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Ottendorfer Zeitung : 30.10.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190710304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19071030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19071030
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-30
-
Monat
1907-10
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.10.1907
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Hessen"; etwas derartiges führte man mir M, mir ward aber gar nicht lustig dabei zu Mn. Dankbarkeit, Wohltat, Opferwilligkeit ^te gestrichen werden! So hörte ich ihn noch reden. Er war gereizt, verstimmt. Und M er dies pflichtvergessene, fortgelaufene Mädchen verteidigte, sonderbar. Das patzt fa Nr nicht zu ihm. Er kann sich doch unmöglich sie —" , Die Baronin schüttelte unwillig den Kopf, ebenfalls auf und begab sich zur Ruhe. 11. ,, Hugo war in seinem Quartier eifrig be- Mftigt, seine Sachen zu packen; mit leichtem MN und rascher Hand wurde ein Stück nach andern in den Koffer geworfen, und Suiten die Gegenstände nicht mit dem vor- Menen Raum, zwang ein flotter Fußtritt sie, N.dennoch zu fügen. Dazu sang er allerlei Mmentale und humoristische Lieder und war ^enscheinlich vortrefflich aufgelegt. k Jetzt öffnete sich die Tür und Thunberg ein; er warf sich auf das Sofa, zündete N eine Zigarre an und fragte, während Hugo ""e unruhige Tätigkeit fortfetzte: »Heute noch zum Städtle h'naus?" Hugo sang: „Mer's Jahr, über's Jahr, M j wied'rum komm, wied'rum —" ,Na, hör' nur ma! auf, das Jodeln schein' ^dirl Nimm deinen Lerstand zusammen und » mir dein Programm für, sagen wir, die Wen drei Monate. Weiter in die Zukunft denkt kein Halbwegs verständiger Wch!" Von unc! fenZ. t. Die Besiedelung der osutsch-südwsst- «frikaulichen Kolonie wird seit einiger Zeit don der deutschen Staatsregierung mehr wie bisher gefördert. Es ist ihr namentlich darum, zu tun, ausgediente Afrikakrieger seßhaft zu machen, da sie mit Land und Leuten bereits vertraut und auch das Klima gewöhnt sind. Während schon im allgemeinen den Ansiedlern in bezug auf Erwerbung von Land, Vieh uiw. Rotzes Entgegenkommen bezeigt wird, wird bei Militär-Ansiedlern noch weiter gegangen. Von der Regierung ist genehmigt worden, daß den in Afrika verbleibenden Reservisten zur Grün dung einer eigenen Scholls Landstrecken über- Miesen und datz ihnen ferner zum Ankauf von Baumaterial, Vieh usw. Darlehen oder Bei hilfen gewährt werden. Die Größe des über wiesenen Landes richtet sich nach dem Wunsche oder den finanziellen Verhältnissen des An siedlers, auch ist in der Beurteilung der Um stand maßgebend, ob der Ansiedler ledig oder verheiratet ist. Bei Eheschließungen gewährt die Verwaltung noch extra eine Gratifikation. Das geschenkte Land hat oft den Umfang von tausend Morgen. r. Ei« großer Militär - Übungsplatz wird in der Nähe von Erbenheim im westlichen Taunus angelegt werden. Die Militärver waltung hat zu diesem Zweck bereits ein um fangreiches Gelände zum Preiss von 300 OJO Mark käuflich erworben. !. Lebensarbeit eineA Geistlichen. Sein SO jähriges Jubiläum als Geistlicher begeht in den nächsten Tagen der Pastor Bischoff in Auras (Schlesien). Nach den Aufzeichnungen des Geistlichen bat er während seiner langen Amtstätigkeit vollzogen 1000 Eheschließungen, 6103 Kindertaufen, 5209 Konfirmationen und 3971 Leichenbegängnisse. Tr. Liebknecht auf Festung. Rechts anwalt Dr. Liebknecht-Berlin hat die vom Reichsgericht über ihn verhängte 1V-jährige Festungsstrafe in Glatz angetreten. Immer teurere Brotpreise. Die Bäcker meister in Kassel erhöhten ab November aber mals