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D e ,GLtsn!> rrfer Zeitung" erscheint virastag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahme »«a Inserat« tt« ««»mittag s« Uhr. Inserate werd«» mit ,o Pf für di« Spaltz«il« berechnet Labellarisch« Satz nach brsonder«m Laris Druck und Verlag von ^ermann Rühle in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla Freitag, den 29. November 1907. No. 143. 6. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf.Vkrilla, den 28. November M?. D Nächsten Sonntag nachmittags 5 Uhr soll in hiesiger Kirche eine Adventsabend, kommunion stattfinden, welche ganz besonders für die Arbeiter unseres Ortes bestimmt ist. Die Beichte beginnt pünktlich um 5 Uhr. Die Namensanmeldungen im Psarrhause werden rechtzeitig und immer möglichst am Tag vor der Kommunion erbeten. —* Die Witterung im Dezember dürste sich, wenn man dem hundertjährigen Kalender Glauben schenken will, anfänglich schön, dann aber unfreundlich und rauh gestalten. Vom 15. -20. soll Kälte herrschen, vom 21.—27. trübe Witterung. Die letzten Tage des Monats sollen uns wieder Kälte und zahl reiche Schneefälle bringen. D-r Meteorolog Bürgel, der bekanntlich in die Fußtapfen Rud FolbS getreten ist, stellt gleichfalls für den Anfang des Monats klare Tage in Aussicht Vom 5. Dezember ab soll Frost und Schnee ktntreten, worauf es wieder wärmer wird. Eine anhaltende Kälte dürste dann mit de.n 22. Dezember einsetzen, die sich namentlich gegen Ende des Monats verstärkt. Den 5. Dezember bezeichnet der Gelehrte als einen kritischen Tag von starker, den 19. als einen solchen von nur geringer Bedeutung. —* Eine Viehzählung find't, wie wir schon bekannt gaben, am 2. Dezember diese« Jahres Mieder im ganzen deutschen Reiche statt, die letzte wurde vor drei Jahren, am 1. De zember 1804 vorgenommen. An Pserd-n waren an diesem Termine im deutschen Reichs gebiete rund 4267000 Stück vorhanden, davon im Königreiche Preußen allein rund 2964000 Stück. Die pferdereichste Provinz ist Ost preußen, gleich darauf folgt Schlesien. Aus je 100 Einwohner des deutschen Reiches kommen 7,1 Pferde und auf je einen Quadrat kilometer der landwirtschaftlich benutzten Fläche 12,2 Pferde. Nach inzwischen angestellten Statistiken für einzelne Gegenden oder Bezirke wird die Zählung am kommenden 2. Dezember ein interessantes Resultat ergeben, trotz der Konkurrenz, die das Kraftfahrzeug dem Pferde die der Benzinmotor dem Hafcrmotor macht, wird die Zahl der Pferde zuger.ommen haben In anderen Kulturländern, z. B. in Frankreich, hat man übrigens ganz dieselbe Beachtung ge macht. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sind nach Deutschland nickt weniger wie rund 107 700 Pferde im Werte von 81 Millionen Mark eingesührt worden, der dafür erhobene Zoll berechnete sich auf 6^/2 Millionen Mark, so daß d-r Zoll rund 8 Prozent de« Wertes auömacht. —* Die Reichspostverwaltung richtet auch in diesem Jahr an das Publikum das Er suchen, mit den Weihnachtüsendungen bald zu beginnen. Bei den außerordentlichen An schwellen des Verkehrs ist es nicht tunlich, die gewöhnlichen BesörderungSfristen einzuhallen und namentlich auf weite Entfernungen eine Gewähr für rechtzeitige Zustellung vor dem Weihnachtsfest- zu übernehmen, wenn die Pakete erst am 22. Dezember oder noch später eingeliefert werden. Die Pakete sind dauerhaft zu verpacken. Tie Aufschrift der Pakete muß deutlich, vollständig und Hal bar hergestellt sein. Bei Fleischsendungen und solchen Gegenständen in Leinwandverpackung die Feuchtigkeit, Fett, Blut usw. nbsetzen, darf die Aufschrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Formulare