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politische t<uncisckau. Deutschland. *Kaiser Wilhelm wird dem 2. See bataillon in Wilhelmshaven am 7. September für dessen Teilnahme am Kriege in Südwest- afrika zwei Fahnenbänder überreichen. *Aus halbamtlichen Äußerungen über den Besuch des französischen Botschafters am Berliner Hofe, Cambon, in Norderney beim Reichs kanzler geht hervor, daß dort von beiden Staatsmännern eine erfreuliche Besserung der deutsch-französischenBeziehungen festgestellt wurde. "In den Monaten April bis einschließlich Juli des laufenden Etatsjahres haben die Einnahmen des Reiches sich nicht un günstig entwickelt. Sie betragen 357,4 Millionen Marl oder 73,4 Mill. Ml. mehr als im gleichen Zeiträume des Vorjahres. *Der Dampfer »Eduard Woermann" ist in Kuxhaven mit dem Heimtransport der südwe st afrikanischen Schutztruppe in Stärke von fünf Offizieren sowie 284 Unter offizieren und Mannschaften eingetroffen. "Wie aus Stuttgart gemeldet wird, ver öffentlicht der württembergische Staatsminister eine amtliche Mitteilung zu der Ausweisung des Engländers Quelsh vom interna tionalen Sozialistenkongreß. Danach hat das Ministerium des Innern in den von dem Delegierten Quelsh geäußerten Worten über den Haager Kongreß eine unzweideutige und schwere Beschimpfung der Delegierten der in der Haager Konferenz vertretenen Regierungen und mittelbar dieser Regierungen selbst gesehen. Und da Quelsh trotz der an ihn ergangenen Aufforderung diese Beschimpfungen nicht zurücknahm, sei seine Aus weisung erfolgt. Osterreich-Ungar«. "König Eduard gönnt sich auch in Marienbad, wo er zur Kur weilt, keine Ruhe. Er empfing den französischen Botschafter in Wien und denrussischen Botschafter. Mit beiden hatte der König stundenlange Be sprechungen. "Der italienische Minister des Äußeren, Tittoni, und der Leiter der auswärtigen An gelegenheiten Österreichs, Ahrenthal, die auf dem Semmering ein äußerst herzliches Verbrüde- rungsfest gefeiert haben, das den Dreibund slhier unauflöslich gemacht haben soll, begaben sich nach Ischl, wo sie gemeinsam vom Kaiser Franz Joseph in längerer Audienz emp fangen wurden; dabei wurde noch einmal die Übereinstimmung Österreichs und Italiens in den Balkanfragen festgestellt. England. "Die englische Flotte, über deren Ver ringerung sich das liberale Ministerium in Reden und Zeitungsartikeln so oft schon be geistert hat, ist durch den Stapellauf eines alle rüheren an Größe und Schnelligkeit und Ge- echtskraft übertreffenden Kreuzers wieder wesentlich verstärkt worden. Die Diplomaten im Haag können reden was sie wollen, das Ministerium rüstet und rüstet. * Der Unterstaatssekretär Churchill äußerte in einer Rede, die Gesetzesvorschläge, die von dem Oberhause verworfen worden seien, würden dem Unterhause von neuem vor gelegt und so rasch wie möglich zur Erledigung gebracht werden, bis das Land zu geeigneter Zeit einen Urteilsspruch zugunsten der Regierung von der Demokratie anstatt von den herrschenden Klassen verlange, d. h. das Ober haus in seinen Befugnissen beschränke. * Das Oberhaus hat in dritter Lesung den Gesetzentwurf betr. die Wiedereinsetzung der während der letzten Unruhen - vertriebenen irischen Pächter angenommen. Belgien. "Machtlos muß die Regierung mitansehen, wie Antwerpens Handel mit jedem Tage ernsthafter durch