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Vor dem Ende des chinesische« Bürgerkrieges? Die Nordarmee räumt Peking. Nanking Äaupisladt -es neuen China. Peking, 15. Mai. Begleit^" von seinem Sohn und einen: Unterführer hat Tschangtsolin gestern Peking ver« lassen. Die Truppen setzen die Räumung der Stadt fort. Die Ordnung hat die internationckke Polizei unter dem schwedischen General Kunturs übernommen. Die japanische Gesandtschaft hat ihren Sitz nach Tientsin verlegt. London, 15. Mai. Der Justizminister der Nankingregie- rung, Dr. Wang, verhandelte mit Chamberlain über die offi zielle diplomatische Anerkennung der Nanking regierung durch England. Wang erklärte, der Fall Pekings sek' nicht mehr zweifel haft. Tschangtsolin werde sich) nach der Mundschurei zurück- ziehen und damit werde der große Augenblick für den Beginn des Wiederaufbaus Chinas gekommen sein. Der erste Schritt würde die Einberufung einer Nationalversamm lung sein. Nanking werde die Hauptstadt des neuen ge ¬ einigten Staates sein. Trotz der vorübergehenden Freund- schäft der Nankingregierung mit Sowjetrußland hätten kommunistische Ideale oder Bolschewismus niemals zum Pro gramm Sun Artsens gehört. Paris, 16. Mai. Der ehemalige Außenminister der Nan kingregierung, Dr. Wu, der sich seit einiger Zeit hier aufhielt, hat sich gestern nach den Vereinigten Staaten begeben, wo er mit der Regierung wegen der Ereignisse in China verhandeln soll. Dr. Wu ist zum diplomatischen Vertreter der südchine- sischen Regierung in Washington ausersehen. Sühneforderungen Japans. Tokio, 15. Mai. Japan hat folgende Forderungen gestellt: Entschuldigung des Generals Tschiangkaischek wegen der Zwischenfälle in Tsinanfu, Bestrafung des Generals Hoy- aotsu und anderer verantwortlicher Offiziere, Einstellung der Feindseligkeiten, der Propaganda und der kriegerischen Be tätigung in einem Umkreis von zwanzig chinesischen Meilen um Tsinanfu, Tientsin und die Eiscnbahnstreckr von Schantung. Die Krankheit Dr. Stresemanns. Staatssekretär von Schubert als Stellvertreter. Berlin, 15. Mai. Ueber das Befinden Dr. Strese manns ist heute abend folgende Mitteilung ergangen: Es ist insofern eine Veränderung eingetreten, als die Magen- und Darmerscheinungen sich gebessert haben. Indessen hält die Störung der Nierentätigkeit an. Abendtemperatur 37,6, Puls 80. Der Charakter der Erkrankung muß auch heute noch als ernst angesehen werden. Gegenüber in der vergangenen 'Nacht umlaufenden Gerüchten von einer Verschlechterung im Befinden des Reichsaußennnnisters wurde auf Anfrage um ^2 Uhr nachts von zuständiger ärztlicher Stelle erklärt, daß diese Gerüchte nicht zutresfen, daß viellnehr eine Verschlim merung im Befinden des Reichsaußenministers nicht ein getreten sei. Der Reichspräsident hat sich Lurch Staatssekretär Dr. Meißner wiederholt nach den: Befinden des Reichsaußen- ministers erkundigen und ihm seine besten Wünsche für eine baldige Wiederherstellung übermitteln lassen. * — Berlin, 15. Mai. Da Dr. Stresemann längere Zeit ans Bett gefesselt ist, wird Staatssekretär vonSchubert die Geschäfte des Außenministeriums vertretungsweise über nehmen. Gerüchte. Paris, 15. Mai. Die ,Liberte" beschäftigt sich mit den Gerüchten, die seinerzeit an die Erkrankung Briands geknüpft wurden und weist darauf hin, daß mehrere Personen, die an den Genfer Ratstagungen im März teilnah men, an Para-Typhus erkrankt seien. Ob sic schlechtes Wasser getrunken hatten, so fragt die „Liberte", oder ob sie das Opfer irgend eines anarchistischen Dieners seien, der sich moderner Methoden bedient hätte und das Dynamit durch schiDliche Bazillen ersetzte? Durch die Erkrankung Strese manns würden diese Gerüchts erneut ins Gedächtnis zurück gerufen. Lehnt das Reichskabinett die Tariferhöhung ab? Berlin, 15. Mai. Das Neichskabinett wird sich am Mittwoch mit dem Antrag der Reichsbahngesellschaft