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Ottendorfer Zeitung : 06.09.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190809065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19080906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19080906
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-06
-
Monat
1908-09
-
Jahr
1908
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 06.09.1908
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gefordert Ansprüche egen der ;um An- 000 Mk. e Berater n der ihm für den u dürfen, roch einen s Nnter- voo Berliner >en, der vertvollen n. Die ;me dieser t worden, ipft, daß fers eine zu zahle» nder des Oberst- wen, die tz einge- n wenig wen. CS eine Ab- är ange- 'en-Kolle- uit dieser iir Alten- zsassessor er Braut ne Fahr- ise lösen d in den Schlag- mnes ein chzeit der >afen der ;n infolge , die mit ans de ¬ in den seerungen ten dmü> Defrau- in öam- n Ostsee- n Berken ein Rück- äch durch Zwei aus Mörder n Düssel- r berüch- „ oerüdte verbrechen nun im Mite en seine» enommeu n stürzte elbesitzerS Bouillon. andsbcrg Nkänner, lbstmord, berfahren ll; einer überfuhr Bahn air ;es Fuhr- wei, der kaufmaM wurden. Heyman» verletz» as Vfcr> viderte der well zwei um de» ein Halver das gram ld die ZaR hren will sten TaE nrd, da im e, daß Ä wlge nicht >n wollen, ger Volks- niskonime» en würde, narsch ge-, t," meinte ftutes auf endlichen -s Krieges -rlageii in erhörteste» nicht metzk Zeit und >en dieses nerzeitigeN trotz aller r Krieg? t lächelnd ver avan- )ei welchen st-" flwci Kellner als Einbrecher. In Gera erbrachen zwei Kellnerlehrljnge die Kasse Hotels, in dem sie angestellt waren und Ren öOO Mark. Als sie verfolgt wurden, er- Rm sich beide. , Hm Streit erschaffen. In einer Wirt en in Osterfeld bei Essen erschossen vier «liener im Streit zwei andre Gäste. Die Eer flüchteten auf einem Jagdwagen. , Ein mißglückter Stierkampf in Wie». -Mem Etablissement „Venedig in Wien" sollte p Kamps des Athleten Tiberio mit einem ?rr stattfinden. Im Publikum herrschte aber derartige Erregung, daß der Polizei- ^missar den schon begonnenen Kampf verbot. Nbbmch der Vorstellung geschah in der daß der Impresario mitteilte, der Kampf Sender, da es Tiberio nicht gelungen sei, MStier zu werfen. Hierauf rief das Mikum erleichtert: „Bravo Stier!" . Hm Lenküallon über den Ärmelkanal. M einem in der Voifinschen Fabrik herge- 'Een Aeroplan will der Fürst Bolotow mit M Begleiter versuchen, den Ärmelkanal zu Miezen. Der 100 Pferdestärke starke Motor iür eine Stundengeschwindigkeit von über Kilometer berechnet. Der Flugapparat, der Windstärke von 20 Kilometer in der Stunde Mehen soll, könnte, wenn die Anschauungen sich bestätigen, die Strecke von Calais Dover in einer halben Stunde znrücklegen. >, «mrmwctter in England. Heftige Anstürme wüteten in einer der letzten Nächte IMgland. Es sind viele Meldungen über Me Schiffsunfälle eingelanfen. Telegraphen- M sind unterbrochen. Die Kanaldampfer Moden ihre Abfahrt. Der Dampfer „Queen", Machts in Portsmouth eintreffen sollte, Ivar W Stunden überfällig, was große Bemi- FDng hervorrief und veranlaßte, daß mehrere. Me zur Hilfeleistung ansgesandt wurden. Mischen hat der Dampfer seine Passagiere Mdet. ^>n „Haus der Damen", das die Inter na der weiblichen Untertanen des englischen Mes gegenüber ihren männlichen Volksge- M» wahrnehmen soll, ist der neueste Vor- A, der von selten der englischen Frauen- Merinnen und ihrer . Anhänger setzt der Müichkeit unterbreitet wird. Der General-' Mr Sir Harcourt Ben Gough hat den Vor- gemacht, als Lösung der politischen Meiifrage