Volltext Seite (XML)
dcS Skorlhiiiß zu Gimstc» dcr Krvuc cinzuschrniikcn, da in dcm nnsirvkratischc» Schwcdc» dic dcmokralischc Rcgicrmig NoiwcßcnS jcdcnfnllö mit großem LNiß- bchngc» cmpfmidc» wird. Es war im Jahre 1872, als der Slorthing einen Gesctzcnlwnrf nimahm, nach dein die Minister gchaklcii sein sollten, den Vcrhand- lmigc» des Storlhiiig bciznwohncn, wie dies ja in der Thal eine in allen konstitutionellen Staaten vor> handcnc Vcrfassimgööcslimmnng ist; denn da in einem konstitutionellen Staate die Minister für die Maß nahmen der Neuerung verantwortlich sind, so ist es mir lnllig, daß dieselben den ParlamcntSvcrhandlnnocn beiwohnen, nm jederzeit den Vertretern des Volkes Rede und Antwort stehen zn können. Nichtsdesto weniger gab dcr König nicht seine Zustimmung zn diesem Gesetzentwurf, sondern ließ dem Storlhing einige ans eine anderweitige Verfassungsänderung nö- ziclcudc Vorlagen unterbreiten, in der Erwartung, daß dadurch daö gestörte Einvernehmen zwischen Kroiic und Parlament wicdcrhcrgcstcllt würde. Ein stimmig jedoch wurden diese Vorlagen von Storlhing abgclchnt. Letzterer richtete nnu an den König das Verlangen, das Ministerium zu entlassen, was dieser seinerseits ablchntc. Da beschloß der Storthing ans Grund des oben erwähnten Privilegium, seinen Willen n»ch wider den Willen des Königs dnrchznsctzcu, und dieser Beschluß wurde mit Energie nud Consegmmz nusgcführt, dic zwci folgcudcn Storthingö itahuicn dcn in R'cdc stchcndc» Gesetzentwurf cbcnfallö unver ändert au, so daß am 0. Juni 1881 dic Volksver treter dcu dreimal von drei auf einander folgenden Storthings angenommenen Entwurf als giltigcs Ge setz für daö Königreich Norwegen erklärten. Auch jetzt »och erkannte die Krone den Beschluß des Slor- lhiug nicht als Gesetz an, weil Verfassungsänderungen von dem Privileg des Storthing bezüglich dcr Gc- sctzcökraft dcr drcimnl von ihm angcnommcncn Be schlüsse ansgcschlosscu scicu. So hatte sich dcr Eonflict zwischcn Krone niid Parlament schon scharf zngespitzt, als anch ci» nochmaligcr Appell dcr Regierung an das Volk durch eine Neuwahl der Volksvertreter zu Uugunslcn dcr Ncgicruug ausficl, iudcm iu dcm ucu gewählte» Storthing abermals die Opposition dic Mchrhcit bildet. Dieser »c»c Storthing ist n»n am 18. Februar durch dcu König eröffnet worden und zwar mit einer etwas versöhnlicheren Thronrede als dic war, mit welcher er die vorhergehende Session des Storthing geschlossen hatte; anch enthält dieselbe dic Ankündigung der Vorlegung cincS Grundgesetz- Vorschlages, welcher eine Lösung dcr Frage dcr Thcil- nahmc dcr Minister an dcn StorthiugSvcrhandlnugcu bczwcckc. Dic Antwort des Storihingpräsidcntcn war jedoch äußerst kurz uud selbstbewußt, sodaß mau mit Spammng dcr weitere» Elitwickclmig dieses Conflietcö ciitgcgcnschc» darf. T a § esqcschichte. Sachsen. Scha»da». Vorige» Domicrstag fand das letzte Wintcrvcrgmigc» des „Licdcrkraiizes" im Schützc»hause statt, das sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreue» hatte. Zur Vorführung gelaugte dic 2aktigc komischc Opcrcitc: „LNcistcr Tutcubach oder: das Abenteuer auf dem Säugcrfest" von Kipper, welches Opuö sehr hübsche Melodie» hat und bei seine» rasch wechselnde» heitere» Scene» dcu Zuhörcr bis zum Schluß recht angenehm unterhält. Dic Auf führung selbst zeugte vou große», Fleiß beim Ein- stlidirc» sowohl Seite» des