Volltext Seite (XML)
n—— - — -"S Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich Ho pfg., zweimonatlich 80 Hfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer io Hfg. O ! r-- --—"— —s Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger « . .—» Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags 12 Uhr des Lrscheinungstazes. Preis für die Spaltzeile zo pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. Ü Ü rNit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt" sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel". „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Na. U3. Freilag, den 18. September 1908. 7. Jahrgang. Lefehol;;eichrn betr. Denjenigen Personen hiesiger Gemeinde, die um ein Leseholzzeichen für 1909 nachsuchen wollen, wird anheimgegeben, sich bis 15. Oktober 1908 im hiesigen Gemeindeamt während der üblichen Geschäftszeit zu melden. Später eingehende Bewerbungen können nichl berücksichtigt werden. Otttzaäork-Lloriträork, am 17. September 1908 Der Gemeindevorüand. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Gkrilla, den n. September »gos. —* Der Segen der Arbeit. Es gibt kein besseres Heilmittel gegen geistige und körperliche Leiden, als Arbeit, einerlei, welcher Art diese auch sei. Fühlen wir uns niedergedrückt Und traurig, so vermehrt ein tatenloses Nachhängen »och diese Stimmung, das Mitleid mit uns selbst. Denn da wir Zeit haben, das uns Angetane von allen Seiten zu überdenken, so finden wir stets neuen Kummer heraus. Wir wühlen in der Wunde, die las Schicksal oder die Menschen uns geschlagen, vergrößern sie und kommen so der Melancholie immer näher. Ganz anders aber wirkt das energische Aus- kaffen mlten aus den Schmer, empfindungen zu einer nutzbringenden Tätigkeit. D-r an- fängbche Widerwillen schwindet bald, unser Werk macht uns Freude, und da es alle unsere Gedanken erfordert, so bleibt kein Rest zum Grübeln übrig. Ja, sind wir glücklich fertig Wil dem, was zu verrichten wir uns vor genommen hatten, so nimmt ein Lustgefühl die Seele der früheren Niedergedrücktheit ein. In einem milden Lichte sehen wir das Ver gangene Wir kommen bedeutend leichter darüber hinweg. Ein regelrechter Beruf, der dem Menschen täglich das gebieterische Du muht fliruft, ist die trefflichste Arznei gegen alle 2-elenpein, aber auch gegen allen Kummer. Darum suchen z. B junge Mädchen, d e ein Liebesleid durchzumachen hatten, oft als Kranken- »flegerinnen Beschäftigung. Die schweren Wichten, welche sie freiwillig aus sich nehmen, lassen ihnen keine Z-i! zum Versenken in ihr Schicksal und häufig finden sie schon nach wenigen ^»nattn das seelische Gleichgewicht selbst Froh sinn und den alten L-bensmut wieder. Daß die Arbeit gegen köperliche Leiden ebenfalls hilft, wird leider von vielen Menschen bestritten. Wer sich bei der kleinsten Erkältung krank meldet, oder bei jedem Schnupfen tagelang faulenzt, der sinnt natürlich die segensreichen Folgen des schaffens nichtl —* Was dnS Scharfschießen koste:! Bei dem Scharfschießen am 5. September unweit Mülsen St. Ncklav wurden von 60 Feldkanomn über 700 Schüße abgegeben. Jedes Geschütz siuerte außer Zielsicherungsschüssen zwölf Schrapnells ab. Da ein soicher Schuß etwa 85 Mark kostet, kommt der stattliche Betrog von über 60000 Mark nur für die Geschoße klammen. Darin sind nicht eingerechnet die Äur- und Gebäudcentschädignng, die Mmsch- Wen usw —* Ist eS nicht eine herrliche Zeit für Were Kinder, wenn sie jubelnd über die Tlopp lfelder rennen und dabei mit entzückten Trigen Hinausschauen zu dem selbstaesertigten Ungeheuer, das nun hoch oben in den Lüften fleht? Es lst nur ein Kinde: ipielzeun aber eins jenen, an denen auch selbst der Erwachsene ein