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Dir ,Dttrnd;rfer Zeitung» erscheint r>>ru»tag, Donner», tag »nd Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Alode." Annahm« »oa Jnsnat« bi» vormittag i» Uh«. Inserat« wrrdrn mit ,o p sLr di« Spaltzeil« b««chn«t Tabellarisch« Satz nach drsonderrm Tarif Druck und Verlag von Hermann Rüdle in Grsß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Vo. 4. Mittwoch, den 8. Januar 1908. 7. Jahrgang. Oerttiches und Kächftfches. Vttcndorf-Okrilla, den r. Ianuar ^40«. —* In letzter Zeit sind an einzelnen Kassenstellen falsche Geldstücke zu 5 Mark an- gehalten worden. Die Münzen hoben ein graue« Aussehen, auch die Randinschrift ist sehr mangelhaft. Im übrigen sind die Falschstücke sehr gut hergestellt. Sie hoben einen Hellen Klang und Silberglanz, weshalb sie von den echten Münzen schwer zu unter scheiden find. Ungehalten wurden Falschstücke mit den Münzzelchen v und g. Sie trugen die Jahreszahlen 1874, 1875 und 1908 und Bildnisse Kaiser Wilhelm I., Kaiser Wilhelm» ll , de« König» Ludwig von Bayern und de» König» Wilhelm» von Württemberg. —* Das Reichüschatzamt, da» der Einführung von Id-Pfennigstücken nickt abgeneigt ist, hat bereit» Probeprägungen verschiedener Art von dieser Münze vornehmen lassen. Es kommt lediglich darauf an, eine Münze herzustellen, die nicht plump in der Form sein darf, dabei aber doch unter allen Umständen jede Ver wechselung mit anderen Münzen ausschließt, Das vorgeschlagene Mittel der Durchlochung, die nur in einigen belgischen und rumänischen Münzen vorkommt, ist der Verwaltung nicht sympathisch. —* Wie das sächsische Ministerium des Innern in einer Verordnung bekannt gibt, hält dasselbe nach Gehör der Kreishauptmann- schaften und in Ueberelnstimmung mit der schon bisher gleichmäßig befolgten Praktis für unbedenklich, daß die Verwaltungsbehörden bei der ihnen nach den Bestimmungen des Gesetzes über das Mobiliar- und Privatfeuer- verficherungSwesen obliegenden Prüfung der VerficherungSm künden die Vorschrift im 26 der AuSführungdverordnung zu diesem Gesetze anch dann als beachtet ansähen, wenn zwar bet der Versicherung von Rohmaterialien und Waren, die in Fabriken, Färbereien, Appretur - Anstalten, Speditionalagern und ähnlichen Betrieben lagern, der Versicherungs wert de« eigenen und de» fremden Eigentums in ungetrennter Summe angegeben werde, daß das mitversicherte fremde Eigentum nur in soweit gedeckt sei, als der Nachweis geliefert werde, daß zur Zeit de» Schadeneintritts keine vom Eigentümer darauf genommene Ver- flch«rung bestanden habe. Denn dem Zwecke der erwähnten Ausführung-Vorschrift, un erlaubten Doppel- und Ueberverflcheruugen vorzubeugen, erscheine auch in diesem Falle schon ausreichend genügt, und ihrer bisher gleichmäßig befolgten Praxis für unbedenklich, daß die Verwaltung aus Bedenken stoßen, wenn man da« Eigentum de« Versicherten im Sinne der Verordnung auch alle in seinem Gewahrsam befindlichen fremden Gegenstände ansehe, deren Gefahr er trage. Dresden. Am Sonnabend abend stieß auf der Marschallstraße ein Straßenbahn wagen mit einem Bierwagen derart heftig zusammen, daß der Vorderstandsplatz de« Motorwagen« in Trümmer ging und der Wagenführer verletzt wurde. — Infolge eine» Schwindelansalles stürzte im Hause Kleine Plauenschenosie 45 ein Fristurgehilse die Haustreppe hinab und zog sich einen Schäd-lbruch zu, der alsbald den Tod zur Folge halte. — Am Sonntag nachmittag nach 4 Uhr kam in dem Schlosse Eckberg in Loschwitz, bei Herrn Generalkonsul Wunderlich gehörig, au unermittelte Weise ein Schadenfeuer zum Ausbruch. Die Dresdner Feuerwehr rückte mit der Landspntze au». Es brannte in einem