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Ainanz-Verhandlunge« i» Paris. Pari«, 18. Juli. Rach dem der Regierung nahestehenden «r» elfior hat bei der mn Donnerstag erfolgten Unter redung de« deutschen Botschafter« v. Hoesch mit Potncarä auch di« Frage der „Entwicklung de« Dawesplanes" eine Rolle gespielt. Parker Gilbert, werde für die nächste Woche in Pari» erwartet, wo auch das Eintreffen des Gou verneurs der Federal Reserve Bank der Vereinigten Staaten, Strong, und de» SchatzsekretSrs Mellon angekündigt sei. Man müsse sich darauf gefaßt machen, daß Deuts chland in aller nächster Zeit auf Verhandlungen für eine vorzeitige Näu- mungdesRheinlandes und einer Revision des Dawes planes bestchen werde. Parker Gilbert soll es aus persönlichen Gründen, aber auch aus Gründen allgemeiner Natur als besonders wünschenswert erachten, daß die an dem Dawesplan interessierten Mächte sich ehestens für Verhandlungen über eine Gesamtregelung der Kriegsschulden engagieren. Bevor der Ausgang der Präsidentenwahlen der Vereinigten Staaten nicht bekannt sei, scheine es aber aussichtslos, über eine Gesamtregelung zu diskutieren. Im August kommenden Jahre» sei die französische Handelsschuld von 400 Millionen Dollar für die bei Kriegsende aufgekauften amerikanischen Vorräte fällig, so daß Frankreich entweder diese Schuld be zahlen oder das Meflon-Berenger-Abkommen über die franzö sischen Schulden an die Vereinigten Staaten zu ratifizieren haben werde, in das di« 400 Millionen Dollar mit ausgenom men wurden. — Gauls is weist in diesem Zusammenhang auf die Erklärung PoinearSs am Vorabend der Franken- Stabilisierung hin, daß jede Streichung an dem Betrage der deutschen Neparationsschuld als Gegenleistung eine entspre chende Verringerung der französischen Schuld gegenüber England und den Vereinigten Staaten haben müsse. Die Unterzeichnung des Kellogg-Paktes im Oktober? Reuyork, 15. Juli. Wie es heißt, ist das Staatsdeparte ment der Meinung, daß im Falle einer normalen Abwickelung der Verhandlungen der Antikr, egspakt im Oktober in Paris unterzeichnet werden wird. Auch Italien stimmt zu. Rom, 15. Juli. Mussolini hat heute dem amerikani schen Botschafter die italienische Antwort zu dem Paktvorschlag Kelloggs übermittelt, nach welcher Lie italienische Regierung zur Unterzeichnung bereit ist. Berlin, 15. Juli. In der Spionageaffäre des dänischen Hauptmanns Lembourn wurden die Stenotypistin Stäge- mann und der Kaufmann Riek aus der Haft entlassen. Berlin, 15. Juli. Der Hungerstreik im Zuchthaus Sonnenburg ist von den Gefangenen aufgegeben worden, nach- dem ihnen die Nachricht von der Annahme des Amnestiegesetzes mitgeteilt worden war. Im Streik geblieben sind noch 220 oer kriminellen Strafgefangenen. Weimar, 15. Juli. Das Gnadengesuch für den Ober staatsanwalt Dr. Frieders, der wegen fahrlässigen Falsch eides zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt ist, wurde vom Landtag mit einer Stimme Mehrheit der Negierung zur Be- rückfichtigung überwiesen. Abgelehnt wurden Anträge auf Niederschlagung der Leiden gegen Frieders schwebenden Disziplinarverfahren. Paris, 15. Juli. Der soz. Parteitag hat die Entschließung Paul Faures, die sich für die Fortsetzung der Tätigkeit Paul Boncours als Delegierter der französischen Negie rung beim Völkerbund ausspricht, im Namen von 2129 Man daten angenommen. Auf den Antrag, der die Zurückziehung Paul Boncours verlangte, entfielen 846 Mandate. Moskau, 