den Hafenarbeiter- streik bedroht wird. Im ganzen streiken 15 000 Mann. Alle Vermitielungsvorschläge der Regierung wurden von den Arbeitgebern mit der Begründung abgelehnt, baß sie in keinem Falle mit den sozialistischen Slreikführern unter handeln wollen. Anderseits wollen die Arbeiter keine andern Unterhändler ernennen. Infolge dessen ist die Lage sehr ernst und ein Ende der Krise noch nicht abzusehen. Holland. "Das Prisengericht wird nach den Beschlüssen der Friedenskonferenz aus 15 Richtern bestehen. Außerdem werden 15 Bei sitzer ernannt. Ständig sind in dem Gericht ver treten: Deutschland, Ver. Staaten, Österreich- Ungarn, Frankreich, England, Italien, Japan und Rußland. Dänemark. "Der König Friedrich Vm. hat in Erkenntnis der großen Interessen, welche bei den diesjährigen schwierigen Erntever hältnissen aus dem Spiele stehen, und um der Landwirtschaft eine größtmögliche Stütze zu bieten, eine zeitweilige Verordnung unterzeichnet, wonach in diesem Jahre die Einberufung der Mannschaften zu den Herbstübungen f o r t f a l l e n. Norwegen. "In Christiania ist das Gerücht verbreitet, König Eduard werde nach Beendigung seiner Marienbader Kur dem König Haakon einen Besuch machen. Portugal. "In Lissabon ist ein Dekret veröffentlicht worden, das die Einsetzung eines obersten Rates zur Reform des Unterrichts- wesens verfügt. Rustland. "Einer der wichtigsten Führer der Meuterei auf dem „Potemkin", Matuschenko, von welchem der Kommandeur des „Potemkin" er mordet wurde, ist in Odessa zufällig arretiert worden. Bei ihm wurden viel Geld und Waffen gefunden; er kam aus Amerika, um unter den Matrosen Anhänger für die Revo lution zu werben. Balkanstaaten. "Der Thron des Königs Peter von Serbien soll Nachrichten aus Belgrad zu folge wieder einmal in Gefahr sein. In der serbischen Hauptstadt soll eine Verschwörung gegen den König entdeckt worden sein, an der auch mehrere Offiziere des Leibregiments teil genommen haben. Die Verschworenen wollten sich auf dieselbe Weise Peters entledigen, wie einst Alexanders, der nachts im Konak ermordet wurde. Die Verschwörer wurden sämtlich verhaftet. Amerika. * Nach einer Meldung aus Washington wird amtlich bekannt gegeben, daß die Flotte, die nach dem StillenOzean geht, im Dezember die Reise antreten soll; sie wird aus 16 Schlacht schiffen bestehen und nach San Francisco gehen. Die Torpedobootszerstörer - Flotte geht zu der selben Zeit nach dem Stillen Ozean, wird aber nicht die Schlachtflolte begleiten. Afrika. "Zahlreiche in Tanger eingetroffene Privat briefe bestätigen die Ausrufung Muley Hafids zum Sultan von Marokko. Er soll auch bereits Minister ernannt haben. Man glaubt, daß er die Proklamation nur ange nommen habe, um zurzeit dort für Ruhe zu sorgen und die Stämme in seinem Gebiet in Ordnung zu halten. Dieser Annahme wider spricht indessen eine Meldung aus San Sebastian, wonach die spanischen Konsuln in den marokkanischen Häfen dem Minister des Äußern telegraphisch mitgeieilt haben, sie hätten die Nachricht erhalten, daß Muley Hafid auf Casablanca marschiere. Die Pariser Vresse tritt merkwürdigerweise sür Muley Hafid gegen den regierenden Sultan ein. Die Wahl der Hafidschen Vertrauensmänner wird sehr gelobt. Diese hätten bei mehreren Anlässen ihre Fran- zosenfreundlichkeit bewiesen. Wie verlautet, wird sich Abd el Aziz, der