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ten Hausyartspka«. Weder Rai noch Stadtverordnete waren in der Lage, Ginigungsoovschläge zu machen und blieben 'deshalb bei ihren früheren Beschlüssen. Nunmehr wird die Gemeindekammer «inzugreffen haben. * Seyer. Auf der Hetnsttoß« geriet beim Spielen an einem Neubau ein 4jährPes Mädchen unter einen Lastkraftwagen. Das Kind wurde überfahren und erlitt schwere innere und äußere Verletzungen. So starb wenige Stunden später. ' * Crottendorf. Hier sind in letzter Zeit drei Fälle spinaler Kinderlähmung vorgekommen, wovon einer tödlich verlaufen ist. * Leipzig. Wie an der Produktenbörse bekannt wurde, befindet sich die im sächsischen Getreidehandel sehr angesehene Mühle von E. A. Meier in Olbernhau in Zahlungs schwierigkeiten und hat Konkurs angemeldet. Betrof fen sind in der Hauptsache Genossenschaften, aber kein« mit mehr als 30 000 Mark. ** Dresden. Das Schöffengericht verurteilte Len seit 1912 in den Diensten der Stadt stehenden Baumeister Zieger wegen Bestechung und anderer Delikte zu einem Monat Gefängnis. Der Verurteilte hatte mit Vorstandsmitgliedern einer Baugenossenschaft, deren Anträge zwecks Gewährung von Baudorlehen er begutachten mußte, gezecht und sich auch GÄd schenken lassen. ** Dresden. Anläßlich der heute stattfindenLen Er- öffnung der 17. Iahresschau Deutscher Arbeit in Dresden (Die technische Stadt) hat Reichspräsident von Hindenburg folgendes Telegramm an die Iahresschan-Leitung gesandt: Der Iahresschau Deutscher Arbeit, die diesmal in Erinnerung an die Hundertjahrfeier der Technischen Hochschule Dresden der Ausstellung der technischen Stadt gewidmet ist, entbiete ich zur Eröffnungsfeier meine herzlichsten Grüße. Ich ver binde damit den aufrichtigen Wunsch, baß Lie Dresdner Iah resschau der deutschen Technik, welcher die Technische Hochschule Dresden in lOOjahriger Arbeit so erfolgreich gedient hat, neue Anvegrmg und Förderung bringen möge. Neues aus aller Wett. KeMge Gr-beben in Peru. In der Nacht zum Dienstag wurde von den Apparaten der Hamburger Hauptstation für Erdbebensorschung ein sehr heftiges Erdbeben aus einer Entfernung von 9700 Kilometer registriert. Die ersten Wellen trafen ge gen 11 Ilhr 28 Minuten ein. Etwa 4^ Stunden später regi strierten Lie Apparate ein zweites schwächeres Beben aus gleicher Entfernung. Das Observatorium Heluan (Aegypten) registrierte eine halbe Stunde nach Mitternacht zum Dienstag ein starkes Erd- Leben, dessen Herd in einer Entfernung von 11000 Kilometer liegt. Lhachapoyas, die Hauptstadt des Departements Amazonas in Peru ist durch ein Erdbeben zerstört worden, auf das ein Wolkenbruch folgte. Drei Personen wurden getötet. Die Türme einer Kirche stürzten ein. Die Einwohner flüchteten in die Umgebung. Nähere Auskünfte fehlen noch. — Gegen eine neue Ueberschwemmung im Mississippital. Präsident Coolidge unterzeichnete einen Gesetzentwurf, der Ausgaben in Höhe von rund 300 Millionen Dollar für die Ausführung von Arbeiten vorsieht, durch die erneute katastrophale Ueberschwemmungen des Messissippitales verhin dert werden sollen. — Starke Frostschäden im Weinbaugebiet. Nach den bis herigen Feststellungen haben die Nachtfrö st e auf den 11. und besonders auf den 12. Mai, die Kältegrade bis zu 3 Grad brachten, einen ungeheuren Schaden an den Weinber gen der Mosel, Saar und Ruwer angerichtet. Es waren Schäden von 10, 50 und 100 Prozent der Ernte sost- zustellen. Im Gesamtdurchschnitt dürfte sich der Schaden auf mindestens ein Drittel der Ernte beziffern, was einen Ausfall von 25 000 Fudern oder 25—30 Millionen Mark bedeutet. Der Freiwillige RoberZson. Skizze von G. W. Brandstetter. lieber der endlosen Lydischen Wüste tanzte flimmernd