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MlMche ClbMmg. Amts- unö Anzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgememderath zu Hohnstein. 72. Schandau, Sonnabend, den 8. September 1883. Bekanntmach n n st. Von dem Königlichen Finauz-LNinistcrinm ist im Einverständnisse mit dcm Königlichen Ministcrinm des Innern folgende Bestinimnng getroffen worden: Bor der Einfahrt in cinc Stromcnqc oder in cinc Stroinkriiiiimuiig, welche keinen Ucbcrblick »der die Fahrstrecke gestattet, sowie vor dein Passircn der Strombrnckcn hat feder wit einem Schlcppzugc in der Bergfahrt begriffene Ketten- oder Raddampfer ein aus einem langgedchntcn Pfiffe bestehendes Signal mit der Dampfpfeifc zu geben. Mil Hinweis ans die Bckannlmachnng der vormaligen König!. AmtShanptmannschaft Dresden nlö Elbstromamt voni 8. April 1880, welche in ihrem Pnnktc 6 hiermit obiger Bestimmung gemäß abgcündcrt wird, hinsichtlich der übrigen Punkte und insbesondere der darin enthaltenen Strafbestimmungen aber in Giltigkeit verbleibt, wird dies hiermit verordnungsgemäß znr Kcnntniß der Schifffahrtöbcthciligtcn gebracht. Königs. Amtshauptmannschaft Drcsdcu-Neustadt als Elbstromamt, den 31. August 1883. I. V. Rcg.-Ass. Ludwig. Eine politische Krisis in Ungarn. Zwei dircct gegen die Autorität der nugarischcu Negierung gerichtete Bewegungen, die fanatischen nnd zugleich räuberischen Tnninltc der Antisemiten nnd ihrer Helfer gegen die Juden im Zalner Comitatc und die Auflehnung der Eroatcn iu Zagorieu, einer Gebirgslandschaft CroaticnS, gegen die magyarische Obcrhcrrlichkcit, sind cS, welche die ungarische Negier ung in cinc schwere Krisis getrieben haben. Zwar sind im Zalacr Comitatc nnd den nmlicgcndcn Ort schaften die Unruhen durch daö Aufgebot einer starken Militärmacht nnd durch Einführung des Standrechts zur Zeit unterdrückt, aber cinc schwere Verautwortnug lastet wegen jenes AnfrnhrS, der rohe Plündcrungö- zwcckc verfolgte, trotzdem noch auf der ungarischen Negierung, welche ihre ComitalSvcrwaltuugcu ganz entschieden noch nicht genügend mit nncigcnnützigcn, chrlicbcndcn und energischen Beamten besetzt Hal, denn sonst würde der Geist des AnfrnhrS, der Plünderung nnd das Vorwaltcn roher Leidenschaften in vielen Kreisen der ungarischen Bevölkerung nicht so leicht schlimme Früchte tragen. Sicht cö nun in dieser Hinsicht schon schlimm für die Leistungen der nngarischcn Regierung ans, so sind die Vorgänge in Croaticn für das Cabinct Tiöza und das ungarische Staatswesen doch noch weit ge fährlicher, den» hier treiben sie znm offenen Conflictc, wenn nicht cinc geschickte und energische Hand cinzn- lcukc» versteht. Im ganzen Gebiete von Zagorieu haben die Eroatcn die nngarischcn Wappenschildcr hcrnntcrgcrisscn, darauf erhielt der Bauuö von Croa- ticu, Pejacsevicö, aus Gruud eines gemeinsamen iu Wien gepflogenen Ministcrrntheö den Befehl, die hcrnntcrgcrissenen magyarischen Wappenschilder im Gebiete von Zagoricn wieder an Ort und Stelle bringen nnd gegen die Nnhcstörcr nöthigcnfallö Waffen gewalt nnznwcndcn. Der Banns Pejacsevicö hat aber erklärt, daß er angesichts der unter den Eroatcn Herr- schcndc» Stimmung den Befehl nicht durchzusührcn vermöge und hat darauf sein Amt uicdcrgclcgt. In Budapest schnaubt mau uuu Wuth gegen die Eroatcn und will gegen sic drakonische Strenge angewandt wissen. Die Stimme der österreichischen Slaven, zn denen ja auch die Eroatcn gehören, gilt indessen in der Wiener Hofburg jetzt auch viel und man darf begierig darauf sein, wie sich ein neuer Miuistcrrath und spccicll der Kaiser Franz Josef über diese» kri tischen Fall entscheiden wird nnd welchen weiteren Verlauf die Anfruhraffaire iu Croaticn nimmt. Ucbcr die staatsrechtliche Stellung CroaticnS ist zn bemerken, daß dasselbe bei dem österreichisch-ungarischen Aus gleiche zur nugarischcu NcichShälftc geschlagcu wurde, daß aber eine Art Autonomie und auch die kroatische