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Ottendorfer Zeitung. o « „Sttendrrfer Zeitung" erscheint in»,»tag, Donners tag und Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch di« Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Gttendsrf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Älode, Lmeahm« »»» Inserat« »ii »»»mittag i« Nh», Inserat» werden mit >o Pf für di« Spaltzeil« b«r«chn«t Labellarisch« Satz nach b»s»nd«r«m Laris Druck und Verlag vor. ./ermann Rühle in Kroß-Okrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla No. 146. Freitag, den 6. Dezember 1907. 6. Jahrgang. OrrUichrs und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den g. Dezember ,907. Nächsten Sonntag, nachmittags 5 Uhr, soll in hiesiger Kirche eine AdventSabend- kummunion statlfinden, welche ganz besonders für die Arbeiter unsere» Ortes bestimmt ist- Die Beichte beginn! pünktlich um 5 Uhr. Die Namensanmeldungen im Pfanhause werden rechtzeitig und immer möglichst am Tag vor der Kommunion erbeten- /v Der Frage wegen Errichtung eine» Gas werkes für die Gemeinden Lausa - Weixdorf, Ottendorf-Okrilla war bereits anläßlich einer Versammlung in Lausa (wie schon kürzlich be richtet) näher getreten worden. Die Gemeinden Lausa-Weixdorf haben neuerdings die weiteren Verhandlungen mit unserem Orte abgclehnt, weshalb sich gestern abend im Gasthof zum schwarzen Roß hier die Vertreter der Gemeinden Ottendorf-Moritzdors, Groß- und Kleinokrilla und Cunnersdorf eingesunden hatten, um den Vortrag des Vertreters der Gasfirma Franke in Bremen über ein eventuell hier zu er richtendes Gaswerk anzuhören. Der Vor tragende schilderte zunächst die Vorzüge der Gasbeleuchtung vor ollen anderen BeleuchtungS- arten und bemerkte, daß eine Brennstunde bei Gasbeleuchtung 2^/, Psg-, bei elektrischer Be leuchtung 5^/, Pfg. koste, daß also die Gas beleuchtung die billigste aller Bei.uchtungsarlen sei und was die Hauptsache mit ist, bedeutend billiger al« Petroleum brenne. Ein besonderer Vorzug des Gases sei ferner seine Ver wendbarkeit zu Koch- und Heizzwecken, was bei elektrischen Lichte wirtichafllich vollständig au»- icheide. Im weiteren ließ sich der Vortragende über die Rentabilität der Gas- und Elektrizitäts werke aus und kam auf Grund der vorliegenden statistischen Nachweisungen zu dem Schlüsse, daß Elektrizitätswerke fast aller Gemeinden Mit Defizit arbeiten, während Gaswerke schon nach kurzem Bestehen einen nennenswerten Reingewinn ausweisen. Ein Gaswerk, wie eS für unseren Ort in Frage käme, brauche im Jahre ca. 60 Waggon Kohle, welche unter normalen Verhältnissen 40 Waggon Kaaks ab gebt, von weich' letzteren wiederum die Hälfte zur Abgabe an das Publikum gelangen müsse. Durch Installation der Gasanlage in Gebäude und Ställe tritt eine Erhöhung der Ver sicherungsprämien nicht ein, insbesondere ist dte Explosionsgefahr bei Goe eine sehr mini male, da nach statistischen Unterlagen von sämtlichen Bränden der niedrigste Prozentsatz auf das Gas entfalle. Ter Vortragende führte weiter aus, daß seine Firma, die An schlüsse an bas Rohrnetz bis in die Häuser (Stuben, Küche, Keller usw.) hinein auf ihre Kosten aussühre, daß also d-r Abnehmer nur die Lampen und den Verbrauch an GaS zi bezahlen, sonst aber weder Kosten noä Garantien bezw. Kaution zu leisten habe. Nach den überaus sachgemäß gehaltenen Ausführungen des Referenten wurde au di« aus der Mitte der Anwesenden kommenden Fragen erschöpfende Auskunft eUeilt und vor handene Widersprüche aufgeklärt, worau folgende Resolution gegen 1 Stimme ang- nommen wurde: „Die anwesenden Gemeinde Vertreter von Ottendorf-Moritzdorf. Groß- und Kleinokrilla und Cunnersdorf haben mit Interesse von den Ausführungen drS Herren