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v't ,D len rfer Seitung- cschetnl v-rnstag, Donners- ag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Nnterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Kandel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Lport" und „Deutsche Mode. Annahme »sa Inserat« bi, »»»mittag i« Nh», Inserat» werden mit <o p fiir di» Spaitzetlr berechnt Tabellarisch« Satz nach besonderem Laris Druck und Verlag von Hermann Rühir m Groß-Okrilla. Lür öie Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla No. 69. Sonntag den 7. Juni 1908. 7. Jahrgang. An der hiesigen neuen Schule ist alsbald die Stelle des Hausmannes zu besetzen. Bewe ber hierum wollen sich unter eingehender Darlegung ihrer Verhältnisse bis zum KM* 10. Juni d. I. "WZ bei dem Unterzeichneten schriftlich melden. Auskunft über den Umfang der zu leistenden Arbeit und alles sonst über die Stelle Wissenswerte e>teilt auf Ansuchen Herr Schuldirektor Endler, hier. Ottenciorf-OkriUs, am 1. Juni 1908. Der Schulvorstand. Pirnbaum, Vors. Pfingsten Vom Himmel fließt das Sonnenlicht Nun sengend auf die Welt hernieder, Die Wipfel rauschen voll und dicht, Ls blühet auf der blaue Flieder! Am Rosenstrauche schwellen schon Die Anospen in den schönsten Farben! Die grauen Nebel find entfloh'n, Des Sturmes rauhe Töne starben! Die Frühlingsstimmen werden still, R Die süßen Nachtigallen schweigen — Wl Der Lenz vergeht! Der Sommer will Sich strahlend nun zur Lrde neigen! M Und Glut und Schimmer flammen M Und leuchten über alle Lande! shoch M Ls weicht der Schnee vom Bergesjoch M Und Blumen stehn am dürrsten Rand. M Lin großes Freuen hebet an; Die Menschheit jauchzt an allen Lnden K Pfingstglocken schallen himmelan, M Den holden Zauber 'zu vollenden! M Die Augen weiden sich am Licht, M von dem die Welt so mild umflossen, Und unsres Herzens Stimme spricht: M Der Heil'ge Geist hat sich ergossen. E Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, den 6. Juni ,yos. Sparkasse Ottendorf-Mo,ritzdors. (Monat April und Mai 1908) Es erfolgten 25z Einlagen von 16233,19 Mk. und 131 Rückzahlungen von 14 936,36 Mk Die Gesamteinnahme (einschließlich Hypothekenzinsen) betrug 22 632,70 Mk., die Geiamtausgabe 27208,63 Mk, und der Kassenbestand belief sich Ende Mai auf 22406,37 Mk. Der Einlagenzinöfuh betiägt 3 ff, Prozent und der HypothekenzinSfuß 4^ Prozent. Die Spar kasse ist geöffnet von 8—1 und 3—5 Uhr, dagegen Sonnabends und an Vortagen von Feiertagen von 8 2 Uhr. Einlagen werden streng geheim gehalten. — 8. 8. L. Tas deutsche Wort Pfingsten ist ähnlich wie das französische kentecöte aus das im neuen Testamente gebräuchliche griechische Woit keutelcoste zurückzuführen. Letzteres brdeuüt „der fünfzigste (Tag)". Das Volk Israel pflegte sein Pfingstfest, bci ihm Fest dec Wochen, auch Fest der Einte oder Erstlinge genannt, am 50. Tage, also volle 7 Wochen nach dem Passahfeste zu feiern. Unser Wort „Pfingsten" hat aber mehr Veränderungen aufzuweisen als der französische Name, es zeigt sogar einen An klang an unser „süns" oder „fünfzig", was noch mehr im althochdeutschen fimbabustim zu Tage tritt, aus d:m dann das mittelhoch deutsche csiinxestax und unser neuhochdeutsches Pfingsten abg<sch!iffen wurde. Während beim Passah- oder Osterfeste rom Volke Israel dem Herin die Erstlingsgarbe der neuen Einte dar gebrecht wurde, opferte man