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Nach der Sllvefterfeier „Siehste, Georg, nun kommen wir aus dem Feuchten tnS Nasse." „Na, dafür sitzen wir morgen auf dem Trockenen!" Troy ihrer Wahlrechts-Herrlichkeit wird Eva Eva bleiben Und sich die große neue Zeit Nach eigner Art vertreiben. Lrauenwahl. Studiert sie auch ein Flugblatt noch, Sitzt du ihr gegenüber, — Ist sie allein, dann geht ihr doch Das Modenblatt weit drüber. Und schreitet sie zum Wahllokal, MeinFreund,du rannst drauf zählen: Ihr höchstes Streben bei der Wahl Ist — elegant zu wählen. I. ««!>««»« MM arumeb genug. Reisender (der hinaus- gewocfen wurde, nach fünf Minuten wieder erscheinend): „Nun, und — was wollen Sie damit sagen?" Das Geheimnis. Was die weuschen oon ihm denken, krsöhrl mancher in Sogen und Schänken »der was lle von Ihm sagen, Sann er nirgends «fragen. Seine Meinung. „Sie sollten heiraten, Herr Ueppig, glauben Sie mir, die Ehe ist der Anfang eines besseren Lebens." „Kann schon sein, aber mit dem guten Leben ist es dann vorbei." Billiges verlangen Spindeldürrer Patient (zum Doktor): „Fünf Mark kostet eine Untersuchung? Schaun's nur, bei mir sind Sie doch so schnell fertig!" Sprichwörter. Arabisch — türkisch — persisch Die Pflicht hast du auf den Hals, deine Taten liegen du zu Füßen. * Wer die Jugend schätzt, br- klagt sich nicht über daS Alter * Der Arm soll nicht dv Zunge reden helfen — wen» der Arm arbeitet, hilft ihn die Zunge auch nicht. * Den Gast gut halten if Schuldigkeit, und ihn gut in Auge' behalten — Klugheit Unirvnaigung. Selten reelle HeiratSvvr schlage hat stets Vermittle Meier, Schillcrgasse. UM! StlvestermSrchen. «on Friedrich Hennecke. /SZ schlägt elf Uhr. Dumpf dröhnen die Schläge der hohen Turmuhr aus dem nahen Dorf über die weite Schneelandschaft dahin. Eiseshauch durchzieht die Helle Nacht. Soweit das Auge des einsamen nächtlichen Wan derers schaut, erblickt es nichts als glitzernden, vom Mond licht erleuchteten Schnee. Kalt und schneidend ist die Luft und läßt ihn eilig seinem Ziele, dem Dorfe, zustreben Hier herrscht Leben! Die Dorfjugend und durch sie mitgerissen die Alten, wollen die letzte Stunde des Jahres bei Punsch und Kuchen, bet ernstem und heiterem Ge plauder, bei Liedersang und sonstiger Unterhaltung ver bringen, um beim ersten Glockenschlag der zwölften Stunde das neue Jahr be grüßen zu können. Hell erleuchtete Fenster weisen unserm Wanderer den Weg. Kaum ist er in einer Seitengasse verschwunden, da taucht in nicht allzu weiter Ferne e»n altes Mütterchen auf, das lang sam, von Sorgen und Kummer scheinbar schwer beladen, gebeugt und aus zwei Krücken gestützt, dem nahen, eisbedeckten Bache zuschreitet. Stöhnend und jammernd setzt sie einen Fuß vor den andern und schüttelt, ab und zu Atem schöpfend, den Kopf. Und ihre Lippen murmeln leise: „Warum war mir ein so bitteres Los beschieden? Warum durfte ich nicht erfüllen, was Millionen und Abermillionen von mir erwarteten? Warum mußte ich, das alte Jahr, den Leidensweg des deut schen Volkes, das mich so freudig als Erlöserin be ¬ grüßt hatte, vergrößern? — Es wandte seinen Blick den Sternen zu, als ob es von oben herab Antwort auf alle Fragen erwartete. ' Dann setzte es mühsam seinen Weg fort. Immer langsamer wurde der Gang, immer kürzer der Schritt. End lich hatte es den Bach erreicht. Gerade, als es sich umschauen und einen letzten kurzen Rückblick auf seinen Weg werfen wollte, kam ihm vom jenseitigen Ufer ein hellesLichtentgegen. Erschrocken starrte es ihm entgegen. Erst allmählich erkannte es in dem Lichte eine junge lebensfrohe Mädchen gestalt mit roten Wangen und leuchtenden Augen, die freudigen und eiligen Schrilles dem Bache zustrebte. Die Alte verhüllte ihr Angesicht. „Hinweg, Hinweg," murmelten ihre Lippen. Jetzt war auch sie von der Lichtgestalt erblickt worden. „Grüß Gott, Mütter chen," rief sie, „was ist mit Euch! Wartet, ich will Euch helfen!" Bei diesen Worten ver suchte sie, die Eisdecke des Baches zu überschreiten Da nahm die Alte ihre letzte, ganze Kraft zusammen: „Zurück!"donnerte ihre Stimme. „Bleib' und rühre mich nicht an!" Erschrocken blieb jene stehen. „Warum so garstig, Mütterchen," sprach sie, „ichmeinees gut mit Euch!" „Bleib', sage ich noch- mals," erwiderte die Alte, „und höre meine Worte: „Laß uns beide noch eine kurze Zeit durch diesen Bach getrennt bleiben und vernimm meine Klagen. Zunächst laß dir sagen, wer du bist. Du bist das neue Jahr, das mich ver drängen will! Sei still, ich räume dir kampflos, gebrochen das Feld. Auch ich war vor zwölf Monden ein Kind, wie du, schön und lieblich, tatenfroh und siegesbewußt. Du siehst was aus mir geworden ist ein armes, geschlagener Geschöpf, das verwünscht und verflucht ins Grab hinabsteigt. Mein heißester Wunsch beim Eintritt in die Welt bestand darin, vom deutschen Volke nie vergessen zu werden. Der Wunsch ist allerdings erfüllt, aber anders als ich gehofft habe. Man wird meiner gedenken und dabei vor Verzweiflung die Fäuste ballen, man wird alles aufzählen, was ich gegen meinen Willen zerstört und vernichtet habe. Man wird auf meinen Grabstein ein Wort schreiben, das allen, die es lesen, die Zornesadern anschwillen läßt. Im Zähre 2024 „WaS sagen Sie dazu, Herr Pumpheim, die Leute wollen jetzt wieder die Trachten von 1924 einführen." „Na ja, die Mode wird immer blödsinniger."