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Ottendorfer Zeitung : 22.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190709227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070922
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-09
- Tag 1907-09-22
-
Monat
1907-09
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.09.1907
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Verhafteter Rabenvater. Der Anstreicher Knepper, der im August seinen 15 jährigen Sohn und seine 5jährige Tochter bei Obertasse! im Rhein zu ertränken versuchte und seitdem flüchtig war, ist in Rheydt verhaftet worden. X Ein verwegener Kirchsnraub wurde in Nenzig bei Bludenz in Voralberg verübt. Bisher noch nicht ermittelte Diebe verschafften sich aus dem dortigen Friedhöfe Eintritt in die Totenkammer, von wo aus sie sich mittels eines Seils durch ein offenstehendes Fenster in die Kirche Hinablieken. Dort machten sie sich sofort an die gewaltsame Öffnung des Tabernakels. Sie erbeuteten hierbei den Hostienkelch samt den konsekrierten Hostien, die Monstranz und das Taufzeug. Die silberne Monstranz ist teilweise vergoldet, wiegt etwa zwei Kilo und repräsentiert einen Wert von 1000 Kronen. Der Hostienkelch bat einen Wert von 300 Kronen. Das Tauszeug besteht aus zwei mit einander verbundenen silbernen Olgefäßen. Blatterngefahr in Österreich. In Wien kamen in den letzten Tagen täglich mehrere Blatternerkrankungen aus verschiedenen Bezirken zur Anzeige. Im Bezirk Amstetten (Nieder- i'terreich) wurde infolge eines Falles von Icbwarzen Blattern eine Ortschaft durch Militär vbgesperrt. Alle Samten wurden geschloffen. Die Wiener Impfstoffabrik kann den Bedarf von Wien, jene von Neuhaus den Bedarf Süd böhmens nur notdürftig decken. Eine früher viit 60 Hellern bezahlte Phiole kostet jetzt zwei Kronen. Eine erschütternde Familientragödie. Der Verpflegungsbeamte des Karolinen-Spitals in Klausenburg, Johann Litvai, hatte im Ein vernehmen mit den Fleischlieferanten des Krankenhauses sich Betrügereien schuldig ge macht, indem er sich Rechnungen auf höhere Beträge ausstellen ließ, als der Preis der ge lieferten Ware betrug. Die Direktion kam da hinter und enthob Litvai seines Amtes. Gleich zeitig fand, um die Höhe des Schadens festzu stellen, eine genaue Untersuchung statt, deren Ergebnis streng gehsimgehalten wurde. Die Lokalblätter erhielten jedoch Kenntnis von der Angelegenheit und brachten darüber ausführ- siche Berichte. Tans darauf wurden Litvai, !üne Frau und seine beiden Töchter im Alter von lB und 14 Jahren in ihrer im Svitalgebäude siegenden Wohnung erhängt aufgefunden. Die Unglücklichen hatten vorerst Gift genommen, dessen Rest man noch in Flaschen auf dem Tüche vorfand. Sie hinterließen ein von allen Unterzeichnetes Schreiben, in dem sie erklärten, stetwillig in den Tod gehen zu wollen und dis Behörden bitten, ihre Leichname nicht zu obdu zieren. Die beiden Mädchen hatten vorher von Hren Freundinnen Abschied genommen. . OO? Unter falscher Anklage. Der Juwelenhändler Franz '«attler gab dem Kom- AMonär Joseph Harko in Budapest Wert- Gegenstände zum Wiederverkauf und als dieser eines Tages nicht verrechnen konnte, gab er an, An Besteller Samuel Kaufmann sei mit zwei Brillantringen und 600 Kronen Bargeld durch- hegangen. Kaufmann war tatsächlich nach Merika, wurde beim Landen in New Dori 'fitgenommen und nach Bremen zurückgesändt, er fünf Monate, so lange währten die Aus- sifterungsverhandlungen, in Haft war und dann H die Heimat befördert wurde. Hier stellte es M heraus, daß er falsch bezichtigt wurde und anzeigende Harko selbst den Ünterschleif be engen hat. Kaufmann beansprucht