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Ottendorfer Zeitung : 25.03.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190803255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19080325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19080325
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-25
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 25.03.1908
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polmscde Kunclsckau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm wird sich einer Ein ladung des Prinz-Regenten Bayerns folgend, Mitte Juni zu längerem Aufenthalt nach München begeben. * Der Reichsvereinsgesetzentwurf ist von der zuständigen Kommission mit 16 gegen 12 Stimmen angenommen worden. *Jm Reichstage kam es zu einem höchst unliebsamen Zwischenfalle. In den letzten Tagen waren verschiedentlich auf der Journalistentribüne Zwischenrufe laut ge worden. Wiederholt hatte der jeweilige Präsi dent diese Äußerungen gerügt. Nun hat ein Abgeordneter, als sich wieder ein Zwischenruf hören ließ, einen unparlamentarischen Ausdruck zu der Journalistentribüne hinaufgerufen. Die Pressevertreter beschwerten sich beim Präsidenten Grafen Stolberg, hatten aber mit ihrem Er suchen, der Präsident möge den Abgeordneten rügen, keinen Erfolg. Daraus verließen die Be richterstatter sofort das Haus. * Der Ausfall derErsatzwahl im Reichs tagswahlkreise Emden - Norden bedingt eine Stichwahl zwischen Fegter (freis. Vgg.) Md Gröneveld (wirtsch. Vgg.). Wie verlautet, soll die Stichwahl am 6. April stattfinden. *Jn der Berliner Stadtverord- neten-Versammlung kam es bei der Debatte über das städtische Obdach zu erregten Zwischenfällen. Frankreich. * Kriegsminister Picquart erklärte im Senat: „Wir können, falls die politische Lage dies gestattet, ohne Überstürzung an die Ver mehrung und Verbesserung unsrer Bewaffnung schreiten. Eine gewissenhafte Prüfung aller Waffenmodelle muß der Forde rung einer halben Milliarde zur Neube waffnung vorangehen. Die Ziffer ist so be deutend, weil wir eine Verteilung an alle Regi menter beabsichtigen." * In der Deputiertenkammer kam es bei der Debatte über die 6 berführung der Asche des Schriftstellers Zola ins Pantheon (die Ruhestätte französischer Helden des Schwertes und der Feder) zu erregten Ausein andersetzungen. Die von der Regierung für die Überführung geforderten 35 WO Frank wurden aber schließlich mit großer Mehrheit bewilligt. Schweiz. * Der Bundesrat hat von der einseitigen Erhöhung des Zolles auf deutsches Mehl Abstand genommen, da eine solche Maßregel einen Zollkrieg mit Deutsch land zur Folge haben dürste. Der Bundes rat sucht eine Lösung der Mehl-Einfuhrfrage durch diplomatische Verhandlungen mit der deutschen Regierung zu erzielen. Portugal. * Aus Lissabon kommt wieder einmal eine beunruhigende Meldung. Es heißt, man sei dort emer weitverzweigten Verschwörung zugunsten einer Militärdiktatur auf die Spur gekommen. Mehrere Verschworene, die verhaftet wurden, sollen eingestanden haben, daß sich einige Regimenter für den Prätendenten Miguel von Braganza erheben wollten. Rußland. -Nach Abschluß der kriegsgerichtlichen Ver handlungen wegen der Übergabe von Port Arthur hat der Zar jetzt noch einmal das Wort ergriffen, um den Verteidigern der Festung seine unverminderte Dankbarkeit für chre Haltung vor dem Feinde zu versichern. In einem Ec'aß an das Heer und die Flotte der in Petersburg öffentlich bekannt gemacht worden ist, heißt es u. a.: „Die heldenmütige Verteidigung Port Arthurs, die die gesamte Welt durch die Standhaftigkeit und Tapferkeit der Besatzung in Staunen versetzte, wurde plötzlich durch die schmachvolle Übergabe der Festung unterbrochen. Auf Euch aver, mutige Verteidiger, ist das dankbare Rußland stolz und wird Eure Taten nimmer vergessen, wie auch Ihr Eure Pflicht ihm gegenüber nicht vergessen habt." K Vie Dame mit äen Koten. 