Vertreter der Firma Franke in Bremen Kenntnis genommen und beschließen, die Förderung der Beschaffung eines Gaswerkes für die betr. Gemeinden energisch zu beweiben. Die Gemeindeverwaltung von Ottendorf erhält Auftrag di« erforderlichen Schritte ohne Kosten verbindlichkeit zur Durchführung zu bringen." B merkt sei noch, daß die Gaswerke in Radeburg und Klotzsche ebenfalls von der in Frage stehenden Firma auSgcsührt worden sind. —* Das Jahr l908 ist ein Schaltjahr von 366 Tagen, Jahresregent ist der Mond Frühlingsanfang: 2t. März um l Uhr 26 Min morgens, Sommeranfang; 2t. Juni um 9 Uhr 17 Min. abends, Herbstanfang: 23. September um 11 Uhr 57 Min. morgens, Winteranfang: 22. Dezember um 6 Uhr 22 Min. morgens. Sonnenfinsternissen werden drei stattfinden, doch wird keine bei uns sichtbar sein; dagegen gibt es, was selten vorkommt, in diesem Jahre eine einzige Mondfinsternis. Tanz- und heiratslustigen sei verraten, daß der Fasching volle 57 Tage währen wird, also ist zu beiden Zeit genug. Bis zum Jahre 1917 wird dessen Länge nur vom Jahre 1916 über- roffen, das 61 Faschingstage zählen wird. )er Ostersonntag fällt auf den 19. April, der Ifingstsonntag auf den 18. Juni, Aschermittwoch auf den 4. März. —* In Senftenberg fand eine Sitzung der im Verein der Niederlausitzer Braunkohlen werke vereinigten Brikettfabriken statt, um über die Gründung einer gemeinsamen Brikettfabrik- gesellschaft zu beraten. Die Verhandlungen endigten mit dem Ergebnis, daß die an wesenden Werke fast ausnahmslos sich für die Gründung einer solchen Verkaufsgenossenschast aussprachen, sodaß ihre Gründung als gesichert betrachtet werden kann. Ferner wird noch ge meldet, daß es sich um eine Bindung von 500000 Toppelwagcn handelt. Die kon stituierende Versammlung soll in etwa vierzehn Tagen statifinden. Zweck des Zusammen schlusses ist eine Preissteigerung der Briketts. Großnaundorf. Gestern abend kurz nach 8 Uhr brannte die mit Erntevorräten gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Lehmann vollständig nieder. Königsbrück- Auf dem Gefechtsschießplatz bei Königsbrück wird in der Zeit vom 9. bis mit 14. Dezember das Königliche Schützen- Regiment täglich von 8 Uhr 30 Min. Vorm, bis 2 Uhr 30 Min. Nachm. Schießen in Gruppen abhaltcn. Dresden. Am Montag Abend in der 8 Siunde hat sich an der Bahnkreuzung der König Georg-Allee in der Albertstadt der Soldat Bähr von der dritten Kompagnie des Schützenregiments Nr. 108 unter einen heran- brausenden Zug geworfen und wurde sofort getötet. Sein Körper war in zwei Teile zer schnitten. Der Leichnam wurde nach dem Garnisonfriedhof überführt. Was den Un glücklichen in den Tod getrieben hat, ist vor läufig noch unaufgeklärt. Der Verschiedene war erst im Herbst zum Militär eingezogen und an seinem Todestage als Soldat ver eidigt worden. — Auf der KönigSbrückerstraße wurde am Sonntag nachts kurz vor zwölf Uhr ein Postillion von einem in übermäßig schnellem Tempo landwärts fahrenden viersitzigen, mit Glaswindschutz versehenen, rot angestrichenen mit einem Herrn und einer Dame besetztes Automobil, dessen Verdeck heruntergelassen war, umgerissen und überfahren. Der Verunglückte mußte mittels Unfallwagens in das Friedrich- städter Krankenhaus übergeführt werden, wo an ihm ein komplizierter Bruch des linken Oberschenkels festgestellt wurde. Der un bekannte Automobilsührer suchte, ohne sich um den Verletzten zu kümmern, schleunigst das Weite. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sic am Dienstag mittag 12 Uhr in der bekannten Maschinenfabrik und Eisengießerei van Rock stroh und Schneider in Heidenau. Dort war in der Gießerei ein Gerüst errichtet worden, auf dem im kritischen Augenblicke 8 Maurer mit dem Weißen der Decke beschäftigt waren. Da das Gerüst weiter geschoben werden sollte, glaubte ein anderer Arbeiter bereits damit an- fangen zu sollen und löste zu diesem Zwecke eine der Verbindungsklammern. Im selben Augenblicke brach aber das Gerüst zusammen und alle 8 Arbeiter stürzten 7 Meter hinab. Fünf von ihnen erlitten derart schwere Ver letzungen, die meist in Knochenbrüchen be standen, während drei Mann leichter verletzt ind. Zwei Arbeiter haben so bedenklich ge ilte», daß sie dem Johanniter-Krankenhaus zu- gesührt werden mußten, Laubegast. In einem hiesigen Restaurant zatte am Sonntag nachmittag ein Gast einen wertvollen Brillantring verloren. Alles suchen nach diesem war vergeblich, bis schließlich di: dort bedienstete K-lluerin in den Verdacht kam, ich das Wertstück angeeignet zu haben. Eine Leibesvisitation seitens der Wirtin war ohne Erfolg, auch dir gründliche Durchsuchung ihrer Effekten durch den herbeigerufenen Gendarmen lößler und den Schutzmann Weber förderten nichts zu Tage, was aus die Spur führen konnte. Endlich nach längerem Suchen fand Schutzmann W. den Ring im Frauenabort. Ne Freude des Verlustträgers war groß, die lellnerin jedoch, welche dann geständig war, am in Haft und wurde am Montag dem Königlichen Amtsgericht zugesührt. Kötz schcnbr oda. Im Bahnhotel hatten ich kürzlich 66 Personen versammelt, um als anliegende Grundstücksbesitzer der fiskalischen Meißner Straße Einspruch zu erheben gegen dis zur Zeit ausliegende Bauordnung und den Bauplan der Gemeinde Kötzschenbroda Seiten des Fiskus ist verlangt worden, daß dis Staatsstraße infolge des Einbaues der elektrischen Straßenbahn auf 20 Meter ver breitert werde. Die Anlieger wollen sich mit dieser Bestimmung nicht einverstanden er- lären, sofern sie gezwungen sein sollen, ihr Areal ohne Entschädigung abzutreten. — Am vergangenen Montag ist es der riesigen Gendarmerie gelungen, einen in Niederlößnitz in Stellung befindlichen Diener einer Herrschaft zu verhaften, der schon längere Zeit in schamloser Weise an Schulmädchen sich vergangen hat Der Mann wurde bereits vor einem Jahre unter gleichem Verdachte verhaftet, der aber hartnäckig leugnete und nichts bewiesen werden konnte, mußte er frei gesprochen werden. Durch die neuerdings er- tatlete Anzeige eines Mädchens und durch die anqcstellten Kreuzverhöre mußte er sich schuldig bekennen und gab die früheren Verbrechen in 8 Fällen zu. Neusalza. Infolge Brandstiftung wurde in der 4. Morgenstunde des 2. Dezember das Anwesen des Handelsmann Karl August Zirnstein im benachbarten Oppach durch ein rasch um sich greifendes Schadenfeuer ein- geäschert, Der Verdacht, letzteres angelegt zu laben, fiel auf den Oppacher Tagearbeiter Wilhelm Domke, der alsbald festgenommen und in das chiesige Amtsgerichtsgebäude ein geliefert wurde. Bernstadt. In Kunnersdorf hat es bei dem am Sonnabend nachmittag über die ganze Oberlaufitz ziehenden schweren Gewitter zwei mal in die Schüllersche Baumwollspinnerei eingeschlagen ohne zu zünden und größeren Schaden anzurichten. Zittau. Im benachbarten Reichenau wurde am Dienstag früh der Tagearbeiter Hoffmann aus Markersdorf tot aus dem Bache gezogen. Hoffmann ist zweifellos am Sonntag abend in angettunkenem Zustande von dem am Bach entlang führenden Fußsteige ab gekommen und in das an dieser Stelle sehr liefe Wasser gestürzt Königswartha. Zwei bei dem Bahnbau der Strecke Hoyerswerda -Spremberg mit den Beladen von Loris am Mittagsschen Sand- berge beschäftigte Arbeiterinnen nn Alter von 19 und 33,Jahren sind von nachstürzenden Sandmassen verschüttet worden. Trotz an gestrengtester Bemühungen konnten beide nur als Leichen geborgen werden. Chemnitz. Hier überschlug sich beim Ein biegen von der Akazien- in