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«Ottendorfer Zeitung. a. er ärn jrills. V che nebst a. k. ng ten viäer- 8tvr besonders sniert. 3 Sind. »e. Der erteilt! r Saal richt er- M, taße 1 mz rern und :n bei rttla. ; Zentner ö e ,Mitrnd»rser Zeitung" «scheint vir.istag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme »sn Inserat« bi, «»mittag W Uh». Inserat« w«rdrn mit >o p für die Spaltzeil« b««chn«t Tabellarisch« Latz nach b«s»nd««m Tarif Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla No. 15. Sonntag» den 2. Februar 1908. 7. Jahrgang. Sparkasse VtteMss - MolWott verzinst Einlagen mit 3H, °/o und expediert an jedem Wochentage von 8—1, und von S—6 Uhr, Sonnabends von 8—2 Uhr. Einlagen werden streng geheim gehalten auch der Steuer-Einschätzungs-Kommission gegenüber. Einlagebücher fremder Sparkassen werden kostenfrei übertragen. Orrtlichrs und Sächsisches. Dttenborf-Vkrilla, den Februar 140s. —* Bauernregeln vom Februar. Petiie Stuhlseier kalt, wird 40 Tage alt. — Wenns der Hornung gnädig macht, bringt der Lenz den Frost bei Nacht. — Taut es vor und auf Mattheis, dann sieht es schlecht aus mit dem Ei«. — Frlerts lm Februar nicht ein, wirds ein schlechtes Kornjahr sein. — Naßer Februar bringt ein fruchtbar Jahr. — Wenn im Februar spielen die Mücken, gibts im Schaf stall große Lücken. — Wenn es Lichtmeß stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit, ist es aber klar und hell, kommt der Lenz nicht so schnell. — H'stige Nordwinde im Februar vermelden ein fruchtbares Jahr, wenn aber Nordwind im Februar nicht will, so kommt er sicher im April. — Viel Nebel im Februar, viel Regen das ganze Jahr. — Wenn im Hornung die Mück-n spielen, wird der März den Winter fühlen. — Tanzen Wir den FastnachtSreigen mag der Winter Mit Tränen weichen. Singt die Lerche jetzt schon hell, geht« dem Landmann an das Fell. -- Die heilige Dorothee watet gern mitten im Schnee. — Zu Lichtmeß hat der Bauer lieber den Wolf im Stalle als die Sonne. — Scheint zu Lichtmeß die Sonne heiß, so kommt Noch viel Schnee und Eis. — Lichtmeß im Klee, Ostern im Schnee. — Viel Nebel im Februar, viel Kälte das ganze Jchr. — Wenn im Februar Mücken geigen, müßen sie im Märzen schweigen. — Klar Februar, gut Noggenjahr. — Wenn der Hornung warm Un» macht, frierts im Mai noch gern bei Nacht. — Matthäus brichs Eis, doch ja sacht, sonst kommt die Kälte im Frühjahr zur Nacht. Liegt im Hornung die Katz' im Frein, Muß sie sicher im März wieder herein. — Matthäus bricht das Eis. hat er keins, so Macht er eins. — Schmilzt im Februar die Sonn' die Butter, so gibt das Johr dann späte» Futter. Dresden. In den Vormittagsstunden des Donnerstag durcheilte die Stadt die Kunde von einem räuberischen Ueberfoll aus den Bankboten Tauscher vom Dresdner Bankverein der von einem Dienstgange gegen halb elf Uhr zurückgekehrt war, im Flur des Bank hauses an der Waisenhaukstraße von einem Fndividium niedergeschlagen und seiner mit Mehr al« 15000 Mark gefüllten Geldtasche beraubt worden sei. Der Räuber sei ent kommen, doch kenne man sein Stgnalemen«, da er sich schon länger« Zeit vor dem Ueber- soll vor dem Bankgebäude ausgehalten hätte. Die sofort verständigte Kriminalpolizei nahm die Angelegenheit sofort in die Hand, und ihre Tätigkeit brachte in wenigen Stunden an das Tageslicht, daß der ganze Ueberfall von dem Bankboten selbst in höchst raffinierter Weise erfunden war, nachdem ec das ihm angeblich geraubte Geld vorher in Sicherheit gebracht hotte. Als man den Basikboten Tauscher im Flur des Bankhauses auffand, heuchelte er Bewußtlosigkeit, aus der er auch nicht er- Machtc, als man