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vi «Vttend rrfer Zeitung» rscheint Liirnstag, Donners tag »nd Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Alorrtzdorf und Umgegend. TNit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Aanahm« »on Inserat« dl« »«»mittag i« Uhr. Inserate werdrn mit >o Pf flir dl« SpaltZtll« b«r«chn»t Labellarisch» Satz nach b«s»ndtr«m Laris Druck und Verlag vc-u Hermann Rühle rn Äroß-OkriHa. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla No. 135. Sonntag, den 10. November 1907. 6. Jahrgang. Innerhalb der nächsten 8 Tuge findet ein blinder Alarm der freiwilligen Feuerwehren Ottendorf und Cunnersdorf stall. Um eine Beunruhigung der Einwohnerschaft zu vermeiden, wird dies hiermit zur öffentlichen KennMis gebracht. Ottelläork-lNoritLäork und Oiuwersäork, am 7. November 1907. Die Gemeindevorstände. Orrtliches und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, den 9. November ^07. Der Turnverein „Jahn" Oltendorf. Moritzdorf veranstaltet am morgenden Sonntag im Gasthof zum schwarzen Roß einen Unter» hallungsabend bestehend in turnerischen, gesang lichen und theatralischen Ausführungen nebst darauffolgendem Ball. Näheres siehe Inserat. —* Die Saison der Gänse ist angebrochen. Nicht nur auf den Tischen der Reichen duftet der appetitliche Braten, sondern auch die Minderbegüterten wissen wohl, was sie an den Retterinnen des Kapitals hoben. Außer dem delikaten Fleisch, das ganz im eigenen Fett schmort und keines noch so geringen Zusatzes von Butter bedarf — was für unsere Haus frauen sehr ins Gewicht fällt! — liefert die Gans noch das Tänscklein, das eine ganze Mittagsmahlzeit für eine Familie giebt und eine Masse Fett, dem man aufs Brot ge schmiert oder auch zum Braten von Kartoffeln usw vielfache Verwendung zuweist. Demnach ist eine Gans immer noch verhältnismäßig bedeutend billiger wie jeder andere Braten. Ganz abgesehen von .ihrer Nahrhaftigkeit. Gerade um Martini herum ist die beste Zeit zum Verzehren der Tiere. Kurz nach Be endigung der Ernte weiden die Vögel Junos Noch auf den Stoppeln. Die ersten Gänse in größerer Menge bringt man schon Anfang September zum Verkauf. Die jungen Gänse sind jetzt ausgewachsen und demnach frisch und saftig. Neben dem gebratenen Fleisch erfreut sich das gepackelte Gänsefleisch auch großer Beliebtheit. Selbst der Berliner, dem sonst bekanntlich nicht viel imponiert, weiß die Vor züge eines solchen Essens zu schätzen, denn eine jute jebratene Jans ist ihm eine jute Jabe Jottes. —* Wenn nicht alle Anzeichen trügen, be kommen wir einen langen, schnecreichen Winter. Nicht nur die Zugvögel haben uns in diesem Jahr« ausfällig zeitig verlassen, auch viele andere Tier« des Waldes haben sich früher als in anderen Jahren davon gemacht, d. h. ver krochen. Selbst im Pflanzenreiche sind An zeichen vorhanden, daß der kommende Winter früh tinsktzen wird. Hoffentlich wird er aber nicht so bissig, wie der vergangene. —* Die Heizung der Personenwagen, die bekanntlich seit längeren Jahren von den Lokomotiven aus erfolgt, hat begonnen. Diese legt der StaatSbahnverwaltung große Opfer auf, die bei strenger Kälte eine gewaliige Höhe erreichen und sich mit der Zunahme der Züge Usw. immer mehr steigern. Die Kosten des verbrauchten Brennmaterials für Zugkraft beliefen sich im Jahre 1906 auf 8125536,26 M. gegen 7599659,39 M. im Vorjahre und solche des verbrauchten Materials für Schmieren, Putzen, Verpacken, Beleuchten usw. der Fahrzeuge sowie für Erwärmung der Personenwagen auf 860 629,14 M. gegen 823 202,06 M. Die Verwaltung läßt es an Fürsorge für die Reisenden in der kalten