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Vt >rfer Zeitung" erscheint L>ir,!stag, Donners- ag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen I,2V Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Rloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Leilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. „ Aunuhm, » ii I»s«at« »i, »»»»Mag 1» Uh». Inserat« w«rd«n mit >o p sL» dl« Spalt,«il« b«»«chn«t Labellaiisch« Satz nach b,s»nd«r«m Laris Druck und Verlag von ^ermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Dkrilla No. 48. Sonntag, den 19. April 1908. 7. Jahrgang. Holzversteigerung auf Okrillaer Staatsforstrevier. Im Oastsiok 2NM AolilkNtzn NinA in Noritxäork sollen Dieitstag, den 28. April 1908, von vormittags 10 Uhr an 5 birkene Kötzer von 12 bis 19 Zentimeter Oberstärke. 1821 weiche Klötzer von 11 bis 17 Zentimeter Oberstärke, in den Durchforstungen der Abteilungen 36, 69, 75, 79 und 81, und an demselben Tage, von nachmittags 2 Uhr an 71/2 Rm. weiche Brennscheite, 1827 r/r Rm. weiche Brennknüppel, 1 Rm. harte Zacken. 1433 Rm. weiche Aeste in den Durcbforstungen der Abteilungen 2, 21, 28, 29, 32, 36, 39, 43, 62, 63, 64, 67, 69. 73, 76, 79 und 81 hegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Die unterzeichnete Nevierverwaltung erteilt über obige Hölzer nähere Auskunft. Okrilla und UorituburK, am 11. April 1908. königliche korstrevierverwaimng. königlicher sorsttemaml. Dstern Des Frühlings Geist hat sich ergossen Mit Licht und Glan; auf die Natur, Von heil'gem Frieden mild umflossen Leh'n wir entzückt die weite Flur. Die Menschen wallen zur Aapelle. Und betend schließt sich Hand in Hand Im Glauben an geweihter Stelle, Daß heut' der Heiland auferstand.. Der Minter wich, die Luft weht milder, Und um uns her auf Berg und Tal Seh'n wir der Auferstehung Bilder, Des Frühlings Rinder sonder Zahl, Und tausend junge Reime sprießen Der Gottheit voll, die sie erschuf, Im stillen Wald die Vöglein grüßen Den Lenz mit lautem Freudenruf. Der Tod und Hölle überwunden, Der seines Lebens nicht geschont, Den Weg zum Vater hat gefunden Und nun zur Rechten Gottes thront. Drum geht an jedem Ostermorgen Die frohe Botschaft durch das Land: Beendet sind der Menschheit Sorgen, Weil sie das ew'ge Leben fand. ! Da fühlt der Mensch ein neues Leben do feiertäglich schlägt sein Herz, Und ihn beseelt ein heißes Streben, Den Blick zu richten himmelwärts. Er rüstet sich im frommem Drange Und will vergessen all' sein Leid, Er macht bereit sich zum Empfange Der wunderbaren Gnadenzeit. « H * 4 i 4 4 ! 4 ! 4 1 4 4 Oertliches und Sächsisches. Mtcndorf-Mkrilla, den ^8. April iyu8. —* Wie wird sich das Wetter zu den Feiertagen gestalten, so dürfte sich wohl jeder schon gefragt haben, sind doch so viele Aus flüge und so viele Besuche in Aussicht ge nommen, die hei schlechtem W-tter nicht aus geführt werden dürften. Die vergangenen Toge bis zum Dienstag standen allerdings unter dem Dreiblatt: Rieselnder Regen, graues Gewölk und kalter Wind. Unaufhörlich tropfte es aus dem grauen Schleier, der den Himmel überspannte, auf die regenfeuchte Erde die zuviel des Segens erhielt. Ein Aufatmen ging aber durch die hiesige Bewohnerschaft, als am Mittwoch endlich ein Wechsel in der Witterung und den schönsten Sonnenschein brachte, aber leider ging in den frühen Alorgenstunden des Freitag ein