auf T a - rifer Höhung beschäftigen. Aller Voraussicht nach wird die Reichsregierüng den Antrag ablehnen. Wie verlautet, bemängelt die Reichsregierüng vor allem, daß sich die Er höhung der Gütertarife in einer Verteuerung der Waren aus wirken werde. In Wirtschaftskreisen wird außerdem erklärt, daß die Bilanz der Reichsbahn nicht ganz richtig sei. Der tat- sächliche Bedarf für 1928 betrage nicht 250, sondern nur 125 Millionen Mark. Diese 125 Millionen Mark wären jedoch für das Jahr 1928 bereits vorhanden. In den ersten vier Mona ten hätten nämlich die Mehreinnahmen unter Abzug der Der- kehrssteuern 70 Miliouen ausgemacht. 40 Milionen wären noch aus dem Vorjahre als Ueberschuß vorhanden. Daher trete erst mit Beginn des Wirtschaftsjahres 1929 ein tatsächlicher Bedarf für die Reichsbahn ein, Wenn die Reichsbahn im Falle der Ablehnung durch das Kabinett an ihrem Erhöhungsantrag festhält, so kann sie sich an das Reichsgericht wenden. Lehnt auch dieses ab, so bleibt dann der Reichsbahn, falls von einer Nichteinführung höherer Tarife eine Gefährdung des Neparationsdienstes be fürchtet wird, noch der Appell aneinneutralesSchieds- gericht, das dann endgültig entscheiden würde. Berlin, 16. Mai. Der Reichskanzler hat seinen Ur laub beendet und ist nach Berlin zurllckgekchrt. Berlin, 15. Mai. Heute ist die Frist, welche die Junkers- werke Frau Dillenz für den Kauf der „Europa", der Schwester- Maschine der „Bremen", gestellt hatten, abgelaufen, ohne daß Frau Dillenz die entscheidende Erklärung abgegeben hat. In- folgedessen sind die Verkaufsverhandlungen als gescheitert zu betrachten. Ludwigshafen, 15. Mai. Das französische Kriegsgericht in Landau verurteilte zwei französische Soldaten, die im März in Ludwigshafen zwei Sittlichkeitsverbrechen verübten, zu je 1 Jahr Gefängnis. Helsingfor», 15. Mai. Der König von Dänemark, sowie Prinz Knud trafen heute um 11)4 Uhr auf Lem Kriegs schiff ,Miels Juel" hier ein. In ihrer Begleitung befanden sich u. a. Ler Außenminister Maltesen, sowie der erste Minister Islands, Thorhallsen. Der König und seine Begleitung werden sich als Gäste des Präsidenten Relander bis zum Don nerstag hier aufhalten. Pari», 15. Mai. Im Hafen von Le Havre wird die Arbeit morgen wieder ausgenommen werden, nach te« die LohMseiti^keitu» eine Rqzskma gefunden hab«. W8HU die nationalen Parteien! Wahlaufruf der vaterländischen Verbände. Berlin, 15. Mai. Die Vereinigten Vaterländischen Ver bände erlassen folgenden Wahlaufruf: „31 Parteien zer reißen unser deutsches Volk in: Wahlkampf! Daher durfte letzten Freitag der berüchtigte Franzose Dasch — eingeführt vom Demokraten Schönaich — unter dem Schutz vom Beifalls gebrüll Les Berliner Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold unge straft Deutschland in schamlosester Weise schinähen und Landes verrätern huldigen! Soweit ist cs unter der Herrschaft der Sozialdemokratie im heutigen Preußen gekommen. Wer zwei felt daher noch daran, daß es rm Wahlkampf um rechts oder links, um national oder international geht? Darum laßt den Kampf im eigenen Lager ruhen! Unsere Losung ist: Gegen Marxismus, Internationalismus und würdelosen Pazifismus! Denkt an Hindenburgs Wort aus der Osterbotschaft: „Ich reiche jedem Deutschen die Land, der national denkt, dis Würde des deutschen Namens nach innen und nach anßen wahrt, den kon fessionellen und sozialen Frieden hält!" Dies tut und will die Sozialdemokratische Partei nicht. Daher, deutsche Männer und Frauen, gebt eure Stimmen nur den nationalen Parteien, die gewillt sind, auch nach der Wohl die Sozial demokraten zu bekämpfen. Keine Stimme denen, die heute schon die große Koalition wollen und damit nur die Sozial demokraten unterstützen. Keine Stimme den Mitschuldigen an der Schändung deutscher Ehre! Wahlrecht ist Wahlpflicht! Nichtwahl ist Linkswahl!" Der Stahlhelm fordert die Ausweisung