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Ottendorfer Zeitung : 06.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190709066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070906
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-09
- Tag 1907-09-06
-
Monat
1907-09
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 06.09.1907
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poliMcde Kunölcksu. Deutschland. * KaiserWilhelm ist in Wilhelmshaven zur Teilnahme an den Manövern der Hochsee- floite eingeiroffen. * Die ,Nordd. Alldem. Ztg.', das halbamt liche Organ, erklärt zur Begegnung des Fürsten v. Bülow mit dem französischen Bot schafter Cambon, daß in Norderney keine bestimmten Abmachungen getroffen seien, daß aber die völlige Übereinstimmung in bezug auf die französisch-spanischen Maßnahmen in Ma rokko festgestellt worden ist. * Auf seiner Reise durch Deutsch - Ost - afrika istStaatssekretärDernburg in Tabora eingetroffen. Bisher ist der Ex pedition überall von den Eingeborenen ein glänzender Empfang bereitet worden. * Im meiningischen Orte Steinbach sind infolge der vom Herzog verfügten Auf lösung des sozialistischen Gemeinderates Aufruhrkrawalle ausgebrochen. Gen darmerie würde dorthin beordert und der Auf ruhrparagraph verlesen. Eine Anzahl von Per sonen wurde verhaftet. *Nach einer Meldung des Gouverneurs v. Schuckmann aus Windhoek vom 31. August haben 70 bei Morenga befindliche Bondel- zwarts um Aufnahme in das mit den Bondel- zwarts im Dezember 1906 geschloffene Unter- werfungs - Abkommen gebeten. Um Morenga Kräfte zu entziehen, sind Verhand lungen eingeleitet worden. Morenga selbst be findet sich bisher abwartend auf englischem Gebiete. *Der Aufstand in Deutsch-Ost afrika ist jetzt auch amtlich als vollkommen erloschen erklärt worden. Im Nordwesten von Songea ist demgemäß der Kriegszustand aufgehoben worden. Es war der letzte Gebiets teil der Kolonie, wo er noch bestand. Gleich zeitig ist auch die Sperrung des nordwestlichen Teils des Bezirks Songea zurückgezogen, das heißt also, für den Durchzug von Europäern wieder freigeaeben worden. Osterreich-Ungarn. *Wie aus Wien gemeldet wird, soll zum Beginn der neuen Parlamentstagung das Ministerium Beck mit Rücksicht auf die Veränderung im Besitzstand der Parteien durch die Wahlen eine Umgestaltung erfahren. Beck sei, wie die ,N. Fr. Pr/ berichtet, nicht abgeneigt, den Ansprüchen der deutschen und tschechischen Agrarier sowie der Christlich- Sozialen Rechnung zu tragen. Als sicher gelte daher die Abdankung des Handelsministers Dr. Forscht, als sehr wahrscheinlich das Aus- scheiden des deutschen Landsmannministers Prade. * Aus Budapest kommt die über raschende Meldung, der aus der russischen Revo lution als Führer der Arbeiterscharen bekannte Expriester Gapon sei nicht tot, sondern lebe in der Schweiz und besuche unter ander« Namen in Begleitung seines Bruders häufig die ungarische Hauptstadt. Frankreich. *Jm Ministerrat unterzeichnete Präsident Falliöres eine Anzahl Dekrete betr. die Verleihung des Ordens der Ehrenlegion für Offiziere und Mannschaften, die sich in Marokko ausgezeichnet haben. Im übrigen wurde beschlossen, einmütig die Regierung weiterzusühren, bis die „marokkanische Frage" gelöst sei. Dieser Beschluß läßt die Annahme zu, daß es im Kabinett Clemenceau tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten gegeben hat