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»VtLrv )rfer Zeitung" erscheint vie.istag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch dir Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Alit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Verlagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Annahm« »«« Inserat« bi, »„mittag ,« Uh». Inserat« wrrd«n mit zo p für di« Spaltz«il« t«r«chn«. kabellarisch« Satz nach d«s»nd«r«m Laris t- Mp siehst illa. 'sonder» niert. i Stnd. X !. Der / erteilt: ' Saal cht er« l, aße l »Le länger» ale am legene» etränke, rplksei. nst ein lNN. resden Ochsen Kälber lammen ür 50 ' Mt- n und -chlacht« »gewicht 2 Mk. rchlacht» »gewicht 78 bi» 50 Mk. st. neuer .66 bi» anischer ls 197 '00 kg '-16t MM 'te, pro , schie chc und —142 r, alter Wch-c ? netto bkörnig . Buch' ndischec )00 kg to ob" -13,23 90 - iat pro »-220 Druck und Verlag vor. ^ermann Rühle m Krotz-Gkrt'la. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla No. 92. Freitag, den 2. August 1907. 6. Jahrgang. Bekanntmachung. Heute ist der WMf- 2. Termin Staatsgrundsteuer "HW fällig und bi» längsten« den 20. August 1907 an die Ortssteuereinnahme (Gemeindeamt) zu bezahlen. Nach Fristablauf beginnt das gesetzliche BeitceibungSoerfahren. Ottooäork-UorNrnlort, am 1. August 1907. Der Gemeindevorstand. Orrtliches und Sächsisches. Gttendorf.Dkrilla, den p August M7. —* Wir kommen nunmehr zum August Der Erntemonat wird er genannt, weil in ihm alle Früchte ihr« Reife erlangen und geerntet werden können. Der Wein macht allerdings eine Ausnahme, seine Ernte findet erst Ende September und im Oktober statt. Mit den anderen Garten- und Feldfrüchten steht es in diesem Jahre aber nicht so, daß sie zu den gewohnten Zeitpunkt geerntet werden könnten Die Ungunst des Wetters hat die Reife vielfach verzögert. Die Getreideernte ist 1907 um etwa 2 Wochen zurück. Dresden. Am Mittwoch mittag ging ein wollenbruchartiger Regen mit Hag-lschlag nieder, der vielfach großen Schaden anrichtete. — Der Festplatz der Vogelwiese ist infolge de« anhaltenden Regens in «inen Schlammplatz umgewandelt. Der Besuch der Vogelwiese wird durch das schlechte Wetter erheblich be einträchtigt. Auch wird seitens der Markt bezieher über schlechte Geschäfte geklagt. — Der Redakteur der Elbgauprcsse in Llasewitz, von Buttler, der sich mit Lysol zu vergiften versuchte, ist jetzt außer Lebensgefahr und befindet sich im Johannstädter Kranken- Hause, Pirna. Nach dem Beispiele von Dresden Und Leipzig soll die Einrichtung der sog. HauS- »der Heimsparkassen nun auch in Pirna Platz greifen. Diese Hauskassen bestehen bekanntlich darin, daß seitens der Sparkasse feste ver schlossene Büchsen aus Metall auSgegcben werden, zu denen lediglich die Sparkaste den Schlüssel besitzt und durch welche auch das Sparen kleinster Beträge ermöglicht wird. Es «erden vorläufig 100 solcher Büchsen für Pirna beschafft. Gottleuba. Hier stieß man bei dem Auf graben der Straßen für die Legung der Gas uhr« auf Gegenstände aus Gottleubas Vergangenheit. Gut erhaltene Neitersporen, Hellebarden, breite Hufeisen versetzten in die Zeit de» 17. Jahrhunderts zurück. Denn zur Zeit de« 30jähriaen Krieges, im Jahre 1639, hat der kaiserliche Feldmarschall Marzin die dafigr Gegend heimgesucht und die Kirche, in der die Bewohner der Stadt ihre Wertsachen und Rittergut Giesenstein die wichtigsten Akten verwahrten, geplündert und die Kostbar keiten mitgenommen. Die Fundstücke mögen bei der Hast der Plünderung und etwaigen Kämpfen verloren gegangen und von dem Geröll verschüttet worden sein. Au« der sächsisch-böhmischen Schweiz. In Sachsen und