die Brotpreise um 2 Pfg. für das Kilo gramm. X Der Naturmensch als „Welt bummler". Der bekannte „Naturmensch" Knrzrock aus Berlin ist von einer längeren Auslandsreise an Bord des Dampfers „Viola" wieder in Hamburg eingetroffen. Er hat nach Absolvierung seiner militärischen Dienstpflicht bei einem hannoverschen Infanterie-Regiment ganz Palästina, Ägypten usw. bereist, worauf er sich vach England begab. Mit bloßen, nur mit Sandalen bekleideten Füßen und seiner rot braunen Kutte, betrat er den deutschen Boden wieder, wie er ihn seiner Zeit Verlässen hatte. r. Mit TollwutgisL Kngesteekt hat sich bei der Vornahme einer Leichenöffnung in höchst der dortige Kreistierarzt Fahner. S. wallte den Kadaver eines von dem Berliner Justitut für Infektionskrankheiten als tollwütig ^achteten Hundes sezieren. Hierbei rutschte das Messer ab und drang dem Arzte in die Hand, wodurch das Tollwutgist in sein Blut drang. S. hat sich sofort in das genannte Institut be geben, um sich dort einer Schutzimpfung zu Unterziehen. X Daß ein Gläubiger mir feinem «chulduer gemeinsam aus vem Lebe« scheide« will, dürste in der Selbstmordchronik v°ch nicht dagewesen sein. Über dieses eigen- »rtige Vorkommnis wird aus Gießen folgendes gemeldet. Ein dortiger, in den 50 er Jahren stehender Bürger, der wegen seines Geisteszu standes und seiner Verschwendungssucht unter Airalel steht, schuldete einem Barbier die Summe "vn 6000 Mark, die ihm dieser nach und nach Ziehen hatte. Der Barbier, der in vorgerücktem ^ter steht und in seinem Berufe nichts mehr Mienen kann, brauchte sein Geld dringend swtig und der Auszahlung hätte auch nichts 'n Wege gestanden, wenn mast der Vormund M Schuldners dagegen Einspruch erhoben hätte. ! chide, Schuldner und Gläubiger, nahmen sich i "" Sache so zu Heizen, daß sie den Entschluß ! faßten, gemeinsam in den Tod zu gehen. Zur Ausführung dieses Vorhabens begaben sie sich in die Wohnung des Schuldners: hier schnitt sich zunächst der Barbier als Gläubiger mit einem Rasiermesser die Pulsadern durch. Als der andre Selbstmordkandidat das viele Blut fließen sah, schwand ihm der Mut, seine Absicht, sich mit einem Revolver zu erschießen, auszu führen. Er rief vielmehr laut um Hilfe, worauf Nachbarn herbeieilten, die den beiden die Mafien entrissen und so weiteres Unheil zu verhüten vermochten. Es gelang den Herbsigeeilten schließlich auch, die Lebensmüden durch gütliches Zureden von ihrem Vorhaben endgültig abzu bringen. Mn Streit zwischen einem Offizier m»d einem Studenten, der zu einer schweren Verwundung deS letzteren führte, hat nachts in Wien in der Ringstraße stattgefvnden. Zwischen dem Draganerleutnant Frhrn. v. Spiel mann, der dort mit einem Msrinearzt und zwei Damen stand, und mehreren Studenten kam es zu Auseinandersetzungen. Der Stud. jur. Paris machte hierbei Bemerkungen, die er, trotzdem der Offizier sich dies verbat, wiederholte. Hierauf zog der Leutnant den Säbel, versetzte ihm einen Hieb über den Kopf und verletzle ! ihn schwer. Ei« Disbstahl wsrtvoöeL Knnftüegen- stn^de ist im Nordböhmischen Gewerbemuseum in Reichenberg in Böhmen verübt worden. Dort wurde von den Dieben ein Schrank mit goldenen und silbernen Schmuckgeqenständen, Taufbecken, Weinkrügen, Schalen, Humpen, Meßkelchen usw. ansgeräumi. Ms einem zweites Schrank wur den gawanoplanische Nachbildungen von goldenen und siihemsn Geräten entwendet. AurfKnKrtnnHS« in der Universität. An der Grazer Universität kam es zwilchen deutichnationaten Studenten und der Burschen schaft- Carolina zu einem Zusammenstoß, bei dem drei Studenten ernstlich verletzt wurden. kN» scheueres E;f«nbahn»nfall, bei dem drei