15. Juli. Das Militärgericht in Kiew verurteilte Iwan Jankowski wegen Spionage zugunsten Polens zum Tode. Jankowski, der Staatsbeamter der Sowjetunion war, floh im März 1927 unter Mitnahme von Stoatsgeldern nach Polen und kehrte später im Auftrage des polnischen General- stabe« nach der Ukraine zurück. Wasihngton, 14. Juli. Der republikanische Präsident schaftskandidat Hoover legte nach siebenjähriger Tätigkeit das Amt des Handelssekretärs nieder. Die vzeanfNeger. Begeisterter Empfang tu Rürnberg »»d Wie». «ür»teU, 18. Juli. Die Flugsportveranstal» tung des Rordbayrischen Luftfahrt« erbandes hatte trotz der enormen Hitze etwa 20 000 Menschen in» Stadion gelockt. Kurz nach 83 Uhr nachmittags fuhren die Ozean- flieger Köhl uckd Hüne selb im blumengeschmvckten Auto in die Kampfarena ein und hielten, von brausenden Hoch rufen der Menge umtost, vor der Tribüne, wo sie alsdann Oberbürgermeister Dr. Luppe mit einigen herzlichen Worten der Dankbarkeit und Würdigung ihrer großen Tat begrüßte. Köhl und Hünefeld dankten für die Herzlichkeit des Empfangs und versprachen, sich weiter etnzusetzen für deutsche Tat und Deutschlands Zukunft. Dom Stadion begaben sich die Flieger zum Flugplatz Fürth, von wo sie um 2 Uhr nach Wien star teten. Dabei flogen sie über dem Stadion eine Schleife und entschwanden dann rasch den Blicken der jubelnden Menge. Wien, 15. Juli. Köhl und Hünefeld sind heute nach mittag auf dem Flugplatz in Aspern mit der „Europa" glatt gelandet. Sie wurden von einer vieltausendköpfigen Meng« mit großem Jubel begrüßt, tzandelsminister Schürft und der deutsche Gesandte Graf Lerchenfeld waren zur Begrüßung der Flieger erschienen. Sie komme« nach Dresden. Dresden, 14. Juli. Am Freitag sprechen Köhl und von Hünefeld im Zirkus Sarassani über ihren Ozean flug. Daselbst werden die Vertreter der Regierungen, der Stadt, sowie der Verbände und Organisationen Gelegenheit nehmen, die Flieger offiziell zu begrüßen. Eine Begrüßung auf dem Flugplatz durch die Sachsengruppe des Deutschen Luftfahrtverbandes und den Sächsischen Automobilklub wird vorangehen. Die beiden Verbände werden auch eine Fahrt durch die Stadt organisieren. Am Sonnabend gibt die Jahres- schau Deutscher Arbeit den Fliegern zu Ehren ein Frühstück. Am Abend wird in der Komödie ein Schauspiel von Hünefeld, „Die Flucht vor dem Glück", zur Uraufführung gelangen. Frau von Hünefeld, di« Mutter des Fliegers, die in Bad Schandau weilt, wird den Empfangsfeierlichkeiten bei wohnen . Reichswehrminister a. D. Geßler sattelt um. Dem Dem. Zeitungsdienst zufolge, hat Reichs- wehrminister a. D. Geßler seinen Wohnsitz Lindenberg mit Berlin vertauscht. Er ist in ein großes Bankhaus eingetreten, um sich in das Bankfach einzuarbeiten. Freilassung von Mar Hölz? Berlin, 16. Juli. Wie der „Roten Fahne" aus Sonnen burg gemeldet wird, werden am Montag voraussichtlich alle inhaftierten politischen Gefangenen, unter ihnen Max Hölz, entlassen. (Eine Bestätigung dieser Nachricht liegt noch nicht vor. E. V.) Festnahme eines angeblichen Spions. Kattowitz, 15. Juli. An der polnisch - deutschen Grenze wurde ein angeblich deutscher Spion, Schall, verhaftet. Es sollen belastende Dokumente bei ihm gefunden worden sein. Zwischenfälle in Brügge. Brügge, 15. Juli. Während des feierlichen Einzugs des Herzogs und der Herzogin von Brabant kam es zu einem Zwischenfall, als etwa 50 flandrische Demon - strantenmit Trillerpfeifen zu lärmen begannen. Die Menge