Baschs. Berlin, 16. Mai. Die Reichspressestelle des „Stahlhelm" versendet folgende Erklärung: Der Franzose Basch hat in einer öffentlichen Versammlung in Berlin eine uner hörte Schmährede gegen die deutsche Wehrmacht und die Deutschen gerichtet. Für diese Rede hat er den tosen den Beifall der in großer Zahl anwesenden Mitglieder Les Reichs bannersge funden. Schmerzliche Erfahrung vieler Jahre haben uns den Glauben aenvmmen, daß die Ent rüstung «der national empfindenden Männer solche Skandale, die in jedem anderen Lande unmöglich waren, zu verhindern und ihre Urheber der verdienten allgemeinen Verachtung preis zugeben vermöchte. Wir stellen deshalb an diejenigen, denen die Wahrung der Ehre des Deutschen Reiches und des deutschen Polkes amtlich anvertraut ist, die Forderung, den Fran zosen Basch sofort aus dem Reichsgebiet auszu - weisen und den Leiter der Versamnllung, v. Schönaich, sowie diejenigen Mitglieder des Reichsbanners, die dem dos vom deutschen Volke gewährte Gastrecht unverschämt miß brauchenden Ausländer Ehrengeleit und Wahlschutz gegeben und zu den von ihm ausgesprochenen Schmähungen ihre Zu stimmung gegeben haben, wegen Verächtlichmachung und Her absetzung der Würde des Deutschen Reiches unterAnklage zu stellen. Die deutschen Gäste in Litauen. Kowno, 15. Mai. Gestern abend veranstaltete der deutsche Gesandte Mohrat aus Anlaß Ler Anwesenheit der deutschen Offiziere ein Bankett, zu dem der Staats präsident mit Gemahlin, Ministerpräsident Wolde maras, zahlreiche Minister, Offiziere und Beamte sowie das diplo matische Korps und Mitglieder der deutschen Kolonie geladen waren. Beim Erscheinen des Staatspräsidenten wurden die litauische und Lie deutsche Hymne gespielt. Am Dienstag morgen fand nach dem Gottesdienst und der Zelebrierung der heiligen Messe auf dem Paradefeld diegroßeParadeder Garnison und der Organisationen vor dem Staatspräsi denten statt. Die deutschen Offiziere sind heute mittag Gäste des Kriegsministers und werden heute abend die Oper be suchen. Auflösung deutscher Vereine in Tirol. Innsbruck, 15. Mai. Der Präfekt von Bozen hat mehrere katholische deutsche Gesellen-, Burschen- u:ü> Iugendvereine a u f g e l ö st. Warschau, 16. Mai. Gestern abend wurden einige Kna- ben, di« in der Vorstadt Praga in einem Kasernenhof spielten, festgenommen, um der Polizei übergeben zu werden. Als einer de« Knaben zu entfliehen versuchte, wurde er von einem Soldaten mit einem Schuß seines Karabiners nie - berge st reckt. Daraufhin kam es vor dem Kasernengebüude zu Kundgebungen der erregten Bevölkerung. Polizei und Militärqendarmerie trieb die Menge auseinander. 20 Per sonen wurden verhaftet. Der ««beliebte 18. Januar. Herr« Braun» Meinungsfreiheit. Berlin, 15. Mai. Ein« deutschnat. Anfrage im Land« tag wendet sich gegen einen Erlaß Les Ministerpräsidenten Draunan den Kultusminister, von dem die deutschnattonale Fraktion jetzt Mitteilung erhalten hat. Der Erlaß bezieht sich auf eine Rede des Professors Dr. Boost bet der Reichs« gründungsfeter Ler Berliner Technischen Hoch schule am 18. Januar 1925, die nach einem Zeitungsbericht den Satz enthalten hat: „Nur wenn man einen tüch tigen Knüppel zur Hand hat, kann man bei den Anderen auf Achtung rechnen." Der Erlaß bezeich net solche Reichsgründungsfeiern preußischer Hochschulen der Republik als einen Unfug. Es müsse Aufgabe der Unterrichts- verwaltung sein, derartige versteckte Versuche zur Pflege monarchistischer Ueberlieferungen, die sich gegen die bestehende Staatsform richten, niederzuhalten. Solche Feiern am 18. Januar seien zu unterbinden und an ihre Stelle Dec- fassungsfeiern am 11. August zu setzen. Die Auflage wünscht Auskunft, ob ein solcher Erlaß tatsächlich ergangen ist und ob Las Staatsministerium ihn billigt. (Bekanntlich hatte Herr Braun erst bei der Eröffnung der Pressa ein hohes Lied über die Meinungsfreiheit