oder noch gibt. * Die Zeitung ,Cri de Paris' hat von einem ungenannten Geber 15 000 Frank erhallen, die dem Sozialisten Hervö zur Verfügung stehen sollen, wenn er einwilligt, ein Jahr lang in Deutschland antimilit Srisch e Ideen zu verbreiten. Herrn Hervö wird wahrscheinlich keine Gelegenheit zu seinen Ver suchen in Deutschland gegeben werden. England. *Der englisch-russische Vertrag, durch den gewisse, die wechselseitigen Beziehungen in Asien betreffende Fragen geregelt werden, ist in Petersburg und London unterzeichnet worden. Akan hofft in London, daß auch ein Vertrag über die sonstigen schwebenden Fragen (insbesondere die Balkanfrage) bald zustande kommen werde. * Demnächst soll nach halbamtlicher Meldung in Aldershot der Probe aufstieg eines Luftschiffes stattfinden, das die englische Militärverwaltung nach zweijährigen Experimenten hat erbauen lassen. Das Fahrzeug soll dem besten französischen Luftschiff „La Patrie" unge fähr gleichen, aber sowohl dieses als auch die deutschen in vieler Beziehung Übertreffen. Italien. *Jn Villafranca (Verona) meuterten 300 Soldaten vom 7. Regiment, das ins Manöver fahren sollte. Sie sangen revolutio näre Lieder und verweigerten die Abfahrt ins Manövergelände. Erst nach längeren Ver handlungen gelang es, die Meuterer zum Ab marsch zu bewegen. Der Kriegsminister hat eine strenge Untersuchung des aufregenden Vor falles angeordnet. Belgien. * Nachdem die Reedereien in Ant werpen die Wiedereinstellung der Auslader verweigerten, bis sich die Arbeiter von ihren politischen Führern tosgesagt hätten, haben die Streikenden mit Gegenmaßregeln nicht gezögert. Sie beschlossen, daß nunmehr alle Hafen arbeiter in den Ausstand treten sollen. Es würden somit etwa 12 000 Mann streiken. Portugal. * Die Expedition gegen dieOvambo hat bereits einen ersten erfolgreichen Zusammen stoß mit dem Feinde gehabt. Nach amtlichen Meldungen aus Mossamedes haben die portugie sischen Truppen bei Musilo einen glänzen den Sieg gegen die Aufständischen errungen. Im Kampfe fielen zehn weiße Soldaten; zwei Leutnants, 29 Soldaten sind verwundet. Der Feind hatte große Verluste. Ruhland. * Der Zar hat zum erstenmal seit langer Zeit wieder an einem öffentlichen Festakt in Petersburg teilgenommen. In Gegenwart des Zaren Paares wurde in Petersburg die an der Stelle der Ermordung Alexanders II. erbaute Sühne-Kirche eingeweiht. Daß die Errichtung der Kapelle erst jetzt nach 26 Jahren stattfand, hat seinen Grund in den Unterschlagungen, die an den vom Volks ge sammelten Baugeldern begangen wurden. Nach der Feier unternahm das Zarenpaar eine sür mehrere Wochen berechnete Reise in die finnischen Schären, die den Zaren wahrscheinlich auch nach Clirisüawa führen wird, wo er mit König Eduard zusammentrifft. *Bei der Untersuchung einer kürzlich auf der Straße in Odessa gefundenen Bombe durch den wachhabenden Offizier des Petropawlowsky- Viertels entfiel die Bombe den Händen des Offiziers. Dieser und ein Schutzmann wurden durch die Explosion getötet, fünf Schutz leute schwer verwundet. Balkanstaate«. *An der türkisch-bulgarischen Grenze kam es zu einem Zusammenstoß zwischen türki- schenTruppen und einer bulgarischen Bande, wobei 17 Mann der letztem fielen. Man hofft in Konstantinopel nunmehr bald des Bandenunwesens Herr zu sein. Afrika. * Die Lage in Marokko ist noch immer unverändert, übereinstimmende Meldungen aus Marrakesch