Herr» Dirigenten, als anch Seilen dcr Sängcr »nd Darsteller mid kann man beiden Theilen mir lobende Ancrkcnmmg zolle». Das mehrfach gehörte Bedenke», das Aufführcn dieses Werkes sei gegenüber den verfügbaren Kräften gewagt, hat der Verein durch dic sehr gclnugcuc Darstellung widerlegt. Dic dadurch erzeugte auimirte Stimmung übertrug sich auch auf dcu sich auschlicßcndcu Ball, der bis zum frühen Morgen andaucrtc. Möge das aucrkcnucnswcrlhc Streben des Vereins auch ferner vom besten Erfolge gekrönt sein. — Beim hiesigen Hanptzollamlc sind in der Zeit vom 7. bis mit 24. Fcbrnar 227 beladene Fahrzeuge zur Abfertigung gelaugt. — Daö Fangen dcS Wildes in Schlingen wie überhaupt Wilddiebereien, sollen anch in dcn sächsischen Forsten von Jahr zn Jahr mehr nm sich greifen. Wer irgendwie durch Anzeigen zur Bestrafung solcher Wald- frevler beitragen kamt, dcr thuc dies ja; bcmcrkt sei hierbei noch, daß der Allgemeine dcntschc Jngdschntzt verein für solche Anzeigen, ans Grund deren Wild diebereien, Jagdvergehen n. s. w. erfolgreich belang- werdcu, Geldprämien zahlt. Dcr Vorstand für den sächsischen LmidcSkrcis ist dcr NcichslagSabgcordnelc Reich in Biela bei Kamenz. Pirna. (Pirn. Anz.) Am letzten Sonnabend Nachmittag wurde dcr Verwalter des Lohmcucr StaatS- forslrcvicrcs, Oberförster Rosenbaum, iu dem Mo mente, atü er dem vou Dresden kommenden Zuge ent stieg, verhaftet, nachdem in Folge mangelhafter, bcz. ganz unterlassener Buchnngcn aus freier Haud ver kaufter Hölzer uud daraus entsprungenen Verdachts begangener Untcrschlagnngcn die Voruntersuchung vom köuigl. Landgericht Dresden eröffnet worden war. Dic Nachricht hiervon verbreitete sich schnell im Publikum, auö welchem heraus nllcrwärtS dic auf gulachtlichc Auslassungen ärztlicher Autoritäten basirtc Behauptung gehört wurde, daß der Bezeichnete schon scit Jahren nicht mchr geistig ganz gesund gcwcscn. Hätte diese Behauptung Grund, so würden dic in- crimiiürlc» Handlungen dcS dem Vernehmen nach sehr bemittelten Angeschuldigtcn, welche sonst geradezu räthsclhaft sein würden, einfache Erklärung finden. Dresden. Sc. Mnj. dcr König hat, wic man erzählt, 20,000 Mark für dic Feierlichkeiten gespendet, welche Heuer das Gardcrcitcr Regiment aus Anlaß dcö zwcihnudertjährigeu Jubiläums seiner Theiluahmc am Ersätze Wiens begeht. In Aussicht genommen ist n. A. ein großes Karonssclrcitcn. DaS Fclöstück, welches in dcr Nacht znm 26. v. M. oberhalb dcr sogcnanntcil „Goldstampe" zwischcn dcn Stationen Spcchtritz und Rabenan ans das GclciS der Bahn gestützt war, wird ans mindestens 200 Ctr. geschätzt. Durch I Schüsse wurde cö zersprengt, so daß cs vom Bahnkörper geräumt werden konnte. Meißen, 2t. Februar. Dein Landwirthe hat das Jahr t882 viele Enttäuschungen gebracht, dic sich auch 1883 noch fühlbar machen. Die zu den herrlichen Hoffnungen berechtigende Ernte wurde durch den andauernden Negen schwer geschädigt, und heute hat der Landmann Mühe, dic Frucht an den Mann zu bringen. DaS Getreide liegt aus dcu Boden, und der Geld beutel bleibt leer. Trotz alledem ist cs aber doch das bcstc, dcn Kops oben zu halten und die Flinte nicht muthloS ins Korn zu werfen. Es läßt sich wohl mancher Schaden noch bessern, mancher Bortheil wahren und unser landwirthschaft- licheS Gewerbe zu einem rentablen machen. Dazu gehören frei lich nicht nur Fleiß uud Sparsamkeit, sondern auch