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Vi „ÄttSN- >rfer Zeitung" rscheint eor.islag, Donner», tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. A7it wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Sandel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. »«nahm« »»« Jns«,at« bi, »«»mittag i« Uhr. Ins«»at« w«rdrn mit >o Pf fSr di« Spaltzitl« brr«chn«j rabtllarisch« Sah» nach d«s»ndtr«m Tarif Druck und Verlag von Hermann Rühle n Hroß-Gkriün. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Mkrilla No. 136. Mittwoch den l3. November 1607. 6. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Mttcndorf.cvkctlla, den 12. November igor. Hl Am vergangenen Sonntag nachmittag 2 Uhr sand der erst am Sonnabend bekannt- gegebene blinke Alarm Ker Freiwilligen Feuer wehren von Ottendorf-Okrilla und Cunnersdorf und der hiesigen Pflichtfeuerwehr statt. Punkt 2 Uhr ertönten hier wie in Cunnersdorf dir Signale und schon 2 Uhr 7 Min. waren die hiesigen Wehren und 2 Uhr l2 Min. die Cunnersdorf« Freiwillige Feuerwehr am auS- ersehenen Brandobjekte, dem Bergstraße Nr. 905 nicht besonders günstig gelegenen Hausgrundstück angelangt. Die Führer der Wehren halten ihre Anordnungen in sehr sachgemäßer und sicherer Weise getroffen, denn während die Pflichlfeucrwehr der baldigen Wasserabgabe wegen die Spritze aus den benachbarten Brunnen speiste, waren die Freiwilligen Wehren gezwungen, VaS Wasser aus dem etwa 850 Meter entfernten Mühlteiche bei einer Steigung von etwa 30 Meter hinauszudrücken. Bei der dabei erforderlichen Schlauchleitung bewährte sich der vor kurzem angcschaffte Schlauchwagen der hiesigen Feuerwehr ganz besonders und in kurzer Zeit 2 Uhr 14 Min. gab diese Wehr den ersten Wasserstrahl auf das angenommene Bcandobjcki. Da auch schon 2 Uhr 18 Min. die Cunnersdorser W hr Wasser geben konnte, so war eine Weiter- verbeitung des angenommenen Brandes nicht Möglich und konnten auch die umliegenden Gebäude genügend in Schutz genommen werden. Nach Beendigung der immerhin etwa 1H, Stunde dauernden Uebung war Zusammenkunft im Gasthof zum Hirsch, wo von dem Brandkommissar die Kritik über diese Uebung gehalten wurde. Der am Sonntag, den 10. November im Gasthof zum schwarzen Roß abgehallene Unterhaltunysabend des Turnvereins „Jahn" Ottendors-Moritzdors kann wohl in allen seinen Teilen al» ein sehr gut gelungener bezeichnet werden. Auf die Einzelheiten des äußerst reichhaltigen Programm» näher einzugehen würde zu weit führen und sei nur erwähnt, daß alle Nummern de» Programms von den Erschienenen mit reichem Applaus bedacht wurden. Der nach Schluß d'S Programm« in seine Rechte tretende Ball hielt Mitglieder nebst Gäste in fröhlicher Stimmung vereint. Königsbrück. Durch schönes Wetter be günstigt sanden am Sonntag von Nachmittag einhalb 2 Uhr ab die Rennen des Königs brücker Reitvereinö auf dem Gelände zwischen Zietsch und Schmorkau statt. Ein zahlreiches Publikum hatte sich aus nah und fern ein gefunden und verfolgte mit regem Interesse die vorzüglichen sportlichen Darbietungen auf dem mit viel Geschick ausgesuchten und vorgerichtrten Rennplätze. Die einzelnen Rennen nahmen einen glatten Verlauf. Großnaundorf. Ein seltenes W idmanns- heil war in vergangener Woche dem Kommer rat Ilgen in Blasewitz b-schieden. Er brachte auf seinem Jagdrevier Großnaundorf bei Pul»nitz in zwei Tagen außer einigen Stücken Edelwild, al» Fasanen, Wildenten, Hasen, Kaninchen, noch neun Stück Raubzeug zur Strecke. Das Wild und fünf kapitale Füchse, eine Wildkatze, Elstern usw. erregten am Jagd wagen berechtigtes Aussehen. Oberlichtenau. Die Ehefrau des Wirt- schastvbesitzcrs Fischer hier halte am Sonnabend früh das Unglück, beim Wasserholen kopfüber in den Mühlgraben zu