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Ottendorfer Zeitung. v e «Otten >kfer Kettung" erscheint c-nn»tag, Donners- tag »nd Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Vnrch di« Post bezogen ,.20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Xnnahm« »»» Jns«at« bi, »»»mittag Uhr. Inserat« w«den mit io pr fit» di« Spaltzeil« berechnt^ Tabellarisch« Satz nach besonderem Tarif Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in <öroß-Dkrilla No. 144. Sount-ig, den 1. Dezember 1907. 6. Jahrgang. Oertliches und Sächftschrs. Vttendorf-Dkrilla, den 3o. November iyor. D Morg-n Sonntag nachmiitag» 5 Uhr soll in hi«sig-r Kicche eine Adventsabend kommunion stottfinben, welche ganz besondeiö für die Arbeiter unseres Ortes bestimmt ist. Tie Beichte beginnt pünktlich um 5 Uhr. Die Namensanmeldungen im Pfarrhaus« werden rechtzeitig und immer möglichst am Tag vor der Kommunion erbeten. —* Der heutige 30. November ist der Kalendertag des heiligen Andreas, über dessen Wirksamkeit fast garnichts Bestimmtes bekannt ist. Eine sagenhafte Urberlieserung verweist ihn u. a. nach Szythien, und darum verehren ihn die Russen al« Nationalheiligen. Im deutschen Volkstum gilt St. Andreas als einer der wichtigsten Loötage. Abends wird durch Bleigitßen gewahrsagt, wobei dos Geschmolzene durch einen kreuzförmigen Schiüficlbart in eine wassergesüllte Schüssel tropfen muß. In manchen Landgegenden losten die hcirals- lustipen Mädchen Nußschalen mit Lichtchen schwimmen und schließen daraus auf die nächste Hochzeit. In Schlesien heißt es: „Herzlieber Andreas gib mir zu erkennen, wie ich heiß, gib mir zum Auaenschein, welcher soll mein Liebster sein l" Im Elsaß wollen die Dorf- schönen das Bildnis des künftig Geliebten abends im Wasserspiegel schaurn. Anderwärts genügt eü, einen halben Apfel unter das Kopfkissen zu legen, dann kommt alles Nähere in einem schönen Traume. Wahrscheinlich ist da» Vorbild des Andreas, des gütigsten aller Heiligen der gütige, besonders das eheliche Glück beschirmende Germanengott Fry r. Dag gibt dem Andreasaberglauben immerhin einen poetischen Netz . . . Doch kehren wir aus altgermanischer Zeit nach der Gegenwart zurück! Der November, der heute scheidet, Wills, wie sein Vorgänger, der Oktober hinsichtlich des Wetter« eine Ausnahme machen. Anstatt die Temperatur gegen Ende des Monats hin sinken zu lasten nnd mehr winterlichen Lharakter anzun hmen, bewegt sich die Wärme in aus- steigendrr Richtung und bringt uns jetzt Tag, mit wahrem Frühlingscharokter, freilich auch mit wahrem Frühling-regM- Das Regenwetter, da» z. B gestern herrschte, war keineswegs lieblich anzuschauen. Aber warm blieb e» da bei. Hätte uns der November nicht um die Bußtag«zeit mit starkem Frost und später mit Schnee überrascht, in d'n Gärten blühten noch die Rosen, die so leider vielfach ein Raub de» starken Frostes geworden sind. Nicht selten sind solche milde Novembertage innerhalb der letzten Jabre zu verzeichnen gewesen 1899. 1900, 1903 und 1905 trug doS Novemberwettcr ähnlichen Charakter, es wies mehr Sonnenschein und milde Tage auf, an statt der gefürchteten Nebel und Winde Im allgemeinen ist man über unser Herbstwetter nicht böse, da der Aufwand an Feuerung an Frosttagen wesentlich höher ist. als an frühling-gleichen Herbsttagen. Und der Winter wäre uns teuer zu stehen gekommen, wenn da» Winterwetter vergangene Woche sort- gedauert hätte. Doch hat jedes Ding zwei Seiten. Winterwetter in den Adventwochen ist im Hinblick aus das Weihnachtsgeschäft vielen erwünscht, um größere Umsätze zu erzielen da mit dem Feste für verschiedene VerkausS- gegenstände die Saison vorüber ist. Allen recht machen kann cs kaum der Wettergott, und ein Glück