Salon im ersten Obergeschoß. Der größte Teil der Saloneinrichtung ist stark be schädigt. Namentlich wertvolle Gemälde sin vernichtet. Das Feuer hatte schon die Decke zerstört und drohte nach den oberen Räumen zu dringen. Dem energischen Eingreifen der dresdner sowie der Wehren von Loschwitz. Weißer Hirsch und Blascwitz. die mit drei Schlauchleitungen angriffen, gelang es, das Feuer auf den Hero zu beschränken. Gegen 7 Uhr konnten die Wehren wieder abrücken. H Kamenz. Der jahrelange Konflikt zwischen den Mitgliedern des Stadtverordneten-Kollegium dessen Ursache dir Wahl eines Bauplatzes für die neuzuerrichtende Bürgerschule bildete, hat eine Erledigung durch ein zwischen beiden Zarttien getroffenes Kompromiß gefunden iach diesem soll eine kleinere, dem tatsächlichen Bedürfnisse genügende Bürgerschule am Holz- ose. dagegen ein würdiger Neubau für die Realschule aus dem Gelände der Nordost- Vorstadt errichtet werden. Man erhofft auch die Zustimmung des Rate» zu diesem Vergleich und damit das Ende der uncr<suicklichen Itgenseitigen Befehdungen. Herrnhut. Die Ehefrau des Ortsdieners Liebchen im benachbarten Strahwalde, die in- olge eines Unglücksfall-S am dritten Weihnachtsseicrtag furchtbare Brandwunden erlitt ist ihren schweren Verletzungen nnn er- egen. Roßwein. Der Kaufmann Börner auö Grunau, welcher wegen Meineids» rdacht lm riesigen AmtSgerichtögesängniS untergebracht worden war, ist Sonnab-nd abend beim Vor- ühren nach dem Verhör entsprungen und var bisher noch nickt wieder zu ermitteln. Leipzig- Ein schwerer Unglückssall er eignet- sich am Sonnabend nachmittag kurz nach 5 Uhr im K'ystallpalast. Daselbst waren zur kritischen Zeit im Keller unter dem Maschinenraum zwei Maurer nnd ein Arbeiter mit Ausführung einer Arbeit beschäftigt. Plötzlich platzte dos durch den Kellerraum gehende Hauptdampfzuleitungsrohr am Wasser- scheider. Der in Dürrenberg wohnhafte, 40 Jahre alte Maurer Gustav Müller erlitt erhebliche Brandwunden und mußte deshalb nach dem Krankenhaus« gebracht werden. Der 34 jährige Maurer Albert Zahn, und der Arbeiter Ernst Athner trugen anscheinend nur leichte Verletzungen davon. Sie konnten sich in ihre Wohnungen begeben. Die Ursache des Unfalls ließ sich bisher nicht seslst-llen. Zwickau. Das Treibhausstuhlgerüst des älteren Morgensternschachtes wurde ein Raub der Flammen. Der Schaden wird aus 30 000 M. geschätzt. Die Mannschast war kurz vorher ausgefahren, sonst hätten schwere Unfälle eintreten können, Hohenstein-Ernstthal. In den letzten Tagen sind in hiesiger Gegend schon einige Male falsche 2 Markstücke mit dem Bildnis Königs Wilhelm« II- von Württemberg ver ausgabt worden. Falkenstein. Der im vorigen Jahre wegen Verdachts der Brandstiftung bei den verschiedenen in Ellefeld und Rempesgrün ver haftete Agent Chr. von hier ist wieder aus der Haft entlassen worden. Die Untersuchung ist eingestellt. HerlaSgrün. Dem Stationsassistenten Thonig und dem Weichenwärter Müller in HerlaSgrün, sowie dem Stattonöwärter Glößl auf Haltepunkt Ruppertögrün ist für ihr ent schlossenes Handeln zur Verhütung weiterer Gefahr, gelegentlich dcü Entlaufens zweier Wagen vom Güterzug 7013 am 13. No vember 1907 auf Bahnhof HerlaSgrün, die Anerkennung der Königlichen Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen ausgesprochen und je eine Geldbelohnung bewilligt worden. Elterlein. Im hiesigen Pfarrgebäude sollte die eingefrorene Wasserleitung ausgetau werden, wobei infolge einer Unaufmerksamkeit des damit Beauftragten ein Stubenbrand ent stand, der nur durch energisches Eingreifen der Hausbewohner gelöscht werden konnte, ehe er größeren Schaden anrichtete. Taubenheim. Erfroren aufgefunden