die Weststraße ein mit einem Herrn, 2 Damen und einen 13jährigen Knaben besetztes dreiräderiges Automobil, das mit dem Vorderrad auf eine glatte Stelle geraten war. Die Insassen wurden auf die Straße geschleudert. Die erwachsenen Personen kamen ohne nennens werten Schaden davon, während der Knabe, )er vermutlich mit dem Kopfe auf die Bord- teinkabte ausgeschlagen war, zunächst bewußtlos legen blieb- Der Bewußtlose wurde in ein lenachbarteS Grundstück getragen, wo er sich )ald wieder erholte. Wurzen. Hier wurde vor dem Gast« zause „Tivoli" ein Zivilist von einem Soldaten der Infanterie mit dem Seiten gewehr in den Hals gestochen. Der Verletzte mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Grimma. Der hiesigen Polizei glückte es, den seit langem steckbrieflich gesuchten ehe maligen Mineralwasserfabrikanten Schindler aus Naunhof aufzugreifen. Schindler war im vorigen Jahee wegen verschiedener Be trügereien zu 1 Jahr 5 Monaten Gefängnis verurteilt worden, bei Antritt seiner Strafe aber in Naumburg dem Transporteur ent- prungen. Er hatte sich seitdem im AuSlande u- a. in der Schweiz aufgehalten, war zuletzt aber nuch Leipzig gekommen und hatte dort unter dem Namen Hosmaun in einer Brauerei gearbeitet. Am Sonnabend kam er mit dem 10-Uhr-Zuge in Grimma an, um seine dort wohnhafte Eh-srau zu besuchen. Unterwegs wurde er jedoch durch einen Schutzmann an- gehalten und zur Wache gebracht. Er leugnet, der gesuchte Schindler zu sein, ist aber durch lchere Zeugen bestimmt wiedererkannt worden. Der Mann wurde nun dem Amtsgerichte zu geführt. Leipzig. Mittels Revolver erschoß sich in seiner Wohnung in der Nürnberger Straße ein 30 Jahre alter Kaufmann. Was den Unglücklichen veranlaßte, seinem Leben frei willig ein Ziel zu setzen, ist bis jetzt noch un aufgeklärt. — In einer Bedürfnisanstalt am Neuen Theater schoß sich am Mittwoch nachmittag ein Fremder mittels Revolvers eine Kugel in den Mund. Der schweroerletzte wurde nach dem Krankenhause St. Jakob gebracht. Er ist zirka 50 Jahre alt und trug a. u. schwarzen Gehrockanzug, braunen Sommerüberzieher. In einem Besitz sanden sich noch bare 41 Mark vor. Limbach. Das Pferd einrs hiesigen Wirtschaftsbesitzers, der von der Knautmühle Schilf holte, versank im Schlamme und mußte von seinem Besitzer, der dem Tiere nicht ;elfen konnte, im Stiche gelaßen werden. Das Pferd befand sich auch noch am folgenden Tag im Schlamme und lebte noch. Eine große Menschenmenge hatte sich angesammelt, doch niemand erbarmte sich des armen Pferdes, daß man durch einen Gnadenschuß von seinen Qualen hätte befreien sollen. Aue. Während des hiesigen Jahrmarktes haben hier Taschendiebe ihr Unwesen ge trieben. Einer hiesigen Dame wurde aus der Kleidertasche ein Portemonnaie mit erheblichem Inhalt gestohlen. Ferner wurden von ver schiedenen Verkaufsständen Spielsachen und andere Gegenstände entwendet. — Der Wassermangel macht sich zurzeit hier außerodentlich fühlbar. Eine Fabrik läßt be reits ihr Wasser aus dem Stadtparkteiche holen. Die Kamalität wird besonders in den höher gelegenen Gebäuden gespürt, da den geringen Waffermengen der nötige Druck fehlt. Welche Waffermengen in der außerordentlich industriereichen Stadt benötigt werden, geht daraus hervor, daß auch jetzt noch pro Kops und Tag 55 Liter vorhanden sind, und doch ist schon nach 9 Uhr morgens in den meisten Haushaltungen kein Wasser mehr zu haben. Johanngeorgenstadt. Der hiesige Schul- ausschuß hat genehmigt, daß der Schulsaal zur Abhaltung katholischen Gottesdienstes und Religionsunterrichtet benutzt werden kann. Gegen diesen Beschluß erhebt ein Teil der Einwohnerschaft Widerspruch unter Hinweis auf die im nahen Böhmen geübte Intoleranz seitens der Katholiken.