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Ar. irr. 8. Sunt 1928. Erzgebirgifcher Dolksfreund. De i-g m «s kn-rEL Oertliche Angelegenheiten. «ücksichlslose Kunst. Der Juni bringt uns mit dem größeren Tagesbogcn der Sonne wieder die wundervolle Zeit der Hellen Nächte. Wie gern geht man jetzt nach der anspanneuden Arbeit des Werk tages noch einmal hinaus in den linden, erfrischend kühlen Abend. Einsame Waldwege sind da ein wahrer Gesund brunnen für die vom Lärm des Tages noch nachzitternden Nerven. Doch wie weit muß man heute gehen, bis endlich die ungestörte Ruhe der Natur uns umfängt. Früher gab es eine Zeit — es waren die Jahve, in denen Schubert seine Weifen schrieb — da konnte man sich nach Herzenslust in den abendlich stillen Borstadtstroßen ergehen. Kem schriller Ton des lauten Lebens drang hinein in den Frieden der Alleen. Nur hin und wieder rauschten wind- verwchte Klänge aus einem offenen Fenster in die dtacht hinaus. Aber es waren ruhige, seelenvolle Weisen, Lie ein einsamer Musiker oder ein trautes Trio den altcdlen Instru menten, dem Spinett, Cello und der Mola ä'amour entlockten. Das sind versunkene Zeiten. Unser Zeitalter hat andere Instrumente, liebt andere Melodien und nimmt weniger zarte Rücksicht auf abendliche Spaziergänger. Wo man sich nur auf die Straßen wagt, und wären es arg entlegene Gassen, überall überfallen einem aufpeitschende SchlvgeMssonanzen, bald von irgendeinem Grammophon heruntevgeplärrt, bald aus dem „Füllhorn der Fee", aus dem Lautsprecher eines Radio auf die Straßen hinausgeschmettert. Mit besonderer Sorgfalt achtet der glückliche Besitzer solcher Musikmaschinen darauf, daß sein Apparat möglichst nahe am offenen Fenster aufgestellt ist, damit ja die ganze Nachbarschaft sich erbauen kann an den Köstlichkeiten seiner neuzeitlichen Musiksammlung, und damit ja ein Klang aus der großen Welt hineingeschleudert wird in die letzten Reste sinkender Vorstadtromantik. Als wahre Wohl tat muß man es heute schon empfinden, wenn einmal ein paar wandernde Herbergsbrüder mit einer Mund- oder Zieh harmonika vorbei-marschiercn. Da ist wenigstens noch etwas von volkstümlicher Musik drin, wenn nicht gerade der finger fertige oder lippenkundige Musikant etwas Modernes vom Stapel läßt. Ironie des Schicksals. Eben, wie ich dieses schreibe, kommt ein Trupp junger Burschen die Lindenstraße hevauf- gszogen. Gin paar Akkorde alter Melodien, und schon schmettert der gequetschte „Dudelsack" die schmissigen Rhyth- men des Russenschlagers in die Nacht hinaus: „Nischninow- govod... Nischninowgorod..." Vor mir steht ein Globus. Ein leichter Stoß, die Erd kugel dreht sich, und aus dem Herzen Sowjet-Rußlands grinst mir vom Ufer der Wolga die alte Handelsstadt entgegen. Es ist schon ein weiter Weg bis nach Nischninowgorod, und grübelnd frage ich mich, was hat die Stadt der Movdmnen, TsS^eremissen und Tataren mit abendländischer Kultur zu tun? .Ich gehe zum Bücherspind, greife zum Reichsstvafgesetzbuch, und während -er Spielmannszuq der Lindenstvaße in der Ferne verklingt, überfliege ich flüchtig den 8 360 11: „Mit Geldstrafe oder Haft wird bestraft, wer... ungebührlicher Weise ruhestörenden Lärm erregt oder wer groben Unfug verübt." Daß man heute rücksichtsloser Kunst mit Gesetzespara graphen zu Leibe rücken muß, ist originell und tragisch zugleich. —i— Das Kerbarium. Seit der geniale Schwede Linnö die gesamte Pflanzen welt in einem streng durchgeführten System geordnet