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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192812097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19281209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19281209
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-09
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.12.1928
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Der Hausarzt' -! ÜS3 ttssr kiimsi'ZS E Kauswirtschaftliches. Unterredung dein ganzes zweifelnden, lbr: Gottes- tssdienst. Men «In« das den llen stellen Ein sE- sund« Luft und schützt gleich« gilt erd« unter gesättigten n Schwer« et und so Der Ent- ,» Produkt Kostenlose in. (Siehe c sich erhob, e, Cordula? a, wenn du m für euck r hast? Ick g bekommst, . Ich kenne en Richtun- noch deine ennen. Wie ürdiqer Ge- )urch diesen wn dir hat, willst." . Ueberlege d mir dann >. Wir wer- sehen. Du r. Vielleicht luf Wieder ¬ kranke die von ihrem Zustande nichts wissen; nickt die Krank- Kernen in Wasser und Zucker ziemlich we'ch gekocht und mir heit also, sondern die Beschwerden heischen Abhilfe. Die De- einem Schaumlöffel herausaenommen. Den Saft kocht man schwcrdrn sind aber ausgesprochen subjektiv. Wenn jemand! extra dick ein und gibt ihn über di« Früchte. ah alles mit >as geladene U dem allen en. -r tragenden > Gedanken' -»stellen ver- öebärde und Zo neu war ilber Franks :, batten ste lassen, von N .. IS kümmerte ommen war. ntlitz seiner rküllten, kür eich vor Er- > belle Blond des Raumes ng folgt.) n, Figuren, Menschlich . willst. Du lnd daß dir nahe tritt nich dafür." ..die Haupt- Willen tun azu sagen? Onittenkompott. Sehr reife Quitten werden dünn ge. »chält aevicrtcilt und init den Schalen und heravsgenommenvn tnerst. 9. ^rmstsriel -es Orts. -Schneeberg . >l: Zutritt ündeglieder: hr: Kinder- mit Dorbie. gemeinsame 2. Advents ler LIturci» e Posaunen- >l: Montag, amännerr«- 8 Uhr: Po- ar. — Der- tag, 8 Vhr: Uhr: Mäd ¬ er Versamm- — Donners- I inb Gemein- I Rindfleischsalat. Reste von gekochtem Rindfleisch schneidet man in ganz feine, dünne Streifen, mischt dazu zwei bis drei hart gekochte, ebenfalls feinaeschnittcne Eier sowie rote Rüben- oder To maten, Salzgurken und Kapern, je nach der Jahreszeit, und gießt darüber «in« vorher gut verguirlte Salattunke von ver dünntem Essig, Oel, fein gewiegter Zwiebel, einem Löffel Senf, Salz und Pfeffer, schwenkt alles gut untereinander und gibt den Salat mit Bratkartoffeln oder Tomatenreis zu Tisch. Eine ronn-erbare Augenoperation. Im Neuyorker Krankenhaus für Augen- und Ohrenleidende lagen kürzlich zwei gleichaltrige Patienten. Der eine, Bert Fergusson, trug ein Glasauge, und die Seh kraft seines erhaltenen Auges war durch eine Erkrankung der Hornhaut zerstört. Das Leben des anderen Patienten E. Greenblatt wurde durch ein Geschwür in der Augenhöhle ge fährdet. Deshalb mußte der Leiter des Krankenhauses, Dr. Ben Witt Key, zur Entfernung des gesunden Auges schreiten. Da erinnerte er sich Fergussons, des Patienten mit der kran ken Hornhaut, und erwog den Gedanken, die Sehkraft des Auges durch eine bisher noch nicht versuchte Operation wie derherzustellen. Dr. Key trennte die Hornhaut vom ent fernten gesunden Auge Greenblatts und brachte sie auf Fer gussons von der kranken Hornhaut befreites Auge. Nachdem die schwierige Operation ausgeführt war, blieb die Frage offen, ob