Böhmen treibt sich zurzeit ein gewisser „Richard May aus Sebnitz" herum Und besucht Gasthäuser mit Mädchenbedienung. Sobald er in ein Gasthaus kommt, setzt er sich gewöhnlich an einen Tstch in der Nähe eines Fensters, das ihm günstig zum Einflügen er scheint, wirbelt eö in cincm unbewachten Augenblick auf, ver-äßt das Lokal und wartet »m Freien, bis dre Wutslm e schufen, wo er dann durch daö von rhm geöffn-te Fenster ein steigt und stiehlt, was er erwischen kann. May ist 28 Jahre alt, sieht aber älter aus, ist dunkelblond und stets gut gekleidet- Großröhrsdorf. Nach einer dem Gs- Weind-vo.stände gewordenen amtlichen Meldung wird Se. Majestät König Friedrich August Miuwoch, den 21. August, unseren Ort be suchen. Er wird cinhalb elf Uhr hier ein- treffen und gegen einviertcl zwölf Uhr Groß röhrsdorf wieder verlassen. Rodeburg. Im hiesigen Schützenhans be geht der konservative Verein am 11. August sein diesjähriges Sommerfest. Großschönau. Tot aus dem sogenannten Pocheteiche gezogen wurde d-r etwa 70jährige ehemalige Besitzer des „Gasthauses zur Krone", Heinrich Jähne. Er war zurzeit fiüh zur Bahn gegangen, um nach Bautzen zu fahren, wo er gegenwärtig für eine Dresdner Firma Parkettfußboden legte, eine Beschäftigung, die Jähne neben seinem Beruf als Gastwirt mit großem Geschick betrieb. Der Zug hatte jedoch schon den Bahnhof verlassen, als Jähne ankam. Er ging nun mit einem Koffer in der Hand zum sogenannten Pocheteiche und lies direkt ins Wasser. Ein Soldat von einer in der Nähe übenden Abteilung des Zittauer Regimenis sprang dem alten Mann sofort nach und braäte ihn ans Land, alle Wiederbelebungs versuche blieben aber erfolglos. Ostritz. Hier ereignete sich der gewiß seltene Fall, daß eine etwa ein Scheffel große Wiese fast ein Menschenalter hindurch abge- erntct wurde, ohne dem Abernienden zu ge hören. Nach Neuvcrpachtung der dem ver storbenen Fleischermeister Karl Nolle gehörenden Fluren fand man bei Berechnung der Beiträge zur landwirtschaftlichen BerufSgenossenschaft, daß dieser, möglichenfalls auch schon sein Vor- besitzer, die fragliche, hinter dem Hutberge ge legene Wiese Jahr für Jahr abgeerntet hatte, obwohl diese laut Grundbuch und Besitzkonto zu dem Dittrichschen Gute gehörte. Zittau. Vom Nonnenfalter wird die Lausitz und ihre Waldungen furchtbar verwüstet Die Raupen werden scheffelweise zusammen- gcscharrt, bis jetzt sind allein im hiesigen Orte drei Millionen Nonnenraupen gesammelt worden. Interessant ist, daß sich unter den Raupen recht häufig eine schwarze Varietät zeigt, aus der dann auch dunkler gefärbte Falter schlüpfen, Bis jetzt ist kein Ende ab- zusehen. Die Zahl der unter der tiefsten Reisiglage ruhenden Puppen ist enorm. Alle Forstbeamten sind im Verein mit Schulkindern an der Sammelarbeit. Döbeln. In Kklnbauchlitz, im früher Klotzscheschcn Hausgrundstück, dessen jetziger Besitzer in Riesa wohnt, gerieten zwei Haus bewohner, der schlesisch-polnische Arbeiter Glase und die ledige Arbeiterin Helm, wegen des Wäscheaushängens in Streit. Dabei schlug Glase die Helm mit einer Eisenstange mehr mals auf Kopf und Rücken, so daß die Frau drei offene Kopfwunden erhielt und besinnungs los vom Platze getragen werden mußte. Die Wunden sind schwerer Art, aber nicht lebens gefährlich. Mittweida. Wenig Freude erregt bei den hiesigen Fleischern eine amtliche Bekanntmachung des Rateö, die bereits ain 15. August in Kraft tiitt. Danach müssen in Fleischerläden und an Fleisckverkaussständen auf dem Wochen- markte an einem von der Straße aus leicht sichtbaren Platze die Preise, gesondert nach den einzelnen Fleischgattungen, nämlich