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Ottendorfer Zeitung : 11.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190709114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070911
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-09
- Tag 1907-09-11
-
Monat
1907-09
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.09.1907
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pslinkbe Kunälckau. Deutschland. *Das Kaiserpaar wird am 23. Sep tember in Memel eintreffen, um der Ent hüllung des Nationaldenkmals beizuwohnen. *Der König von Griechenland, der sich in Paris aushält und von dort nach Kopenhagen fährt, wird anfangs Oktober in Berlin eintreffen und vom Kaiser Wil helm empfangen werden. Es sollen bei diesem Aufenthalt vor allen Dingen die Balkan fragen besprochen werden. * Wie halbamtlich gemeldet wird, hat der Staatssekretär des Äußern v. Tschirschky in einer Unterredung mit dem französischen Bot schafter Cambon die Frage der Ent schädigung derDeutschen in Casablanca besprochen. Es soll eine Kommission zur Prüfung der Angelegenheit eingesetzt werden. *Das Ende der neuen Unruhen in Südwestafrika steht anscheinend bevor. Nach einer Meldung des Gouverneurs v. Schuck mann haben 70 zu der Bande Morengas ge hörige Bondelzwarts um Aufnayme in den Friedensvertrag mit dem Stamme vom Dezember 1906 gebeten. Verhandlungen sind eingeleitet worden. Auf Grund dieses Vertrages steht aber auch Morenga die Rückkehr nach Deutsch- Südwestafrika offen, und dieses Angebot wird ihm um so leichter gemacht werden können, da er neuerdings keinen E i n f a l l auf deutsches Gebiet gemacht hat und im deutschen Gebiet niemand durch ihn getötet worden ist. Österreich-Ungar«. * Der russische Minister des Äußern Iswolsky hat in Marienbad dem König Eduard einen Besuch abgestattet, der andert halb Stunden dauerte. Die Unterredung hatte das englisch-russische Abkommen zum Gegenstand. Amtlich wird dazu gemeldet, daß das englisch-russische Abkommen vollständig abgeschlossen und nur noch nicht ratifiziert ist. Es richtet sich gegen keine einzige europäische Macht. Des Königs Zusammenkunft mit Iswolsky habe keine neuen Punkte auftauchen lassen, sondern nur einige Mißverständnisse auf geklärt. Das Abkommen müsse von allen Mächten als ein den Weltfrieden förderndes Ereignis angesehen werden. * Das Gerücht, der Expriester Gapon, der 1905 die Arbeiterscharen in Petersburg organisierte und später ermordet sein sollte, lebe in Fiume, bestätigt sich. Die russische Regierung hat ihm angeboten, nach Rußland zurückzukehren. Er müsse jedoch in Finnland bleiben, wo er monatlich 300 Rubel an staatlicher Unter- stützung erhalten solle. Gapon müsse ohne Aufsehen zurückkehren und den falschen Namen Grigerow, den er jetzt führt, auch dort behalten. Gapon soll in Fiume vom dortigen russischen Konsul 1200 Rubel Reisegeld erhalten und un verzüglich abreisen. Frankreich. * Der Sozialistenführer Jaurös hatte an gesichts der Lage inMarokkodas Ministerium aufgefordert, die Kammern einzuberufen. Der Ministerpräsident Clemenceau erklärte aber nach einer Besprechung mit seinen Minister kollegen, dieser Vorschlag sei nicht ernst zu nehmen, da im Scherifenreiche alles nach Wunsch gehe. Diese Äußerung hat in weiten Kreisen große Beunruhigung hervorge rufen. England. * Das neue englische Armeeluftschiff hat