Greenblatts Hornhaut mit Fergussons weißer Augenhaut verwachsen würde. Dr. Key erklärte, hierauf erst nach min destens vierzehn Tagen eine bestimmte Antwort geben zu können. Die Operation scheint aber vollkommen gelungen zu sein, denn es hat sich herausgestellt, daß Fergusson mit der fremden Hornhaut Geaenstände erkennen kann, die in einer Entfernung von drei bis vier Metern stehen. Die Krise ist damit anscheinend überwunden, und die Fachärzte sind der Ansicht, daß die wiederaewonnen« Sehkraft des bisher Blinde^ sich nock wesentlich bessern wird. ') Für die Vcurtellung der nativnni-fn-ingnalogiscken Zickimsts- fto-en unseres Volkes ist cs von grokcr Wichtigkeit, sich ein klares Bild von der Vererbung der erblicken Minderwertigkeiten zu macken, um auf dieser Grundlage die Belastung der deutschen Volkswirt schaft durch Erwerbsuntauglicke und Erwerbsbebinderte zu berechnen. Die erschreckliche arosie Anzabl dieser erblick Minderwertigen wird jedem, der um die Zukunft unseres deutschen Volkes besorgt ist, viel zu denken geben.. Weitere Ausstibrunaen finden unsere Leser in dem Bändchen von Professor Dr. Winkler „National- und Sozialbiologie-, das ein« Bevölkernnoslebre da-stellt. Ver lag Quelle u. Meyer, Leipzig. 124 Seiten. Gebunden Mk. 1.80. Gurken lange Zeit frisch zu erhalten. Gut entwickelte, gesunde, von Flecken freie Gurken werden mit dem Stiel abgeschnitten, mit einem Leinentuch sorgfältig abgetrocknet und dann mit Eiweiß bestrichen. Letzteres har sehr sorgfältig zu geschehen damit kein Stückchen der ganzen Ober fläche übergangen wird. Vorteilhaft benutzt man dazu «inen weichen Pinsel. So behandelte Gurken werden am Stiel in einem trockenen, kühlen aber völlig frostfreien Keller aufge hängt. Alle Gurken müssen völlig frei hängen. Das Eiweiß bildet eine luftdichte, konservierende Haut um jede Frucht, ste so vor Fäulnis schützend. ders empfänglicher Individuen für Ausbreitung dieser Krank heit wichtig und der Volksgesundheit eine Gefahr. Zu den sozial wichtigsten Krankheiten gehören sodann dl« bösartigen Geschwülste, da jenseits des Kindesalters etwa zehn Prozent der Menschen an ihnen sterben. Je besser aber die öffentliche Gesundheitspflege werden wird, um so häufiger werden auch di« bösartigen Geschwulst« werden, denn dann erreichen mehr Menschen als hente dasjenige Alter, in dem diese Krankheiten besonders vorkommen. Ihre Ursache ist unbekannt; da aber familiäre Häufung z. B. von Magen krebs beobachtet werden, die Uber die erwartungsmäßige weit hinausgehen, so scheint eine erbliche Anlage bei ihrer Ent stehung eine Rolle spielen zu können. Die Frage des Vorhandenleins einer Anlage zu Rheu matismus ist ebenfalls noch ungeklärt; sie scheint aber vor- n'kommen, was bei dieser Krankheit, die in unseren Breiten häufiger ist und auch zu einer längeren Invalidität führt als 'elbst die Tuberkulose, von ganz besonderer Bedeutung wäre. Don den Nervenkrankheiten ist eine ganz außer ordentlich hohe Anzahl durch erbliche Anlagen bedingt; aber die meisten sind zu selten, als daß sie sozialbiologisch wichtig werden könnten. Anders steht es mit den Geisteskrank- heiten und Psychopathien, die weit verbreitet und sozial biologisch von größter Bedeutung sind. Gerade bei ihnen steht die Erblichkeit als Ursache an erster Stefle. Das gilt besonders von dem Schwachsinn (Imbezillität) und dem Blödsinn (Idiotie), von dem Iugendirresein