11s Kriminalroman von G. Quis. sFvrtseSuna.l „Nein, die Tochter meines Bruders. Eine Nichte, die ich so zärtlich liebe, als ob sie mein eigenes Kind wäre. Ihr zeigt ihr das Geschäft. Mein Name ist Vater Reutter. Ich bin ein rechtschaffener Mann, was man wohl, ohne zu prahlen, von sich erzählen darf. Also, Mütter chen, überlegt Euch die Sache genau. Drei tausend Mark sind ein rundes Sümmchen. Geht Ihr darauf ein, so werden wir schnell miteinander fertig. Wir fahren morgen mittag zur Stadt, machen die Sache auf dem Gerichte ab, und ich kehre als Eigentümer zurück. Wo nicht, so wollen wir annehmen, daß wir darüber kein Wort verloren haben." Die Wirtin schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: „Habt Ihr die tausend Taler bei Euch?' Der Reisende öffnete schweigend die Geld katze, die er um den Leib tmg und zählte 150 Doppelkronen auf den Tisch. Weit öffneten sich die Augen der Men, und es schien, als verlängerten sich ihre hageren Hände, um lüstern in dem funkelnden Metall wühlen zu können. Ruhig aber strich der Alte die Münzen wieder ein und freundlich schmunzelnd murmelte er vor sich hin: „Der Vater Reutter ist ein guter Zahler. Er läßt sich nicht lumven. Er zahlt bar und läßt niemand warten." Die Wirtin bediente den Gast, der noch * Zu den Flottenplänen der Regie rung erklärte der Admiral Roschdjestwensky, daß sich das Zarenreich ein Beispiel an Deutschland nehmen müsse, wo man mit dem Ausbau der Flotte erst begonnen habe, nachdem an dem Landheer nichts Wesent liches mehr zu verbessern war. In jedem Kriege, den Rußland sichren mutz, liegt vorläufig seine ganze Stärke bei der Armee, die Flotte komme erst in zweiter Linie. * Die technische Kommission des Kriegs ministeriums beschloß für die Neuaus rüstung der russischen Infanterie das Modell der amerikanischen Jnfanterieausrüstung vorzuschlagen. Balkaustaaten. * Nach einer Meldung aus Konstantinopel überreichten die Botschafter der europäischen Hauptmann v. Erckert griff Simon Copper in der Kalahari-Wüste an und ist im Kampfe mit den Leuten Coppers gefallen. Großmächte und der Ver. Staaten der Türkei eine längere Gesamtnote, in der unter Berufung auf die im Vorjahre unternommenen gleichartigen Schritte entschieden dagegen Ver wahrung eingelegt wird, daß die Fremden an der Erwerbung von Grundbesitz in der Türkei verhindert werden, und unter An führung der betreffenden gesetzlichen Rechte die Abstellung der Mißstände verlangt wird. Amerika. * Wie aus Washington gemeldet wird, schwinden die Aussichten des Kriegssekretärs Taft auf eine Wähl zum Präsidenten der Ver. Staaten immer mehr. In unter richteten Kreisen behauptet man deshalb, daß Präsident Roosevelt abermals kandidieren werde. Bemerkenswert ist, daß Roosevelt, der bisher seine Kandidatur immer ableugnete, sich jetzt in Schweigen hüllt. *Die Wirren in Haiti scheinen mit dem Eintreffen der fremden Kriegsschiffe ihr Ende erreicht zu haben. Präsident Nord Alexis hat