in Farnborough seine Vorbereitungen zu der bevorstehenden Probefahrt beendet. Alle Einzelheiten über seine Bauart, Schnelligkeit und Lenkbarkeit werden vom Kriegsministerium streng geheim gehalten. Luxemburg. * Das Befinden des Großh erzog 8 von Luxemburg ist seit mehreren Tagen so un günstig, daß niemand zu dem Kranken gelaffen werden darf. Belgien. *Jn Antwerpen sind infolge des fürchterlichen Brandes alle Bande der Ordnung gelöst. Die Streikenden durchziehen zu Hunderten die Straßen, von einer förmlichen Zerstörungswut ergriffen. Um dem schrecklichsten Unglück zu steuern, hat nunmehr die Regierung durch den Arbeitsminister des Ausständigen Vermittlungsvorschläge unterbreiten lassen, doch sie wurden ohne jede Verhandlung abgelehnt. In Regierungskreisen herrscht infolge der Hartnäckigkeit der Arbeitgeber und der Streikenden große Verwirrung. Ein Kronrat soll berufen werden, um geeignete Maßregeln zu beraten. Holland. * Wie aus dem Haag gemeldet wird, haben beim Schiedsgericht Deutschland, Ruß land und Frankreich dem Protest der Türkei wegen ihrer Einreihung in die zweite Staatengruppe ihre Unterstützung zugesagt. Norwegen. * Dem Storthing wird u. a. eine Vorlage zugehen, die dieH er ab s etzu n g der Armee kosten um ein Viertel ihres jetzigen Betrages vorsieht. (Man will also in Norwegen augen scheinlich mit der Abrüstung beginnen.) Spanien. * Ein Ministerrat in Madrid beschloß, weitere Kriegsschiffe und Truppen für die Entsendung nach Marokko bereit zu halten. Ruhland. *Die Massenverhaftungen in Warschau werden noch fortgesetzt. Im ganzen hat die Polizei in einer Woche 400 Personen hinter Schloß und Riegel ge bracht, die sich verdächtig gemacht haben, an staatsstürzlerischen Plänen beteiligt zu sei. Bei sämtlichen Verhafteten wurden Patronen und Sprengstoffe gefunden. *Jn Elisabethpol kam es während der Beerdigung eines von Armeniern er schossenen Kosaken zu großem Blutver gießen. Elf Personen wurden erschossen, viele schwer verwundet. Balkanstaate». *Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, ist die türkische Regierung in den Besitz von Schriftstücken gelangt, die ein merkwürdiges Licht auf die griechische Politik in Mazedonien werfen. Es verlautet, die Pforte werde durch ihren Geschäftsträger in Athen anfragen lassen, wie sich die Regierung zu diesen Machenschaften stelle. Amerika. *An amtlicher Stelle in Washington wird versichert, daß die Ver. Staaten nicht die Absicht hätten, die Philippinen an Japan zu verkaufen. Vielmehr sei man entschlossen, alle Kräfte daran zu setzen, um eine immer engere Verbindung zwischen der Inselgruppe und dem Mutterlande herzustellen. Afrika. * Aus Marokko wird gemeldet: Die von Abd ul Aziz in Fez befragte Versammlung der Eingeborenen soll erklärt haben, daß kein Anlaß vorliege, den heiligen Krieg zu erklären, da die Franzosen nicht in unverletz liches Gebiet des Islam eingedrungen seien und Udjida und Casablanca mit Recht besetzt hielten. Diese Entscheidung der Ulemas wider spricht derjenigen Muley Hafids, nach der der heilige Krieg erklärt werden müsse wegen Eindringens in islamitisches Gebiet. In bezug auf die Po l izeior g anis ati on, die jetzt schleunigst, in die Wege geleitet werden soll, hat der marokkanische Kriegsminister an den fran zösischen Geschäftsträger in Tanger ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, daß