die heiße Luft. Auf der Zinne des kleinen Wachtturmes stand Gerald Robertson, früher H.mvtmann im Regiment „Royal Caledonians" in Kairo, jetzt Freiwilliger be! der „Sudan Defence Force", und sah die letzten Kamelreiter der kleinen Karawane, Lie ihn hierher gebracht hatte, hinter den Dünen im Osten verschwinden. Luudertfünfzig Kilometer trennten jetzt den Freiwilligen von der nächsten europäischen Niederlassung; nur ein Kamerad würde in Len nächsten sechs Monaten die unendliche Einsam keit des vorgeschobenen Postens teilen. Nichts sollte ihn für lange Zeit an jene Tage erinnern, da sein Vorgesetzter ihm Lie Liebe der jungen MauL geraubt, da er den Feind nieder geschlagen hatte, da ihm vor dem ganzen Regiment die Achsel stücke von der Schulter gerissen und der zerbrochene Säbel vor die Füße geworfen wurde. Der kalte Pistolenlauf lag ihm Lamals einen Augenblick an der Schläfe. Doch Robertson war nicht feig genug, um sich aus dem Leben zu stehlen, und er nahm als Gemeiner Dienst bei den sudanesischen Truppen in El Obeid, Als dann die Besatzung des vorgeschobenen Wachts turmes in der Wüste abzulöien war, bat er um Abkomman dierung dorthin. In der Einsamkeit hoffte er Vergessen zu finden. Wochen völliger Ruhe verstrichen. Abwechselnd versahen Lie beiden Soldaten ihren Wachdienst, starrten in der drücken den Sonnenglut in die Wüste hinaus, weil cs die Vorschrift verlangte, und wußten doch, daß seit Jahren kein Araber und kein Sudanneger um den Wachtturm geschlichen war. Robert son vergaß langsam die schwere Vergangenheit. Dann kam die Zeit der größten Dürre, in der Las völlige Versiegen aller Wasserstellen in weitem Umkreis jeden feind lichen Angriff unmöglich erscheinen ließ. Die Wache brauchte nicht mehr bezogen zu werden, und drei Monate lang sollte es den beiden Soldaten überlassen sein, ihr Leben in der Ein. samkeit einzurichten, wie sie wollten. Tagsüber lagen sie auf ihren Pritschen und dämmerten in bleischwerem Halbschlaf. Abends rafften sie sich auf, um ihr Essen zu bereiten. Nachts lagen sie in Decken gehüllt auf dem Turm und starrten in den Sternenhimmel. — Schwere AutouufMe. In Lindlar (RHId.) überfuhr das Auto eines Arztes einen mit vier Kindern besetzten Wa- gen, der aus einer Seitenstraße kommend die Fahrbahn des Kraftwagens kreuzte. Zwei der Kinder erlitten schwere Der- letzungen und schweben in Lebensgefahr. Der Wagen der Kin der wurde zertrümmert. — In Warschau stürzte das Auto des Bankiers Rotwund indenEhausseegraben. Die beiden Insassen, der polnische Legationsfleretär Dalinski und dessen Frau sowie der Chauffeur sind den Verletzungen er- legen; der Besitzer des Wagens ist mit einer leichteren Der- letzung davongekommen. — Im Departement Dar stieß ein mit 13 von der Jagd heimkehrenden Personen besetztes Auto auf einer Brücke Wer einer Schlicht mit einem anderen Auto zusammen. Der Motor explodierte, der Lastwagen stürzte in die Schlucht. Sechs der Insassen wurden schwer, die übrigen leicht verletzt. — Artistenunfälle. In Landsberg a. d. W. stürzte bei der Eröffnungsvorstellung eines Zirkus ein japanischer Artist, der ein schräg gespanntes Seil hinaufgehen wollte, in die Tiefe, weil er plötzlich von Magenkrämpfen befallen wurde, und verletzte sich schwer. In einer weiteren Vorstellung stürzte ein anderer Artist, der sich aus einer Kanone in ein entferntes Netz schießen ließ, neben das Netz und erlitt gleich falls schwere Verletzungen. — Durch Benzolgas vergiftet. Beim Schuhfärben in einer Luxusschuhfabrik in Berlin erkrankten durch Benzolvergiftung ein Arbeiter und zwei Arbeiterinnen. Sie fanden Aufnahme im Krankenhaus. — Im Kampf mit dem Löwen. Im Zoologischen Garten in Halle faßte ein 12jähriger Junge durch Las