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o'e „Dit u' >rfer Zeitung" erscheint oirnstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljäbrlicb , Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Druck un- No. 120. Lokalzeitung für dis Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Xunahm» » a Inserat« bi, »«»»Mag i« Uhr. Inserat« w«rd«n mit w Pf siir dj« Spaitztil« b«r«chn»t Tabellarisch« Satz nach d«s»nder«m Tarif Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Sonntag, den 6. Oktober 1907. 6. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttcndorf-Vkrtlla, den 5. Vktober ^g?. Sparkasse Oltendorf-Moritzdor'f. il. August bis SO. September 1907.) Es er- olgtrn 329 Einlagen im Betrage von I 128007,09 Mk. und 63 Rückzahlungen im Betrage von 8816,02 Mk. Die Gesamt- 'innahme betrug 28 976,87 Mk- und die Gesamtausgabe 29 043,26 Mk. Der Einlagen- jinssuh beträgt 3'/, Prozent und der Hypothekenzinssuß 4^/^ Prozent. Die Ex- peditionszeit ist von 8—1, 3—5, Uhr und Connabends von 8—2 Uhr. —* Die gierte Wagenklasse auf den sächsischen Staatsbahnen soll nach einer »us Dresden zugehenden Mitteilung auch an den Sonntagen bestimmt zur Einführung ge langen, Schon vor einigen Wochen konnten ivir andeuten, .daß dahingehende Bestrebungen in der Verwaltung zur Erörterung gelang! Waren. Im Volke würde es allgemein freudig begrüßt werden, wenn der Finanzminister seinen ablehnenden Standpunkt in dieser Frage enddültig verlassen und seinen Widerstand gegen die 4. Wagenklasse an Sonntagen aus- gegeben hätte. —* Ein unlauterer Geschästskniff ver schiedener König!. Lotteriekollekteure ist zur Kenntnis der Konigl. Lotteriedirektion in Leipzig gekommen, die ganz entschieden dagegen Stellung nimmt und derartige, ganz unschuldig llUSsehende Machenschaften für die Zukunft slreng untersagt. Der Kniff besteht darin, daß Lotteriekolekteure von ihrem noch reichlichen Borrat an Losen am Tag« vor der Ziehung der fünften Klasse Lose an irgendwelche Adressen senden und am Tage darnach, wenn die Ziehung begonnen, telegraphisch anfragen, ob der Empfänger das übersandte Glückslos spielen wolle, andernfalls müsse er es sofort Surücksenden. Viele sind nun durch derartig dringliche Anfragen der Meinung gewesen, das Los sei bereits gezogen worden und haben sich darum zur Annahme bestimmen fassen, um "achher auf einer Niete sitzen zu bleiben. Königsbrück. Ein Unfall, dem beinahe «in Arbeiter zum Opfer gefallen wäre, er eignete sich am Montag auf dem neuen Truppenübungsplätze bei Königsbrück. Beim Rohrlegen hatte sich der aufgestellte sogenannte Dreibock, woran ein Flaschenzug hing, in dem Augenblicke, in dem ein 2g Zentner schweres Aohr versenkt werden sollte, etwas verschoben. Der in dem 4 Meter tiefen Kanal befindliche Arbeiter Lehmann aus Gräfenhain geriet hier bei in Gefahr und ist nur durch reinen Zufall mit dem Leben davongekommen. Der sofort herbeigerufene Arzt mußte aber doch schwere äußere Verletzungen feststellen. Boderitz. Am Mittwoch früh in der Stunde verunglückte der Wirlschaflsbrsitzer Adolf Böhme in Ossel dadurch, daß er von «inem mit Ochsen bespannten Klcewagen ge- sallen ist und hierbei am Kopfe schwer verletzt yurde. Herr Dr. med. Günther-Elstra zweifelt seinem Auskommen, da sich Böhme in den "dien Jahren schon drei sehr schweren Kops- Operationen hat unterziehen müssen. Klotzsche. Auf dem hiesigen Bahnhose pnd in der Nacht zum Donnerstag beim Rangieren eines Gütcrzuges zwei Güterwagen -"folge falscher Weichenstellung über einen als Gleisabschluß dienenden Sandhaufen aus den Melbahnsteig gedrückt worden, wobei ein '^ternenständer, sowie der Abort umgerissen Horden. Der Bremser Bergner erlitt hierbei sine Quetschung des linken