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Die „Gttend-rfer Zeitung« erscheint rne.lstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode, Annahme » o Ins«at» bi, »»««Mag z» Nh,. Inserat» werden mit >o p sL» di« Lpaltzeil« berechnt Labellaeisch« Satz nach « besenderem Laris Druck und Verlag von Hermann Rühle in GroH-GkriLa. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 16. Mittwoch, den 5. Februar 1908. 7. Jahrgang. >rl. Sie pfg- MN rüden Ochsen Kälber rmmen r 50 MI. und Hlacht» zewicht Mk,. hlacht- zewicht 7 bis 8 Mk uhig - 218 bischer, i 253. r, 70 -220, >0 Kss 95 bis 15 bis , pro - - -r 170 lantine amertk. —167. re 195 : sächs. netto: lsaaten -310 —270, Bom» tto mit oo KZ suchen, 18,50, Beizen- resdner 12.80 io ohne 14,40. ,00 bis 30 M' 18 M.) d Ver- cr. , dann Bekanntmachung. Der s. Termin Grundsteuer ist beule IsUig und längstens binnen 8 Osgen anher zu bezahlen. Nach Fristablauf er» folgt das geordnete Beitreibungsverfahren. Ottendorf-Moritzdorf, 1. Februar 1908. Der Gemeindevorskand. I^önigrmsra in ?ottugal. Lissabon, 1. Februar. König Carlos und der Thronfolger wurden nach ihrer Rückkehr von Villa Veosa von einer Gruppe Be waffneter erschossen. Der Jnfant Manuel wurde nur leicht verwundet. Die Königin blieb unverletzt. Das Attentat wird in einer ausführlichen Meldung folgendermaßen geschildert: Der König erhielt drei Kugeln, ein- in den Nacken, die zweite in die Schulter und die dritte in den Hals. Letztere durchschlug die Schlagader und führte den Tod herbei. Der Kronprinz er hielt ebenfalls drei Kug-ln in Kopf und Brust. Jnfant Manuel wurde am Kinn und am Arm verwundet- Als man mit dem König im Marinearsenal eintraf, war er bereits tot, der Kronprinz lebte zwar noch, verschied aber als bald. Die Königin und Jnfant Manuel be gaben sich um 7 Uhr zurück ins Schloß. Der Platz vor dem Marinearsenal, das Rathaus und die Bank von Portugal sind militärisch besetzt. Graf Francisco Figucira, der Ordonnanzoffizier des Königs, der zu Fuß neben dem Wagen herging, lötete durch einen Schuß einen d-r Konigsmorder, ein Polizei- beamter einen anderen in der Nähe des Rat hauses. Ihre Persönlichkeiten sind noch nicht sestgestellt. Man glaubt, daß der eine ein Franzose, der andere ein Spanier ist. Die Mörder bedienten sich Karabiner mit Nepetier- vorrichtung zu fünf Schuß. Beide hatten die Karabiner unter ihren Mänteln verborgen. Die Nachricht von dem Attentat verbreitete sich mit großer Schnelligkeit in der Stadt. Alle Geschäfte sind geschlossen. Als Nach folger König Carlos ist dem Jnfanten Don Manuel als König die Regierung übertragen worden, zunächst, da Don Manuel noch minderjährig ist, unter der Regentschaft der Königin Amalie. Die Verwundung Don Manuela soll eine direkte Lebensgefahr nicht bedeuten. , Orrtliches und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, den -z. Februar ,40s. —* Der zweite Monat des Jahres beginnt sich noch recht als Wintermonat einzusühren und damit das vom Januar Versäumte nach zuholen. Nach dem naßkalten Welter der letzten Tage ist Frost Und Schnee eingetreten, stellenweise hat starkes Schneetreiben eingesetzt, sodaß die Schneedecke w-s-ntlich gewachsen ist. Für die Eröffnung fröhlicher Schlittenfahrt, sowie des Rodel- und Eissportes Ist ein noch maliges Regiment des Winters nur will kommen. Höckendorf. Eine bewegte Abwechslung in die Sonntag-Nachmittags - Stille unseres Ortes brachte ein Luftballon, der aus Nord- wcsten auf unsern Ort zugetrieben kam. Der Ballon, aus der Richtung von Stenz kommend und von daher schon ziemlich niedrig