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de ,Ott»nLrfer Zeitung- kscheint r-lrnstag, Donners ag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung . für -ie Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. „ Annahm« »«» Inserat« bis »««mittag t< Uh«, Jns«rat« w«rb«n mit io p sü« di« Spaltz«il« b«««chn«i Labellarisch« Satz nach b«s,nd»r«m Laris Druck und Verlag von Hermann Rühle m Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 71. Freitag, den l2. Juni 1908. 7. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, den g. Juni ^08. G Der hiesigen freiwilligen Feuerwehr wurde durch die Königliche Brandversicherungskammer unläßlich des erfolgreichen Eingreifens beim Brande in der sogenannten Schafmühle bei Cunnersdorf eine Geldprämie von 25 Mark bewilligt. —* Die AmtShuuptmannschast Kamenz hat eine für Krankenkassen und deren Mitglieder nleressante Entscheidung getroffen, nach der grundsätzlich jede Zahnerkronkung durch einen approbierten Arzt zu behandeln ist. Es darf "ur dann die Behandlung der Kaffenmitglieder durch einen Nichtarzt auf Kosten der Kaffe er- lolgen, wenn der Kranke in einzelnen besonderen AuSnahmesällen darauf besteht und der Kaffen- »orstand seine Genehmigung von Fall zu Fall hierzu erteilt- —* Baden und Schwimmen ist der Gesundheit äußerst zuträglich. Jedoch achte Man darauf, daß das Baden und Schwimmen namentlich von den Kindern nicht zu lange ausgedehnt wird, da durch zu langes Verweilen im Wasser oder Umherlaufen mit nasser Haut sein Nutzen wieder aufgeheben wird Es s i aus die wichtigsten Baderegeln hingewiesen: l) Lege den Weg zur Badeanstalt mit mäßiger Schnelligkeit zurück 2) Enkleide dich langsam, gehe ober dann sofort ins Wasser. 3) Tauche >4nell und ganz unter. 4) Bleibe nicht all- julang« im Wasser, zumal wenn du nicht lästig bist. 5) Kleide dich nach dem Bude schnell wieder an. — Bade nicht: 1) bei heftigen Gemütsbewegungen, 2) nach durch machten Nächten, 3) bei Unwohlsein, 4) nach reichlichen Mahlzeiten und besonders 5) nach dem Genüsse geistiger Getränke —* Die Schonzeit der Fische erreichte mit dem 9. Juni ihr Ende. Von da ab dürfen die Bewohner der Flüsse wieder gefangen werden 3ur Freude der Angler ist die lange, lange Zeit vorbei, nun geht eS wieder hinaus an das kühle Wasser, und was Menschenwitz und Menschenlist aufzubieten vermag, das geschieht, die Fische zu locken. Hoffentlich bleibt auch der ttwünschte Erfolg nicht aus. Petrie Heil! —* Das asiatische Steppenhuhn schonen! An diesem Jahre scheint wieder einmal eine starke Zuwanderung des asiatischen Steppenhuhns Nach Deuschland bevorzustehen, wie dies schon 1888 und 1863 geschehen ist. Da es sich um eine sehr anziehende und in ihren Ursachen bis jetzt noch nicht aufgeklärte Ersche nung handelt, wird allen Tierfreunden nahe gelegt, aus das Vorkommen jener Vögel zu achten und wirklich gestellte Fälle — aber nur solche, nicht auf bloßem Hörensagen beruhende — nebst den begleitenden Umständen der Direktion des Königlichen Zoologischen Museums in Dresden- Allstadt, Zwinger, mitzuteilen, da beabsichtigt wird, ein Gesamtbild des Vorkommens in unserem Vaterlande zu gewinnen Falls über die Zuhörigkeit eines erlegten Vogels Zweifel bestehen, wolle man ihn mit aller Beschleunigung in das Museum zur Untersuchung einsenden. Indessen werden alle Jäger eindeingtich gebeten, das anmutige Flugwild nicht zu behelligen, viel mehr nach Kräften für seinen Schutz zu sorgen. Dies gilt namentlich für Paare des Steppen- hnhns, welche Versuche zum Brüten machen, was 1888 nicht selten geschehen ist. Bei richtiger Schonung ist eine dauernde Ansiedelung jener fremden Gäste