Sultan, von Fez nach Rabat begeben, weil er Anschläge gegen sein Leben befürchtet. Marokko hat nun nicht mehr wie fünf Leute, die Ansprüche auf die Herrscher gewalt geltend machen: Abd el Aziz, Muley Hand, El Noghi, Bu Hamara und Raisuli, dessen Anhang mit jedem Tage wachsen soll, t Er hat jetzt übrigens den Engländern die Frei- s lassung seines Gefangenen Maclean ange boten, wenn er freies Geleit erhalte, d. h. also, wenn man ihn unter Englands Schutz schalten lasse, wie er will. Man zweifelt nun auch in französischen Regierungskreisen, daß eine Be ruhigung des Landes bald gelingen werde und zieht deshalb in Paris schon eine Erweiterung der Algecirasakte in Erwägung. Es fragt sich, ob die Mächte damit einverstanden sein werden. Aste». "Wie aus Tokio gemeldet wird, haben die russische und die japanische Regierung be schlossen, ihre Gesandtschaften in Tokio und Petersburg zu Botschaften zu er heben. "Wie aus Peking gemeldet wird, hat die englische Negierung die Schließung aller Opiumhöhlenin den englischen Niederlassun - gen in China befohlen. Englands Vorschlag, künftighin mit gleichgesinnten Ländern das Flottenbudget auszutauschen, um eine Grund lage zur Einschränkung der Rüstungen zu ge winnen, ist nach einer Meldung der ,Schl. Ztg.' von der öffentlichen Meinung Englands mit recht geteilten Empfindungen ausgenommen worden. Die Liberalen und ihre Presse freuen sich, daß man io „wenigstens einigermaßen den Schein gewahrt und mit Anstand abgetreten" sei; einige Ihrer Organe wie die ,Daily News' und die ,Westminster Gazette', mit Einschränkungen auch Morning Leader' und ,Tribune' sehen in diesem Vorschläge einen Anfang, der zu stolzeren Hoff nungen sür die Zukunft berechtigt. Aber alle können sich doch nicht versagen, zu bedauern, daß man nicht mehr zustande gebracht habe. Einige der größeren Blätter, ,Daily Telegraph' und Morning Post' vor allen, zeigen sich reserviert, aber sind nichts weniger denn be geistert über diesen letzten „Trumpf". Die ,Times' kann ihren Hohn können verbergen, und die eigentliche Jingopresse versucht dies nicht einmal. Sie höhnt mit Bebel und dem ,Journal', nun habe man also glücklich die „tote Maus" zur Welt gebracht, nachdem man dieser einen Messias verheißen, usw. Andre erklären, man habe diesen Vorschlag nur ge macht, um unter seinem Schutze das glänzende Abrüslungsprogramm einigermaßen mit Anstand begraben zu können, und alles zitiert die Stimmen der deutschen und der französischen Presse, soweit sie den englischen „höflichkeits halber gutgeheißenen Antrag" als eine leere Formel charakterisieren. Verschiedene Zeitungen haben auch einige Marineoffiziere sofort inter viewt und sich von diesen versichern lassen, daß „der ganze Vorschlag gar nicht ernst zu nehmen sei." Einer dieser Offiziere meinte lächelnd: „Es ist gerade, als wenn sich die Spieler am Kartentische zu Beginn des Spieles gegenseitig die Karten zeigten." Ein andrer klagt, daß man in England die auswärtigen Marinen schon viel zu viel sehen lasse, und wieder ein andrer hält das Ganze für ein kindisches Spiel, da schon jetzt jede Großmacht das Marinebudget ihrer Konkurrentinnen kenne und es also einer feierlichen, offiziellen, nur angeblich vertraulichen Mitteilung gar nicht bedürfe. Von uncl fern. t. Das Theaterkontrollvuch des Kaisers. Es dürfte wenig bekannt