besagen, daß der neue Sultan Muley Hafid, der fast von allen Stämmen des Nordwestens anerkannt ist, nicht den hei ligen Krieg gegen die Europäer befohlen habe, daß es vielmehr seine Absicht sei, nach Be ruhigung des Landes freundliche Beziehungen zu den Mächten herzustellen. Trotz dieser fried lichen Versicherungen leben die Europäer in Tanger nach wie vor in großer Angst. Und in der Tat droht ihnen, falls Muley Hafid wirk lich keine kriegerischen Absichten hat, eine ernstere Gefahr durch Raisuli, den früheren Gouver neur und Räuberhauptmann, der die Regie- K Oie Perle von billigenlarräe. 5) Erzählung von N. Hymann. V-rtsetzung^ Dor Kamillas Augen tauchte plötzlich ein seltsames Bild auf. Sie sah ihren Mann im Koanpfe mft den wildtosenden Elementen und sah Josephs Boot auf ihn zukommen. Die Männer erkannten sich. Joseph hob das Ruder «nd ließ es schwer auf den erschöpften Bertram Liederfallen, auf seinen Todfeind, den Gehaßten, Verachteten, der ihm sein Lebensglück vernichtet Hatte. — Sie schauderte. „Du mutzt heimgshen," sagte ein Fischer. „Da kann niemand etwas Ludern. Wenn Gott Will, kommt er zurück. Hat Gott eS anders beschlossen, so mußt du dich darein finden." Langsam schlich Kamilla nach ihrer Hütt«. Der Sturm riß und zerrte an ihren Kleidern und zerzauste ihr Haar, daß es in langen Strähnen im Winde wehte. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht und ein eisiger Wind drohte sie M ersticken. Eine andre Fischerfrau ging an ihr vor über. „Bete, Kamilla, bete! Es ist eine Nacht, Vie damals, als mein Man« den Tod fand." Ja de« Kämmerchen, wo Mutter Marie Mef, war es totenstill. Kamilla kniete vor dem Bette der Alten weder und betete mit der Inbrunst der V«- zwerflung. Mutter Maria hatte ihre Hand auf des jungen Weibes Haupt gelegt und murmelle: „Gottes Wille geschche!" Bertram hatte sein Segel eingeholt und arbeitete mft Aufbietung aller Kraft gegen das Unwetter an, sich nur der Ruder bedienend. Das kleine Boot flog wie eine Nußschale hin und her. Bald lag es turmhoch auf dem Kamme ein« riesigen Welle, bald sauste es pfeilschnell iu den Abgrund zwischen zwei W asierbergen. Die Schiffer hatten auf dem Kap ein mächtiges Feuer entzündet, um dem Jrrfahrer den Weg zu zeigen, der zwischen den gefähr- lichen Klippen hindurch zum Hafen führte. Bertram versuchte, diesen Kurs einzuhalten und den Weg, den er Hunderte Male, auch bei be- bewegter See, zurückgelegt hatte, zu finden. Um ihn her wütete daS Meer und schleuderte Welle auf Welle über ihn hinweg. Der Stur« toste und der Regen rauschte hernieder, das Rollen des Donners, der auf die häufigen Blitze folgte, übertönte das Brüllen des Sturmes. Immer wieder warfen die Well«! den Schiff« aus d« Richtung, immer Wied« drängte Bertram das Steuer in die rechte Lage nach der Insel. Der Mast war in taufend Splitt« gebrochen und jetzt drehte sich das Schiff schnell um sich selbst. Bertram arbeitete mft Riesenkrkft«!, um das Fahrzeug vor dem Kentern zu bewahren. Eine Welle «faßte ihn und trug ihn üb« eine Klippe hinweg Wied« ins Me« hinaus. Es gab einen plötzlichen Anprall und gurgelnd schoß das Wass« durch ein Leck in das Boot. Bertram erkannte, daß er verloren sei. Blitzschnell «griff er den Schöpfer, um den letzten Versuch zu machen, das Boot wasserfrei zu halten. Da sah « in nächster Nähe einen zitterndenLichtschein, der aus der Richtung kam, die seine Laterne