eingewilligt, daß alle von ihm Verfolgten, die in den fremden Konsulaten Schutz gesucht haben, an Bord der in Port au Prince ankern den Kriegsschiffe Haiti verlassen dürfen. Da gegen hat die französische Regierung versichert, daß sie künftig den Eingeborenen keinen Schutz in ihrkm Konsulat mehr gewähren wolle, über die Zweckmäßigkeit einer solchen Zusicherung (falls sie tatsächlich erfolgt ist) läßr sich mit gutem Recht streiten; denn der Konsul kann im Augenblick nicht entscheiden, ob ein Hilfesuchender eines Verbrechens oder der Laune des Gewalthabers wegen flieht. Auf diese Weise wird den Menschenopfern auf Haiti kein Ende bereitet. Afrika. *Die Oranjeflußkolonie will den ersten Schlitt zu einer allgemeinen Bürger bewaffnung machen. Wie aus Bloem fontein gemeldet wird, hat Premierminister Fischer einen Gesetzentwurf angekündigt, wonach jeder Bürger das Recht haben soll, ein Gewehr zu besitzen. Der Minister sprach sogar die Hoffnung aus, daß der Tag nicht fern sein möge, wo jeder Mann in der Oranjeflußkolonie ein Gewehr haben müsse. * Wie aus Tanger gemeldet wird, beab sichtigen die Franzosen einen neuen Vorstoß in Marokko. Eine ansehnliche Truppenabteilung soll den aus Fez geflohenen Sultan Abd ul Aziz, der mit seiner Streitmacht seine Haupt stadt wiedererobern will, dorthin geleiten. Zu gleich sollen durch französische Kriegsschiffe zwei kleine Häfen an der Nordwestküste besetzt wer den, um dem Gegensultan Muley Hafid die Waffenzufuhr abzuschneiden. (In der Kammer zu Paris aber sagte die Regierung: Wir werden unS niemals in den Bruderstreit mischen!) Australien. *Jm australischen Parlament wurde der Vorschlag gemacht, unverzüglich die staatliche Alterspension für Arbeiter einzu- führrn. Premierminister Deakin erklärte, die Regierung werde demnächst einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. Deutscher Keickstag. Am 19. d. wird die zweite Beratung des Kolonialetats fortgesetzt. Abg. Erzberger (Zentr.): Die Prügelstrafe in unsern Kolonien muß beseitigt werden. Mit Genugtuung konstatiere ich, daß unsre Grundsätze nun auch von der Regierung gebilligt werden. Im vorigen Jahre schilderte Herr Dernburg Südwest- afrila als ein fruchtbares Land, jetzt sagt er, Togo und Kamerun seien fruchtbar, Südwestafrika sei aber das an Naturschätzen am wenigsten reiche Land. Diele Wandlung in der Anschauung machen wir ihm nicht zum Vorwurf, wir freuen uns, daß er zu dieser unsrer Anschauung gekommen ist. Dem neuen Programm stimmen wir bei. Die drei springenden Punkte sind in diesem Programm die Änderung der Negerpolitik, der Bruch mit der Protektionswirtschajt gegenüber den weißen An siedlern und Einführung einer ordentlichen Finanz- Wirtswaft. Eine Reform der Hüttensteuer in er forderlich. Auf die Veredelung der Neger muß hingearbeitet werden, auch sie haben eine unsterbliche Seele. lLachen auf der Tribüne, Abg. Gröber zeigt auf die Journalistentribüne.) Präsident: Ich bitte jeden Ausdruck des Beifalls oder Mißfallens auf der Tribüne zu unter lassen, sonst wäre ich zu meinem Bedauern genötigt, die Räumung vornehmen zu lassen. Avg. Erzberger lfortfahrend) erörtert weiter das Programm des Staatssekretärs und begrüßt die Reform in der Vorbildung der Kolonialbeamten. Die Eisenbahnprojekte erforderten eingehende Prü fung in der Kolonie. Abg. Müller (frs. Vp.): Es ist nicht zu leugnen, daß hier im Hause selbst eine gewisse Ner vosität durch das wiederholte