richtige Beobachtung, klares Verständnis! und mannigfache Kenntnisse. Feld nnd Stall können in gar vielen Wirlhschaftcn bei ratio nellem Betriebe höhere Erträge bringen, als bisher. Geeignete Verwendung und Ausnutzung dcr Dünger- und Futtcrmittcl, richtige Behandlung dcr gesunden und der kranken Hausthierc, gute Verarbeitung und Verwerthung dcr Milch, richtige Frucht folge, geordnete Buchführung re. bieten dcr Vorthcilc noch gar vicle. Unserc Negierung und dic landwirthschafllichcn Kreis- vcrcinc habcn dics wohl erkannt und durch Gründung land- wirthschastlichcr Schulen dcn Landwirlhcn Gelegenheit geboten, ihren Söhnen eine tüchtige Fachbildung angcdcihe» zu lassen. — Die Zeiten sind längst vorüber, in denen die thönchtc Meinung galt, daß auch der Dümmste noch gut genug zum Laudwirlh fei. Nur wenige Aerufsartcn verlangen so viel Energie und Intelligenz, als gerade die Landwirthschaft, nnd Niemand wird zu leugnen wagen, daß Kenntnisse und ein gut ausgebildetes Urtheilsvermögen dcn Landwirth in scincm schweren Berufe sehr zu fördern im Stande sind. Leider scheinen gerade manche Landwirthe gegenthciligcr Meinung, zu sei» und setzen damit ihren eigenen Stand herab. Der practischc Amerikaner setzt sich oft noch im Mannesalter auf dic Schulbank, um nach zuholen, tvas er etwa vorher versäumt hat; er weiß recht gut, daß gute geistige Ausbildung seinen Wohlstand begründet nnd fördert. Wir deutschen Landwirthe sollten uns das doppelt zu Herzen nehmen, da Nvrdamcrila unser gefährlichster Eoncnrrcnt ist, den Nur nur mit Anspannung aller Kräfte bekämpfen kön nen. Die Hebung der Intelligenz in den Kreisen der kleineren Gutsbesitzer ist die Hauptaufgabe der landwirthschaftlichcn Schule zu Meißen. Dieselbe, gegenwärtig von 64 Schülern besucht, hat bereits hinreichend bewiesen, daß sie kenntnißreichc, urtheilSfahige und tüchtige Landwirthe auszubilden im Stande ist. Bisher wurde an derselben nur im Winter Unterricht er- thcilt, von nächste Ostern an wird dies aber auch im Sommer halbjahr geschehen und haben sich bereits zur Thciluahme an dem Sommcrkursus 10 Schüler angemcldet. Ausgenommen werden junge Leute, welche die Ziele einer guten einfache» Volksschule erreicht uud thuulichst schon einige Zeit in dcr land wirthschaftlichcn Praxis gestanden habcn. Dcr einjährige Be such genannter Anstalt befreit von dem zweijährigen der Fort bildungsschule. Das Schulgeld beträgt pro Halbjahr 40 M., Pensionen sind genügend im Preise von monatlich 30—50 M. zu habcn. Die wenigen hundert M. aber, welche dcr Aufent halt auf der Schule kostet, verzinsen sich reichlich und es läßt sich getrost behaupte», daß kein Kapital gewinnbringender an- gelcgt werde» ka»». Ai» sogciwmilcii Rehbock oberhalb Meißen ist am 2. d. M. ans dcr Eibe ein vv» Aussig kommcn- der i»il 34 Eiscubahinvagc» Brmmkvhc» beladener Schleppkahn dcr Ocsterrcich. Nordwcstschifffahrlö-Ge sellschaft dadurch havarirt, daß daö Schlepptau ciucö lhalwärtö mit augehängtcm Fahrzeug vorübcrführcn- dcn Eilguldauipfcrs unter seinen Boden kam; hierdurch wurde der Kahu aus der Stromfahrbahu verdrückt und erheblich leck. Nur durch das rasche Verstopfe» des Lcckö komttc der Kah» vor dem Jngnmdgchcn bewahrt bleibe». Dic Ladung war nach Wittenberg bestimmt nud durch Versicherung gedeckt. Der übrige Schifffahrtsvcrkchr Hal dnrch diese Havarie eine Stör- nug nicht erlitten. Das