Eigötzen hat. Wie so viele Kinderspielzeuge, m auch dieses im Laufe der Zeit zu einem Lehrer der Menschheit geworden, als es in die Nichtigen Mch gelangt^ So benutzte z. B. im Jahre ^52 Benjamin Franklin und nach ihm Cavallo, de Nomas u. o. den mit einer Metollspitze Ersehenen Drachen, um an der leitend gemachten Schnur die Elektnzirät der Wolken zur Erde iu leiten. Tie bei diesen Versuchen gewonnen n Funken erbrachten den Beweis, daß der Wh rin elektrischer Funke ist. Eine weitere iWenschaftliche Verwertung erfuhr das lOprüngstche Kinderspielzeug in der Aeronauti Wch die Drachenballons, die mit aeronautischen Instrumenten versehen weiden und uns Auf- ktarung bringen über die Windstärke, den Feuchtigkeitsgehalt der Luft und ähnliche Dinge. Freilich, die Hauptverwendung wird der Drache innrer in den Händen unserer Jugend finden. Ind Man wird nichts dagegen haben, denn das Spiel mit den Drachen ist gleichzeitig ein .esunder Sport 8. V Ls. Im Geschäftsbereiche des Evangelisch« lutherischen Landeskonsistoriums ist im r gel mäßigen Verfahren zu besetzen: Das Diakonat u Kahr n (Borna) mit Pfarramt J-k-shain (Rochlitz) - Kl. 111 (8) Kollator: Tie Rutergulkhenschoft zu Sahlis. — Angestellt bez versetz! ww den: I Hannes Theodor Mischner, Pfarrvikar in Mölbis, als Hiljsgeistlicher in Clnuömtz (Rochlitz), ?. Moritz Paul Golde, Pfarrer in Königswalde, als Pfarrer in Peritz mit Wülknitz (Großenhain). Klotzsche. Herr Schulrat Dr. Lmge, Königlicher Bezirks chulinspektor für Dresden III, hält am Sonnabend mit d r Lehrerschaft der Beziike Radeberg und Klotzsche-Lausa im Bahnhofshotel zu Klotzsche eine amtliche Konferenz ab, in der man sich unter anderem mit dem Thema Zweckmäßige Gestaltung der öffentlichen OstcrprüsunM beschäftigen wird. Der Unterricht fällt an diesen Tage auS- Dresden. In einem Abort des vorgestern abend 7 Uhr 27 Plinuten von Arnsdorf aus dem Hauptbahnhofe eingctroffenen Personenzuges wurde ein hiesiger Buchhalter an einer Zucker schnur hängend aufgefunden. Durch sogleich an ihm vorgenommene Wiederbelebungsversuche wurde der Manu wieder zur Besinnung gebracht und d raus mittels Krankenwagens in das Friedrichstadter K.ankenhaus übergeiührt. — In Mickten, unterhalb des LelanSkyschen Holzoblogerungsplatzes, sprang Montag vormittag eine unbekante, anscheinend 55 bis 60 Jahre alte Frau in die Elbe und wurde sogleich in die Milte des Stromes getrieben. Am Pionier übungsplatz gelang es zwei mit Kähnen übenden P oni ren. die Unbekannte zu faßen und an dos Land zu bringen. Da sie ein Lebenszeichen nichl mehr von sich gab, nahmen ein Lazarett- g-hilfe und ein Wohlfahrtsaufseher sogleich Wiederbelebungsversuche an der Frau vor, die ab r ergebnislos verliefen. Sie ist 1,75 m groß, schlanker Gestalt, hat dunkle, graumelierte, kurz geschnittene Haare, blaugraue Augen und im Unterkiefer rechts und links je nur einen Zahn. Ihre Kleidung bestand aus dunkelgrauem Mmtel, graukarriertem Kostümrock, blauem Falbenrock, braunem Stoffunterrock mit schwär und weißer Borte besetzt, grauem Korsett, weiß leinem Hemd, weißen Beinkleidern mit Spitzen, braunen Strümpfen und schwarzen Leder stiefeletten. Ein Taschentuch ist O. P. 6. gezeichnet. Am Eibufer hatte die Lebensmüde einen schwarz gemusterten seidenen Damenschirm mit braunem, gebogenem Stock und einen grau, blau und grün gesteiften Tuchbeutel mi schwarzer Schnur zurückgelassen. — Vorgestern nachmittag in der 6. Stunde wurde die Hilse der Feuerwehr nach DippoldiS- walnaer Kasse 2 verlangt, wo man auf dem Dache des vierstöckigen Hauses einen Mann bemerkt hatte. Djs Mannschaft spannte zur Vorsicht sofort das Sprungtuch im Hof aus, während andere auf das Dach stiegen un dort in emer Hohlkehle