stürzen. Leider waren die Versuche, die Verunglückte ins Leben zurückzurufen, ohne Erfolg, der Leichnam zeigte deutlich die Spuren eines Schlaganfalles. Dobra. Hier fand am Msntag, den 4. November, am Tage des jährlichen Kirch weihfestes, die Neuweihe des renovierten Gotteshauses statt. Dresden. Vor dem hiesigen Landgericht hatte sich am Sonnabend der Redakteur Fleißner von der „Sächs Arbeiterztg." wegen Verächtlichmachungen von Einrichtungen der kirchs zu verantworten. Fleißner soll in einer öffentlichen Versammlung sich verächtlich über die Einrichtungen der Kirche geäußert haben. Mangels Beweises wurde er freigesprochen. Eisenbcrg-M oritzburg. Was ein einziger Baum für einen großen Holzertrag liefern kann, annte an der mächtigen großen Eiche an der BärwalKerStraße am Mittelteich wahrgenommen werden, welche im Sommer durch Sturm ent wurzelt und niedergelegt wurde. Aus dieser Eicke, welche allerdings mehrere hundert Jahre gestanden hat, wurden 30 Raummeter Scheite und Klöppel gutes Holz geschnitten. Stauchitz, lieber de» bedauerlichen Jagd- unsall des Herrn Kammerherrn Freiherrn von Spörcken schreibt der „Oichntzsr Gemeinnützige" : Der Unglücksfall trug sich am Mittwoch aus der von Herrn Forstmeister von Zebmen ver anstalteten Fasanen-Jagd zu. Nach Beendigung des dritten Treibens war einer der Jagdgäste Herr Kommerherr von Spörcken, im Begriff — von der Treiberlinie abgewendet — sein Ge wehr zu entladen. Eine Anzahl der zum Treiben verwendeten Knaben drängten sich an den Platz des Herrn von Spörcken, um die abgeschossenen Patronenhülsen aufzusammeln; in diesem Gedränge stieß einer der Knaben — der elfjährige Max Kiemich aus Stauchitz — heftig mit der Faust an das Gewehr des Herrn von Spörcken, wobei sich ein Schuß entlud. Die gesamte Schrotladung drang dem unglücklichen Knaben in die linke Brustseite, wodurch ein sofortiger Tad herbeigeführt wurde. Die Feststellung des Tatbestandes ge schah durch den bei der Jagd anwesenden Gendarmen und den Gemeindevorstand von Stauchitz. Der sofort herbeigeholte Arzt, Dr. Diewitz, vermochte nur zu bestätigen, daß d«r Tod unmittelbar nach dem Schüsse ein getreten sein müße. Selbstverständlich wurde die Jagd sofort abgebrochen. Allseitigem Urteile zufolge trifft Herrn Kammerherrn von Spörcken keinerlei Vorwurf bei diesem Unglücks salle. Leipzig. Ein Unfall ereignete sich am Montag vormittag auf dem Neubau Ecke der Kreuz- und Salomonstraße. Infolge Einbruchs einer Kellerwölbung stürzte der daselbst be schäftigte 28 Jahre alte verheiratete Maurer Ernst Friedrich Bloßfeld in Leipzig-Anger- Crottendorf, Wiebelstraße 2 wohnhaft, in den Keller ab. Der Manu kam glücklicherweise mit einer leichten Verstauchung des rechten Beines davon. Er wurde nach seiner Wohnung gebracht. Die Ursache des Einsturzes ist noch nicht bekannt. Lichtentanne, Als kürzlich abends der Schuldirektor von Lichtentanne auf dem Heim wege vom Fortbildungsschulunterricht begriffen war, fiel plötzlich ein Schuß, wobei dir Kugel kurz über ihn hinweg flog. Als Täter wurde ein 16 jähriger FortbildungSschüler ermittelt, der aus. reinem U-bermut und um den Direktor zu ärgern, im Hofe vom Hause seiner Wohnung aus geschoßen haben will. Roßwein. Ein 10jähriges Mädchen, das bei einer Familie eines Nachbardorfes erzogen wird, wurde auf dem Wege nach der iSchule von einem Mann in ein Automobil aus genommen und entführt. Das Kind soll zu seinen Eltern gebracht worden sein. Chemnitz. Die hiesige Kriminalpolizei nahm einen 29jährigen Schlößer aus Zwickau und einen 21jährigen Handarbeiter aus Chemnitz fest. Die beiden gefährlichen Ein brecher hatten in den letztvergangencn Wochen in Chemnitz eine ganze Reihe von Einbruchs diebstählen verübt, ebenso legt man ihnen einen schweren