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Ottendorfer Zeitung. >rjer Keuung" krschtinr uioistag, Donners- >ag und Sonnabend abend». Bezugspreis vierieljährlich , Mark. Durch die Post bezogen i,2v Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Vttendorf-Gkrilla mit Atoritzdorf und Nmgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterkaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahme »»» Inserat« St, ».»mittag i» Uh». Inserat« w«rd«n mit zo Pf fiir dl« Spalt;«!!« b«r«chn«t Labellarischer Satz nach b«s»nder«m Laris Druck und Derlaa von Ferman» Rühl« m ^roß-Gkri'ia. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla No. 112. Mittwoch, den 18. September 1907. 6. Jahrgang. Zckulerweilerungsbau M ÜttenclorfOkrilla. Im Wege der Ausschreibung sollen folgende Tischlerarbeiten vergeben werden: 60 Stück Schulbänke, Zweisitzer, Nr. III Siehe Verordnung v. 3. April 1873, die Anlage rc. „ Nr. Illj der Schulgebäude belr. 2 Kath-der, 2 kleine Tritte ä 1,15 w lang, 1 Tritt 1,70 m lang, 1 Tritt 5,5 ui lang. Nähere Auskunft erteilt Herr Schuldirektor Snckler in Ottendorf. Preisangebote sind asten- und spesenfrei bis Sonnabend, den 21. September, abends 6 Uhr im hiesigen Gemeinde- onite obzug-ben. Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. Ottenäork-Okrills, den 14. September 1907. Der Schulvorstand. vü'nbiuim. Von. Vertliches und Sächsisches. tvttcndorf.Vkrilla, de» zr- September Kamenz. Die Kgl. Amlshauptmannschast Kamenz gibt folgcnd<s bekannt: Di- Unterlagen !ür die Enteignung einer Anzahl von Grund- Zücken zur Herstellung eines Truppenübungs- piatzes nördlich von Königsbrück — zu vergl. ^nteignungcVerordnung vom 17. August 1907 und Bekanntmachung der Amlshauptmannschast UW 31. desselben Monats — liegen vom lk. diese» Monats ab während dreier Wochen ">> der Amtshauptmannschafi und bei der ^arnisonverwaltung Königsbrück zu jedermanns Ansicht während d-r üblichen Keschäflsstundcn °us. Widersprüche gegen die bevorstehende Enteignung oder gegen deren Art oder Um- sind bei sonst eintret.ndcm Verluste ellt- ^'der vor oder spätestens in dem EnteignungS- ^rminc bei der Amlshauptmannschast als der ^nteignungsbehörde anzubringen. N-ben- ^rechtigte, denen ein dingliches Recht an den in enteignenden Grundstücken oder ein darauf bezügliches persönliches Gebrauchs- oder Nutzungsrecht zusteht, werden aufgefordert, mche Rechte und die hieraus abzuleitenden ^tschädigungüsordcrungen spätestens im Enl- ^NungStermine anzumelden, wiviigenfrlls sie in diesem Termine getroffenen Festsetzungen sich gelten zu lassen haben, und bezüglich b'i Rechtes aus besondere Entschädigung im ^teignungSverfahrkN der Gefahr des Verlustes "^gesetzt siin würden Dresden. Der in der Sächsischen Schweiz Barbarimsels n abgestürzte Uhrmacher schenk ist fälschlich totgesagl, er lebt und soll verhältnismäßig wohl befinden. Solche Mschmeldungen entstehen durch Gerüchte, denen leider nicht entgegentreten kann, weil die ^anktnhauSvcrwallungen aus telephonische ^chsrage die Auekanft verweigern. . — Im benachbarten Großzschachwitz wurde 10 Jahre alte Willi Nestler, der mit '^igen Kameraden ein Erdloch zu einer Höhle heitert halten, von den hereinbrechenden Endmassen verschüttet und erstickt. — In einem Abort eines Durchgangs- Äugens 3. Klasse des abends 6,53 Uhr von Adenbach hier einlaufendcn Schnellzuges ^Urde am Montag ein unbekannter Herr er gossen vorgefunden. Nach den ongestellten Girierungen liegt Selbstmord vor. Der ^bekannte ist ca. 25 Jahre alt- Seine Msche ist L. ^1- gezeichnet und führt dm Wrilstempel der Firma Besser, Forst i. L. , — Aussehen erregt eine öffentliche Auf- ^derung, die der Oberamtsrichter a. D- Mrmann in