einen daselbst wohnenden Arbeiter in anc,«trunkenem Zustande siegln fanden. Der Mann wurde angeseilt un da-m durchs Fenster m seine Wohnung zurück gebracht. Eisenberg-Moritzburg. Die Stelle eines Gemeindevorstandes fr hiesigen Ort ist n Dresdner Blättern ausgeschrieben. Für Verwaltung der Gemeinde und der Gemeinde- kaffe werden 1250 Mark gewährt. Außerdem werden für Verwaltung verschiedener Kaffen 750 Mark ausgesetzt. Meißen. Nächsten Montag wird auf der Elbe zwischen Meißen und Boritz eine KriegS- rrücke errichtet, auf der eine Infanterie-Division sie Elbe überschreiten soll, Die Königliche Amtshauptmannschast Meißen als Elbstromamt gibt bekannt, daß am genannten Tage von /z1o Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags der Elbverkehr Beschränkungen unterliegen bez. ganz unterbrochen werden muß. Bautzen. Verhaftet wurde der Kaufmann Fritz Geyer wegen Sittlichkeitkverbrechen. Geyer der auf der Moltkestraße ein Wein- und Kakaolager unterhält, ist verheiratet und Vater von suben Kindern. Dahlen. Der wegen angeblichen Sittlichkeits- Vergehen verhaftete Einwohner wurde infolge )er Haltlosigkeit der Beschuldigung entstanden durch Klatsche: eien des betreffenden Schul mädchens, aus der Haft wieder entlassen. Treben Der hier angestellte 22 jährige Hilfslehrer Albert Weißmann wurde in seinem Bette tot aufgefunden. Derselbe litt an Krämpfen und dürfte nach ärztlicher Aussprache der Tod durch diese herbeigesührt sein. Marienberg. Die Erzgebirgszweigvereine zu Wolkenstein und Marienberg haben in einer auf der Dreibrüderhöhe stattgesundenen gemein- schasilicheu Versammlung beschlossen, von dieser bekanntlich mit Restauration und Aussichtsturm bekrönten Höhe h rab eine Wintersportbahn für Schneeschuhläufer und Ruschlcr anzulegen. Das Gelände ist zur Ausübung dieses Sports vorzüglich geeignet. Öberleutersdolf. Ein heiteres Straßen- bild bot dieser Tage die Krügnergaffe. Infolge einer Erderschütterung kam ein auf einem Wagen liegendes großes Sirupfaß ins Rollen und fiel hart auf die Erde auf, sodaß die Reisen sprangen und der süße Inhalt des Fasses auf die Straße sich ergoß. Im Nu bildete sich um den süßen Berg ein schier un entwirrbarer Knäuel von Ktnderletbern, die mit Fingern zulangten oder rasch sich Löffel und kleine Töpfchen aus den Häusern herbeigeholt hatten und den süßen Sirup schleckten. Leipzig. Noch immer herrscht keine rechte Klarheit darüber, auf welche Weise das als zerstückelte Leiche in der Pleiße aufgefundene Dienstmädchen Emma Heine seinen Tod ge funden hat. Jetzt ist in Altenburg durch Leipziger Kriminalbeamte der Tischler Robert Lohmann aus Leipzig verhaftet ins Leipziger Untersuchungsgefängnis überführt worden, da sich die Verdachtsgründe sehr verstärkt haben, daß er an dem Tode, der Zerstückelung und der Beiseiteschaffung des auf so geheimnisvolle Weise ums Leben gekommenen Dienstmädchens beteiligt ist. Seine Ehefrau ist bekanntlich bereits kurz nach der Auffindung des Leichnams der Heine verhaftet worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. An ihrer Schuld besteht kaum ein Zweifel mehr. — Ein Unglückssall mit tätlichem Ausgang ereignete sich am Dienstag Mittag im Hose eines Fabrikgrundstücks an der Wittenberger Straße in L.