Maschen gitter, um einen kleinen Löwen zu streicheln. Das Tier zog den Arm Les Jungen in de nKäfig. Besucher und ein herbei gerufener Wärter versuchten mit Stöcken den Knaben zu retten. Nur dem glücklichen Zufall, daß der in dem Käfig be findliche Hund dem Löwen ins Dein biß, ist es zu verdanken, daß das Raubtier von seinem Opfer abließ, das schwere Fleischwunden erlitt. — Uebcrfall im Flugzeug. Ein Flugzeugabsturz, der sich in Pontiac (Michigan) ereignete, dürfte ein gerichtliches Nachspiel haben. Der Passagier -es abgestürzten Flugzeuges, der ebenso wie der Pilot Verletzungen erlitten hat, die nicht lebensgefährlich sind, wurde verhaftet, weil er während des Fluges Len Piloten mit einem Hammer an gegriffen und Ladurch das Unglück verursacht hat. Es scheint sich um einen Geistesgestörten zu handeln. In seiner Tasche wurde ein Abschiedsbrief gefunden. — Ein Raubmord nach 8 Jahren aufgeklärt. Im Jahre 1920 wurde der Landwirt und Pferdehändler Wilhelm Krause aus Brüssow (Brandenburg) am Ufer eines Seeg tot ausge funden. 2000 Mark fehlten. Dieser Unistand, Verletzungen am Kopf der Leiche und einige Kampfspuren in der Nähe Les Sees ließen aus einen Raubmord schließen. Ermittelungen blieben ergebnislos. Vor einigen Monaten tauchten neue Ver dachtsmomente auf. Es gelang einem Beamten der Kriminal polizei, das Verbrechen aüfzukläven. Der 50 Jahre alte Rechts konsulent Erich Zastrow und ein 31 Jahre alter Arbeiter Al fred Rieck, beide aus Brüssow, wurden unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft sestgenommen und überführt. Zastrow hat bereits ein Geständnis abgelegt. — Im Streit erstochen. In der Nacht zum Dienstag wurde inMünchen bei einer Schlägerei, die sich aus einem Wort wechsel mitei nerDirn'e entwickelte, der 31 Jahre alte Metzger Attenberger durch einen Bruststich getötet. Der Täter ist unbekannt. — Selbstmord vor den Augen der Braut. Der Kaufmann Richter aus Coswig fuhr mit seiner Braut von Roßlau nach Wittenberg. Unterwegs hatte er mit ihr Streit. Kurz hinter Roßlau zog Richter einen Revolver, richtete die Waffe gegen sich und erschoß sich. Das Mädchen erlitt einen Ohn machtsanfall. — Der Fall Jakubowski. Im Falle Jakubowski ist eine neue, überraschende Wendung eingetreten. Die unter dem Verdacht des Meineides bezw. der Täterschaft des Mordes an Lem Kinde Ewald Nogens verhafteten August Nogens, Blöcker und Kreutz seid sind aus der Hast entlassen worden. Heber bi« nkcheren Umstände, Li«! zur HasteMaHAA führten, ist bisher noch nichts Bestimmtes zu erfahren. Wäh-i renb Kreutzfeld jede Mitschuld an Lem Verbrechen wett von! sich weist, gibt August Rogens zu, daß der tote Jakubowski! nichtoerMörderdes Kindes ist. Ms einziger der drei § Verhafteten HAt der Arbeiter Blöcker noch wie vor an sein«, Aussage fest, baß August Nogens der Mörder ist. — Eft» SWiHensverbreche» und seine Sühne. Die jährige Pflegetochter des Arbeiters Joseph Rakeischvt! aus Butenfelde bei Barnewitz wurde auf dem Wege von! der Schule im Walde von einem Manne überfallen, der) ihr Gewalt antat. Das Mädchen erlitt schwere Verletzungen.! Die Landjägecei nahm sofort die Verfolgung des Täters auf. An der Straße Gortz-Barnewitz stieß man auf den Unhold. Ala es flüchten wollte, sandte ihm einer Ler Verfolger aus einem; Jagdgewehr einen Schuß nach, der den Fliehenden tödlich nie« derstreckte. / — Mißhandlung von Zöglingen. Der Direktor der - polnischen Zwangserziehungsanstalt in Studzieniz, Paniewski, ist wegen Mißhandlung einer Reihe von Zöglingen und wogen Unterschlagung von Anstaltgeldern in Höhe von mehreren Hunderttausend Zloty verhaftet worben. >— In dem Streit um die Großfürstin Anastasia wurde vor Lem Schöffengericht Charlottenburg ein Keines, Vorspiel