bedeutet es für die Menschen, baß sie auf die Gestaltung der Witterung keinen Einfluß haben. Immerhin kann noch der Winter in kommenden Wochen genug toben und uns seine ganze Macht zeigen Singen wir daher nicht vorzeitig dem milden Winter ein Loblied, noch ist es Herbst. —* Zur Weihnachtszeit tritt das Bedürfnis zur eiligen Versendung von Paketen besonder- stark auf. Da wird daher aus die Einrichtung d-s Eisenbahnexprcßgut^S aufmerksam gemacht. Solches Gut wird mit größter Beschleunigung befördert und innerhalb der Dienststunden der Gepäckoerwaltungen, also vielfach auch nachts und an Sonntagen, angenommen. Als Eisenbahnpakele oder Expreßgut können olle Gegenstände versendet werden, die sich zur Be- örderuvg im Packwagen eignen, und zwar von und nach solchen Stationen deutscher Bahnen, die für den Gepäckverkehr eingerichtet sind, nicht jenseits einer Grenzzollabfertigungsstelle iegen und für die durchgehende Exvreßout- irachtsätze besteh-n, was übrigens im sächsischen Binnenverkehre säst durchweg der Fall ist. Jeder Sendung ist eine Etsenbahnpoketadreste reizugeben, die der Absender auszusüllen hat. auf einer Adresse können bis zu 5 Stück auS- geliefert werden. Solche Adressen sind bei den G päckverwaltungen zu kaufen. Jedes Stück muß mit einer genauen, deutlichen und dauer- saü befestigten Adresse versehen sein. Expreß gut wird bei den Gepäckverwaltungen an genommen und mit den Zügen für den Personenverkehr sLuxuszüge und die im Fahr- üane mit O. G. bezeichneten Züge aus genommen) befördert. Es wird die Expreßgut- racht mindestens für 20 Kilogramm berechnet. )ei Beförderung in Eil- und Personenzügen werden mindestens 50 Pfg., bei verlangter Beförderung in Schnellzügen, auch nur strecken weise, mindestens 1 Mk. erhoben. Aus der Paketadresse ist der Zug. mit dem die Be- örderung stattsinden soll, anzugeben, fehlt diese Angabe, so wird das Expreßgut mit dem nächsten geeigneten Zuge befördert. Der Empfänger kann sofort nach Ankunft des Zuge», mit dem die Sendung zu befördern ist, am Bestimmungsort die Auslieferung bei der Gepäckverwaltung verlangen. Findet sich der Empfänger nicht sofort noch Ankunft des Zuges zur Empfangnahme der Sendung ein, o wird sie ihm angemeldet. Sendungen, die nach Dresden Hauptbahnhof, Wettinerstraße, oder Neustadt, Leipzig-Dresdner oder Bayerischer Bahnhof und Chemnitzer Hauptbahnhof be stimmt sind, werden dem Empfänger, wenn er im Stadtgebiett wohnt, gegen eine festgesetzte Gebühr zugesührt, sofern die Sendungen nicht zur Seibstabholung bestimmt siud. Bei regel mäßiger Versendung von Expreßgut empfiehlt es sich, vom „Bescheinigungsbuch Über auf gegebene Eisenbahnexpreßgüter" Gebrauch zu machen, das zum Preise von 55 Pfg. bei den Gep5ckverwaltun .cn erhältlich ist. eine Quittung in anderer Form wird über solche Güter nicht ei teilt. —* Der Wasserstand der Elbe ist infolge des Regenwetters und der dadurch cingetrctenen Schneeschmelze im Gebirge in langsamen Wachsen begriffen. Der Brückenpegel in Riesa stand am Donnerstag Vormittag aus 119 Zentimeter, Die Zahl der im Gröbaer Hafen in Reserve liegenden UmschlagSkähnc welche am Montag 32 betrug, ist Donnerstag Vormittag bis aus 23 hcruntergegangen, nach dem seit Beginn der Woche, um den kolossalen Verkehr nur einigermaßen bewältigen zu können, die Arbeitszeit auf 12 Stunden täglich verlävgert worden ist. Während der letzten Tage mußte eine größere Anzahl Kähne w.gen zu großen Tiefganges abgeleichtect werden. Königsbrück. Am Donnerstag nachmittag hat sich hier ein schweres Bauunglück ereignet. An dem Neubau, der an der Großenhainer Straße, gegenüber Sturms Mühle von Herrn Schulze-Ottendorf errichtet wird, welcher bis zur 1. Etage vorgeschrilt-n war, stürzte