sein, daß im Auftrage des Kaisers von seiner Privalkanzlei genau darüber Buch geführt wird, welchen Theater aufführungen der Monarch beigewohnt hat. Nach jedesmaligem Theaterbesuch wird vermerkt, in welcher Stadt, an welchem Theater und wann die Aufführung stattfand, natürlich unter Beifügung des Slücklitels und des Autors. Handschriftliche Randbemerkungen des Kaisers vervollständigen diese eigenartige Statistik. Aus diesem Grunde ist es auch zu erklären, daß der Kaiser gelegentlich der kürzlichen Feflorstellung im Königlichen Theater zu Kassel, der weicher „Krieg rm Frieden" amgesührt wurde, sagen lonme, es sei dies das 25. Rial, daß er dieses Theaterstück sehe. Die erste Ausführung des Daun aber fand er seinen Trotz wieder. Etwas wie Zorn und Kampfgefühl beschlich ihn: das Bestreben, diese reine Hoheit vor sich zu brechen. „Was ich damit meine, Perle? Ich meine, daß dieser Tag schön sei wie die Liebe." Wie anders klang dies, als was Joseph gesagt Hatte I „Ist die Liebe Sünde?" fragte Kamilla ernst zurück. „Ich glaube," sagte der Fischer, „wie bei nahe ja alles Sünde genannt wird, was schön ist." Das Mädchen entgegnete hierauf nichts und schweigend schritten sie nebeneinander weiter. „Wie beinahe alles Sünde genannt wird, was schön ist . . ." Diese Worte summten Kamilla in den Ohren und ließen ihre Gedanken nicht zur Ruhe kommen. Hatte er recht? War alles sündhaft, was schön erschien? Dann aber war ja auch Schönheit an fich eigentlich schon Sünde I" Sie waren auf dem Kap angekommen, das als äußerste Spitze des Landes weit in das Meer hinausragte. Wohl hundert Meter tief senkte sich die rote Felswand zm See hinab. Oben stand ein einfaches Holzkreuz mit dem Er löser. Unter darunter war geschrieben: „Betet hier für alle, die an den Klippen gescheitert sind." Im Laufe der Jahrhunderte hatte wohl eine ungezählte Menge Schiffbrüchiger hier unten mit dem Tode gerungen und war ihm erlegen. Wie viel Glück, wie viel Leid, wie viel Hoffnung und Verzweiflung mochte da begraben liegen unter den ewig wechselnden Fluten. K Die perle von billigen lande. 2j Erzählung von R. Hymauu. (Fortsetzung., Man hörte den tiefen Chorgesang der Fischer herüberschallen und nun setzten auch die Frauen ein mit einem Hellen, hoffnungsfreudigen „Halleluja I" Kamilla schritt neben Bertram auf dem schmalen Seitenpfade dahin, der zum Kap hinaussühtte. „Ein schöner Tag," rief der Bursche aus, seine Begleiterin mit einem brennenden Bücke streifend. Das Mädchen schrak zusammen. Dieselben Worte hatte kurz zuvor Joseph gesagt. „So schön wie die Sünde," fuhr der junge Fischer fort. Kamilla war mit einem Ruck stehen ge blieben. „Was willst du damit sagen, Bertram? fragte sie. Jetzt stand sie wieder so stolz vor ihm wie sie sich immer gab. Es lag etwas Hoheitsvolles, Großes in ihrem Wesen. Nichts von der Derbheit, die sich in den andern Frauen und Mädchen der Insel zeigte. Ihr Körper war schöner, die Linien reiner, das Ge sicht zarter und feiner, dabei waren die Augen seltsam dunkel und geheimnisvoll. Etwas Fremdes, Märchenhaftes lag in ihrem Blick, etwas Verschlossenes, das unergründlich schien, wie das Meer selber. Der Fischer zuckte vor ihrer Höhest zu- lammen. Er schwieg einen Augenblick und sah scheu zu ihr auf. unverwüstlichen Lustspiels sah der Kaiser im Jahre 1890 im Königlichen Hoftheater