in Fovm eines Destechungsprozesses gegen die Bildhauerin von Rathleff-Koilmann und den Kriminalassistenten Ernst Dreesen verhandelt. Frau von Nathleff ist eine Ler Hauptvertreterinnen für die Echtheit der als jüngste Zarentochter Anastasia seinerzeit in Berlin aufge tauchten Frau von Tschaikosmski und hat über deren Erlebnisse vielerlei veröffentlicht. In demselben Matt erschien dann später ein Artikel, der die angeblich« Großfürstin als eine Hoch staplerin entl«vtc. In ihren Ermittlungen hierüber hat sich Frau von Rachleff Ler Dienste Les Kriminalassistenten Dreesen! bedient. Diesem wird von der Anklage vorgeworfen, dütz er seiner Auftraggeberin unbefugt amtliches Material zur Ver fügung gestellt und daß er Bestechungsgelder erhalten habe. Die Angeklagte bestritt dieses ganz entschieden. Das Gericht! sprach beide Angeklagte frei. — Gedopte Rennpferde. Unter der Beschuldigung, Renn- pfevde gedopt zu haben, ist auf Anzeige des Verbandes der konzessionierten Buchmacher Deutschlands gegen den früheren Rennstallbesitzer Fritz Friedländer-Berlin ein Strafver fahren eingeleitet worben. Friedländer ist wegen betrügerischer Machenschaften schon seit langer Zeit von den deutschen Renn bahnen verwiesen worden. Er bestritt anfangs alles, was Hm zur Last gelegt wurde. Bei einer Haussuchung wurden jedoch > Briefschaften gefunden, die ihn belasten. Außerdem ermittelte die Polizei zwei Futter-meister, die wiederholt von Fr. Doping- * mittel erhalten haben, die den Pferden eine Stunde und viev- zig Minuten vor dem Start in einer ausgehölten Mohrrübe' eingegeben werden sollten. Die Futtermeister bestreiten aber, jemals einem Pfevde die Mittel verabreicht zu haben. Die Polizei hat das Material der Staatsanwaltschaft übergaben. Von einer Festnahme Friedländers wurde Abstand genommen,! * weil er krank ist. - — ! WMerungsaussichren mitgeteilt von der sächsischen Landeswetterwarte für den 19. Mai abends bi» 17. Mai abend». Melfach lebhafte Winde aus Nord bis West. Etwas Tem peraturrückgang, meist trüb. Zeitweise Niederschläge. 4 Verantwortlich für dre Schriftleitung: Friedrich Menz »er 1v * Au«: für den Anzeigenteil: Albert Georgi in Zschorlau, s Not.itionsdnnk und Verlag: <k. M. Gartner in Aue. Die heutige Nummer umfaßt 16 Seite». Diensthabende Aerzte am Himmelfahrtstag: Aue: Dr. med. Tuchscherer, Schwarzenberger Straße. Lößnitz: Dr. med. Peltz. ! F Diensthabende Apotheken am Himmelfvhrtstag: Aue: Kuntzes Apotheke am Markt (mit Nachtdienst). Neustüdtel: Löwen-Apotheke. Der Gesamtauflage Ler heutigen Nummer ist eine Beilage der Deutschen Volkspartei beigefügt. Die völlige Untätigkeit begann den Kameraden zu quälen. Er suchte Robertson ins Gespräch zu ziehen, erhielt nur kurze Antworten und erzählte dann, nur um Len Klang einer menschlichen Stimme zu hören, von seiner bewegten Ver gangenheit, von Ler Heimat, von englischen Frauen. Plötzlich stand die Erinnerung an Lie Schande wie ein schwarzes Ge spenst vor Robertsons Seele. Er fuhr aus und hieß barsch Len Kameraden schweigen. Verärgert wandte ihm der andere den Rücken. Seitdem lebten die beiden fremd nebeneinander. Robert son haßte den Kameraden, weil er die fast vergessene Ver gangenheit wieder lebendig werden ließ, und der andere wahrte verdrossenes Schweigen. Sein bloßer Anblick quälte Robertson, und der frühere Hauptmann suchte sich trotz der fast unerträglichen Hitze durch lange Wanderungen über die Sanddünen dem verhaßten Beisammensein zu entziehen. Nur die gemeinsamen Mahlzeiten vereinten sie an einem Tisch. Schweigend würgte Robertson das Essen hinunter, um bald Ler quälenden Gegenwart Les anderen entfliehen zu können. Sein ganzes Wesen bäumte sich auf gegen die Gesell schaft des