Blasewitz an das sächsische Müzministerium richtet. Sie hat folgenden Wortlaut: „Tas Königliche Justizministerium ^re ich hiermit nochmals aus, mir die gründe anzugeben, weshalb meinem Anträge öffentliche Klage wegen falscher An- Mdigung gegrn mich erheben zu lassm, da- Äs» dre in mehreren Eingaben an das Justiz- ^bisierium einem s incr Mitglieder von mir Last gelegten, das Vergehen des Mißbrauchs Amtsgewalt involvierenden Handlungen ^«blieben s,tn sollten, nicht slaltzugeben sei. ^°Hte auch diese Aufforderung unbeachtet 'iben, so würde ich, ebenfalls irr Wahr- ''mung meiner berechligten Jnie essm, den Zilien des hier fraglichen Mitgliedes unter näherer Angabe d-S Sachverhältnisses ver öffentlichen" Oschatz. In der Nacht zum Montag hat sich der hiesig- 42jährige Handarbeiter Brämisch in der Nähe des Bahnhofes, am so- g-nannten Katzenwäldchcn, von einem Zuge überfahren lassen. Der Kopf war vollständig vom Rumpfe Egelrennt so daß der Tod sofort eingelreten ist. Brämisch war in letzterer Zeit beschäftigungslos und vagabondierle in hiesiger Gegend. Leipzig. Mehrere Bewohner des Grund stücks Hardenbcrgstraße 29 nahmen in der Nacht znm Sonntag in der dritten Stunde beim Nachhousekommen Brandgeruch im Treppenhause wahr. Die Nachforschungen fübrte bis in den vierten Stock, wo das 15 jährig« Dienstmädchen Louise Martha Schmidtchen aus Lübschütz, das sich im Hause in Stellung befand, in seiner Kammer mit schweren Brandwunden bewußtlos am Boden liegend, aufgesunden wurde, nachdem man die verschlossene Tür seines Zimmers gewaltsam, gköffnet hatte. Die Schwerverletzte wurde im Krankenwagen nach dem Krankenhause St. Jacob gebracht. Dort ist sie am Sonntag früh verstorben. Die Unglückliche hat sich abends vermutlich noch angekleidet auf das Bett gelegt und hat gelesen. Wahrscheinlich ist sie dann vom Schlafe übermannt wordrn und hat hierbei die Lampe umgerissen. Das entstandene Feuer konnte in kurzer Zeit be seitigt werden. Die Feuerwehr war indes alarmiert worden. — Ein bedeutender EinbruchSdiebstabl ist in der Niederlage der Nauchwarcnfirma Gebrüder Schmidt, Parkstraße 5, zur Aus führung gekommen. Hierbei sind Waren im Werte von ca. 23000 Mark gestohlen worden, und zwar Zobel, Chinchilla, Persianer, Nerze, Nerzschweife und Nerzfutter. Im einzelnen wird über die sensationelle Diebstahls-Affäre noch mitgeleilt: Ein bedeutender Einbruchs diebstahl ist in der Zeit vom 14. bis 16. September früh in zwei verschiedenen Niederlagen einer Rauchwarenfirma im Durch gang Brühl 59 und Parkstraße 5 zur Aus führung gekommen. Es sind gestohlen worden 15 Stück virginische Otterfelle, 183 Stück amerikanische Zobelfelle, 105 Stück Nerzfellc, 3 Stück Nerzfutter, 36 Stück Steinmarderfclle, 73 Stück Chinchilla-Bastard, 8 Bunde Persianer- fklle, 120 Stück Nerzschweife. Sämtliche Felle sind mit 8. am Schwänze gezeichnet, teils durch eingestanzte Löcher, teils durch blauen Gummistempel. Auf die Wieder erlangung der Felle, deren Wert sich auf ca. 23000 Mark beziffert, ist von der be stohlenen Firma eine Belohnung bis zu 500 Mark ausgesetzt worden. Die Lager räume, aus denen die Waren gestohlen wurden, befinden sich im ersten und zweiten Stock des Grundstücks Parkstraße 5. Im ersten Stock hatten sich der oder die Diebe mittels Nach schlüssel Eingang verschafft, während sie in das Lag-r im oberen Stock durch ein Fenster ein gedrungen waren. Sie hatten das Fenster eingedrückt. Wohin die Felle geschafft wurden ist noch nicht aufgeklärt. Ebenso fehlt von den Einbrechern jede Spur. Groitzsch. Im Saxonia-Schachte bei Großwischstauden verunglückte der 37 Jahre ulte Arbeiter Paul Volkmar aus Pegau da durch, daß er zwischen einen Rollwagen und einen Pfeiler gedrückt wurde, wobei er schwere Verletzungen davontrug.