nicht ausgeschloffen, was eine wertvolle Bereicherung unserer Vogelwelt bedeuten würde. Das Steppenhuhn hat die Größe und Gestalt e uer Taube, aber mit sehr langen, spitzartig ausgezogenen Schwingen und Schwanzfedern und ist im allgemeinen von sandgelber Farbe; das sicherste Kennzeichen bilden die bis zu den Nägeln herunter ge fiederten Füße. Dresden. Die Kriminalplizei ist nunmehr auch dem Helfershelfer des verhafteten internationalen DicbeS auf der Spur, der vor wenigen Tagen im hiesigen historischen Museum einen im letzten Augenblicke noch ver eitelten Diebstahl am Prunk-Pferdegeschirr Augusts des Starken auszuführen versuchte. Der Verhaftete, der Engländer Job, hat seinen Komplizen namhaft gemacht, der übrigens der Küminalpolizei kein Unbekannter ist. Uebrigens wird den Dieben auch die Entwendung des wertvollen Platinkeffels bei Freiberg zu geschoben. — Ein grauenhaftes Verbrechen ist vor gestern früh in der Wohnung des Mechaniker gehilfen Alfred Janett, Sebnitzerstraße 50 be gangen worden. Der genannte Gehilfe, der als arbeitsscheu und dem Trünke ergeben ge schildert wird, hat seine Frau und seine beiden Kinder erschlagen und sich dann erhängt. Das Janettsche Ehepaar war seit etwa sechs Jahren verheiratet und wohnte fast drei Jahre im Hause Sebnitzer Straße 50, in d m die Eltern der Frau ein Produktengeschäft betreiben. Der Ehe entsprossen zwei Knaben im Alter von vi-r Jahren und von nicht einem Jahre. Tie Ehe war von Anfang an nicht recht glücklich, da Janett dem Trünke huldigte und infolgedessen mehrmals ohne Beschäftigung war. Dem zerrüttet » Haushalte hals der Schwieger vater, so gut eS ging, auf. Ermahnungen, Janett möge seinen leichffertigen Lebenswandel ändern, fruchteten nichts. Janett saß stunden lang im Wirtshaus und kümmerte sich wenig um seine Familie. In der ganzen Nachbarschaft war bekannt, daß er seine Frau wiederholt mißhandelte und auch die Kinder schlug. In der Nacht zum Dienstag kam es zu einem heftigen Streite zwischen beiden Ehegatten. Hausbewohner, die in der Nacht zurückketzsten, hörten in der im Parterre gelegenen Wohuung heftiges Streiten, und dazwischen leises Weinen. Gegen 7 Uhr hörten die Eltern der Frau aus der nebenan gelegenen Wohnung heftiges Wimmern. Als das Wimmern nicht auf- höcen wollte, holten die Eltern die Bewohner der ersten Etage, die Einlaß begehrten. Alles Rufen und Klopfen blieb vergebens. Die gn Sorge befindlichen Schwiegereltern, die eine Gewaltat des Janett befürchteten, ließen nun dis Polizei herbeihol-n. Die Beamten sprengten das Schloß auf und drangen in die Wohnung ein, wo sich ihnen ein erschütternder Anblick darbot. Im Schlafzimmer der Wohnung lag Frau Janett mit zerschlagener Schädeldecke in ihrem Blute am Boden, während die beiden Kinder blutüberströmt auf den Betten lagen. Auch ihnen war die Schädeldecke zertrümmert worden. Die Schläge hatte Janett mit einem schweren Hammer autzgeführt. Janett selbst hatte sich inmitten der Stube am Lampen haken aufgehängt. Die weitere Durchsuchung der Wohnung ergab, daß die Familie kurz zu vor Kaffee getrunken hatte und daß Janett dann die entsetzliche Tat begangen hat. Kurz nach der Entdeckung der Mordtat traf die Gerichtskommission an Ort und Stelle ein und nahm ihre Erhebungen vor. Der Monn und ein Kiud waren tot, die Frau und ein Kind gaben nach schwache Leb-nszeichen. Sie wurden mittels Krankenwagens in die Diakoniffenanstalt übergeführt. Doch nach wenigen Stunden war auch das Kind den schweren Verletzungen erlegen. — Zu dem Familiendrama in der Sebnitzer Straße wird gemeldet, daß gestern früh auch die Frau des Mörders Janett ihren Ver letzungen erlegen ist. Dobritz. Aus