jetzt vom Staate 10 000 Kronen für die erlittene Unbill hkd Freiheitseinbuße. Verunglückter Aufstieg einer Flug- Faschine. Auf dem Manöverfelde in Jssy gvternahm der französische Erfinder Bleriot mit von ihm erbauten Ftugmaschine einen Auf- Msversuch. Er erhob sich bis zu etwa Meter Höhe und hatte annähernd 150 Meter ^ückgelegt, als plötzlich der Motor aussstzte ""d der Apparat sofort zu Boden sank. Er MS dabei in Trümmer. Bleriot selbst erlitt Mchtsmunden, sonst aber keine ernstliche Ver ätzung. . «8VOV Kilometer im Automobil M. Charles I. Glidden, der soeben in London enthusiastisch empfangen wurde, mit ein und derselben Maschine zurückgelegt und damit ein Seitenstück zur Peking—Pariser Fahrt ge schaffen. Der Amerikaner machte sich im Jahre 1901 auf die Reise und hat unter Berührung der arktischen Zone insgesamt 35 verschiedene Länder durchquert. OOs Der Totgesagts. Eine aus der Themse gezogene Leiche wurde von sechs Per sonen, darunter zwei Söhne und eine Tochter des Betreffenden, als die des Artur Albert Steer erkannt, begraben und sein Tod amt lich beurkundet, damit die Hinterbliebenen die Versicherungssumme beheben konnten. Nun er schien aber Mr. Steet nach einer Reise plötzlich auf der Oberfläche und es stellte sich heraus, daß der damals fälschlich erkannte Tote, ebenso wie er, ein Auge verloren und darüber eine Narbe hatte. Automobiluufall. Der junge Militärarzt Dr. Sturzegger aus Trogen im Kanton Appen zell wurde bei einem Zusammenstoß seines Automobils mit einem andern Fuhrwerk hinauS- geschleudert und so schwer verletzt, daß ihm ein Bein amputiert werden mußte. Man fürchtet für sein Leben. 00s Der Sohn deS Regiments. Während der Manöver des Schweizer 1. Korps erfuhr der Feldprediger, daß er glücklicher Vater geworden sei. Als Pate bot sich das Regiment an und der Knabe erhielt die Namen Heinrich, Adrien (Vorname des Obersten), Robert (der des Adjutanten), Marius (nach dem Quartier- meister) und Karl (wie der Negimentsarzt hieß). Wellmans nächstjährige Fahrt zmn Noropol ist noch nicht finanziell gesichert. Der Verleger des ,New Pork Herald^, einer in New Jork erscheinenden Zeitung, der Wellman die Mittel zu seinem jüngsten Flugversuch zum Nordpol gegeben hatte, drückte in einer Unter redung seins Zweifel aus, daß er Wellman nochmals Gelegenheit zu der Fahrt geben Werve; jedenfalls wolle er erst dessen ausführ lichen Bericht abwarten. Explosion aus einemjavanischenKriegs- schiff. Die japanische Marine ist von einem schweren Unfall beimgewcht worden. In der Nähe von Kure in der Provinz Hiroshima sand an Bord des 1905 fertiggestsllten Panzerschiffes „Kashima", das dort Schießübungen mit Geschützen vorgenommen hatte, eine Explosion statt, bei der 40 Personen von der Besatzung des Schiffes getötet bezw. verletzt wurden. Unter den Verunglückten be finden sich ein Stabsoffizier, ein Leutnant und zwei Kadetten. Der größte Teil der von der Katastrophe Betroffenen wurde furchtbar ver stümmelt, auch das Schiff hat zum Teil ernste Beschädigungen erlitten. Wahrscheinlich ist das Unglück dem Umstande zuzuschreiben, daß sich infolge ausströmender Gase Pulver entzündete, als zum Zwecke der Einführung einer neuen Ladung das Verschlukstück eines Geschützes ge öffnet wurde. Der Schiffsrumpf des Linien schiffes ist nicht beschädigt worden. Gericktskatte. Frankfurt. Der Korbmacher Joseph Sartori wurde in einer Heddernheimer Wirtschaft von dem Schornsteinfeger Gustav Reß fortwährend gereizt und gehänselt. In der Wut schleuderte er gegen Reß ein Bierglas, das derartig unglücklich in das linke Auge traf, daß dessen Sehkraft sür immer dahin ist. Das rechte Auge des Reß war ein