Chcuuützer Schwurgericht verhandelte kürz lich über jciicu Insassen des Zuchthauses zu Wald heim, welcher im Dcccmbcr 1882 iu Folge erhaltenen Tadels wegen mangelhafter Arbeit dcn Geschäftsführer einer Zwickauer Firma, welche in dcr Anstalt arbcitcu läßt, mit einem Messer nicht unerheblich verletzte. Dcr Angeklagte, der seit 1861 nicht sehr auö den Strafanstalten hcrauSgekonuncn ist, denn er erhielt in Folge verübter Diebstähle 13 Mal Bestrafungen, wurde wegen versuchter Tödtuug zu weiteren 6 Jahren Zuchthaus uud 6 Jahren Ehrcnverlnst vcrnrthcilt. Vou dcm Ucbcrschussc, welcher auö dcr mit dcr letzten Deutschen Verbands-Kochkunst-Ausstellung in Leipzig verbnndcncu Lotterie erzielt worden ist, hat daö Eentral-Eonntö iu Leipzig eine Summe von 5)00 M. in die Hände dcS Nalhcö dcr Stadl Leipzig gelegt, nnd zwar mit dcm Ersnchc», daß dieser Be trag znm Besten dcr Stadtarmcu verwendet werden möge. Ein anderer Beitrag ans den Ucbcrschüssen dieser Lotterie soll dem Carola-Hause iu Dresden zuflicßcn. — In der Ncdactiou dcr Leipziger „Gartenlaube" stcht dcinuächst, wie von dort geschrieben wird, eine bedeutende Veränderung iu Aussicht, iudcm dcr lang- jührigc Ehcf-Ncdactcur uud Frcund dcö vcrstorbcucu Vcrlcgcrö, Herr Or. E. Ziel, scinc bisherige Stell ung nicdcrgclcgt hat. Wic schon früher verlautete, beabsichtige» dic Erben, daö Blatt zn verkaufen. Eine Aufforderung seltener, zugleich aber kost spieliger Art ist an dic Ortöarmcnknsse in Planitz bci Zwickau gcstcllt wordcu. Vor -V» Jahrcu nämlich wanderte ein dortiger Einwohner mit seiner Familie nach Nordamerika, und zwar nach Hartford, Eith Mason in West-Virginien anö. Nach einem »nn kürzlich vom Ncichökauzlcrnmtc au unser Ministerium des Auswärtigen ciugegangcnc» Berichte, ist dcr bctr. Manu geisteskrank geworden und, weil er als Nicht- Angehöriger in ein amerikanisches Irrenhaus nicht eingelicfert werden kann, einstweilen im Grafschaftö- gcfäugniß in Mason nutcrgebracht worden. Da die Familie vermögenslos ist, so hat nun scinc Hcimalhö- gemeindc, also Planitz, für dic Ucbcrführnug dcr gc- sammlen Familie nach hier zu sorgen, wenn nicht nn- dcrc Factoren hier vermittelnd cingrcifc», nm die ohnehin schon schwer belastete Armenkasse vor einer so großen Ausgabe zu bewahren. Auf dcr Eisenbahnlinie von Bautzen nach Bi schofswerda ereignete sich am 28. v. M. ein cigcn- Ihümlichcr Zwischenfall dadurch, daß plötzlich ein jun ger, anständig gekleideter Mann, nuschcincud Ockouoni, die Coupccthürc öffnete und zum Entsetzen dcr übri gen Passagiere hiuansspraug. Glücklicher Weise kam dcr Lnftkünstlcr vhnc Verletzungen davon. Dic Ur sache zn dcm kühucn Sprung ist sonderbarer Weise ans eine optische Täuschung zurückzuführcn. Dcr juugc Mann halte, zum Fenster hiuanSschcud, einen vermeint lich auf dcmsclbcii Gcleiö culgcgciikommcudcu Zug be merkt und in dcm Wahnc, cS müsse jede» Moment eine fürchterliche Eollision stattsindcn, riß cr schnell die Thürc auf und wagte, um seine Glicdmaßcu von den unausbleiblichen Eontnsioncu eines Zusammen stoßes zu schützen, den gefährlichen Sprung, dem spä ter auf dem Bahnhof Bischofswerda noch ein Verhör auf dein Fuße folgte. In Zittan verbreitete sich in vergangener Woche dic bctrübcndc 'Nachricht, daß sämmtlichei» Personal dcr Lcbcustciu'schcn Orleans Fabrik gekündigt worden sei und in derselben nur noch Vorrüthc anfgcnrbcitct