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MMe Elb^eitmg. Amts- unö Ameigehlatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Elb-Zcitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. filr I Mark vccrtcljnhrb m bczie^u. - »r»'Inserate siir das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh »Uhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh » Uhr erbewn. spaltene Corpuszeile oder deren Naum 10 Pf, Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereiulunft.) — Inserate für die Ovzu g - an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Btircauö uon Haasenstein k Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 18. Schandau, Mittwoch, den 7. März 188^» Politische Weltschnu. Ucber unsere parlaiiicntarische Lage nach Ostern scheinen noch keine definitiven Bestimmungen getroffen zn sein, doch steht schon so viel fest, daß ein aber maliges Znsammentagcn des Reichstages und des preußische» Abgeordnetenhauses nicht zn vermeiden ist. Bekanntlich tritt der Reichstag am 3. April wieder zusammen und auch das Abgeordnetenhaus soll, wie man von officiöser Seite aus Berlin schreibt, nach der Ostcrpansc seine Arbeite» »m diese Zeit wieder anfnehmc», da dasselbe bis Ostern kaum den Eta fertig gestellt haben wird. Sollte cs gleichwohl bc erneuter Erwägung sich im Interesse der Bcraihnug der socialpolitischcu Gesetze im Reichstage als wün- schcuöwcrth erweisen, die PlcE-sitzungen dcö Abgcord. uctcnhauscs noch einige Zeit länger auSzusctzcn, so wird ohne Zweifel der Weg förmlicher Vertagung gewählt werden. Die letzten Sitzungen des preussischen Abgcord »eteuhanseS sind — im Gegensatz zu denen der von gen Wochen — ziemlich ruhig verlaufe», was im Interesse der Förderung der ElatSbcrathnng aller dings wüuschenswcrth erscheint. Am Donnerstag führte das Haus die Bcrathnng dcö Bolksschulclats zn Ende; die Debatte bot keinerlei hcrvorznhcbendc Momente dar. An genanntem Tage habe» auch die Abcndsitz- nngcn begonnen, welche sich zur rascheren Förderung der Etatsbcralhuugcn unumgänglich nothwendig er wiesen haben; in der Abcndsitzung vom Donnerstag wurde das Capitcl „Kunst und Wissenschaft" nnd thcilwcisc dasjenige des technische» U»tcrrichtSwcscns ohne besonders bedeutsame Zwischenfälle erledigt. Am Freitag setzte das Hans zunächst die Debatte über letzteren Gegenstand fort; eine fast zweistündige Dis- cnssion entspann sich über den Antrag des Abgeord nete» Or. Schultz (Bochm»), welcher die Vorlegung eines umfässcndc» Finanz- und OrgnnisalionSplancö des nieder» technische» U»tcrrichtswcsc»s von der Staatörcgicrnng in der nächsten Session verlangt. Der Antrag wurde schließlich einstimmig angeuommcn. Auch die übrige» auf der Tagesordnung stehenden Positionen dcö Cnltnöctats fanden sämmtlich die Gc- nehmignng des Hauseö; eine Abcndsitzung fand am Freitag ebenfalls statt. Der Urlaub des gegenwärtig in Italien weilen den Staatösccretärö dcö Innern, von Bötticher, ist zunächst bis znm l. April verlängert worden. Herr von Bötticher erholt sich nur sehr langsam; cö han delt sich darum, dis durch große Blutverluste geschwächten Kräfte wieder zu heben. Dagegen ist der Staatssekretär im Ncichöschatzamt, Burchard, voll ständig von seinem Unwohlsein hcrgcstcklt nnd hat die Leitung seines Ncssortö in vollem Umfang wieder auf genommen. Bei der am 28. Februar stattgehabtcn Neuwahl eines Vertreters des Wahlkreises Krcnzbnrg-Noscnberg für das preußische Abgeordnetenhaus wurde der Re gierungspräsident zu Cöölin, Graf Clairon d' Haussou- ville, mit 171 gegen 117 Stimmen wicdcrgcwählt. In Traunstein wurde bei der am I. März statt- gefnudcnen Ersatzwahl zum bairischen Landtag Or. Rittler, ein hervorragendes Mitglied der sogenannten patriotischen (ultramontaucu) Partei mit 100 von 112 Stimmn! wiedergewählt. Die große Debatte dcö österreichischen Abgcord nctcnhanscs über das Bndgct im Allgcmciucn ist am Freitag zu Ende geführt worden nnd beschloß das Hauö mit großer Majorität, in die Spccial- Discnssion cinzntretcn. Der