Landessprache den Crontcn nnd auch der gcsammtcn Militürgrcnzc gewahrt wurde. Wie bekannt suchen aber die Magyaren alle anderen Völkerschaften ihrer NcichShälftc mit List und Gewalt zn magynrisircn nnd haben dies auch in Cronticu zunächst damit ver sucht, daß sie die mit croatischcr Schrift beschriebenen östcrrcichisch-nugarischcn Wappenschilder abnehmcn nnd solche mit magyarischer Schrift anbringcn ließen, welche die über diese Anmaßnng erbitterten Croaten einfach nbrisscn und nnn ihrerseits cinc Nationalpartci gegründet haben, welche die Lostrcnnnug CroaticnS von Ungarn bezweckt. Der magyarische Hochmuth und Größenwahn hat also die Krisis in Croaticn hcrvorgernfcn nnd wenn in Siebenbürgen, Slowenien nnd dem Banat ähnliche Krisen ciutrctcu, so wird man noch begreifen lernen, welch' vcrhänguißvollcr Fehler der ungarische Ausgleich war, der den 6 Mil lionen Magyaren den Wahn, eine Großmacht zn sein, beigcbrachl hat nnd sic im Ucbrigcn verhindert, den uothwcndigsten Cnltnranfgabe» gerecht zn werden. Ein Aufstand in Ungarn würde dem Ansehen dcr österreichisch-ungarischen Monarchie ungemein schaden nnd anch dem deutsch-österreichischen Bnudc nachthcilig sein, weshalb zn hoffen ist, daß anch in der Untcr- rcdnng, welche der österreichische Minister Graf Kal- noly mit dem Fürsten Bismarck in Salzburg hatte, die Zustände in Ungarn erwogen worden sind. Die französischen Königsparteicn. Seit dem Tode dcö Grafen Chambord, des letzten Sprossen anö dem älteren Stamme der Bourbonen, sind die französischen Königsparteicn, dic Legitimisten und Orlcanistcn, vor einen neuen Scheideweg gestellt und wie cö scheint, steht man noch ziemlich rachloS iu bei de» Lager» und weiß nicht, welchen Weg man eiu- schlagcn soll. Die Legitimisten haben in dem Grafe» Chambord ihr Oberhaupt verlöre» und laut Familicn- pakt vom Jahre 1873 ist der Graf vo» Paris, der Chef dcö Hauscö Orleans oder der jüngeren Linie der Bonrboncn ihr Führer nnd Herr geworden. Gegenwärtig hat sich aber herausgcstcllt, daß der Graf Chambord nnd der nuvcrsöhnliche Theil seiner Au- häiiger gar nicht im Ernste daran gedacht habe», dm Grafen vo» Paris n»d die Orleans überhaupt nlö ihre politischen Erben anznschcu, denn man weiß, daß sich die Gräfin Chambord geradezu geweigert hat, dic Prinzcu von Orleans zu cmpfmigen nnd daß sic cs außerdem vereitelte, daß bei der am 3. September in Görz stattgefliudciim feierliche» Beisetzung des Grafen Chambord den Grafen von Paris kein hervorragender Platz cingcrünmt wurde, weshalb die Prinzen von Or leans überhaupt erzürnt von der Feierlichkeit fern blieben. Man darf nnn wohl mit Sicherheit an- nchmcn, daß mit dieser Haltung dic Gräfin Cham- bord im Sinne ihres verstorbenen Gemahles nnd nach dem Willen der strengen Legitimisten gehandelt hat, die cö dcn Orlcanistcn nicht verzeihen konnten, daß sic ini Jahrc 1830 mit dcr Ncvolntion pnktirt und unter LouiS Philipp ciuc coustitutionellc Monarchie in Frank reich gegründet hatten, wodurch »ach der Anschauung dcr Legitimisten dic einzig rechtliche Ncgicrnugönnchfolgc Heinrichs V., Grafen von Chambord, vereitelt worden ist nnd dic Orlcanistcn an dcn Legitimisten ein schwe res Unrecht begangen haben. Halb gedcmüthigt nnd in ihren Hoffnungen getäuscht stchcu daher jetzt dic Orleans nnd zumal der Graf vou Pari« und sein Sohu, der Herzog von Aumalc, da, dcuu dic Mehrheit dcr Legitimisten hält starr au den Grundsätzen dcr weißen Fahne fest nnd weigert sich, dic Orleans als jetzige Führer dcr französischen Königöpartcien anzucrkcnnen. Wie cö scheint, wollen diese Legitimisten resignirt ans ihrer alten Fahne ster ben, so lauge sic Sprossen haben. Ob dic späteren Geschlechter immer dieser Devise treu bleiben werden, darf freilich bezweifelt werden, denn ohne legitimen Führer nnd ohne einen Schatten Hoffnung werden dic zähen Legitimisten wohl mit ihrer gegenwärtigen Gc- neratio» abstcrbcn. Immerhin