nahm eine drohende Haltung gegen die Demon stranten an, von denen etwa zehn verhaftet wurden. Als der Zug des Herzogspaares später auf dem Wege zu dem Denkmal der Kriegsgefallenen, an dem Blumen niedergelegt werden sollten, am flämischen Haus vorüber kam, wurden aus den Reihen der Zuschauet Rufe nach Amnestie laut. Die Po lizei nahm einige Verhaftungen vor, wonach di« Ruhe wieder hergestellt wurde. London, 16. Juli., Laut „Times" werden Sun-Ho, der Sohn Sungatsens, und General Huhaumin, Ler jahre lang einer der intimsten Freunde Sunjatsens war, morgen Hier Eintreffen, um mit führenden Persönlichkeiten NnW. tannien» Fühlung zu nehmen, bevor sie zur Teilnahme a» Nankinger Vollzug»vat im Herbst nach China zurückkehren. Smyrna, 18. Juli» Die zur Besatzung der Festung ge. hörenden türkischen Obersten Nihat und gekt wurden in der vergangenen Nacht, al» sie auf die Anrufe der Wache ün Festungsbereich mit ihren Automobilen nicht anhielten, durch Gewehrschüsse der Wachtposten getötet. Die ZusammenstShe in Oelsnitz i.S. Ueber die Vorgänge beim Stahlhelmtag in Oelsnitz, übe« welche Ler „E. V." schon kurz berichtete, schreibt uns die Presse, stelle des Stahlhelm-Kohlengau noch folgendes: Die von K.P.D. und Rotfront seit Wochen gegen den Oelsnitzer Stahlhelm-Gautag betriebene Hetze und die Auf. forderung ihrer Presse zu Gegendemonstrationen vermochte zwar den Gesamtverlauf der Stablhelm-Peranstaltunaen nicht zu stören, hatte aber einige bedauerliche Zwischenfälle zur Folge, Lie Lie „Kampfesweise" der Rotfrontler in das rechte Licht zu setzen geeignet sind. Am Sonnabend nachmittag über- fielen etwa 150 Rotfrontler aus drei Lastkraftwagen heraus 5 einzeln gehende ältere Stahlhelmer aus ^ohenstein-E., miß. handelten sie und entrissen ihnen ihre A -chen und Orden Bei der Abholung der Stahlhelmfahnen . s dem Oelsnitzei Ratskeller am Sonntag mittag wurde Lie Fahnenkompagni, von den auf dem Rathausplatz zu einem Umzug ausgestellter Rotfrontlern mit Wutgeheul und Steinwürfen begrüßt. Nach Auflösung des Stahlhelmgesamtzuges überfielen Notfrontlei und Straßvnpöbel in großer Ueberzahl die heimfahrenden Autos Ler Ortsgruppen Wilkau und Kirchberg. Sie griffen hinter Lem Bahnhofsviadukt zunächst ein einzeln fahrendes Personenauto der Ortsgruppe Wilkau an, in dem sich 4 Stahl- Helmer befanden. Das Auto wurde stark demoliert, seine In sassen wurden schwer mißhandelt. Das vorausfahrende Per sonenauto des Vezirksfübrers „Süd" sowie ein Lastwagen de« Ortsgruppe Wilkau machten Kehrt, um die überfallenen Kame raden zu schützen, von Lenen Kamerad Schmutz ler-Wilkau schwer verletzt worden war; in dem nun entstandenen Handgemenge, bei dem die Roten mit Steinwürfen, Stöcken, Stahlruten und Knüppeln vorgingen, wehrten sich die Stahl- Helmer, so gut sie konnten. Leider griff die Polizei nicht sofort mit genügenden Kräften ein und unterließ es, Rotfront aus Waffen zu untersuchen. Später sollen bei Rotfront 5 Pistolen gefunden worden sein. Die Behauptung des „Kämpfers", als hätten Stahlhelmer diese Schlägerei provoziert, ist nach Len vorliegenden zuverlässigen Berichten als erlogen zu bezeich- nen. Am Sonntag abend wurde Kamerad Sander von Le« Ortsgruppe Oelsnitz von Rotfrontlern überfallen und durch Messer st ich« schwer verletzt; er erhielt einen Arm- und Bruststich und mußte ins Krankenhaus überführt werden. Am Mittwoch wurde Ler mit schwarz-weiß-roter Schleife ge- schmückte Kranz, den die Stahlhelmer am