des Entsetzens durch ganz Deutschland ging —der Vertrag ist unerfüllbar! — das hat sich als Wahrheit herausgestellt. Er ist nicht ein Dokument des Friedens, geschweige denn der Völkerversöhnung; er ist nur die Geißel, die die Entente immer wieder auf uns herabsausen läßt. Und man darf nicht daran rühren, dars die Geißel nicht eine Geißel nennen, sondern soll sich bereit erklären, durch das Gewissen verpflichtet zu sein, diesen Schlägen den Rücken hinzuhalten. Immer wieder brach die Entente den Vertrag, was sie selbst bekannte. Ist es nicht selbstverständlich, daß ein gebrochener Vertrag auch für uns nicht mehr existieren dürfte? Aber von hoher amtlicher Seite mußte erklärt werden, daß wir auch dann den Vertrag erfüllen müßten, wenn seine Grundlage, seine „moralische" Grundlage, wenn man dieses Wort in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen dars, nämlich die Beschuldigung Deutschlands, der Veranlasser des Weltkrieges zu sein, auch beseitigt sein wird. Und zwar moralisch verpflichtet — ihn loyal auszuführen, also gewissenhaft, im Gewissen verpflichtet. Jene angebliche deutsche Schuld am Kriege war oie erste Lüge, die von einer geschickten Ententediplomatie in die Welt hiausgeposaunt wurde. Fortzeugend mußte Böses sie gebären und die größte Lüge ist der Geist von Versailles. Wie ein graues Spinnengewebe liegt diese Lüge auf der deutschen Seele, es gelang bis jetzt nicht, sie Hinwegzureißen. Schlimmer ist's denn je nach diesen fünf Jahren Versailles; anstatt alle unter dem Druck dieses Friedens mühsam dahinwandernden Deutschen zu einen, hat diese größte Lüge uns nun noch selbst zersplittert und zerschellt. Wenn sie uns geeint hätte, dann hätte sie wenigstens einGutes gehabt. Doch auch das blieb aus, und das ist das schlimmste an ihr. Fünf Jahre Versailles, — nach weiteren zehn Jahren sollte die Last von unseren Schultern weichen. Die Hoff nung ist schwach geworden, daß die so verkündete Unu Wandlung der Welt von einem Reich brutaler Macht zu einem Reich der Gerechtigkeit und des Rechtes erfüllt wird. Wir sehen um uns nnr das eine die fünf Jahre hin durch und immer weiter und weiter: nur jene brutale Macht der Bajonette, Fernkanonen und Bombenflugzeuge regiert. Wir stehen ihr wehr- und waffenlos gegenüber. Vor zwei Jahren verkündete Poincars den Ruhrein - bruch nnd die Politik seiner Macht, nicht seines Rechtes- Hat bisher gesiegt. Man bleibt in Köln, man bleibt an der Ruhr, — die Machtpolitik bleibt und die Gerechtigkeit verhüllt trauernd ihr Haupt. Tren-eiendurgs neue Verhandlungen. Ablehnung des Provisoriums. Paris, 11. Januar. Staatssekretär Dr. Trendelenburg hat gestern dem Handelsminister Raynaldi die Stellungnahme der deutschen Negierung sowohl über das von Franireich vorgeschlagcae Allommen wie üb-w das Gesamlproblem der Handelsverwags- veharndlungen bekanntgcgebcn. Eine nochmalige Zusammen kunft der beiden Dclegationsvorsitzcudeu ist für morgen an- bcrauntt. Es so' i die von dem Vorsitzenden der deutschen De legation abgegebenen Erklärungen weiter geprüft und erörtert werden. Nus diesen Mitteilungen geht hervor, daß Deutschland den Provisoriumsvorschlag abgclehnt hat, ohne seinerseits einen Gegenvorschlag zu machen. Die deutsche Auffassung kann dahin charakterisiert werden, daß Deutschland es für uner läßlich hält, zunächst einemal eine Verhandlungsbasis für einen endgültigen Handelsvertrag zu suchen und dann erst die Frage zu erörtern, was bis zum Inkrafttreten des endgültigen Vertrages geschehen soll. KMOW des Wnws gegen dns Unrecht n. Mn Marx und Adenauer. Berlin, 10. Januar. Uns Anregung führender politischer und wirtschaft licher Kreise des besetzten Gebietes hat der Reichs kanzler Dr. Marx im Beisein der Mitglieder des Neichskabinetts und des preußischen Staatsministeriums sowie der Vertreter der Länder eine große Anzahl namhafter Persönlichkeiten aus dem Rheinland empfangen. Es waren erschienen die Vorstände der Ausschüsse der Wirtschaft, der Gewerk schaften, der Stadt- und Landkreise, der Presse, die rheini schen Abgeordneten