wie dem manisch- depressiven Irresein. Auch die Fallsucht erwächst auf einer erblichen Basis, doch ist auch hier meist noch eine auslösende Ursache (z. B. Alkoholmißbrauch) notwendig, damit sie in Er- ccheinnng tritt; bei schweren Fällen endet die Krankheit mit Verblödung; jedenfalls sind die von ihr Betroffenen häufig minder leistungsfähig, ja noch unterstützungsbedürftig. Zwi schen den Geisteskranken und Gefunden stehen die zahlreichen Menschen mit seelischen Anomalien, die Psychopathen, die in -»utem wie in bösem Sinne Stachel im Volkskörper sind. Wir finden sie z. B. häufig unter den Künstlern, aber auch Ver wahrlosten, Verbrechern und unter politischen Fanatikern. Unter den 56 Führern der Münchener Revolution 1919 be fanden sich, soweit sie überhaupt untersucht worden sind, 1ß psychisch schwer Defekte. Die Verbreitung all dieser minderwertigen Änlagen ist sehr groß. 26 Akzent des deutschen Volkes lallen nach Lenz irgendwie erblich minderwertig sein. Der- ftlbe meint auch, daß von allen Geborenen auf Grund einer erblichen Anlage schwachsinnig sind oder werden 1,5 Prozent, idiotisch 0,25 Prozent, geisteskrank 1.5 Prarent. epileptisch 1,15 Prorent und mehrere Vrorent sonst vsnckovathisch. Darnach müßten im Deutschen Reiche unter 65 Millionen.Geborenen ie eine Million geisteskrank und schwachsinnig sein, 170 000 idiotisch, 100 000 epileptisch und mehrere Millionen piycho- vathilch. Ueber die Verbreitung erblich bedingter Blindheit und Taubstummheit (die anderen Krankheiten sind sozial- bioloaisch weniaer wichtia) wissen w'r leider sehr wenig. Nach der lebten Gebrecklichenzählung 1926 hatten wir 64 70.8 Blinde und ?8 579 Taubstumme im Deutschen Reiche. Doch diese Zohlen sind gewiß Mind-strohlen, die noch zu überprüfen sind. Zu mindestens einem Drittel werden diese Mängel der Sinnesorgane bei ihren Trägern ein Erbe früherer Genera tionen sein. Die meisten Krankheiten haben ihre Zeit. Wer gegen Ende der Krankheit erscheint, trägt den Lorbeerkranz des Retters. Die meisten Krankheiten ferner kann der Mensch nicht fühlen, wie denn überhaupt das persönliche Gefühl der Gesundheit garnichts beweist; gibt es doch genug völlig ge sunde Menschen, die sich dauernd krank fühlen, und Schwer- Don den erblichen Minderwertigkeiten der Menschen seien hier nur diejenigen kurz besprochen, die besonders unter den heutigen Lebensverhältnissen «ine soziale Belastung darstellen und national-biologisch von Bedeutung sind. Wie weit sie unter ihnen etwa auch besonders häufig entstehen, ist im näch sten Abschnitte erörtert. Es sind das di« Anlagen zu allen denjenigen Krankheiten, di« den Menschen mehr oder minder unfähig machen, unter den heutigen Lebvnsumständen für seinen Unterhalt zu sorgen, ja darüber hinaus ihn noch pflege- bedürftig, vielleicht ihn sogar direkt zum sozialen Schädling werden lassen. Zunächst kämen hier die Mißbildungen in Frage; aber die meisten sind heute von geringerer Bedeutung als früher, das gilt für die Kurzftngeriakeit ebenso wie für die Hasenscharte und Kieferspalte und schließlich auch, wenigstens jin allgemeinen, für Klump-Fuß und angeborene Züftgelenk- verrenkung. Ihre sozialbioloaische Bedeutung sinkt, je mehr «in Volk von der Hand- zur Kopfarbeit übergeht. Immerhin bereiten Klump-Fuß und Hüftgelenkverrenkunq ihren Trägern unter Umständen große Schwierigkeiten im Leben, so daß man ihre frühe