Anlaß des in der Nacht vom 22. zum 23. Mai über unseren Ort niedergegangenen Hagelwetteis haben die hiesigen Gärtnereibesitzer Schadenersatzansprüche in einer Gesamthöhe von 13000 Mk. geltend gemacht. Bei mehreren Besitzern beläuft sich der Schaden allein auf 1600, 1500 und 1300 Mark. Schandau. Ein ernster Unglücksfall er eignete sich am Kuhstallfelsen, an dem der Strom der Fremden dahinflutete. Zwei Herren aus Berlin hatten den Felsen erstiegen und standen am Schutzgitter. Der eine von beiden, angeblich ein guter Turner, glaubte es alten erfahrenen Kletterern nachmachen zu können und wollte die steile Wand herabklettern. Er überstieg das Gitter und machte sich wohlgemut auf den Weg. Doch nur wenige Meter sollte er kommen, da stürzte er hinab und zog sich einen Armbruch zu. Meißen. Die Leiche der unglücklichen Frau Hüfler ist im Keller gefunden worden. Wie als sicher anzunehmen ist, hat die Frau, nach dem die Kinder auf dem Boden in Sicherheit gebracht waren, einiges, vielleicht Lebensmittel, aus dem Keller retten wollen, dessen hohe Uebecschwemmung sie befürchten mußte, nnd die strömende Flut nebst den mitgefühiteu Schuttmaffen haben ihr den Rückweg durch die Türe unmöglich g-macht, sodaß sie in dem rasch sich mit Wasser füllenden Keller den Tod durch Ertrinken finden mußte. Riesa. Aus hiesigem Bahnhofe ist Diens tag vormittag gegen 11 Uhr der Hilfsweichen steller Münch beim Rangieren übeffahren und schwer verletzt worden. Der Bedauernswerte fand Aufnahme im hiesigen Krankenhause Leipzig. Zu einem aufregenden Auftritte kam es gestern auf den Korridoren im neuen Landgericht an der Elisenstraße. Als die Frau Lohmann, die man bekanntlich unter dem Verdachte verhaftet hat, mit dem an dem Dienstmädchen Emma Heine begangenen Verbrechen in Verbindung zu stehen, vorgestern früh eine Vernehmung vor dem Untersuchungs richter gehabt hatte und wieder in ihre Zelle zurückgeführt werden sollte, weigerte sie sich plötzlich weiter zu gehen. Sie blieb auf dem Korridor stehrn und rief: „Ich weiß gar nicht, wo ich bin. Was habe ick denn getan?" Dann schlug sie mit den Armen um sich, begann zu schreien und ließ sich zu Boden fallen, Nur mit Hilfe mehrerer Gerichts diener, die die Frau unter den Armen er griffen und die Treppen hinuntertrugen, war es möglich, sie in das Untersuchungsgefängnis zurückzutransportieren. Döbeln. Im hiesigen Stadtkrankenhause starb am 1. Pfingstfeiertag ein beim Radfahren auf der steilen Leipziger Chaussee bei Zschepp- litz verunglückter Stallschweizer aus Eicherode bei Leisnig. Der Verunglückte war von 11 abends bis zum anderen Morgen besinnungs los im Straßengraben liegen gelaffen worden, obwohl der Unglücksfall dem Gemeindevorstand gemeldet worden war. Leisnig. Aus Anlaß dec hier stattfindenden Gewerbeausstellung sollen für den 14, Juni ein historischer Festzug durch die Straßen der Stadt und im Anschluß daran historische Fest spiele in der Ausstellung veranstaltet werden, deren einzelne Gruppen und Bilder auf Leisnigs Geschichte, seine Gewerbe, Innungen und alten Knappschaften Bezug haben. Roßwein. Vergangene Nacht wurde aus dem Pferdestall des Ritterguts Neußlitz ein braunes Pferd gestohlen. Zwickau. Der Bergarbeiter Engelhardt im nahen Schedewitz, der am 30. April d. I. auf den Milchhändler Scheffler und seine eigne Ehefrau einen Mordversuch unternahm, ist heute nack gerichtsärztlich Untersuchung als gemein gefährlicher Geisteskranker erklärt worden. Chemnitz. Das hiesige Schöffengericht ver urteilte einen Schankwirt B. wegen Duldung des Knobelns zu 20 Mark Geldstrafe. — Seit dem 6. Juni ist der 20 Jahre alte Kontorbote Hugo Hermann