Einbcuchsdiebstahl in Plauen zur Last. Bei den Verbrechern wurden noch zahlreiche entwendete Gegenstände gesunden. Auch wurde daselbst ein 24 jähriger italienischer Maurer, der seinem Logiskollegen, einem Landsmaun, au» der Wohnung ein Geld ¬ täschchen mit 70 Kronen in Papiergeld ge- .stohlen hatte, sestgenommen. — In der Nacht zum Sonntag brannte die am Borna - Hcinersdorfer Fußweg gelegene große Feldscheune der Chemnitzer Düngerabfuhr- Kesellschast vollständig nieder. Aus den Flammen wurde, ein 28 jähriger Arbeiter, Fritz Seidel aus Chemnitz, mit schweren Brandwunden gerettet. Das Feuer ist jeden- alls durch Landstreicher, die die Scheune sehr gern als Nachtquartier benutzten, verursacht worben. Falkenstein. Am Montag abend in der 9. Stunde ging das umfangreiche Brauerei gebäude des Bürgerlichen Brauhauses Aktien gesellschaft Falkenstein in Feuer aus, das mit rasender Schnelligkeit um sich griff und das Gebäude bis aus den Grund vernichtete. Trotz des herrschenden Wassermangels gelang es, das Direktvrial-Wohngebäude wie das Eir und Lagerhaus zu erhalten. An Mobiliar, Utensilien usw. konnte fast nichts gerettet werden. Die Entstehungsursache ist noch nichts bekannt. Oberpirk i. V. Als dieser Tage ein Plauener Herr seinem auf Oberpirker Flur gelegenen Waldgrundstück einen Besuch ab stattete, mußte er eine recht unangenehme Ueberraschung erleben, denn ein größeres Stück des Waldes war abgeschlagen und der Baum- restand teilweise schon abgefahren. Wie per- autet, ist man dem Diebe aus der Spur. Plauen. Am Montag früh gegen drei Uhr wurde der 39 jährig« Zimmermann Grimm auf der Unterlosaer Landstraße, in einer Blutlache liegend, ermordet ausgesunden. Die Leiche wies viele Messerstiche am Kopf und am Hals auf. Allem Anschein nach liegt ein Racheakt vor. Von dem Mörder hat man noch keine Spur. Der ermordete Grimm war verheiratet und Vater mehrerer Kinder. Aus der Woche. Im Vordergrund des Jntereßes steht jetzt die Reise Kaiser Wilhelms nach England. Die Kaiserin hat bekanntlich die Absicht, den Monarchen zu begleiten, aufgegeben, weil die Braut des Prinze« August Wilhelm im Berliner Stadtschlofse an den Windpocken er krankt war. Im letzten Augenblick änderte die hohe Frau jedoch ihren Entschluß, da das englische Königspaar auf telegraphischem Wege nochmals dringend um ihren Besuch gebeten hatte. — Der Sensationsprozeß, den diese Woche der Welt bringen sollte, ist ziemlich kläglich ausgegangen. Der wegen Beleidigung des Reichskanzlers angeklagte Schriftsteller Brand mußte nach kurzer Verhandlung die Er klärung abgeben, daß er nicht in der Lage sei, die gegen den Fürsten Bülow erhobenen An schuldigungen aufrecht zu erhalten. 1*/, Jahr wird der Vertrauensselige hinter GesängniS- maueru Gelegenheit haben, über die Un- veriässigkeit modernen Großstadtklatsches nach zudenken. Interesse erregte der Prozeß nur wegen der Zeugentchaft des Reichskanzlers und vielleicht mehr noch, weil der in letzter Zeit vielgenannte Fürst Eulenburg zum allgemeinen Erstaunen an GerichtSstelle erschien, um Zeugnis abzulegen. Er benutzte übrigens die Gelegenheit, um nachträglich unter seinem Eide die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen HardenS und deßen Verteidigers Bernstein für völlig aus der Lust gegriffen zu erklären. — In Oesterreich ist man immer noch mit den Ausgleichsverhandlungcn lm Perlament be schäftigt. Da 'der Nationalitätenhader wieder einmal alle anderen Interessen in den Hinter grund drängt, ist das Schicksal des so mühsam zustande gekommenen Ausgleichs immer noch unentschieden. Die Verhandlungen des un garischen Parlaments über die AuSgleichssrage werden geheim geführt, doch darf man an nehmen, daß sich in Budapest keine besonderen Schwierigkeiten ergeben