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Sächsische (MMums. Amts- und AnzeLgedlatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgememderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcm, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vierteljährl. zu beziehen. — MS!" Inserate für daö Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh V Uhr, für das SonuabendSblatt spätestens bis Freitag früh i) Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbereinknnft.) — Inserate für die Elbzeitnng nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Vürcans von Haasenstcin L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 74. Schandau, Sonnabend, den 15. Septerllber 1883. Fürst Bismarck und die Franzosen. In Bezug auf das „dclicatc" Verhältnis), welches zwischen Frankreich nnd Deutschland besteht nud wel ches erst neulich durch eine hitzige ZcituugSfchdc ciuc grelle Beleuchtung fand, ist offenbar nichts mehr zn wünschen, als daß sich die Franzosen über die Deut schen, das deutsche Reich und den staatsmännischen Begründer desselben richtigere Begriffe bilden. Denn die Unterschiebung aller möglichen das Dcntschthnm in einem gehässigen dichte zeigenden Eigenschaften seitens der Franzosen ist ja bekanntlich eine der Hanpt- ursachcu, daß bisher eine wirkliche Bcrsöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nicht vollzogen werden konnte. Den Franzosen selbst können wir Deutsche über diesen Pnnkt aber leider bei dem besten Willen keine Wahrhcitöprcdigcr sein, weil inan in Frankreich alles dnö, waö ans dcntschem Munde über die beiden Nachbarstaaten gesagt wird, für falsch hält. Eine Aufklärung über Dcntschland nnd seine staatliche Stellung zu Frankreich kann daher für die Franzosen mit Erfolg mir von Franzosen selbst kommen und zwar von solchen, die sich einmal ihrer gehässigen Vorur- thcile entledigen und mit Unparteilichkeit über dentsch- französische Verhältnisse reden. Mit einer, wenn auch schüchterncu Freude müssen wir da nun eines Artikels Erwähnung thnn, den die „Nüpudliuuo krantzawe," eine der bedeutendsten fran zösischen Zeitungen unter der Uebcrschrift „Der Plai Bismarcks" kürzlich veröffentlicht hat. Der Arlikc betont zunächst, daß seit 13 Jahren der Name Bis marck bei allen Franzosen verhaßt sei, aber dieser Haß gebe nur Zcnguiß von der furchtbaren Macht des Reichskanzlers nnd sei sei» NnhmcStitcl in Frankreich. Die Franzosen begriffen vollständig, welch' ein Uebcr- gewicht der Kanzler besitze und könnten sich unr dar über wundern, daß ein Mann, dem sein Vaterland soviel verdanke, und der sich noch täglich neue Ver dienste erwerbe, im Reichstage keine feste Mehrheit besitze. Wolle man in Frankreich den Kanzler richtig bcnrthcilcn, so müsse mau den patriotischen Groll ob legen und wie ein Historiker ruhig nrthcilcn. Man dürfe unu vor allen Dingen in Frankreich nicht glauben, daß Fürst Bismarck wie ein glücklicher und kühner Spieler das deutsche Reich gegründet habe und solle nicht die kindliche Vorstellung haben, daß das staats männische Werk Bismarcks so znsnmmcnbrcchcn werde wie die unnatürlichen napoleonischen Kaiserreiche. Es könnte in Deutschland wohl einmal ciuc particnlaristischc Strömung cintrctcn, aber cS gcbe