ein „Haus der Damen" neben dem der LordS und dem Haus der Gemeinen gründen! Wie das Haus der Gemeinen ,. dem Hause der Lords kontrolliert werde, Milte das „Haus der Damen" unter der Molle der Gemeinen stehen. Die Frauen Mn dann ihre eigenen Vertreterinnen für das M der Damen" wählen. .HruerSbrunst in Serajewv. Bei einer Feuersbrunst in serajewv ivnrden fünf tzMänser und mehrere Nebengebäude ein- Mcn. Pier Personen sind dabei tödlich ver- M'A i mehrere Feuerwehrleute und Polizei- Mk erlitten bei den Rettungsarbeiten Ver- Mgcn. Die Entitehnnqsursache des Brandes M unbekannt. sM'r ganze Familie zum ttber- verurteilt. Die Pittsburger Straßen- LMMchaft hat sich aus Papiermache und M eine ganze „Familie" Herstellen lassen, die ^Mater, Blutter, Sohn und Tochter besteht, Mesonen sind dem Original getreu nachgebildet Küchen in ihrem Sonntagsstaat unter dem Mn einer Familie Dumh in den Ausgabebüchern Mchnet. Mit dieser Familie hat es eine ^. »dere Bewandtnis. In den allen möglichen Will man sie herzlos auf die Schienen HAaßenbahn werfen, um festzustellen, wie M einzelnen Rettungsvorrichtungen der ^Mbahn bewähren. Diese Proben solle» im MN von Ärzten während einiger Woche» MM», man will nach dem „Unglück" sofort Meiner darüber entscheiden lasse», welcher MA Verletzung der einzelnen Familien- M^er ist. NMrstch wird e<s bei diesen Ver- M Nicht ohne abgefahrene Beine oder zer- .Merte Gliedmaßen abgehe», aus welchem ein eigenes „Hospital" errichtet wurde, in dem die verlorenen Gliedmaßen wieder er gänzt werde». Familie Dummy geht also einem schweren Beruf entgegen, um den sie sicherlich niemand beneiden dürfte. < ? Die künstlichen Beine als Lebens retter. Eine sonderbare Geschichte wird aus Pittsburg gemeldet. Dortselbst geriet ein gewisser William Wilson mit den Händen an eine niedergestürzte Leitung der Straßenbahn, die gerade von einem Strom von. 1500 Volt gespeist war. Es war dem Wilson nicht möglich, sich von der Leitung frei zu machen, da alle Versuche, den Draht loszulassen, erfolg los blieben. Zufällig kam gerade ein Ver wandter des bekannten Detektivs Pinkerton, Harry Pinkerton, des Weges, dem es gelang, Saphir. Am 5. September sind 50 Jähre vergangen, seit Moritz Gottlieb Saphir, der zu seinen Lebzeiten in allen Kreisen gleich beliebte Humorist und Satiriker, dahingegangen ist, und unsre schnellebige Zeit weiß kaum uoch etwas von ihm, der die Lachmuskeln seiner Zeitgenossen in dauernder Tätigkeit zu halten wußte. In seinen zahlreichen humoristischen Werken handhabte er besonders das oft recht wenig geist volle Wortspiel und den Wortwitz. Großer Beliebt heit erfreuten sich Saphirs humoristische Vorlesungen, die, überall, wo er sie hielt,-sehr stark besucht wären. den Unglückliche» zu retten. Pinkerton hat nämlich zwei künstliche Beine aus Kork und Holz, welche Körper keine Elektrizitütsleiter sind. Ei- stellte sich auf den Draht, ergriff den Verunglückten und befreite ihn unter großer Anstrengung von dem festhaltenden elektrischen Strom. Ein Millionendiebstahl im Hause des amerikanischen Generalpostmeistcrs. In Senham (Nordamerika) drangen vier Räuber in das Haus des Generalpostmeisters und ehe maligen amerikanischen. Botschafters in Peters burgs Meyer, während sich die Familie beim Abendessen befand, und raubten alle Schmuck sachen, viel Geld und Wertpapiere im Werte von über eine Million Mark. Unter den Schmucksachen befindet sich auch ein besonders wertvolles Diamantenhalsbaud sowie eine Gar nitur von schwarzen Perlen. Bei den ent wendeten Schmuckgegenständen befinden sich auch Geschenke von europäischen Souveränen. Raubanfall