hat, ist das Interesse für die Botanik, die liebliche Wissenschaft, immer stärker bei den Gebildeten geworden, um allerdings jetzt im Zeitalter der Technik wieder etwas zu verblassen. LinnS hat seinem System selbst nie eine überragende Bedeutung beige» nassen, sondern es nur als HilfsmittÄ betrachtet. Sein vor ausblickender Geist sah schon für wichtiger als das System die Natur der Pflanzen an. Wie so oft, so konnten auch hierin die Bewunderer nicht dem Geistesfluge des Meisters folgen, und die Botanik erstarb darum bald in systematischem Sammeln von Pflanzen. Das Bestimmen mit Hilfe des Linnffchen Systems wurde allenthalben als Sport getrieben. In die Modebäder der Zeit brachten Gärtner und Landleute Körbe voll Pflanzen, die dann von den Badegästen bestimmt wurden. So beschreibt es uns Goethe z. B. von Karlsbad. Wer ein höheres Interesse aufwies, legte sich ein Herbarium an, wie etwa heute Briefmarkensammlungen. Von Studenten der Medizin Ond der verwandten Berufe verlangte man sogar eine möglichst vollzählige Pflanzensammlung. Da zu deren Anlage aber der sichere Blick des Floristen, notwendige Zeit und die Mittel zur Durchführung der unvermeidlichen Reisen gehörten, bildete sich ein besonderer Beruf heraus, der des Pflanzensammlers. Ueber die Arbeit dieser Leute erfahren wir näheres in dem vorzüglichen Buche von Charitas Bischoff über ihre Mutter Amalie Dietrich. Mit Korb oder Wagen zogen die Sammler im Lande umher, solange die Blumen bliihten. Botanisch wertvolle Standorte wurden von ihnen wegen der dort wachsenden Seltenheiten besonders gern aufgesucht. Am Abend wurde präpariert und gepreßt, und im Winter wurden die Pflanzenleichen zu vollständigen Sammlungen zusammengestellt, die dann an Studenten, Schu len und Apotheker verkauft wurden. Diese Art des systematischen Herbariums wurde vereinzelt bis in die neueste Zeit beibehalten. An den höheren Schulen verlangten vor allem gewisse in Artenkenntnis erstarrte und in ihrer Lehrweise überaltete Lehrer die Anlage von Herbarien von ihren Schülern, ungeachtet der Tatsachen, daß bisse erstens durchaus nicht ehrlich selbst gesammelt wur den, sondern durch Kauf und Tausch unter den Schülern zu stande kamen; daß aber zweitens durch die botanisierenden Schillermassen die Seltenheiten in der Nähe von Schulstädten rasch abnahmen. Das systematische Schülerherbarium war gleichzeitig die systematische Naturverödung unter Anleitung Lerer, die die Freude an der Natur großzuziehen die Aufgabe hatten. Es ist bekannt geworden, daß z. B. höhere Schüler in den Plauenschen Grund bei Dresden gezo gen sind, um die in Sachsen nur hier und bei Meißen vor kommende Pfingstnelke mit Hammer und Meißel aus den Felsen zu entfernen, damit der Natuvgeschichtslehrer befriedigt wurde. Die katastrophale Wirkung bei mehreren Tausend Schülern in Dresden kann man sich ausmalen. Diese Unsitte scheint durch die heutigen Naturgeschichtslehrer, die mehr Wert auf das Leben der Pflanze, auf Pflanzenverbreitung und Pflanzenschönheit legen, beseitigt worden zu sein. Sollte hier und da doch noch die Anlage von Herbarien an einzelnen Schulen verlangt werden, so wäre es höchste Zeit, daß die vorgesetzten Behörden diesem Unfug baldigst ein Ende machten in Ler Erkenntnis der Tatsache, daß es sonst in mehreren Jahren ohnedies nichts Seltenes mehr hinwegzubotanisieren gibt. Eine größere Nolle spielt das Herbarium jetzt noch Lei dem pharmazeutischen Studium. Entschieden ist