zu Darmstadt. Zum Falle Hau. Unter den vor einigen Tagen auf Veranlassung der Familie Molitor veröffentlichten Briefen hatte sich auch ein Schreiben des Professors Aschaffenburg an Frau Lina Hau befunden, in welchem er seiner Überzeugung von der Schuld ihres Gatten Ausdruck gegeben hatte. Demgegenüber ver öffentlicht Professor Aschaffenburg jetzt eine Er klärung, in die er Näheres über die Umstände mittelst, die ihn zur Abfassung jenes Schreibens veranlaßt haben. Danach war sein Brief an Frau Hau vom 12. April die Antwort „auf ein von der unglücklichen Frau an ihn gerichtetes, verzweifeltes Schreiben". Zu dieser Zeit habe er weder die Akten durchgearbeilet, noch den Angeklagten selbst gesehen. Sein Brief an Dr. Dietz vom 20. Juli, in dem er von der Schuldlosigkeit des Hau spricht, sei der Ausdruck seiner inzwischen auf Grund der AkteukenntniS, längerer eingehender Unterredungen mit Hau, des Ergebnisses der Hauptverhaudlung und sehr Mister Erwägungen gewonnener Überzeugung gewesen. Das Revisionsmaterial in Sachen Hau ist in einer sehr umfangreichen Kiste an daS Reichsgericht Leipzig abgegangen. X Dor Schuft aus dem Automobil. Die bekannte Neoolveraffäre des Chemikers Dr. Scriba, der gelegentlich einer Automobistour durch Rheinhessen auf Kinder geschossen und dabei ein Mädchen nicht unbedenklich verletzt hatte, hat vorläufig insofern ihr Ende gefunden, als auf die Beschwerde Scribas hier seine aber malige Verhaftung durch Beschluß des Ober landesgerichts in Frankfurt a. M. wieder auf gehoben worden ist. Dr. Scriba hat sich bereit ertlärt, an die Eltern des von ihm angeschosienen Mädchens, das sich auf dem Wege der Besse rung befindet, eine einmalige Entschädigungs summe von 10 000 Mark zu zahlen. Die Angelegenheit wird gleichwohl ein Nachspiel vor der Koblenzer Strafkammer haben. X Zu dem räuberischen Überfall auf die Psstagentur in Bickenbach in Hessen, bei dem die Frau des Posthallers Freund durch Nevolverschüsse und Schläge mit einem Brech eisen erheblich verletzt wurde, wird weiter be richtet, daß die Tat anscheinend von zwei Per sonen ausgeführt worden ist. Der eine dec Verbrecher, der 26 jährige Heinrich Hennig auS Partenstein in Bayern, hat vor Ausführung deS Verbrechens mehrere Scheunen in Brand ge steckt, während der andre, der Goldarbeitec Anton Wesserlingk aus Hermannstadt in Ungarn, bei der herrschenden Verwirrung über daS Schadenfeuer den Einbruch in das Postamt und den Mordversuch auf Frau Freund ausführle; diese traf ihn gerade dabei, als er mittels Brecheisens die Postkasse gewaltsam öffnen wollte. Wesserlingk ergriff die Flucht, er wurde aber verfolgt und gegen 5 Uhr morgens freien Felde ausgespürt: er eröffnete aus einein Revolver ein lebhaftes Feuer auf seine Ver folger, wurde aber schließlich festgenommen und von der aufgeregten Menge derart gelyncht, das an feinem Auskommen gezweifelt wird. Sein mutmaßlicher Komplice Hennig ist flüchtig 6^ worden und konnte bisher nicht ergriffen worden. Der Zustand der schwerverletzten Frau ist M bedenklich. Schwere Ausschreitungen vonFestungS' gefangenen haben im Kölner Garnisonlazatttt stattgesunden. Zwei zur Beobachtung mit vier andern Gefangenen in einem Raume unter- gebrachte Personen richteten, von Zerstörungswut befallen, nachdem sich die-Wache und die Ärzte emsernt hatten, in dem Zimmer eine