auf einen Diplomaten. Der neue belgische Gesandte ani persischen Hofe, Emanuel Gawenit, der sich zurzeit auf der Reise nach Teheran befindet, ist in Baku beraubt worden. Auf dem Wege durch die Stadt zum Schiffe wurden er und seine Familie von mehreren Räubern überfallen. Mehrere Schüsse wurden abgegeben, und es brach eine Panik unter den Passanten aus. Während dieses Tumultes wurde ein Teil des Hand gepäcks des Gesandten geraubt. GericbtsbMe. X Breslau. Wegen Majestätsbeleibigung hatte Ich der Soldat A. Mkolla vom Lelegraphenbataillo» Nr. 1 in Berlin vor dem Kriegsgericht zu verant worten. Der Angeklagte weilte während des letzten PnngiNenes bei Verwandten in Breslau ans Urlaub. Bei dieser Gelegenheit soll er in einem Restaurant in der Trunkenheit schwer beleidigende Äußerungen gegen den Kaiser ausgestoßen haben. Der Ver treter der Anklage beantragte, da nach dem Gesetz vom 17. Februar 1908 Majestätsbeleidigungen nur dann strafbar sind, wenn die Absicht der Ehrver letzung vorliegt, was aber die Anklage nicht an nehme, wegen Beleidigung eines Vorgesetzten, die des Kaisers als obersten Kriegsherrn, zwei Monat Gefängnis. Das Gericht erkannte diesem Anträge gemäß, rechnete aber dem Angeklagten einen Monat der erlittenen Untersuchungshaft als verbüßt an. W Posen. Eine Oberpräsidialverordnung vom 14. April 1896 schreibt u. a. vor, Drehorgelspieler und sonstige in § 33 der Gewerbeordnung be zeichneten Gewerbetreibende, die Musikaufführungen, Schaustellungen, theatralische Vorstellungen oder sonstige Lustbarkeiten öffentlich darbieten, dürfen ihr Gewerbe an Sonntagen usw. erst nach 4 Uhr nachmittags ab beginnen. D., der ein Kinemato- graphentheater besitzt, war angeschuldigt, sich gegen die oben erwähnte Polizeiverordnung vergangen zu haben, indem er am 12. Januar d. schon vor vier Uhr Karten für sein Unternehmen verkaufte und dem Publikum gestattete, einen Vorraum zu betreten. Sowohl das Schöffengericht als auch die Straf kammer sprachen D. frei, weil sein Betrieb von der fraglichen Polizeiverordnung nicht betroffen werde, er ziehe nicht von Haus zu Haus, biete seine Leistungen auch nicht auf den öffentlichen Straßen oder Plätzen dar. Das Kammergericht hob jedoch die Vorentscheidung auf und wies die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entschei dung an die Strafkammer zurück, indem u. a. aus geführt wurde, die fragliche Polizeiverordnung be ziehe sich auf den Betrieb des Angeklagten. Wenn auch die Vorführungen von Kinematographen nicht zu den theatralischen Vorstellungen gehören, weil lebende Personen nicht auftreten, so können sie doch zu den Schaustellungen oder Lustbarkeiten gerechnet werden. Aus äem lieben äer reichsten frau cier Melk. 44 Ober die Lebensweise von Hetty Green, die erst kürzlich die amerikanische Gesellschaft da durch in Aufregung versetzte, daß sie ihr ärm liches Logis in der Vorstadt aufgab, um in dem luxuriösen Plaza-Hotel Wohnung zu nehmen, werden in amerikanischen Zeitungen einige inter essante Einzelheiten berichtet. Der Versuch mit dem Gesellschaftsleben ist Hetty Green miß glückt; sie fand keinen Gefallen an den vielen unnützen Ausgaben, sie langweilte sich und be reute das schöne Geld, das sie bezahlen mußte. Heute sitzt sie wieder gemeinsam mit ihrer Tochter Sylvia, einem schweigsamen, ver schlossenen vierzigjährigen Mädchen, in den ärmlichen kleinen Gaststuben in Hoboken, in denen sie vordem hauste und wohl auch allem Anschein nach bis an ihr Lebensende Hausen wird. Nur wenige kennen sie in dieser ihrer Häuslichkeit. Die Brille vor den Augen sitzt sie da am Fenster und näht eifrig an