Ncgierungsvcrtretcr, Finanzininistcr v. Dunajcwöki, gelangte erst am Don nerstag dazn, auf die scharfe», vo» der Opposition auf das Cabinct Tanffc gemachten Angriffe zu cr- wiedern; indessen waren seine Erklärungen ziemlich allgemein gehalten. Laute» Beifall fand bei der Rechten die Erklärung dcö Ministers, daß die Regier ung ihre erste Aufgabe, alle Bevölkungcn Oesterreichs auf dem Bode» dcö Parlamentarismus zu vereinigen, erfüllt habe, sie gehe jetzt unablässig, ihren weitere Aufgaben nach. Worin diese bestehen, darüber lie sich Herr v Dnnajcwski nicht weiter aus; sic werde indessen wohl der unter dem Ministerium Taaf inaugurirtm „Vcrsöhmmgöpolisik" entspreche», welcl bekanntlich darin gipfelt, den Herren Czcchcn, Polen n. s. w. auf Koste» des liberale» Dculschthnmö die weitgehendste» Eouecssioncu z» machen. Im Schooßc dcö französischen Parlamentes ruht die Prätcndcnlcnfrage noch immer »»gelöst, ob schon die Negierung in die practischc Lösimg derselbe» durch die Entfernung der Prinzen von Orleans aus der Armee bereits cingelrclcn ist. Es fragt sich znuächst, ob der Senat seinen Widerstand gegen die Prälcu- dcntcn-Vorlagc falle» lasse» wird nnd dafür, daß die ses geschieht, liegt ein bedeutsames Anzeichen vor. Die vom Senator General Robert am Donnerstag cingcbrachtc Interpellation bezüglich der Prinzcndccretc hat nämlich mit einem Trinmphc der Negierung ge endet. Mit 134 gegen 110 Stimmen nahm der Senat den vom Ministerpräsidenten Fcrrh beantrag ten Ucbcrgang zur einfachen Tagesordnung an; es liegt hierin gewissermaßen ein VcrtranenSvotnm für die Negierung und mau kann daher auch die Couse- gncuz hieraus ziehen, daß der Senat in Bezug auf die Prätcndculcn-Vorlagc der Regierung schließ!» nachgebcn wird. Der Kricgsministcr Thibnudin ern tete de» ostentativen Beifall der Linken für seine Rede, in welcher er die Gesetzlichkeit der gegen die Prinzen von Orleans getroffenen Maßregeln energisch vcrthci- )igtc. Im Ucbrige» zeichnete sich die Sitzung durch ürmende Apostrophen der Rechte» aus. — I» Havre ist ein Individuum verhaftet wordcu, welches cingc- räumt hat, au der Ermordung von Lord Cavcudisch nnd Sir Thomas Bourke thcilgcnommcu zu haben. Nach langwierigen Debatten hat das englische Unterhaus dcu Adrcßcntwnrf am Donnerstag endlich »fiuitiv angenommen. Nicht wenig haben znr Vcr- chlcppung der Verhandlungen über diesen Gegenstand sic Amendements, welche von den irischen Depntirteu hierzu cingebracht wurden, beigclrageu, über welche mmer wieder besonders discutirt werden mußte. Noch urz vor Beendigung der AdrcßdcbaNe brachte der irische Dcpulirtc O'Connor ein Amcndcmcnt ein, in welchem nutcr Hinweis ans den Nothslaud in Irland erklärt wird, der Umstand, daß jede Zusage fehle, Gesetze über die Irland betreffenden dringenden Fra gen cinznbringcn, erscheine geeignet, die Unzlifricdcn- hcit und das Mißvergnügen in Irland zn erhöhen. Das Amcndcnicnt thcilte indessen das Schicksal aller ähnlichen von den Anhänger» Parncll'S gestellte» For derungen — cs wurde mit großer Majorität abgclchnt. — Ucber die Donuerstags-Sitznug der Douau-Con- crcnz weiß die „Times" mitznthcilcn, daß sich die Lonfcrcuz in derselben mit der Wahl der AnSschnß- mitgliedcr, gemäß dem Anträge Barrbrc, beschäftigte. Der „Standard" behauptet, daß sich die Vcrlängcr- mg der Vollmachten der Commission auf wenigstens .8 Jahre erstrecken soll. Die anarchistische Bewegung in Andalusien scheint doch ziemlich bedenklicher Natnr zn sein. Es haben ich ganze Bauden gebildet, die wohlbcwaffuet, die .landbcvölkcnmg tcrrorisircn, dabei agitircu die Anar chisten unausgesetzt unter derselben nnd suchen nament lich die ländlichen Arbeiter zur Arbeitseinstellung zu veranlassen, nm hierdurch die Einbriugnug der Ernte nntnöglich zu machen. Begreiflicher Weise herrscht nnler der besitzenden Bevölkerung Andalusiens große Aufregung nnd hat jene außerordentliche Maßregel» gegen die Socialistcn gefordert. I» der spanischen Depntirteukammcr ist diese Angelegenheit auch zur