Eingreifen der Jour nalistentribüne vorhanden ist. Es ist zugegeben, baß die Herren auf der Journalistentribüne auch nervös sind, denn es sind besonders hohe Anforde rungen in der letzten Zett an sie gestellt worden. Das berechtigt sie aber nicht, gewissermaßen mitzu spielen. Ich bin ausdrücklich gebeten worden, dies hier zur Sprache zu bringen und darauf aufmerk sam zu machen, daß eS sich um die — sogenannte Taktlosigkeit eines einzelnen Herrn handle, daß aber die Herren in ihrer Gesamtheit eine Verallgemeinerung ablehnen. Redner begründet sodann eine Resolution seiner Partei auf allmähliche Trennung von Justiz und Verwaltung und zur Kodifizierung des Ein- geborenenrechtS. Die Prügelstrafe muß möglichst eingeschränkt und durch Geldstrafen ersetzt werden. Die Aufhebung der Regierungsschule in Dares salam hat böses Blut auch in den dem Staats sekretär wohlgesinnten Kreisen erzeugt. Gegen die Verbreitung des Christentums haben wir nichts: Die moralische Einwirkung im Sinne des Herrn Erzberger aus die Häuptlingswahlen lehnen wir ab. Staatssekretär Dernburg: Ich sehe in den Resolutionen den Wunsch, die Verwaltung zu unterstützen in dem Bestreben, die Rechtspflege mit größeren Garantien zu umgeben. Man muß unterscheiden in der Rechtspflege >ür Streitig keiten oder Strasangelegenheiten der Weißen und der Schwarzen. Die Trennung von Justiz und Verwaltung ist nahezu überall dmchgcführt. Im Innern finden sich nicht genügend Richter, die mit den Eingeborenendialekten vertraut sind. Nach und nach muß eS gelingen, unsre RechtSanschauun-» dort einzuführen. Darin liegt ein Prüfstein nü den kulturellen Fortschritt. Der Kodifiziert des Eingeborenenstrafrechts unter Berücksichtigt der Rechtsgebränche der Eingeborenen, zu der allgemeine Anweisungen über die Anwendung d«r deutschen Strafrechts erlassen werden sollen, bring! ich Bedenken entgegen. Ich habe Fragebogen binausgeschickt, die müßen wir abwarten. Herr Erzberger irrt sich, wenn er meint, ich hätte mÄ in meiner Ansicht über Südwestafrika widersprochen Ich stehe noch heute aus dem Standpunkt, dat Südwestafrika die gesündeste Kolonie ist. Abg. v. Treuenfels Cons.) begründet seine Resolution auf Errichtung eines Denkmals für die in Südwestafrika gefallenen Offiziere und Mann' schäften in Berlin. Redner schildert die Verhältnisse, unter denen die Krieger in Südwestasrika gefockü» hätten, die treu bis in den Tod sich erwiesen hätten. Wer deren Andenken ehre, der sei ein Edelmann, ob er im Schloß oder in der Hütte geboren sei, der zeige kommenden Geschlechtern, daß treu und dank bar der teuren Toten gedacht werde, die im fernen Wüstensande schlummerten. Staatssekretär Dernburg: Die letzte Rede hat ein lebhaftes Echo in aller Brust erweckt. Auä von feiten der Verwaltung ist dieser Plan der Denkmalserrichtung längst erwogen und ein Ausritt ausgearbeitet worden. Auch in Kamerun sei wieder ein Offizier gefallen. Zur Garantie, daß ein würdiges Denkmal erstehe, iei die Annahme der Resolution zu empfehlen. Abg. Müller-Meiningen ändert seine Reso lution dahin ab, daß statt „Kodifikation" gesagt wird „Festsetzung". Abg. Erbprinz zu Hohenlohe-Langen' bürg streik.) erklärt die trendige Zustimmung seiner Partei zu der Resolutton v. Treuenscls- Wünschenswert sei eine Dezentralisation der Ver waltung, um die Zentralstelle in Berlin von Schreib werk zu entlasten. Vizepräsident Kämpf: Meine Herren! Der Herr Vorredner