operative Beseitigung (was aber die Erblichkeit der Anlage nicht ändert!) erstrebt. Natürlich bedeutet diese Ent- krüppelung wieder eine wirtschaftliche Belastung, doch geschieht ste nicht, so ist der Kranke, wenigstens als körperlich Arbeiten der, sicher minder leistunasfähig. Wichtiger sind die erblichen Minderwertigkeiten der Sinnesorgane. Ein großer Teil der Blinden und Tauben ist nicht aus irgendeinem äußeren Anlaß (Unfall, In fektion) blind und taub, sondern auf Grund einer erblichen Anlage. Aber auch geringere Fehler, wie der der Kurzsichtig keit, haben meist den gleichen Grund, nur daß hier zum Teil als auglösende Ursache Näharbeit, gebeuate Haltung und anderes hinzukommen. Offenbar ist die Anlage zur Kur-- schtigkeit in der Menschheit weit verbreitet, und sie n-mmt heute als Folae der in Naharbeit erworbenen Bildung und des Hinüberwechselns von der Hand- zur Kopfarbeit zu. Wir finden sie deshalb gehäuft in den Städten und den gebildeten Schichten der Völker. Bei uns ist e>n Drittel bis zur Hälfte der Akademiker kurzsicktig, ein Onfer der Kultur. Sozial wichtiger als die gewöhnliche ist die ebenfalls erbliche hoch gradige oder deletäre Form der Kurzsichtigkeit, und zwar ist sie deshalb wichtiger, weil ihre Träger für viele Berufe un tauglich, auf dem Arbeitsmarkt minderwertig und der Gefahr völligen Erblindens ausgesetzt sind. Im übrigen hat die Er findung der Brille soziologisch aroße Bedeutung gewonnen weil dadurch die Naharbeitsfähiokeit der Menschen um zwei b-s drei Jahrzehnte verlängert wurde und zu aleicker Zeit die Kurzsichtigen einer optischen Kultur besonders wichtig sind. Sozial schwerwiegender als die Kurzsichtigkeit ist die Blindheit. Ist sie angeboren, so ist sie fast immer id'o- tvpisch, d. h. sie hat ihre Ursache in der Erbmasse, dem Idio- plasma. Auch bei vielen Menschen, die erst im Lauft ihres Lebens erblinden, spielt die erblicke Anlage «ine Rolle. Die auf dies« Weise »ur Erblindung führenden Krankheiten sind: Netzhaut- oder Sehnervenschmund, grüner oder grauer Star- Die ebenfalls erbliche Fnrbenblindbeit hat nur ftir be stimmte Berufe praktische Bedeutung. Zu etwa drei Prozent finden wir sie bei der männlichen, zu etwa 0,65 Prozent bei der weiblichen Bevölkerung der Erde. Auch am Hörorgan trefen wir eine ganze Reihe erb lick bedingter Leiden, so die gewöhnlich am Ende des zweiten Jahrzehntes zunehmende Schwerhörigkeit lOtosklerose), die die Leistungsfähigkeit der Menschen in ihren besten Iabren beein trächtigt. Softal wichtiger ist aber die Taubstummheit, die in etwa einem Viertel der Fälle erblich bedingt ist. Aus der großen Zahl erblicher Kanstitutionsanomalien er wähne ich nur die Anlage zum Infantilismus, der wenigstens' im wesentlichen idiotypischer Natur und sozial- bioloaisch als Fortpflanzungshindernis von Belang ist, und die Asthenie. Menschen dieser Körperverfassung werden be sonders leicht Opfer der Tuberkulose, und da die Ansteckungs gefahr bei uns sehr groß ist, so ist das Vorhandensein beson-1 (Psychotherapie) in vielen Fällen sehr weitgehende, dem Laien oft erstaunliche Fortschritte zu erzielen. Wer diese Dinge kennt, wird allerdings selbstverständlich fordern, daß einer solchen Behandlung eine absolute Klarstellung des kör perlichen Zustandes durch genaueste ärztliche Untersuchung vorangeht. Ohne eine solche Ist seelische Beinflussung ein Verbrechen oder eine