er keine Ver antwortung sür eine genügende Anzahl zum Polizeidienst geeigneter Marokkaner übernehmen könne. Von den Vertretern Frankreichs und Spaniens bei den Mächten wurde infolge dieser Erklärung die Notwendigkeit be tont, nunmehr das gesamte Polizeikorps in den Häfen mit Ausschluß aller Marokkaner aus Franzosen und Spaniern zu bilden. Die Mächte sind, wie in Paris versichert wird, mit dem Arrangement vollständig ein - verstanden. Unabhängig von dieser allge meinen europäischen Verständigung seien zwischen den Kabinetten von Paris und Berlin seit dem Gespräche von Norderney Verhandlungen einge leitet, die dem Bedürfnisse nach Klärung der Sachlage entsprechen. Deutschland halte an der Algecirasakte fest. Es habe zwar Verständnis für die durch die Ereignisse veran laßten Maßnahmen, könnte aber in eine dauernde Abänderung der Beschlüsse von Alge ciras ohne eine neue Konferenz nicht willigen. Die unausbleiblichen europäischen Schwierigkeiten machen sich jetzt nach und nach bemerkbar. Me». * Die Regierung von China hat sich er neut mit einer dringenden Note an das Kabinett in Tokio gewandt, um Aufklärung über den Punkt im franzöfrsch - japanischen Ab komm e n zu erhalten, der besagt, die Vertrags- Mächte verpflichten sich, in China die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Tum Attentat auf äen Insterburger Scknellrug. Die Kriminalpolizei ist eifrig auf der Suche nach den Urhebern des schweren Eisenbahn unglücks bei Straußberg, das leicht hätte vielen Personen den Tod bringen können. Ein Wunder ist es, daß bei der Entgleisung nur 8 Personen, davon einer schwer, verletzt wurden. Der Schlüssel, der ohne Zweifel zum Abschrauben der Schienen von den Schwellen benutzt worden ist, wodurch die Entgleisung herbeigeführt wurde, lag etwa 250 Meter von der Unfallstelle ent fernt nach Rehfelde zu. Der Weg nach Rehfelde führt am Bahndamm entlang durch Laub- und Kiefernwald. Ein kleiner Pfad zweigt sich ab und führt 48 Meter nach Norden in den Wald hinein. Hier lag der Schlüssel in einer natürlichen lauben artigen Nische. Seine Prüfung ergab, daß mit ihm die Schwellenschrauben sehr gut gelöst werden konnten, wenn er auch etwas zu groß ist. Zu den Laschenschrauben dagegen paßt er nicht, für sie ist er zu klein. Der Verbrecher muß also noch einen andern Schlüssel gebraucht haben. Der gefundene Schraubenschlüffe ist aus rohem, vierkantigen Eisen gearbeitet und seiner ganzen Beschaffenheit nach in einer Dorfschmiede angefertigt worden. Zur Herstellung des Loches ist das Kopfende umgebogen und dann wieder an die Stangs angeschweißt worden. Die amt liche Beschreibung sagt: Der aus Schmiede eisen hcrgestellte Schlüssel ist nach überein stimmenden Gutachten von Sachverständigen erst kürzlich und höchstwahrscheinlich von einem Dorfschmied angefertigt worden. So viel steht fest, daß die Bahnverwaltung der artig beschaffene Schlüssel nicht verwendet. Der Verbrecher muß nicht nur Sach-, sondern auch Ortskenntnis besitzen. Er ist vielleicht ein Mann, der früher bei der Eisenbahn gearbeitet hat oder beim Bahnbau beschäftigt gewesen ist. Die Stelle, an der die Schrauben von den Schwellen gelöst waren, war mit Gras belegt. Dieses Gras stammte von der Böschung und war mit verschiedenen Feldblumen gemischt. Die Bedeckung der Stelle kann dazu gedient haben, dem Lokomotivführer