werden würden, alsdann aber alle Fabrikation ganz anfhörcn würde. Es ist dies nun scit Kurzem bereits dic zweite dortige Fabrik, welche durch dic Zeitvcr- hältnissc gcznumgcn wird, ihre bisherige Fabrikation cinznstcllcn. Leider werden dadurch wieder gegen 400 Personen brodloö. B c r m i s ch t c s. — Das Stahlwerk von Friedrich Krupp besitzt: 439 Dampf kessel, 450 Dampfmaschinen von ziffammcn 18500 Pfcrde- kraft, 82 Dampfhämmer von 100 bis 50000 Gewicht (letzterer längere Zeit ein Unicum, ist seit einigen Jahren allerdings bereits weit überflügelt durch zwci andere noch kolossalere Dampfhämmer in Frankreich nnd England,) 21 Walzenstraßen, l622 Werkzeugmaschinen, 1556 verschiedene Oefen, darunter 14 Hochöfen, 25 Locomotiven, 5 Schraubendampser von zn- sanuuen 7800 to Tragkraft. Die Jahresproduetwn beträgt ungefähr 130000 to Stahl und 26000 to Eisen. Die be kannte Krupp'sche Arbeiterstadt ist bevölkert von beilänfig 15700 Arbeitern. — Ein erschütterndes Familiendrama hat sich am Abend des 2. März in Berlin in dem Hause Gnciscnaustraße 102 abgespielt. Daselbst bewohnte der 45jährigc frühere Kaufmann H. Solvin mit seiner 39jährigen Frau Hedwig, geborene Schön feld, mid seiner 12jährigen Tochter Betti, eine Hofwohnung im ersten Stock. Unglückliche Speculationen hatten den S. schon vor längerer Zeit genöthigt, sein Geschäft aufzugeben. Zuletzt als Hilfsarbeiter in dem statistischen Amt beschäftigt, erhielt er am 1. d. M. seine Entlassung, so daß er der bittersten Noth gegenüberstand. Dieser Umstand und vielleicht noch mehr ein entehrender, Ivie uns allseitig versichert wird, jedoch unbegrün deter Verdacht, welcher auf seiner Gattin lastete, veranlaßten den als durchaus achtungswerth bekannten Mann, seinem Le ben und dem Leben von Frau und Kind ein gewaltsames Ende zu bereiten. An genanntem Abend in der sechsten Stunde er schien bei dem Besitzer des Hauses, Herrn Buchhändler Hermann Oolfuß, die Schwester der Frau Solvin, ein Fräulein Schön- eld und machte die Mittheilung, sie habe von ihrem Schwager einen Brief erhalten, in welchem derselbe ihr meldet, daß er ämmt Frau und Kind dnrch Selbstmord ans dem Leben scheide. Sofort begaben sich Herr Dolfuß und Fräulein Schönfeld nach der Wohnung des Solvin. Dieselbe war verschlossen. Sie rcquirirten deshalb die Polizei und diese ließ durch einen her- beigcholten Schlosser die Thür der in der ersten Etage des Hofgebäudes belegenen Wohnung öffnen. Ein erschütternder Anblick bot sich den Eintrcteiiden dar. In einer Ecke des Sophas äß Solvin als Leiche, doch schien der Tod erst vor ganz kurzer Zeit eingetreten zu sein, da der Körper noch warm war. In dem Bett lagen als Leichen Frau Solvin mit der Tochter im Arm, welche den Kops an die Schulter der Mutter gelehnt >atte. Bci diesen war die Leicheiistarro bereits eingetreten. 4ebcn dem Bette stand die Puppcnstnbe des Kindes, welches vorher ihre Puppe ebenfalls zu Bett gebracht hatte, als sollte auch diese den ewige» Schlaf beginne». Auf dem vor dcm Sopha bcfittdlichc» Tisch stand ein Glas mit dem kleine» Nest einer Ehaiikalilösung, so daß kein Zweifel obwaltet, daß hier ein vorher gemeinsam verabredeter Selbstmord vorliegt; dem Befunde nach scheinen zuerst Mutter uud Tochter den Gifttrank gcnommen zu haben, während Solvin gewartet zu habcn scheint, bis deren Tod eingetreten ist, um dann selbst den Nest des