Beines. Dresden. Der in Dresden verstorbene <«derfabrtkant Greif hat letztwilllg sein ^«rmögen in Höhe von ca. 856000 Mk. der Ttadt Pirna hinterlassen. Die Neffin und Achten de»^ Verstorbenen protestierten gegen Beses Vermächtnis und machten Ansprüche 8'ltend. Es schien zu einem langwierigen Zieste kommen zu sollen, doch ist der strittige Fall soeben durch einen Vergleich erledigt. Die Neffen und Nichten erhalten darnach zu sammen 156 000 M. während noch 700000 M der Stadt Pirna verbleiben. Diese Summe soll dem Männer- und Frauenhospitale sowie dem Stadtkrankenhause zur Errichtung und Haltung von Freibetten zugewiesen werden. — Der Rat der Stadt hat bei seinen Be ratungen über die Beschaffung neuer Ein nahmequellen jede grundsätzliche Aenderung, also auch die Erhöhung des Straßenbahntarifes auü seinen Erörterungen ausgeschaltet. — Der Meisterdieb Kirsch, der außer vielen anderen Straftaten mit einigen Komplizen auch den Aussehen erregenden Einbruch in das Bureau der Sächsisch - Böhmischen Damps- schiffahrtsgesellschast verübte und dabei gegen 9000 Mark entwendele, ist Donnerstag Nach mittag, von Hannover kommend, hier eingeliefert worden. — Der Direktor Eldracher von der Firma Seidel und Naumann, besten Name bei den Ausständen in der Fabrik viel genannt wurde, soll nach der Meldung eines hiesigen Blattes seinen bisherigen Posten ziemlich schnell ver losten haben. Wie die Direktion mitteilt, hat Eldracher sich vorläufig nur auf U laub be geben. — Auf dem Neustädter Bahnhof büßte der Kaufmann Herrmann aus Costebaude 2 Finger der rechten Hand ein. Durch den heftigen Stoß der Wagen beim Halten veranlaßt, griff der Mann in die Türöffnung. Die Tür schlug in demselben Moment zu und zermalmte ihm die beiden Finger. Schandau. In Rosendorf bei Herrns- kretschen spielte am Mittwoch mittag der 10 jährige Sohn des Gustav Kleinpeter mit einer vor einigen Tagen gefundenen Dynamit kapsel, indem er damit pfiff. Schließlich fiel es dem Knaben ein, das Ding mit einem Streichholz anzuzünden, worauf die Kapsel explodierte. Dem Jungen wurden dabei der Daumen der rechten Hand ganz und die zwei Mittelfinger halb weggeristen, außerdem erlitt der Knabe noch Brandwunden im Gesicht. Kamenz. Vom Blitz erschlagen wurde am Donnerstag nachmittag auf freiem Felde der Sohn des Mühlenbesitzers Junge in Säuritz. Der junge Mann war zum FestungS- Artillerie-Regiment Nr. 12 in Metz ausgehoben und sollte in den nächsten Tagen eintreffen. Zittau. Nachdem erst vor kurzem ein Einbruchsdiebstahl tn einem hiesigen Schuh warengeschäft verübt worden war, haben tn der Nacht zum Mittwoch abermals Einbrecher ihren lichtscheuen Gewerbe abgelegen. Es wurde in zwei Geschäften in der Weberstraße und in eins am Rathausplatz eingebrochen, wobei den Dieben wieder 300 Mark Geld in die Hände fielen. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur. — Durch Absturz von einer Treppe im Amtsgerichtsgebäude zu Zittau erlitt ein Kutscher so schwere Verletzungen am Kopfe, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Mann sollte eine Rechnung an der Gerichtskaste begleichen, vorher schien er gründlich über den Durst getrunken zu haben. Riesa. Ein umfangreiches Diebes- und Hehlernest wurde hier ausgehoben. Bei dem auf dem „Gucklitz" in Gröba wohnenden Rentenempfänger Helm wurde ein großes Lager gestohlener Gegenstände gesunden, auch bares Geld und zwei Sparkastenbücher mit namhaften Beträgen, Ganze Handwagen von Kleidungsstücken wurden weggefahren. Die Diebe, drei Stück an der Zahl, wuroen ver haftet, ebenso der als Hehler in Frage kommende Helm. Die Verhafteten find die Brüder Lehnhardt und der Gelegenheitsarbeiter Przybilla aus Schlesien. Grimma. Auf eigentümliche Weise geriet