Albernheit. Wenn ein Laie krank ist, interessiert ihn weniger, welche Grundlagen sein Leiden hat. Er will seine Beschwerde los werden. Geht her, beeinflußt durch törichtes Gerede seiner Umgebung, zu irgend einem „M a gn e t o pa th en" und fühlt sich nach einiger Zeit besser, dann ist für ihn der Fall erledigt, er hat „durch eigene Erfahrung" Festgestellt, daß ihm geholfen wurde, und je nach Temperament wird er nun ein stiller oder lauter Anhänger der Magnetopathie oder irgend einer ähnlichen phantastischen kurpfuscherischen Methode. In Wirklichkeit ist eine solche „Erfahrung" garnicht so einfach zu beurteilen. In Afrika kamen einmal Missionare mit langen Hosen an den Kongostrand und an ihr Erscheinen schloß sich ein katastrophal dürrer Sommer an. Die Kongo- kaffern setzten diese beiden Ding« „aus Erfahrung" in Zu sammenhang; die unglücklichen Misionare, die durch diesen Irrtum zweifellos ihren Tod fanden, hatten mit ihren langen Hosen die Wolken am Himmel vertrieben, und seitdem wurde jeder Fremde mit langen Beinkleidern am Kongo getötet. Der Leser lächelt über dieses naive Bild, vergißt dabei aber vielleicht, daß sehr viele Ansichten seiner Umgebung nicht viel anders begründet sind. «inen Krebs am Magen hat, leidet er zunächst nicht an der Geschwulst selbst, sondern an Magenbeschwerden mäßiger Art, und irgend «ine nervöse Beeinflussung, ein Zuspruch, ein« Ermutigung, eine Freude oder auch der kindliche Glaube an irgend einen Heilzauber oder irgend einen Wundermann können di« Beschwerden verschwinden lassen. Handelt e, sich nicht um ein fortlaufendes Leiben, wie den Krz-s, sondern vielleicht nur darum, daß jemand den Mut verloren hat, sein Bein zu bewegen, weil er früher einmal Schmerz im Gelenk hatte, dann kann eine solche seelische Beeinflussung dazu füh ren, daß der Kranke wieder anfängt, bas Glied zu bewegen, und somit gesundet. In Laienkreisen wird dann erzählt, es sei hier ein „unheilbares" seit Jahren bestehendes Gelenk leiden von dem Magnetiseur Susemäuschen geheilt worden, nachdem „alle Professoren der Welt" nichts hätten erreichen können. Also ein Wunder. Bei nervösen Menschen sind be greiflicherweise hier ganz besonders weitgehende Möglichkei ten vorhanden. Es ist also an und ftir sich nicht notwendig, wenn wir hören, daß der oftmals mit Gefängnis vorbestrafte oder viel leicht in Irrenanstalten interniert gewesen« „Susemäuschen" ein „Wunder" getan habe, darin einen Beweis zu sehen, daß Susemäuschens Hand übernatürliche Kräfte habe. Aber, sagen uns die gläubigen Anhänger, ich habe doch deutlich gefühlt, daß dieser Mensch Kräfte ausstrahlte; al« er ohne mich zu berühren, mit der Han- über meinen Arm strich, fühlte ich ein deutlich strahlendes Wärmegefühl im Arm. Dieses Wärmegefühl ist eine im täglichen Leben unbeachtet« selbstverständliche Reaktion unserer Blutgefäße, wenn wir von uns aus oder durch andere veranlaßt unsere Aufmerk samkeit auf einen Arm richten. Nervenärztliche Experiment« haben gezeigt, daß die Aufmerksamkeit einen vermehrten Blutzufluß zum Arm schafft ähnlich wie wir in der Verlegen heit erröten: und das fühlen wir subjektiv als strahlende« Wärmegcfühl. Alle exakten Nachprüfungen der Behauptungen der Magnetiseure seit 1768 bis heute haben ergeben, daß keinerlei Grund besteht, irgend welche besonderen Kräfte oder Strah. len anzunehmen. Es handelt sich vielmehr um seelisch-ner- vöse