Menschen schlimm verletzt wurden, hat sich in der Bahnstation Swlnok in Ungarn ereignet. Dort entgleiste ein aus Arad kommender Per sonenzug infolge falscher Wsichenstellung. Dabei wurden die letzten drei Wagen arg beschädigt; drei Passagiere erlitten schwere und vier leichte Verletzungen. Die Verwundeten wurden in das Szolnoker Krankenhaus gebracht. » Königin Alexandra und ihr Gärtner. Aus London wird ein Vorfall gemeldet, der zeigt, wie gewissenhaft Königin Alexandra von England um das Wohl ihrer Untergebenen besorgt ist. Als sie kürzlich in dem herrlichen Parke ihrer Villa Hoidore lustwandelte, wollte sie über einige Pflanzen Aufschlüffe haben und suchte daher das Häuschen ihres Gärtners auf, das in einem Winkel des Parkes versteckt liegt. Der Gärtner war nicht zu Hause, seine Frau bat die Königin, näher zu tretens während sie selbst ihren Gatten herbeirief. Inzwischen be sichtigte dis Königin die kleine Wohnung des Gärtners und war sehr erstaunt, daß man ihrem Angestellten so kleine und unbequeme Räume zugewiesen hatte. Nach einer Stunde kam sie mit ihrer Schwester der Zarin-Mutter Maria Feodorowna und einem Architekten wieder, be sichtigte noch einmal das Haus und am nächsten Tage begannen Arbeiter die Vergrößerung. Sechzig MMouen.Herings sind dieser Tage in Järmomh gelandet worden. In Ler Nacht war die Flotte der ssifcherbools Mf kolossale Heringsschwäcme gestoßen, und dis Folge war dieser ungeheure Fang. Das gleiche Glück hatten die Fischerboots von Lowestoft und Grimsby, und infolge dieses Überflusses fielen die Preise ungeheuer, . odaß es 33 Heringe für einen Penny setwa 8 Pf.) gab. In Nannouth waren die Kais mit Heringen bedeckt, und bis spät in die Nächt hinein waren Hunderte von Gespannen damit bemMigl, dir Fässer und Kmen nach den Schuppen zu schaffen, wo die! Fische für den Berkans hergerichtet werden. Gi« «ufsehsnsrregender Einbruch in eine römische Kirche. Diebe, die sich in der Sakristei versteckt hatten, brachen in die Basilika des.heiligen Damajus, eine der ältesten Kirchen - Roms, ein. Sie raubten zwanzig Perlenschunre, s die die wundertätige Madonna schmückten, ferner mit Brillanten und Saphiren beichte Herzen aus massivem Gold, zwei goldene Rosenkreuze mit Brillanten, zwölf goldene Sterne, die den Heiligenschein der Madonna bildeten, sowie eine Unmenge kostbarer Ohr gehänge, Kirchengerkte und Weihgeschenke. Von den Dieben fehlt jede Spur. Erdvebenkatastrovhe i« Kalabrien. Aus Nom wird gemeldet, daß infolge eines starken Erdbebens in der Provinz Kalabrien ungeheurer Schaden angerichtet worden ist. Der Ort Fsrmzzcmo ist vollständig zerstört. Er ist ein einziger Trümmerhaufen, keine Spur mehr von Straßen oder Plätzen. Vielen Ein wohnern ist es allerdings gelungen, ins Freie zn entkommen, jedoch ist die Zähl der Opfer noch unübersehbar. Die Geretteten, die wie betäubt von dem auspestandsnen Schrecken sind, verweigern ihre Hilfe bei den Bergungsarbeiten. Die Rettung ist erschwert, weil noch Häuser einzufallen drohen. 200 Leichen wurden schon unrer den Trümmern hervorgeholt. Man spricht von 500 Verletzungen. Mehrere Kolonnen Freiwilliger brachten die erste Hilfs um 3 Uhr morgens. Unter Lebensgefahr retteten der Amtsrichter, ein Wachtmeister und ein Zoll wächter neun Personen, darunter Säuglinge von der Brust toter Mült?r. Die ungeheuren Schuttmassen vereiteln jedoch manche Rettungs arbeit. Unter den Verwundeten ist auch der stellvertretende Amtsrichter. Eine ganze Familie wurde aus hen Trümmern hervvrqeholt, aber alle lebensgefährlich verwundet. Regen und Kälte erhöhen den allgemeinen Jammer. Da das Militär,picht genügte, wurden noch das 21. Infanterie-Regiment, eins Kompanie Pioniere und Arzte enisandt, die die Trümmer weg räumen und den teilweise gräßlich Verstümmelten Hilfe bringen sollen. -- Das Dors Zoparto in der Gemeinde Bianconovo ist ebenfalls voll ständig zerstört, und viele Personen sind dabei umgekommen; - ihre genaue Zahl ist noch nicht bekannt. Die Bevölkerung" lagert trotz des Regens unter freiem Himmel und wird durch leichtere Stöße imn^r wieder in Schrecken und Aufregung versetzt. 