es in diesem berechtigter als in Schulen, die doch ihre Schüler an alle möglichen Berufe abgeben. Jedoch ist es auch hierbei nahezu entbehrlich geworden. Früher kaufte der Apotheker seine zu den Medizinen nötigen Kräuter direkt von den Kräuterfrauen. Dor allem Giftpflanzen mußte er daher ein^ wandfrei kennen. In Zweifelsfällen befragte er säin Herba rium. Heute aber bezieht der Apotheker sämtliche PflanzenteL* von großen Firmen, die für einwandfreies Material zu bürgen haben. Die auf der Universität angelegten Herbarien liegen daher meistens als totes Ardelts- oder mich Geldkapital da. Kleinöre Sammlungen haben lediglich einen Examens-, aber keinen wissenschaftlichen Zweck zu erfüllen. Deswegen ver langen auch die Lehrer der Hochschule keine Seltenheiten, nicht einnml pharmazeutischer Arten. Jedenfalls haben die Stu dierenden nicht mehr die mindeste Ursache, aus Ler freien Natur sich Seltenheiten zu holen. Wenn man sich fragt, ob heut« überhaupt noch systema tische, vollzählige Herbarien Wert besitzen können, so muß man die Frage bejahen. Eine Universität, eine Großstadt möchte im Besitze eines solchen sein. Es ist aber Lehrmittel und nicht mehr Lernmittel. Es wird nur einmal angeschafft und beraubt nie und nimmer die Natur. Meistens sind diese wahrhaft wissenschaftlich angelegten Herbarien auch schon in den Zeiten hergestellt worden, da eine direkte Bedrohung bei heimischen Pflanzenbestände noch nicht vorlag. Heilte erscheint Lag Herbarium in seiner früheren Allgemeinheit als überlebt. Allgemeinen wissenschaftlichen Wert besitzt es nicht. Zu einer Spielerei oder zum Sammelsport aber sind die Seltenheiten und selbst die bloßen Schönheiten unserer Flora zu schade. Es gehört an wissenschaftliche Stelle wie etwa der Röntgen apparat ins Krankenhaus, den sich auch nicht jede Familie, ja nicht einmal jeder Arzt anschaffen kann. Wer für bestimmt« Zwecke eine Pflanzensammlung haben möchte, der kann sie sich aber noch auf ein« unbedenkliche Art verschaffen. Er widme sich der Pflanzenphotoyraphie. Wenn er in Wind und Wetter sich seine Bilder zusammengeholt hat, dann empfindet er sicher mehr Freude an diesen als an den Stößen verdorrter Pfkm- zenleichen. Svnderzug Aue—Leipzig Bayr. Df. MN Sonntag, den 10. Juni. Ab Aue 6,00, ab Niederschlema 6,07, ab Hartenstein 6,16, an Leipzig Bayr. Bhf. 8,37. Ab Leipzig Bayr. Bhf. 19,14, an Hartenstein 21,40, an Niederschlema 21,SO, an Aue 21,S8. Fahrpreise: von Aue und Niederschlema S,00 RM., von Hartenstein 4,40 RM. Es werden Sonderzugskarten aus gegeben. Schluß des Kartenverkaufs am Sonnabend nach mittag. Deutsche Ftugspen-e zu Ehren -er Transozeanftiegerr Der Deutsche Luftfahrtverband, der dem DNU. angeschlossen ist, hat soeben folgenden Aufruf er lassen: Der glückhafte Luropa-Amerikaflug des Iunkersflug- zenges „Bremen" unter Führung des Hauptmann a. D. K öhl und seiner Begleiter Fitzmaurice und von Hünefeld hat das ganze deutsche Volk mit Dankbarkeit und Stolz erfüllt und die ganze Welt zur Bewunderung fortgerissen. Wir sind stolz darauf, daß es deutschen Männern mit einem deutschen Flugzeuge geilang, zum ersten Male in der Geschichte des Flugzeuges Len Nordatlantik von Ost nach West zu über- fliegen. Es gilt nunmehr, dem deutschen Flugsport, der trotz aller Hemmungen seine Lebensfähigkeit bewiesen hat, zur Förderuna sportlicher Flüge, zur Ausschreibung von Preisen und zur Fortbildung besonders begabter junger Sportflieger die unentbehrliche