wurde am Neujahrsmorgen in einer Stein- klopserbude bei Taubenheim der 64jährige Steinarbeiter August Adler. Er hatte den Silvesterabend mit Freuden verlebt und sich dann in der Stiinklopferbude zum Schlaf niedergelegt. Infolge der strengen Kälte schlief er bald ein, um nicht wieder aufzuwachen. Gunn ersdarf. Am Sonnabend früh »rach in der Feueranzünderfabrik von Ge- >rüder Balz ein Schadenfeuer aus, daß in kurzer Zeit das langgestreckie FabrikationS- gcbäude einäscheite, Auf der Brandstätte er- chienen mehrere Spritzen, die bei der um diese Zeit herrschenden Kälte — annähernd 20 Grad Celsius — dem Feuer nahezu machtlos gegenüberstanden, da das Wasser 'tellenweise in den Schläuchen gefror. Die EntstehungSucsache ist vermutlich in einem Kesseldcfekt zu suchen. Johanngeorgenstadt. Donnerstag abend brannte das Wohnhaus des Herrn Bäcker meisters Kleinhempel in der Juglergafse nieder, wobei die Bewohner einen großen Teil ihrer Habe verloren. Die herrschende tarke Kälte erschwerte das Rettungöwcrk der Feuerwehr außerordentlich. Schwarzenberg. Für das Kaiserin Auguste Viktoria-HauS zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit sind aus dem hiesigen Amlshauptmannschasts - Bezi k in Summa 2436,21 M. bei der Kgl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg eing-gangen. Plauen. Die Kälte ist am Freitag hier bis auf 25 Grad Celsius gestiegen. Sie wirkte erschwerend auf den Verkehr -in. Die Züge kamen meist mit erheblicher Verspätung an. Ein armer Reisender wurde mit er- rorenen Füßen in das Krankenhaus ein- gi liefert. — Infolge der Schneeglätte auf unseren meist abschüssigen Straßen sind in den letzten Tagen zw-i Personen so unglücklich gestürzt, daß eine davon, die Wäscherin Kolditz, im Kiankenhause verstorben ist, die andere, ein Weber namens Fischer aus Eichigt, mit einem Schädelbruck hoffnungslos darniederliegt. Auerbach. Die hiesige Amlshauptmannschast hatte den Vorschlag gemacht, zur Deckung von Fehlbeträgen eine Eintrittssteuer für Lustbar keiten in Höhe von 10 Psg. von jeder Person welche eine Lustbarkeit besucht, zu erheben. Nach behördlicher Schätzung würde sich ein jährliches Erträgnis in Hohe Son 15 bi» 20000 Mark ergeben. Gegen diese Steuer erhoben sämtliche Saalinhaber Protest. Der Bezirkstag lehnte darauf sowohl die von der Amtshauptmannschast geplante Sondersteuer für Lustbarkarten als auch eine Eintrittssteuer ab- Dafür beschloß er, die Bezirkssteuer um ein Prozent zu erhöhen, womit eine gleich mäßige Verteilung der Lasten auf die Schultern aller Bewohner des Bezirkes erfolgt. Schneeberg. Die hiesige Herberge zur Heimat wurde im Jahre 1907 von 3457 reisenden Handwerksgesellen aufgesucht, das sind 594 weniger als im voraus gegangenem Jahre. Ein derartiger Rückgang der Besuchsziffer wurde aber nicht nur in der hiesigen, sondern auch in vielen anderen Herbergen beobachtet. Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte in der reichlicheren Arbeits gelegenheit zu suchen sein, die zu einer größeren Seßhaftigkeit Veranlassung gab. Aus der Wache. Das neue Jahr hat sieghaft seinen Einzug gehalten, bejubelt von der ewig hoffnungSsrohen Menschheit. Für ein paar flüchtige Stunden hat wieder alt und jung vergessen, arm und reich sind wieder darüber hinweggesetzt, daß in unserm Dasein der Ernst die frohe Heiterkeit, Bitternis die Freude überflügelt. Was be sonder« Deutschland anbetrifft, so konnte eS diesmal als Nation wirklich mit einiger Hoffnung in da« neue Jahr treten. Wenn leider auch unser Vaterland von der all gemeinen Geldkrise, die in Amerika ihren Anfang genommen, nicht verschont geblieben ist, ja wenn wir wirtschaftspolitisch einer immer ernsteren