ihrem Leinen zeug; schweigsam sitzt die Tochter daneben und strickt aus Wolle warme Pulswärmer. Hin und wieder rasselt lärmend das Telephon; dann wirft Hetty Green ihre Arbeit beiseite, sie eilt zum Telephon und während sie nun mit den Maklern der Börse, von Geschäftsdiugen spricht und mit klaren, sicheren Worten entschlossene Weisungen gibt, leuchten ihre Augen aus und der harte Zug um ihre Mundwinkel steigert sich zu sicherer Tatkraft. Jetzt entscheidet sie hier über das Schicksal von ganzen Goldbergen, von Millionen; eine Minute spärer, kaum hat sie sich zurückgewandt, da feilscht sie zäh mit ihrer Wäscherin um einen halben Dollar und erklärt ihr, daß sie derartig hohe Waschpreise auf dieDauer nicht aufbringen könne. Noch heute erzählt eine der Wäscherinnen, die im Laufe der Jahre auch die reichste Frau der Welt zu ihren Kundinnen zählen durfte, lachend von dem Vorschlag, den die Millionärin ihr eines Tages allen Ernstes gemacht hat. Hetty Green schlug der Wäscherin vor, an den Unterröcken doch nur den unteren wirklich schmutzigen Streifen zu waschen, wofür sie dann natürlich nur die Hälfte bezahlen wollte. Der Schlächter hat die strenge An weisung, unter keinen Umständen Fleisch zu schicken, das mehr als zwölf Cent das Pfund, also rund 50 Pfg. kostet, und das sind nicht die einzigen Proben von Hetty Greens Spar samkeit. Eines Tages befand sie sich gerade in Philadelphia, als an der Börse große Kurs schwankungen eintraten. Die erfahrene Ge schäftsfrau merkte sofort, daß sie hier bei raschem Handeln Millionen verdienen könne; aber eines war nötig dazu, sie mußte nach New Jork und zwar vor Schluß des Marktes. Keuchend kommt sie in Philadelphia auf den Bahnhof gestürzt und erkundigt sich nach dem Preise eines Extrazuges. Man will ihr einen Waggon mit einer Lokomotive für eine bestimmte Summe überlassen, allein Hetty Green ist begreiflicherweise über Taxe und Luxus gleich empört und schüttelt energisch mit dem Kopf. Sie versucht den Preis herunterzuhandeln: umsonst, die Bahn bleibt fest. Da kommt sie schließlich zu folgendem Vorschlag: „Hängt den Wagen ab, ich werde in der Lokomotive fahre», dafür macht ihr mir die Rechnung uni fünf Dollar billiger." Was auch geschah . . . Als ihr Sohn nach Beendigung seiner Studienzeit in einer fröhlichen Laune eine unverzeihliche Verschwendungssucht bekundete — der einstige Erbe des 400 Millionen - Vermögens war so leichtsinnig, 2000 Dollar auszugeben — da war die Mutter untröstlich und schickte ihn nach Texas ins „Exil": sie. machte ihn zum Präsidenten einer Eisenbahngesellschaft im Süden. Ihr ganzes Leben gleicht einem Roman, wie nur Amerika sie hervorbringt. Als vor vierzig Jahren die junge, reiche und lustige Hetty den amerikanischen Konsul Eduard Green aus Manila heiratete, wurde sie zwar eine reiche Frau; aber sie besaß nicht den dreißigste» Teil des Vermögens, das sie heute ihr eigen nennt. Als ihr Vater starb, erbte sie 17 Millionen und kurz daraus bei dem Tode einer Tante weitere drei. Uni diese letzte Erbschaft gab es einen großen Prozeß. Atan hatte ein Testament der Tante gefunden, das alles der Wohltätigkeit verschrieb; Hetty Green aber besaß ein zweites Testament, und so kam es zu einem langen Prozesse. Als er zu Ende war, war Hetty Green um drei Millionen reicher und inzwischen längst zur gewiegte» Geschäftsfrau geworden. Aber je mehr das Gold sich häufte, je schwerer überwand sie sich dazu, es auszugeben und um so größer ward ihr Geiz. Eines Tages beschloß sie sogar, ihr Pferd und ihren Wagen zu ver kaufen, und um Vermittelungsgebühreu zu er sparen, übernahm sie selbst das