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MMHc Älijeilr g. Amts- U«H AnzeLgMatt für das Kömgl^Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Vl. für 1 Mark vicrteljährl. zu beziehen. — MM" Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für daS Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh v Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit SO Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte »ach Ucbcremkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Viirgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Vürcaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank nnd Nud. Mosse. 27. Schandau, Mittwoch, den 4. April 1883. Politische Weltschau. Die Indisposition unscrö Kaisers, von welcher derselbe in der Charwoche befallen worden war nnd die auch znr Stunde noch nicht vollständig beseitigt worden ist, hält diesmal ungewöhnlich lang an. Wenn auch kein Grund zn ernsten Besorgnissen vorhanden ist, so erscheint doch Schonung geboten nnd hat darnm ans ärztliches Anrathcn der Kaiser bis seht das Zim mer »och nicht verlassen, indessen nimmt er schon seit einigen Tagen in gewohnter Weise wieder die Lor- träge des Militär- und Civilcabincts entgegen. Dem König von Baiern nnd dem Kronprinzen des dcntschcn Reiches ist vom König von Spanien der Orden des goldenen Vließes verliehen worden. Prinz Friedrich Karl von Preussen ist ans seiner Rückreise ans dem Orient am vergangenen Mittwoch in Athen eingctroffcn, von wo ans der Prinz am näch sten Tage nach Italien weiter reiste. Die zncrst von scccssionislischcr Seite aus colpor- tirteu Gerüchte über die eventuelle Auflösung des gegenwärtigen Reichstages wollen noch immer nicht verstummen, obwohl dieselben auS verschiedenen Grüm den als mindestens verfrüht erscheinen müssen. In wieweit man sich an maßgebender Stelle mit diesem Gedanken bereits vertrant gemacht hat, entzieht sich vorläufig «och der Beurtheiluug, aber cö erscheint zeitgemäß, daran zu erinnern, daß gleich nach dem Bekanntwerden der für die Regierung thcilwcisc so ungünstig ausgefallenen letzten NcichstagSwahlen von einer Auflösung des Reichstages gesprochen wurde, ohne daß cö bis jetzt hierzn gekommen wäre. Nich tig ist ja, daß dem gegenwärtigen Reichstag, da sich bei seinen Abstimmungen nnr Majoritäten von „Fall zu Fall" bilden, die rechte Lebensfähigkeit fehlt, trotz dem wäre cö bedenklich, jetzt, nachdem erst die Neu wahlen znm preußischen Abgeordnetenhaus!! so verhält- nißmüßig kurze Zeit hinter uns liegen, daö Reich dnrch Wahlagitationen abermals in Aufregung zn versetzen. Eine Ncichstags-Anflösnng erscheint in dem gegenwär tigen Momente nm so weniger wünschcuSwerth, als hierdurch mit eitlem Schlage die ganze an die sociab politische Gesetzgebung gewendete Arbeit vernichtet würde nnd cs ist darnm mich aus diesem Gruudc nicht zweifelhaft, daß die Ncichsregicrnng vorläufig nicht an die Ausführung der erwähnten Maßregel denkt. Auf kircheupolitischem Gebiete liegt nach längerer Zeit wieder eine neue, aber nur knappe, Mitthcilnng vor. Dieselbe bezieht sich ans den Inhalt der Aut wort, welche die preußische Negierung dem Latican auf die Note des Staatssekretärs Cardinal Jacobini vom 19. Jannar crthcilt hat. In der Antwort wird die Curie aufgcfordcrt, ihre Wünsche in Betreff der freien Ansülumg des kirchlichen HirlcnamtcS nnd der Erziehung dcö Clcrnö näher zn sormuliren. Die preußische Negierung versichert, diese Wünsche alsdann einer sorgfältigen Prüfung unterziehen zu wollen. Der ncne Chef der Admiralität, v. Caprivi, traf am vergangenen Freitag in Kiel ein nnd besichtigte, nach Empfang der Stabsofficicre, mit dem Vice- admiral Batsch nnd dem Commandenr von Kiel, Generalmajor Grafen v. Hardenberg, die Matroscn- division, das Sccbataillou und die Wcrftdivision. Lonise Michel die vielgenannte Heroine der Pariser Communards, ist am Freitag in der Wohunng eines ihrer Freunde verhaftet worden. Gegen die „bittere Louise war schon anläßlich der ersten anarchistischen Demonstration