Kameraden. Jede Bewegung Les anderen, die Art, wie er nachlässig auf dem Stuhl hockte und die Ellbogen auf den Tisch stemmte, alle diese Zeichen mangelhafter Erziehung peinigten Robertson und trieben ihm das Blut in den Kopf. Er dachte an die vergangene Zeit, La er in Kairo als Offizier Ler „Nvyal Caledonians" ein gern gesehener Gast der besten europäischen Gesellschaft war, die das Speisen zur Kunst gestaltete, während er jetzt einem Menschen gegenüber saß, dem das Essen nur die Befriedigung eines Naturkiebes bedeutete. Ein« unsinnige Wut befiel den Freiwilligen; er sprang auf, griff nach der Stuhllehne, als wollte er den Kameraden nieder, schlagen, besann sich noch im letzten Augenblick und stürmte in die Wüste hinaus, um den quälenden Anblick des Schmatzenden zu meiden. Erst am Morgen kehrte Robertson todmüde in Len Wacht- türm zurück. Er sank auf die Pritsche und versuchte zu schlafen. Doch vom Lager des anderen drang lautes Schnarchen zu ihm herüber und raubte ihm die Ruhe. Er sprang hoch und rüttelte den Kameraden wach. Der sah ihm in die fiebernden Augen und schwieg, weil ihm die Furcht vor dem halb Wahnsinnigen die Kehle zuschniirte. In tödlicher Feindschaft verstrich di« Zeit. Als seine Retter begrüßte der Kamerad Li« ihn ablösenden Soldaten, die endlich mch lmM» Mch» Gcwctttuug «in- trafen. Er berichtete dem Führer von der Veränderung in Robertsons Wesen, von der steten Todesangst, in der er selbst gelebt hatte. Der Offizier ließ den Freiwilligen kommen, sah seinen starren, toten Blick und fragte ihn, ob er allein, ohne Kameraden, im Wachtturm bleiben wolle. Dankbar nahm Robertson Lie Gunst an. Ein Glücksrausch überfiel ihn, als er Lie Karawane hinter den von der Abendsonne gerStetm Dünen untertauchen sah... Jahre vergingen, und Robertson vergaß die Der< gangenheit. Nur zweimal im Jahre traf die Karawane ein und brachte ihm Proviant. Der Führer nahm feinen Rapport entgegen und beeilte sich, die Nähe des unheimlichen Menschen zu verlassen. Da erhielt die Garnison in El Obeid einen neuen Kom mandeur, den Oberstleutnant Rawlinston, dem von seiner früheren Tätigkeit bei den „Royal Caledonians" in Kairo der Ruf eines strengen Vorgesetzten voran ging. Eine seiner ersten Maßnahmen war die 'Besichtigung aller ihm unterstellten Außenposten und Wachttürme. So sah der Freiwillige Robertson eines Morgens ein« stärke Karawane auftauchen. Er stieg Lie Turmtreppe hinab, um sich beim Führer zu melden, und staird vor Oberstleutnant Rawlinston, seinen: Todfeind. Das Blut schoß ihm ins Gesicht, die Erinnerung an Lie Schande brauste ihm Lurch den Kopf, und ec griff nach der Pistolentasche am Koppel. Da erkannte ihn auch der andere, sah die drohende Hand- bewegung und kreuzte die Arme über der Brust: „Hauptmann Robertson!" Scharf und militärisch klangen die ungewohnten i Worte. Dem Freiwilligen flogen wie in alter Zeit die Hacken zusammen und die Rechte fuhr an Lie Mütze. ,Hauptmann Robertson!" Die Stimme des Oberstleutnants war ruhig, fast leise: „Jeder Mensch muß vergessen können! Ich habe Ihr Leben zerstört, um einer Frau willen, — die auch mich be trogen hat. Ich bitte Sie um Verzeihung!" Er bot dem an-. deren Lie Hand, und Robertson ergriff sie. Ein halbes Jahr blieb der Freiwillige Robertson noch auf seinem Posten. Dann brachte ihm die Proviantkarawane einen Befehl vom Generalkommando der sudanesischen Truppe«: „Das Kriegsgericht in Kairo hat das Verfahren gegen Sie aus Anttag des Oberstleutnants Rawlinston wieder ausgenommen " und Sie nur zum Ausscheiden aus dem königlichen Dienst ver- urteilt. Ihrem Eintritt als Offizier in die „Sudan Defence Force" steht nichts im Wege. Sie werden unter Beförderung zum Major noch Faschoda versetzt."