Denkmal von 1870 niedergelegt hatten, von einem Individuum entfernt und hinter dem Rathaus verbrannt. Es steht fest, daß dieser Bubenstreich auf Veranlassung des Oelsnitzer Stadtverord neten Reißmann geschah. E Neues aus aller Wett. D Wieder ein WolionsungM in Zasloch. In der Pulverfabrik Hasloch a. M. brach am Sonnabend im Abfüllraum eine Explosion aus, die einen Brand im alten Teil der Fabrik zur Folge hatte. Eine große Anzahl von Fa brikgebäuden sowie das Maschinenhaus wurden zum Teil zer- stört. In weitem Umkreis wurden durch den Luftdruck die Fensterscheiben zertrümmert. Die Feuerwehren der Umgebung sind sofort an die Unfallstelle geeilt, um die unter den Trüm mern begrabenen Arbeiter zu bergen und das Feuer, das an der Unolücksstätte ausgebrochen ist, einzudämmen. Es sind zwei Tote, acht Sch wer- und 16 Leichtverletzte geborgen worden. Schwer verletzt ist auch der Pfarrer Schollbrunn, der nach Bekanntwerden des Unglücks zur Unglücksstelle eilte. Einer -er Schwerverletzten ist im Kran kenhaus gestorben. Die Ursache der Explosion war noch nicht festzustellen. Der Brand ist gelöscht. Schon viermal ist die Pulverfabrik von Haßloch von Explo sionen heimgesucht worden. 1903 flog sie fast gänzlich in die Der Umweg «zur Grötze. Bon Professor Dr. Franz Häußler-Wien. Welcher Weg führt schnellstens zum Erfolg? Man sucht ihjr rein erfahrungsmäßig zu gewinnen, von guten Beispielen abzuleiten. Freilich nicht ohne wenigstens Bü cher darüber zu schreiben. Allein dem guten Durchschnitts bürger geht es jetzt im Praktischen wie einst im Philo sophischen. Das Glück des Oben-Seins bleibt ihm versagt, er hat den Beruf einer der Großen zu werden -verfehlt, wett er sich — trotz aller gut gemeinten Beispielssamm lungen — einfach nicht lernen läßt. Den Weg des Genies mag man noch so genau nachzeichnen, nachzugehen ver mag man ihn nicht. Dazu macht man bald eine andere, tröstlichere Entdeckung: Es möchte einem nämlich scheinen, als ob zum mindesten ein 'Großteil auch jener Männer, die wtr heute zu unseren Heroen rechnen, keineswegs ihren Weg sogleich am rechten Ende begonnen hätten, sondern im Gegenteile. Doch Beispiele: Da lebte im vorigen Jahrhundert ein junger Mann in Amerika, der sich, wie ja viele seinesgleichen, mit dem Zettungsverkauf wetterbrachte. Aber es schien ihm dies nicht «in zufälliges, aus Not ausgeübtes Geschäft, son dern er glaubt« darin seinen eigensten Berüf zu finden. Fünfzehnjährig schon ging "er daran, sich seine Zeitungen selbst herzustellen. Freilich war er bei seinem Blatt Re porter, Redakteur, Setzer, Drucker und Verkäufer in einer Person. Er nahm seinen WeL mutig durch Feuer — das heißt, sein ganzes, in einem Eisenbahnwagen installiertes Unternehmen ging in Flammen auf, weil er unvorsichtig mit Phosphor experimentierte — und Wasser — als ihn einer seiner Leser, der'anderer Meinung war als er, über- zeugenderwetse in den Saint-Llair-Fluß warf. Darauf -erfolgte er hartnäckig die Ihre, Erfinder zu werden. End ¬ lich konnte er auch wirklich ein Patent zur Anmeldung brin gen, und zwar ein überaus unnützes Gerät: einen auto matischen Abstimmungszähler für Parlamente und ähnliche Körperschaften. Nur der reine Zufall schien ihn endlich auf das Gebiete geführt zu haben, von dem aus er dte Welt erobern sollte: Der Mann heißt Edison. Doch lag die Wirrheit dieses Lebensganges keineswegs an der verbildenden Umgebung Amerikas und des rasenden Jahrhunderts. Es waren auch nicht