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No. 1. PAPIER-ZEITUNG. 7 dasselbe auch mit Erfolg zur Notenvervielfältigung an. Die kümmer liche Holzpresse, auf welcher er druckte, hatte ihm ein Zimmermann für 6 Gulden zusammengezimmert, und die erleuchtete Akademie der Wissenschaften zu München glaubte viel zu thun, als sie dem Eifinder für einen eingereichten Probedruck 12 Gulden, als das Doppelte seiner Auslagen, überreichen liess. Das Unternehmen des mittellosen Erfinders ernstlich zu fördern, fiel keinem der gelehrten Herren ein. Der Erfinder hatte im weiteren Verlauf mit Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen, darunter als drohendes Gespenst die ewige Geldnoth. Er liess sich indessen nicht abschrecken, ging mit seinen Versuchen Schritt um Schritt weiter, entdeckte im Jahre 1798 das Verfahren des Umdruckens mit lithographischer Tinte von Papier auf Stein, und endlich, ein Jahr später, gelang ihm der grosse Wurf, das jenige Verfahren zu finden, welches wir heute Lithographie nennen: den auf chemischer Grundlage beruhenden Steindruck. Damit war seine Haupterfindung gemacht. Zum Drucken gehören indessen auch geeignete Pressen, und von diesen hat Senefelder erst eine Walzenpresse, dann die geeignetere Stangen- oder Galgen-Presse erfunden. In kurzer Reihenfolge machte er nun noch die Erfindung der chemischen Tusche und Kreide, der Gravirmanier, druckte von glatten und gekörnten Steinen und arbeitete den gesammten chemischen Steindruck in seinen Grundzügen aus. Die Erfindung war gemacht, allein nun wiederholte sich die alte Geschichte: Der Erfinder verstand es nicht, sein unter grossen Mühen, Sorgen und Entbehrungen ausgearbeitetes Verfahren auch finanziell auszunützen. Für Baiern hatte er ein Privileg nachgesucht und erhalten, in anderen Ländern nicht. Da nahm sich der Sache der Offenbacher Musikalienverleger Andre an, schloss mit Senefelder einen Vertrag, zahlte ihm 3000 Gulden für die Einrichtung einer Steindruckerei in seinem Verlagsgeschäft und verband sich mit ihm auch zur ferneren Ausbeutung der Erfindung. Senefelder reiste nach London und erwirkte dort ein Privileg; zurückgekehrt hob er jedoch, durch heimtückische Einflüsterungen kopfscheu gemacht, den Vertrag mit dem wohlmeinenden Verleger wieder auf und reiste nach Wien Dort erwirkte er ein Privileg, fiel jedoch geriebenen Geldleuten in die Hände und wurde um den Ertrag seiner Erfindung geprellt. Während er so in der Welt umherreiste und bei allen Unternehmungen mit leeren Händen ausging, führten zu Hause in München seine Brüder die Steindruckerei des Erfinders fort. Aber auch diese hinter gingen ihn gewissenlos, und als Senefelder arm wie eine Kirchen maus wieder in München ankam, musste er den Kummer erleben, das Geheimniss der Lithographie durch seinen Bruder an dritte Personen verrathen zu sehen. Das Geheimniss liess sich überhaupt nicht bewahren. Senefelder konnte nicht verhindern, dass Gehilfen, welche in seiner Anstalt gearbeitet hatten, ihre errungenen Kenntnisse in anderen Städten verwertheten. Diese Kenntnisse der Gehilfen scheinen nun allerdings in den meisten Fällen nicht weit her gewesen zu sein. Auf jeden Fall war das mit einem Drucker Namens Strohhofer der Fall, der in Senefelders Anstalt gelernt hatte, aber nicht tief genug in den Geist der neuen Kunst eingedrungen war. Trotzdem ging dieser mit seinen mangelhaften Erfahrungen nach Stuttgart, um dort seine Kunst prahlerisch feilzubieten. Er zeigte vorzügliche Probedrucke, die aus der Senefelderschen Anstalt stammten, und dadurch erwarb er sich das Vertrauen des weitblickenden, tüchtigen Verlegers Cotta. Dieser erkannte sofort, welch ungeheure Tragweite der neuen Kunst innewohnte, er zahlte Strohhofer eine grosse Summe, und dieser begann eine Druckerei einzurichten und viel Papier zu verderben. Cotta sah bald, dass er mit dem theuern Drucker auf keinen grünen Zweig kommen konnte, doch warf er die Flinte noch nicht in das Korn. Was ein tüchtiger Steindrucker leisten konnte, hatten Senefelders Erfolge zur Genüge bewiesen, und Cotta erkannte gar wohl, dass die Schuld nur an dem Gehilfen lag. Die Cotta’sche Buchhandlung befand sich, wie erwähnt, damals noch in Tübingen. Da Cotta nicht selbst in Stuttgart zur Aufsicht der Druckerei bleiben konnte, so hatte er dem schon genannten