gegen einhalb 4 ähr nachmittags der nach der Stadt zu belegene massive Giebel ein Vier Arbeiter wurden von den stürzenden Mafien getroffen drei davon wurden erheblich verletzt, der vierte wurde ^von den Trümmern verschüttet und tot hervorgezogen. Der Getötete ist der Maurer Julius Lehmann au» Cunnersdorf. Für die Verwundeten war ärztliche Hilf- sofort zur Stelle. Die freiwillige Sanitätskolonne leistete hilfreichen Beistand, ferner nahmen herbei geeilte Personen am RettungSwerk tätigen An teil. Ueber die Ursache des Unglücks läßt sich etwas zuverlässiges zur Zeit nicht sagen. Der Tatbestand ist von der zuständigen Behörde an Ort und Stelle festgestellt worden. Dresden Um seinen vom Windd fort getrieben neuen Hut wi'derzuerlangen, sprang 'am Mittwoch aus der Wirtburgstraße ein Schmiedegehülfe von einem in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen herab und schlug so heftig mit dem Kopfe auf die Straße auf, daß er besinnungslos liegen stieb. Er kam jedoch bald wieder zu sich und vermochte dann seine Fahrt wieder sortzu- setzen. Wachwitz. Infolge des Versagens der Bremsvorrichtung stürzte am Freitag nachmittag 2 Uhr der mit Kohlen beladene Wagen eines in Niederpoyritz bediensteten Geschirrführers rückwärts in den Wachwitzbach, wobei das Schutzgeländer sowie ein großer Teil der Bachmauer stark beschädigt, beziehentlich mit rn das Bachbett gerissen worden ist. Der Kutscher hat bei dem Unfall eine Hand- vsrletzung erlitten, die Pferde sind unverletzt geblieben. Lommatzsch. Die gerichtliche Oeffnung res in Dörschnitz aufgefundenen Kindesleichnam ;at ergeben, daß das kleine Welen bei der Geburt nicht gelebt hat. Eine strafbare Handlung der Dienstmagd Lange liegt demnach nickt vor- Grimma. Der freche Spitzbube, der seit ast einem Vierteljahre Grimma beunruhigt, tat wieder einmal ein Diebesstück vollsührt. Er ist in die Wohnung eines Grundstücks der Colbitzer Straße eingedrungen und hat Schmucksachen und Bargeld im Gesamtwerte von gegen 300 Mk. gestohlen. Leipzig. Die Ehefrauen zweier ehrsamer Handwerksmeister in L.-Plagwitz sind in ihrer Leichtfertigkeit der Putzsucht zum Opfer gr ollen. Sie ließen sich in einem Warenhause nach und nach sechs Nähmaschinen und für 600 Mark Möbel geben und verkauften diese Gegenstände sofort wieder, um sich mit dem Gelbe allerhand Tant anzuschaffen. Zuerst ging es mit dem Abzahlungen ganz gut, aber als die Schuld immer größer wurde, konnten re die Zahlungen nicht einhalten, sodaß sie hre Schuld eingestchen mußten. Nun sehen beide Frauen einer längeren Freiheitsstrafe entgegen. — Am Freitag morgen wurde eine DiebeS- und Hehlerdande verhaftet. Schon lange ist hinter ihr die Polizei hergewesen. In letzter Zeit mehrten sich hier die Einbrüche und Be raubungen von Schaukästen, daß die Be völkerung in größte Unruhe geriet. Da führte die Verhaftung eines Konditors in Berlin auf die Spur. Man bekam heraus, daß er auch hier mit Einbrüche verübt hatte, und konnte nun auch bald feine Komplizen ausfindig machen. Es erfolgte nun die Verhaftung dieser Genossen, eines schon vorbestraften 22 Jahre alten Bäckers aus Kreuzberg, eines 20 Jahre alten Friseurs aus Weißenfels, einer 18 Jahre alten Kontoristin von hier und einer 22 Jahre alten Näherin aus Hannover. Alle vier wohnten hier in der Kohlgartenstraße, waren aber in Berlin an- gemeldit. Als man sie aushob, fand man bei ihnen ein ganzes Warenlager gestohlener Gegenstände vor, die in Kisten und Koffern mit Droschken nach dem Polizeiamt geschäfft werden mußten. Man glaubt, daß die Diebe auch den Einbruchsdiebstahl im Depot der Großen Leipziger Straßenbahn ausgeführt haben. Der Wert der gestohlenen Sachen be läuft sich auf 2000 M. Die beiden Burschen