Glas- ! äuge, sodaß Reß jetzt auf beiden Augen blind ist. Sartori, der bisher nicht bestraft ist und seine Tat bitter bereut, wurde zu vier Monai Gefängnis! verurteilt. Hannover. Der Redakteur der hannoverschen! Wine-Zeitung', Ludowieg in Hannover, hatte sich wegen Verletzung des 8 18 Abs. 2 des Urheber rechts zu verantworten. Strafantrag war gestellt von dem Inhaber einer Zeitungs-Korrespondenz Radloff in Berlin, weil die Mirte-Zeitung' einige von ihm ausgearbeitete Berichte über Gerichts entscheidungen von zwei andern Fachzeitungen über nommen hatte. Das Gericht entschied, daß das bloße Zusammensetzen von Sätzen aus einer Gerichts entscheidung, ein Auszug aus einem vorliegenden Urteil und eine vielleicht etwas veränderte Anein anderreihung von Sätzen aus einem juristischen Urteil als eine wissenschaftliche Ausarbeitung nicht betrachtet werden könne. Dazu gehöre keine be sondere geistige Anstrengung. Es sprach deshalb den Angeklagten von der Beschuldigung des unbe rechtigten Nachdrucks kostenlos frei. Köl«. Seit Monaten war der Stellmacher lehrjunge Wilhelm Franken der Schrecken der Neu stadt. Der 17 jährige Bursche lockte in etwa 20 Fällen kleine Mädchen an sich und nahm ihnen Waren oder Geld unter allerlei Vorwänden ab. Der Bursche wurde 'von der Strafkammer in eine Gefängnisstrafe von 18 Monat genommen. Schweinfurt. Die Strafkammer verurteilte den Gutsverwalter Straßburger vom Schloß Saaleck bei Hammelburg wegen Weinsälschung zu 14 Tagen Gefängnis und 1500 Mk. Geldstrafe. K I^umor vor» Gericht. Manne im Familienbade. Vorsitzender des Schöffengerichts: Frau Schröder, Sie sollen Ihre Gegnerin, das Fräulein Hartmann, durch häßliche Schimpfworte beleidigt und ihr gedroht haben, Sie würden ihr schon noch einmal den Zimt besorgen. Sie wollten also offenbar der Klägerin bei Gelegenheit mal eins auswischen. Warum ließen Sie das Fräulein nicht in Ruhe? — Frau Schröder: Als wie icke hätte ihr nich in Ruhe gelassen? Nanu hört's uff I Sie hat Mein' Mann nich in Ruhe ge lassen und dasor ha'ck ihr emije Villen jejeben det se sich nach zu richten wußte, denn im Wieder holungsfälle hätte ick ihr jehörij vermöbelt. — Vors.: Führen Sie hier keine unvaffenden Redens arten! Was ist denn vor Ihrem Zusammenstoß mit der Klägerin passiert? — Frau Schröder: Wat sehr Unpassendet. Ick fand nämlich eene) MontachS früh, als ick meinen Mann seinen Sonntachsanzuch auskloppte, in de Schacksttasche eene Badehose... — Vors.: Gehört das hierher? — Frau Schröder: Die Badehose? Unbedingt! Ick habe ihr zwar nich mitjebracht, aber erzählen muß ick's, denn durch die Badehose kam ick ja der Sache uff die Spur. Als mir det Ding in de .Hände fiel, da jina mir sofort een Secfensieder uff. Bisher mußte ick meinen Mann alle vierzehn Dags mal sehr enerjisch nach de Badeanstalt schicken, denn er hatte det jar nich so ängstlich, und nu finde ick eene Badehose, die er anscheinend versessen Hai, rauszunehmen. Also det war der Skat, den er immer Sonntachs nachmittachs bei schienen Wetter bei eenen Kollejen im Jarten machte! Der Mann jmg offenbar Familienbaden! Ohne mir! Et hatte also eene unpassende Bewandtnis. Am nächsten Sonntach, wie er wieder Skat spielen fing, zooch ick mir an und fuhr nach's Familienbad in Wannsee, um meinen Fejer uff frische Tat abzusangen.. Leicht warst nich. Der janze Strand war schwarz von Menschen und inst Wasser patschten ooch een paar hundert Männer und Weiber 'rum. Ick würde mir iebrijens nie dazu herjeben ... Uff cenmal sehe ick vor mir die mir bekannte Badehose leuchten und erkenne meinen Ollen, wie er janz unscheniert mit eene weibliche Badepuppe spricht. „Jemeiner Mensch I" schrei