gehend, sank hier allmählich tiefer, sodaß nahelag, die Mitfahrenden beabsichtigten zu landen. Bald konnte man sich von oben nach unten ver ständigen, was Beine hatte eilte herbei, das aus den Lüften kommende Wunder anzustaunen. Al« der ausgeworsene Anker im gefroren n, schneebedeckten Boden keinen Halt finden konnte, erfaßten kräftige Arme die herab- geworfenen Leinen, Dhemmten den Flug des Ballons und zogen ihn sanft vollends zur Erde nieder. Bei der geringen Bewegung der Lust vollzog sich die Landung glatt. Der Ballon war von der Berliner Militär-Luft- schiffer-Abteilung, Ein Offizier und etn Be gleiter entstiegen denselben. Nachdem die Hülle von Gas entleert war, wurde der Ballon nebst Zubehör verpackt und von Herrn Guts besitzer Haupold nach der nahen Station Laußnitz gefahren, von wo aus die Rück beförderung per Bahn nach Berlin stattfand. Dresden. Am Donnerstag wurde aus der Blumenstraße ein 74 Jahre alter Renten empfänger beim Ueberschreitcn der Fahrbahn von einer Automobildroschke umgerissen und überfahren. Der innerlich schwerverletzte Mann wurde alsbald in bas JohannstädAr Krankenhaus übergeführl in dem er am Sonntag nachmittag seiner Verletzung erlag. Nach den übereinstimmenden Aussagen von Zeugen soll der Führer der Automobildroschke an diesem Unfälle schuldlos sein. Kamenz. Der Arbeiter Fiesold fiel am Sonnabend in der Nacht in einen Wasser graben, in dem er bewußtlos und mit er frorenen Gliedern aufgefunden wurde. Ins Barmherzigkcitsstist gebracht, starb er bald darauf. Bautzen. Die Genickstarre im hiesigen Infanterie-Regiment greift weiter um sich. Wie das hiesige Garnison-Kommando mitteilt, ist Freilag abend auch der Rekrut Duschek der 6. Kompanie an Genickstarre ertrankt. W iler rnd zur Beobachtung außer den bisher zu gleichem Zwecke im Lazarett befindlichen Mannschaften am Sonnabend noch 1 Unter offizier und 3 Mann der 7. Kompanie auf Grund der Untersuchung ihres Nasenschleim«, in welchem sich Keimt gesunden haben, isoliert werden. Das Befinden des Soldat Leuschner aus Golk hat sich soweit gebessert, daß das Bewußtsein fast frei ist. Die Steifigkeit des Nackens beginnt sich zu lösen. LähmungS- erscheinungen sind nur noch an den rechten Augenmuskeln nachweisbar. Chemnitz. Der Zimmerer Josef Spühöl stürzte am Stadttheaterneubau aus einer Höhe von 20 Metern herab. Er war damit be schäftigt. einen eisernen Hebekran abzunehmen, ohne, der Vorschrift entsprechend, den Polier binzuzuholen, An den erlittenen schweren Verletzungen starb der 26 jährige Arbeiter, der aus Winterthur tn der Schweiz stammte, kurz nach dem Unglücksfall. — In einem Hause der Hainstraße war am Sonntag nachlS gegen 12 Uhr von Hausbewohnern wahrgenommen worden, daß auS der eine Treppe hoch nach dem Hofe zu gelegenen Wohnung einer Handarbeitersfamilie Rauch entströmte. Da die Stubentür ver schlossen war, kletterte ein inzwischen herbei- geeilter Soldat der 2. Kompagnie des 181. Regiments auf das Dach eines an grenzenden Schuppens, schlug eine Fenster scheibe ein und errettete so zwei Mädchen von 4 und 3 Jahren aus der veraualmten Schlaf stube vom sicheren Erstickungstod. Das ältere der beiden Mädchen war bereits bewußt los und hatte in dem schon in Brand ge ratenen Bett schwere Brandwunden erhalten. Das Bett war ohne Zweifel durch einen heißen Ziegelstein, welchen das Ehepaar vor seinem Fortgang in dos Bett zu dessen Er wähnung eingelegt hatte, in Brand geraten. B-ide Kinder wurden in das Kiankenhaus ge schafft, nachdem man das bewußtlose Mädchen durch Wiederbelebungsversuche mit Sauerstrf ins Bewußtsein