finanzielleGrundlage zu schaffen Wir glaulnn, daß eine solche Sammlung gleichzeitig dir Der Gast auf Schloß Korff. Roman von Wolfgang Marken. (UrheLerrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister in Werdau.) >12. svniekung.» Tesfing nickte. „Die Arbeitsleistung ist ungeheuer. Wenn man euch zusieht, dann wird man wieder jung." „Wenn wir nicht die tüchtigen Gesellen gehabt hätten, dann wäre uns dies nicht möglich gewesen. Jedenfalls werden wir in der kommenden Saison zwanzig Zimmer zur Verfügung haben." „Aber leere, lieber Hanno." „Bis Lahin sind sie möbliert, dafür will ich sorgen, Vater. Du sollst mir nur zusichern, daß ich Vollmacht habe, alles zu arrangieren, wie ich es für gut befinde." „Tu, was du willst, Hanno. Du hast mein volles Ver trauen." „Ich danke dir, Vater. Also höre. Wir werden unsere Saison am 1. Mai eröffnen. Einverstanden?" ,-EinverstandenI" „Gut! Ich werde die Möbelangelcgenheit in Ordnung bringen, und Ian fährt einmal nach Berlin." Ian führ wie elektrisiert auf. „Berlin! Donnevwetter, was hast Lu mit mir vor?" „Du mußt Inserate unterbringen." „Schön. Das kostet aber eine Stange Geld!" „Gar nichts kostet das. Gar nichts darf dos kosten! Wenigstens kein bares Geld!" fuhr ihn Hanno ungnädig an. „Du bist glänzend! Glaubst du denn, daß die mir auf mein ehrliches Gesicht kreditieren?" „Kreditieren? Du willst Schulden machen auf Schloß Korff? Nicht einen Taler." „Na, zum Donnerwetter," fauchte Ian auf. „Wie denkst du dir denn die Chose? Ich bin ja 'n netter Mensch, aber ich bezweifle, daß sie mich in den Zeitungsexpeditionen an die Brust drücken und mir Gratis!nserate abnehmen werden." ,-Gratis! Mensch, Ian, kapierst du heute schwer! Wer redet denn von kostenlos, von gratis oder von umsonst. Um sonst wollen wir es nicht haben. Bewahre! Nur kein Geld darf es kosten. Verstehst du mich nun?" „Nee!" Der gute Ian sah ihn nicht gerade geistreich an, und Hanno begann, gelinde gesagt, an Jans sonst unbestrittener Intelligenz zu zweifeln. „Menschenskindl Usbevleg' dir doch mal. Wir wollen mit den Zeitungen «in To-iLavs<Mt machen." „Tauschgeschäft! Aha, jetzt geht mir ein Kronleuchter auf. Du denkst an den Weinkeller?" „Keine Spur. Was darin ist, brauchen wir für unsere Gäste und uns. Nee, ein Zimmer wollen wir in Tausch geben." „Nett! Wirklich nett! Gratis und franko im Postkaiket, nachnohmefrei, was?" Hanno ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Na, langsam scheint sich deine Intelligenz wieder einzu- stcllcn. Junge Junge, wo was die bloß so lange? Vater, schenke dem jungen Mann nicht so oft Punsch ein. Also, so höre meine Instruktionen. Du fährst nach Berlin." „Auto oder Bahn?" „Bahn natürlich! Mit dem Auto kommst du nicht durch den Schnee. In Berlin suchst du Lie drei Zeitmraen auf, die die ich dir aufschreibe. Du sagst dort: die beiden Inserate sollen sie einmal aufnebmcn. Das erste Inserat jetzt gleich, das zweite Inserat Mitte April. Dafür steht ihnen das ganze Jahr ein Zimmer auf Schloß Korff kostenlos zur Verfügung." „Mit oder ohne Verpflegung?" Hanno überlegte. „Natürlich mit Verpflegung." Tesfing hatte aufmerksam zugehört und fiel jetzt ein: „Ist das nicht teurer, als wenn wir die Anzeigen bezahlen." „Nein, Vater. Die beiden Anzeigen würden, eine viertel Seite groß, in -er „Allgemeinen Deutschen Zeitung" zum Bei spiel achtzehnhundert Mark kosten, ein« Summe, die für uns unerschwinglich ist." „Meinst du denn, -aß Lie Zeitungen mitmachen