usw. Als Wortführer der Abordnung hielt der Kölner Oberbürgermeister Dr. Adenauer eine Ansprache, in der er darauf hinwies, daß die Hoffnung der Rheinländer, daß am 10. Januar 1925 die nördliche besetzte Zone, in der 2^ Millionen Deutsche wohnten, ge räumt werden würde, zuschanden geworden sei. Die Haltung der Besatzungsmächte stehe in schärftem Gegen satz zu der Loyalität, mit der das besetzte rheinische Ge- biet die vertragsmäßige Besetzung jahrelang getragen habe, und die unklare Haltung der Entente lasse die Be sorgnis aufkommen, daß auch künftige Näumungsterminc nicht innegehalten werden könnten. Die Rheinländer möchten nun gern wissen, was die Reichsregierung zu tun gedenke, um den Verträgen Geltung zu verschaffen. Rede des bisherigen Reichskanzlers. Dr. Marx erwiderte, daß er diese Aussprache herbei gewünscht habe, da er ja selbst Rheinländer sei. Die Hal tung der alliierten Mächte sei ein Unrecht, das dem s ganzen Deutschland angetan werde, und das ganz Deutsch- land als solches empfinde. In der deutschen Note sei nach gewiesen worden, wie unhaltbar die Gründe seien, die Vie Alliierten für die Nichträumung angäben. Man müsse erwarten, daß die nachträgliche Räumung nicht ins Unge wisse gestellt wird. Die Neichsregierung werde nicht vergessen, das? es sich bei diesem politischen Kampfe um das Schicksal von Millionen lebendiger Menschen und treuer deutscher Pa tristen handelt. Sie habe in ihrer Antwortnote noch einmal den Willen zur Verständigung betont und der Hoff nung Ausdruck verliehen, daß im Wege neuer Verhand lungen die Meinungsverschiedenheiten ausgeglichen werden können. Oberbürgermeister Or. Adenauer nahm nun noch einmal das Wort, um sich im Namen der Abordnung mit den Ausführungen des Kanzlers im großen und ganzen einverstanden zu erklären. Er glaube aber betonen zu müssen, daß man im un oesetzten Deutschland oer rheinischen Frage nicht die Be achtung schenke, die sie erheische. Man vergesse über Par teigezänl alles Wesentliche, und es sei tief zu bedauern, das? Deutschland in den wichtigsten Wochen seit dem Zusam menbruch keine verhandlungsfähige Regierung habe. Wie es aber auch sein möge, dem Reichskanzler ge- oühre der Dank aller für alles, was er für die Rheinlande geiau yaoe, uno es ?et nur zu wünschen, daß auch die neue Neichsregierung in außenpolitischer Hinsicht denselben Weg weitergehe. In einer Schlußansprache verwies Marx noch ein mal in warmherziger Weise auf die unzertrennbare Zusam menghörigkeit des besetzten und des unbesetzten Deutschlands. Köl«5 Ms-ruch gegen dieNiASumlig Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Köln, 11. Januar. In sechs großen Versammlungen er hob heute die Bürgerschaft Kölns flammenden Protest gegen die Nichträumung der nördlichen Zone. Bürger der verschiedenen politischen Richtungen waren zu Tausenden dem Rufe der poli tischen Parteien gefolgt. Eine einheitliche Versammlung war von den Besatzungsbehörden nicht zugestanden worden. In allen Ver sammlungen traten Parlamentarier und andere führende rheinische Persönlichkeiten auf^ die in klaren Worten den Vertragsbruch kennzeichneten. Von allen Seiten wurde darauf hingewiesen, daß der kaum zum Leben erwachte Glaube an einen ehrlichen Ver- ständigungswillen aufs tiefste erschüttert worden sei. Die lange gehegten Hoffnungen seien aufs bitterste enttäuscht worden. Das Vorgehen der Ententemächte wurde als Rückfall in die Methode der Sanktionen un- Diktate bezeichnet. Die Nichträumung der nördlichen Zone habe den Beweis erbracht, daß trotz aller gegen teiligen Erklärungen Haß und Nachegeist noch immer die politi schen Entschließungen unserer ehemaligen Gegner beherrsche. Sin üeulsA-ttslienisches Osnckelsprovisorium. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Rom, 11. Januar. Die lange Dauer der deutsch-italieni schen Verhandlungen, die gesternnachmittag zum Abschluß eines modus vivendi bis zum 31. März führten, ist nicht auf grundsätz liche Meinungsverschiedenheiten, sondern auf schwierigeAusgleichs- verhandlungen über einzelne Positionen des Abkommens zurückzu führen. Das Provisorium ist auf Wunsch beider Delegationen nur für eine kurze Zeit Zustandekommen, damit der eigentliche Han delsvertrag möglichst schnell zum Abschluß gebracht werden kann. Ueber die politische und wirtschaftliche Bedeutung eines solchen Vertrages herrscht in beiden Delegationen Uebereinstimmung. Die Zugrundelegung der Meistbegünstigungsklausel als Basis ist gesichert, doch wir- ihre Anwendung auf verschiedene Positionen in den weiteren Verhandlungen nicht ohne Schwierigkeiten ab gehen. Der Abschluß des Provisoriums wird von der italieni schen Presse allgemein als günstige Vorbereitung für den Handels vertrag bezeichnet. Die Blätter erklären, daß beide Länder im Begriff stünden, ihre gegenseitigen wirtschaftlichen Beziehungen wiederherzustellen. „Journal -'Italia" hebt besonders die ver mittelnde Tätigkeit des deutschen Botschafters Baron v. Neurath bei den Verhandlungen hervor. Sondierungen. n. BerliII, 10. Januar. Was tagelang erwartet wurde, trat in den gestrigen später Abendstunden ein: der bisherige Reichskanzler Marx legb sen Auftrag zur Regierungsbildung in die Hände des Reichs Präsidenten zurück. Alle nunmehr durch drei Wochen sich hin stehenden Bemühungen des Kanzlers waren gescheitert. Da- negative Resultat wurde durch eine amtliche Mitteilung be kanntgcgeben, nach der Feststellungen bei der Reichstagssrakticr wr Deutschen Volkspariei ergeben hätten, daß sie so -vohl gegen ein aus Zentrum und Demo kraien gebildetes Kabinett wie auch gegen das durch Staatssekretäre ergänzte bisherig« Kabinett in schärfste Opposition treten würde Deshalb hätte Marx die Möglichkeit eine- Kabinettsbildung durch ihn nicht mehr ge sehen. Ter Reichspräsident empfing nod am gleichen Abend den Reichsminister Di Stresemann sowie den deulschna iionalen Führer Abg. Schiele und dei sozialdemokratischen Führer Her mann Müller. Später hatte der Reichs Dr. Luther. Präsident dann eine Unterredung mit den > Reichssinanzminisier Dr. Luther, dei schon vorher als lünstiger Kanzler bei einem Scheitern vor Marx bezeichnet wurde. Marx faßte seinen Entschluß nach eine: .lnlerrednng mit den bisherigen Kabincltsmitgliedcrn Sire iemann, Luther. Brauns, Geßler und Hamm, ir oer uw ycrausstelile, daß diese die Fortsetzung der Bemühungen des Reichskanzlers für aussichtslos erklärten. Besonders Dr. Luther betonte dabei, in einem durch Staatssekretäre ergänzten Kabinett könne er nicht verbleiben. Die Deutsch- nationalen sollen auf einem parlamentarischen Kabinett be stehen und eine sog. überparteiliche Regierung nur als eine Notlösung ansehen. Bis in die späten Nachmittagsstunden war aber ein Auftrag des Reichspräsidenten an Dr. Luther entgegen den allgemeinen Erwartungen nicht ergangen. Dr. Luther nahm jedoch Sondierungen bei den Parteien vor, die den ganzen Tag beanspruchten. Der den Demokraten zu- gerechnete Reichswehrminister Dr. Geßler, dessen Stellung in letzter Zeit etwas umstritten war, teilt dem Berliner Tage blatt mit, die Behauptung, er hätte ein überparteiliches Kabinett ohne Rückendeckung bei der Deutschen Volkspartei nicht m.t- machen wollen, treffe nicht zu. Er habe vielmehr in der Unter redung mit Marx ausdrücklich hcrvorgehobcn, daß die partei politischen Erwägungen der Herren Dr. Luther und Gras Kanitz für ihn als Demokraten selbstverständlich nicht in Betracht kämen, daß für ihn lediglich der sachliche Gesichtspunkt mcß- gebend wäre, ob das Kabinett arbeitsfähig sei. Am 14. Januar Regierungserklärung? Berlin, 11. Januar. Reichspräsident Ebert hat gestern mittag dem Neichstagsprüsidium im Prüsidialgcbäudc den an- gekündigtcn Gegenbesuch abgcstattct. Der Reichspräsident teilte bei dieser Gelegenheit mit, das? Dr. Luther den Auftrag zur Bildung einer Regierung noch nicht angenommen habe, Wadern 'nnächst Rücksprache mit den Parteiführern nehme. Der Ncichs- rnsident hielt cs aber für fraglos, das? für die nächste Litnmg res Reichstages am 14. Januar die Erklärung der neuen Re gierung auf die Tagcsordunna ackebt werden könne.