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Ium Schuljubiläum und " Da» Do»f Lindenau rüstet sich, da« VdjShrige Iubi-I läum seines Schulhaus«» festlich zu begehen und es zu einem Heimat- und Kinderfest auszugestalten. Die Wethe de« Schulhauses, an di« sich noch die ältesten Einwohner er- timern, fand im Oktober 1883 statt. Man hat jedoch beschlossen, zur Feier Lie warmen Augusttage zu benutzen, und Lie Feier selbst einige Wochen vorzulegen. Das . Schulhaus wird präch tigen Schmuck tragen und im Glanz« von 360 elektrischen Lich- tern erstrahlen. Die Weihe erfolgte seinerzeit unter der Amtszeit de» Lehrers Tielitz, der am 28. September 1882 starb; ihm folgte kurz« Zeit Ludwig O. Hildner aus Langenbach i. B-, späterer Schuldirektor in Treuen, auf diesen folgt« Februar 1868 bi» 31. Juli 1887 Christian Klopfer. Weiter waren hier als Lehrer tätig Max Waldleben vom 1. August 1887 bis 15. November 1888, sodann anschließend Max Lorenz, der jetzt als Oberlehrer i. R. in Neustädtel lebt, bis 17. Juni 1910. Dessen Nachfolger ist der noch amtierende Oberlehrer Franz Stiehler, der leider durch Krankheit verhindert ist, an der Feier tätig teilzunehmen. Als Veranstaltungen sind in Aussicht genom- men am Sonnabend ein Festabend im Gerberschen Gast hof mit Ansprachen, Gesängen, Aufführung eines Theater- stückes von Franziskus Nagler und anderen Darbietungen. Vas Glanzstück der Feier wird der sehr großgeplante Festzug der nicht weniger als 12 ausgestattete Festwagen führen wird, rm Sonntag bilden. Diesem schließen sich Kinderspiele auf dem Fest(Sport)-Platz an. Am Montag ist Fortsetzung der Kinder- belustigung; bei Einbruch der Dunkelheit wird die Jubiläums- und Heimatfeier durch einen Fackelzug und ein Feuer werk beendet. Natürlich schließen sich noch Festbälle an. Hierbei mögen einige Angaben au» der Schulgeschichte der Gemeinde Lindenau Platz finden, die Aufschluß über den Anfang des Schulwesens daselbst geben. Am 13. März 1678 richtete Ludimoderator (ein auf Schulen vorgebildeter Schulmeister und Kantor) Samuel Grabner in Neustädtel an die Kircheninspektoren, den Hochehr würdigen, Wohl- und Edelvesten, Großachtbaren, Hoch- und Wohlgelehrten Herrn Sigmundt Peißkern, der Heiligen Schrift * Herbstprstfung von weiblichen Landwirtschaftslehrlingen. Im September und Oktober werden wiederum Prüfungen für weibliche Landwirtschaftslehrlinge stattfinden, die jungen Mäd chen Gelegenheit geben sollen, einen praktischen Befähigungs nachweis abzuleqen. Die Anmeldungen zur Prüfung sind bis spätestens 3. September an die Landwirtschaftskammer in DresLen-A., Sidonienstraße 14, zu richten, von wo auch Prü- fungsordnung und Fragebogen für die zur Prüfung sich Mel denden und weitere Auskünfte bezogen werden können. Das gleiche gilt auch für die Prüfung von männlichen Lehrlingen. Meldeschluß 25. August. * Kriegsgräberfürsorge. Noch immer kämpft der Volks bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge um die Gewährung des ge setzlichen Schutzes für den Dolkstra vertag, den einen Tag im Jahwe, der ausschließlich dem dankbaren Gedenken an unsere im Weltkrieg gefallenen Brüder gewidmet sein soll. Immer weitere Kreise des deutschen Volkes haben sich den tief- Innerlichen, einigenden Gedanken des Dolkstrauertages zu eigen gemacht. Das haben die allenthalben im Reich am 4. März d. I. abgehaltenen Trauerfeiern zum Ausdruck ge- ckletmalsesl in Lindenau. I Vornehme* Lieentiat, auch wohlemeridirten Pastor und Super intendent in Zwickau, wie auch Herrn Daniel Zahmseilen, Hoch- fürstl. Holsteinischer wohlbestallter Amptmann zur Wiesenburg, meinem Hochggehrten Patronen und mächtigen Förderer, ein Schreiben, in welchem «r Beschwerde führt, daß das Filialdorf Lindenau ohne Dorwissen des Neustädtler Pfarrers