zurückgerufen hatte. Der mutige Lebensretter erlitt beim Zertrümmern der Fensterscheiben mehrere Schnittwunden. Lichtenstein-Callnberg. Verschüttet ist n der Nacht zum Sonnabend d.rch herein brechende Kohle auf dem Hohudorfer Stein ohlenwerke „Vereinigtfeld" der Bergarbeiter Fritzsche aus Rödlitz. Die Verletzungen les Bedauernswerten, der verheiratet und Familienvater ist, waren tödlich. Leipzig. Am Montag vormittag sollte die n der dritten Etage des Hinterhauses zum Grundstücke Ritterstraße 44 wohnenden 52 jährige ledige Blumenhändlerin Schröder exmittiert werden, da die in ganz ärmlichen Verhältnissen lebende Frau den Mietzins seit Monaten nicht entrichtet halte. Auf wieder- >oltes Pochen und Klingeln wurde die Bohnung nicht geöffnet. Man holte deshalb einen Schlaffer herbei, der die Oeffnung vor nahm. Die Tür führte direkt in die Wohn- tube. Die Eintretcnden prallten vor einem entsetzlichen pestilenzartigen Gestank zurück. Als man einigermaßen Lust zugesührt hatte und den Raum betreten konnte, sah man drei große schwarze Katzen, die um eine Schüssel aulendcn Fleisches sich gelagert hatten. Von >er Bewohnerin der Stube war nichts zu ehen. Man ging jetzt in das ganz dunkle, weil fensterlose Schlafzimmer. Als man hier Licht gemacht, soh man die Schröder völlig angekleidet quer über dem Bett liegen. Sie war tot. Die Unglückliche war am Donnerstag zum letzten Male gesehen worden. Die ärztlicherseits vorgenommene Untersuchung stellte est, daß als Todesursache Scklagfluß anzu nehmen ist. Der grausige Fund hatte Anlaß u allerlei Mord- und anderen Gerüchten ge geben. Neustädtel. Wegen verschmähter Liebe suchte sich ein 19 jähriger Maschinensticker aus Schneeberg an seiner hier wohnenden Geliebten zu rächen. Er drang in die Wohnung ein und wollte das Mädchen erstechen, wurde aber noch an der Ausführung der Tat verhindert. Darauf beging der junge Mann Selbstmord. Johanngeorgenstadt- Eine Versammlung -er Tabakarbeiter und sonstigen Tabak- Jntereffenten protestierte gegen die geplante Besteuerung des Tobaks. An den Reichstags- abgeordneten des Kreises wurde das Ersuchen gerichtet, gegen jede neue Tabaksteuervsrlage zu stimmen. Oelsnitz. Auf dem Heimwege nach Jahnsdorf fuhr ein Gutsbesitzer in der Nacht durch den Oelsnitzer Wald Hierbei stürzte der Wagen mit Pferd und Insasse eine Böschung herunter. Das Pferd war sofort tot, der Gutsbesitzer wurde aus dem Gefährt herausgeschleudert und erlitt schwere Ver letzungen. Klingenthal. Zur Vergrößerung des städtischen Elektrizitätswerke» im nahen Graslitz sollen die Vorarbeiten zur Erbauung einer Talsperre im Silberbachtale und zur Ge. winnung von Wasserkräften aus privaten Gründen in Untergraslitz vorgenommen werden. „Volkstüchtiflkeit und ihre Mehrung durch Leibesübung/' Fortsetzung. Aber zur richtigen Ernährung und zu einer nüchternen geregelten Lebensführung tritt noch ein drittes bedeutsam hinzu. Das ist die rechte Ausnützung wenigstens eines Teiles der Erholungszeit durch eine aktive Körperpflege, durch Leibesübung in ihren verschiedensten Formen. Wir haben erörtert, wie bedeutsam die leibliche Erziehung in der Schulzeit ist, wir sahen, warum tn den Reifcjahren, in der Lehrlingszeit regelmäßige Bewegung und Hebung ein wirksames Mittel ist, um wichtige Lebensorgane dauernd zu ihrer vollen Ent wickelung hinaufzusühren, in grundlegender Weise für das ganze Leben. Will aber weiterhin der voll Erwachsene sich der ganzen erworbenen Lebensfülle erfreuen, will er seinen Körper sich stetig wahren als ein gefügiges mmer brauchbares Werkzeug seines