662 „Ich bi« verrückt, nehmen Sie mich anf l" Mit diesen Worten meldete sich der Professor der römischen Literaturgeschichte Dr. Geza Hemethy in der Irrenanstalt in Budapest. Der 42 jährige verheiratete Professor hatte vorher eine Erklärung veröffentlicht, wonach er infolge Erkrankung im laufenden Semester keine Vorlesungen halten werde. Der nervenkranke Gelehrte wurde in die Anstalt zur Pflege ausgenommen. t. Der Streit um die Staatsgrenze. Unerquickliche Grenzverhältnisse herrschen bei Powidz unweit Witkows. Dort geht die deutsch-russische Grenzlinie durch zwei Seen, wodurch zwischen den preußischen und russischen Fischern oftmals Streitigkeiten entstanden, in dem einer dem andern vorwarf, auf fremdem Staatsgebiet gefischt zu haben. Da die Ge richte und die Polizei mit bezüglichen Anzeigen und Klagen geradezu überschwemmt wurden, hat jetzt eine neue Festlegung der Grenze durch deutsche und russische Staatsbeamten stattgefunden. O62 Mne „reiche" Statistik. In Amerika leben 18000 Personen, die ein Vermögen von mindestens einer Million Dollar haben, darunter befinveu sich drei, die je 1000 Millionen und darüber, und zwölf, die se 500 Millionen bis 1000 Millionen Dollar besitzen. 840 000 Menschen haben ein Verwögen von einer halben Million und darübsr, ohne die Million noch ganz erreicht zu haben. Die Anzahl der Mil lionäre wuchs in 5 Jahren dort nm ein Drittel. Geeckt sbatte. Hirschberg. In der weiteren Verhandlung des Mordprozesses gegen Fritz Bergmann, seine Schwester und deren Mann wird zunächst die Mutter des Angeklagten, Fran Hauptmann Berger vernommen. Vorf.: Sie sind die Mutter zweier Angeklagten und die Schwiegermutter hes dritten Angeklagten und infolgedessen berichtigt, Ihr Zeugnis zu verweigern. — Zeugin: Was ick weiß, will ich aussagril. — Lors.' Haben Sie von oer Tat und dem Plan und Grazie, ohne Krach und, Ach, unter sich täglich steigernder Gunst der Alten, durch geschlängelt; na, über den eigentlichen Stern meines Daleins schweige ich — verlasse jetzt dies heikle Terrain — halte mich im Schatten kühler Gründe, in bester Gesellschaft so lange auf, wie die Gerichte des Landes mich ent behren können und gehe dann wahrhaftig mit einer Art von — von Brand auf den Assessor los!" „So, hat diese Tirade dir genügend Luft geschafft? und kannst du jetzt an dich halten und mir zuhören?" „Gib Feuer, mein Sohn I" antwortete Hugo, schloß den letzten Koffer und setzte sich in bester Laune seinem Gaste gegenüber. „Ich habe Nachrichten für dich," begann Thnnberg. „Aus ziemlich sicherer Quelle erfuhr ich, daß auf Oggershauseu ein Testament ge macht ist, und daß du darin leer ausgehst. Weiter, mein Bester, ist mir mitgeteilt, daß dein Schatz, Stem oder Edelstein, wie du sie nun zu benennen belieben mögest, ein Vermögen von nur — sünfzehntausend Talern besitzt. Mit einem Wort — du mutzt erreichen, daß die Alte dir günstig testiert oder es überhaupt nicht tut, in letzterem Falle würdest du und Edgar zu gleichen Teilen gehen." „Du hast gut reden, was kann ich tun? Nebenbei weißt du so gut wie ich, daß es bei mir außer aller Frage steht, Erbschleicherei zu betreiben. Bin nicht imstande dazu! Das muß sich alles finden — ich bin leichtsinnig gewesen und bin's in gewisser Hinsicht noch, aber ge meine Berechnungen, Falschheiten, hinterlistige „8implieitus, oder, wie sich so einer, wie du es bist, auf lateinisch nennt. Was gibt's da zu erklären? Ich werde Sommerfrische in Oggershausen genießen, so lange der Direktor in dem östlichen Nest, wo ich demnächst meinen Studien obliegen soll, mich noch zu entbehren vermag! Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder — Voi ebs sapme — notsbsns, famose Arie aus dem „Figaro" — Der Tausend, hatten die Pagen es gut — das Wäre so ein Beruf nach meinem Sinns ge wesen. Schäbige Einrichtung, den Edelmann zum Federfuchser herbzudrücken!" „Zum Kuckuck mit deinem Unsinn! Bärtige, bald grauhaarige Pagen gab es nicht. Bist ja nachgerade ein Greist" „Meinetwegen!" „O höre!" sang Hugo langatmig und rief dann: „Alter Freund, staune, das war das hohe H.. Und nun — im wunderschönen Monat Mai ist mir nicht die Liebe aufgegangen, aber in selbigem und folgendem Monde werde ich sie in mir wachsen, mit mir schalten und walten lassen! Weiß Gott, Thunberg, ich bin wie ein Schulknabe, der seine Ferien antritt. Siehst du, alter Junge, mir war die ganze Geschichte hier un heimlich! Tante Therese hatte entschieden auf geheimen Wegen meine Herverpflanzung bewerk stelligt. Ich sollte gewogen werden, Und mit des Geschickes Mächten Ist es schwer, 'nen Bund zu flechten, frei nach Schiller — ich hättte, weiß Gott, mit etwas Pech zu leicht befunden werden können! Anstatt dessen habe ich mich mit Gewandtheit etwas gewußt? — Zeugin: Nein. — Dors.: Ihr Ehemann und ihre., andern Kinder wußten auch nichts von dem Plan de« Fritz? — Zengin: Nein. — Vars.: Schöpften Sie nicht Ver dacht, als die Devesche aus Schmiedeberg kam. in der der Tod d?s alten Klein gemeldet wurde? — Zeugin: Nein, wir glaubten an einen Schlaganfall. — Vorf.: Wünschte Max Klein auch, daß der Vater bald- sterben möchte? — Zeugin: Einmal sagte er: „Wenn es doch gleich mit ihm vorbei wäre, dann wäre hier Ruhe." — In der Nachmittaqssitzung wurde der Kaufmann Konrad Bergmann, ein Bruder der Frau Klein und des Aritz Bergmann, vernommen. Er macht von dem Pocht der Z-ng- uis'osrweigorung keinen Gebrauch. — Bors.: Wahlen Sie' irgend etwas davon, daß oer Plan bestand, den alten Klein zu töten? — Zeuge: Nein. — Bert, Mamroih: Gibt der Zeuge zu, daß er zu sammen mit seinem Bruder Walter vor mehreren Jahren bei einem Oberamtmann mit einem Nach schlüssel den Geldschrank geöffnet und ausgeraubt hat? — Vors.: Sie haben das Recht, darauf hie Aussage zu verweigern- — Zeuge: Dann ver weigere ich die Aussage. — Auf Antrag des Bert. Mamroth wird darauf der betreffende Oberamtmann in Oberschlesien telegraphisch geladen. 88 Posen. Einer Gemeinde in der Provinz Posen gehört ein Elektrizitätswerk, in diesem wird der Strom erzeugt, der zu Beleuchkungszwecken usw. gebraucht wird. Als Staatsgebäude an die Elektri zitätsanlage angeschlossen und Leitungsdrähte über die ReichS-TqloyraphondrShlehinweg gezogen werden sollten, erließ die Polizeibehörde zur Sickerung deS Betriebes der Reichs-Telegraphenleilung und zur Abwendung von Gefahren verschiedene Schutz- und Sicherheitsanorduungon. Nach fruchtloser Beschwerde erhob die Gemeinde Klage, die das ObKverwaltungs- gerickt nach Anhörung eines Gutachters aus Posen für begründet erachtete und die polizeiliche Ver fügung außer Kraft setzte, indem u. a. auSgefübrt wurde, die Gesetze vom 6. April 1892 und 18. De zember 1899 regeln die Rechtsverhältnisse zwischen den staatlichen Telegraphenlinien und andern elek trischen Anlagen, die Verkehrswegs