- Kieritzsch. Ein beklagenswerter Unglücks- fall ereignete sich am Sonntag auf dem hiesigen Rittergute. Ein 35 Jahre alter polnischer Arbeiter sah zu, wie sich ein anderer polnischer Arbeiter unbefugterweise an einem Gewehr zu schaffen machte. Dieses entlud sich hierbei. Der zuschauende Arbeiter wurde ins Gesicht getroffen. Der Verletzte mußte mit Notver banden versehen und nach dem Leipziger Studikcankenhuuse übergesührt werden. Reichenbach i. V. Bei der Reparatur eines Dampsrohreö sand, als das betr. Rohr über der Schmiedeseuerung lag, in der FurkeitschkN Schmiede- und Schlofferwerksiait eine heftige Explosion des Rohres statt. Das starke Eisenrohr zersprang in Stücke und ver letzte einen Arbeiter schwer an der Stirn, während der Sohn des Schmiedes F. starke Verbrennungen im Gesicht davontrug. Im Arbeitsraum wurden alle Fenster Hinaus getrieben, im darüber liegenden Obergeschoß das Ofenrohr aus der Wand geschleudert. Markneukirchen. Neber die amerikanische Firma, welche sich vor einiger Zeit hier nieder gelaffen hatte, die aber, weil ihr angeblich hier allerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt wurden, ihren Sitz nach Adorf verlegt hat, um dort den Geigenbau engros zu betreiben, regt man sich »ach wie vrr nicht wenig auf. Man befürchtet, daß die amerikanische Firma jetzt alles aufbieten wird, um die Musilinstrumenten- tndustrie aus Markneukirchen herauSzuzlehen. Tatsächlich werden jetzt wieder 100 Musik- instrumentenbauer nach Adorf gesucht und es ist nicht zu verhüten, daß sich Markneukirchener Arbeitskräfte nach Adorf wenden, da der Verdienst dort bester sein soll. Jedenfalls werden sich die Amerikaner mit Unterstützung der hiesigen Arbeiter eine gründliche Kenntnis der Geigenbaukunst aneignen, um dann die im Vogtlande erworbenen Kenntnisse in ihrer Heimat auszunutzen. Durch den Ausfall des amerikanischen Exports würde aber die gesamte vogtländische Arbeiterschaft der Musikinstrumenten branche unberechenbaren Schaden erleiden. Den Ausfall cker läcksiscken Lancktags- Maklen. Ueber den Ausfall der sächsichen Landtags- Wahlen schreiben die „L. N. Nachr.": Die soeben beendeten Urwahlen für die Abgeordneten wahlen des Landtags haben zwar keinen her vorragenden Markstein in der Geschichte unseres engeren Vaterlandes aufgerichtet, immerhin bieten sie nach mehr ols einer Hinsicht recht bedeutsame Momente, die in gewissem Sinne als Zeichen der Zeit gelten können. Einmal verdient die unleugbar starke Wahlbeteiligung in Erwägung gezogen zu werden, die besonders in den städtischen Wahlkreisen beobachtet werden konnte. Man nahm zwar immer an, daß die Umständlichkeit des heutigen Wahl- verfahrenS die meisten Wähler von der Wahl urne fern halte, und die Wahlen des letzten Jahrzehnts schienen dieser Austastung auch recht zu geben. Die jetzige Wahl hat indessen gezeigt, daß die Wählerschaft auch die un glückseligen Beigaben des bestehenden Wahl rechtes mit in den Kaus nimmt, wenn es gilt, mit dem Stimmzettel in der Hand berechtigte Wünsche zum Ausdruck zu bringen, so gut das nach Lage der Sache zurzeit möglich ist. Zum anderen ist der WahlauSfall insofern be merkenswert, als er einen unverkennbaren Zug nach links ergeben hat. Schon vor zwei Jahren rechnete man in liberalen Kreisen auf ein solches Ereignis. War aber damals nur ein leiser Lufthauch zu verspüren, so weht jetzt eine recht frische Brise. Man wird dieses Ergebnis nicht überall auf ein Ausleben des Liberalismus zurückführen können; es scheint viel mehr, als wenn da und dort auch örtliche Vorkommnisse und dann vor allem die Krisen- gerüchte aus dem Lager der konservativen Partei