Volltext Seite (XML)
MMe Llbjeitmg. Amts- unö AnzeLgehlatt für das Köniql. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgememderath zu Hohnstein. 84. Schandau, Sonnabend, den 20. October 1883. Bekanntmachung, Rinderpest betreffend. Nachdem amtlicher Mittheilung zufolge die Rinderpest in einem Gehöfte zu Breslau constatirt wurde» ist, findet sich das Ministerium des Innern veranlasst, auf ts. l des Reichs- gcsetzeS vom 7. April 180!>, Ataßregcln gegen die Rinderpest betreffend, der folgendermaßen lautet: „Jeder, der zuverlässige Kunde davon erlangt, daß ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist oder daß auch nur der Verdacht einer solchen Krankheit vorliegt, hat ohne Verzug der Ortspolizcibehörde Anzeige davon zu erstatten. Die Unterlassung schleunigster Anzeige hat für den Viehbesitzer selbst, welcher sich dieselbe zu Schulden kommen lässt, jedenfalls den Verlust des Anspruchs auf Entschädigung für die ihm gefallenen oder gctödteten Thiere zur Folge," sowie darauf andurch befonders aufmerksam zu machen, daß Zuwiderhandlungen, sowie Beihulfen und Vorschubleistnngen zu solchen, nach is. 8 des Sächsischen Gesetzes vom 30. April 1808 mit Gefängnihstrafen bis zur Dauer eines Jahres zu ahnden sind. Dresden, am 17. October 1883. Ministerium des Innern. Für den Minister: v. Charpentier. Die Friedensaussichten. In jedem Lande des europäischen EontincutS, wo gewaltige Militärmächte im Kampfe nm daö Dasein der Staaten sich entwickelt haben und in Znknnft wahrscheinlich noch manche Frage mit dem Schwerte lösen werden, sind die Friedensaussichten die wichtigste Angelegenheit nicht nur für jeden Staatsmann nnd Politiker, sondern auch für jeden Bürger, denn wer möchte als Kaufmann, Fabrikant ja anch als Land- wirth irgend eine größere Unternehmung wagen, wenn er des lieben Friedens auf eine gewisse Zeitdauer nicht sicher wäre. So begegnen wir anch ziemlich häufig Hoffnungen wie Befürchtungen hinsichtlich des Frie dens in der Presse und das gegenwärtige Stadinm in der politischen Welt ist wieder nicht ganz frei von Argwohn hinsichtlich der Fricdcnöanssichtcn. Trotzdem man weiß, daß die derzeitigen Machthaber in allen europäischen Staaten nach der Lage der Dinge dem Kriege abhold sein müssen, hält man doch da« Ein treten einer Art „Va,-bimcjUo"-Spiclcs von Seiten des einen oder anderen sich in Bcrlcgcnhcit befindlichen Staates für möglich. Wer wollte nach dem Beispiele Napoleons III. 1870 die Möglichkeit eines solchen kriegerischen Va- danciuo-SpiclcS bestreiten — sicher rechnen auch alle vorsichtige» Diplomaten nnd Feldherren mit derselben, cs cxisliren aber mindestens zehn Gründe gegen einen, die den plötzlichen Ausbruch eines solchen Krieges sehr unwahrscheinlich machen. Dnrch die Lehre der furcht baren Erfahrungen ist cS allen europäischen Ländern bekannt, welche schrecklichen Folgen ein hcransgefor- dcrtcr Kriegsfall haben kann. Wer möchte da ohne die zwingendsten Gründe die Kricgsposanuc erschallen lassen?! — Es gicbt allerdings in vielen Ländern Ehrgeizige, Wühler, Revolutionäre nnd Heißsporne, die ans einer Kriegserklärung keine heilige Gcwisscns- fragc machen und anch nicht daran denken, ob nicht in letzter Stnndc doch noch ein friedlicher Ausgleich herbcizuführcu wäre, aber diese Sorte von Staats männern ist gegenwärtig in keiner europäischen Groß macht am Nndcr, auch in Rußland nnd Frankreich nicht, finden sic sich in diesen Ländern, so treiben sic vorläufig mir MaulwnrfSarbcit, der offiziell entgegen- gewirkt wird. Noch könnte man aber meinen, daß der Orient, der wunde Punkt der alten Welt, einen ganz selbstständigen Kricgsanlaß geben könnte. Un möglich ist dies in Hinblick ans den politischen Gühr- ungö- nnd Häntnngsprozcß, der ans der Balkauhalb- inscl stattfindet, allerdings nicht, aber die Mehrheit der Balkanmächtc, Oesterreich, die Türkei, Rumänien und Serbien setzen ihre Kräfte für eine friedliche Entwickelung der dortigen Zustände ein, auch Bulgarien ist nicht