und Streckenwärter die Lockerung der Schiene zu verbergen. Unter den Verletzten, von denen man anfänglich an nahm, daß ihre Verwundungen sämtlich nur leichte sind, befindet sich auch der Schutztruppen offizier Walter Trentepohl, dessen Verwundung sich nachträglich doch als schwerer erwiesen, als angenommen wurde. Amtlich wird darüber ge meldet: „Der Schutztruppenoffizier Trentepohl scheint doch schwerer verletzt zu sein, als man zuerst annahm. Er hat nämlich einen Schädel bruch davongetragen, doch dürfte er mit dem Leben davonkommen. Er hat seine Rettung nur dem Umstande zuzuschreiben, daß er der Länge nach auf der Bank gelegen hat." Der infolge der Entgleisung entstandene Material schaden wird auf etwa eine halbe Million Mark geschätzt. Dazu kommt dann noch der von den verletzten Reisenden zu beanspruchende Ersatz der Kmkosten usw. Die von einer Seite geäußerte Vermutung, daß der verbrecherische Anschlag auf den Zug einem hohen russischen Beamten ge golten habe, hat zu Nachforschungen nach dieser Richtung Veranlassung gegeben. Nach den Er mittelungen der Eisenbahndirektion Bromberg und der Berliner Kriminalpolizei hat kein U Vie Perle von IMigenlanäe. 7) Erzählung von R. Hymann. ^Fortsetzung.) Aber Kamilla liebte Bertram trotzdem, vielleicht mehr als je, denn er war der Vater ihres Kindes I Alle Liebe, die diesem kleinen jungen Wesen znfloß, teilte sich dem Manne mit, der ihr dies Glück gegeben. Ihr Glaube an den Sieg des Guten, an das Edle im Menschen war so stark, daß sie Bertram nicht verloren geben konnte. Mochten ihn die andern verachten — sie glaubte doch noch an ihn, glaubte an eine Zukunft, in der er sich wandeln könne und müsse. Ihre Liebe zu Bertram war so groß, daß sie die Macht derselben überschätzte, und wie sie sich gut und glücklich fühlte schon in dem Bewußt sein, lieben zu dürfen, glaubte sie, auch auf Bertram müsse diese Treue ihre Wirkung üben, und über alle kleinlichen und schlechten Eigen schaften des jungen Mannes müsse der edle Einfluß ihrer verzeihenden Liebe, ihrer immer geduldigen Unterwerfung den Sieg davon tragen. Draußen hatte sich inzwischen der Sturm völlig gelegt. Das Beten der Frauen im Nebenzimmer war schwächer geworden. Es be gann Tag zu werden — ein nebliger, grauer, düsterer Tag. Die weise Frau war erwacht und in der Meinung, die Wöchnerin schlafe, ging sie auf den Zehenspitzen hin und her. Das junge Weib aber lag mit offenen Augen und fieberte. — „Ist Bertram zurück?" fragte sie leise. „Ich weis es nicht," antwortete die Frau. „Man hat ihn nicht gesehen." „Ist Joseph zurück?" „Man sah ihn nach seiner Hütte gehen. Kamilla stutzte. Warum kam er nicht zu ihr, wenn er zurück gekommen war? Hatte er Bertram nicht ge funden ? War etwa ? Sie richtete sich mit einem plötzlichen Ruck auf und strich sich die vollen Haarwellen aus dem Gesicht, sodaß die Frau erschreckt binzu- sprang und die Kranke wieder in die Kissen zurückdrückte. „Sieh nach, ich bitte dich, ob Joseph wirk lich zurück ist." „Gerne. Wenn es dich beruhigt —" „Nein — warte. Wenn er da ist, sage ihm, ich ließe ihn bitten, sofort zu mir zu kommen, sofort! Hörst du?" „Gewiß ich will eilen und ihn gleich mitbringen." Zehn Minuten verrannen. Die Uhr tickte gleichmäßig weiter, als wäre alles so wie sonst, Tag für Tag. Die Zeit verstrich, als gäbe es kein Glück und kein Unglück, nur