bat eingangs seiner Rede den Ge fühlen Ausdruck gegeben, die die Mitteilung des Staatssekretärs über die neuerlichen Kämpfe i» Südwcst-Afrika und Kamerun und die damit nu unS verbundenen Verluste Hervorrufen mußten. Jä glaube, daß das aesamte Haus diese Gefühle teilt idas Haus erhebt sich) und bin der Ansicht, de« Gefühle Ausdruck zu geben, indem ich Sie bitte, « Ehrung dieser gefallenen tapferen Offiziere und Sol daten, sowie aller derer, die in früheren Kämpfe» ihr Leben oelassen haben, sich von den Plätzen t» erheben. (Lebhaftes Bravo I) Abg. Eichhorn (soz.): Wenn der Präsident das Andenken der gefallenen Soldaten ehre, !o haben wir uns dem gern angeschloffen. Es handelt sich um Opfer, die mitverschuldet sind durch das System der Brutalität. Die bürgerlichen Parteien treiben nur Kolonialpolitik, um sich zu bereichern, da helfen alle Phrasen von Christianisieren und Kultivieren nichts. Abg. Paasche (nat.-lib.): Namens meiner Partei spreche ich Herrn v. Treuenfels Dank aus für seine Anregung, den Tapferen ein dauerndes Denkmal zu setzen. Mit Trauer haben wir die Kunde von den neuen Verlusten gehört. Wir hoffen, daß bald Ruhe und Ordnung wieder ei«' treten möge. Die Neger sollen human und gerecht behandelt werden. Die Neger sollen zur Arbeit erzogen und zu vernünftigen Bedürfnissen anP' halten werden. Die schlechtesten Elemente und M' trüger sind die deutschen Ansiedler nicht. S« tragen ihre Haut zu 'Markts, mehr als mancher, bei hier hinter den Fleischtöpfen sitzt. Präsident Graf Stolberg bemerk:, daß « den letzten Tagen mehrfach im Hause während der Reden einzelner Mitglieder Zeichen des Mißfallens von der JournalistentribKne gegeben wurden. 3? Wiederholungsfälle würde er genötigt sein, die betreffende Tribüne räumen zu lassen. Wenn ei» Mitglied des Hauses gegenüber solchen Störung«» einen von ihm übrigens nicht gehörten unpaB' mentarischen Ausdruck gebraucht hat, so bedaiw er das. Die Journalisten verlassen hierauf die Tribüne- Die Weiterberatung wird vertagt. Von uncl fern. Mißglückt« Fewerlarmprobe. In Katto- witz brach in der Rütgerschule bei einer Feuer' alarmprobe eine allgemeine Bestürzung uM den Kindern aus. Schon im Treppend wurden viele Kinder gequetscht. Els Knaben Alter von sieben bis zehn Jahren waren s» Todesgefahr. Im letzten Augenblick wurden vom Lehrer gerettet. Der Arzt war gleich zu" Stelle. Vier Knaben kamen sofort in ürzMk Behandlung. verschiedene Gläser trank, fortan mit großer Ehr erbietung ; als er sich dann zum Fortgehen an schickte, rief er ihr beim Abschied noch zu: „Morgen mittag komme ich wieder!" Ms die Alte allein war, schlich sie in ihr Kämmerchen, das sie sorgfältig hinter sich ver riegelte und zog an einer Stelle, die durch ein geheimes Zeichen markiert war, einen Mauer stein aus der Wand. Sie griff in dis Öffnung hinein, und es zeigte sich ein großer mit Geld gefüllter Beutel. Sie schüttelte seinen Inhalt in ihren Schoß. In dem Zwielicht, das in das armselige Gemach drang, erglänzten nun ganze Haufen der verschiedensten Münzsortsn. Mit einer Lust, die ihr Herz hochschlagen machte, badete sie die Hände in den blitzenden Silber und Goldstücken. Der Vorschlag des alten Reutter erschien ihr im rosigsten Licht. Sie war, wenn sie darauf einging, gar wohl versorgt. Es stand ihr frei, noch ferner in dem Hause zu schalten und zu walten, in dem sie so lange sorgenlos gelebt hatte und dabei ward ihr der unendliche