Reaktionen, die wir im Experiment jederzeit wissenschaft lich darstellen können. Es ist die Einwirkung seelischer Um stellung, die Sucht des Glaubens, der Hoffnung; es ist di« Suggestion, wie man gern sagt, die hier wirkt. Außerdem legen die sogenannten Hypnotiseure Wert darauf, daß ihre Patienten, namentlich die weiblichen, sich zur Behandlung völlig entkleiden, sie legen wohl auch eine Hand auf die Han des Patienten und die andere Hand auf die Stirn, um „die magnetischen Kräfte strömen zu lassen". Hierzu erübrigt sich wohl jede Bemerkung. Und nun: Gibt es einen Magnetismus? Wir dürfen ganz sachlich und ruhig sagen: Nicht die Spur eines Beweises liegt dafür vor und auch nicht der geringste Grund, etwas derartiges anzunehmen. Die angeblichen mag netischen Wirkungen sind, wie in Fachkreisen seit hundert Jahren bekannt, ein Sonderfall seelischer Einwirkung; ein Gemisch von Hilflosigkeit, Leichtgläubigkeit, Wundersucht, Merglauben, Beschränktheit, Hochmut usw. auf der einen Seite, von Phantasterei, Unwissenheit, Geschäftstüchtigkeit und Betrug auf der anderen Seite. Gern wirb der heutigen Medizin vorgeworfen, sie sei eine Medizin ohne Seele und beschäftige sich nur mit den körperlichen Vorgängen, während eigentlich seelische Dinge in das Gebiet des Künstlers, des Seelsorgers, des Erziehers und des Pilosophen gehörten. Anderen Ortes hört man wieder den Vorwurf, die sogenannte „Schulmedi- zin" habe sich von der wirklichen Erkenntnis der Natur ent fernt und es sei darum nötig, daß „Naturheilkundige", „Na- turärzte" und dergl. hier als Netter und Erlöser eintreten. Endlich ist der Glaube nicht auszurotten, daß es bestimmte Menschen gebe, denen an und für sich eine körperliche Heil kraft innewohnt, die also dort, wo ein gewissenhafter Arzt erst nach wochenlanger Untersuchung ein Urteil fällen und eine Behandlung raten kann, durch Auflegen ihrer heilkräftigen Hand Wunder verrichten können. Wegen der großen Be deutung dieser Dinge für die Volksgesundheit lohnt es sich, sie etwas näher zu betrachten. Die unerhörten Fortschritte der Technik und der Natur wissenschaft, von der Möglichkeit keimfreien Operierens in schmerzloser Narkose bis zum Radio, verdanken wir rein naturwissenschaftlicher Forschung, begreiflich genug, daß auch die Medizin zunächst vor allen Dingen hier ihre größten Aufgaben fand. Daß die Syphilis jetzt, wenn sie nicht durch Kurzpfuscherei verschleppt wird, ihre Schrecken fast völlig ver- loren hat, daß wir die englische Krankheit ebenso wie die sonst unheilbar tödliche Selbstvergiftung der Zuckerkranken ver schwinden lassen können, ist Verdienst rein auf das Körperliche gerichteter Forschung. Die letzten 50 Jahre haben daneben die Bedeutung «In seelischer Faktoren deutlicher erkennen lassen. Mr wissen jetzt, daß wir in der nur bei ärztlicher Kontrolle und am besten bei Anwendung durch einen Arzt selbst vor genommenen gefahrlosen Hypnose den Stoffwechsel, die Blut- gefäße, Las Herz usw. weitgehend beeinflussen können. Ge nau so wie Schreck, Angst, Sorge und Kummer den ganzen Menschen erschüttern und sein Befinden tiefgreifend verän dern. ist e« auch möglich, durch ärztlich-seelische Einwirkung Gib! es einen Magnetismus? Don Prof. I. H. Schultz, Nervenarzt, Berlin. Erbliche Minderwertigkeiten und ihre Verbreitung.' Don Professor Dr. W. Winkle r.*)
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