Mag. theol. Baecalaureus Gottfried Richter, ein Schul Haus er- bauet und «inen Kinderlehrer in dasselbe geführet und sich somit von Ler ölatre (Mutter) separieret habe, und damit auch sein ohnehin dürftiges Einkommen geschmälert worden sei. Er bittet seine Patronen inständigst, ihn vor Schädigung seiner AcciLentien zu schützen und seinen Schuldienst in der bisherigen Ordnung zu erhalten, oder kurz ausgedrUckt, den Lindenauern das Halten eines eigenen Kinderlehrers zu ver- bieten. Die beweglichen Klagen des Neustädtler Ludimodera- tors fanden bei den Inspektoren auch geneigtes Gehör, denn schon am 18. März darauf beschied der Wiesenburger Amtmann die Gemeinde Lindenau unter Hinweis auf die Kurfüstliche Schulordnung dahin, daß sie in Zukunft nicht allein dergleichen Privat-Präzeptores gänzlich abschaffen, sondern auch ihre Kin der in die ordentliche Schule nach dem Neustädtlein schicken und sich nach der hochlöblichen Schulordnung halten sollte. In einer wenige Tage darauf von der gemaßregelten Ge- meinde an die Inspektion gerichteten Eingabe bittet sie um Rücknahme der Verfügung; sie weist darauf hin, daß das be nachbarte Griesbach bereits eine Schule besitze, und daß auch Bernsbach, Kleinpöhla, Erandorf, Dittersdorf und andere Orte Schulen eingerichtet und mit Kinderlehrern besetzt Hütten, ohne von Ler Behörde verhindert worden zu sein. Hingewiesen wurde auch auf Lie Gefahren des weiten Schulweges bei Kriegs, und Gewitterzeiten sowie auf den Mangel an Schreib kundigen rn kleinen Gemeinden, in denen oft keine Person vor- Händen wäre, die des Schreibens mächtig sei. Ob die Linde- nauer mit ihrer Eingabe den erwünschten Erfolg hatten, ist dem Schreiber dieser Zeilen nicht bekannt; es ist aber anzu nehmen, daß sie ihren Kinderlehrer behalten haben, für welchen schon vor 1678 ein Schulhaus erbaut worden war. bracht. Daß aber auch weit über Deutschlands Grenzen hinaus, ja bis in die fernen Erdteile, dieser hohe Gedanke die Ange hörigen unseres Volkes mitzureißen vermag, zeigen u. a. die machtvollen Feiern im ehemals deutschen Südwestafrika. Das August Heft der ,^lri«gsgräberfürsorge", der Bundeszeit, schrift des Dolksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, erzählt uns von den in Okahandja und Windhuk veranstalteten Trauer- feiern. In demselben Heft finden wir einen interessanten Be richt über deutsche Kriegsgräber in Palästina und Aegypten und über die Ausgestaltung des deutschen Kriegerfriedhofes Fricourt, der sich in Patenschaft der Ortsgruppe Elberfeld des Dolksbundes befindet. Weiter sind Reiseindrücke von Reisen zum Besuch von Kriegsgräbern in Frankreich und Belgien in anschaulicher Weile geschildert. Aue, 24. Aug. Kürzlich feierte Ler Musiklehrer D. Ull - mann in voller Frische seinen 65. Geburtstag. Dem Jubilar wurden seitens seiner Schüler vielfach Ehrungen zu teil. Auch wir gratulieren und wünschen ihm einen recht lan- gen, sonnigen Lebensabend. Neustädtel, 24. Aug. Auf dem Markte wurheeln ISJahre alte Knabe Süß aus Lindenau, der hier Einkäufe besorgt hatte, von einem hiesigen jüngeren Radfahrer angefahren. Beide kamen zum Sturze und wurden verletzt, am schwersten wohl der Radfahrer. Neupsdrel, 24. Aug. Der Verein Turnerschaft (DT.) hält am Sonntag nachmittag seine Turnschau, der vormit- tags die Vereinswettkämpfe vorausgehen. Nack der Siegerverkündigung findet am Abend ein gemütliche» Beisam mensein im Vereinslokal „Zur Bleibe" statt. — Am 1. Sep tember veranstaltet die HanLballabteilung des Vereins einen Werbe, und Geländclauf für alle Mitglieder und Turnerinnen. Meldungen bis 27. d. M. an Spielleiter Max Schreiber. Schwarzenberg, 24. Aug. Der in der Dermsgrüner Straße wohnhafte Erdarbeiter L. wurde festgenommen. L. hat sich tu der Neustadt an einem 10jährigen Mädchen