der Brandiser Pferdedieb in Naunhof in die Falle. An einem Abend dieser Tage wurde von der Naunhofer Stadtpolizei ein kühner Reiter, welcher jedenfalls tn der Eile sein Schuhwerk nicht erst anziehen konnte, und des halb nur mit Strümpfen begleitet, sein Roß dirigierte, in einem dortigen Restauraut als verdächtig angehalten. Zur Rede gestellt über sein sonderbares Austreten, erwiderte der stolze Reiter mit Hochmut, daß er als guter Reiter das Pferd, welches ein Durchgeher sei, von einem Brandiser Fabrikanten zum Zureiten überlasten bekommen habe. Trotz des sicheren Auftretens schenkte ihm der Stadtwachtmeister keinen Glauben, sondern brachte den stiefellofen Reiter hinter Schloß und Riegel und auch das Roß fand durch den Eingang eines Telegramms aus Brandis Klarheit darüber, daß ein Pferdediebstahl vorlag. Am folgenden Tage wurde der wackere Reiter ohne sein durch gehendes Pferd tn das Königliche Amtsgericht Grimma eingeliefert, wo er als mehrfach vor bestrafter Mensch Zeit haben wird, seinem Lohne für seine kühne Tat entgegenzusehen. Leipzig. Entwichen ist am Sonntag aus der Landeshellonstalt in Colditz der daselbst untergebrachte 31 Jahre alte geisteskranke Schlaffer Adols Otto" aus Großzschocher-Windorf. Der gefährliche Flüchtling stellte sich am Mittwoch abend freiwillig der hiesigen Kriminal polizei. Otto ermordet« bekanntlich aus Eifersucht in der Nacht zum 26. April 1906 in seiner Wohnung in L.-Kleinzschocher seine gleichalterige Ehefrau Elise geborene Häßler. Er überfiel die Frau im Schlafe und erschlug sie mit einem Beil, während drei Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren in unmittelbarer Nähe schliefen- Nach der grausen Tat begab sich Otto nach Großzschocher-Windorf, wo er einen Arbeitskollegen, auf den er eifersüchtig war, durch einen Revolverschuß zu töten suchte, ihn aber nur leicht verletzte. Dann brachte Otto sich selbst einen Schuß in die Brust bei. Die Verletzung erwies sich als keine schwere. — Aus solch gefährliche Menschen, wie Otto einer ist, sollte man in den Irrenanstalten etwas bester Obacht geben und ihnen das Entweichen nicht so leicht werden lasten II Was sür Unheil hätte Otto anrichten können, wenn der Zufall den Irren nicht auf den Ge danken gebracht hätte, sich selbst der Polizei zu stellen! — Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich in der Leipziger Bierbrauerei Riebeck und Co. A.-G., tn der Mühlstrahe zu L.-Neureudnitz zugetragen. Der dort beschäftigte 14 jährige Laufbursche Franz Otto Runze wurde vom Getriebe erfaßt und auf der Stell- getötet. Der junge Mann hat in der Nähe der Malz trommel Verrichtungen gehabt und ist hierbei dem Getriebe zu nahe gekommen. Freiberg. Die Affäre der hier in Unter suchungshaft befindlichen Tochter Margarete des verstorbenen Bürgermeisters Beier aus Brand hat jetzt eine sensationelle Wendung ge nommen. Die Bürgermeisterslochter war mit einem Oberingenieur Preßler in Chemnitz ver lobt. Dieser wurde am 14. Mai d. I. in seiner Ch-mnitzer Wohnung erschaffen auf gefunden und man nahm damals an, daß er Selbstmord begangen habe. Jetzt haben sich Anhaltspunkte dafür ergeben, daß Preßler er mordet worden ist und als Täterin die Grete Beier aus Brand in Frage kommt. Die Er örterungen haben ergeben, daß sich der Vorgang am 1^. Mai in Chemnitz folgendermaßen ab gespielt hat: Die Grete Beier reiste mit einem gefälschten Testament eines Freiberger Herrn (wegen welcher Fälschung sie, ihre Mutter und der Kaufmann Merker aus Dresden sich hier in Untersuchungshaft befinden) nach Chemnitz zu ihrem Bräutigam. Diesem sagte sie, daß sie eine große Ueberraschung für ihn habe und bat ihn, sich die Augen zu verbinden und den Mund aufzumachen. Preßler kam