daselbst keine preu ßische, baicrischc, sächsische oder württcmbcrgische Nation mehr, sondern eine deutsche, die fest au ihrer Einig keit halte, lind wenn man in Deutschland auch wisse, daß die Einigkeit die Stenern vermehrt habe, so wisse man doch mich, daß die Einigkeit die nationale Kraft verhundertfachte nnd das Werk Bismarck'S werde die Jahrhunderte überdauern. Es werde dies dadurch be wirkt, daß Bismarck der Natur der Verhältnisse und der Neigungen der deutschen Völker entsprochen habe. Wie das Kaiserreich der Napolcoiie ein Unding ge wesen wäre und im Widerspruche mit der Geschichte gestanden habe, so sei gerade daö deutsche Kaiserreich ein Product des dcutschcn CnlturfortschrittS dcö gegen wärtigen Jahrhunderts. Bismarck habe, wie die Ver öffentlichungen seiner diplomatischen Corrcspondcnz erwiesen, auch schon im Jahre 1858 die Möglichkeit nnd Nothwcndigkcit der Einigung Deutschlands durch Preußen erkannt nnd schon damals gesagt, cS sei sein Ehrgeiz, die preußische Discipliu trinmphircu zn sehen nnd damit den Beweis geliefert, daß er ein Genie sei, was sich bereits seinen großen Plan lange vorher entwarf und ihn dann glänzend ausführte. Zum Schluß führt der Artikel aus, daß die Größe Preu ßens nnd daun Deutschlands lediglich auf der eigen artigen Stellung der preußischen Monarchie und dann ans dem hohen Pflichtgefühle der deutschen Officicrc und Beamten beruhe, welche ein Heer und einen staat lichen Organismus von ungeheuerer Kraft bei ein facher und sparsamer Funktion geschaffen hätten. — Das wäre also einmal ein richtiges Urthcil der Fran zoscn über Dcntschland nud scincu große» Staatsmann T a g e s q c s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. I» dcu späteren Nach- mittagöslundcn des 12. d. M. wurde mau auf dem Schützcnhauöplatze einen im Gesicht sehr stark vcr letzten Mann gewahr, dessen Ange» außerdem not mit Blut uutcrlanfcu waren; vcrmnthlich war derselbe unweit erwähnten Platzes von einem Felsen gcslü^ und wurde daher infolge seiner Kraftlosigkeit auf ärzt liche Anordnung vorläufig mittelst Wagen nach dem hiesigen Krankcnhansc transportirt, wo er sich in Folge des Sturzes in einem Zustande befindet, der keine Vernehmung zuläßt. Aus dem bei ihm Vorgefundenen Notizbuch geht hervor, daß cS der im 36. Jahre ste hende Zimmermann Friedr. Wilh. Ncmuanu ans Leis nig ist, welcher in einer an seine Familie gerichteten Notiz die Absicht ansspricht, vom Leben Abschied zn nehmen. — Nach einem in dieser Nummer enthaltenen In serat dcö hicsigcn Gcwcrbcvercinö erleidet daö Pro gramm der nächsten Montag stattsindcndcn Fahrt nach Bcrggicühübcl in sofern eine Acndcrnug, als dieselbe zwischen Schandau und Pirna nicht per Bahn, son dern per Extradampfboot erfolgt. Die Abfahrt fin det daher nicht 8 Uhr 20 Akin., sondern früh punkt 8 Uhr von der Dampfboot-Haltestelle und in Pirna abends 8 Uhr von oberhalb der Dampfschiff-Haltestelle ans. — Als Seltenheit für jetzige Jahreszeit wurde uns am 13. d. ciuc frische Kirschblüthc übergeben, die einem Baume iu Scndig'ö Quisisana entstammte. — Freunde des Männergesaugö machen wir auf daö morgen Sonntag in nnmittclbnrcr Nähe, im Nachbarorte Krippen, staltfindcndc Gcsangsconccrt, welches bei der Fahnenweihe des