Geschäft. Sie ließ anspannen, fuhr zur Börse, befestigte ei» großes Plakat „Zu verkaufen" an der Equipage und harrte mm des Käufers. Ihr Mann war wenig erbaut von alledem und erhob energischen Einspruch gegen ihr Benehmen. Aber Hetty Green gab nicht nach. „Wenn du uicht sofort nach Hause fährst, so werde ich dich durch eine Kommission von Ärzten für geistesgestört er klären lassen," drohte ihr ihr Mann, der sich gar nicht mehr zu helfen wußte. Aber Hetty Green blieb ganz kühl. „Wir werde» ja sehe», wer von uns beiden verrückt ist." Wenige Monate später hatte ihr Gemahl an der Börse sein ganzes Vermögen verloren, während sie das ihre verdoppelte. Vor einigen Jahren starb der Mann in sehr bescheidenen Verhältnissen, während die Frau, die in der Vorstadt im kleinen Gast hause wohnt, ein Vermögen von 400 Mill. Mk. ihr eigen nennt. Kuntes Allerlei. Häusliche Szene. „Mama, weshalb schreibt denn Papa immer?" — „Das muß er, Kiud. Papa ist doch Schriftsteller, und wenn er nicht schreiben würde, hätten wir nichts zu essen." — (Am nächsten Vormittag): „Ach, Papa, schreib doch heute mal Backobst mit Klößen!" Der grobe Wirt. Gast: „Hören Sie mal, Herr Wirt, ich bin in der vergangenen Nacht mir der Bettstelle durchgebrochen." — Wirt: „Wahrscheinlich haben Sie zu schwer geträumt." Empfindlich. Im Kontor eines Ge schäftshauses sitzen der Chef und sein Kommis- Plötzlich verdunkelt sich die Luft; ein Gewitter ! ist im Anzuge. — „Wir bekommen ein Ge- ! witter," sagte der Kommis. — „Wir? Seil j wann sind Sie mein Kompagnon?" entgen»' ! der Chef, mm-'- . skAch für meinen Teil werde auf diese «Aq Güter verzichten und mich, sobald ich LM hin, in die fülle Einsamkeit einer zurückziehen, die mir schon vor Aus- U des Krieges von einem ehemaligen ^Mlden, dem Grafen Dorneck, angeboten ; aber da fällt mir ein, wie endete denn ^ heutiges Abenteuer? Hast du die alte glücklich nach Hause- gebracht?" MA Glut überflog bei dieser unvermuteten M die Wangen des jungen Offiziers und "erlegen antwortete er: Mich habe meine Mission vollendet und Zeichen Lohn erhalten!" . 'Aiejo, worin bestand dieser reiche Lohn ?" ich habe dabei einen Engel ge- M^eu Engel? Das wird wohl eine MA Umschreibung für ein Mädchen sein, M Reize dich blendeten und dich veranlaßten, MAn aller Verliebten Engel in Menschen- A finden." MA du hast recht, der Ausdruck war von ^Mlecht gewählt. Für das Mädchen, dessen MA ich nicht einmal kenne, die Tochter jener Paßt vielmehr der Vergleich mit einer Jakute dir den Stolz Dianas, gemischt Ä,, Schönheit und dem Liebreiz der Venus, Uhhast du ein beiläufiges Bild von der MA Menschenblüte, die ich bei meiner jAArfahrt entdeckt habe." MF" mit schwärmerischen Blicken fuhr der , Mian» fort: H^nkelbraune Locken umringeln eine ala- »>elge Stirne, unter der zwei große graue Augen voll Geist und Energie hervorleuchten, zartgerötete Wangen, ein fein gezeichneter Mund, ein kräftiges Kinn, eine hohe, schlanke Gestalt, und Bewegungen voll Anmut und Eleganz. Ich glaube, wenn du noch ein Nestchen von Phantasie dir bewahrt hast, so wirst du aus diesen Details dir selbst die ganze Person konstruieren können." „Du hast deine Zeit gut benützt," sagte lächelnd der Hauptmann, „und wie mir scheint, in aller Geschwindigkeit in diese schöne Menschen blüte, wie du poetisch dich ausdrücktest, dich verliebt." „Das weiß ich nicht, ob - man das Gefühl, welches mich im Augenblicke beherrscht, verliebt sein nennen soll; aber das eine weiß ich, daß mein Auge sich an der harmonischen Verbin dung so vieler Schönheiten weidete, und daß ich mir selbst gestehen muß, niemals ein schöneres