zu Pfingsten zwei gesäuerte Brote, welche aus dem neuen Mehl gebacken waren und als Zeichen des Dankes für das von Gott gespendete tägliche Brot galten. Der Israelit sollte sich, wie die „Sächs. Eo. Korr," schreibt, an diesem Tage des Segens freuen, den Gott s milde Hand ausstreute, und dieser Freude auch durch Opsergaben, Brmdopser und Dankopfer Aus druck zu verleiben. Bei letzteren wurden auch Verwandte und Dürftige zu den Opfer- maklzcibn freigebig hinzugezogen, so das auch diese einen fröhlichen Tag halten. Das Pfingsten Israels entbehrt der geschichtlichen Beziehung, -s ist Erntedankfest. Das christliche Pfingsten hing-gen ist, wie bekannt, der Er innerung dec Ausgießung des Heiligen Geistes gewidmet, durch welche die Jünger aus einem schwachen, verängstigten Häuflein eine Schar tapferer, auch den Tod nicht schem nder Christ-s- kämpfer wurden. Da am ersten christlichen Pfingstfeste gegen 3000 Seelen getauft wurden und so die ch-istliche Kirche begründet ward, ist das Fest als Geburtstag unsrer Kirche auch ein Freudenfest. Wenn wir bedenken, welch' wunderbare Wandlung-n die Welt durch den Geist des Christentums erfahren hat, und wie viele Völkerschaften durch seine Tätig keit dem Heile zügeführt wurden, wird Pfingsten uns ein Erntedankfest geistlicher Art. Aber auch ein B ttfest soll es sein, da die Christen heit im Kampfe gegen all die f-indlichen Mächte immer w'eder des Geistes der Kraft, der Liebe i nd der Zucht bedarf, Königsbrück. Das zweite Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 177 beendete am Donnerstag auf dem hiesigen Schießplätze seine U bungen und kehrte nachmittags 4 Uhr 50 Minuten mit Sondeizug nach Klotzsche zu rück, von wo aus es nach seiner Kaserne in der Albertstadt marschierte. Kamenz. Der seit Anfang der vorigen Woche vermißt? Fahrradhändler Hampel wurde in einem mit Wasser gefüllten liefen Tonloche bei Weißig als Leiche aufgefunden. H. hinter läßt Frau und 5 Kinder. Tas Motiv zum Selbstmorde dürften mißiche Vermögens verhältnisse bilden. Neukirch. Donnerstag früh wurde der Wirtschastsbefitzer August Grafe von hier un weit seines Besitztums tot aufgefunden. Mut maßlich ist der Genannte von einem Schlag anfall betroffen worden und verschieden, ehe das Unglück bemerkt wurde. K ötzs chenbc 0 da. Ein furchtbares Unwe-ter hat hier sein ZestörungSwerk verrichtet. Die Schäden, welche an den Berghängen der Löß nitz, an den Feldmarken des Tales, an den Früchtn des Bodens und der Bäume verursacht wuiden, sind ganz bedeutend insbesondere haben die Erdbecrkulturen in der Lößnitz großen Schaden davongetragcn. In den Bergen sind stellenweise tife Rinnen gerissen worden. Hinter dec Sektkellerei Bussard in Niederlößnitz, wo die Wassecmengen ihren Ausweg suchten, wühlten sie meterticse Löcher in das Erdreich, rissen granitene Bordschwellen 50 Metr weit weg u: d beschäd-gten schwer die Straße. In d.r Pluviuünfadrik in Kötitz schlug der Blitz in die Hausleitung, ebenso in die Maschinen fabrik Nacke, und zog die Telephonleitungen in Mitleidenschaft. Die Ehefrau des Zimmer poliers Küsling in Kötitz, welche mit einem vollen Graskorbe heimkehren wollte, wurde kurz vor der Wohnung vom Blitz betäubt, sodaß ärztlich Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Dippoldiswalde. Ein schwerer Hagel schlag, wie er seit Jahren in der kiesigen Gegend nicht beobachtet worden ist, hat die Obstplantagen