Zeit entgegengehen, so darf auf der andern Seite nicht verschwiegen bleiben, daß sie Weltlage sich bei Beginn de» neuen Jahre»,' wenn wir Rückschau halten, für uns etwa» günstiger gestaltet hat, als im vorigen Jahre um diese Zeit. Die dunklen Wolken von AlgeeiraS sind verscheucht und Englands Einkreisungspolitik, die uns mehr und mehr das Atmen auf dem Erdenball erschwerte, ist von ihren bösen Folgen für Deutschlands Wohlstand und das Wachstum seines Handelns dadurch ein wenig aufgehoben worden, daß ich die Völker einander ein wenig genähert mben. Nicht zum wenigsten hat aber auch die Kaiserreise nach London dazu beigetragen, die Beziehungen zwischen den beiden Staaten, die zeitweise recht bedrohliche waren, so weit zu bessern, daß man man mit Recht auf die Er« zaltung des friedlichen Zustande« hoffen darf. — In Oesterreich hat Kaiser Franz Joseph die Genehmigung der AuSgleichsgesetze voll zogen und man hat sie am Tage nach dem Jahreswechsel amtlich veröffentlicht. Die un zeilvolle Krisis im Innern, die im ab gelaufenen Jahre häufig den Bestand der Donaumonarchie bedrohte und den Kaiser Franz Joseph sogar den Gedanken erwägen ließ, aus die Krone Ungarns zu verzichten, 'cheint damit für eine Weile beigelegt zu sein. Bis zum Jahre 1917 soll Ruhe zwischen beiden Reichshälsten herrschen. Das ist m Interesse des alten Kaisers, der eben erst eine schwere Krankheit überwunden hat, von ganzen Herzen zu wünschen. — Im Vorder- zrund des Interesses steht augenblicklich in ast allen Staaten die Frage der Rüstungen. Das liebliche Friedensmärchen aus dem Haag cheint keine Macht über die Herzen der Völker gehabt zu haben. Oesterreich, Rußland, sie Ver. Staaten, England, Deutschland, Italien vermehren ihre Flotten, Frankreich erhöht die Friedensstärke seines Heeres, England geht daran, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen, ja sogar die friedliche Schweiz, die sonst in militärischen Dingen sehr peinlich rechnete, hatte in ihrer Bundesversammlung den Be- chluß gefaßt, die HeereSorganisation so um zubilden, daß sie für die Zukunft für die Neutralität der Schweiz Gewähr leiste. — Die Aufregung über die Fahrt der amerikanischen Flotte in den Stillen Ozean hat sich jetzt ein wenig gelegt. Allerdings ist diese Fahrt nicht ohne Einfluß der inter nationalen Beziehungen geblieben. England hat sich dadurch veranlaßt gesehen, eine Neuregelung seiner Flottenstationen vorzu nehmen und wird natürlich besonder» auf dem Stillen Ozean sich eine Flotte schaffen, die ihm gestattet, bei etwaigen Verwickelungen mit denen man wie mit einer vollzogenen Tatsache bereits rechnet, tatkräftig eingreifen zu können. Die Reformarbeit in China macht gute Fortschritte. Wenn auch in diesem neuen Jahre die Verfassung wohl nicht eingesührt werden wird, so ist doch die Aus sicht vorhanden, daß in absehbarer Zeit auch China in die Reihe der verfassungsmäßigen Staatengebilde eintreten wird. Bemerkenswert ist der Zwiespalt, der in der asiatischen Welt ausgebrochen ist. Die Feindschaft zwischen China und Japan, daß sick in der Mandschurei mancherlei Vertragsverletzungen zu schulden kommen ließ, wird immer offensichtlicher. Jetzt hat sich China entschlossen, eine Bc« lchwerdenote an die Mächte zu richten, aber Japan bleibt nicht müßig und hat seinerseits den Entschluß gefaßt, nun den Mächten den Sachverhalt „wahrheitsgetreu" darzustellen. Es scheint demnach, als ob das Zauberwort „Asien den Asiaten" nicht alle Kräfte de» fernen Orient« zu friedlichem Tun zu binden vermöge, und den europäischen Mächten kann es nur recht sein, wenn zwischen Peking und Tokio Reibungen bestehen bleiben, die eine innige Freundschaft verhindern.