ick ihm von hinten an und will ihn eene Backfeife jeden — da springt er mit eenen Satz inst Wasser, sodett ick ihm nich erreichen konnte. „Komm' raus," sagte ick, „damit ick mir mit dir aus'nandersetzen kann!" — „I, wo wer'ck denn, meente er, „ick fühle mir hier sehr wohl." — „Mann!" schrie ick nochmal, „mache mir nich Mietend, ick habe dir wat Wichtijet zu sagen." Dadruff jibt er mir zur Antwort: „Ick hin ja nich neijierig, Mutterken. Reje dir man erst lieber wieder ab. Jbrijens hastest ja so weit zu mir, wie ick zu dir." Also er machte sich ooch noch lustij über mir I Det junge Meechen, bei die er je- standen hatte, war inzwischen ooch verschwunden, un et blieb mir Wetter nischt iebrij, als mit die Nus'ncmdersetzung zu warten, bis der valiebte St nt nach Hause kam. Da hat's uatierlich wat jejeben! — Vors.: Und Fräulein Hartmann war wohl die junge Dame, mit der Ihr Mann gesprochen hat? — Frau Schröder: Vaüeht sich! Ick hab' so lange jciriezt, bis erst mir jagen dat, wer die Bade puppe jeweien war. — Die Sache endete schließlich mit einem Vergleich. Frau Schröder mußte sich bei Fräulein Hartmann entschuldigen und die Kosten tragen. Fräulein Hartmann nahm dafür ihre Klage zurück. Gemütliche Moknräume. H Die Gemütlichkeit in unsern Wohn- räumen hängt nicht so sehr von dem „Was" als von dem „Wie" des Meublements ab, und besonders in kleineren Städten und auf dem Lande, wo noch uralte Häuser stehen und be wohnt werden, in denen noch wenig für das rein Äußerliche getan ist, zeigt sich unsern Damen ein weites Feld zur Entfaltung ihres Geschmackes und ihrer Ideen. Räumlich bieten ja gerade alte Gebäude viel mehr Bequemlich keit für Einfügung der verschiedensten Arrange ments, und hier gerade kaffen sich schön erhöhte Fensterplätze, gemütliche Ecken, hübsche Mittel gruppen usw. anbringen, wenn man es versteht, alte Vorräte an Teppichen, Vorhängen, Schals, Waffen, Zinnschüsseln und Krügen, Blender, Schilder usw. zu verwenden und zu gruppieren. In unzähligen alten Häusern sind noch Fenster- tritte vorhanden, und diese lassen sich für die neuen erhöhten Fensteretablissements vorzüglich verwenden. Man schiebe sie nur fetzt fest zu sammen und lasse nicht, wie das früher Sitte war, einen breiten Pfeilerraum zwischen ihnen sreistehen. Dann läßt sich entweder ein Schreib-, Näh- oder Spiel-Arrangement auf dem Fenster- tritt Herrichten, bei kleiner Familie von etwa drei bis vier Personen auch der Frühstücks- und später Journal- und Lesetisch, kurz, man kann so ein äußerst gemütliches Winkelcheu im größeren Zimmer abteilen. Auch für eine Ecke lassen sich ein Paar alte Fenstertritte vorzüglich ver wenden. Man schiebt dieselben in eine Ecke und umgibt alsdann die lange und eine Schmal seite mit Geländer, bei dem man nach Belieben die Öffnung nebst Stufe cmbringt. Man belegt und behängt Tritte und Geländer und stellt dann, hart in die Ecke an die Wand ein über decktes Ruhebett, dem man durch große vier eckige, mit India-Faser ziemlich fest gestopfte Kissen eine gepolsterte Wandverdeckung gibt. Zwei Konsolen bringt man aus der schmalen sowohl als auf der langen Wandseite an, die man mit Glas, Majolika, Bronze usw. bestellt, und hinter denselben befestigt man Decken, die bis hinter die Kiffen des Diwans hinabreichen, so daß die ganze Wand bekleidet ist. Neben den Sitz kommt ein rundes Tischchen, von dem sich eine der modernen hohen Lampen erhebt. Scharf in die Ecke gruppiert man einige Palmen blätter, Fächer usw. und hat dann einen denk bar gemütlichsten Raum für einen Rekonvales zenten, für die Abendstunden, zum Studium usw. Mit Hilfe von kleinen Bambusrohr-ParaventS, Palmdlatüesseln, großen