Richter, nach Unterschlagung von fünf Geldbriefen mit 4680 Mark und mehreren Einschreibebriefen flüchtig. In einem der letzteren befand sich ein Wechsel über 16 000 Mark- Bei dem Gelde befanden sich drei Tausendmarknoten. — Festgenommen ward der 20 Jahre alte Kontorbote Hugo Hermann Richter, der am 6. Juni nach Unterschlagung von 4680 Mark von hier verschwunden war. — Eine sechzigjährige Witwe wurde am zweiten Feiertag beim Spazierengehen von einem auf dem nahegelegenen Sportplatz an der Treffurthbrücke verschossenen Fußball so un glücklich an den Kopf getroffen, daß sie auf die Straße stürzte und eine schwere Gehirner schütterung davontrug. Augustusburg. Kommenden Sonntag den 14. Juni, findet hier ein großes Bergfest, statt, zu dem einige tausend Turner aus der näheren und weiteren Umgebung erwartet werden. Zu den allgemeinenen Freiübungen uud Spielen haben sich schon zirka 1000 Turner ge meldet Raschau. Das vierjährige Söhnchen de» Geschirrführers Martin in Rittersgrün verun glückte dadurch tödlich, daß es die Bremse eine» auf einer abschüssigen Wiese stehenden Wirt- schastswagens aufdcehte. Der Wagen setzte sich infolgedessen in Bewegung und überfuhr den so unglücklich, daß der Tod eintrat. Oberplanitz. Wegen einer Meinungs differenz zur Brandstifterin geworden ist die 23jäh ige Bergarbeiterssrau M. Sie war mit ihrer Hauswirtin wegen des Waschhauses in MeinungSverschiedenh-iten geraten. Aus Rache legte sie dann in der Nacht auf dem Boden vor der Kammer der Hauswirtin Feuer an, was aber noch rechtzeitig bemerkt wurde und gelöscht werden konnte. Die Täterin kam in Haft. Marienau. Eine exemplarische Strafe ver dienen jene sechs Bergarbeiter im Alter von 16 bis 20 Jahren, die auf dem Heimwege von Marienau und Neudörfel in den Straßen allen möglichen Lärm machten, mit dem Revolver schaffen, Fenster einwarfen und ununterbrochen johlten und schrieen. Als sich mehrere Personen diesen Unfug verbaten, wurde sie mit dem Revolver ins Gesicht geschlagen und mit Er schießen bedroht. Einer Frau setzten sie den Revolver auf die Brust, und drohten sie zu er schießen, wenn man nicht aus Mitleid mit ihrem von ihr auf den Armen getragenen Kinde sie schonte; ebenso wurden zwei ihnen begegnende Radler mit Erschießen bedroht. Falkenstein Dem Einbruch in das Stationsgebäude zu Grünbach, bei dem ca. 70 Mk Staatsgelder gestohlen wurden, folgten in der Nacht zum Donnerstag ein Einbruch in das Restaurationslokal des oberen Bahnhofes zu Auerbach, und in der Nacht zum Freitag ein Einbruch in da» Stationsgebäude zu Bergen. Bei diesem Einbruch fielen den Dieben gegen 170 Mark Staats- und Privat gelder in die Hände. Zschorlau. Bei einem anläßig böswilliger Brandstiftung ausgebrochenem Scheuenbrande wurden außer reichen Futtervorräten und allen landwirtschaftlichen Maschinen auch zwei fast neue Wagen im Werte von ca. 3000 Mk. ein Raub der Flammen. Großhartmannsdorf Durch einen Blitz schlag hervorgerufen, entstand in dem Anwesen des Wirtschaftsbesitzers Lichtenberger Feuer, das das Haus bis auf den Grund einäscherte. Drei Kühe wurden vom Blitze erschlagen. Bärenstein, i. E. Durch die Windhose, welche am Freitag über Pleil ging, sind gegen 400 Bäume entwurzelt worden und nmgebrochen worden. OelSnitz. i. E. Unter Benutzung Schnee berger Polizeihunde gelang es, den seit Dienstag vermißten Bergarbeiter Günther aufzufinden. Günther, dem kürzlich die Frau gestorben ist, hat sich in einem Anfalle von Schwermut er hängt. Plauen. Dec Stadtrat hat beschlossen, auf absehbare Zeit Genehmigungen für neue Schank stätten nicht zu erteilen, da nach Gehör des G-- w-rbeausschuffes zurzeit kein Bedürfnis mehr besteht.