haben sic aber durch ihre Haltung dic Verschmelzung und Stärkung dcr beiden französischen Königsparteicn verhindert nnd die französische Ncpnblik braucht die Nohalisten bis auf Weiteres nicht zn fürchten. Wie anö Paris verlautet, ist die französische Negierung auch willens, bei jedem irgendwie verdächtigen Manifeste dcö Grafen von Pa ris mit der größter Strenge gegen diese» und die au- dcrcii Zweige dcr Familie Orleans vorzngehcn, aber nachdem sich dic Angelegenheit dcr Legitimisten und Orlcanistcn jetzt in einer neuen Entzweiung entwickelt hat, werde» die Prinze» vo» Orleans dcr französische» Ncgicrnng wohl gar keine Ursache zmn Einschreiten gebe». T a st e s st e s ch i ch t e. Sachsen. Schandan. Betreffs dcr in heutiger Nr. enthaltenen Bekanntmachung dcr K. Amtshaupt- maunschaft Drcödcn-Nenst. nlö Elbstromamt, wonach von dcm Königl. Fimnizmimstcrimn im Einverständnisse mit dem Königl. Ministerium des Jnucru Bcstimm- nug dahiu getroffen ist, daß vor der Einfahrt in eine Slromcngc oder in eine Slromkrümmnng, welche kei nen Ucbcrblick über dic Fahrstrecke gestattet, sowie vor dem Passircn dcr Strombrückcn jeder mit einem Schlcppznge iu der Bergfahrt begriffene Ketten- oder Raddampfer ein anö einem lauggcdchntcn Pfiffe be stehendes Signal mit dcr Dampfpfcifc zu geben hat, werden alle Schifffahrtöbcthciligtcn darauf besonder« hiugcwicseu. — In mehreren Gemeinden sind die Ortögcist- lichen, wie vom Landcöconsistorinm in Erfahrung gebracht worden ist, nicht zn den Sitzungen über Bc- rathnng von Armcnsachcn zngczogcn worden nnd cö hatte sich gedachte Behörde deshalb mit dem Mini- stcrinm des Innern in Vernchnnmg gesetzt. Von letzterem ist deshalb darauf hiugcwicseu wordc», daß znfolgc Z 76 der allgemeinen Armcnorduuug vom 22. Oktober 1840, ohne daß cö noch besonderer ortö- statularischer Festsetzung bedarf, die Ortsgcistlichcn an den Bcrathungen dcr Armcnbchördc theilzunehmcn haben und dazu einznladcu sind. — Ucbcr das Befinden Sr. Königl. Hoheit dcö Prinzen Albert geht dcm „Dr. I." die Mitthcilnng zn, daß derselbe seit Mitte Juni keine Blutungen wieder erlitten hat, daß dcr Appetit aber noch sehr mangelhaft ist nnd dic übrigen Krankhcitöcrschcin- nngen im Allgemeinen unverändert sind. — Lant Bckannlmachnng dcö Kricgöministcrinms indct die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahrc anöznmnstcrndcn Dicnstpfcrdc dcr Cavalleric, Artillerie nnd dcö Trainö an folgcndcn Tagen nnd Orten vou Vormittags 10 Uhr an statt: Montag, dcn 17. Sep tember in Borna, Dienstag, dcn 18. Scptember in Pegan, Mittwoch, dcn 19. September in Grimma, Donnerstag, dcn 20. September in Dresden, Rochlitz nnd Freiberg, Freitag, dcn 21. Scptcmbcr in Oschatz nnd Dresden, Sonnabend, den 22. Scptcmbcr in Großenhain und Pirna, Montag, den 24. September in Riesa nnd Sonnabend, dcn 20. Octobcr in Dres den. Die Pferde dcr Garnison Lansigk wcrdcn in Grimma nnd dic dcr Garnison Geithain in Rochlitz znr Verstcigcrnng gelangen. — Von Seiten der königlichen Wasscrbandircction vnrdc am Montag cinc Pcilnng (Messung) der Slrom- ahrbahn mittelst einer separat dazu constrnirtcn Pcil- naschiue, welch' letztere ein kleiner Schraubcndampfcr bngsirte, von der Landcsgrcnzc stromabwärts vorge- nommcn. Dic Anöpcilnng erstreckt sich bis an die wcnßische Landeögrcuzc. — Dic sächs. böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft erzielte im vergangenen Monat Angnst eine Einnahme von 135,575 M., d. i. 22,733 M. mehr als in dcm- clbcn Monat dcö vorigen Jahres. Die Gesammt- Ziunahmc in der Zeit vom 1. April bis mit 31. An gnst 1883 betrug 509,849 M. oder 23,763 M. mehr als in derselben Zeit des Vorjahres. — Daö dunkle Halbjahr rückt näher. Da scheint es nicht überflüssig, daran zn erinnern, daß ans Pc- trolenmlampcn, um ihre FcncrSgcfahr zu mindern, be sondere Vorsicht anznwendcn ist. Namentlich dürfen sich in dem Brenner nicht abgclöstc Dochlschnuppen