nur Geldmacher und Erfinder, die so im Irren erst den Absprung zur Größe fanden: Dreihundert Jahre früher mußte ein junger Eng länder aus seinem Heimatdorf flüchten, weil er den Wilo- bestand seines Herrn ungehörigerweise vermindert hatte und weil es ihm auch sonst nicht sonderlich mehr in ä>er Hei mat gefiel. Eine Frau und gleich drei kleine Kinder aber hatten wenig zu beißen. Er ging also nach London, um sich dort so oder so durchzuschlagen. Gelernt hatte er nicht viel, nur ein bißchen Latein und vielleicht noch das, was für einen kleinen Schreiber an Rechtskntffen abftel. Da traf es sich prächtig, daß man im Londoner Borstadttheater einen Stallburschen brauchte. Denn die adligem Herren kamen zum Schauspiele geritten, und jemand mußte ihre Pferde während der Vorstellung bewachen. Wenn man gerade für einige Augenblicke einen Statisten brauchte, so mußte er wohl artch auf der Bühne elnspringen. "Das war aber der Anfang der Bühnenlaufbahn von William Shakespeare. Schiller wäre für sein Leben gern Prediger gewor den, und nur weil der Herzog einen Juristen aus «ihm machen wollte, setzte sich der Dichter dte Medizin in den Kopf. Er war denn auch sozusagen nur im Nebenberuf Poet, hauptamtlich aber Feldscher mit Unteroffiziersrang. Und er hat sich später noch lange mit dem ^Gedanken gs-! tragen, diese seine ärztliche Kunst zu besseren Ehren zu bringen, als ihm seine Dtchterlaufbahn etntrug. Goethe! war nicht nur offiziell Jurist und reLter^nder Minister,! sondern er hielt sich auch selbst lange gar nicht so sehr für einen Dichter als vielmehr für einen bildenden Künstler. Und wem verdankt etwa ein Moliere, daß er sagen durfte, was er sagte? Mehr seinem Genie oder mehr seinem Amt als Kammerdiener des Königs? Heine steuerte direkt aus einem Konkurs in die Dichterei. Aber Organisatoren irren nicht minder: Dr. Bernhard Wolff, der bekannte Gründer der Telegraphen-Büros, hatte Medizin studiert — genau so wie Renaudot, der Gründer der französischen Presse. Er konnte keine Praxis finden, half sich mit Uebersetzungen durch und wurde dann Redakteur und Nachrichtenkönig von Deutschland. Ganz parallel verliefen übrigens die Geschicke seines Konkurren ten Iulius Reuter. Der Rabbinersohn ließ sich zu nächst von seinem Onkel ins Bankgeschäft einführen. Nach dem er aber sieben Jahre lang 'diesem Berüfe nachgegangen war, lernte er den Pysiker Gauß und durch ihn dte neue Erfindung des Telegraphen kennen. Er verließ die Wech selstube, folgte dem Draht, organisierte Zwischenposten, wo im Netz noch Lücken klafften, wandte sich schließlich nach London, dem Zentrum des Nachrichtenverkehrs. Zwan zig Jahre später umfaßte sein Telegraphenbureau die ganze Welt. Die Ironie des Schicksals wollte es freilich, daß Reuter schließlich doch zum Bankgeschäft zurückkHren mußte. Auch der Prophet wird nicht als solcher geboren. Ma hatma Gandhi etwa, der Prediger der Bedürfnis losigkeit, wär Advokat ugd verdiente als solcher Millionen Nur drei Gruppen scheint es zu geben, deren Ent wicklungsgang wenigstens äußerlich gesehen eindeutig und geradlinig ist: Musiker, Denker, Feldherren. Oder zeigen sie uns erst die beinahe vollkommene Regelhaftigkett der übrigen Beispiele? Dann ist klar, warum der Weg zur Größe auch vom klügelndsten Mathematiker des Geschäfts nicht nachzumessen und geldlich auszubeuten ist: Weil er stets ein Umweg zu sein scheint und lein kennzeichnend stes Merkmal: daß er in Irr- und Wtdergängen geht.