ihn bereits in ein Zimmer der Bank getragen und dort auf ein Sofa biedergelegt hatte. Erst als die Polizei er schien und nach dem großen Unbekannten Er- bsittelungen anstellte, sprang Tauscher in svilden Phantasieen auf und dem Kriminal- insprktor an den Hals. Zwei Mann waren bolwendtg, um den Rasenden zu bändigen. Tie Polizei ließ sich aber nicht täuschen, sie »ahm vielmehr den Ueberfallenen mit,' und "icht lange danach: Da hatte man den Räuber bist dem Ueberfallenen — in einer Person. Tauscher, der lm 27. Lebensjahre steht, be reits seit zehn Jahren bei der Bank be schäftigt ist und sich erst vor einiger Zeit ver heiratete, hat im Lause des Vormittags von andern Banken den Betrag von zusammen 15370 Mark geholt. Das Papiergeld, daß fast die ganze Summe in 500-Marknoten der Sächsischen Bank chnd in 100-Marknolen ver schiedener Notenbanken darstellte, steckte er in Kouvert mit der Aufschrift „Muster ohne Wert" uud deponierte es aus der hiesigen Post unter einer fingierten Adresse als postlagernd. Nachd in Tauscher der Polizei seine Tat ein gestanden halte, holte diese das Kouvert mit dem Gelbe von der Post wieder ab und über gab eö der Bank, die sonach in überraschend kurzer Zeit in den Besitz ihres Eigentums ge langte. Der Täter aber sitzt hinter Schloß und Riegel. Was ihn bewogen hat, den Ueberfall zu fingieren, steht noch nicht recht fest. Augenscheinlich hatte Tauscher vor, mit dem Gelde das Weite zu suchen. — Zum fingierten Raubanfall ist weiter zu melden, daß der Bankbote Tauscher, der den Anfall inszenierte, schon seit längerer Zeit mit seiner ihm erst vor fünfviertel Jahren an getrauten Ehefrau in bedenklichen Unfrieden lebte und diese wiederholt mißhandelte. Die Frau beschloß deshalb, sich von ihrem Manne scheiden zu laßen und hatte auch bereits die nötigen Schritte eingeleitet. Dieser Umstand scheint dem Tauscher nun die Veranlaßung gegeben zu haben, die ganze Sache in Szene zu setzen, um, wenn sie gelang, mit Tausenden in der Tasche spurlos zu verschwinden. Aus die beabsichtigte Flucht deutet auch noch die Tatsache hin. daß Tauscher das Geld auf der Hauptpost aufgab und nach dem Postamte des HauptbahnhoseS unter einer Deckadresse post lagernd sandte. Blasewitz. Ein Raubanfall wurde am Freitag mittag zwischen 12 und 1 Uhr in der Nähe des Siegesplatzes von einem 26 bis 28 Jahre alten arbeitslosen Maurer gegen eine Dame verübt, der der Räuber mit dem Schirmgriff einen Schlag über den Kops versetzte und da« in der Hand getragene Täschchen entriß. In der Nähe arbeitende Gärtner eilten der Dame zu Hilse, machten den Burschen dingfest und übergaben ihn der Polizei. Riesa. Mit einer starken Flutwelle, welche den Waßerstand der Elbe von 40 Zentimeter auf 119 Zentimeter anschwellen ließ, traf Freitag abend das aufgebcochene Treibeis des gewaltigen EisstandeS in Böhmen ein. Während der ganzen Nacht war der Strom mit den Schollen bedeckt. Nun fehlt noch das Eis der Moldau und Eger, das aber zu weilen. wie im vergangenen Jahre, ganz all mählich und in kleinen Schollen abgeht, so daß die Schiffahrt dadurch wenig gefährdet wird. Im Gröbaer Hasen ist es bereits wieder lebendig geworden. Die Mehrzahl der dort liegenden Fahrzeuge ist vom Eise befreit, und mehrfach sind schon Umlagerungen var genommen worden, um einige Kähne, die bis her ungünstig lagen, zur Ausladung an das Hasenkai heranzubekommen. Wenn nicht er neut Frost und infolge davon Treibeis au der Elbe austritt, dürste dir allmählich Wiederaufnahme der Schiffahrt nicht lange mehr auf sich warten laßen. Chemnitz. Am Donnerstag mittag wurde in der Werkzeugmaschinensabrtk von Reinecker der