ans der Esplanade des Invalides, gleich den übrigen Häuptern der Anarchisten, ein Haftbefehl erlassen worden, doch mochte Lonse Michel keinen großen Berns in sich spüren, die Märthrcrin ihrer Sache zn spielen, denn sie zog es vor, sich bis jetzt versteckt zu halte«. Im Haftbefehl ist als Gruud der Lerhaftuug die Plünderung eines Bäckerladens angegeben, welche Lonise Michel an der Spitze einer bewaffneten Schaar nuöführte und für welche Hclden- that sie nun wohl mit einigen Wochen „Mazaö" be lohnt werden dürfte. Irgend welche Aufregung in den Pariser Arbeitervierteln scheint die Lcrhastung des weiblichen Vorkämpfers für die beglückenden Theorien dcö modernen CommnniömnS nicht hcrvor- gcrufcn zn haben. — Der Herzog von Anmalc ist nach Sicilien abgcrcist, nachdem er vorher, wie wenig stens das Ionrnal „Patric" bchanptct, das ihm gc- hörige Schloß von Chantilly an Engländer verkauft hat. Die von mehreren Jvnrnalcn gebrachte Mit- thcilung, daß der Erlaß eines orlcanistischcn Mani festes nnmittclbar bcvorstchc, wird von anderer Seite nicht ernst genommen. Der „fcnische Schrecken" hält die englischen Behör den in beständiger Aufregung. Der unheimliche Fund, den man in voriger Woche in Liverpool machte, in dem man an Bord eines von Cork gekommenen Dampfers eine Kiste mit Höllenmaschine entdeckte, welche von der Polizei natürlich sofort beschlagnahmt wnrde, veranlaßt die Londoner Polizeibehörde zn der Annahme, daß die Kiste znr AnSführnng eines ncncn umfangreichen Attentates bestimmt war. Weiter scheint es, als ob das Ccntralbnrcan für Post und Tele graphie in der City znm Object dieses Anschlages ans- ersehcn worden war, denn dem Chef der hanplstädti- schcn Polizei ist ein Schreiben einer fenischcn Gesell schaft zngcgangcn, in welchem die Freilassung der wegen der Mordthatc» im Dnblincr Phönixparke Angeklag ten verlangt wird, widrigenfalls daS gcunnntc Bnrcan in diesen Tagen in die Luft gesprengt werden solle. Daß die Fenier vor der AnSführnng dieses verbreche rischen Planes nicht znrückschrccken würden, kau» als sicher angenommen werden nnd die englischen Behör den haben daher alle Ursache, gegenüber den fenischcn Anschlägen fortwährend ans dem Posten zn sein. Die nngchcncrcn Vergeudungen nnd Unterschlag ungen, welche im russischen Kriegs- nnd im Marinc- ministcrinm bislang sozusagen an der Tagcöordunng waren, haben den Kaiser Alexander z» einer außer ordentlichen Maßregeln veranlaßt. Auf seinen spc- cicllcn Befehl sind beide Nessorts der allgemeinen Ncichscontrolc unterstellt worden nud hofft man, daß hierdurch den großartige» Uutcrschlcifcn in diesen Ministerien nnnmehr ein Niegel vorgeschoben wor den ist. Unsere M a r i n e. Von den Neuschöpfungen im Ncichc ist wohl keine Institution dem deutschen Volke mehr an'ö Herz ge wachsen als die Marine. War deren Mangel in früheren Zeiten deutscher Ohnmacht doch oft die Ver anlassung unserer tiefsten Dcmüthignngcn. Der dnrch daö gesummte Völkcrlcbcn pnlsircndc Welthandel zeigte wohl stolze englische, französische, russische, spanische, holländische nnd dänische Flotten, die im Kriege wie im Frieden die Interessen ihrer Länder anfnahm nnd fernen Meeren wahrten, aber Deut schland hatte vor fnnfzchn Jahren noch keine eigent liche Marine nnd unser Vaterland war den ferner wohnenden Völkern kaum mehr als ein seltsamer geographischer Begriff. Aus den ersten Anfängen erhob sich daun endlich erst unter der Argidc Preu ßens nnd darauf unter derjenigen dcö norddcntschcn Bundes die dcntschc Marine zn einer bescheidenen Flottille empor bis daun schließlich nach 1870 das ncncrrichtctc Reich sich auch eine große Ma rine schnf, die Misere Hoffunng und nnscr Stolz ist. Nicht beeinflussen lassen dürfen wir uns auch in diesem Bewußtsein durch einige außerordentliche Vor gänge, welche in jüngster Zeit innerhalb der Verwalt ung unserer Marine stattfandcn, denn der CorpSgcist, die Achtung vor der Disciplin nnd die Liebe znm Berufe sind iu unseren Marinckrciscn so groß, daß die Befehlshaber unserer