vergangen. Schwarzenberg, 24. Aug. Schuldirektor K. Werner ist vom Lehcrkollegium einstimmig zum Schulleiter der 1. Bürger schule wiedergewählt worden. Die Wahl gilt für 3 Jahre. Direktor Werner leitet die 1. Bürgerschule schon seit den letzten Kriegsjahren. Sein Stellvertreter ist Lehrer Albert Ficker. Schwarzenberg, 24. Aug. Um LieSpartStigkettde, KinLerin der Schul« anzuregen, hat die städtische Sparkass« in den Volksschulen je einen Spa rau tomatvn ausgestellt. Die sparenden Kinder erhalten von ihrem Lehrer ein« Korte, auf der jeder in den Automaten eingeworfene Zehner durch einen automatischen Stempel quittiert wird. Jede Karte reicht für zehn Quittungsstempel. Der durch den Sporvuto- maten geleistete Stempelabdruck auf dieser Kart« gilt als Quittung der Sparkasse über den eingelegten Betrag. Die Einlagen werden nur in vollen Markbeträgen bei Vorlegung vollgestempelter Quittungskarten den Sparkonten gutgeschrie ben und von diesem Zeitpunkt ab verzinst. Johanngeorgenstadt, 24. Aug. Die Zahl Ler seit Diens tag eingegangenen Anmeldungen zum Kindergarten ist so groß, daß vorläufig wegen Raummangels weitere Anmel dungen nicht angenommen werden können. — Im Künstler- Marionettentheater gelangt am Freitag als beson deres Zugstück „Ein Fvühlingstvaum" zur Aufführung. — Der Frauenverein unternimmt Dienstag, Len 28. Aug., 12,09 einen Ausflug nach dem Jägerhaus« . Radiumbad Oberschlema, 24. Aug. Der bet der Firma GebrüderWilisch seit 25 Jahren beschäftigten Vorarbei terin Fräulein Ernestine Meta Lorenzistvonder Handels- kammer Plauen das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. Beierfeld, 24. Aug. Ms Urheber des im E.D. vor kur zem gemeldeten Holzbrandes am Dahnhofe sind zwei 13- und 14jährige Knaben von hier ermittelt worden. Bockau, 24. Aug. Bei der Arbeitnehmerzählung am 1. August wurden in den hiesigen Betrieben insgesamt 547 Arbeitnehmer verzeichnet, davon 24 als Angestellte. Dem Geschlecht nach waren es 303 männliche und 244 weiblich«, darunter 12 verheiratete und verwitwete Frauen und eine geschiedene Frau. Außerdem erfaßte die Zählung noch 373 Heimarbeiter, darunter 1 männlicher, wobei zu bemerken ist, daß hier bei der Zählung der Arbeitnehmer die Korbmacher als Heimarbeiter ausscheiden, weil sie in gewissem Sinne als selbständig gelten. — Bei der Ziegenzählung wurden hier insgesamt 138 weibliche, zuchtfähige Ziegen ermittelt. Und richtig, der Nat mußte gut sein. Werner ließ seine bewundernden, bekümmernten und zärt lichen Blicke nicht mehr zu seiner angebeteten Hansi wandern, sondern er tat ganz normal und unterhielt sich mit dem Bür germeister über ein paar juristische Fragen, mit Frau Harden- Leg über die städtisch« Wohlfahrtspflege und mit Liane und Detlef Lehnhard über Diskuswerfen. Ein Gespräch mit Hansi vermied er. Und da fand diese junge Dame ihn plötzlich viel erträglicher. „Augenscheinlich Hot er den Gehirnkollaps wieder über- wunden," flüsterte sie Liane zu, und die nickte. Am nächsten Morgen sand wirklich ein Spiel zwischen Hansi und Werner statt auf Lem alten geliebten Platz des Gvlb-Wcißklubs, auf dem schon die zwölfjährige Hansi ihre Bälle geschlagen hatte. Schon damals hatte Werner das süße, kleine, blonde Mädel lieb gehabt — er, Ler siebjehnjährige Primaner, aber nie hatte er irgend etwas von dieser Schülerliebe verlauten lassen; er und sie hatten nur, solange sie denken konnten, auf einem vertraulichen Neckfuß miteinander gestanLen. Jetzt bebte das Herz dieses getreuen Verehrers, als er das junge Mädel in oll seiner Anmut und Frische gegenüber hatte. Aber er bezwang sich. Er gab sich zu, daß er gerade heute ausgezeichnet in Form sei, und er arbeitete mit einer so haarscharfen Genauigkeit, daß Hansi am Schluß des ersten Satzes, an dem sie 6:3, 8:6 stand, 54 : 49 