hatten geladene Revolver bei sich. Buchholz. An den Streich des Köpenicker Hauptmanns erinnert folgendes Vorkommnis. Eine hiesige Prägefabrik besitzt im benachbarten Weipert i. V. eine Filiale. In dieser erschien ein besser gekleideter Mann und machte den Arbeitern Vorwürfe über ihre angeblich zu lässig ausgeführte Arbeit und wie« chneu gleichzeitig andere Arbeiten zu Dann ging er in das Kontor, wo er in Abwesenheit des Ge schäftsleiters sich als Beauftragter der Firma vorstellte. Nach Schluß der Fabrik bemerkten die Arbeiter plötzlich Licht in den Fabrik räumen und fanden den Fremden dort wieder vor. Nun frug man seiterS der Weiperter Filialleiiung telephonisch beim hiesigen Haupt geschäft an, wer der angeblich Beauftragte der Firma sei, und mußten erfahren, daß man eS mit einem Schwindler zu tun hatte. Er war ein aus der Buchhoizer Fabrik wegen Trunken heit entlassener Buchhalter. Er wurde nun verhaftet- Zwickau. Im Jahre 1902 trat der 18 jährige Sohn einer Familie in Oberplanitz in die französische Fremdenlegion ein, in deren Reihen er in Algier und den indischen Kolonien mit Auszeichnung diente. Vor einigen Tagen kehrte der junge Mann wohl behalten in die Heimat zurück und stellte sich zwecks Ableistung seiner Dienstzeit freiwillig der hiesigen Militärbehörde, die ihn in da« Infanterie-Regiment Nr. 133 (Zwickau) ein stellte. Treuen. Eine für dis Stickerei-Industrie bedeutsame Erfindung ist Herrn Stickmaschinen besitzer Louis Uhlmann hier geglückt. Die Erfindung besteht in einem an jeder Maschine leicht anzubringenden Apparat, durch welchen das weiß aufgesteckte Garn beliebig gefärbt, jedoch auch gleich verstickt werden kann. Die Erfindung ist zum Patent angemeldet, Plauen. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich im benachbarten Straßberg. Bei der Vornahme von Reparaturarbeiten am Dache der Kirche stürzte der 25 jährige Sohn des Schieferdeckermeisters Schmidt in die Tiefe und bli-b bewußtlos liegen. Er wurde in das Krankenhaus zu Plauen gebracht. Der Verunglückte wollte am Sonnabend seine Hochzeit feiern. Oel Snitz. Der Verkehr mit Rodelschlitten auf öffentlichen Wegen hat im oberen Vogt lande größeren Umfang angenommen, seitdem besondere Vereinigungen zur Pflege de» Wintersports sich gebildet haben. Im Ver folg von Beschwerden, die bei der Königlichen Amtshauptmannschaft eingegangen sind, weist diese die Gemeinden darauf hin, wie auf den öffentlichen Wegen dieses dort die Rodler selbst und den übrigen Verkehr gefährdende Ver gnügen als unzulässig und strafbar anzusehen sei, es soll aber den Gemeinden ausdrücklich anheimgegeben werden, Rodelbahnen außerhalb der öffentlichen Verkehrswege elnzurichten und dadurch den gesunden, kräftigenden Wintersport mit fördern zu helfen. Zschokken. Ein siebenjähriges Mädchen hatte sich die Schnürsenkel verknüpft. Um sich schnell zu helfen, griff es zu einem Mefier. Unglücklicherweise rutschte dies von dem Senkel ab, fuhr dem Mädchen in ein Auge und ver letzte dies derart, daß es völlig verloren ist. Falkenau. Die 61jährige Jossoa Jindra aus Davidsthal wurde auf dem hiesigen Bahnhof von einer Lokomotive erfaßt, über fahren und getötet. Neumark i. V. Der in Limbach wohn hafte Oekonom Rufeishöser wurde am Montag bei einer Treibjagd auf Fröschendorfer Flur durch einen Schuß in den Unterleib schwer verletzt. Reichenbach. Als Uhrendieb entpuppte sich hier ein 19 jähriger Handarbeiter aus Zwickau. Er hatte eine neue, noch nicht ab gezogene Herrenuhr mit Kette für einen sehr billigen Preis verkauft. Bei seiner Festnahme wurden bei ihm noch weitere drei Herren uhren und eine goldene Damenuhr vorge sunden, die er sämtlich in Greiz und Elster berg auf unrechtmäßige Weise erlangt hat.