große Ver wüstung an. Tische und Stühle wurden zer trümmert. Mit den Trümmern zerstörte man die Schränke und andre Möbel; sämtliche Fenstet' scheiben wurden cingefchlagen. Die herbeieilenve Wachmannschaft überwältigte die Rasenden un» führte sie ins Gamisongefängnis ab. „ Rettung a«S Seenot. Die Jacht ist auf Grünriff an der nördlichen Einfahrt M Großen Best gestrandet und gesunken. DieV^ satzung wurde morgens aus dem Takelwerl " völlig erschöpftem Zustande vom Fischts „Gutdborgsunb" gerettet. Kamilla bekreuzte sich, kniete nieder und legte ihr Haupt demutsvoll auf den kahlen Stein, der dicht unter dem Kreuze lag. Auch sie hatte zu beten für etliche, die da unten ge scheitert waren: für den Pflegevater und für die Mutter, die sie nie gekannt hatte. Bettram setzte sich auf die verwitterte Holz- bank, die so nahe dem Abgrunde stand, daß man die Füße über der Tiefe hängen lassen konnte. Er wagte nicht, Kamilla in ihrer Andacht zu stören, und hier oben, auf der höchsten Spitze der Insel, wo man dem Himmel am nächsten und vor Gott sicherlich am kleinsten war, hatte sie ganz vergessen, wie sie heraufgekommen war. Sie hatte die Augen geschlossen und betete für die Toten. Der Vater, den das Meer verschlungen hatte, war nicht ihr leiblicher Vater gewesen, und die alte Frau, des Fischers Weib, mit der sie >mn schon sieben Jahre allein in der Hütte wohnte, war nicht ihre Mutter, wenn schon Kamilla sie so nannte. Der Pflegevater hatte ihr alles erzählt, als sie eingesegnet worden war. Damals mochten wohl zwölf Jahre ver flossen fein, als ein furchtbarer Sturm los gebrochen war. Von einigen Hütten hatte der Wind die Dächer abgetragen, das Meer ging haushoch und dröhnte und brüllte, als seien tausend böse Geister seinem Schoße entstiegen und trieben ihr Unwesen. Es war eine Nacht, so finster, daß man kaum die Hand vor Augen sehen konnte und der Wind pfiff ununterbrochen und verlöschte alle Lichter. Zeitweilig zuckten grelle Blitze nieder und erleuchteten die Insel. In der Kirche lag damals die ganz« sammelte Gemeinde aus den Knien und btt»' für diejenigen, die bei diesem Unwetter furchtbaren Elemente preisgegeben waren. DA Gotteshaus war hell «leuchtet und die mächtig Orgelklänge übertönten zeitweise selbst. Heulen des Sturmes. Mitten im GottesdievA hatte d« Pfarrer plötzlich inne gehalten aufgehorchr. Die Männer waren unruhig A worden, die Orgel verstummte. Lautlose NA herrschte drinnen, während draußen die Ele»«^ weit« tobten. - Da kam eS Wied«, noch einmal, drittes Mal! Es war kein Zweifel mehr möglich. waren Kanonenschüsse. Ein Schiff war gelaufen, Menschen warm in Gefahr. Einen Augenblick sahen sich die SHst untereinander ernst au, alle dachten das cflE Der Priester hob die Arme und segnet« Versammelten mit zuckenden Lippen. Nun waren die Männer hinausgestürM das fürchterliche Wetter. Die Südwester titt die Stirn gedrückt, fanden sie sich am Straps zusammen. Die Fackeln waren verlöscht, 1^ neue angezündet werden mußten. Daun zW eine Rakete in die Luft. Ein KanonM«"' antwortete und nun sah man auch draußen dm Klippen ganz deutlich ein Schiff lieget hatte die Mcchen verloren und schien i« VE zu sinken. Gleich darauf stießen vier Schaluppen v Strande ab. Sie wurden zurückgeworfen, " immer wieder versuchten sie hinaus zu komm Endlich warf eine mächtige Welle zwtt