zwischen hier und Frau nstein arg heimgesucht. Das Getreide ist völlig zerschlagen, die Okst- und Beerencrnte völlig vernichtet. Der Blitz schlug in ein Hauß, das. gänzlich abbrannte. Während des Feuers schlug ein Blitz nochmals in dieses Gebäude. Der Besitzer hatte das Unglück, schon vor drei Jahren sein Haus ein mal iniolge Einäscherung durch Blitzschlag zu verlieren. Dresden. Die Mannschaft des auf den Talfahrt nach Meißen begriffenen Persondampf schiffes „König Geo g" bemerkte am Dienstag in Radebeul einen mit den Wellen kämpfenden und in Gefahr des Ertrinkens schw benden, etwa zwölf Jahre alt n Knaben, welcher sich aus dem dort befindlichen Bade in die freie Elbe hinauSmgeagt batte. Die Bemannung des Schiffes machte sofort das Rettungsboot klar, brachte den Knaben noch leberd ans La d und übergab ihn den Bademeister Görlitz in Radebeul. Zwei Stundeu später sprang auf der Talfahrt von Lvschwitz nach Dresden ein in Loschwitz auf das Dampfichiff „Stadt Wchlen" cingchugener Mann durch das Fenster der Vorderkajüte in die Elbe. Auch hier ge lang cs dec Schiffsbesatzung im Verein mit der Mannschaft des Schleppdampfers „Kron prinz" den Mann, der unter dem Rade weg getrieben .und von diesem verletz! woiden war, lebend an Bord zu bringen. Freiberg. Das am Freitag in später Abendstunde beendete Verfahren gegen die Bürgermeisterstocher Grete B ier wegen Ver brechens gegen das keimende Leben schloß mit der Verurteilung der Angeklagten zu einem Jahre Gefängnis. Riesa. Beim Pangieren des vormittags 9 Uhr 53 Minuten von hier nach Nossen ver kehrenden Gütcrzuges mit Personenbeförderung ist am Mittwoch auf dem Bahnhofe Starbach der hier stationierte Schaffner Voigtländer überfahren und dabei so schwer verletzt worden, daß sein Tod alsbald eintrat. Niederlommatzsch. Hier stürzte ein Kind beim Spielen in die Elbe. Die Spielgefährten liefen davon und überließen es seinem Schick sale. Ein in diesem Augenblicke zufällig des Weges daher kommender Handwerker hatte den Vorfall bemerkt. Beherzt sprang er dem Kinde nach, das bereits völlig erschöpft war und rettete >S vom sicherem Tode des Ertrinkens. Wurzen. Beim Baden in der Mulde ertrank die achtjährige Tochter des Maurers Heinrich. Als die Mutter davon erfuhr, eilte sie herbei, um ihr Kind zu.suchen. Da sie dieses nicht sand, sprang sie in das Wasser, wo auch sie den Tod fand. Die Leichen von Mutter und Kind sind noch nicht gefunden. Leipzig. Der Rechtsanwalt Hans Burde wurde vom Leipziger Landgericht wegen Unter schlagung, Betrugs und Untreue zu drei Jahren neun Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Als Vermögens- und Konkursverwalter hatte Burde, ein bis über die Ohren verschuldeter Mann, in den Jahren 1906 und 1907 zahlreiche Unter schlagungen und Schwindeleien.begangen. Unter anderem unterschlug er das Erbteil eines jungen Handlungsgehilfen, gegen 25 000 Mk. Seine Wohnungseinrichtung im Werte von 8 000 Mk., von der sich ein Abzahlungsgeschäft das Eigentumsrecht Vorbehalten hatte, verpfändete respektiv verkaufte er für hohe Summen nicht weniger als fünfmal. — Hier ist man einem grauenhaften Ver brechen auf die Spur gekommen. In der Pleiße an der Carolabrücke fand ein Rats arbeiter vor einem Rechen heute früh einem blutbefleckten Korb angeschwemmt. Kurz darauf fand ein anderer Arbeiter eine inzwischen ebenfalls am Rechen angeschwemmte weibliche Leiche, der