werden. — Die französische Regierung hat endlich daü lange versprochene Gelbbuch über Marokko ausgegeben. Auf über 400 Seiten wird die Entwickelung der ganzen Angelegenheit bis in alle Einzel heiten dargelegt und zwar bis zu dem Tage, da die Kommission zur Beratung der Ent- schädtgungsfrage in Casablanca zusamm-ntrat. Die Regierung hofft damit allen Ver dächtigungen aus den Reihen ihrer Ankläger einen Riegel vorgeschoben zu Haden. UebrigenS wird das Kabinett des Herrn Clemenceau in nächster Zeit in der Kammer eine starke Stütze erhalten, denn es wird sich eine Partei der sozialen Reformen bilden, die der Regierung zur Verwirklichung ihres vor langen Monden ansgestellten Programms helfen will. — Die geheimsten Wünsche der spanischen Regierung sind dieser Tage der Welt durch ein Gerücht offenbar geworden, das durch spanische Blätter über den ganzen Erdball verbreitet worden war. Danach hätte der König von England seinen kaiserlichen Neffen zugleich mit dem König von Spanien nach London eingeladen, um mit beiden Monarchen die Bedingungen für ein neues Abkommen über Marokko zu besprechen. Demgegenüber ist (durch die „Nordd. Allg. Ztg." festgestell! worden, daß für die deutsche Regierung nach wie vor die Akte von Algeciras ihre volle Gültigkeit behält. Es erscheint außerdem fraglich, ob die englische Regierung tatsächlich die Absicht gehabt hat, an den Ab- machuugm über Marokko etwas auf dem be zeichneten Wege zu ändern. Jedenfalls aber Zeichen solche Gerüchte, was in Spanien und wohl auch in Frankreich angestrebt wird. — Die Wahlen zur dritten Duma sind im Zarenreiche so ziemlich beendet und haben wie jetzt amtlich gemeldet wird, mit einem Sieg der Regierung geendet. Allerdings sind unter richtete Kreise der Ansicht, daß auch diese Volksvertretung sich von den beiden andern wesentlich nicht unterscheiden wird, soweit es sich um die Aufstellung von freiheitlichen Forderungen handelt. Es ist daher immerhin möglich, daß auch dieses Parlament nach kurzer Tagung aufgelöst wird. Die Revolutionäre sollen mit dieser Möglichkeit, die einen all gemeinen Ministersturz im Gefolge haben würde, rechnen, um mit erneuter Kraft gegen die Regierung und das Zarentum Front zu machen. Es wird davon abhängen, inwieweit die Regierung geneigt ist, die Forderungen der Volksvertretungen zu bewilligen und welche Forderungen die Volksvertretung in kluger Beschränkung von vornherein von ihrem Programm streichen wird. — Von der Fahrt des amerikanischen Geschwaders in den Stillen Ozean ist es kaum still geworden, und die Gemüter haben sich einigermaßen beruhigt, da kommt aus Washington die Nachricht, daß es in Kalifornien abermals zu Ausschreitungen gegen die Inder gekommen ist- Daß die Japaner diesmal verschont wurden, verdanken sie nur ihrer Entschlossenheit zur Selbst verteidigung. Die Beziehungen zwischen den Ländern der gelben Raße und den Vereinigten Staaten haben sich durch dieses Vorkommnis aufs neue beunruhigend verschärft. — Aus dem Wetterwinkel im nordwestlichen Afrika lauten die Nachrichten erfreulicher. Der Kriegszug Mulcy Hafids scheint nicht in Wirklichkeit zu werden' Der Gegensultan spricht zwar mit vollem Munde immer wieder von seinen ungeheuren Streitkräften, aber geht jeder ernsthaften kriegerischen Begegnung mit den Franzosen aus dem Wege. Dabei hält Abd ul Aziz' Geldnot an und hindert auch diesen an strengen Maßregeln zur Wiederherstellung der Ruhe in seinem Lande. Es gewinnt so mehr und mehr den Anschein, daß Frankreich im Scherisenreiche sich eine dauernde Stellung „zur Sicherung der Ruhe" beschaffen wird. Wie freilich die Mächte die Festsetzung Frankreichs in Marokko mit der Akte von Algeciras in Einklang bringen wollen, ist vorläufig noch ein unlösbares Rätsel.