Jahreszeit also nicht fehlen, die Aussicht üb«r die Heizung ist eine sehr scharfe. Unterstützt kann jedoch die Ausgabe der Lokomotivführer werden, wenn eö sich das reisende Publikum zur Pflicht macht, Türen und Fenster nicht unnötig offen zu hallen. Das AussNöwen des Dampfes führt häufig zu Gefahren beim Ein- Und Anssteige?!, indem die Fußtritte mit Eis Überzogen werden. Als HilsömUlcl gegen diese G^ohr >Ufnt bas Streuen von Sand, allein ans kann auf Untelwegüstatwnen, wo doch auch ein reger Verkehr staltfindet. wegen zu ür/en Aufenthalts nickt wirksam genug vor genommen werden. Man sei also doppelt vor sichtig, vor allem vermelde man das schnelle Aufsprlngen und das vorzeitige Aussteigen, ehe )er Zug hält, abgesehen davon, daß eine derartige Zuwiderhandlung verboten und schon der Versuch strafbar ist. —* Am 2. Dezember d. I. findet wieder eine Viehzählung im deutschen Reiche statt )ie Viehzählung wird einen gegen f-üher er weiterten Umfang haben. Es werden gezählt werden; Pferde, Maultiere und Maulesel, Esel, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Federv.eh und Bienenstöcke. Sowohl bei den Pferden wie tuim Rindvieh sind 5 Unter abteilungen gewählt. Mit der Viehzählung wird eine Zählung derjenigen in der Zeit vom 1. Dezember 1906 bis zum 30. November 1907 vorgenommenen Schlachtungen erfolgen, bei denen gemäß den bestehenden Vorschriften die amtliche Fleischbeschau unterblieben ist. Da bei handelt es sich also hauptsächlich um die Hausschlachtungen, Eine solche Erhebung ist vish r erst einmal veranstaltet. Sie bildet eine Ergänzung der Schlachtstatistik, wie sie für die unter Beschau geschlachteten Tiere regelmäßig alle Vierteljahre veröffentlicht wiid. Königsbrück. Zu dem Sonntag, den 10. November auf dem neuen Truppen übungsplätze staitfindenden Rennen ist noch rügendes mitzuleilen; Der Platz für die Zu- chauer ist an der Schäferei, westlich von Schmorkau. Derselbe ist von Bahnhof Schmorkau zu Fuß bequem in 25 Minuten zu erreichen. Mit der Bahn bietet sich günstige Gelegenheit; einhalb 1 Uhr zur Hin- ahrt nach Schmorkau und dreiviertel 5 Uhr mit Sonderzug zur Rückfahrt. Es werden 4 Rennen geritten. Langebrück. Der hiesige Gasanstaltsbau ausgeführt von der Firma August Löffler G. m. b. H.) in Freiberg, ist nunmehr voll endet. Am Donnerstag wurde nunmehr die Straßenbeleuchtung in Betrieb gesetzt und die Inbetriebsetzung der Hausanschlüffe, welche zurzeit 140 beträgt, erfolgt in den nächsten Tagen. Langebrück ist der erste Ort Deutsch lands, dessen Straßenbeleuchtung ausschließlich mit Hängelicht versehen ist. Dresden. Verschiedene Blätter berichteten, daß die Prinzessin Anna Pia Monica einem Entschlusse des Königs zufolge in der König!. Villa Wachwitz Aufnahme finden und daß die Frau Prinzessin Johann Georg die Erziehung leiten werde. Von zuständiger Seite wird da zu erklärt, daß von einem derartigen Entschlusse des Königs nichts bekannt und von der Ueber- sicdelung der Prinzessin nach Wachwitz keine Rede ist. — Spurlos verschwunden ist von hier das Dienstmädchen Selma Prigner, das in einem Manufakturwarengeschäst in Dienst stand. Das Mädchen verließ abends die Herrschaft und war bis jetzt nicht wieder aufzufinden. — Ueber die Kautionsfrage ist noch keine definitive Entscheidung gefällt doch soll Ceurre- mans gegen Stellung von 5000 Mk. Kaution aus freien Fuß gesetzt werden- 3000 Mk. sind bereits vorhanden. Der Gesundheits zustand des Belgiers läßt infolge der Unter suchungshaft zu wünschen übrig. Seine Fest nahme am Freitag beim Verlassen des Krankenhauses erfolgte durch einen Geheim- vnlizisten aus einen Vorführungsbesehl