ihrem Ver langen nichtsahnend nach und als er die Binde vor den Augen hatte, schoß ihn die Beier durch zwei Schüsse in den Mund meuchlings nieder. Durch diese verbrecherische Tat wollt« die Beier in den Besitz von 10000 M. ge langen, die ihr Preßler noch während der Brautzeit testamentarisch vermacht hat. Man spricht davon, daß Preßler zu dem Testament durch die Mutter der Beier veranlaßt wurde. Wie weiterhin bestimmt verlautet, hat die Beier schon ein Geständnis abgelegt, Preßler erschossen zu haben, nachdem ihr aus beschlag nahmten Briefen gravierende Schuldbeweist vorgehalten werden konnten. Freiberg. Der aus der Siebenlehner Brandstifteraffäre bekannte frühere Bürger meister von Siebenlehn, Barthel, beschäftigte am Freitag wieder das hiesige Schwurgericht. Er wurde unter Hinzuziehung seiner früheren Strafe wegen Untreue und Unterschlagung im Amte, sowie schwerer Urkundenfälschung zu sechs Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverlust verurteilt. Barthel wird sich noch wegen anderer Vergehen in der Brandstifter affäre vor der Straskammer und dem Schwur gericht zu verantworten haben. Chemnitz. Die Eisengießersehefrau L. au» Altchemnitz wollte am Donnerstag abend mit ihren Kindern ein Haus in der Prinzenstraße betreten. Vom Vorgarten dieses Hauses führen 5 Stufen zur Haustür. Die Frau zog den Kinderwagen mit dem 9 Monate alten Söhnchen die Treppe hinauf. Als si« die Haustür öffnete, um zunächst den 3 Jahre alten Knaben hineinzulaffen, entglitt ihr der Kinderwagen, er rollte die Stufen hinab und überschlug sich mehrere Male, wobei da» Kind herausgeschleudert wurde. Da» Kind starb alsbald an Gehirnblutung. — Ein Betrag von sechs Millionen Mark vierprozentige Straßenbahnanleihe der Stadt Chemnitz unkündbar bis -1913 ist von einem Konsortium, bestehend aus der Chemnitzer Stadtbank, der Filiale der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt, der Filiale der Dresdner Bank, dem Dresdner Bankverein, dem Chemnitzer Bankverein und der Firma F. Metzner, sämtlich in Chemnitz, übernommen worden und wird in der nächsten Woche zur Zeichnung aufgelegt werden. Der ZetchnungS- preis ist mit 98,60 Prozent in Aussicht ge nommen. Voranmeldungen werden von den genannten Stellen schon jetzt entgegengenommen. — In Chemnitz prallte beim Ausweichen vor einem Straßenbahnwagen ein Möbelwagen gegen einen Gaskandelaber, sodaß dieser um brach. Dabei geriet ein zum Möbelwagen ge höriger 25 jähriger Handarbeiter von dort der artig zwischen den Möbelwagen und Straßen bahnwagen, daß er eine Quetschung des Brust korbes erlitt. Zwickau. In der Nacht zum Mittwoch erschoß sich im Stadtwalde der Tonkünstler Thost aus Weinböhla. Siegmar. Hier wurde der 76 jährige Photograph Herr Eckert von einem Motorrad fahrer aus Schönau derart angefahren und zu Boden geschleudert, daß der Bedauernswerte außer einem Beinbruch noch verschiedene Arm- und Gesichtsverletzungen davontrug. Der schwerverletzte alte Mann wurde sofort in einem nahen Grundstück von Herrn Dr. med. Kanold verbunden und dieser ordnete die Ueberführung des Verletzten tn dessen Wohnung an. Der Radfahrer, welcher ebenfalls zu Falle kam und verschiedene Defekte am Rad und an den Kleidern erlitt, trifft keine Schuld. Aue. Durch Explosion einer Petroleum lampe fingen die Kleider der Tochter einer hiesigen Familie Feuer, so daß das Mädchen, wie auch der Vater, der die Flammen zu er sticken suchte, schwere Brandwunden an Gesicht und Händen erlitt. Mylau i. V. In einem Wafferbottich er trunken ausgesunden wurde auf dem hiesigen Rittergut das zweijährige Söhnchen des Ober schweizers Wittmann. Das bedauernswert« Kind ist in einem unbewachten Augenblick in den Bottich gefallen und darin ertrunken.