großer Regen guß nieder. Die Temperatur wurde dadurch abgekühlt und durch einige am Tage auf ¬ tretende Regenschauer herrschte am Abend wieder merkliche Kühle Auch der heutige Sonnabend zeigt sich nicht von der verlockenden Seite, sodaß sich die Aussichten auf schönes Frühlingswetter nicht besonders gebessert haben. Verschiedene Feiertagsurlauber sind zum Besuch „bei Muttern" eingetroffen. Die Schüler auswärtiger Schulen, deren Heimat die hiesige Gegend ist, haben sich ebenfalls eingestellt, sndüß das Straßenbild eine recht angenehme Abwechslung bietet. Man sieht es allen dies n Urlaubern an, daß sie sich bei Vater und Mutter und lieben Verwandten recht wohl fühlen. Zum Zeitvertreib ist ja auch genügend Vorsorge getroffen, wie ein Blick in den Inseratenteil der heutigen Zeitungsnummer zeigt, Konzerte und sonstige Vergnügungen werden dafür sorgen, daß ein jeder die Feier tage flott und angenehm verleben kann. Allerdings die lieben Hausfrauen haben vor d»m Feste noch alle Hände voll zu tun, denn Feierlage ohne das „große Reinemachen" sind bei ihnen undenkbar, und so sieht man denn überall neue Gardinen aufstecken und sonstige Arbeiten verrichten. Die Magenfrage wird von den besorgten Hausfrauen auch aufs beste gelöst, das verraten schon die angenehmen Düfte von Kuchen und sonstigen Leckereien, die uus aus so manchem Hause entgegenströmen. — Die Sächsisch-Böhmische Dampsschiffahrts- gesellschaft wird während der Osterfeiertage Sonntag den 19. und Montag den 20. dieses Monats, bei schönem Wetter von 2 Uhr nach mittags ab von Dresden nach Pillnitz und ebenso abends zurück von Pillnitz nach Dresden viertelstündliche Fahrten einlegen. Außerdem wird, um eine spätere Gelegenheit zur Rück fahrt von Pillnitz nach Dresden zu bieten, ein Sonderschiff von Pillnitz abends 9 9, Uhr an beiden Tagen verkehren. Die diese Fahrten ausführenden Schiff- legen an allen Unterwegsstationen an. —* Die Taler gelten noch bis zum 30. September dieses Jahres. Immer wieder begegnet man der irrigen Meinung, der gute alte preußische Taler habe bereits seine Gültigkeit verloren, und wer zufällig einen Taler ausgeben will, läuft Gefahr, daß er ihm zurück gewiesen und Zahlung in s anderer Münze verlangt wird. Demgegenüber sei darauf hingewiesen, daß der Taler immer noch 3 Mark wert ist. Er wird von allen öffentlichen Kassen bis zum 30. September dieses Jahres zum vollen Werte angenommen. Ebenso verhält es sich mit den alten Fünfzig pfennigstücken. — * Die Schonzeit der Sommerlaichfische beginnt im Königreich Sachsen am 10. April und dauert bis mit 9. Juni. Während dieser Zeit dürfen diese Fische in fließenden Gewässern nicht gefangen und überhaupt weder feilgeboten, noch verkauft, noch zum Zwecke des Verkaufs versendet werden. Zu schonen sind Stör, Zander, Rapse, Bleie Maifiich, Finde. Barbe, Schleie, Aesche, Karausche, Rotfelder, Barsch, Rotauge, Schmerle und Weißfisch. Von den übrigen Süßwasser fischen dürfen während dieser Schonzeit lediglich auf dem Markt erscheinen: Lachs, Lachsforelle, Bachforelle, Karpfen, Hecht, Aal und Aalraupe. Die Schonzeit für Krebse, die am 1. November begonnen hat, dauert nach bis 31. März. Dresden. In der letzten Stadtverordneten sitzung wurde Bürgermeister Dr. Dehne-Riesa mit 45 Stimmen zum besoldeten Sladtrat an Stelle des zum 3. Bürgermeister gewählten Stadtrats Dr. May gewählt. Auf Stadt