der sächsischen Staatsanwaltschaft hin. Nach der amtögerichtlichen Vernehmung wurde ein Haft befehl erlassen, und CeurremanS in Unter, uchungshaft genommen. — Der belgische Schrittmacher CeurremanS ist am Freitag gegen eine Kaution von 5000 M- aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen worden Der Haftbefehl bleibt in- »sien noch bestehen. Pirna. Es ist bekannt, daß beim Militär die sogen, „alten Leute" die schon länger als ein Jahr gedient haben, die Rekruten häufig in gröblicher Weise mißhandeln. Eine solche Szene schildert Beyerlein in seinem bekannten toman „Jena oder Sedan?" sehr anschaulich. Re Garnison, in der sich Beyerleins er- chütternder Soldatenroman absplelt. ist, wie man weiß, Pirna und dort wurde jetzt vor oem Kriegsgericht ein Prozeß verhandelt, in dem erwiesenermaßen die „alten Leute" ge wohnheitsmäßig die Rekruten des dortigen Artillerieregiments Nr. 64 mit Gurten schlugen und dabei förmlich Spießruten laufen ließen. Der Vizewachtmeister Wolf, der wiederholt die Ausschreitungen begünstigt bez. geduldet hatte, wurde zu vier Wochen Arrest verurteilt. Die „alten Leute" sehen ihrer Bestrafung noch ent- egen. Bautzen. Schwer verletzt wurde der Haus besitzer und Obsthändler Clemens Gnauck aus Göda kurz vor seinem Wohnorte auf der siskalischen Straße aufgcfunden. Er starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am nächsten Morgen. Anscheinend ist Gnauck von einem Fuhrwerk oder Radfahrer an- gesahren worden, auf den Hinteikopf auf geschlagen und dann hilflos liegen geblieben. Schirgiswalde. Eine heitere Diebstahls geschichte spielte sich im benachbarten Orte Callenberg ab. Ein im „Erbgericht" ein gekehrter Fabrikarbeiter aus Kirschau eignete sich beim Weggehen von dem in der dunklen Hausflur stehenden Branntweinfässern ein kleineres Fäßchen Likör an und trug es un- >emerkt bis an den AuSgang des Dorfes. Bei der näheren Besichtigung seines Raubes ah er, daß er Getnidekümmel erwischt hatte. Dies war jedoch nicht seine Sorte und so be- chloß er denn, sich etwas passenderes zu holen Er verbarg das Fäßchen und ging zum Gast hof zurück. Hier wählte er sich ein Fäßchen Bittern aus, als er es aber sorttragen wollte, am der ihm unbekannte Wirt hinzu und erbot sich, ihm tragen zu helfen. Der ungenierte Spitzbube war ganz darüber erfreut, einen Helfer zu finden und so trugen denn beide das Fäßchen bis zur selben Stelle, an der das zuerst gestohlene lagerte. Zum Danke für die freundliche Hilfe sollte nun der Wirt den Getrcidekümmel nehmen, während der Dieb den Bittern sür sich behalten wollte. Man wird sich den Schreck des vertrauensseligen Diebes vorstellen können, als sich jetzt der Wirt zu erkennen gab und ihm recht „fühlbar" be greiflich machte, daß Stehlen eine verbotene Sache ist. Die Sache ist bereits zur Anzeige gebracht worden. Großenhain. Ein Radmarder war in Ortrand aufgetreten. Man vermutete, daß er sich nach Großenhain wenden würde. Die Vermutung traf zu. Am Donnerstag nach mittag bereits machte die Großenhainer Polize den Langfinger auf der Ortrander Straße dingfest und lieferte ihn umgehend an das Königliche Amtsgericht Großenhain ab. Grimma. Bei Bröhsen gingen Dienstag mittag die vor einem schwerbeladenen Wagen gespannten Pferde des Gutsbesitzers Kohl aus Döben durch. Auf dem Wagen saßen die 20 jährige Tochter Kohls und eine Frau Döche, ebenfalls aus Döbeln. Beide wurden herabgeschleudert. Frau Döche wurde so >un- glücklich überfahren, daß der Tod auf der Stells eintrat. Das Mädchen blieb unverletzt. Leipzig. Der angebliche abessinische Prinz Ludwig Menelik, der ein Sohn des Köuigt Thomas