werden?" „Eigentlich machen Sie es gewiß nicht. Aber Ians Ge- schicklickkeit, sein weltmännisches Wesen und seine Revolver- schnauz« müssen es schaffen." Alle lachten, auch Ian stimmte mit ein. „Tas ist wirklich nett von dir, -aß du mir das zutvaust. Ich versichere dir, daß ich alles aufbieten werde, um dich nicht zu enttäuschen." „Du schaffst es, Ian!" sagte Hanno fest, und sein Ton war wieder freundschaftlich-zärtlich. „Ich müßte doch Ian Peter Hollen, nicht kennen:" „Wann soll ich fahren?" „Im 2. Januar. Ich wevde, während du in Berlin bist, für die Möblierung von Schloß Korff sorgen." Dann wandt« er sich zu Len Gesellen: „Und nun zu euch, meine Freund«. Ihr habt so wacker aeichafft, wie es wohl wenige aus freien Stücken tun würden. Wie konnten euch kem«n Lohn zahlen, denn wir haben das Geld nicht dazu. Ihr wißt, was wir wollen, und ich hoffe gewiß, Loß wir euch bald entschädigen können. Nun sogt, Gesellen, wi« lanae dürfen wir auf euch zähle»?" Die Gesellen sahen sich an. Einer schien den anderen zu fragen. Keiner wußte aber eine rechte Antwort zu geben. Da sprang Edward Schlagintweit auf: „Ich bleibe solange, bis mich Vater Tesfing wcgschickt!" „Ich werde dich nie wegschicken, Edward," sagte Tessins gütig. „Dann werden Sie mich nicht los, Vater Tesfing," lachte der junge Geielle. „Und wie ich meine Kameraden kenne, es wird wohl jeder so sagen." De Gesellen stimmten ihm zu. „Das werden wir euch nicht vergessen, Gesellen," sagte Hanno bewegt und drückte ilmen die Hände. „Ich will schaffen mit -euch, und ich hoffe, daß Schloß Korff allen eine Heimat wird. Wenn es uns gelingt, jedes Jahr die zwanzig oder hundert Zimmer des Schlosses an Gäste zu vermieten, dann werdet ihr alle lohenden Verdienst haben. Wir wollen heute nichts verschwören, denn wir wissen nicht, was kommen wird. Jedenfalls weiß ich das «ine, daß mich keiner von euch im Stiche lassen wird, bevor Schloß Korff sein« Saison eröffnet. Prost alle miteinander! Trinken wir auf eine gute Saison." * * * Herr Ehrenklau, der Wirt zum „Bären", freute sich außer ordentlich als der Schloßherr von Korff mit Sohn und Beleg schaft am zweiten Weihnachtsfeietag auf Schneeschuhen ange rückt kamen. Seine beiden Töchter Barbara und Anna, die in der Stadt an einem Koch- und Schneiderkursus teilnahmen, waren zu Besuch gekommen. Sie bedienten die Gäste und waren erst über soviel hübsche, frisch-frohe Männlichkeit erschrocken, aber als sie merkten, daß es Leute waren, die ihnen in der ange nehmsten Weise begegneten, gingen sie bald aus sich heraus und ließen sich gern die Huldigungen der Gesellen gefallen. Machazek hatte seine Konzertina mitgebracht, und als es Abend war-, spielte er in dem kleinen, rasch geheizten Saal- zum Tanz« auf. Zu den beiden Wirtstöchtern gesellten sich noch einige Dorffchünen und di« Gesellen walzten, sotten, Losten und fiepten, daß cs eine Lust war. Die jungen Dorfburschen guckten etwas neidisch, aber die Fröhlichkeit der Schar steckte auch sie mit an. Herr Robert Tessinq setzte sich mit Herrn Ehrenklau an Len Honoratiorenstammtisch, wo er von den Alteneckern freund- lich begrüßt wurde. Sein ganzes Auftreten, seine frische und doch so abgeklärte Art machte von vornherein bet ollen Ein druck. Dos Bärbel«, Herrn Ehrenklaus Aelteste, hatte zu ihrem Vater gesagt: „Dem Neben, alten Herrn ist man gut, wenn nmn ihn nur anschaut." Und so ähnlich erging es Len meisten, die mit ihm in Be rührung kamen. «Fortsetzung folgt.)