angab. „Ahoi!" schrie er aus Leibeskräften, während f«u Boot sich im Wirbel drehte. „Ahoi!" kam es dumpf zurück. Jetzt war das fremde Fahrzeug in nächst« Nähe. Einen Augenblick sah Bertram auf, daun schloß sich Wied« eine riesige Welle üb« ihm und seinem Boote. Gleich darauf gelang es ihm aber, die Oberfläche zu gewinnen. Er schrie, was seine Kräfte hielten. Da flog pfeifeud ein Sell neben ihm ins Wasser. Es gelang ihm, den Gürtel zu fassen, d« am Ende deS Selles hing. Ein Ruck — noch ein« — ein dritter. Erne krätzige Faust zieht ihn heran — jetzt kann d« Versinkende eure Planke «greif«! — gleich darauf liegt « geborgen in dem Boote Josephs. Die Männer starken sich eine Sekunde lang an. Über Josephs von der unmenschlichen An strengung erschlafftes Gesicht flog ein Schatten, während Bertram finster die Lippen aufein ander preßte. Er wollte sprechen, sagen, daß « seinem Nebenbuhl«, den « haßte, nicht dank bar für die Rettung sei. Er wollte ihn reizen, um fich au seinem Seelenkampfe zu weiden — ab« « brachte kem Wort hervor. Und plötzlich schien es ihm, als ob die Gestatt Josephs ins Wesenhafte wachse, als griffe seine Hau- in den Himmel und rüttle au den Sternen. Und alles wurde dunkel, Funken tanken in d« Luft — alles drehte sich. Lin Mahnruf des Kaisers. Beim Festessen im Landesmuseum in Münster hielt Kaiser Wilhelm eine bedeutsame Rede, die gleichsam ein Mahnruf zum Frieden im Innern ist. Der Monarch führte u. a. aus: „Wie ich keinen Unterschied mache zwischen alten und neuen Landesteilen, so mache ich auch keinen Unterschied zwischen Untertanen katholischer und protestantischer Konfession. Stehen sie doch beide auf dem Boden des Christentums, und beide sind bestrebt, treue Bürger und gehorsame Untertanen zu sein. Meinem landesväterlichen Herzen stehen alle meine Landeskinder gleich nahe. In wirtschaftlicher Beziehung bietet uns die Provinz gleichfalls ein höchst erfreuliches Bild. Es zeigt, daß die großen Erwerbszweige sich einander nicht zu schädigen brauchen und daß die Wohlfahrt des einen auch dem andern zugute kommt. Der Bauer bebaut seine rote westfälische Erde mit Fleiß, fest am Überlieferten, Althergebrachten haltend; eine kernige Natur mit eisernem Fleiß und ehrenhafter Gesinnung, von treuem Wesen, eine feste Grundlage für unser Staatswesen. Darum wird mir der Schutz der Landwirtschaft stets be sonders am Herzen liegen. Der Bürger baut seine Städte in immer voll kommenerer Weise aus, es entstehen groß artige Werke gemeinnütziger Art, Museen und Sammlungen, Krankenhäuser und Kirchen. Im Schoße Ihrer Berge ruhen die Schätze, die, von fleißigen Händen der braven Berg leute gefördert, der Industrie Gelegenheit geben, sich zu betätigen, dieser Industrie — dem Stolz unsrer Nation — wunderbar in ihrem Aufschwung, beneidet von aller Welt. Möge es ihr vergönnt sein, rastlos auch fernerhin Schätze zu sammeln für unser Nationalvermögen und nach außen den guten Ruf von der Tüchtigkeit und Güte deutscher Arbeit zu mehren. Ich gedenke hierbei auch der Arbeiter, die in den gewaltigen industriellen Unter nehmungen vor den Hochöfen und unter Tage im Stollen mit nerviger Faust ihr Werk ver richten. Die Sorge für sie, ihren Wohlstand und ihre Wohlsahrt habe ich als teures Erbe von meinem in Gott ruhenden Großvater über kommen, und es ist mein Wunsch und Wille, daß wir auf dem Gebiete der sozialenFür sorge festhalten an den Grundsätzen, die