Bälle gewonnen hatte. „Fabelhaft!" staunte die Tennismeisterin in ehrlicher Anerkennung, „es fehlte nicht viel, so hättest du mich ge schlagen, Werner. Du hast dich ja unheimlich gut gehalten in diesen zwei Jahren." ,Ha glaubst Lu, wir faulenzen hier im Gelb-Weiß? Du liest doch Sportzeitungen? Unser letztes Turnier mit Sebald brachte große Ueberraschungen!" Sie saßen, um sich ein wenig zu erholen, auf der weiß- gestrichenen Bank am Sporthäuschen, das in einem neuen zrünen Gewand und vergrößert durch die hübsche Veranda einen allerliebsten Eindruck machte. „Ich lese über Gernheim allerdings wenig und so erfuhr ich auch nichts von diesem Turnier," sagte Hansi ein wenig beschämt. „Mein Interesse gilt mehr den größeren Plätzen und den großen Kanonen in der Sportwelt." „Natürlich. Und kleine Leute Haft du vergessen. Ich habe auf meine letzten drei Briefe keine Antwort bekommen." Sie lachte über die Bitterkeit, die aus seinen Worten sprach. ,Lieber Junge, wenn ich in Gernheim säße, so hätte ich wohl Zeit, Briefe zu schreiben, aber ich muß arbeiten — ar beiten — arbeiten. Und dann sind da Empfänge, Tees, Ge- sellschaftsabendr — wenn mich der ganze Mumpitz auch wenig lockt — aber ich muß bekannt werden — ich muß zuweilen hin." „Aber Liane schreibst du oft." „Ja. Und sie mir. Sie ist meine verständnisvollste Be- raterin, wenn ich in irgendeinem Dilemma stecke. Und ihre Schilderungen über ihre Arbeit sind so erfrischend. Sie ist mit Leib und Seel« Sportsmensch." ,La. Leider." ,Leider?" „Sie hat Detlef Lehnhard kürzlich einen Korb gegeben —" ,Mnen Korb ge — geben?" Hansi war bleich geworden und sah ihn mit weitaufgerissenen todtraurigen Augen an. „Ja. Einen unverblümten Korb. Sie muß dem Sport treu bleiben und ihre drei Brüder erziehen. Der Sport bringt euch um Sinn und Verstand — es ist doch der Beruf der Frau zu heiraten. —" „Unsinn." „Wenn dies verflixte Tennis nicht wäre, würdest du sicher meinen Bewerbungen kein Nein entgegensetzen." ,Lieber Werner, fange nicht schon wieder an>" sagte Hansi milde, die von der Nachricht über Lehnhards fruchtlose Bewer bung noch ganz erschüttert war. „Seit dein Anfall gestern abend hast du dich ganz passabel benommen." „Was das für Ausdrücke sind!" seufzte Werner melan- cholisch. „Meinst du, daß eine junge Dam« von früher einen Bewerber jemals so abgsspeist hat?" ,Hch weiß nicht, wie Lie jungen Damen von früher sich benommen haben, und Lu weißt es auch nicht. Aber ich weiß, daß ich eine Tennismeisterin, eine Hoffnung für Deutschland bin, und da kann ich doch nicht plötzlich einen Strich Lurch all die Hoffnungen machen und hier in Gernheim hocken bleiben und mich verloben " „Aber sonst?" unterbrach er sie, und er starrte mit einem Schimmer von Hoffnung in ihr frisches, braungebranntes Gesicht. „Ach — sonst!" lohnte sie ab. „Sonst!! — Ich habe keine Zeit, über Blödsinn nachzudenken. Komm, laß uns spielen! Der zweite Satz beginnt." Er verblüffte sie wieder in seiner genauen, korrekten Arbeit, und weil er es merkte, wurde er noch blendender in seiner Kaltblütigkeit und seinem Siegeswillsn und er gewann den zweiten Satz. Im dritten jedoch gewann Hansi wieder mit so überraschender Ueberlegenheit, Laß er lachen mußte. „Es ist doch nicht leicht, mit dir fertig zu werden. Du wirst Len Englishmen in Wimbledon noch eine Nuß aufzu knacken geben." Als sie ihr Spiel beendet hatten, kam Brigitte Diirrstein auf den Platz. „Schade, daß ihr fertig seid! Jammerschade! Ich wollte mir wieder mal so eine überflüssige Aufregung mitansehen!" rief sie Uber den Platz herüber. Hansi warf Werner Len Schläger hin und lief zu ihr, um ihr lachend um den Hals zu fallen und sich dann mit ihr wie ein Wirbelwind im Kreise zu drehen. „Ach — ach — ach — das Fräulein Tischlergesellel" ries sie