zu Postpaketadressen für Paketausschristen dürfen nicht verwandt werden. Der Name des Bestimmungsortes muß stets recht groß und kräftig gedruckl oder geschrieben ein. Die Paketausschrifl muß sämtliche An gaben der Begleitadresse enthalten, damit im Falle des Verlustes der Postpaketadrcsse das Paket doch dem Empfänger ausgehändigt Werden kann. Auf Paketen nach größeren Orten ist die Wohnung d'S Empfängers, auf Paketen nach Berlin auch der Buchstabe des Postbezirks (L, IV, 80 usw.) anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebs trägt es wesentlich bei, wenn die Pakete frankiert auf geliefert werden. Die Versendung mehrerer Pakete mittels einer Postpaketadresse ist für die Zett vom 10 bis 25. Dezember im inneren deutschen Verkehr (Reichs-Postgebiet, Bayern und Württemberg) nicht gestattet. Auch für den Auslandsverkehr empfiehlt es sich im Interesse des Publikums, während dieser Zeit zu jedem Pakete besondere Begleitpapiere aus zufertigen. Dresden. DaS am Münschner Platz.er richtete und am 1. Oktober in Benutzung ge nommene neue Landgerichtsgebäude hatte wieder holt recht scharfe Kritik herausgcfordert. Jetzt sucht man die Mängel, die vor allem in mangelnd m Licht im Gebäudeinnern bestanden, nach Kräften abzuhelfen. Vor allen Dingen sind mehrere Mauerwände beseitigt worden, um dem Tageslichte Eintritt zu gestatten. Radeberg. Herr Archidiakonns k. Hähnel ist zum Stadtpfarrer in Pegau bei Leipzig einstimmig gewählt worden und hat die Wahl angenommen. Königsbrück Auf dem Gesechtsschießplatz bei Königsbrück wird in der Zeit vom 2. bis mit 3. Dezember das Königliche Jäger-Bataillon Nr. 13 und in der ZUt vom 6. bis mit 7. Dezember das Grenadierregiment Nr. 100 täglich von 8 Uhr 30 Min. Vormittags bis 2 Uhr 20 Min. Nachmittags Schießen in Gruppen abhalten. — Der Gewerbeverein zu Königsbrück hat bei der Beschwerde- und Petitions-Depulation der 2. Kammer des Landtags eine Petition um Erbauung der Teilstrecke Riesa-Weißig- Großenhain-Königsbrück des Nordostbahnprojekts eingereicht. Kamenz. Nach einer maßlos betriebenen Agitation fanden am Montag die Stadt verordnetenwahlen statt. Nicht weniger als fünf Kandidatenlisten gab es. Das Resultat ergab den Sieg des Bezirksvereins Nordost, d. h. der Gegenpartei der bisherigen Stadt- verordnetenmehrheit. Die Sozialdemokratie verzeichnete zwar einen ansehnlichen Stimmen zuwachs, doch konnte sie kein Mandal erringest. Die Wahlbeteiligung war ungemein lebhaft- Kamenz Ein seltenes Jagdstück wurde am Sonnabend bei der Jagd auf Weudisch- baselitzer Jagdrevier erlegt, und zwar ein weiß- und braungeflecktes Reh. Der Jagd pächter, Herr Färbereibesitzer Beeg, will das selbe auSstopfcn lasten. — An das Königliche Amtsgericht ein- geliefer! wurde am Sonnabend von der hiesigen Polizei der Töpfergesclle Schwarzbach w.n hier, welcher letzthin nachts in der Kasernenstraße sich ohne Veranlassung der Körperverletzung an einem italienischen Arbeiter schuldig gemacht hatte. Wegen ähnlichen Vergehens hier und in Radeberg mußte der gefährliche Mensch nach seiner Festnahme erst eine viertägige Arreststrafe verbüßen. Dohna. Abermals ist es den Bemühungen der hiesigen Polizeiorgane gelungen, eine vom Königlicken Amtsgericht Pirna verfolgte Person sestmnehmen. Es ist der Arbeiter Robert Mox Ay der in Gemeinschaft mit dem kürzlich ebenfalls in Dohna verhafteten Schlosser Willi Reichelt an einem Diebstahl beteiligt sein soll. Seine Ueberführung nach dem Amts gericht ist erfolgt. Pirna. Ein Offizierspferd, das von einem Burschen am Zügel gehalten wurde, scheute am Mittwoch vormittag vor einem Schnellzuge und stürmte davon. Dabei wurde von dem rasenden