Kops und die Beine fehlten. Die Leiche wies ganz frische Blut spuren an dem mit Packpapier umwickelten Halse auf. Es liegt zweifellos ein Lustmord vor. der erst kurz vor der Auffindung be gangen sein kann. Die Leiche ist die einer 25 jährigen Person, sie ist offenbar in dem Tragkorb nach dem Wasser transportiert worden und scheint von sachkundiger Hand verstümmelt worden zu sein. Die Leiche war mit einem unbezeichneten weißen Hemd und einem soge nannten Leibchenschoner bekeidet. Der Korb war in braune Wachsleinewand gepackt und mit Bindfaden zugeschnürt. — Zu dem Lustmorde wird noch mitgeteilt, daß die Beine des ermordeten Mädchens in der Pleiße in der Nähe der Braustraße gefunden wurden. Es fehlt also nunmehr der Kopf des Opfers. Die Ermordete ist, wie nun nahezu feststeht, das seil Mittwoch nachmittag abgängige Dienstmädchen Pauline Emma Heine aus Leipzig- Plagwitz, das Kei einer Herrschaft in der Schcnkendolfstmße in Stellung war. Das Mädchen, das seit vier Monaten in anderen Umständen ist, wollte angeblich einen Arzt auf- suchcn. Ihr Verhältnis soll ein Unteroffizier eines Leipziger Infanterieregiments sein. Die Mutter der Ermordeten hat die Leiche wieder erkannt Die alte Frau traut dem Liebhaber den Mord keinesfalls zu. Die Erörterung er gaben, daß die Tat vor Mitternacht des 3. Juni verübt wurde und daß der Korb mit den Leichen teilen gegen 1 Uhr von de Braustraßenbrücke aus in die Pleiße geworfen wurde. Ausgeschloffen ist es nicht, daß das Mädchen bei Begebung eines Verbrechens gegen das keimende Leben verstarb und daß dann die Leiche beiseite geschafft wurde. — Unter dem dringenden Verdachte des Verbrechens gegen Z 218 flg. des Reichs- Straf-Gesetzbuches, begangen an dem Dienst mädchen Emma Pauline Heine, wurde in der Frühe des gestrigen Tages das Ehepaar Lohmann, Lützowstraße 22, in Haft genommen. In der im ersten Stockwerke des genannten Haufes befindlichen Wohnung Lohmanns sind die verbrecherischen Manipulationen an der Heine, deren zerstückelte Leiche am Donnerstag in der Pleiße gefunden wurde vorgenommen worden. Dort hat auch aller Voraussicht nach die Zerstückelung des Leichnams stattgefunden. Der Geliebte der Heine, der Unteroffizier Zschische vom Regiment Nr. 106, wurde zur Vernehmung nach dem Polizeiamt geladen. Diese Vernehmung ergab indes, daß eine Mit schuld des Unteroffiziers ausgeschlossen erscheint. Er hatte seit Monaten mit der Heine nicht mehr verkehrt. Seit 3. Juni war er in Riesa zur Uebung, während das Verbrechen bekanntich in der Nacht vom 3. zum 4. Juni geschah. Auch eine Schwester der verhafteten Frau Lohmann war zur Befragung nach dem Polizeiamt geladen worden, doch wurde sie bald wieder entlasten. Der Verdacht ruht nunmehr auf den Lohmannschen Eheleuten. Der Ehe entstammen zwei Kinder: Mädchen im Alter von neun und elf Jahren. Die Frau ist schwer vorbestraft. Wegen Kuppelei und Beihilfe zum versuchten Ver brechen der Abtreilung der Leibesfrucht. Man kann ihr also schon ein Verbrechen nach Art des hier in Frage kommenden wohl zu trauen. Verschiedene Frauen haben den im Master auf- gefundenen Tragkorb, in dem der Leichenrumps transportirt worden war, und ebenso die Bett unterlage, in welche der Leichnam eingeschlageu war, als das Eigentum der Lohmann rekognos- So wurde das Paar trotz seines Leugnens noch am Nachmittag des Freitag» der Kgl. Staats anwaltschaft zugeführt.