strahlend vor Freude. „Wie gut, daß du La bist! Aber wie kommt es, daß du frei hast? Machst du heute blau?" „Nein, das tu ich nie. Aber wir streiken. Und da muß ich wohl oder übel mitmachen, sonst krieg ich meine Kloppe, meint Papa." Brigitte lachte und zog ihr Seidenkleidchen über den Hüften glatt. „Wir wollen dreizehn Pfennig Stun denlohn mehr. Es ist eine ernste Sache." Hansi prustet« vor Lachen. „Bei deiner fabelhaften Ge- wandung sieht man, daß dreizehn Pfennig mehr Stundenlohn eine ernste Sache sind." „Meine Kleider bezahl« ich jetzt alle von meinem Gesellen- lohn. Auch mein Hochzeitskleid für Suses Hochzeit," sagte Brigitte stolz. „Und du mußt nicht lachen, du dumme Sport- Hansi, über meine Arbeit! Papa sagt, arbeiten, weil man's nötig hat, das sei kein Kunststück, Las könne und tue jeder, aber arbeiten, weil man Freude an der Arbeit hat, das sei imponierend." „Also seid ihr alle beide imponierend, "sagte Werner und ergriff seine beide Jugendfreundinnen unter Len Armen. „Mögt ihr denn überhaupt mit so einem trottelhaften Mann gesehen werden, Ler arbeitet, weil er arbeiten muß?" Am Nachmittag fanden im Stadion die großen Sportwett kämpfe statt, wo auch die schwedische Gymnastikerin Ander sen und Liane Herk mit ihren Schülerinnen starten sollten. Es fanden sich natürlich alle Freundinnen mit ihrem sämtlichen Anhang ein. Erstens mal Sus« mit ihrem Verlobten, ihren Eltern und Geschwistern, Fräulein Haberstroh mit den drei Jungens, Lianes Brüdern, Lore Mees mit Fräulein Katharina Schrumpf eisen, die neuerdings in rührender Verständnislosigkeit auch Sportberichte schrieb, Lie dann von Lore sehr sorgfältig in brauchbaren Zustand versetzt wurden. Dann kam, die Buchbinderin Helga Sartorius, die, jetzt zwanzigjährig, 'in Leipzig eine kleine Buchbinderei eröffnet hatte, Lie das Entzücken aller Bibliotheken bildete. Die streikende Brigitte war mit ihren Eltern auch -a und endlich gab das Bürgermeisterpaar, Herr und Frau Harden berg, mit ihem genialen Töchterchen Ler Sache noch die richtige Weihe. Es waren im Anfang Sportwettkampfe der Gernheimer Schulen, dann einzelner Turnvereine. Erst zum Schluß kam Ellen Andersen mit ihrer Schule in die Amateurkämpfe. Die sogenannte Musterklasse der Andersenschen Gymnastik- schule erregte bei den Freundinnen natürlich das Hauptinter esse, denn dort sollte auch Liane bald starten. Es waren dreißig Damen, unter denen Lione Herk antrot. Die beiden aKmpfrichter verlasen auf dem Platz, umringt von den Bewerberinnen, Lie Namen der am Wettkampf Teil- nehmenden und prüften die sportlichen Ausweise. Es waren wenig bekannte Namen, nur den einen und den ander hatte man schon schüchtern in Sportzeitungen gelesen, aber all den Mädchen und Frauen war es ernst mit ihrer körperlichen Arbeit, das sah man an ihren gesammelten Gesichtern. „Ich bitte die Damen, mir zu folgen," sagte der erste Kampfrichter. „Wir fangen mit dem Hochsprüng an, wie üblich." Die Kampfbahn war mit großer Sorgfalt hergerichtet, und nun begann der zähe, stille Wettstreit der Andersen- Schülerinnen. Jede Ler Damen wollte ihr Bestes geben — jede wollte ein« Höchstleistung in der Vollendung bringen. Und doch rissen die ersten schon bei 1,35 Meter ab — bei 1,45 waren nur noch zwanzig Damen, die um die Palme des Hoch prungsieges stritten. Ntan begab sich zu den für den Weitsprung hergerichteten Plätzen. Hier überraschte eine andere Schülerin der Andersen- Schule, ein Fräulein Ursula Sperr, deren elegantes, zirliches Figürchen von einer ungeheuren Kraft getragen, gleich im ersten Sprung „fünf Meter und achtunddreißig" schaffte. Liane brachte es bei diesem ersten Weitsprung mit Anlauf nur auf fünf Meter eins. „Sehen Sie, Sie sind übermüdet!" warnte Fräulein Andersen, doch Liane Herk lachte. (Fortsetzung fotzt.)