Willens, arbeitsbereit, arbeitstüchtig und beseelt von rischem Mut und freudigen Kraftgefühl, will er auch den bescheidensten Platz, auf den ihn das Leben gestellt, ausfüllen und behaupten al» eln ganzer Mann, der sich seine» Wertes be wußt ist — nun, so soll er auch das Sein« dazu tun durch geregelte Leibespflege und -Übung und darf sein Körper nicht träge werden und einrosten lassen. Sieben Millionen Deutsche stehen in dem vollkräftigen Alter vom 18. bis zum 35 Lebensjahre. Auf ihren Schultern liegt der gewichtigste Anteil am ationalen Arbeiten und Schaffen. Ihre Tüchtigkeit' ihre Ausdauer und ihr Unter- ehmunqSgeist fällt zumeist in die Wagschal«, wo es sich darum handelt, den Wohlstand des Gesamtvolkes zu festigen und zu mehren, sie ist ausschlaggebend in ernsten Tagen, wenn das Zaterland in Gefahr steht. Die gute Hälfte ieser vollkräftigen Männer hat ihre Kräfte üben und stählen können im Heeresdienste, meist zwei Lebensjahre hindurch- Gewiß werden während dieser Zeit große Arbeitskräfte der gewerbtätigen Arbeit, dem Ackerbau, den gelehrten Berufen entzogen. Allein dieser Zerluft wird überreichlich aufgewogen durch die Schulung der Körperkrast und durch die Willenszucht, welche mit dem vaterländischen Waffendienst verbunden ist Nicht umsonst lägt der „gediente Mann" sein Haupt höher und kündet durch seine gute Körperhaltung und -em festen Schritt, daß der Dienst bei der Fahne ihn körperlich ertüchtigt hat zu starker reudiger Männlichkeit. Wohl dem Staate, -essen Jünglinge und Männer auch in ihrem Erholungsleben darauf au» sind, sich zu voll» kräftigen, charaktervoller Persönlichkeiten auS» zubilden, wo ManneSkrast und Manne»« üchtigkeit das meiste gelten im bürgerlichen Leben! Ob der eine im Rudern auf Fluß oder See seine Kräfte stählt und die Lungen weitet, ob der andere als eifriger Schwimmer sich enger vertraut macht mit dem nassen Element Kühnheit und Schönheit beweist in hohen Sprüngen, Ausdauer und Kraft in geregelten Schwimmübungen; ob andere in zähem und verwegenem Erklimmungen über Felsgrat und Gletscher auf ragenden Alpcnhöhen erhabenen Naturgenuß suchen; ob frische Jugend auf rünem Plan in unermüdlichem Lauf hinter >em Fußball her ist oder im Schlagballspiel eine Reihe wertvoller körperlicher und geistiger Fertigkeiten zur Entfaltung bringt, ob endlich zahlreiche Jünglinge und Männer in turnerischer Zucht ihren Körper üben, um ihn ebenso kraft» voll und geschmeidig zu gestalten als gehorsam dem Willen und beseelt von frischem Wagemut und zielbewußter Entschlossenheit — der, welcher alle» freudig begrüßt, wa» zur Er» tüchtigung unserer Volksgenossen und zur Hebung unsere« Volkstum» geschieht, der wird alle diese Regungen und Bestrebungen, die wir heute immer mehr ousbreilen sehen, nur mit hoher Freude begrüßen können. Diese Freude braucht man sich nicht durch diese oder jene Aeußerlichkeit vergällen zu lassen, wenn nur der Kern der Sache, rechte Leibesübung und Leibeszucht in gesunder Weise betrieben wird. Diejenigen, aber unter diesen mannigfachen Vereinigungen zur Pflege von Leibesübungen welche am breitesten in unserem deutschen Volksleben fußen und weitaus am tiefsten hinabreichen in unsere Volksmasse, das sind die deutschen Turnvereine. Ihre Arbeit am deutschen Volkstum ist die umfassendste und sollte daher auch die wertvollste sein zur Hebung der Volkstüchtigkeit. Daraus erwächst aber den Führern der deutschen Turnvereine und ihrer Verbände die doppelt hohe Pflicht, alles zu tun, um die turnerische Arbeit in den Turnvereinen immer vollkommener zu gestalten, (Schluß folgt.)