Menelik von Sulu sein will, sich den Titel Kaiserliche Hoheit beilegte und durch In anspruchnahme von Kredit fremde Personen "chädigte, sowie durch Eingaben an allerhöchste Personen Aufsehen erregte, wurde vom hiesigen Polizeiamt als lästiger Ausländer aus Leipzig und Königreich Sachsen ausgewiesen. — Ein Herr fuhr am Donnerstag vom Ranstädter Steinweg nach dem Thüringer Bahnhof. Ec hatte im Taxameter einen Koffer. Da besann ec sich unterwegs plötzlich, daß er noch etwas Wichtiges vergessen hatte. Er befahl, sofort zucückzufahren, ließ die Roschke vor seiner Haustür halten und ging in seine Wohnung. Plötzlich steigt ein andrer Herr, aus dem Hause kommend, ein. Der Kutscher hält ihn für den ersten Fahrgast und ährt los. Auf dem Bahnhofe bezahlt der Herr. Der Kutscher fährt ab. Der Schwindler aber war mit dem Koffer längst über alle Berge, als der Irrtum dem Kutscher bekannt wurde. Waldenburg. Eine überraschende Wendung fat die Angelegenheit betreffs des ertrunken aus der Mulde gezogenen 7 jährigen Schubert aus Altstadt-Waidenburg genommen. Wie chon berichtet, ist der Stiefvater des Knaben, rer Artist Möbius, und seine Frau, die Mutter des Knaben, unter d:m Verdacht des Kinder mordes, beziehentlich der Beihilfe dazu, ver- jastet worden. Im Beisein der Herren Ober medizinalrat Dr. Hankel aus Glauchau und des Oberstaatsanwalts vom Königlichen Land gericht Zwickau fand nun eine Sezierung der Leiche statt. Der unter dem Verdachte des Mordes Verhaftete wurde hierbei gefesselt an >as Opfer geführt. Wie verlautet, leugnet Möbius die Tat. Inzwischen führt die Staats anwaltschaft die Voruntersuchung weiter. Die Tat hat der Stiefvater zweifellos deshalb be gangen, um in den Besitz einer 4500 Mark »«tragenden Erbschaft zu gelangen, die der Knabe von seinem verstorbenen Vater erhalten ;at. Das Erbe steht unter vormundschasilicher Verwaltung und wäre beim Tode des Sohne« »nächst an seine Mutter, die jetzige Frau de» Artisten Möbius, übergegangen. Wie jetzt »ekannt wird, ist der Knabe schon bei Lebzeiten vielen Mißhandlungen ausgesetzt gewesen. Buchholz. Jener Brandstifter, der seit Wochen die hiesige Gegend beunruhigt und be reits in Schönfeld, Neundorf und Tannenberg gehaust hat, scheint jetzt sein Arbeitsfeld nach unserer Stadt verlegt zu haben. Wie die Er mittelungen ergeben haben, ist der letzte Haus brand, dem auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen war, auf Brandstiftung zurück- zusühren. Und in der Nacht zum Freitag gegen einhalb zwölf Uhr brannte, ebenfalls in folge Brandstiftung, die in freiem Felde stehende Sühnelsche Scheune nieder. Als die Feuerwehren auf dem Heimwege von diesem Feuer begriffen waren, ging die auf Schlettauer Flur stehende Meixnersche Schenns in Flammen auf, sodaß den Wehrmannschaften neue Arbeit erwuchs. Auch hier liegt böswillige Brand stiftung vor. Reiche Erntevorräte, Acker- und Wagengeräte sind mit verbrannt. Grünhain. Aus der hiesigen Bezirks anstalt entsprang am Freitag ein Häftling in der Person eines in Schneeberg wohnhaften Handarbeiters. Er wurde in Zwickau wieder festgenommen. Neumark. In Reuth wurde der 11jährige Sahn des Bahnarbeiters Max Gruschwitz von einem Geschirr überfahren. Der Knabe stand mit dem Kutscher auf dem Kastenwagen am vorderen Schieber. Plötzlich löste sich dieser, und der Knabe fiel zwischen Pferde und Wagen, so daß dieser über den Kopf des be dauernswerten Knaben hinweg ging. Der Tod trat auf der Stelle ein. Zwickaw Jene Kellnerin, die, wie berichtet, wegen eines Liebesverhältnisses mit einem Offizier in der Kaserne Sublimat trank, ist im dasigen Stadtkrankenhauö verstorben