in der unvergeßlichen Botschaft Kaiser Wilhelms des Großen niedergelegt sind. Das schöne Bild versöhnlicher Ein heit, welches die Provinz Westfalen dem Beobachter zeigt, würde ich gern auf unser gesamtes Vaterland übertragen sehen. Ich glaube, daß zu einer solchen Einigung aller unsrer Mitbürger, aller unsrer Stände nur ein Mittel möglich ist, das ist die Religion. Freilich nicht in streng kirchlich dogmatischem Sinne verstanden, sondem im weiteren, für das Leben praktischeren Sinne. Ich mutz hierbei auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Ich habe in meiner langen Regierungszeit — es ist jetzt das 20. Jahr, das ich angetreten habe — mit vielen Menschen zu tun gehabt und habe vieles von ihnen erdulden müssen, oft unbewusst und ost leider auch bewusst haben sie mir bitter weh getan. rungstruppen in den letzten Tagen wiederholt geschlagen und dadurch seinen Anhang und sein Ansehen bedeutend vermehrt hat. Er ist auf dem Marsch nach Tanger, wohin ihm der Weg völlig frei ist. Die englische Kolonie wandte sich daher abermals mit dem dringenden Wunsche um Entsendung eines Kriegsschiffes nach London. Falls Raisuli Tanger angreifen und sich damit zum Herrn vom ganzen Norden Marokkos machen sollte, lassen sich die Folgen noch gar nicht übersehen. Asien. * Die Wirren in Persien haben das erste Opfer gefordert. In Teheran wurde der Großwesir beim Verlassen des Parlaments durch vier Revolverschüffe getötet. Man glaubt, daß auch auf den Schah ein Attentat geplant war und hat infolgedessen die Sicher- hettswachen um den Herrscher verstärkt. Und wenn mich in solchen Momenten der Zorn übermannen wollte und der Gedanke au Vergeltung aufstieg, dann habe ich mich gefragt, welches Mittel wohl das geeignetste sei, den Zorn zu mildern und die Milde zu stärken. Das einzige, was ich gefunden habe, bestand darin, dass ich mir sagte: „Alle sind Menschen wie du, und obgleich sie dir wehe tun, sie sind Träger einer Seele aus den lichten Höhen von oben stammend, zu denen wir alle einst wieder zurückkehren wollen, und durch ihre Seele haben sie ein Stück ihres Schöpfers in sich." Wer so denkt, der wird auch immer milde Beurteilung für seine Mitmenschen haben. Wäre eS möglich, daß im deutschen Volke dieser Gedanke Raum gewänne für die gegenseitige Beurteilung, so wäre damit die erste Vorbedingung geschaffen für eine vollständige Einigkeit. Ich erhebe mein Glas mit dem Wunsche, daß Gottes Segen auf der alten, westfälischen, roten Erde ruhen möge und auf allen ihren Bewohnern, daß es mir vergönnt sei, ferner hin den Frieden zu erhalten, damit Sie ungestört Ihrem Berufe nachgehen können. Gott segne Westfalen! Die Provinz Westfalen Hurra, Huna, Hurra!" Von j^lab unö fern. Ein schwerer Betriebsunfall, bei dem glücklicherweise Menschen nicht zu Schaden ge kommen sind, hat sich Sonntag nachmittag auf dem Stadtbahngelände vor dem Schlesischen Bahnhof in Berlin ereignet. Dort fuhr eine Rangiermaschine beim überkreuzen der Gleise einem in der Richtung nach Westend fahrenden Stadtbahnzug direkt in die Flanken, wobei drei Wagen aus den Schienen gehoben und teilweise demoliert wurden. Sämtliche Passagiere konnten sich in Sicherheit bringen. Der Sachschaden ist nach Angabe der Eisenbahnverwaltung nicht be deutend. über die EntstehunAursache des Betriebsunfalles, der auf unvorsichtiges Fahren der Rangiermaschine zurückzuführen sein dürfte, sind