in Preußin: gesungen! E. D.) Prinz Carol darf nach Belgien. Brüssel, 15. Mai. Der belgische Außenminister Hymans erklärte, daß er nichts gegen einen Aufenthalt des rumänischen Exkvonprinzen Carol in Belgien einzuwenden habe. Ein neuer russisch-polnischer Konflikt. Warschau, 15. Mai. Im polnischen Eisenbahn wesen wurde eine große Spionageangelegenheit aufgedeckt. Der Hauptschuldige, ein Beamter in Krakau, wurde verhaftet. Die Organisation arbeitete im Auftrage eines Mitgliedes der Gesandtschaft eines Nachbarstaates Polens, wo bei zweifellos Sowjetrußlaud gemeint ist. Dieser geheimnis volle Diplomat, Winogradoff mit Namen, soll die ganze Aktion, Lie zur Aufdeckung der polnischen Eisenbahnmobilisierungs- pläM hätte führen sollen, geleitet haben. Die Sowjetunion und der Kellogg-Pakt. Moskau, 15. Mai. Die Iswestija schreibt, die Sowjet union würde das Ausbleiben einer Aufforderung zum Beitritt zu Kelloggs Antikriegsvorschlag genau so als eine gegen sie gerichtete Aktion ansehen, wie die Bildung eines Antikriegsblocks ohne Rußland. Obgleich der Vorschlag Kel- loggs ausschließlich eine moralische und nicht eine materielle Bedeutung habe, würde die Sowjetunion einen Vorschlag zum Beitritt erwägen. Die Dremenflieger in St. Louis. St. Louis, 15. Mai. Die Bremenflieger sind hier um ^5 Uhr nachmittags gelandet. Sie wurden von einer großen Menschenmenge stürmisch begrüßt. Das offizielle Programm Ler Feier für die Flieger begann mit einer großen Parade zur City Hall, wo den Fliegern ein großer Empfang bereitet wurde. Die Zuschauer brachten den Fliegern ununterbrochen Ovationen dar. Der Nachmittag war einer Deutschen-Feier gewidmet, bei welcher der erste Spatenstich für ein neues Deutsches Haus vollzogen wurde. Am Abend veranstaltete die Stadtverwaltung ein Bankett. Abflug der „Italia". Kiugsbay, 15. Mai. Di« „Italia" ist heute nachmittag 1,20 Uhr aufgestiegen. Rom, 15. Mai. Nobile hat um 6N ilhr nachmittags nach Rmn drahtlos folgende Mitteilung gegeben: Wir fahren seit 1^ Uhr über Packeis. Seit 1)4 Stunde sind wir immer während in Nebel eingehüllt und find infolgedessen tiefer gegangen, so daß wir jetzt 150 Meter über dem Spiegel des zugesrorenen Meeres fliegen. Die Sichtigkeit wechselt zwischen 2 und 15 Kilometer. Es bietet sich uns ein pracht volles Schauspiel Lar. An Bord ist alles wohl. * Rom, 16. Dlai. Ein letzter Funkspruch des Generals Nobile an die „Agenzia Stefani" lautet: Um 10,30 Uhr nahmen wir Kurs nach Norder: und stoßen bei Franz-Jvsefs- Land vor in unerforschtes Gebiet. Wir erreichten einen Punk! unter 82 Grad nördlicher Breite uiü> 28 Grad 30' östlicher Länge. Von dort wandten wir uns der Harmsworth- Insel zu, die um 2,30 Uhr in Dicht kam. Die Witterungs verhältnisse sind günstig. Wir konnten kein« Anzeichen neuen Landes feststellen. Managua, 15. Mai. Eine Gruppe von Aufständl. schen überfiel die am Rio Coco gelegene Plantage eines Amerikaners namens Miller, um an ihm wegen der Mittet- langen, die er den amerikanischen Truppen hatte zukommen assen, Rache zu nehmen. Miller war zufällig abwesend. Seine 5 rau wurde von den Aufständischen schwer miß- jandelt. Oertliche Angelegenheiten. Aue, 16. Mai. Hier istdieGründungeinerLoge vom „Unabhängigen Orden der Old Fellows" vollzogen wor den. Sie führt den Namen „Montanus-Loge" und hat ihrs Räume Ernst Papststraße 17/19. Affalter, 16. Mai. In der Nacht zum Dienstag ereignete ich in der Nähe der Neukirchnerschen Strumpffabrik ein schwe res Autounglück. Der Fiihrer des Kraftwagens verlor die Gewalt über den Wagen und fuhr gegen einen Baum. Die Insassen, zwei Damen aus Aue und Lößnitz, er litten schwere Verletzungen. Dr. Jeßnitzer leistete die erst« öilfe. Das Auto wurde stark beschädigt und mußte abgeschleppi werden. * " Zwickau. Die Stadtverordneten verhandelten im Eint« MngsveHohveu Über den von Lev Etadtoervüdnetov ahgelehv-