mitgesprochen haben. Noch kein Regiment der Erde hat durch alle Ewigkeit ge dauert, das wird man nun wohl auch in der konservativen Partei inne werden. Obwohl die vorliegenden Wahlresultate noch kein durch die Tatsachen begründetes Urteil zulasten, da in einer ganzen Anzahl Wahlkreise zum Teil noch recht zahlreiche Nachwahlen vor zunehmen sind, so st-ht doch so viel fest, daß der Ausgang des Wahlfeldzuge» den Konser vativen voraussichtlich einen Verlust von 5 Mandaten bringen wird. Ganz sicher sind ihnen verliicn gegangen der Wahlkreis Dresden II, den seit 12 Jahren Kaufmann Behrens, der Outsider der Partei, vertrat, ferner Chemnitz II, wo man anstelle de» auS- geschiedtnen Fabrikant Reinecker den Rechts anwalt Beutler aufgestellt hatte, weiter der 31. ländliche, wo der bisherige Abgeordnete Merkel - Rabenstein dem Nationalliberalen Fabrikant Gröbe unterlag, und der 32. länd liche Wahlkreis, den der bisherige Abgeordnete Geh. Oekonomierat Schubart, einer der Führer des Bundes der Landwirte, an den zum linken Flügel der Nationalliberalen gehörenden Fabrikbesitzer Clauß - Plaue abgeben muß. Außerdem dürften die Konservativen noch den 41. ländlichen Wahlkreis Reichenbach-Kirchberg- Schnecberg, in dem entgegen den bisherigen Meldungen der Nationailiberale Kleinhempel 59 Wahlmänner erzielte, während nur 13 konservative und 21 sozialdemokratische Wahlmänner gewählt wurden (13 Nachwahlen stehen noch aus), abzugeben haben. Die Nationalliberalen haben dagegen von ihren bisherigen Wahlkreisen 7 behauptet und dazu gewonnen die von den Konservativen ab gegebenen Kreise. Nur der Döbelner Kreis, wo Studienrat Prof. Dr. Rühlemann wieder kandidiert, erscheint noch unsicher, da für den Fall, daß die Sozialdemokraten die freisinnige Kandidatur unterstützen, diese zum Siege jge- langen könnte. Sonst haben die Freisinnigen schlecht abgeschnitten. So vermochte der im Radeberger Kreis aufgestellte Oberlehrer Dr. Barge nur 3 Wahlmänner auf sich zu vereinigen, während der bisherige konservative Kandidat Knobloch 50 Wahlmänner erhielt. Nicht bester ist es den Reformern und Sozial demokraten ergangen. Sie waren nicht in der Lage, ihre Parteien in der Zweiten Kammer, die nur von je einer Person repräsentiert werden, auch nur um einen Abgeordneten zu vermehren. Die Parteikonstellation der Kammer ist trotz diese» Wahlausfalles nicht besonders berührt worden. Bereits vor zwei Jahren verloren die Konservativen die Zweidriltel« Majorität, die für Verfassungsänderungen notwendig ist. Sie haben aber auch nach den jüngsten Verlusten noch immer die absolute Mehrheit aus ihrer Seite, sobald sie, wie das meist geschieht, ge schlossen auftreten. Im letzten Landtag be saßen die Konservativen 54 Abgeordnete, die Nationalliberalen 23, die Freisinnigen 3, di« Reformer 1, die Sozialdemokraten 1. Der neue Landtag wird voraussichtlich aufweisen 49 Konservative, 28 Nationalliberale, 3 Frei sinnige, 1 Reformer, I Sozialdemokraten. Die Regierung hat für die Durchsetzung ihrer Wahlrechtsreform keinen gefügigeren Landtag erhalten, falls nicht noch die Fraktionen ihre ablehnenden Entschließungen einigermaßen revidieren, sie wird aber aus den letzten Wahlen das Resultat ziehen können, chaß sie bei einer etwaigen Auflösung der Zweiten Kammer nicht vergeblich an die Wähler appellieren, vielmehr in diesem Falle einen Landtag bekommen wird, der unter Umständen bereit ist, das schwierige Werk der Wahlrechts reform Hand in Hand mit der Regierung zu einem gedeihlichen Abschlusse zu bringen. Daß Volk will und muß ein neues, gedeihlicheres Wahlrecht haben; es hat bereits jetzt in diesem Sinne gesprochen, es wird zukünftig vielleicht eine noch viel deutlichere Sprache reden.