Kunstfreunde, dem Kaufmann H. Rapp, die Aufsicht übertragen. Dieser verstand es, die mangel haften Kenntnisse des Druckers Strohhofer zu ergänzen. Die Grund züge der Lithographie kannte Strohhofer, und durch eigene Versuche gelang es Rapp, die bis dahin hinderlichen Fehler oder Nachlässig keiten zu beseitigen und das wahre Wesen der Senefelderschen Erfindung herauszuschälen. Die Versuche mit Strohhofer begannen in Stuttgart 1807 und lieferten die Ergebnisse, welche in dem schon erwähnten ältesten Lehrbuch »Das Geheimniss des Steindrucks« von Rapp im Jahre 1810 veröffentlicht wurden. Selbst Senefelder erkannte an, dass Rapp seine Erfindung in ihrem wahren Wesen erkannt und be schrieben habe. Ein freudiges Ereigniss mag das Erscheinen des Lehrbuches für Senefelder nicht gewesen sein. Durch dasselbe wurde seine Erfin dung plötzlich aller Welt zugänglich; das Geheimniss, welches für Nichteingeweihte noch über derselben lag, war vollständig gelüftet. Dies war für ihn um so schlimmer, als das einzige Privileg, welches er noch besass, das für Baiern, bereits seit einigen Jahren nicht mehr respektirt wurde. Eine Beschwerde war von der Regierung mit der merkwürdigen Entgegnung abgewiesen worden: »man könne das Pri vileg nicht aufrecht erhalten, denn die Lithographie sei kein Ge heimniss mehr.« Der Erfinder war um seinen Erfinderlohn gekom men. Er musste eine schlimme Zeit durchleben, von welcher er selbst schreibt: »Ohne ein glückliches Ungefähr hätte es so weit kommen können, dass ich, um meinen Unterhalt zu verdienen, es hätte für ein Glück nehmen müssen, bei einem meiner ehemaligen Lehrlinge Arbeit zu finden«. Diese Erniedrigung wurde dem genialen Erfinder glücklicherweise erspart und damit dem deutschen Volke eine beschämende Erinnerung. Das »glückliche Ungefähr« fügte es, dass Senefelder eine Stelle als Inspektor der Druckerei der Steuer kataster-Kommission mit 1500 Gulden Jahresgehalt erhielt. In dieser Stellung fand er Musse, sein grosses Lehrbuch auszuarbeiten, das 1818 erschien. Fortsetzung folgt. Universal-Band-Kontrolleur. So benennen die Erfinder, die Herren Weinlich & Liebscher in Charlottenburg, Christstrasse 18, einen patentirten Apparat, welcher das Zerreissen der Ober- bezw. Unterbänder an Schnellpressen verhindern, eintretenden Falls aber die hieraus sich ergebenden un angenehmen Folgen, das Laufen der Bänder über die Schriftform und Beschädigung der letzteren sowie der Zurichtung auf dem Druck- cylinder, verhindern soll. Der durch neben stehende Abbildun gen veranschaulichte Apparat besteht aus einem in eine halb kugelförmige Metall glocke eingeschlos senen Läutewerk. Das aus Fig. 1 er sichtliche Sperrrad hält ein Hämmer chen fest, welches unter Einwirkung ei ner Feder das Be streben hat, gegen den Rand einer klei nen Glocke zu schlagen. Mittelst des am Apparat festsitzenden Schlüssels wird die Kraft übende Feder durch einige Um drehungen aufgezogen; dabei giebt man dem He bel H mit der am äusser sten Ende desselben be festigten Rolle R die in Fig. 1 angedeutete obere Stellung. Die Rolle ruht dann auf dem zu schüt zenden Bande, welches unterhalb der Rolle entlang läuft. Der Apparat lässt sich mit Leichtigkeit an jeder Schnellpresse und in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise an einer Bandspindel anbringen. Längt sich während des Druckens ein Band, oder geräth es auf andere Weise in eine falsche Lage und damit in Gefahr zu zerreissen, so senkt sich der Hebel H, die Sperrung löst sich für kurze Zeit, und es ertönt ein warnendes Glockensignal, das die Aufmerksamkeit des Maschinenpersonals auf das Vorkommniss lenkt. Reisst dagegen ein Band vollständig, so fällt der Hebel in die durch punktirte Linien angedeutete untere Lage der Fig. 1, löst dadurch das Sperrad voll ständig aus und setzt das Läutewerk so energisch in Bewegung, dass Anleger oder Punktirer die Maschine äusser Betrieb setzen können, bevor das zerrissene Band Schaden anzurichten vermag. Die Apparate sind sehr sorgfältig gearbeitet, einer nennenswerthen Abnützung nicht unterworfen und arbeiten schon bei geringer Stö rung in der Bänderführung mit Sicherheit. Sie dürften besonders da am Platze sein, wo es sich um den Druck werthvoller Platten, Illu strationen usw. handelt. Die Erfinder sind bereit, Probeapparate abzugeben. B.