Mädchen gesehen zn haben. Entspricht ihr Inneres, Geist und Gemüt, dem, was die äußere Hülle kündet, dann stehe ich allerdings nicht für mich gut. — Doch es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen und ..." „Von deiner neuen Göttin zu träumen," ergänzte der Hauptmann den unvollendeten Satz, und fuhr dann ernster fort: „Laß dich warnen, lieber Freund, so lange es noch Zeit ist. Hänge dein Herz nicht an ein Mädchen, das du selbst phantasievoll ver schönerst, bis du die Illusion von der Wirklich keit nicht mehr zu trennen 'vermagst. Zu einer müßigen Tändelei dürfte das Mädchen zu gut sein, welchem als nächste Angehörige eines ge fallenen Kameraden unsre Achtung und unser Mitgefühl gebührt, und eine ernste Liebschaft mit dem reellen Hintergründe der Ehe wirst du doch nicht ansangen wollen." „Weshalb nicht," fragte Robert, „wenn das Mädchen mir gefällt, weshalb sollte ich das selbe nicht zu meiner Frau machen? Doch ich glaube, wir sprechen über ein Thema, das noch äußerst ferne liegt." „Möge es dort liegen bleiben. Du kennst meine Ansichten über die Ehe und über die Weiber und weißt, wie sehr ich jeden Mann be- daure, der bessere Gefühle an ein Weib ver geudet. Eitel, unbeständig, launenhaft sind sie alle, und in ihrer Oberflächlichkeit ebensowenig ernster geistiger Arbeit, wie eines ehrlichen Urteiles und vernünftigen Gedankens fähig. Ihr Verstand ist nur in der Kritik und in der Negation bedeutend, er blendet nur und wärmt nicht nnd ihr Gefühl hängt von der momentanen Stimmung ab, und ist von Eitelkeit und falschem Mitleid beeinflußt. Uber einen verkommenen Lumpen können sie weinen, den honetten Mann aber, den sie mit -Nadelstichen bis aufs Blut quälen, können sie stumm und lieblos leiden sehen. Lieber Junge, werde ein Geck, verbanne jedes edlere Gefühl aus deiner Brust, lüge, heuchle und betrüge, und sei vor allem unempfindlich gegen unmotivierte Kälte, gegen Herrschsucht und Rechthaberei, gegen Verletzun gen deiner zartesten Empfindungen; gerate nicht in Aufregung, wenn du als falsch erkennen mußt, was wahr ist, und umgekehrt, und bleibe gleichgültig, wenn du von dem Wesen, mit dem du dich für das ganze Leben verbinden willst, nicht verstanden wirst — dann, meinetwegen heirate, dann kannst du es tun, ohne deine Seelenruhe und dein Lebensglück zu gefährden. Hast du aber noch die geringste Illusion, so wird dir die Ehe zu einer Quelle unaufhörlicher Qualen, die nicht früher enden, als bis entweder die Schwingen deines Geistes gebrochen sind und du als willenloses Geschöpf nach dem Winke deiner Gattin issest, trinkst, gehst und schläfst, oder bis dein Organismus von Auflegungen aller Art ermüdet und zerstört, die Seele den Dienst kündet und die Ruhe des Grabes sucht." . - i „Das ist ja eine schreckliche Schilderung der Frauen," lachte Robert, „sie überbietet noch den grämlichen Philosophen Schopenhauer, dem sicherlich niemand besondere Galanterie zum Vorwurfe machen wird. Die Über treibung schädigt aber die Wirkung, und man bemerkt zu deutlich, daß der ausge sprochene Haß die Farben mischt und den Pinsel des Malers führt. So arg sind die Frauen nicht, wie du sie malst, sie find eben menschliche Geschöpfe mit Mängeln und Fehlern wie wir; nun haben gerade ihre Schwächen für uns so viel Anziehendes, daß wir durch Huldi gungen aller Art diese Schwächen zu erhalten und womöglich zu vermehren suchen. Übrigens aber wirst du selbst Ausnahmen von deiner Regel machen und zugeben, daß auch unter den Frauen vorzügliche Charaktere zu finden sind." JH- 2 (Fortsetzung folgt.)
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