immer dasselbe, immer das gleiche. Endlich kam die Frau zurück, hinter ihr schritt Joseph. Er ging schwerfällig, wie ein Trunkener und man sah, daß er sich vor Er schöpfung kaum auf den Beinen zu halten ver mochte. Der Blick Kamillas flog ihm ent gegen. Sie war so aufgeregt, daß sie nicht zu sprechen vermochte. „Ich habe ihn nicht gesehen," sagte er stotternd. nicht gesehen — aber doch eine Spur von ihm? Hast vielleicht schon erfahren, daß er zurückgekehrt oder glücklich drüben angelangt ist — oder — so rede doch, Joseph, um aller Heiligen willen, rede!" — Joseph sah ratlos auf die Frau. „Sage ihr doch die Wahrheit," flüsterte ihm diese ins Ohr, „es ist vielleicht das beste!" Da legte Joseph die ganz durchnäßte Mütze Bertrams aufs Bett. „Das ist — alles, was — ich — gefunden habe und — und — Planken von seinem neuen Boote." Und schluchzend wie ein kleiner Knabe floh der Fischer, um nicht sehen zu müssen, wie diese Nachricht auf Kamilla wirkte. Mit fliegendem Atem hatte sie zugehört. Sie riß die Mütze an ihre Lippen und küßte und koste sie, als sei sie ein lebendiges Wesen, und wimmerte dann nur immer leise vor sich hin. Das Kind war erwacht und begann zu schreien. Kamilla hörte es nicht. Sie sprach unausgesetzt, schnell, fließend, wie es sonst nicht ihre Art war, aber was sie sagte, war wirr und unverständlich. Die Frau rief sie bei Namen und suchte ihr Gedächtnis zu wecken, fassungslos über den plötzlichen Fieberanfall. Aber Kamilla starrte mit großen, brennenden Augen ins Leere und sprach immerfort weiter, immerfort. — Es war ganz Tag geworden. Der Pfarrer russischer Beamter den Zug benutzt. Auch von einem Plan, den Zug zu berauben, kann wohl nicht gut die Rede sein, denn gerade dieser Zug nimmt nie viel Geld mit. Ein Verlust an Geldeswert ist nach den bisherigen Ermitte lungen ausgeschlossen. Dieses günstige Er gebnis ist dem Umstande zuzuschreiben, daß sich der Eisenbahnzug kurz vor Berlin befand, so daß die Geldbeutel und Beutel mit Wertstücken bereits geschlossen waren. Die Nachforschungen nach dem ruchlosen Täter, der den Schnellzug zur Entgleisung gebracht hat, werden von der Kriminalpolizei und Gendarmerie mit vereinten Kräften betrieben. Sie erstrecken sich besonders auf die Fürsorge zöglinge und Arbeitshäusler, die in Anstalten oder sonst wo untergebracht und beschäftigt sind. An allen Kontrollstellen wurden Erkundigungen nach dem Aufenthalt dieser Leute zu der Zeit, die in Betracht kommen kann, eingezogen. Aber auch bei diesen Ermittelungen, die sich auf einige tausend Personen erstrecken, kam bisher nichts heraus. Ferner wurde Donnerstag nachmittag durch eine Probe festgestellt, wieviel Zeit jemand braucht, um mit dem aufgefundenen Schlüffe! die Schrauben abzuziehen. An Stelle der alten waren bereits neue Schienen aus neue Schwellen gelegt und befestigt worden. Ein Eisenbahnarbeiter schraubte nun mit einem sogenannten „Engländer" die vier Mutter schrauben von den Laschen und dann dreiund zwanzig Schrauben aus den Schwellen heraus. So viel hat auch der Frevler abgeschraubt. Der Eisenbahnarbeiter leistete die ganze Arbeit in genau 23V- Minuten. Weil nun der Un glückszug mit 29 Minuten Verspätung fuhr, so hatte der Verbrecher nach der Durchfahrt des letzten Zuges bis zur Ankunft des Zuges 6 über drei Viertelstunden Zeit. Er konnte alio sein verbrecherisches Werk bequem ausführen. 