Tiere der 5 Jahre alte Knabe des Glasmachers Katoschwill gegen einen Kirsch baum geschleudert. Das Kind erlitt eine Quetschung im Gesicht und eine schwere Gehirn- ersckütterung. Zittau. Im Bezirke der Amtshouptmannschaft Zittau hat in der letzten Zeit die Schweine- euche großen Umfang angenommen. Die Amtühauptmannschaft weist auf den bös artigen Charater hin, den die Seuche ange nommen hat, und macht die Viehbesitzer wie sie Ortspolizeibehörden auf die ihnen ob- iegende Meldepflicht aufmerksam, damit die euchenpolizeilichen Maßnahmen sofort getroffen werden können. Bornitz bei Riesa- Einen Beweis von Widerstandsfähigkeit der Tauben lieferten dieser Tage vier dieser Tierchen, über deren Schicksal olgendes mitgeteill wird: Ein hiesiger Händler latte vier Tauben einer Sendung lebender Gänse nach Leipzig beigegeben und aus Vorsicht den Sack, welcher die Tauben enthielt, im Deckel deS Gänsekorbes innen festgemacht. Nack drei Tagen werden die Tauben als nicht angekommen reklamiert, der zufällig in Leipzig anwesende Händler läßt ahnungsvoll nach dem Gänsekorbe forschen und richtig: Im Deckel sängt noch der Sack mit dem armen Gefangenen. Sofort freigelassen, schmeckt aber den Totreglaubten nach genau 74stündiger Haft Speise und Trank vortrefflich und zur Erholung ging« mit ihnen noch einmal hierher in den h imatlichen Schlag. Kurz darauf aber traten sie ihre Reise nach Leipzig zum zweiten Male an. Lommatzsch. Auf dem Rittergute Dörschnitz wurde unter Stroh verdeckt die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Als Mutter des Kindes ist die auf dem Rittergut bedienstete Magd Lanae ermittelt worden, die ihrer ge wohnten Arbeit nachging. Ob das Kind bei der Geburt gelebt hat, bedarf noch der Fest stellung. lieber die Angelegenheit ist an die Staatsanwaltschaft berichtet worden. Die Lange befindet sich jetzt im hiesigen Krankenhaus. Bö riehen. Der Kistenfabrikant Julius Martin stürzte beim Einhängcn der Doppel enster von der Leiter und schlug so heftig auf, daß er an einer Gehirnerschütterung nach urzer Zeit verstarb. Hilbersdorf bei Freiberg. In drückender Armut, körperlich und geistig siech, ist dieser Tage in Hilbersdorf der Erfinder des Hand- wirkstuhles Gottlieb Helbig aus Oberneuschön berg bei Sayda gestorben. Am Sonntag wurde er aus dem hiesigen AnstaltSfriedhos be erdigt. Helbig erfand und baute vor etwa 50 Jabren den ersten Handwirkstuhl zur Her- 'tellung von Zwirnhandschuhen und Strümpfen )er Tausenden von fleißigen Händen in der Chemnitz Gegend, zum Beispiel in Lungwitz, Grüna, Reichenbrand, Limbach usw. heute noch zum Broterwerb dient. Die von Helbig erbauten Stühle sind auch nach dem Ausland gegangen. Wie es so vielen Erfindern ging, so hat auch Helbig die Früchte seines Werkes nicht für die Dauer genießen können. Chemnitz. Der Heilsarmee ist dieser Tage ein Haus an der Ecke der Limbacher- und der Roonstraße von einem Herrn geschenkt worden. Man beabsichtigt, in diesem Hause ein Asyl für Mach» und arbeitslose Männer einzurichten. Die Heilsarmee, deren Bestreben es ist, soviel Gutes als nur irgend möglich unter den Aermsten der Armen zu tun, wird sicherlich auch durch diese neue Einrichtung viel Segen stiften. Dieses Haus wird nach dem selben System der bis jetzt bestehenden Obdach häuser eingerichtet werden. Es ist Schlaf gelegenheit für 100 Männer in Aussicht ge nommen. — In erschreckender Weise mehren sich die Raubanfälle in Leipzig und die Polizei steht dem Treiben der Gauner völlig machtlos gegenüber. Am Dienstag nachmittag in der vierten Stunde überfiel ein unbekannter junger Mann in der Parthenstraße eine Dame und versuchte ihr ein Handtäschchen