mehr so ganz in den Händen der russischen Panslavistenpartei, cö ist also dem Ansbrnche eines Kriegsbrandes im Orient der denkbar stärkste Damm entgegengesetzt, znmal anch Deutschland, Frankreich, Italien nnd England den Frieden im Orient moralisch unterstützen. Ohne Zweifel dürfen wir anch den Bestrebungen der drei Mächte, Deutschland, Oesterreich nnd Italien, die sich zn einem mitteleuropäischen FricdcnSbnnde vereinigt haben, für die Erhaltung der Ruhe einen außerordentlichen Werth bcimcssen, denn cS handelt sich hier nicht um bloße Zusicherungen und Gcdanken- anstanschc, sondern um eine thatkräftigc, zielbewusste Friedenspolitik. Jedenfalls crgicbt sich anö dieser Lage der politischen Dinge, daß man mit Recht ein gutes Bcrtrancn auf die FriedensanSsichtc» haben kann nud nicht irgend ein schwarzes Pünktchen am politischen Horizont, einen Alarmrnf über Rüstungen n. s. w. sich als Kriegögcwitter ausmalcu darf, auch in dieser Beziehung sind die Kleingläubigen die Thoren, wie man letzten Winter bemerken konnte, wo ans den schrecklichen Lärm über Rußlands Rüstnngcu ein fried liches Jahr folgte, aber vielen Industriellen nnd Kauf leuten daö Weihnachtsgeschäft verdorben wurde. Die französische Republik schon wieder um Scheidewege. Daß cö unter Frankreichs Republikanern trotz des nun dreizehnjährigen Bestehens der republikanischen StaatSvcrfassung immer noch gerade eine zahlreiche Partei gicbt, welche mit der bisherigen französischen Republik sehr uuzufricdcu ist, muß schon für die Festig keit derselben ein schlechter Beweis sein, daß diese nn zufriedene Partei aber immer mehr Einfluß gewinnt nnd sich gerade ans den extremsten Richtungen, dem Nadicalismns und dem Commnnismus rccrntirt, er scheint für Frankreich geradezu vcrhäuguißvoll. Denn nichts Anderes als eine Ucbcrtrcibnug des republika nischen Principö mnß der Eontrerevolntion und irgend einer monarchischen Restauration in Frankreich die Wege bahnen! Wenn erst die rothen Republikaner in Paris wieder am Ruder sind und mit ihrem be kannten Terrorismus Freiheit, Gleichheit und Brüder lichkeit roh schalten und walten lassen, dann sucht der ruhige Bürger und friedliche Bauer wieder sein Heil bei einem monarchischen Prätendenten nud Frankreich nähert sich wieder einer staatlichen Umwälzung von ganz nnbercchcnbarcn Folgen. An dem Anfänge dieses Scheidewegs ist leider die dritte französische Republik schon wieder angclangt. Wohl sind die jetzigen Machthaber Grcvy, Ferry, Ncynnl, Eampcnon und Genossen maßvolle republi kanische Staatsmänner, welche Ordnung nnd Freiheit mit weisem Fortschritte in Einklang zu bringen wissen und es anch in ihrer Politik zu bcthätigcn suchen, aber mit allen Mitteln der Bcrlenmdung und des Nänkc- spiclS sind die Männer des Nadicalismns, die Lay saut, Diard, Biettc, Thibaudin n. s. w. dabei, dem Ministerium Ferry, ja selbst der Präsidentschaft Grevy's ein Bein zn stellen. Da soll Grcvy ein schwachköpfiger Greis sein, der seinen Namen znr Anösaugnng nnd Dcmüthignug Frankreichs hcrgiebt, Ferry soll den Pariser «Skandal und die Blamage Frankreichs wäh rend der Anwesenheit des Königs von Spanien in- direct verschuldet haben. Ferner werfen dic Nadicalen dem Ministerium Ferry vor, den übcrzcugnngstreueu Kricgsministcr Thibaudiu zu Guustcu einer gam- bctlislischcn Clignc geopfert zn haben nnd in der Ton- king-Affairc schieben die Radicalcn mit cynischcr Drei stigkeit Ferry nnd Challcmcl-Lacour alle Schuld zu, die Angelegenheit verfahren zn haben. Während nnu aber von den Beschuldigungen wohl nicht der zehnte Theil wahr ist, da sich Grcvy, Ferry nnd Genossen redlich bemühen, mit den politischen Schwierigkeiten ihren Landes fertig zu werden, wird von den Radi kalen in den meisten Wahlkreisen gegen daö Ministe rium tüchtig weiter gehetzt. Die Minister Ferry und Ncynal haben sich nnu wohl auch auf eine Rundreise begeben nnd bereits in mehreren »ordfrauzösischcu Städten Nonen, Lillebounc n. s. w. gegen die radikale Opposition zn