Marine in der Ernennung eines JnfantcricgcncralS als ihren Admiral an alias durchaus nicht eine ungenügende Würdigung ihrer bis herigen Leistungen erblicken nnd auch nach der Sach läge nicht erblicken dürfen, denn unser hervorragend ster Befehlshaber znr See, der Viccndmiral Batsch, hat gleichzeitig mit der Ernennung dcö Gcucrallicutc- nants v. Caprivi znm Chef der Admiralität vom Kaiser ein belobigendes Schreiben erhalten, welches den Wunsch anSspricht, daß des Viccadmirals Batsch Dienste der Marine dauernd erhalten bleiben möchten nnd Herr Batsch bleibt auf seinem Posten. Znm allgemeinen Vcrständniß des ja ohnstreitig etwas ungewöhnlichen Vorganges, daß wieder ein In fanterie-General znm Chef nnsercr Marine ernannt wnrde, wollen wir auch anf einige maßgebende Mo mente anfmcrksam machen, welche wahrscheinlich nicht genügend in den Laicnkrciscn bekannt und gewürdigt werden. Als vom Jahre 1872 ab ans unserer klei nen Marine etwas Großes geschaffen werden sollte, galt cö vor allcn Dingen den ruhmreichen Traditoncn dcö Landhccrcö bci derselben Eingang zu verschaffe» und dazu war wohl Niemand anders befähigt als ein hervorragender General des Landhcercö. Der als genialer Organisator bekannte General v. Stosch über nahm daher auch 1872 die Organisation nnsercr Marine nnd was Stosch mit seiner Energie, seiner Beharrlichkeit nnd seiner eisernen Strenge in den verflossenen elf Jahren für die Marine gcthan hat, wird sicher in unseren Marinckrciscn unvergessen blei ben. Stosch stellte sich das höchste Ziel nnd wenn er auch dabei zuweilen anf einige Mißerfolge stieß, so waren dieselben doch nur scheinbar, denn Schiffö- znsammcnstößc sind anch in den ältesten nnd erfahren sten Marinen vorgckommcn, außergewöhnliche Leist lingen erfordern auch außergewöhnliche Wagnisse nnd Niemand wagt Henle zu bestreiten, daß unsere Marine größere Fortschritte gemacht hat und ihren Dienst schneidiger nud strebsamer handhabt als selbst die fran zösische und englische. Statt 3 Panzerschiffen mid un gefähr 10 Holzschiffcn erhielten wir anch unter Stosch'S Verwaltung 10 große KricgSpanzcrschiffc, 111 Panzcr- kanommbootc, 9 gedeckte Corvctten, 7 GladdcckScor- vcttcn, 10 Kanonenboote, 3 Avisoö nnd 7 große Tor pedoboote. Dabei muß als außerordentliches Verdienst dcö früheren Marincministcrö v. Stosch noch hervor gehoben werde», daß er daö Torpedowcscn außerordent lich vervollkommnet hat, daß unter seiner Anregung jetzt die besten Torpedos in Deutschland gebaut wer de» und überhaupt fast Alles, was die Marine braucht, jetzt von der inläiidischcn Jiidustric geliefert wird. Dicö schuf der geniale Jnfantcricgencral v. Stosch als Chef der Maring nnd dieselbe darf sich angesichts iolchcr glänzenden Resultate wahrhaftig nicht beklage», daß wiederum ciu hochbegabter Jufalitcricgimcral au ihre Spitze gestellt wurde. Im klebrigen bestreitet ja auch Niemand unseren ViceContreadmiralen die Bc- Wgnng, ebenfalls die Marincvcrwaltnng leiten zn iömicn, aber Misere hervorragenden Fachleute zur See sind bci der Tngcud uuscrcr Flotte in den Commando- stcllcn noch dnrchans uucutbchrlich. Die Nemesis in England. Die Freiheit ist ein cdclcö Kleinod imd jeder weise Staatsmann wird sie denjenigen Staatsbürgern gern gönne», welche sic zn würdige» nnd richtig zn vcrwcr- then verstehen, denn in diesem Falle stärkt die Frei heit zn alle» guten Thaten, diejenigen Menschen in dessen, welche mit der Freiheit einen aktiven oder wssivcn Mißbrauch treiben, indem sic dieselbe bcnntzcn, entweder Verbotenes zu vollbringen oder Gebotenes zu unterlassen, werden das zweischneidige Schwert der Freiheit an sich selber keimen lernen. Die rächende Wahrheit dieses Gesetzes wird nnn wohl sehr criistlich ein Staat empfinden müssen, der immer sehr stolz anf seine Freiheit gewesen ist, aber bci dcn Gütern, welche cr dadurch crlaugtc, ein einseitiger, egoistischer FrcihcitSfrennd wurde. Wir meinen Eng land, dessen leitende Staatsmänner cö stctö für gut fanden, alle Akte der Freiheit zn billigen, wenn nnr