Ermittelungen eingeleitet. X Prinz Ludwig Ferdinand von Bayer« als Samariter. Beim überschreiten des Fahrdammes am Prinz-Regenten-Theater in München geriet die Frau eines dortigen Lehrers unter die Räder einer Droschke. Passanten tmgen die Frau in die Portierloge deS Theaters. Dort stellte Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, den man aus dem Orchester herbei geholt hatte, einen Bruch des rechten Unter armes und des linken Handgelenks fest. Der Prinz legte Notverbände an, worauf die Ver unglückte durch die Sanitätskolonne in ihre Wohnung gebracht wurde. Der Prinz hatte, um seiner Pflicht als Arzt zu genügen, seinen Platz im Orchester während eines großen Teiles des zweiten Aktes der Vorstellung nicht ein nehmen können. Im Laufe des Abends ließ er mehrmals Erkundigungen über das Befinden der Verletzten einziehen. über den Brand des Ursulinerinnen- Klosters i« Breslau wird berichtet: Der ganze Dachstuhl der Klosterkirche ist verbrannt und der Turm innen völlig ausgehöhlt; der Dachstahl über dem Hauptportal ist eingestürzt, ebenso ist die Hälfte des Daches in der Ver längerung nach der Burgstraße hin vernichtet. Die Kirche ist erhalten geblieben, ebenso das Ober landesgericht sowie das Konvents- undPensionatS- gebäude, die sämtlich gefährdet waren. Die Ur sache des Feuers ist völlig unaufgeklärt. I» der für den öffentlichen Gottesdienst bestimmten Kapelle des Klosters handhabte während des Brandes ein Geistlicher fortwährend einen Wasser- eimer, um die Funken, die durch ein in der Decke entstandenes kleines Loch auf den Mak sielen, sofort zu löschen und so den Mar und die wertvollen Gerätschaften der alten schönen Kapelle zu retten. Während er so beschäftigt war, fiel hinter ihm in der Nähe des Einganges plötzlich der schwere metallene Kronleuchter von der Decke; der ihn haltende Strick war durch- gesenat. Dann kam die Feuerwehr in die Kapelle, räumte sie aus und besorgte den weiteren Wachdienst. Bertram hatte das Bewußtsein verloren und sein Retter, der mit d« linken Hcmd krampst hast das Steuer hiev, bemerke «st jetzt, d« der Gerettete aus ein« Kopfwunde Mtete. hatte jedoch keine Zeit, auf deu Verwunde^ irgendwelche Aufmerksamkeit zu verwenden, ? mußte alle Kräfte anspanneu, damit sein SM nicht dem gleichen Schicksale rum Opfer faA wie das Bertrams uad fie beide iu den Welle" ihr Grab fänden. Ganz allmählich nur ließ di« Gewalt d» Sturmes nach. Das Meer wurde ruhiger Joseph sah mit Genugtuung, dass sie fich nap den Dünen befanden, die, mm es Heller A worden, einer Schneedecke gleich durch die Nack» schimmerten. Nach einigen letzten Anstrengung^ lief das Boot durch die Riffe und es gelM Joseph, zu landen. Kein« d« ander» Fisch« war zu scheu man hatte die da draußen aufgegeben. Josip" zog daS Fahrzeug anS Land und grub A Anker fest. Dann hob « mft seinen starke» Armen deu bewutztlosen Bertram heraus un stapfte mit der schweren Last mühsam den W"» zu Kamillas Hütte hinauf. . , Diese hatte nicht schlafen können. Sie noch immer bei d« Mutter, als an die gepocht wurde. Me hob das Licht empor an öffnete. Mft einem SchreckeuSschrei fuhrst zurück, als sie in der leblosen Gestatt ihren Ma" erkannte. „Tot?" schrie fie in tiefst« Herzensangst- Flein," antwortete Joseph ruhig. . eine kleine Schramme, die nicht von BedemuW ist." Daun legte « den Bewutztlosen aus
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