Sprache gekommen; mdcssci, hat die Kammer dcu Antrag auf Vornahme einer Parlamcntarischcn Uutcr- uchung über die Anarchisten in Andalusien abgclchnt nid die Regierung wird daher ohne die Ermächtig ung der Corteö die Maßregeln treffen inüsscn, welche zur Unterdrückung der anarchistischcli Bewegung uolh- wcudig erscheinen. , Der Papst beging am 2. März die Doppclfcicr seines Gcbnrtöfestcs nnd dcö Jahrestages seiner Krö nung. Er empfing daher die Glückwünsche der Car- dinälc, Bischöfe nnd sonstigen kirchlichen Würdenträ ger Rom'S nnd beantwortete die vom Dogen der Car- dimilc verlesene Adresse ans das Wohlwollendste. — Die „Agcnzia Stefani" meldet aus Tripolis, der italie nischen Negierung sei von der Pforte eine weitere Gcuug- thunng zu Theil gcwordcu, indem ei» türkischer Offi zier wegen Eindringens in die Wohnung des italie nischen Unlcrlhanen Daun zn dreiwöchentlichem Ge- fängniß vcrurlheiU worden sei. Im Landc der „Mhuhcrö" ist eine allgemeine Ministcrkrisiö ansgebrochcn. In einer der letzten Sitznngcn der holländischen Abgeordnetenkammer machte der Finanzministcr von Lyndcn die Mitthcilmig, daß das Cabinct scinc Entlassung ciugercichl habe; die Gründe zn diesem Schritte sind in dem Widerspruche zu suchen, der nun schon seit Jahr nnd Tag zwischen dem holländischen Ministerium und der Abgeordneten kammer in Bezug auf verschiedene in- und auswärtige Fragen besteht. Der General-Gouverneur von Nic- dcrländisch-Jndien hat ebenfalls seine Entlassung cin- gcrcicht. In Constautiuopcl hat sich in aller Stille eine nicht nnwichtige Miuistcrvcrändcrnng zugctragcn. Mahmud Nedim Pascha, der berüchtigte Frcimd JgnaticffS, hat anfgchört, Minister des Innern zu sein und an seine Stelle ist Edhem Pascha, der bisherige türkische Bot- chaftcr in Wien, getreten. Mahmnd Nedim Pascha st ein starrer Alttürkc und als solcher ein Feind aller Ncformen, denen sein nnscligcr Einfluß auch überall im Wege stand. Sein Nachfolger Edhem hat durch seinen Aufenthalt in Berlin nnd Wien europäische Bildung schätzen gelernt nnd er wird daher ohne Zweifel dazu beitragen, der Türkei, sowie dies eben noch möglich ist, wieder ei» wenig anfzuhelfen. Politische Krisis in Norwegen. In Norwegen, der einen Hälfte dcö skandinavischen Toppclrcicheö, spickt seit nun zehn Jahren eine wohl einzig in der Gisichichw der parlamentarischen Staaten dastehende politische Krisis, die nicht nur wegen ihrer Eigenartigkeit, sondern auch wegen dcö Brcunpnuktcö, in welchen sic uunmchr gcrathcn ist, cin allgcmeiucrcö Jutcrcsse erweckt. Um aber diese seltsame Krisis einigermaßen zu verstehen, ist cs nothwendig, zunächst ans die politische Sonderstellung Norwegens hinzu- weiscn. Norwegen ist seit dein Jahre 1814 durch Krsoualmiion mit Schweden verbnudcn, doch findet liefe Union ihren Ausdruck nur iu der Gemeinsamkeit des Königs und iu der gemeinsamen politischen Ver tretung Schwedens nnd Norwegens »ach außen, im klebrigen besitzt Norwegen nicht nur sein eigenes Staatswesen, sondern es hat auch eine von der schwe dischen gruudvcrschicdeuc Staatsverfassnng. Während Schweden von einer aristrokratisch-parlamentarischen Regierung geleitet wird, befinden sich die Negiernngö- geschäftc Norwegens vollständig in den Händen eines icniokralischcu Parlamentes, Storlhing genannt. Die- cö Storthing beeinflußt nnu nicht nur in ziemlich naßgebcndcr Weise die norwegische Gesetzgebung, son dern cs besitzt auch auf Grund der alten norwegischen Rechte ei» Privilegium in den Streitfragen zwischen der Volksvertretung nud der königlichen Regierung. Dieses Privilegium besteht im Wesentlichen darin, daß jede Abstimmung des Storthing, welche in drei imer einander alle drei Jahre nen gewählte» Stor- hingS abermals erfolgt, Gesetzeskraft erhält, auch vcnn der König wiederholt sein Veto gegen dieselbe mgclcgt hat. Dieser interessante Fall ist nun gegen wärtig im politischen Leben Norwegens cingctreten und bezieht sich auf eine Affairc, in welcher die könig liche Regierung den Versuch gemacht hatte, die Rechte