japanischen Vasen, Körben usw. kann man ganz reizende kleine Mittelarrangements Herstellen, entweder unter einem großen japanischen Schirm, Lamvion oder beiden gruppiert. Frische Blumen in Vasen und Töpfen, ein hübsches Vogelbauer, kleine Aquarien und Terrarien, eventuell ein Blumentisch mit Zimmerjontaine und Matten und Felle find die notwendigen Hilfsmittel, und wo mir im ge ringsten Maße Sinn und Geschmack für Gemüt lichkeit herrscht, da ist der Erfolg von vornherein gesichert. buntes Allerlei. s Die Zunahme ver Giseubahnnnkälle. Die jüngsten Statistiken der Eisenbahnunfälle lassen erkennen, daß deren Zahl in den ver schiedenen Ländern gleichmäßig im Wachstum begriffen ist. Die Londoner Handelskammer gibt eine Statistik der Unfälle, die sich im Jahre 1906 auf den Eisenbahnen von Großbritannien und Irland ereignet haben, und diese zeigt, daß der Durchschnitt der vorhergehenden zehn Jahre erheblich überschritten ist. Es wurden im Jahre 1906 bei Unfällen, die Zügen während der Fahrt begegneten, 1109 Personen getötet und 7212 verwundet. Die Durchschnittsziffern der vorher gehenden 10 Jahre aber waren 1144 Tote und 6631 Verwundete, zusammen also 586 Opser weniger. Auch in Frankreich hat die Zahl der Eisenbahnunfälle zugenommen. Allen voran aber marschiert Amerika. Nach der Statistik sür das Jahr 1906 wurden in den Ver. Staaten in dem am 30. Juni 1906 zu Ende gehenden Betriebsjahr 4157 Personen getötet und 65 657 verwundet; im Kalenderjahr 1906 waren es dagegen 5700 Tote und 78 000 Verwundete! Gemütvoll. Gesängnisdirektor: „Ich hoffe, wir sehen uns nicht so bald wieder, Finger- mann?" — Gauner: „Ach, Herr Direktor, machen Sie mir doch den Abschied nicht noch schwerer I" Der Theaterzettel einer Schmiere. Heute: „Lohengrin". Der Darsteller desselben, Herr Maier, wird von halb acht Uhr ab im Kostüm an der Kasse jein. -- ------- ------ Schiffer traf wie ein Dolchstoß, daß er taumelte. Mn eilte sie an ihm vorüber ins Freie. „ Margarete wollte ihr folgen. Joseph hielt aber zurück. „Laß es gut sein, Kind. — Es mußte ein mal so kommen." Dann kniete er vor der Madonna an der Vand in der Zimmerecke und starrte zu ihr W, unbeweglich mit funkelnden Augen und Wg atmender Brust. So ging die Nacht hin. In früher Morgenstunde wurde es lebendig M Strande, nicht so wie sonst, wo die Geräusche täglichen Lebens ihren gewöhnlichen Klang ^nehmen ließen. Etwas Erschreckendes, Wildes, grauenhaftes tönte aus den einzelnen Stimmen M formte sich zu einer unfaßbaren Klage. - Joseph nahm die willenlose Margarete auf "rn Arm und ging mit schnellen Schritten hin ter. Da lag angeschwemmt im Sande Smilla, die Perle, io schön, wie sie stets im Alvesen war, aber mit einem Zug des ^setzens in den Augen, die weit geöffnet itren und nun Joseph entgegenstarrten, der die plötzlich verstummenden Fischer trat. Er begriff sofort alles. . Sie war mit dem Leichnam Bertrams hin- Mgesahren und hatte sich draußen mit dem im tiefen Meere begraben. c Den Mann hatte das Meer behalten, aber Weib gab eS zurück an die Mutter Erbe, so viel Leid birgt. ^.Margarete war auf die tote Mutter zugeeilt den Leiche zusammengebrochen, unfähig, Zusammenhang zu begreifen, nur das eine ! fühlend, daß ihre schöne, gute Mutter ge- ! storben sei I Joseph aber stand hochaufgerichtet Md sah Ms die blasse Perle, die er so sehr geliebt hatte, daß er sie hatte in den Tod treiben müssen. Er bereute nichts! Ihre Schuld war so groß wie die seine, denn sie hatte sich an der Liebe versündigt, weil sie Ms Mitleid sich ihm zum Weibe ge geben hatte. Die Fischer traten ehrerbietig zur Seite, als jetzt auch Lord Curzon mit schnellen Schritten in den