schreiber Lr. Hübert - Dresden entfielen 31 Stimmen. — Wie mitgeteilt wird, sind Freitag die vom Arbeitgeberverband und den organisierten Maurern, Zimmerern und Hilfsarbeitern auf gestellten Tarifverträge für das Dresdner Baugewerbe unterzeichnet worden. — Ein interessanter Boykottprozeß fand am Donnerstag vor dem Strafsenat des Königlichen Oberlandesgerichts zu Dresden seinen Abschluß. Mehrere Saalbesitzer in der Amtshauptmannschaft Chemnitz hatten die Her gabe ihrer Säle der sozialdemokratischen Partei verweigeit. Alsbald erschienen in der Chemnitzer Volksstimme Inserate, die anzeigtcn daß die Wirte in Einsiedel und Wittgensdorf ihre Säle nicht der Arbeiterschaft, sondern nur der konservativen und nationalliberalen Partei zur Verfügung stellten. In diesen Bekanntmachungen erblickte das Schöffengericht Chemnitz eine Boykottierung und stellte fest, daß der Sinn der Inserate der gewesen sei, es sollten die Anhänger der Sozialdemokratie aufgesordert werden, die Säle in Wittgens-orf und Einsiedel zu boykottieren. Der ver antwortliche Jnseraten-Redakteur der „Volks stimme" wurde infolge wegen Uebertretung der Bekanntmachung der Amtshauptmannschaft Chemnitz vom 2. November 1889 in Ver bindung mit Z 72 des Preßgesetzes zu einer Geldstrafe verurteil, die das Landgericht Chemnitz als Berufungsinstanz bestätigte. Die hiergegen beim Oberlandgericht Dresden ein gelegte Revision wurde vom Angeklagten damit begründet, daß der Boykott ein erlaubtes Kampfmittel und kein grober Unfug, noch ein Verstoß gegen die guten Sitten sei- Wolle man den Boykott bestrafen, so bedeute das einen Eingriff in die persönliche Freiheit des Staatsbürgers. Infolgedessen sei die Bekannt machung der Amtshauptmannschaft Chemnitz rechtsungültig. — Die Revision wurde jedoch kostenpflichtig verworfen und gleichzeitig die Rechtsgültigkeit der amtshauptmannschaftlichen Bekanntmachungen bestätigt. Bautzen. Der Schauspiel - Unternehmer Johannes Hermann Jakob Tummeley genannt Bernhardy aus Magdeburg hatte vom Juli bis Dezember vorigen Jahres mit seiner Truppe in Löbau, Bischofswerda, Nossen, Frankenberg, Oederan, Kötzschenbroda, Netzschkau, Neusalza, Limbach, Tharandt und Mylau Vorstellungen gegeben und dabei das Zug- und Kaffen stück „Die Lustige Witwe" von Franz Lehar und den Librettisten Viktor Leon und Leo Stein zu einem Teile öffentlich aufgeführt, ohne vorher die Einwilligung des Berechtigten, der Verlagsgesellschaft Felix Blochs Erben in Berlin eingeholt zu haben. Der wider ihn aus dem Gesetze vom 19. Juni 1901, den Urheberschutz an Werken der Literatur und Tonkunst betreffend, erhobenen Anklage wendet der Beschuldigte ein, er habe unter Anlehnung an das Originalwerk, die Lustige Witwe, selbst ein Bühnenwerk geschaffen und dieses unter den Titel Blitzmädel zur Darstellung gebracht. Dieses eigene Werk stellte sich jedoch nach Prüfung als eine Verstümmelung des Original werks mit willkürlich zusammengestrichenen Stellen heraus. Der Angeklagte bat denn schließlich auch um Milde. In Erwägung der Notlage des Angeklagten lautete das Urteil des Königlichen Landgerichts auf nur 50 Mk. Geldstrafe eventuell 10 Tage Gefängnis. Zittau. Alle Bergrestaurants sind von Ostern ab ständig geöffnet. Das Töpfer restaurant erhielt Telephonanschluß. Das Oybin-Museum mit seinen zahlreichen Er ¬ innerungen an das sächsische Königshaus kann an schönen Tagen nachmittags besichtigt werden. Riesa. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Donnerntag früh in der 7. Stunde im Steinbruche zu Gröba. Der daselbst beschäftigte Steinhauer Schneider, der Bruder des Bruchmeisters, wurde von einem nieder gehenden schweren Stein erdrückt. Der Tod des Bedauernswerten, der Frau und vier Kinder hinterläßt, trat sofort ein. Jessen bei Böhla. Am Donnerstag abend gegen 9 Uhr ging die Windmühle des Herrn Leuteritz hier in Flammen auf. Man vermutet Brandstiftung. Die Mühle ist vollständig niiedergebiannt. Sie war nicht mehr in Betrieb, sondern wurde nur noch zum Auf bewahren des Getreides verwendet. Der Besitzer hatte daneben eine Mühle mit Motor einrichtung erbaut, die glücklicherweise un versehrt geblieben ist. Leipzig. Viel besprochen wird die Tat einer resoluten Frau- Im Grundstück Goschen straße 5 rüstete sich die dort wohnende Schau spielerin Frau Schröder, Mitglied der städtischen Bühnen, für ein Gastspiel nach Gera. Um die erforderlichen Garderobenstücke zusammenzulegen, begab sich Frau Sch. nach ihrer Bodenkammer, die sie zu ihrem Erstaunen offenstehend vorfand. Im Halbdunkel umher blickend, gewahrte sie, hinter einen Reisekorb geduckt, einen Kerl. Sehen und zugreifen war bei der resoluten Frau eins. Sie erfaßte den Einbrecher im Genick und hielt ihn trotz allen Sträubens so lange fest, bis ihr Hilfe wurde. Man erkannte in dem Diebe der schon Kartons zum Mitnehmen vollgepackt hatte, einen von der hiesigen Staatsanwaltschaft gesuchten 29 Jahre alten Arbeiter aus Kassel, welcher bereits achtmal vorbestraft ist — Der Bäckermeister Sch. und dessen Ehefrau kauften von einem Privatmann P. zwei Braunschweiger Lose. Da B. einen Gewinn nicht herauszahlte, zeigte Sch. die Sache an, kam aber dabei auch übel weg, denn er wurde wegen Spielens in einer auswärtigen Lotterie zu 30, seine Frau zu 40 M. Geldstrafe verurteilt. Wegen Vertriebs aus wärtiger Lose aber muß der Verkäufer B. 810 Mk. auf den fiskalischen Altar opfern- Zwickau. Wegen 285 Wechselfälschungen tn Höhe von 215 000 Mk. verurteilte das hiesige Landgericht den vormaligen Ziegelei besitzer Stadelmann aus Jerisau zu 4 Jahren 2 Monaten Gefängnis, zusätzlich zu der ihm vom Zwickauer Schwurgericht wegen Betruges chon zuerkannten 10 monatigen Gefängnisstrafe. Stadelmann war seinerzeit nach Kairo geflohen, aber ausgeliefert worden. Lengenfeld. In der Streichgarnspinnerei von C. Gottlieb Link entstand am Donnerstag mittag ein Brand, der so schnell um sich griff, laß nach kurzer Zeit das ganze Fabrikgebäude in Flammen stand und eingeäschert wurde. Die Firma beschäftigt über 70 Personen. Eine Gefahr für die umliegenden Gebäude besteht nicht mehr. Die Entstehungsursache ist nicht bekannt. Annaberg. Um das Frohnauer Hammer werk als lebendigen Zeugen eine» längst vergangenen Abschnittes in der Entwicklung des Erzgebirges zu erhalten, wendet sich der „Hammerbund" (Vorsitzender Amtshauptmann Freiherr von Welck) an die Gemeinden und an dem „Hammerbund" noch fernstehende Personen 'um Unterstützung des Ankaufs des „Hammers." Zur Erhaltung des „Hammers" st ein Kapital von rund 65000 M. notwendig. Welche Bedeutung in Fachkreisen dem „Hammer" beigemessen wird, geht aus dem Angebot des Deutschen Museums in München hervor, die Betriebseinrichtung des Hammer» zu erwerben, falls das Gebäude zum Abbruch kommt.