4 * * Wie sich erst jetzt herausgestellt hat, ist bei dem entsetzlichen Unfall der Bankier Kraschützki aus Königsberg in einem Abteil 2. Klasse ver brannt. Seine Leichenreste wurden bei wieder holter Absuchung der Unfallstelle gefunden. Von uns fern. Grostfeuer im Hamburger Freihafen. Im ersten Stockwerk des im Hamburger Frei hafen belegenen Speichers Q. bei der Firma S- Bandmann brach ein Feuer aus, das sich im Augenblick über die beiden von der Firma ge mieteten Böden des ersten und zweiten Stock werkes verbreitete. In den Lagern befänden sich besonders Gewürze, Rosinen usw. ferner ein kleiner Mühlenbetrieb sür Chemikalien. Durch eine Explosion in dieser Mühle war das Feuer entstanden. Der Brand wurde nach mehr stündiger angestrengter Arbeit gelöscht. Ter Schaden beträgt V- Million Mark. Fünfzig Jahre Bürgermeister. Der Bürgermeister Schubert von Pettstadt bei Bam berg vollendet mit dem laufenden Monat als der dienstälteste Bürgermeister in Bayern das fünfzigste Amtsjahr. Die Cholera. Im Eisenbahnzuge von Thorn nach Hohensalza ist auf der Fahrt von Argenau nach Hohensalza der aus Thorn kommende, 48jährige russische Auswanderer Abraham Ziwin aus Milawa gestorben. Ziwm befand sich mit Familie auf der Reise nach Australien. Da der äußere Befund der Leiche schließen läßt, daß Ziwin an Cholera erkranli und gestorben sei, wurde die nach Hohensalza gebrachte Leiche auf behördliche Anordnung zwecks Feststellung der Todesursache vorläufig beschlagnahmt. Einige Darmteile sind behufs bateriologischer Untersuchung nach Bromberg und Berlin gesandt. Auf gräfliche Weise zu Tode ge kommen ist ein Wagenputzer auf dem Betriebs bahnhof in Frankfurt a. M. Der Mann war in einem Viehwagen beschäftigt, der von einer Rangierabteilung angestoßen und ins Rollen gebracht war. Er wollte den Wagen verlassen, als in diesem Augenblick die schweren Türen zusammenprallten und dem Unglücklichen den Schädel zerschmetterten. war gekommen und hatte versucht, Kamilla Troß zuzusprechen. Sie verstand ihn nicht. Dann ging der Priester ins Nebenzimmer, wo M bereits die Fischer mit ihren Frauen ver sammelt hatten. Wer drinnen nicht Platz hatte, stand vor der Tür. In den ledernen Ge sichtern verzog sich keine Miene, nur wer dew Tode schon so ost ins Auge gesehen, wie diele Männer, der. findet nichts Ungewöhnliches darin, wenn ein Mensch, den man täglich gesehen und den man geliebt hat, plötzlich aus dem Dasein abscheidet. . Wer immer mit der Natur zu tun hat, sieht in solchen Fällen nur den natürliche» Vorgang. Als der Pfarrer sein Gebet beendet hatte, wurde der Sarg geschlossen und mit cinew schwarzen Tuche bedeckt. Vier starke Männer hoben ihn auf ihre Schultern, die andern schlossen sich an. Als sie an dem Fenster vorüberzogen, drang der Klang der Trauer- gesänge in Kamillas gestörte Seele. „Was ist das?" fragte sie mit gequälten Mienen aufmerksam lauschend. „Sie tragen Mutter Maria hinaus," sagte die Fischerfrau, die jetzt Kamilla pflegte. Die Kranke überlegte einen Augenblick. „Mutter Maria?" wiederholte sie, den Namen dehnend, um in ihrer Erinnerung ew Echo wachzurufen. Aber sie schüttelte zuletz nur verständnislos den Kopf. „Ist sie tot?" ,Ja." „Gott sei ihrer Seele gnädig." Dann redete sie wieder von andern unser stündlichen Dingen.
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