kleinen Kreis trat. — „Armes Weib," flüsterte er, „was ist da vorgegangen ?" Und sich zu der Leiche niederbeugend, er blickte er eine kleine goldene Kette an ihrem Halse, an der ein Bildnis hing, das einen schönen Männerkopf darstellte. „Das ist — das ist —stotterte der alte Mann, kniete nieder und preßte seine Hand auf ihre starren Augen, — „mein Kind!" Lautlose Sülle herrschte. Der alte Mann weinte bitterlich. Da drängte sich ein junger warmer Körper an ihn und schmeichelnd ihr Haupt an seme Wange lehnend, sagte Margarete leise: „Nicht weinen, lieber Vater! Bin ich jetzt nicht auch dein Kind ? Ich habe mein Mütterchen verloren, Vater, und du dein Kind!" Joseph zitterte am ganzen Körper. „Margarete — mein Kind, verlasse mich nicht, ich flehe dich an, ich bin schuldlos — ganz schuldlos es war wohl so Gottes Wille!" DaS Kind wandte sich um, und die Augen von der Mutter zum Stiefvater erhebend, sagte sie leise, aber unerbittlich: „Ich hasse dich I" Die Arme des Lords schlossen sich um seinen kleinen Schatz. Man trug die Perle ins Dorf, — und alle geleiteten sie. ES war wieder ganz still geworden. Am Strande aber stand Joseph, der einsame, von allen verlassene Mann, nahm die Mütze vom Haupte und sah über daS silberglänzende Meer. „Herr Gott im Himmel, dein Wille geschehe!" Dann ging er zurück in seine Hütte, um die Netze zum Fischsang zu holen. Ende. Ver wechsel der Körpergröße. A Die Größe der menschlichen Gestalt ist, wie auch ihr Gewicht, einem ständigen Wechsel unterworfen. Wenn man einen Menschen genau mißt, sobald er sich des Morgens aus dem Bette erhoben hat, und wiederholt diese Messung vor dem Schlafengehen am Abend, so wird man feststellen können, daß seine Größe mit dem vorrückenden Tag ständig zusammen geschrumpft ist. Um acht Uhr abends ist jeder Mensch kleiner, als um acht Uhr morgens, und bei manchem Menschen handelt es sich hier um einen Unterschied von über einem Zenümeter. Im allgemeinen verliert man jedoch, wie in der Zeitschrift .Renaissance Liitöraire' ausgeführt wird, tagsüber nur fünf bis sechs Millimeter, die man während ser nächtlichen Ruhezeit in der Regel wieder einholt. Die Abnahme der Körpergröße ist besonders bedeutend, wenn man längere Märsche zurücklegt. Auch das Rad fahren macht sich sehr stark bemerkbar; Professor Martel stellte bei einem Radfahrer, den er unter ständiger Kontrolle hatte, fest, daß er an den Tagen der großen Rennen bis zu 2 Zentimetern kleiner wurde. Diese Tatsache, auf die man gewöhnlich nicht achtet, hat einmal eine große Nolle in einem Prozeß gespielt, der im Jahre 1869 in England geführt wnrde. Ein Schlächter aus Melbourne gab sich auf Grund seiner außer ordentlichen Familienähnlichkeit als den einzigen Erben einer reichen englischen Familie aus, der seit einer Reihe von Jahren spurlos verschwunden War. Der Kommandeur des Regiments, in dem der Verschollene als Offizier gedient hatte, fand in den Akten die genaue Angabe seiner Körpergröße und teilte sie dem Gericht mit, wobei sich zeigte, daß der Kläger genau das selbe Maß hatte. Da fragte plötzlich ein Ge- schworner, ob dieses Maß denn des Morgens oder des Abends genommen wäre. Zunächst lachten alle über diese anscheinend naive Frage; dann aber machte der Advokat der wirklichen Erben auf die große Bedeutung dieses Um standes aufmerksam, und es wurde eine Nach prüfung angestellt. Dabei stellte sich heraus, daß das Körpermaß des Australiers nur am Abend mit dem Maße des verschollenen Offiziers, der am Morgen gemessen war, völlig überein stimmte, und diese Tatsache führte mit andern zu der Entlarvung des Betrügers. -ns
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