Besitzer der Fabrik, Kommerzienrat Reinecker, sowie ein Schmiedemeister von einer aus einem Schmiedeofen herausschlagenden Stichflamme erfaßt und erheblich verletzt. Bautzen. Wie das Garnison-Kommando bekannt gibt, ist beim hiesigen Infanterie- Regiment Nr. 103 noch kein Soldat an Genickstarre gestorben, sondern nur einer schwer erkrankt. Der Soldat, der dieser Tage gestorben ist, ist der sogenannten Grippe nebst Gehirnhautentzündung zum Opfer gefallen. Grimma. Ter am Sonnabend seinem Transporteur entsprungene Häftling Schindler, »er nach der Gefangenenanstalt Hoheneck ge rächt werden sollte, ist Donnerstag früh im Restaurant „Bahnhof" in Stötteritz festge nommen worden. Schindler hatte sich bereits rüher einmal unter den Namen Hofmann in Stötteritz einlogiert und wollte nach seiner Fmcht aus Grimma wieder bei seinem alten Wirt Wohnung nehmen, der jedoch den Flüchtling durch die Polizei sestnehmen ließ. Leipzig. Mit seinem Handwagen geriet Donnerstag vormittag der 17jährige Klempner ehrling Arthur Naumann in Leipzig-Eutritzsch zwischen einen Straßenbahnwagen und ein Petrolrumgeschirr. Er wurde zur Seite ge- chleudsrt und erlitt so schwere Kopfver- etzungen, daß er starb. — Am Freitag früh verunglückte beim Nachhausekommen im Grundstück Georgstraße 48 in L-GohliS der am 31. Januar 1868 in Bautzen geborene Klempner Karl August Sommer. Der bedauernswerte Mann stürzte — wahrscheinlich infolge eines Fehltritts — die Treppe herab. Hierbei erlitt er schwere Verletzungen, denen er alsbald erlag. — Ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Wagen der Linie 6 der Elektrischen Straßenbahn und einem einspännigen Bier wagen erfolgte am Freitag vormittag gegen 11 Uhr auf der Kreuzung der Stötteritzer und Hofer Straße in L-Thonberg. Der 35 Jahre alte Geschirrführer Kruber wollte noch vor der Vorüberfahrt des Straßenbahnwagens an diesem vorbeikommen. Dabei stieß der Motor wagen mit solcher Wucht auf den Flaschenbier wagen, daß dieser stark beschädigt, der Geschirr- ührer selbst vom Wagen herab aufs Pflaster geschleudert wurde. Er erlitt dabei lebens gefährliche innere Verletzungen. Der Ver unglückte, der bei der Göltzschthalbrauerei be> chäftigt ist. wurde in das Krankenhaus St. Jakob gebracht. Zwickau. Die hiesige Stadt hat zwei gute Melkkühe, die Gasanstalt und die Spar kasse. Die Gasanstalt ergibt nach dem Vor anschlag für 1908 einen Reingewinn von 274538 Mark und die Sparkaße einen solchen von 251001 Mark. Schneeberg. Hier ist in einem Stick maschinengebäude ein größerer Einbruchsdieb stahl verübt worden, durch den 4 Sticker schwer geschädigt wurden. Gestohlen wurden 4600 Stickmaschinennadeln. „Volkstüchtiukeit und ihre Mehrung durch Leibesübung/' (Fortsetzung.) Durchgreifendes aber kann nur geschehen und muß geschehen, wenn sich die Fortbildungs schule mit allem Ernst dieser Sache annimmt. Mit mindestens denselben Recht, wie für die gleichaltrigen Schüler der höheren Lehranstalten geregelte Leibesübungen vorgeschrieben find, müßen wir im Namen der Volksgesundheit und Volkstüchtigkeit fordern, daß auch für die Fortbildungsschüler regelmäßig zu benutzende Gelegenheit zu erfrischender und kräftiger Uebung geschaffen werde. Hier kommt zunächst in Frage der freie Sonntag. Gelingt es, unsre Lehrlinge und Gesellen dahin zu bringen, daß sie die Sonntagsnachmittage ausnutzen zu erholender Bewegung und Uebung in freier Luft, so er reichen wir damit auch ein anderes: nämlich, daß wir dem ausgedehnten verflachenden Wirtshausleben Abbruch tun, wie es gerade an den Sonntagen zum Schaden der Volks wohlfahrt allgemein bei uns im Schwange ist. Gar nicht zu