benutzen. Die Polizeibehörden können aber gemäß 8 10 H 17 des allgemeinen Landrechts stets cimchreiten. sofern Zu stände tu Frage kommen, die gefahrdrohend seien. Das Gericht könne nach dem Gutachten des Sachver ständigen aus Po>en nicht zur Überzeugung gelangen, daß durch die fragliche Lichtleitung Gefahren für die Reichs-Telegraphenleitung und deren Bedienung hervorgerufen werden. ES habe daher kein Anlaß bestanden, an die Gemeinde die in Betracht kommen den Anweisungen zu richten. Wenn der Sachver ständige noch rate, einen Mast durch Streben abzu stützen, um einen Umbruch unter allen Umständen auszuschließen, so sei dies ohne Bedeutung, weil die Polizeibehörde überhaupt keine Streben gefordert habe. Es stehe aber der Polizeibehörde frei, immer noch eine entsprechende Anordnung zu erlassen. buntes Mietet. 662 Künstliche Diamanten. Wieder einmal heißt es, der Wissenschaft fei es ge lungen, .Kristalle herzustellen, deren Festigkeit, Härle und Feuer darauf schließen läßt, sie seien Diamanten. In der letzten Sitzung der Pariser Akademie der Wissenschaften unterbreitete Sekretär Lapparent diese Erfindung eines bis setzt unbekannten Chemikers Aristide Charette, der die Kristalle auf elektro-chemischem Wege er zeugte. Eine Kommission wird den Wert seines Verfahrens und dessen Resultate prüfen. - » M«rke Einbildung. Polizist: „Warum liegen Sie denn hier auf der Straße?" — Wirt: „'rausgeschmissen hab' ich einen!" — Polizist: „Wo ist denn der?" — Wirt: „Drinnen!" B,.-> Verrannt. Onkel (zum Neffen, der Student ist): „Der Gerichtsvollzieher, der eben vorbei ging, bat dich aber sehr auffallend gegrüßt I" — Neffs: „Staune selbst! . . Ec konnte doch bei mir noch nie 'was kriegen?" .Mc««.' Einfacher. „Sie kommen aus oer Rats sitzung? Ist di^ Vorlage betreffend Gehalts aufbesserung des L-tadtkasfierers durchgegangen?" — „Das allerdings nicht — aber inzwischen der Kassierer selbst!" «.Meg«.-) Zuviel verlangt! Frau: „Den Strumpf ! muß das Baby unbedingt in der Wurstküche ^verloren haben!" — Schlächtermeister: „Na, wenn schon! glaubst du, datz ich Vesyulb die ganzen Würst' wieder uu^chnsid' ?" E - «>«* «u-- tzüuft. BUttrer- > Umgehungen — nicht mein Fall! Dazu bringt mich niemand." „Alles recht schön, wenn die Sachen anders lägen, du vergissest mal wieder — aber gut, es gibt mehr wie einen Weg nach Rom. Lätzt du die Erbschaft — die nach meiner Meinung noch jetzt mit mäßiger Anstrengung zu sichern wäre — fahren, so rette dich auf andre nicht mehr ungewöhnliche Weise. — Ich weiß eine reiche Partie für dich! Die Bendorfer Tochter ist ein Goldmädel I" „Blech!" rief Hugo. „Edgar ist so gut wie verlobt mit ihr. Außerdem ist es ein starkes Stück von dir, mir solchen Vorschlag zu machen l Du weißt ja, daß ich engagiert bin!" „Durch Gefühle, nicht durch Wort oder Ring, das sagt gar nichts. Gefühle sind ein artiger Luxus für reiche Leute, nimm mir es nicht übel, für dich sind sie — bösst I Und nun unterbrich mich nicht wieder, sondern laß mich ausreden. Du halt das Spiel noch völlig in der Hand. Ich weiß, daß die alte Dame freund licher gegen dich ist, als je zuvor; außerdem ist sie schwächer, zugänglicher, empfänglicher für an genehme Eindrücke. Du hast Gelegenheit, eine Zeitlang dort wie ein Kind im Hause ein- und auszugehen, gelingt es dir nicht, dir Sohnes- stellung zu schaffen, so bist du grüner, als ich dachte. Nein, nein, sage nichts, ich bin noch nicht fertig. Läßt du die Erbschaft aber fahren — bou, dann wäre noch nichts verloren, du machst ja, wenn du willst, zwanzig reiche Partien für eine." rr cs (Fortsetzung folgt.)
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