-Eutritzsch. Daselbst wurde der 61 Jahre alte Klempner Oskar Seyferth, Wilhelminenstraße 4, von einem jungen Burschen, der sich mit Radfahren belustigte, angesahren und derart unglücklich zu Falle gebracht, da er einen Schädelbruch davonirug, De Bedauernswerte wurde sofort mit einem Not verband- versehen und dann nach dem Stad! krankenhause überführt- Dort ist er kurze Zei nach seiner Einlieferung an den Folgen der eriiltenen Verletzungen verstorben. Chemnitz. Das 19jährige Mädchen Unger hatte mit dem 22 jährigen Kaufmann Peine ein Liebesverhältnis unterhalten, das nicht ohne Folgen blieb. Das Mädchen mußte jedoch die Entbindung mit seinem jungen Leben bezahlen, leber dieses tragische Ende der Geliebten wurde >er junge Mann trübsinnig- Man beobachtet« )N gestern früh, wie er auf dem Altendorfer Friedhöfe umherirrte und fortwährend an da« offene, noch leere Grab der Geliebten zurückkehrte. Bald darauf ertönte von der Parentationshalle her ein Schuß. Peine hatte sich einen tödlich wirkenden Schuß in die Schläfe beigebracht. Man fand seine Leiche neben der der Geliebten iegen. Geyer i. Trzg. Der Leichenfund, über )en wir seinerzeit berichteten, hatte vor der Chemnitzer Strafkammer ein gerichtliches Nach- piel. Vor Gericht standen die 1887 geborene Bäckermeisterstochter Emilie Clara Groß von hier, deren Geliebter, der 22 jährige, aus Chalons-sur-Marne gebürtige Kaufmann LouiS Camille Ren6 Perrichet. zuletzt hier, und der sier wohnhafte Kaufmann Karl Friedrich Richard Schulz. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt- Bekanntlich and ein zehnjähriger Knabe am Sonntag, den 12. Juli, in dem sogenannten „großen Teich" die in einem Pappkarton verpackte Leiche eines Kindes männlichen Geschlechts; der Pappkarton war mit einem Stein beschwert. Wie sich in der Verhandlung herausstellte, war das Kind nicht ermordet worden, sondern tot zur Welt gekommen. Allerdings unternahm die Groß, die als Mutter des Kindes festgestellt wurde, schon längere Zeit vor der Geburt ein erfolglose» Verbrechen nach Paragraph 218. Die Groß und der Kaufmann Perrichtet wurden wegen versuchten Verbrechens im Sinne de» erwähnten Paragraphen zu je 3 Monaten Gefängnis und zu zwei Wochen Haft wegen Uebertretung des Paragraphen S67 Z. 1 verurteilt. Der Mitangeklagte, Kaufmann Schulz, der Perrichet ein verbotenes Mittel angepriesen haben sollte wurde freigesprochen. Mitteldorfb. Stollberg. Unter schrecklichen Schmerzen gestorben ist der Fuhrunternehmer Bauer der mit der linken Hand in ein Wagen rad gekommen war. In die Wunde war Straßenstaub eingedrungen, weshalb ihm die ganze Hand abgenommen werden mußte. Auch diese Maßnahme konnte den Unglücklichen nicht retten. ES trat Brand hinzu der zum Tode führte. Kühnheide bei Zwönitz. Ein Großseuer vernichtete das aus 4 großen Gebäuden bestehende Hennigsche Gutsanwesen. Da» Gehöft brannte vollständig nieder. Es wird Brandstiftung vermutet. Limbach. In aller Stille ist dieser Tage das Technikum geschloffen worden. Ss waren nicht einmal 50 Schüler mehr hier. Schon vor einigen Jahren batte man die Auflösung des Technikums geplant, doch vermochte damals noch eine Petition der Bürgerschaft an den Stadtrat das Unheil abzuwenden. Man hätte auch jetzt noch den städtischen Zuschuß gern gezahlt, wenn die Prosperität für die Zukunft einigermaßen gewährleistet gewesen wäre. Ohne Zweifel dürfte jetzt eine eifrige Agitation für die Errichtung einer Realschule oder höheren Bürgerschule eingeleitet werden. Weißenborn bei Zwickau. Hier wurde am Sonntag abend durch das verschlossene Fenster auf die Frau des Gutsbesitzers Fröhlich geschossen. Die Kugel schlug in nächster Nähe der ahnungslosen Frau in die Wand ein. Bisher konnte der Täter nicht festgesteüt werden. Man nimmt an, daß es sich um keinen Zufall, sondern um einen Mordanschlag handelt. Treuen i. V. Ein schwerer Manöoer- unglücksfall ereignete sich gestern vormittag gegen 11 Uhr bei den Manöverübungen der 24. Division. Bei der Auffahrt stürzte ein Geschütz des Artillerieregimentes Nr. 78 um und begrub die Bedienungsmannschaften unter sich. B-i einem Kanonier ist das Leben gefährdet, zwei andere Kanoniere sind ebenfalls sehr schwer verletzt.