wirken gesucht, aber die Kluft zwischen den maßvollen nnd radiealcn Republikanern ist vorhanden nnd wenn cs Fcrry nud seinen Anhängern nicht ge lingt, daö Land von den Verleumdungen nnd Jntri- guen der Radikalen zn überzeugen, so herrscht in Frank reich demnächst die rothc Republik. T a g e s g e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Der Kohleuvcrkchr auf der böhm. Bahn nach Sachsen, hauptsächlich auf der Dux-Bodcubnchcr geht schau seit mehreren Wochen wirklich ausgezeichnet, so daß kaum Lowrys genug beschafft werden können. Alle nur irgend entbehrlichen Lowrys der sächsischen Linien müssen dahin dirigirt werden. Aber anch znm Versandt unserer Elbsand- steine »lachen sich jetzt eine größere Anzahl offener Güterwagen bcnvthigt, da der Verkehr in diesem Ar tikel znr Zeit ebenfalls ganz bcdcMcnde Dimensionen angenommen hat. — Nach allen Richtungen hin wird ein stetig fortschreitender Mchrvcrkchr ans den ver schiedenen Bahnlinien wahrgeuommen. — Die 5. Classc der 10-1. königl. sächs. Landcö- lottcric wird in den Tagen vom Z. bis 24. Novem ber gezogen. Die Erneuern»» der Loose hat späte stens vor Ablauf des 25. d. M. zn erfolgen. — Die Spar- imd Vorschußvcrcinc der Post- und Tclcgraphcnbcamtcn, die vom Slaatösccrctär I1r. Ste phan sehr protcgirl werden, umfassen gegenwärtig eine Mitglicdcrzahl von 60,000 Köpfe» mit einem Gosammt- vercinsvermögcn von 10 Millionen Mark. — Anch mit den Schwedischen Streichhölzern heißt cs — vorsichtig umgchc». Durch cinc cxplo- dircnde Schachtel solcher verunglückte am 17. dieses ein Einwohner von Annabcrg; anßcr ziemlich erheb lichen Brandwunden, die er an den Händen davon- lrng, wnrde ihm anch das Bart- nud Haupthaar zum Theil abgescugt. Die Explosion entstand dadnrch, daß das Jener eines an der Schachtel entzündeten Streich holzes sich den anderen in der Schachtel befindlichen mitthciltc. Die 24jährige Hänölcrö-Ehefra» Hohlfeld zn Mittelndorf, welche kürzlich von Drillingen entbun den wnrde, ist leider am Kiudbcttficbcr gestorben. Die Kleinen folgten der Mutter bald nach. Mit der Absicht, freiwillig aus der Welt zu schei den, ging am Montag ein bisher in Stolpen im Dienste gewesener Knecht, an dem die Wirkung des Genusses spirituöscr Getränke zu crkenueu war, an die Wcscuitz zwischen Altstadt und Helmsdorf und traf dort mit zwei Männern, welche Weiden köpften, zn- sammen, denen er den Zweck seines Kommens etwa dnrch folgende Worte knndgab: „Mit meinem Leben ist's anö, mit mir wird'ö alle, ich mnß in'ö Wasser!" Auf bereu Abreden mit dem Bemerken, daß daö Wasser jetzt zu einem Bade zu kalt uud hier zum Ertrinken zn wenig Wasser vorhanden sei, wollte er aber nicht hören, sondern rief forteilcnd anö: „Lebt wohl, lebt Alle herzlich wohl!" und — verschwand in der kühle» Flnth, a»ö der er aber sofort wieder anftcmchtc n»d, seine That bereuend, einen hcrabhängendcn Wcidcn- zweig ergriff, an dem er sich fcsthiclt, bis die unter dessen nachgccilten Männer den Lebensmüden über daö etwas steile Ufer herauf befördern konnten. Der Stadt Pirna ist ein bedeutendes Vermächt- uiß von dem verstorbenen Stadtgutöbcsitzer Karl Robert Gcibclt zngcflosscu, 15,000 Alk. sind von dem selben zur Gründung einer Gcibclt-Stiftnug für meh rere wohlthätigc Zwecke tcstirt worden. In Copitz spielten vor einigen Tagen zwei im fünften Lebensjahre stehende Knaben des Manrcrö Gräfe und des Schirrmeisters Hnnswald an der Berg lehne gegenüber dem sogenannten Thnrmgute und wnrdcn hier dnrch nicdcrfallcudc Horzcln erschlagen. Der Vorgang war unbemerkt geblieben und erst nach langem vergeblichen Suchen fanden die unglücklichen Eltern ihre Lieblinge Abends 11 Uhr todt nnter dem erdrückenden Gestein. In der Fcldschlößchcnstraßc zn Dresden mußte» am Montage nicht weniger als fünf verschiedene Micthpartcicn ein zn zeitig vermicthctcö nnd anch zu früh bezogenes »cncö Gcbändc wieder vollständig räumen. Die Dclogirnng geschah auf Veranlassung der Behörde, weil die znr Verhütung des vorzeitigen