Ochsen-, Kalben-, Kuh-, Bullen-, Kalb-, Schweine-, Lamm- und Schöpsenfleisch, ferner die Preise für Schinken — im ganzen und ausgewogen — und die verschiedenen Sorten Wurst, in deutlich lesbarer Schrift ungeschrieben sein. Wenn für einzelne Fleischteile verschiedene Preise berechnet werden, so ist dies ebenfalls besonders anzuzeigen. Vor allen sind die Fleischgattungen, ob Ochsen-, Bullen- und Kuhflcisch, von einander zu sondern, die all gemeine Bezeichnung „Rindfleisch" darf nicht mehr gebraucht werden. Dem Fleische, das den Kunden ins Haus gebracht wird, ist die entsprechende Bezeichnung beizufügen und jede Galtung besonders zu packen. Zuwider handlungen gegen diese Verordnung werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu acht Tagen geahndet. Freiberg. In letzter Zeit sind hier fünf Fälle von Geisteskrankheit zu verzeichen. Erst jetzt wieder würbe ein angesehener Handwerks meister aus diesem Grunde in eine Anstalt gebracht. Chemnitz. Eine neue Anleihe in Höhe van 12 Millionen Mark ist zum Ankauf der elektrischen Straßenbahn nölig geworden. Die Anleihe ist in der letzten Ratssitzung genehmigt worden. Bei Erweiterung des Straßenbahn- netzes dürfte zunächst die Verbindung der Schloßvorstadt mit dem Nikolaifriedhof in Frage kommen. Bemerkenswert ist, daß die Stadt anläßlich des Theater- und Museum baues, sowie der Talsperre Neunzehnhain eine Anleihe von 20 Millionen Mark ausgenommen hat. Dorfchemnitz bei Thalheim. Die in der Strumpffabrik von Schletter mit Spuren von Strümpfen beschäftigten acht Schulknaben traten vergangene Woche in den Streik, da ihnen die Firma, eine verlangte Lohnerhöhung von einen halben Pfennig pro Dutzend Strümpfe ver weigert. Erst als die dort beschäftigten Strumpfwirker für dis Knaben verwandten und die Firma den halben Pfennig bewilligt«, nahmen die Kinder, die im Alter von 12 bis 14 Jahren stehen, die Arbeit nach zwei Tagen wieder auf. Leipzig- In Lebensgefahr geriet am Dienstag nachmittag der Monteur Schöbel, als er damit beschäftigt war, in der in der Tauchaer Straße befindlichen Thiemeschen Brauerei an der Dampfesse einen neuen Blitz ableiter anzubringen. An dem Essenkopf war eine Vorrichtung angebracht worden, an der sich Schöbel in sitzender Stellung mittels Seiles Hochziehen und herablassen konnte. Auf noch unaufgeklärte Weise riß plötzlich das Seil. Glücklicherweise gelang es Schöbel noch im letzten Augenblick sich oberhalb des Risses an dem Seile zu halten. In einer Höhe von etwa 25 Metern schwebte er ungefähr eine halbe Stunde lang, bis ihn die sofort benach richtigte Feuerwehr mit Hilfe der großen Schiebeleiter aus seiner sehr gefahrvollen Lage befreite. — Aus der Scheibestraße in Eutritzsch stürzte sich plötzlich ein elfjähriges Mädchen auf ein jüngeres, das Einkäufe besorgen wollte, entriß ihm das Portemonnaie mit 4 Mark Inhalt und verschwand eilig. Von der jugendlichen Räuberin fehlt bi» jetzt noch jede Spur. — Ein 23 Jahre alter Steinmetzgehilfe versuchte sich mit Leuchtgas zu vergifteu. Ein stellungsloser Chauffeur aus Frankreich schnitt sich die Pulsader durch. Beide wurden in das Krankenhaus geschafft. Werdau. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde ein hiesiger Einwohner auf dem Wege von Königswalde nach hier von vier Rowdis im Alter von 18 bis 32 Jahren ohne besonderen Grund überfallen und mit Schlägen traktiert. Dabei wurde der Uebcr- fallene in das linke Ohr gebissen, während einer der Angreifer einen Messerstich in den Leib und einen solchen in den linken Arm er hielt. Beide Verletzte mußten sich in ärztliche Behandlung begehen. Die anderen drei Rowdis, die auf der Sorge und in Königs walde wohnhaft sind, wurden von der Polizei festgestellt, verhaftet und dem hiesigen Amts gericht zugeführt. Die rohe Tat führten die letzteren deshalb aus, weil sie von dem An gesprochenen nicht die Schnapspfennige erhielt«», die sie verlangt hatten. Hohnstädt. Hier fiel die achtjährige Martha Gaitzsch während sie einem Leichen zuge nachschaute, au« dem Giebelfenster eine» Hauses. Das Kind wurde mit zerschmetterten Oberschenkel aufgehoben und ins Grimmaer Krankenhaus gebracht. Elterlein. Schwere Verletzungen erlitt der fünfjährige Sohn eines Gutsbesitzer« im nahen Schwarzbach, der Kleine geriet in ein« Mähmaschine, wobei ihm die Messer der Maschine das linke Fußgelenk fast völlig durch schnitten, so daß das verunglückte Kind in da» Scheibenberger Krankenhaus geschafft wurde, wo ihm der rechte Fuß und ein Teil de» Unterschenkel« abgenommen werden mußte. Schwarzenberg. Wieder machen Zigeuner die hiesige Umgegend unsicher, so mußten von einer etwa 30 Köpfen starken Zigeunerbandt die in vier Wagen von Bockau hierher geleitet wurden, ein Mann und zwei Frauen zurück gehalten werden, letztere wegen Verdachts de» Diebstahls, während der Mann den ihn be gleitenden Schutzmann bedroht hatte. Nachden die Wagen ergebnislos durchsucht worden waren wurde die Bande über Grünstädtel der österreichischen Grenze zugeführt. Lengenfeld i. V. Auf der fiskalischen Straße Lengenfeld-Reichenbach erfolgt« ein heftiger Zusammenstoß zwischen einem Last geschirr und drei Radfahrern. Ein Radfahrer wurde schwer, die andern wurden nur leicht« verletzt. Markneukirchen. Die Errichtung einer großen Fabrik für Violinen und andere Saiteninstrumente wird hier geplant. Di« Unternehmer sollen amerikanische Grobkapitalisten sein, die zahlreiche Millionen zu dem ge- nannten Zwecke zur Verfügung stellen. In einer Zeitungsnotiz wird die fabelhafte Summe von 7b Millionen Dollar» --- 300 Millionen Mark (?) genannt. Der Vertreter der amerikanischen Unternehmer Herr L. C. Smith kündigt in einer Anzeige an, das mit dem Bau der Fabrik sobald als möglich begonnen werden soll. Bevor die Fabrik erbaut sei, habe man sich so gut als möglich in den vorhandenen Räumen einzurichten gesucht. E» sollen schon jetzt Arbeiter engagiert werden, der Wochenlohn soll 35 Mark betragen. Da» wär« ein wesentlich höherer Lohn, al« er hier bisher den besten derartigen Arbeitern gezahlt worden ist. Der durchschnittliche Wochenlohn ist 16—18 M. Herr Smith sagt noch in der erwähnten An zeige: „Diese» Unternehmen bedeutet für Markneukirchen eine erhebliche Erhöhung der Arbeitslöhne, aber auch eine Erhöhung de» Wertes aller bisherigen Anlagen dieser Stadt." Eine Versammlung von G«igenmachern hat sich bereits mit der Angelegenheit beschäftigt. Vorläufig befindet sich das Projekt, soweit e» sich um den Bau einer Fabrik handelt, offenbar in den ersten Anfängen, denn an zuständiger Stelle ist ein Gesuch um Genehmigung de» Baue« usw. bisher nicht «ingegangen. Limbach. Ein schweres Verbrechen verübte eine hier wohnende Frau Eifert, indem sie ein ihr zur Pflege übergebenes zweijähriges Mädchen zu erdrosseln versuchte. Da» Kind wurde von Bewohnern des Hauses noch lebend in einem Kohlenschuppen aufgefunden und hatte noch das Tuch um den Hals. Nachdem es von der Binde befreit war, kam es wieder zu sich, ist aber nun im Krankenhause gestorben. Die Frau wurde verhaftet. Adorf. Der auf hiesigem Bahnhof tätige Stations-Assistent Arendt jagte sich eine Revolverkugel in die Schläfengegend. Der Bahnhofsarzt Dr. Geyh konnte da« Geschoß wieder entfernen. Arendt dürste die Tat au» nervöser Ueberreizung getan haben. Sein Zu stand ist nicht hoffnungslos.