reden von noch schlimmeren Ver gnügungen. Andererseits darf nicht verkannt werden, daß gerade an den Sonntagen die Familie ihr Recht an den jungen Mann be ansprucht. Dagegen wird nichts etnzuwenden ein, wenn es sich dabet auch um eine rechte Sonntagserholung für Körper und Gemüt handelt. Weiß aber der Familienvater auch nichts besseres mit der freien Zeit anzufangen, als seine Sprößlinge an den Wirtstisch zu »ringen, und ist der Biergarten das Haupt- und Endziel eines jeden Ausfluges am Sonn tag — nun dann geschieht dem im Lehrlings oder ersten Gesellenalter stehenden Sohn nur eine Wohltat, wenn man ihn zu einer gr ünden zuträglichen Ausnutzung seiner freien Zeit im Kreise seiner Altersgenoßen zurückhält. Wenn wir nun hier für die Lehrlinge nicht minder wie für alle erwachsenen Lohnarbeiter und Beamten neben dem freien Sonntag noch einer besseren und umfänglicheren Aus gestaltung der Erholungszetten auch an den Wochentagen das Wort reden und insbesondere nach dem Muster, das uns in England und n Nordamerika gegeben ist, früheren Arbeits chluß am Sonnabend Nachmittag fordern, so lingt das heute nicht so vermeßen, wie noch vor wenig Jahren. Hat man doch in jüngster Zeit, wenn auch schüchtern, in einer Anzahl von kaufmännischen und sonstigen gewerblichen betrieben bereits damit in Deutschland be gonnen. Die Erhaltung und Mehrung der Volkskraft jat zunächst zur Grundlage eine gute Volks ernährung. Die Kenntnis davon, wie eine wirklich kraftgebende Nahrung beschaffen und wie sie zubereitet sein soll, muß allen Kreisen des Volkes geläufig sein. Die Unterweisung welche hierin heute in den Volksmädchenschulen wie Fortbildungsschulen gegeben wird, ist wirtschaftlich ovn der allergrößten Wichtigkeit. Allerdings muß es ernste Sorge der Staats regierung sein, daß auskömmliche Ernährung auch dem kleinsten Mann für sich und seine Familie erschwinglich bleibt- Verteuerung der notwendigsten Lebensmittel bedeutet notwendig eine Verschlechterung der Volksernährung und damit schweren Verlust an Volkskraft. Die Musterung unserer Volksschuljugend führt uns ost in erschreckendem Grade zum Bewußtsein wie verbreitet in den ärmeren Volksschichten ungenügende Ernährung ist. Ich will da nur die Angabe des Stadtarztes Dr. Gastpar an führen, wonach in den Volksschulen der Stadt Stuttgart — einer Stadtgemeinde, die doch wahrhaftig nicht zu den ärmsten in Deutschland zählt — fast ein Drittel aller Kinder, nämlich 29 Prozent, sich mangelhaft ernährt zeigte. Solche Zustände müßen uns in der Tat mit Sorge erfüllen um die Beschaffenheit der kommenden Geschlechter. Ihre Quelle ist durchaus nicht allein die bloße Not in einem Volke, welches doch alljährlich die ungeheuerliche Summe von drei Milliarden Mark für alkoholische Getränke aufwendet. Unzureichende Ernährung und übermäßiger Alkoholgenuß stehen aber in ursächlichem Verhältnis zu einander, je kümmerlicher der Ernährungs zustand ist, um so lebhafter macht sich die Sucht geltend, nach Betäubungsmitteln zu greifen und sich Kraftgewinn vorzutäuschen durch die Schnapsflasche. Auf die Verheerungen am Volkskörper, welche der übermäßige Alkoholgenuß bewirkt, brauche ich nur hinzuweisen. Sie werden ja heute in der Oeffentlichkeit durch rührige Volksfreunde lebhafter besprochen denn je. Ich will auch hier im Kreise jüngerer Turner warnend an die Gefahren erinnern, welche unsre Jugend durch geschlechtliche Aus schreitungen bedrohen, Ausschreitungen, die in unzähligen Fällen das Einzelglück wie da» Familienglück unheilbringend zerstören. Allzu oft ist es der Alkohol, der hierbei die Schlepper dienste leistet. (Fortsetzung folgt.)