Vereins „Süngcrlust" daselbst veranstaltet wird, aufmerksam. Das Programm, siche Inserat, ist dabei ein sehr reichhaltiges nud ge wähltes. — Von dcu jetzt vorgcuommcncn 28 Laudtagö- Ergäuzuugöwahlcn sind jetzt 27 bekannt. Es entfallen ucrvou 17 auf die Couscrvativcn, 6 auf die Fort- chrittler, 3 auf die Natiouallibcralcu und 1 ans die Socialdcmocratcn. — Am Mittwoch früh fuhr ein Manu in den 60er Jahren mit einem kleinen 4jährigcn Mädchen, welches derselbe nach Greiz zn seinen Eltern führen wollte, von Sebnitz nach Schandau und schlief schein bar unterwegs ein. Das kleine Mädchen suchte ihren Großvater zu wecken, auch zwei mitfahrcndc Herren unterstützten das Kind darin, jedoch ohne Erfolg. An- gckommcu auf dem Bahnhof zn Schandau, konnte unr constatirt werden, daß ein Herzschlag dcu Mann (Nestanratcur Richter aus Sebnitz) getroffen und der- elbc sofort verschieden war. Das Kind wurde mit )cm nächsten Zuge zn seiner Großmutter nach Seb nitz zurückgcführt. — Die alten österreichischen Gulden-Noten mit dem Datum 7. Juli 1866 werden binnen wenigen Tagen außer Umlauf gesetzt sein, da sie mir noch bis 30. September d. I. bei den lnndcSfürstlichen Kassen und Acmtcrn als Zahlung angenommen werden. Vom 1. Octobcr an nehmen noch die k. k. Neichö-Central- cassc nnd die Staatskasse in Wie», dann die königlich nngarischc Staatö-Ecntralcassc in Pest diese Noten als Zahlung, die übrigen mit der UmwechSlnug der Staatö- wtcu betrauten lnndeöfürstlicheu Kassen nnd Aemtcr cdoch mir zur Umwcchöluug an. Es will Herbst werden, die Schwalben ziehen heim wärts nnd auch die Bildhancrkolonic in Postclwitz löst sich mit Ende dieser Woche für dieses Jahr auf, nachdem auch die letzten zwei Figuren, Post und Telegraphie darstellend, vollendet sind. Während die bereits in Leipzig auf dem Angustuöplatzc ausgestellten und sich dcö allgemeinsten Beifalles erfreuende» vier erste» Figuren ihren zn Grunde gelegten Ideen ent ¬ sprechend, flügellos sind, erscheinen die beiden oben' genannten geflügelt. Es drückt dies Attribut hier zunächst die Schnelligkeit aiis, welche unsere Posl- cinrichtnng so sehr auszcichuct; daun aber kommcu die Schwingen dem Künstler sehr zn statten, um ciuc noch größere Wirkung zu erzielen, als dies schon bei den crstcrcn der Fall war. Die Gcsammterschcinung ist denn auch eine prächtige und cö möchte kein Kunst freund versäumen, sich die Figuren heute oder morgen auzuschcn; der Künstler Herr Kaffsack ist gewiß gern bereit, dieselben zn zeigen. Außer der originellen Darstellung kann aber Jedermann ersehen, waö sich ans dem in so großen Mengen bei nnö findende» Material machen läßt, bei Auwcndmig geschickter Tech nik und freier Behandlung. — Wie wir erfahren, be absichtigen mehrere Künstler dcu in diesem Sommer gegebenen Beispiele zu folgen nnd nächste« Jahr ihre Werkstätten in Postclwitz nnfzuschlagcu, sodaß cincm recht fröhlichen Leben entgegen gesehen wcrdcu kann. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich nm Dienstag Vormittag in Sebnitz dadurch, daß cincm am Kirchcndachc mit Anbringcn von Dachrinnen be schäftigten, auö Schlesien gebürtigen Klcmpncrgchilfcn die Leiter zerbrach und derselbe, mehrmals aufschla- gcud, von dieser enorme» Höhe hcrabslürzte. Der Bedaiiernöwerthc, welcher erhebliche Verletzungen am Kopfc und innerlich erhielt, wurde bewußtlos mittelst Sicchkorb iuö städtische Krankenhaus überführt. Morgen Sonntag, den 16. d. M., findet zum Besten des Kirchenbanns in Wchlcn in allen evan gelischen Kirchen Sachsens eine Collcctc statt. Neustadt b. St. Die diesjährige Generalversammlung des GebirgSvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz, welche am 0. Sept, in Verbindung mit" der Einweihung deS Götziuger- thnrms stattfand, Ivar von gegen 200 Mitgliedern besucht. Die Strassen der Stadt waren mit Flaggen reich geschmückt, um die Gäste festlich zu empfangen, welche zum Theil schon Sonnabends eiugctroffen waren. Die Weihe deS Götzinger- thnrms, bei welcher Diac. Süss die Festrede hielt, fand Vor mittag 11 Uhr stall, worauf der Rückweg nach der Stadt unter Musikbegleitung angetrcten wurde. Die Generalversammlung, bei welcher Bürgermeister Sinz-Bischofswerda den Vorsitz führte, beschloß zunächst, nachdem die Versammlung durch den Bürger meister Grützner-Nenstadt im Namen der Stadt bewillkommnet worden war, ein Begrüsnmgstelegramm an den Protector des Vereins, Se. königl. Hoheit den Prinzen Georg, zu sende», worauf der Jahresbericht erstattet, etwa 600 für Bauten und Anlagen der Delegirten-Versammlung zur Verfügung ge teilt und daS bisherige Direktorium mit der Abänderung viedergewählt wurde, als man au Stelle der freiwillig ans- cheide»den Bürgermeister Neisnger-Königstein und Sinz-BischofS- verda Direktor Muth-Pirna und Buchdrucker Matz-Bischofs werda dem Centralausschnsi durch Wahl »»ordnete. Bezüglich >cs Orts, in welchem die nächstjährige Versammlung stattfinden vllte, vereinigte man sich ans die Stadt Pirna. Mit dieser Versammlung hatte die Sektion Neustadt eine GebirgSvereins- Ausstellung verbunden, welche ihrer Reichhaltigkeit wegen die allgemeinste Anerkennung sand, besonders waren cs die Natur- möbel, Mvosarbeitcn, Holzschnitzereien, sowie Erzeugnisse der Blumenfabrikation, welchen der grösste Beifall gezollt wurde. Dcr vcrstorbciic SladlgntSbcsitzcr Karl Robert Gcibclt in Pirna hat dci» Carolahausc zu Drcödc» zur Begründung ciucr Freistelle für arme Kranke des amtshlmptmaiivschaftlichcn Bezirkes Pirna ei» Legat vo» 10000 Mark mit dcr Bestimmung ausgesetzt, daß diese Stimme, vo» welcher dcr Stiefbruder des Testators bis zu seinem Ableben die Zinsen beziehen oll, bis dahin von dcr Amtshauplmaunschaft Pirna icrwaltct werde. Auch dem Albcrt-Zwcigverciue iu Krim wurde von Herr» Gcibclt ciu solchcö vo» oOO Mark zur Verwendung für arme Kranke dort- clbst ausgesetzt. Am Pvhlberg bei Aimaberg sind die so gefähr liche» Kreuzotter» iu nuöuchmmd großer Zahl. Mau will nuu dcu Versuch machen, durch Aussetzung von Igel» am Pöhlbcrg, die ja die größte» Feinde dcr Kreuzottern sind, dieselben auöznrotten oder doch wcnig- kcuö zu vermindern. Der Wärter des Stadtwäld- chenü ist angewiesen worden, Igel zn dem erwähnten Zweck in Empfang zn nehmen; für jeden derselben soll ans der Stadlkassc ein Preis von 50 Pfg. bis l Ak. gezahlt werden. Leipzig. Ei» schauderhaftes Verbreche» ist ai» 12. d. kurz »ach 10 Uhr abends vo» einem ggjähr. eoiiditiouslose» Hand- limgskommis aus Tranrode, Namens Heinrich Earl Walther,