zu entreißen. Er mußte aber auf die Hilferufe der Dame die Flucht ergreifen. — Am Mittwoch wurde hier der 21 Jahre alte Bankbeamte Willy Burkhardt verhaftet, der der Filiale eines Chemnitzer Bankhauses in Schwarzenberg Vorstand und in dieser Stellung innerhalb eines Jahres bis 11000 M veruntreut hat. Leipzig. Ein schon schwer vorbestrafter 54 Jahre alter Schuhmacher aus Erfurt, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlasten worden ist wurde wiederum hinter Schloß und Riegel gebracht. Auf Grund von Heirats annoncen, die sich in auswärtigen, hauptsächlich Berliner Zeitungen befanden, gab der Mensch Offerten ein und spielte sich dann als ver mögende, heiratslustige Dame auf. Er setzte das Schwindelmanöver in Szene, um Geld beträge zu erlangen. Seine letzte Strafe mußte der Kerl wegen gleicher Delikte ver büßen. Meerane. In unserem aus Kertzsch zu fließenden LeitungSwastw macht sich seit einiger Zeit eine Trübung bemerkbar, die auf Blei gehalt zurückzuführen und nach Prof. Heyer- Defsau damit zu erklären ist, daß da« Master freie Säuren enthält, die bei längerem Stehen )eö Wassers in den Bleirohren das Blei auf- ösen. Prof. Heyer will die freien Säuren durch Zusetzen von Chemikalien binden und die Garantie übernehmen, den Uebelstand zu be- ieitigen- Der Rat hat nun beschlossen, den Genannten die Einrichtung einer hierzu nötigen Anlage zu übertragen und einen Beitrag von 10 000 Mark für diesen Zweck bewilligt. Crimmitschau. Ein wegen mannigfacher Diebereien vorbestrafter Forlbildungsschüler, der bereits jahrelang in einer Besserungsanstalt untergebracht war, ist jetzt nach Begehung eines schweren Diebstahls bet einem Fleischer, m dessen Laden er sich einschließen ließ, flüchtig. — Der Schweizer Hofmann wurde bet einem Einbruchsdicbstahi in einer Villa er wischt. Ec ist auch verdächtig, den Ueberfall auf einen Gutsbesitzer im nahen Grünberg verübt zu haben. Bärenstein. Ein Fremder ersuchte am Dienstag den Fleischermeistrr Kl-, ihm im Auftrage eines benachbarten Fabrikanten 200 Mark zu wechseln. Der Fremde übergab zu diesem Zwecke ein verschlossenes Kuvert, da» den Betrag in Papier enthalten sollte. Als nach dem Wechseln der Fleischermeister das Kuvert öffnete, sand sich nur ein leeres Blatt Papier darin vor, Gin- sofort aufgenommene Verfolgung des Gauners, der sich nach Böhmen Züchtete, blieb bisher ergebnislos. Falkenstein. Zwischen der hiesigen Kirchen behörde und der nach hier eingepsarrten Nachbargemeinde Ellefeld ist wegen des Kirchen- Erneuerungsbaues und deS Neubaues der Friedhofsgebäude ein Konflikt entstanden. Schon im voraus waren die Kirchenvertreter der Gemeinde Ellefeld gegen die Vornehmung der nach ihrer Ansicht unnötigen Baulichkeiten und ijetzt versagt die Gemeinde Ellefeld die Mitvollziehung der zur Aufnahme der Anleihe nötigen Schuldurkunde. Die Angelegenheit hat bereits das Konsistorium beschäftigt, das eine Einigung versuchte, doch ohne Erfolg. Da eine Erlangung der Geldmittel infolge dec Unterschrifts-Verweigerung noch nicht möglich war, mußte das Geld hier von dritter Seite erlegt werden, i ^Plauen. Der 50 Jahre alte Handarbeiter Heinrich Dübler hier ist am Mittwoch in seiner Behausung so unglücklich die Treppe hinabgestürzt, daß er einen schweren Schädel bruch erlitt, an besten Folgen er im Kranken hause verstarb. Johanngeorgenstadt. In der Glace- Handschuhindustrie macht sich ein weiterer starker Rückgang bemerkbar. Sämtlichen Arbeitern der Fabrik Wertheimer und Co. mußte gekündigt werden und auch in der Fabrik von Kohn stockt die Arbeit. In den offenen Läden und Geschäften der Stadt ist sehr wenig vom Um- und Absatz zu spüren.