Genuß, noch hundertundfünfzig Gold stücke zu dem übrigen zu legen. Als Tags darauf sich der alte Reutter, wie er versprochen, mittags wieder eingestellt hatte, fuhren beide nach der Stadt zum Notar. Die Bedingungen des Kaufgeschäfts wurden auf gesetzt. Reutter machte der Alten die erbetenen Zugeständnisse und zahlte die verabredete Summe sofort bar aus. Der neue Eigentümer zeigte sich bald als ein sehr unternehmender Mann. Er veran staltete sofort einige sehr wesentliche Änderungen in der Hauseinrichtung. Maurer und Zimmer ¬ leute begannen rastlos zu walten. Aus dumpfen Gemächern wurden freundliche Gast zimmer. Die verwilderten Büsche, die das Wirtshaus umgaben, verwandelten sich in an mutige Anlagen. Das ganze Gebäude, das früher einer unheimlichen Spelunke geglichen hatte, bekam das Aussehen eines zum Besuch einladenden Gasthauses. Die alten Stammgäste erfuhren natürlich nicht ohne tiefes Bedauern, daß die Wirtin ihr Eigentum verkauft hatte. Sie beruhigte sie je doch, indem sie mitteilte, daß sie als Verwalterin des Geschäfts im Hause bleiben und den ge wohnten Verkehr mit ihren Freunden aufrecht erhallen würde. So kam es denn, daß sie all- j mählich sich in die Neuerung fügten und die Stätte ihres verstohlenen Treibens nach wie vor besuchten. Die Alte wies ihnen ein nach dem Hofe gelegenes Zimmer an, dessen Ein richtung ganz dem Orte ihrer früheren Zu sammenkünfte entsprach. Sie selbst blieb in alter Geschäftigkeit, ging und kam, bediente und nahm Geld in Empfang. Abends überreichte sie dem neuen Eigentümer die Tageseinnahme, wobei sie aber keineswegs nach dem alten Sprichworte: „Ehrlich währt am längsten" handelte. Vater Reutter ließ sie ohne Störung walten, sah die Rechnungen nur flüchtig durch und schien mit großem Vergnügen den Fort gang seines neuen geschäftlichen Unternehmens zu beobachten. Das Wirtshaus „Zum Kreuz wege" stand eben im guten Aufschwung, als der Wirt eines Tages Anordnungen zum Emp fange seiner Nichte traf, die am andern Morgen eintreffen sollte. — Schon in früher Stunde des andern hielt ein Wagen gegenüber dem WirtshoE Eine anmutige Mädchengestalt stieg heras Vater Reutter eilte ihr entgegen und reE ihr die Hand. Lange ruhten seine E auf ihrem lieblichen Antlitz. Eine Bewegung war auf den Zügen des Greises! lesen. Er mochte sich beherrschen wollen, ab, eine über die gefurchten Wangen perlen" Träne verriet die Aufregung seines Herzes Die Hände, mit denen er die des juE Mädchens drückte, erbebten. Sein Schweif war beredter, als alle Ausdrücke der Freu^ der Überraschung und Bewunderung sein körnig „Also endlich da?" begann er, sich sammel""/ „Ja, lieber Oheim," antwortete Anna u» nahm seinen Arm. „Leider wurde ich nur? lange aufgehalten." Einige Gäste hatten sich inzwischen an ds" Fenstern versammelt, die Dorfjugend stand A offenem Munde und gaffte. Die Wirtin herbei, betrachtete mit Staunen die hüM Nichte, deren Reutter mehrfach erwähnt E präsentierte sich mit tiefen Knixen und trug § Reisetasche des jungen Mädchens ins Haus- Ein freundliches Zimmer erwartete letztes", Ihr Blick überflog die einfache und doch Einrichtung. Sie erfaßte als Zeichen H Dankes noch einmal die Hand des Greises drückte sie innig. „Sie haben sich mir zuliebe viel E gegeben," sagte sie mit bezauberndem Lic^ „Sind Sie zufrieden?" fragte er zärM- „Es ist besser, als ich es brauche," wartete sie.
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